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Read Ebook: Nach Amerika! Ein Volksbuch. Erster Band by Gerst Cker Friedrich

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Ebook has 1044 lines and 63668 words, and 21 pages

>>Ist es denn viel?<< frug seine Frau.

>>Nun, der M?he werth w?r's immer<< sagte Herr Dollinger, >>f?nf Tausend Thaler etwa -- es soll aber auch nicht ?ber Nacht da liegen bleiben, und Lossenwerder hat mir auf heute Abend den Cassirer zu bestellen, das Geld an sicheren Ort zu legen, bis ich morgen dar?ber verf?gt habe.<<

>>Der Lossenwerder verwandte keinen Blick von dem Geld, so lang er im Zimmer war<< sagte die Mutter, mit dem Finger vor sich hindrohend.

>>Lieber Gott, M?tterchen, Du weisst ja aber doch dass er schielt<< vertheidigte ihn lachend Clara -- >>eben so fest und unverwandt hat er mich indessen mit dem andern Auge angesehen; seine Schuld ist's nicht dass er zwei Stellen auf einmal im Auge behalten muss.<<

>>Lasst mir den armen Teufel zufrieden<< sagte aber auch Herr Dollinger -- >>der ist mir n?tzlicher wie zwei von meinen anderen Leuten; mehr zum Nutzen wie Staat freilich, aber Staat will er auch nicht machen. Jetzt ?brigens Kinder wird es Zeit dass wir uns r?sten, und Henkel, Sie m?ssen noch Ihr Pferd holen lassen.<<

>>Ich habe es schon, in der Voraussetzung dass wir bei dem sch?nen Wetter doch wohl eine kleine Parthie machen w?rden, hierher bestellt,<< erwiederte rasch der junge Mann -- w?nschen Sie den Wagen jetzt?<<

>>Ich glaube ja, je eher, desto besser; die Tage sind kurz und wenn wir noch eine Stunde oder zwei fahren wollen, d?rfen wir nicht mehr viel l?nger warten.<<

>>Aber Ihr M?dchen m?chtet Euch ein wenig warm einpacken<< sagte jetzt die Mutter, alles Andere in dem Gedanken an ihre Toilette vergessend -- >>zum still im Wagen Sitzen passt ein Sommerkleid noch nicht und heute Abend wird es k?hl werden.<<

>>Und nicht so lange machen,<< mahnte der Vater, der sich sein Glas noch einmal voll schenkte und leerte; >>der Wagen wird im Augenblick da sein.<<

Der Wagen fuhr auch wirklich kaum zehn Minuten sp?ter vor, Herr Dollinger, der nun seinen Hut und Stock aufgenommen, ging, seine Handschuh anziehend, im Hofe auf und nieder, und endlich erschienen, diesmal in wirklich sehr kurzer Zeit, die Damen, ihre Sitze einzunehmen.

>>Nun, wo ist Henkel?<< sagte Herr Dollinger, sich nach seinem zuk?nftigen Schwiegersohne umschauend, >>ich habe sein Pferd auch noch nicht gesehen; jetzt wird uns der warten lassen.<<

Die Familie hatte indessen im Wagen Platz genommen, und der alte Herr schaute etwas ungeduldig zum Schlag hinaus, als der junge Henkel zum Thor, aber ohne Pferd, hereinkam.

>>Nun? und Sie sitzen noch nicht im Sattel?<< rief er ihm schon von weitem entgegen -- >>das ist eine sch?ne Geschichte; jetzt d?rfen wir den Frauen nie im Leben wieder vorwerfen, dass sie uns warten lassen.<<

>>Ich muss tausend Mal um Entschuldigung bitten,<< sagte der junge Mann, zum Wagen hinantretend, >>aber mein Stallmeister hat mich sitzen lassen. Wenn Sie mir erlauben schicke ich einen der Leute danach, oder gehe selber, es ist nicht weit von hier. Aber thun Sie mir die Liebe und fahren Sie langsam voraus, ich hole Sie in Zeit von zehn Minuten ein.<<

>>Wir k?nnen ja hier warten,<< sagte die Mutter.

>>Ja, wenn die Pferde stehen wollten,<< brummte Herr Dollinger -- >>zieh nicht so fest in die Z?gel Johann, das Handpferd kann das nicht vertragen und wird nur noch immer unruhiger -- wir wollen langsam vorausfahren -- machen Sie aber dass Sie nachkommen; auf dem Balkon vom rothen Drachen trinken wir Kaffee, dort ist eine wundervolle Aussicht -- der Stalljunge mag hin?berlaufen und Ihnen das Pferd holen.<<

Die Pferde zogen in diesem Augenblick an, Henkel musste aus dem Weg springen und verbeugte sich leicht gegen die Damen, von denen ihm Clara freundlich l?chelnd zunickte.

