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Read Ebook: Geschichte der Englischen Sprache und Literatur von den ältesten Zeiten bis zur Einführung der Buchdruckerkunst by Behnsch Ottomar

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Ebook has 740 lines and 84648 words, and 15 pages

Vorrede

Erste Periode: Die angels?chsische Zeit

Zweite Periode: Die norm?nnische Zeit Erstes Eindringen der franz?sischen Sprache.

Dritte Periode: Die altenglische Zeit Entstehung des englischen Volkes.-- Gr?ndung der englischen Universit?ten.-- Entartung des Franz?sischen in England.-- Angels?chsische W?rter dringen in das Franz?sische.-- Mischung beider Sprachen.-- Lateinisch, die Sprache der Gelehrsamkeit u. des Rechtes.-- Franz?sich, die Sprache der Bildung.-- Das Englische wird Unterrichtssprache.-- Das Englische wird Rechtssprache.-- Das Franz?sische bleibt noch Hofsprache.-- Die englische Sprache im Parlament.-- Die englische Sprache wird die herrschende.

+Vorrede.+

Die erste englische literaturgeschichte wurde als ein beitrag zu Chambers' Educational Course unter dem titel History of the English Language and Literature, 8. Edinburgh 1835, von R. Chambers herausgegeben und seitdem mehrere male neu aufgelegt. Die f?r die sprachbildung wichtigste periode von der gr?ndung der angels?chsischen herrschaft bis zum jahre 1400 wird indessen in diesem ?bersichtlichen, f?r den ,,general reader" bestimmten kleinen buche auf nur zehn seiten abgehandelt; auch hat der verfasser, welcher sich ?ber Chaucer's veraltetes Englisch beklagt, der alten sprache, wenn und wo nur m?glich, ein modernes gewand geliehen. Nach demselben plane ist ein gr?sseres werk, Cyclopaedia of English Literature, edited by R. Chambers, 2 vols. 8. Edinb. 1844, bearbeitet, indem darin die altenglische literatur bis zum jahre 1400 nur mit f?nf und dreissig druckseiten bedacht und fast ?berall eine modernisirte orthographie eingef?hrt worden ist.

Die in Deutschland erschienenen englischen chrestomathien lassen ebenfalls die alte sprache und literatur England's unber?cksichtigt. Das handbuch der englischen sprache und literatur von H. Nolte und L. Ideler, 4 Bde. 8. Berlin, beginnt seinen prosaischen theil mit Bacon, und den poetischen mit Chaucer. Die vorz?gliche Sammlung Herrig's, The British Classical Authors, 8. Braunschw. 1850, er?ffnet die englische und schottische poesie mit Chaucer und Barbour, und die englische prosa mit Wycliffe. Auch das neueste werk dieser art, das handbuch der englischen literatur, von A. Boltz und H. Franz, 2 Bde. 8. Berlin, 1852, f?hrt nach einer kurzen sprachlichen einleitung Chaucer und Gower als ?lteste dichter, so wie den ersteren und Wycliffe als erste prosaiker der englischen literatur auf.

+Einleitung.+

Die alten griechischen schriftsteller wussten wenig von dem westlichen und n?rdlichen Europa. Herodot erz?hlt nur, dass der ?usserste westen Europa's von einem volke bewohnt war, welches er Kyneten oder Kynesier nennt, und dass die Kelten in den anstossenden l?ndern wohnten . Die brittischen inseln kennt Herodot unter dem namen Kassiteriden, von denen die Ph?nicier das zinn holten . Der autor des dem Aristoteles zugeschriebenen buches ,,von der welt" wusste bereits, dass jenseits der s?ulen des Hercules in dem ocean zwei grosse inseln Albion und Ierne , die britannischen genannt, jenseits der Kelten l?gen, und in dem orphischen argonautengedicht kommt die insel Iernis vor. Dieses ist die ?lteste kunde von den namen dieser inseln, welche auch von Polybius nicht vermehrt wird, indem er ebenfalls nur die britannischen inseln als die fundorte des zinns bezeichnet. Strabo verbindet die namen der Kassiteriden und britannischen inseln. Ausser den Ph?niciern hatten auch die kaufleute von Karthago und Tartessus die zinninseln unter dem namen Oestrymniden kennen gelernt, welche in der n?he von Albion und zwei tagereisen zur see von Ierne lagen. Auch die phoc?ische colonie Massilia und Narbo in Gallien trieben den zinnhandel ?ber land. Nachdem das zinn, wie Diodorus Siculus berichtet, von seinem fundorte nach der insel Ictis vor Britannien gebracht und von da nach Gallien hin?bergef?hrt worden war, wurde es auf packpferden in dreissig tagereisen bis nach Narbo und nach Massilia bef?rdert . Die R?mer konnten trotz der eifrigen nachfrage Scipio's in Massilia und Narbo nichts n?heres ?ber die eigentlichen fundorte des zinnes erfahren. Erst Publius Crassus, wahrscheinlich von C?sar gegen ende des ersten gallischen feldzugs zur unterwerfung der gallischen st?mme am kanal ausgeschickt, entdeckte den weg des zinnhandels. C?sar's ?bergang nach Britannien im jahre 60 v. Chr. l?ftete den schleier g?nzlich. Seine berichte ?ber die britannischen inseln erw?hnen bereits das um die h?lfte kleinere Irland unter dem namen Hibernia und eine zwischen diesem und Britannien liegende kleinere insel Mona, so wie mehrere n?rdlich gelegene kleine inseln.

Nach C?sar waren die bewohner des innern von Britannien die ureinwohner der insel und keltischen stammes, w?hrend die k?sten mit belgischen colonien, welche den namen ihrer mutterst?mme auf dem festlande f?hrten, besetzt waren. Die belgischen einwanderer, wahrscheinlich ebenfalls von keltischer abkunft, besassen geb?ude nach sitte der Gallier, bedienten sich abgewogener st?cke erzes als geld, trieben ackerbau und viehzucht und waren weit gebildeter als die brittischen ureinwohner, welche von milch und fleisch lebten, sich t?towirten und in thierh?ute kleideten. Von jenen Belgen besassen wiederum die bewohner von Cantium die meiste bildung. Diodorus Siculus berichtet, dass auch die bewohner des belerischen Vorgebirges wegen des grossen, durch den zinnhandel entstandenen Verkehrs mit fremden feinere sitten hatten.

Die von C?sar besiegten Britten bem?hten sich bald um die freundschaft ihrer sieger und unterhielten einen lebhaften verkehr mit Rom unter Augustus und Tiberius. W?hrend der regierung des letzteren hatte in Britannien Cunobelinus die gr?sste gewalt, welcher unter dem namen Cymbeline gegenstand der muse Shakespeare's geworden ist. Nach Cunobelin's tode entstanden innere unruhen in Britannien, welche den R?mern eine erw?nschte gelegenheit gaben, das land zur provinz zu machen. Der kaiser Claudius sandte im jahre 43 n. Chr. zuerst den Aulus Plautius nach Britannien, worauf er sich selbst dorthin begab, die s?hne des Cunobelinus besiegte, deren hauptstadt Camulodunum in Essex einnahm und die herrschaft der R?mer im s?dosten von England befestigte. Vespasian f?gte den s?dwesten der r?mischen provinz zu, welche der Propraetor Ostorius Scapula mit einer reihe von befestigten l?gern oder forts vom Avon zum Severn besch?tzte. Derselbe befestigte Camulodunum und machte es zum hauptquartier der R?mer; die stadt wurde als colonia mit ?ffentlichen geb?uden und einem tempel des Claudius geschm?ckt, das eroberte land in ihrer n?he aber unter die veteranen der legionen vertheilt. Nach mannigfachen blutigen k?mpfen mit den gegen das r?mische joch anstrebenden Britten, in denen einerseits der sitz der druidischen macht auf der insel Mona von Suetonius Paullinus zerst?rt, und andererseits Camulodunum und der emporstrebende handelsort Londinium von den eingeborenen unter ihrer anf?hrerin Boadicea verw?stet und gepl?ndert wurden, gelang es endlich dem r?mischen f?hrer Agricola, welcher eine menge castella in Britannien angelegt und im jahre 81 eine anzahl forts quer ?ber die insel von der m?ndung des Clyde bis zum Forth gezogen hatte, ganz Britannien im jahre 84 unter die herrschaft der R?mer zu bringen. Dieser tapfere general, dessen flotte ganz Britannien umschiffte und die Orkneys besuchte, machte sogar einen einfall in Irland.

Nunmehr hatten die verschiedenen keltischen st?mme in Britannien, denn brittisches volk kann man wohl nicht sagen, ihre unabh?ngigkeit zum gr?ssten theil auf immer verloren. Ihre nationalit?t war damit gebrochen und wurde noch mehr geschw?cht, als die neuen herrscher ihr provinzielles verwaltungssystem auf die neue eroberung ?bertrugen, das land mit legionen und hilfstruppen ?berzogen und befestigte st?dte bauten; aus den wilden, aber freien Britten wurden r?mische unterthanen und leibeigene. Zwar z?hlt noch Ptolem?us in seiner geographie eine menge keltischer st?mme in Britannien zugleich mit ihren wohnsitzen auf, allein ihre namen verschwinden nach und nach. Nur diejenigen Kelten, welche in den gebirgen von Wales, oder von Schottland hausten, behielten noch lange ihre wildheit und zum theil ihre unabh?ngigkeit, indem sie sich auf das, wenn auch von den R?mern angegriffene, aber nicht unterworfene Irland und dessen stammverwandte bewohner st?tzen konnten.

Die sprache der alten Britannier zu jener zeit, als die R?mer ihre siegreichen adler von Gallien aus nach Britannien trugen, war ein zweig des alten Keltischen, welches im ganzen westlichen Europa gesprochen wurde, gegenw?rtig aber nur noch in Wales, in den hochlanden und auf den inseln von Schottland, in Irland und auf der insel Man unter dem namen des Welschen, Gaelischen, Ersischen und Mankschen lebt, auf dem festlande aber sich noch in d?rftigen tr?mmern in der Bretagne und vielleicht am biskayischen meerbusen erhalten hat.

Das heutige Englisch hat von jener einst so weitverbreiteten und in Britannien ausschliesslich gesprochenen sprache ausser einer betr?chtlichen anzahl eigener namen zur bezeichnung von orten, bergen und fl?ssen nur sehr wenige w?rter und die meisten derselben erst in neuerer zeit angenommen. Schriftliche denkmale der alten keltischen zeit existiren nicht mehr. Die Druiden, deren vernichtung die R?mer eifrig betrieben, da sie in ihnen die erhalter der keltischen nationalit?t sahen und f?rchteten, hielten es nach C?sar's erz?hlung f?r unziemlich, ihre lehren der schrift zu ?bergeben und ?berlieferten dieselben, so wie die volksmythen und volkspoesien nur m?ndlich . Die brittischen m?nzen, deren mehrere erhalten sind, waren nachahmungen der r?mischen und enthalten nur r?mische schriftzeichen.

Das r?mische Britannien stand bald in eben so lebhaftem verkehr mit Rom und den provinzen des weltreichs, als Gallien, wozu Britannien der verwaltung nach lange zeit gerechnet wurde. Die triumphe der r?mischen heerf?hrer und imperatoren ?ber Britannien wurden als siege ?ber die bewohner der enden der erde zu Rom nicht minder durch gl?nzende aufz?ge als durch lobreden der ersten geister Rom's gefeiert. Auch die gen?sse und herrlichkeiten, welche Britannien bot, wurden dabei nicht ?bersehen. Juvenal besingt die brittischen austern aus Rutupiae :

Rutopinove edita fundo ostrea,

und schildert die wallfische der brittischen gew?sser:

Quanto delphinis balaena britannica major.

Martial schrieb ein epigramm auf die zierliche gestalt einer sch?nen Brittin, welche er Claudia Rufina nennt.

Daf?r trug aber auch Rom seine cultur, der Gallien schon in so hohem masse theilhaftig geworden war, nach Britannien. Martial br?stet sich:

Dicitur et nostros cantare Britannia versus;

und Juvenal feiert die ausbreitung der klassischen gelehrsamkeit und redekunst von Gallien aus nach Britannien:

Nunc totus Graias nostrasque habet orbis Athenas: Gallia causidicos docuit facunda Britannos; De conducendo loquitur jam rhetore Thule.

Die r?mischen legionen und zustr?menden bewohner aus allen gegenden des r?mischen weltreiches ver?nderten auch das ?ussere aussehen des landes; ?berall entstanden aus den stehenden l?gern und in der n?he der r?mischen forts ?rter und st?dte, welche durch ein umfassendes strassensystem mit einander verbunden waren; tempel und alt?re, villen, s?ulenhallen, b?der, kostbares mosaik und alle andern sch?pfungen der r?mischen baukunst fanden sich in Britannien. Schon Tacitus spricht von London als einem grossen handelsorte, und Ptolem?us erw?hnt eine menge r?misch-brittischer st?dte, darunter Rutupiae als hauptlandungspunkt vom festlande aus, Darvernum oder Durovernum , Venta , Aquae calidae , Ischalis , Durnovaria , Saliva , Corinium , Camulodunum , Verulamium , Lindum , Ratae , Eburacum , Isurium , Caturactonium , Olicana , Epiacum , Vinnovium , Deva , Viroconium u.s.w. Allein im norden z?hlt Ptolem?us mehr als zwanzig gr?ssere st?dte auf.