Eine starke Viertelstunde sp?ter sprengte der junge >>Amerikaner,<< seinem Thiere die Sporen gebend, dass es Funken und Kies hintenaus stob, ?ber das Pflaster, zum Entsetzen der Fussg?nger dahin, dem Wagen nach, den er nur erst eine kurze Strecke vor dem bezeichneten Platz wieder einholte. Im Stall wollte Niemand etwas davon gewusst haben, dass er sein Pferd bestellt gehabt -- Einer schob die Vergessenheit nat?rlich auf den Andern, und Dollinger's Stallknecht musste die Leute sogar erst zusammensuchen, bis er das Pferd bekam, deshalb hatte es so lange gedauert. Als er mit demselben zur?ckkehrte, ging der junge Mann in dem kleinen, dicht am Haus liegenden Garten auf und ab, sprang aber dann, dem Burschen ein Trinkgeld zuwerfend, und dessen Entschuldigung nur halb h?rend, rasch in den Sattel und flog, wie vorher erw?hnt, in vollem Carri?re die Strasse nieder.

Er hatte den Hof kaum verlassen, als Lossenwerder, einen grossen, wundersch?n bl?henden Monatsrosenstock unter dem Arm, vorsichtig und wie scheu, dass ihn Niemand gewahre, ?ber den Hof und in die Hinterth?r des Hauses schlich, und sich leise und ger?uschlos die Treppe damit hinaufstahl. Er blieb etwa zehn Minuten im Haus und wollte dann aus derselben Th?r wieder ?ber den Hof zur?ck, als der Stallknecht aus der Futterkammer kam. Unschl?ssig blieb der kleine Mann eine kurze Zeit hinter der Th?r stehen, und schlich sich dann, als der Bursche den Platz nicht verlassen wollte, vorn zur Hausth?r hinaus auf die Strasse, den Weg nach seiner Wohnung einschlagend.

Capitel 2.

DER ROTHE DRACHEN.

Der >>rothe Drachen<<, ein Wirthshaus, das wegen seines vortrefflichen Bieres, wie sonst mancher sch?tzenswerthen Eigenschaften einen sehr guten Namen hatte, lag etwa eine halbe Stunde von Heilingen, an der grossen Landstrasse, die gen Norden f?hrte. Ein freundlicher Thalgrund umschloss Haus und Garten und die dunklen, den Gipfel des n?chsten Hanges kr?nenden Nadelh?lzer hoben nur noch mehr das freundliche Gr?n der jungen Birken und Weisseichen hervor, die sich ?ber die niedere Abdachung erstreckten, und bis scharf hinan an den hocheingefriedigten und sorgf?ltig in Ordnung gehaltenen Frucht-, Gem?se- und Blumengarten des Hauses selber lehnten.

Es war ein warmer, sonniger Fr?hlingsnachmittag; der Bach, der am Hause dicht vorbeirieselte, pl?tscherte und sch?umte in frischem jugendlichen Uebermuth, des Eises H?lle, die ihn so lange gefangen gehalten oder doch fest und ?ngstlich eingeklemmt, nun endlich einmal enthoben zu sein, und die V?gel zwitscherten so froh und munter in den Zweigen der alten knorrigen Linde, die unfern der Th?re stand, und flatterten und suchten her?ber und hin?ber, aus den bl?henden Obstb?umen fort ?ber den Hof und von dem Hof wieder fort in dicht versteckten Ast und Zweig hinein, mit einem gefundenen Strohhalm oder einer erbeuteten Feder im Schnabel, dass Einem das Herz ordentlich aufging ?ber das rege gl?ckliche Leben. Und wie blau spannte sich der Himmel ?ber die bl?hende, knospende Welt, wie leicht und licht zogen weisse duftige Wolken, Schw?nen gleich, durch den Aether hin, farbige, fl?chtige Schatten werfend ?ber Wiesen und Feld und die weite Thalesflucht, die sich dem Auge in die Ferne ?ffnete und dem leuchtenden Blick neue Sch?tze bot, wohin er fiel.