W?hrend sich die R?mer so in den fruchtbaren niederungen des s?dlichen und ?stlichen England's ausbreiteten und befestigten, wurden die schwer zug?nglichen gebirge im westen und norden die nat?rlichen festen der alten aus ihren fr?heren besitzungen verjagten Kelten, welche sich zun?chst von der Sylva Caledonica im norden unter dem namen Caledonier den r?mischen besitzungen so furchtbar und bekannt machten, dass der gesammten alten keltischen und unabh?ngigen gebirgsbev?lkerung Britanniens der name Caledonier zu theil wurde. Als der kaiser Hadrian im jahre 120 pers?nlich nach Britannien kam, war es seine hauptsorge, diese Caledonier zur?ckzutreiben und zu ihrer abwehr quer ?ber die insel eine 70 englische meilen lange, ununterbrochene, massive mauer vom Solway bis zum Tyne aufzuf?hren, welche auf der s?dlichen seite durch einen erdwall und tiefen graben vermehrte sicherheit erhielt und ausserdem noch von 23 stationspl?tzen mit dazwischen liegenden forts und wachtth?rmen gesch?tzt wurde. Unter dem nachfolger Hadrian's, dem kaiser Antoninus Pius, trieb der propr?tor Lollius Urbicus die Caledonier noch weiter zur?ck und f?hrte eine neue befestigungslinie mit forts und th?rmen weiter nach norden quer ?ber das land vom Forth bis zum Clyde, indem er dabei alte, schon von Agricola angelegte befestigungen ben?tzte. Die verbindung der forts war durch einen ununterbrochenen erdwall hergestellt, welcher zu ehren des kaisers den namen Antonin's wall erhielt. Gegenw?rtig heisst dieser wall Graham's Dike, und die mauer Hadrian's ist unter dem namen Pictenmauer bekannt.

Es wurden jetzt auch in Britannien die vorboten des nahenden verfalles der r?merherrschaft in dem streite um den besitz des kaiserthrones sichtbar. Auch die britannischen heerf?hrer nahmen mit den in Britannien befindlichen legionen daran theil. Pertinax war kurze zeit kaiser, und Albinus wurde erst nach schwerem kampfe im jahre 197 von Severus bei Lyon besiegt und get?dtet. W?hrend dieser k?mpfe, durch welche die aufmerksamkeit der r?mischen soldaten nach s?den gelenkt wurde, erneuerten die Caledonier ihre einf?lle. Zu gleicher zeit tritt an der n?rdlichen ostk?ste England's, unmittelbar n?rdlich von dem Antonin's walle ein neues streitbares volk gegen die R?mer auf, welches von Dio Cassius M?aten genannt wird, deren r?ckzug der nach Albinus tode von Severus zum propr?tor ernannte Virius Lupus nur mit golde erkaufen konnte. Die pl?tzliche erscheinung dieser M?aten zwischen den jenseits derselben hausenden Caledoniern und den R?mern hat zu der annahme veranlassung gegeben, dass sie ein ?ber das meer gekommener skandinavischer stamm gewesen seien. Sicheres ist nicht aufzufinden, indem ihr name bald wieder verschwindet. Als Virius Lupus nach einigen jahren dem erneuten andr?ngen der n?rdlichen feinde keinen erfolgreichen widerstand leisten konnte, eilte der kaiser Severus im jahre 208 nebst seinen beiden s?hnen Geta und Caracalla durch Gallien mit einem grossen heere nach Britannien und drang im folgenden jahre nach Herodian's bericht unter uns?glichen beschwerden und ununterbrochenen k?mpfen durch gebirge, w?lder und s?mpfe bis an die n?rdlichste k?ste Britannien's vor, durch welchen zug es zum ersten mal ?ber allen zweifei erhoben wurde, dass Britannien eine insel sei. Gegen ende des Jahres 209 kehrte Severus nach Eburacum zur?ck, wo er am 4. februar 211 starb.

In den folgenden jahren der schw?che des r?mischen reiches zeigte sich bei den befehlshabern in Britannien die neigung, sich unabh?ngig zu machen, welches auch dem Carausius unter der regierung des Diocletian gelang. Unterdessen ging eine grosse ver?nderung im norden vor. Man nimmt nach einer sp?teren, zu Beda's zeit bekannten ?berlieferung an, dass einwanderer aus Irland unter einem f?hrer, welcher Reuda genannt wird, in das westliche Schottland drangen und die grundlage desjenigen Volkes wurden, das sp?ter dem ganzen norden von Britannien den namen Schottland gab. Die alten Caledonier und die j?ngeren M?aten verschwinden von dem geschichtlichen schauplatz, und an ihre stelle treten die Picten und Scoten nebst einem neuen stamme, den Attacotten, deren wildheit bald gef?rchtet wurde. In diese zeit fallen auch die ersten streif- und raubz?ge der germanischen und scandinavischen seefahrer nach den ?stlichen und s?d?stlichen k?sten Britannien's. Um diesen einf?llen zu begegnen, wurde eine reihe forts an den s?d?stlichen k?sten errichtet und zu Gessoriacum in Gallien, ferner in den h?fen des heutigen Kent, Sussex und Hampshire eine bewaffnete flotte unterhalten. Ein Bataver aus dem stamme der Menapier, Carausius, schwang sich zum oberbefehlshaber der flotte auf und errang viele siege ?ber die seer?uber. Durch seine erfolge k?hn gemacht, verband er sich mit den deutschen st?mmen auf der Britannien zun?chst liegenden nordk?ste des festlandes, bem?chtigte sich Gessoriacum's, des schl?sseis zur ?berfahrt nach Britannien, und machte sich zum mitkaiser Diocletian's und Maximian's, welche w?rde und macht er w?hrend eines zeitraumes von sieben jahren 287 bis 293 zu behaupten verstand, indem er zugleich die seer?uber und die Scoten von den grenzen zur?ckhielt. Seine macht endete mit seinem tode, den er von der hand des Allectus erhielt, welcher sich bis 296 als herrscher behauptete, in welchem Jahre Constantius seine truppen schlug, und Allectus in der schlacht das leben verlor. Constantius selbst starb 306 zu York, der r?mischen hauptstadt von Nordbritannien, worauf sein sohn Constantin der grosse noch bis 312 in Britannien blieb, ehe er alleinherrscher der r?mischen welt wurde. Die folgenden inneren kriege um den r?mischen thron entbl?ssten Britannien von truppen, weshalb die Picten und Scoten ihre raubz?ge in den s?den des landes erneuerten. Sie wurden von dem magister armorum Lupicinus mit in der eile zusammengerafften Herulern, M?siern und Batavern vertrieben, wonach das land einige zeit der ruhe genossen zu haben scheint.

Im anfange des f?nften Jahrhunderts emp?rten sich die soldaten in Britannien und machten einen gewissen Marcus und bald darauf den Gratian, einen britannischen stadtb?rger, zum kaiser, welcher jedoch nach vier monaten von ihnen wieder erschlagen wurde. Hierauf folgte ein gemeiner soldat, der wegen seines namens Constantinus zum kaiser gew?hlt wurde. Dieser hielt sich einige zeit, wurde auch in Gallien, wo er die hereinbrechenden Deutschen schlug, als kaiser des abendreiches begr?sst und bekam auch Spanien in seine gewalt. Einige jahre sp?ter, als der kaiser Honorius durch den tod Alarich's im jahre 411 von diesem furchtbaren feinde befreit war, sandte er Constantius mit einer grossen armee gegen Constantinus, welcher in Arles eingeschlossen, zur ?bergabe gezwungen und sp?ter in Ravenna get?dtet wurde. Der sieg des Constantius war weder im stande, das in seinen grundfesten ersch?tterte reich zu halten, noch Spanien, Gallien und Britannien zu beruhigen. Diese provinzen unterwarfen sich der r?mischen herrschaft nicht mehr, sondern erwehrten sich ihrer feinde, so gut sie konnten.

W?hrend Constantinus in Gallien kriegte, hatten die brittischen st?dte im jahre 409 die unm?chtigen kaiserlichen regierungsbeamten abgesetzt, die pl?ndernden Sachsen mit den waffen in der hand vertrieben, und waren von Honorius, welcher in Italien von den Gothen ge?ngstigt wurde, im jahre 410 sogar aufgefordert worden, sich selbst zu besch?tzen, denn die r?mischen legionen, welche ununterbrochen fast f?nfhundert jahre lang in Britannien geherrscht hatten, waren von Constantinus nach Gallien gef?hrt worden und kehrten nicht mehr zur?ck, da der abendl?ndische kaiser zu grosse m?he hatte, Italien vor den anst?rmenden barbaren zu besch?tzen, um eine entfernte und an den grenzen durch fortw?hrende einf?lle unerm?dlicher feinde bedrohte provinz zu vertheidigen: Britannien ward sich selbst ?berlassen.

Durch die r?merherrschaft war Britannien der civilisation gewonnen worden. Das land befand sich w?hrend derselben in einem bl?henden zustande, war in allen theilen mit sch?n gebauten St?dten bedeckt und mit einem netz gut angelegter strassen ?berzogen, wovon das grosse Itinerarium des r?mischen reiches, welches unter dem namen des Antoninus Augustus bekannt ist und wahrscheinlich aus dem jahre 320 herr?hrt, so wie ein anderes Itinerarium zeugniss ablegt, welches Richard von Cirencester, ein m?nch des vierzehnten jahrhunderts, aus einem alten wegebuche oder einer alten karte entnommen haben soll. Die vielen r?mischen alterth?mer, strassen, br?cken, wasserleitungen, tempel, villen, th?rme, wohngeb?ude, alt?re, votivtafeln, gr?ber, waffen, schmucksachen und andere gegenst?nde des t?glichen lebens wie der kunst, welche in sp?terer zeit ?ber ganz England zerstreut gefunden worden sind, liefern den unumst?sslichen culturhistorischen beweis von Britannien's bl?the unter den R?mern.

Wenn man aber von R?mern in den provinzen des grossen weltreichs spricht, so darf man w?hrend der kaiserzeit bei diesem worte nur noch selten an die bewohner Rom's denken. Die ?ltesten r?mischen colonisten in den eroberten l?ndern bestanden freilich meist aus r?mischen b?rgern und soldaten, welche ihre zeit ausgedient hatten, oder nicht l?nger zu dienen im stande waren, und f?r geleistete kriegsdienste durch landschenkungen belohnt werden sollten. Sie ?berkamen mit dem lande, das ihnen gegeben ward, zugleich die pflicht, die neue stadt und ihr gebiet zu sch?tzen. In dieser weise ward Camulodunum gegr?ndet, wie wir aus Tacitus erfahren. Als sich die herrschaft der r?mer ausdehnte, wurden den r?mischen legionen zahlreiche hilfstruppen beigegeben, welche aus der jungen mannschaft der unterjochten provinzen ausgehoben waren. So stand nach der Notitia imperii die 26. cohorte der Britten in Armenien, die 4. Ala der Britten k?mpfte in Egypten, ein haufen Britten hatte sein standquartier in Spanien, ein anderer in Illyrien; andere brittische hilfstruppen standen in Gallien, Italien und anderen theilen des r?mischen reiches. In Britannien dagegen befanden sich fremde krieger, unter andern auch eine afrikanische legion, zu welcher auch schwarze Aethiopier geh?rten. Aus solchen hilfstruppen entstanden zuweilen colonien in fremden l?ndern, wodurch die R?mer nicht nur eine st?tze ihrer herrschaft zu errichten, sondern auch eine allm?lige assimilirung der verschiedenartigen bev?lkerung ihres reiches zu erzielen suchten. Cicero nennt nicht mit unrecht die r?mischen colonien propugnacula imperii. Indessen verlor Rom durch diesen aufl?sungsprocess der nationalit?t fremder v?lker zugleich seine eigene. M?nner aus st?mmen und v?lkern, welche das alte Rom einst unter seine f?sse getreten hatte, erhoben sich zu befehlshabern in den armeen, zu senatoren, stiegen sogar auf den kaiserlichen thron!