Ein warmer erquickender Regen war die letzten Tage gefallen, und so gut er dem Land gethan, hatte er doch die Bewohner des nahen St?dtchens in ihre H?user und Strassen gebannt gehalten, von wo aus sie sehns?chtig die nahen gr?nenden Berge theils, theils die dunklen Wolken betrachteten, die nicht nachlassen wollten Segen auf die Fluren niederzutr?ufeln. Heute aber hatte sich das ge?ndert; voll und warm gl?hte die Sonne am Himmelszelt und hinaus str?mten sie in jubelnden Schaaren, hinaus in's Freie. Der >>rothe Drachen<< vor allen anderen Pl?tzen, der so reizend an der Oeffnung des Thales lag und die Aussicht bot in das darunter liegende freie Land, hatte dabei sein reichlich Theil erhalten der fr?hlichen Schaar, dass die Wirthin mit ihren Kellnern und M?gden nicht H?nde genug hatte zu schaffen und herzurichten, und die Tische und B?nke im Garten draussen fast alle besetzt waren rund herum von Schmausenden.

Der >>rothe Drachen<< sollte ?brigens, wie die Sage ging, seinen Namen von einem wirklichen Drachen bekommen haben, der einmal vor vielen hundert Jahren in der Schlucht weiter oben, die auch noch ebenfalls nach ihm die Drachenschlucht hiess, gehaust und viele Menschen und Rinder verschlungen hatte. Der Wirth des >>rothen Drachen<< nun, Thuegut Lobsich, dessen Voreltern schon diesen Platz gehalten, behauptete dabei, Einer seiner >>Ahnen<< habe den Drachen im Einzelkampf erlegt -- und daf?r von dem damals regierenden F?rsten Platz und Wirtschaft als Gerechtsame, mit dem Schild als Wahrzeichen, erhalten.

Wie dem auch sei, Thuegut Lobsich that wirklich gut auf dem Platz, der ihm vortreffliche Nahrung bot, und befand sich so wohl, wie sich nur ein Wirth in einer gut gelegenen Wirthschaft befinden kann. Seine Frau war aber dabei der Nerv des Ganzen, in K?che und Stall, in Keller und Haus, und w?hrend sich Vater Lobsich, wie er sich gern nennen liess, obgleich er noch jung und r?stig war, am Liebsten zu seinen G?sten irgendwo an einen Tisch dr?ckte und >>das Bier controllirte<<, wie er sagte, dass ihm die Burschen kein Saures brachten und die G?ste verjagten, arbeitete die Frau im Schweisse ihres Angesichts vor dem Heerd, die bestellten Portionen herzurichten und zu gleicher Zeit auch den Verkauf von Kaffee, Thee, Milch und Kuchen zu ?berwachen. Dabei f?hrte sie die Kasse und rechnete mit Kellnern und M?dchen ab, und wehe denen, die eine halbe Portion Kaffee oder Kuchen vergessen, ein nichtbezahltes Glas nicht aufnotirt oder einem schlechten Kunden noch einmal gegen den direkt gegebenen Befehl geborgt hatten.

B?se Zungen meinten dabei nicht selten, Frau Lobsich sei der >>einzige Mann im Hause<< und Thuegut d?rfe nur tanzen, wenn sie nicht daheim w?re; b?se Zungen erw?hnten dann aber nicht dabei, dass sie wirklich allein das Hauswesen in Zucht und Ordnung hielt, und so scharf und heftig sie draussen in K?che und Wirtschaft, wo sie fremde Leute doch auch eigentlich nur zu sehen bekamen, sein konnte, und so grosse Ursache sie dabei oft hatte ?rgerlich zu sein, und die Ursache dann auch f?r vollkommen gen?gend hielt, es wirklich zu werden, so still und freundlich konnte sie sich betragen, wenn sie allein mit ihrem Manne war, und so gern gab sie ihm in Allem nach, was nicht eben zu Ruin und Schaden trieb. Salome Lobsich war das Muster einer Hausfrau, und was ebensoviel sagen will, eine gute Gattin dabei -- ob ihr Mann dasselbe auch von sich sagen konnte, stand auf einem anderen Blatt.

Zu diesen geh?rte besonders Jacob Kellmann, ein K?rschner und Pelzh?ndler aus Heilingen, dann der Aktuar Ledermann von dort, eine lange hagere, etwas ungeschickte Gestalt, mit aber nicht unangenehmen, gutm?thigen Gesichtsz?gen, und der Apotheker aus Heilingen, Schollfeld mit Namen, die es gew?hnlich so einzurichten wussten, dass sie an einen Tisch mit einander zu sitzen kamen. Lobsich nahm ebenfalls am Liebsten zwischen dieser kleinen Gesellschaft Platz, und nur dann und wann, besonders wenn er die Stimme seiner Frau irgendwo h?rte, stand er auf und ging einmal durch den Garten und die Reihen seiner G?ste, zu sehn ob Alle ordentlich bedient w?rden, und keine Klagen einliefen gegen unaufmerksame Kellner, die er in dem Fall auch wohl gleich an Ort und Stelle mit einem Knuff oder einer Ohrfeige abstrafte, als warnendes Beispiel. Er musste an irgend Jemand seinen Aerger auslassen, dass er nicht bei seinem Biere konnte sitzen bleiben.