In Britannien befanden sich nun besatzungen aus einer grossen anzahl fremder st?mme, deren physiognomie und sprache eine auffallende verschiedenheit gezeigt haben muss. In der r?mischen sprache lag ihr hauptverbindungsmittel. Die notitia imperii giebt eine liste von den besatzungen der s?d?stlichen und ?stlichen k?sten, welche den einf?llen der Sachsen, so wie der n?rdlichen grenzen Britannien's, welche den raubz?gen der Picten und Scoten unterworfen waren. So standen z.b. zu Othona Fortensier aus Fortia in Sarmatien, zu Dubrae Tungrier aus Tongern im L?ttichschen, zu Portus Lemanis Gallier aus Tornacum oder Tournay, zu Anderida Abulcen aus Spanien, zu Regulbium Betasier aus dem belgischen Gallien, u.s.w. An der nordgrenze waren die racen in den besatzungen noch gemischter; es finden sich darunter Belgier, Asturier, Gallier, Dalmatier, Dacier, Thracier und sogar Afrikaner. Unter den besatzungen im inneren des landes kommen besonders Bataver, Friesen, Germanen vom Rhein, aber auch andere st?mme vor. Diese besatzungen wurden wenig gewechselt; inschriften auf alt?ren und grabsteinen, welche an den stationspl?tzen gefunden worden sind, zeigen uns, dass die truppen von einer fr?hen zeit der r?mischen eroberung dort gleichsam ans?ssig waren, denn es finden sich denkm?ler, welche von dem oder den erben des oder der verstorbenen gesetzt worden sind, ein beweis, dass die militairischen colonisten eigenth?mer des landes waren. Da nun solche besatzungen ohne zweifel mit ihrem mutterlande in verbindung standen und erforderlichen falles recruten von dort bezogen, so mussten die st?dte, wo sie sich aufhielten, einen bestimmten volkscharakter erhalten, obwohl mit der zeit modificirt durch r?mische civilisation, r?misches gesetz, r?mische verfassung und durch den offiziellen gebrauch der r?mischen sprache, in welcher die muttersprache allm?lig aufging, jedoch nicht ohne wiederum jene wesentlich nach aussprache, beugungsf?higkeit und satzbildung zu ver?ndern. Dieses letztere geschah ?berall, we die R?mer eine l?ngere, ununterbrochene herrschaft aus?bten, besonders aber in Italien, Gallien und Spanien, we die r?mische sprache sich im laufe der zeit in die verschiedenen romanischen mundarten umwandelte, welche allm?lig auch als schriftsprachen ben?tzt wurden. Wie weit dieses in Britannien der fall war, welches, bei seiner insularen abgeschlossenheit weiter von Rom entfernt war und sp?ter den r?mischen eroberungen beigef?gt wurde, als die ?brigen provinzen, l?sst sich nicht mehr mit sicherheit bestimmen; aus dem umstande aber, dass die germanischen eroberer die r?mische cultur theilweise, und die r?mische sprache als volkssprache g?nzlich verdr?ngten, w?hrend in Italien, Gallien und Spanien wenigstens letztere stark genug war, um die sprache ihrer germanischen sieger zu verwischen, l?sst sich schliessen, dass das r?mische Sprachelement in Britannien mindere gewalt und tiefe besessen habe und namentlich in der letzten zeit der R?merherrschaft bedeutend geschw?cht und von dem germanischen an mehreren orten verdr?ngt oder angegriffen worden sei. Aus dem heutigen Englisch lassen sich nur die worte Chester , street und coln mit sicherheit auf die Zeit der R?merherrschaft, n?mlich, auf die W?rter castrum, strata , colonia zur?ckf?hren.

Die keltische bev?lkerung Britannien's war ohne zweifel w?hrend der R?merzeit in die tiefste abh?ngigkeit und unterth?nigkeit herabgedr?ckt worden. Ihre waffenf?hige mannschaft wurde ausgehoben und in andere theile des grossen reiches geschickt, um die schlachten der R?mer zu schlagen und ihre herrschaft an den entgegengesetzten grenzen befestigen zu helfen. In den st?dten mit r?mischen besatzungen konnte eine keltische bev?lkerung nicht aufkommen, daher es mehr als wahrscheinlich ist, dass besonders im osten und s?dosten von Britannien Kelten und keltische sprache nur noch auf dem lande aufgefunden wurden, w?hrend sich im westen und norden die wilden keltischen bewohner zusammendr?ngten und im fortw?hrenden kampfe mit den R?mern und ihren von diesen unterjochten stammesgenossen befanden. Dort, besonders im westen, war es auch, wo sich bei den Kelten nach wahrscheinlich von der Bretagne aus erfolgter einf?hrung christlicher gesittung die ersten spuren von staatenbildung und eigener cultur zeigten, welche seit der vernichtung der Druiden unter fortw?hrenden k?mpfen und pl?nderungsz?gen verschwunden war. Dort entstand, auf alte ?berlieferungen gegr?ndet, zuerst wieder eine eigene keltische literatur, welche sich zum theil bis in die neueste zeit erhalten hat.

Die zeit, welche dem aufgeben der r?mischen provinz folgte, und in welche die aufrichtung der angels?chsischen herrschaft f?llt, ist in grosse dunkelheit geh?llt, die nur durch sp?rliche lichter von zeit zu zeit vor?bergehend erhellt wird. Die brittischen st?dte waren bei ihrer der r?mischen nachgebildeten verfassung eben so viele kleine, f?r sich bestehende staaten, welche sich selbst verwalteten und regierten, w?hrend die nunmehr abgesetzte r?mische provincialverwaltung nur f?r die erhebung der steuern, eine geordnete rechtspflege und das allgemeine beste der provinz sorgte, und die ebenfalls verschwundene r?mische militairherrschaft dieselbe gegen ?ussere feinde besch?tzte und im innern zusammenhielt. Die romanisirte einwohnerschaft der st?dte hatte sich im laufe der jahre aus sich selbst und besonders durch neue ank?mmlinge von dem festlande verst?rkt. In den letzten jahren der r?mischen herrschaft war dieser zuschuss neuer einwohner der st?dte haupts?chlich aus Deutschland geflossen, so dass deutsches blut in den adern eines starken bruchtheiles der st?dtebev?lkerung str?mte, als Honorius die civitates Britanniae sich selbst ?berliess. Schon seit einem Jahrhundert hatten die bewohner der n?rdlichen k?sten Deutschlands, welche man unter dem namen Sachsen begriff, wahrscheinlich auch die verwandten stamme der anstossenden j?tischen halbinsel raub- und beutez?ge nach den zun?chst liegenden k?sten Britannien's unternommen, welche endlich zu bleibenden niederlassungen auf jenem theile der ?stlichen k?ste f?hrten, welcher schon zu den zeiten der R?mer litus saxonicum hiess und mit diesem namen auf eine s?chsische bev?lkerung schliessen l?sst. Nach neuen einwanderungen dehnte sich auch die germanische bev?lkerung von osten nach westen weiter aus und drang, sei es auf feindlichem, oder auf friedlichem wege, in die r?mischen st?dte, wo sie sich mit den romanisirten einwohnern vermischte. Dieses zusammenleben der Romanen und Germanen in manchen st?dten l?sst sich z.b. dadurch beweisen, dass zu Canterbury, Colchester, Rochester und an ?ndern orten r?mische und s?chsische gr?ber untermischt auf dem n?mlichen beerdigungsplatze gefunden worden sind. Kurz, es erscheint sicher, dass die germanische bev?lkerung im s?dosten der ehemaligen r?mischen provinz bereits das ?bergewicht gewonnen hatte, ehe die grossen einwanderungen der Sachsen und Angeln in sp?terer zeit statt fanden, und dass sie es war, welche nach dem wegzuge der r?mischen legionen dem weiteren vordringen und ferneren verw?stungen der Picten und Scoten im norden, und der Cymren und Cornen im westen England's einen damm entgegenstellte.

Diese Picten und Scoten, so wie die mit den wilden Iren verbundenen Kelten im westen Britannien's hatten zu der zeit des untergangs der r?mischen herrschaft und in der zun?chst darauf folgenden ihre einf?lle mit solchem gl?cke wiederholt, dass nur wenige st?dte im norden Britannien's ihre zerst?rungs- und pl?nderungswuth nicht erfahren hatten; ebenso waren s?mmtliche st?dte an der grenze von Wales n?rdlich von Gloucester noch vor der massenweisen ankunft der Sachsen zerst?rt worden. Die furcht vor den anst?rmenden barbarenhorden erkl?rt es, dass die mannhaften und kriegge?bten Germanen von den noch verschonten r?mischen st?dten im s?den und osten nicht mehr als feinde betrachtet, sondern als befreier und besch?tzer begr?sst wurden, obwohl die st?dte diesen schutz mit dem opfer ihrer unabh?ngigkeit und zum grossen theil mit dem Verluste r?mischer bildung bezahlen mussten.

Nur ein einziger beinahe gleichzeitiger schriftsteller enth?lt eine nachricht von dem ?bergange Britaimien's in die h?nde der Sachsen; es findet sich dieselbe in der ungef?hr um das jahr 455 geschriebenen chronik des Prosper von Aquitanien, welcher erz?hlt, dass im achtzehnten jahre der regierung des kaisers Theodosius des j?ngeren Britannien nach vielen k?mpfen und ereignissen in die gewalt der Sachsen gekommen sei. Sp?tere Schriftsteller geben einen anderen bericht. Nach der mit vielen fabeln vermischten erz?hlung des Gildas soll Maximus nicht bloss die r?mischen truppen, sondern auch alle waffenf?higen eingeborenen aus Britannien gef?hrt haben, so dass das land in einem zustande g?nzlicher hilflosigkeit den raubz?gen der Picten und Scoten preis gegeben gewesen sei. In dieser noth h?tten die bedr?ngten einwohner von Britannien sich nach Rom gewendet und um hilfe gebeten, welche ihnen auch durch eine hingesandte legion zu theil geworden sei. Ehe diese legion Britannien wieder verlassen habe, seien die Britten bei der errichtung eines erdwalles quer ?ber das land als einer schutzwehr gegen die barbaren von den r?mischen soldaten unterst?tzt worden. Kaum aber hatten die R?mer die insel verlassen, f?hrt Gildas fort, als auch die n?rdlichen feinde den wall wieder ?berstiegen und ihre pl?nderz?ge von neuem begannen. Noch einmal liessen sich die R?mer durch das flehen der Britten bewegen, hilfe zu senden. Die r?mischen Soldaten bauten nach dem siege ?ber die barbaren eine steinerne mauer von see zu see und errichteten l?ngs der s?d?stlichen k?ste mehrere forts. Nach der entfernung der R?mer ?berstiegen die barbaren auch diese maner, zerst?rten die st?dte und mordeten die einwohner. In ihrer verzweiflung wendeten sich die Britten zum dritten male nach Rom, allein vergeblich, da Rom keine legionen mehr zu versenden hatte, und die Britten blieben den raub- und mordz?gen der barbaren und der hungersnoth ausgesetzt. Nachdem die Britten sich von diesen leiden einigermassen erholt hatten, machten sie sich k?nige, welche im lande mit grausamkeit herrschten. Endlich fielen die Picten und Scoten nochmals in das land, und jetzt riefen die Britten unter ihrem tyrannen Gurthrigern die Sachsen zu hilfe. Diese kamen und vertrieben die Picten und Scoten, wurden aber hierauf selbst schlimmere tyrannen, als die verjagten barbaren, weshalb die Britten unter Ambrosius Aurelianus ,,dem einzig ?briggebliebenen R?mer" gegen die Sachsen aufstanden. Die Sachsen blieben jedoch nach einem langen kampfe sieger. So Gildas. Beda in seiner kirchengeschichte hat sich der erz?hlung des Gildas angeschlossen, f?gt jedoch einzelnes aus der ?erlieferung und vorhandenen quellen hinzu. Er berichtet, dass die germanischen einwanderer unter Hengist und Horsa im jahre 449 ankamen, und dass ihnen die halbinsel Thanet zur niederlassung ?berwiesen wurde. Bald darauf veranlassten die ersten ank?mmlinge ihre freunde und stammverwandten zur nachfolge. Diese kamen: J?ten, Sachsen und Angeln. Die J?ten liessen sich in Kent und auf der insel Wight, die Sachsen in Wessex, Essex, Middlesex und Sussex, die Angeln in Ostangeln, Mittelangeln oder Mercia und im ganzen norden nieder.

Dass nach der erz?hlung Beda's die einwanderung der Sachsen im s?den vor der besetzung des nordens durch Angeln genannt wird, mag seinen grund darin haben, dass Beda seine geschichte gerade auf die kentischen ?berlieferungen gr?ndete. Es ist aber, wie schon angef?hrt, weit wahrscheinlicher, dass die n?rdlicheren theile Britannien's schon fr?her von Germanen besetzt wurden; denn als die Angeln zuerst in der englischen geschichte auftreten, befinden sie sich schon l?ngst im ungest?rten besitze alles landes zwischen dem Humber und dem Antonin's wall, welches in zwei k?nigreiche, Bernicia und Deira, getheilt war. Die Angeln mochten von denjenigen n?rdlichen st?dten, welche noch nicht von den Picten und Scoten zerst?rt waren, in den letzten zeiten der r?mischen schw?che zu ihrem schutz herbeigerufen worden sein. Die wichtigsten dieser st?dte, Eburacum , Pons Aelii scheinen friedlich oder durch vertrag in die h?nde der Angeln gekommen zu sein; die meisten st?dte in Northumberland und in dem schottischen niederlande lagen indessen in tr?mmern.