>>Ist doch ein prachtvolles Wetter heute,<< sagte Kellmann, der eben einen t?chtigen Zug aus seinem Glase gethan, und nun mit vollem zufriedenen Blick ?ber das freundliche Bild hinaus schaute, das sich, von der warmen Nachmittagssonne beschienen, in all seinem blitzenden Glanz und Farbenschimmer vor ihnen aufrollte >>und es w?chst und gedeiht Alles draussen so sch?n und steht so pr?chtig -- merkw?rdig dabei, dass Alles so theuer bleibt, und die Preise, statt herunter zu gehen, immer nur steigen und steigen.<<

>>Ja das weiss Gott,<< seufzte der Aktuar, dem der Gedanke selbst den Geschmack am Bier wieder zu verderben schien, denn er setzte das schon zum Mund gehobene Glas unber?hrt vor sich nieder -- >>und wenn das noch eine Weile so fort geht, k?nnen wir alle mit einander verhungern oder davonlaufen.<<

>>Nun Ihr habt gut reden,<< sagte Kellmann, >>Ihr bekommt vom Staat Euer Gewisses und k?nnt Euch genau danach einrichten -- Euer Geld muss Euch werden, wenn der erste jedes Monats kommt, unsereins h?ngt aber allein von den Zeiten ab, und wenn die Lebensmittel knapp werden, kauft Niemand einen Pelz. Holz will auch sein und daran kann sich nachher die ganze Familie w?rmen.<<

>>Ach geht mit Eueren erb?rmlichen Lamentationen an solch freundlichem Tag,<< fiel ihm der Wirth hier in die Rede, der sich erst vor ein paar Augenblicken wieder mit zum Tisch gesetzt und schon eine ganze Weile ungeduldig mit dem Kopf gesch?ttelt hatte. >>Das Reden macht's nicht besser und St?hnen und Seufzen hilft auch Nichts -- Kopf oben, das ist die Hauptsache; das andere macht sich von selber -- aber hallo<< -- unterbrach er sich pl?tzlich, von seinem Sitze aufstehend und die Strasse hinunterzeigend, die in das weite Thal f?hrte -- >>was kommt dort f?r ein Trupp den Weg entlang?<< -- und in der That wurde dort oben ein ganzer Zug M?nner, Frauen und Kinder mit kleinen Handkarren und ein paar einsp?nnigen W?gelchen sichtbar.

>>Das sind Auswanderer!<< rief Jacob Kellmann, von seinem Stuhl aufspringend und dem Zug entgegenschauend -- >>seht nur ein Mensch an, wieder ein ganzer Schwarm aus dem Hessischen; Heiland der Welt, da muss doch endlich einmal Platz werden.<<

>>Na nu ist wieder der Frieden beim Henker,<< rief aber der Apotheker m?rrisch -- >>hier Lobsich setzt Euch auf Eueren Stuhl und trinkt Euer Bier aus, und Ihr Kellmann, lasst das Volk da draussen laufen, wohin sie wollen -- unzufriedene Bande, die es ist und die es nirgends gut genug kriegen kann, wo ihr nicht das Confekt auf goldenen Tellern pr?sentirt wird. Na kommt nur hin?ber, wenn Euch hier der Hafer zu sehr sticht -- Euch werden sie schon noch das Fell ?ber die Ohren ziehn, dass Ihr am hellen lichten Tag die Sterne zu sehn bekommt.<<

>>Nein was f?r ein Zug!<< rief aber Kellmann, die langsam n?her kommende Schaar mit unverkennbarem Interesse betrachtend; >>die armen Teufel.<<

>>H?rt Kellmann,<< rief aber Schollfeld ?rgerlich, >>tretet mir da ein wenig aus dem Weg, dass ich auch was sehen kann, und setzt Euch wieder, ich d?chte doch wahrhaftig, Auswanderer hier an der Strasse w?ren nichts so besonders Neues, dass Ihr Maul und Nase aufsperrt und thut, als ob Euch so etwas noch nicht im ganzen Leben vorgekommen w?re.<<

Der Zug war indessen n?her gekommen und Lobsich rasch in das Haus gegangen Bier herbeizuschaffen, da sich bei solchen Trupps gew?hnlich eine Menge junge Burschen befanden, die noch Geld im Beutel und immer frischen Durst hatten; um so mehr, da das Bergesteigen heute wirklich warm und den Hals trocken machte.