Die in Wessex entstandene s?chsische chronik, welche freilich aus viel sp?terer zeit herr?hrt, enth?lt die ersten nachrichten von den k?mpfen der Sachsen mit den von ihnen beeintr?chtigten Britten, den romanisirten st?dten sowohl, als den keltischen h?uptlingen im norden und westen . Diese berichte sind wahrscheinlich auf alte ?berlieferungen, sagen und gedichte der Sachsen gegr?ndet. Vieles geh?rt offenbar der romantik an; die alten eigennamen, Hengist und Horsa nicht ausgeschlossen, m?gen wenig geschichtlich sein. Die s?chsische chronik l?sst Hengist und Horsa im jahre 449 landen und das k?nigreich Kent gr?nden, dessen hauptstadt das alte Durovernum unter dem namen Cantwara-byrig , Kentm?nnerburg, wurde. Im jahre 477, erz?hlt die s?chsische chronik weiter, landeten die Sachsen unter Ella und seinen drei s?hnen an der s?dlichen k?ste; 491 erhielten sie verst?rkungen von dem festlande und belagerten, eroberten und zerst?rten die stadt Anderida , worauf sie das k?nigreich Sussex gr?ndeten. Im jahre 495 kamen Sachsen unter Cerdic und dessen sohne an die k?ste von Hampshire; nachdem sie mehrfache verst?rkungen sp?ter anlangender stammesgenossen an sich gezogen hatten, machten sie nach l?ngeren, bis 527 andauernden k?mpfen die alte stadt Venta unter dem namen Wintan-ceaster zur hauptstadt von Wessex, entrissen auch den J?ten die insel Wight. Cerdic's sohn, Cynric, und enkel, Ceawlin, setzten die eroberungen der Westsachsen fort, bem?chtigten sich der wichtigsten st?dte der heutigen grafschaften Bedford, Buckingham und Oxford und drangen bis an die grenzen von Wales vor, indem sie die drei grossen r?mischen st?dte Glevum , Corinium und Aquae solis besetzten. Gleichzeitig, etwa um 527, hatte sich eine schar Sachsen ?stlich von Kent niedergelassen, denen es gelang, sich zu behaupten und das k?nigreich Essex zu gr?nden, welches nebst Middlesex nur dadurch bedeutung erhielt, dass die alte r?mische hauptstadt Camulodunum und die aufbl?hende handelsstadt London in dessen bereiche lagen. Wahrscheinlich ist es, dass die Herrschaft der Sachsen an diesem theile der brittischen k?ste, welche schon l?ngst als litus saxonicum bekannt war, nur durch frische ank?mmlinge vom festlande neu gekr?ftigt wurde.

Von den ersten niederlassungen der Angeln erfahren wir durch die s?chsische chronik nur wenig, weil sie wahrscheinlich schon l?ngst vor der gr?ndung der sp?teren s?chsischen k?nigreiche bestanden. Die chronik erz?hlt nur, dass im jahre 547 Ida in Northumberland zu regieren begann und eine stadt baute, welche er zu ehren seiner frau Bebba Bebbanbyrig nannte. So viel steht nach dieser quelle fest, dass die k?ste n?rdlich von Essex mit Angeln besetzt war, welche sich nach ihrer lage in das Northfolk und Southfolk schieden. Die macht dieser Angeln, von denen Nennius sagt, dass sie ihr heimathsland g?nzlich verlassen h?tten, was Beda bekr?ftigt, dehnte sich ?ber Cambridgeshire und Lincolnshire aus und umfasste bald das herz von England bis an die grenze von Wales, wo sie die Westsachsen nach s?den zur?ckdr?ngten. In Mittelengland nahmen die Angeln den namen Mercier an, und ihr k?nigreich erhielt den namen Mercia.

Weil die Angeln die fr?hesten und zahlreichsten germanischen ansiedler waren, welche den gr?ssten theil Britannien's besetzten, wurde dieses land fremden schriftstellern als Anglorum terra, oder Anglia bekannt, ja die Sachsen selbst im s?den Britannien's hiessen das gesammte land nicht Seaxe-land, sondern Engla-land , und Athelbert von Kent, als er die ersten christlichen sendboten im jahre 597 empfing, sagte ihnen, er k?nne die alte weise der gottesverehrung, ,,welche wir lange zeit mit allem Angelvolk hielten, the we langere tide mid ealle Angel theode heoldan" nicht verlassen. Die sprache aller germanischen bewohner der insel empfing den namen Englisc , so wie diese selbst nach dem verschwinden der alten stammbenennungen sich Englishmen nennen.

Trotzdem aber die st?mme der Angeln die zahlreicheren und eine zeit lang die m?chtigeren waren, erk?mpften doch die Sachsen und unter diesen wiederum die Westsachsen allm?lig die herrschaft ?ber das gesammte England, welche 827 unter Egbert mit der Unterwerfung von Mercia und Northumberland und der 828 erfolgenden besiegung von Wales gesichert zu sein schien, als ein neuer feind, die D?nen, die kaum erworbene macht wieder zu zersplittern drohte. Egbert, welcher 836 starb, sein sohn Athelwolf und nachfolger Athelbald, Athelbert, Athelred und Alfred der grosse mussten gegen die D?nen k?mpfen, welche seit 787 an den englischen k?sten erschienen und besonders den n?rdlichen theil des landes, wo sich die Angeln angesiedelt hatten, zu ihrem ablagerungsplatze erw?hlten und von hier aus mit abwechselndem gl?cke herrschten, bis Alfred der grosse sie besiegte.

Es ist nicht anzunehmen, dass die D?nen bedeutenden einfluss auf die angels?chsische sprache ausge?bt haben, indem damals ihre sprache nicht sehr von der ihrer ehemaligen nachbarn, der Angeln, verschieden gewesen sein mag. Alfred befindet sich nach der alten legende als harfner unerkannt im d?nischen lager. In dem heutigen Englisch, namentlich in dem dialekte der n?rdlichen grafschaften, finden sich jedoch noch mehrere spuren skandinavischer w?rter. Der name der Stadt Whitby , welche angels?chsisch Streoneshalh hiess, ist d?nisch. Skandinavischen ursprungs sind w?rter wie braid, elding, force , gar, gill, greit , lag, etc.