Die ersten W?gen passirten still vorbei; die F?hrer warfen einen langen, vielleicht sehns?chtigen Blick nach den behaglich hinter ihren Tischen sitzenden G?sten und dem k?hlen funkelnden Bier hin?ber, aber hielten nicht an, sich l?ngere Rast daf?r auf den Abend versprechend. Nur von den Fussg?ngern blieben mehre Trupps unfern der Linde, unter der unsere kleine Gesellschaft sass, und nicht weit von der Gartenth?re stehn, und w?hrend ein paar der M?nner dem Kellner winkten, ihnen Bier herauszubringen, als ob sie sich scheuten in ihrer bestaubten schmuzigen Kleidung, mit der schweissbedeckten Stirn, zwischen die geputzten und jetzt nach ihnen her?bersehenden Gruppen hineinzugehn, hielt ein Trupp Frauen ebenfalls dort. Angezogen von der pl?tzlichen weiten und freien Aussicht, die ihnen hier nach unten zu das Thal ?ffnete, durch das sie gekommen, blieben sie erfreut und ?berrascht stehn und schauten dabei auf das reizende Bild hin, das wie mit einem Schlage so vor ihnen in's Leben sprang.

>>Heiland der Welt, Lisbeth,<< rief ein junges, sechzehnj?hriges M?dchen der, vielleicht zwei Jahr ?lteren Schwester zu -- >>dort dr?ben liegt Holstetten, und von da ist's nur noch neun Stunden zu Haus -- dahinter kann ich den weissen Weg durch's schwarze Nadelholz sehn, der hin?berf?hrt nach Krisheim.<<

>>Ja Marie,<< antwortete das M?dchen, und w?hrend sie sprach, liefen ihr die grossen hellen Z?hren an den bleichen Wangen nieder, >>gleich hinter dem Berg dort muss die Windm?hle liegen, und dann kommt Bachstetten und nachher<< -- sie konnte nicht mehr sprechen, das Herz war ihr zu voll und sie mochte doch nicht das der Schwester, wenn diese ihren Schmerz sah, noch schwerer machen. Aber zur?ckd?mmen liess sich das auch nicht, die Wunde war noch zu frisch und blutete zu stark, und beide M?dchen standen wenige Minuten still und weinend da, die sch?nen thr?nen?berstr?mten Z?ge den ihr n?chsten Menschen ab- und der verlassenen Heimath, die sie wohl nie im Leben wieder schauen sollten, zugekehrt.

>>Ob auch wohl Martha der Mutter Grab ordentlich h?lt und pflegt, wie sie es versprochen,<< brach die J?ngste endlich wieder mit leiser kaum h?rbarer Stimme das Schweigen.

>>Sie hat's ja versprochen,<< fl?sterte fast eben so leise die Schwester zur?ck, >>aber -- -- -- -- so lieb wird sie's doch nicht haben wie wir.<<

>>Komm Lisbeth,<< sagte die J?ngere wieder und ergriff, ohne sie aber dabei anzusehn, der Schwester Hand -- >>wir wollen gehn -- die Wagen sind schon ein St?ck voraus.<<

Beide M?dchen nickten leise und kaum bemerkbar der verlassenen Heimath zu und schritten dann schweigend Hand in Hand den Weg entlang, der nach und durch Heilingen f?hrte, ihre weite, unbekannte Bahn.

>>He Marie, Lisbeth!<< rief sie der Vater an, der eben an der Th?r des Gartens ein Glas Bier von einem der Kellner erhalten hatte -- >>wollt Ihr einmal trinken Kinder?<<

>>Ich danke Vater,<< sagte Marie zur?ck, ohne sich umzusehn oder stehn zu bleiben, >>wir sind nicht durstig.<<

>>Woher des Wegs Ihr Leute?<< wandte sich jetzt Kellmann, der trotz Schollfeld's ?rgerlichen Worten zu dem Alten getreten war, an diesen.

>>Aus Hessen,<< sagte der Mann ruhig und that einen langen durstigen Zug aus dem, mit dem trefflichen Bier gef?llten, sch?umenden Glas.

>>Und wohin?<<

>>Nach Amerika.<<

>>Hm -- ist ein weiter Weg -- ist Euch wohl schlecht gegangen hier im Lande?<< sagte Kellmann, die kr?ftige und doch gramgebeugte Gestalt des alten Landmanns teilnehmend betrachtend.

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