Die germanischen ank?mmlinge, welche unter verschiedenen f?hrern in dieser zeit nach England kamen, liessen sich haupts?chlich auf dem lande nieder, wo sie als vasallen und heergefolge in demselben verh?ltnis zu ihren vielen kleinen h?uptlingen und f?rsten lebten, als in ihrer urspr?nglichen heimath. Sie wurden die herren des bodens, w?hrend die alte r?misch-brittische bev?lkerung des landes als ackerbauer und arbeiter sich in dem verh?ltniss der unterthanen und leibeigenen befand. W?hrend die Sachsen und Angeln in dieser weise das land besetzten, blieben die st?dte, obwohl sie den germanischen k?nigen, in deren gebiet sie lagen, abgabenpflichtig wurden und auch eine ?berwiegend germanische bev?lkerung erhielten, im besitz ihrer altr?mischen Verfassungen und gr?sstentheils auch ihrer freiheit und corporativen unabh?ngigkeit. Die st?dte vertheidigen noch immer, wie zur r?merzeit, ihr eigenes gebiet selbst gegen die s?chsischen und gegen die d?nischen k?nige, sie schliessen mit ihnen und sogar sp?ter mit dem normannischen eroberer vertr?ge zur sicherstellung ihrer freiheiten und rechte. Vorz?glich aber war es London, dessen b?rgerliche macht und selbstst?ndigkeit von den verschiedenen eroberen Britannien's nicht vernichtet wurde, sondern den mehrmaligen wechsel der macht ertrug. London, welches von den d?nischen k?nigen zur residenz gemacht wurde, blieb lange jahre ein kleiner staat im reiche und hat manche alte vorrechte bis auf die heutige zeit durch alle f?hrlichkeiten hindurchgetragen. Die neueren von den Sachsen erbauten st?dte, welche theils an den k?nig, theils an geistliche und weltliche w?rdentr?ger abgabenpflichtig wurden, folgten in ihrer verfassung dem beispiele ihrer ?lteren schwestern und erhielten ?hnliche privilegien, so dass auch sie, wie jene, im stande waren, die tr?ger und vermittler der alten kultur w?hrend der rohen und blutigen zeit des mittelalters zu werden.

Das christenthum wurde im jahre 597 auf veranlassung des papstes Gregor von vierzig m?nchen unter f?hrung Augustin's zuerst in Kent ?ffentlich gepredigt und eingef?hrt, nachdem der fr?nkische bischof Liudhard schon vorher Berta, die tochter Charibert's, des christlichen k?nigs der Franken, zu ihrem gatten Athelbert, dem k?nige von Kent, begleitet und in der n?he von Canterbury in einer kleinen, dem heiligen Martinus geweihten kapelle die mysterien des christenthums verwaltet hatte. Die r?mischen m?nche zogen in feierlicher procession nach Canterbury, wo sie sich niederliessen, und Augustin sp?ter zum ersten bischof erw?hlt wurde. Papst Gregor sendete mehrere kostbare b?cher an Augustin, mit denen so wie und mit der gleichzeitigen ausbreitung des christenthums f?r England eine neue zeit der cultur beginnt, und die grundlage derjenigen religi?sen und geistigen bildung gelegt wird, auf welcher die ganze englische literatur, vielleicht nur mit ausnahme eines einzigen gr?sseren, noch aus der heidnischen zeit stammenden epos im laufe der jahrhunderte aufgerichtet worden ist. Von Kent breitete sich das christenthum allm?lig weiter aus, besonders durch die predigt des Paulinus um 625 in Northumberland, wo Edwin, k?nig von Deira, Athelburga, die tochter des kentischen k?nigs Athelbert geheirathet hatte. Northumberland, damals der m?chtigste Staat in England, erhob sich durch die einf?hruug des evangeliums zugleich zum hauptsitze der gelehrsamkeit der Angelsachsen bis zur mitte des achten jahrhunderts. Das volk von Sussex jedoch hing noch im jahre 681 an seinen alten religionsgebr?uchen, und auch in London fanden nach dem tode des von Athelbert zum bischofe bestimmten Melitus r?ckf?lle vom christenthume statt.

+Erste Periode.+

+Die angels?chsische Zeit.+

Christliche Kelten sind die ersten schriftsteller des nunmehr unter dem namen Anglia, England, bekannten landes gewesen. Das idiom, dessen sie sich bei der abfassung ihrer werke bedienten, war die kirchen-, d.h. die lateinische sprache.

Aldhelmus cecinit millenis versibus odas.

geben, woraus geschlossen wird, dass das nur siebenhundert und vier und sechszig verse enthaltende werk nicht vollst?ndig sei. Wright theilt diese acrostische einleitung aus einem im brittischen Museum aufbewahrten alten manuscripte mit. Sie m?ge ihrer sonderbarkeit wegen und als ?lteste probe lateinischer dichtung der Angelsachsen hier eine stelle finden:

+A+rbiter aethereo jugiter qui regmine sceptr+a+ +L+ucifluumque simul coeli regale tribuna+l+ +D+isponis, moderans aeternis legibus illu+d+; +H+orrida nam multans torsisti membra Behemot+h+, +E+x alta quondam rueret dum luridus arc+e+, +L+impida dictanti metrorum carmina praesu+l+ +M+unera nunc largire, rudis quo pandere reru+m+ +V+ersibus aenigmata queam clandestina fat+u+. +S+ic Deus indignis tua gratis dona rependi+s+, +C+astalidas nymphas non clamo cantibus istu+c+, +E+xamen neque spargebat mihi nectar in or+e+, +C+inthi sic nunquam perlustro cacumina, sed ne+c+ +I+n Parnasso procubui, nec somnia vid+i+. +N+um mihi versificum poterit Deus addere carme+n+, +I+nspirans stolidae pia gratis munera ment+i+. +T+angit si mentem, mox laudem corda rependun+t+ +M+etrica; nam Moysen declarant carmina vate+m+ +J+amdudum cecinisse prisci vexilla trophae+i+, +L+ate per populos inlustria, qua nitidus so+l+ +L+ustrat ab oceani jam tollens gurgite cepha+l+, +E+t psalmista canens metrorum carmina voc+e+ +N+atum divino promit generamine nume+n+, +I+n coelis prius exortum, quam Lucifer orb+i+ +S+plendida formatis fudisset lumina saecli+s+. +V+erum si fuerint bene haec aenigmata vers+u+, +E+xplosis penitus nevis et rusticitat+e+, +R+itu dactilico recte decursa, nec erro+r+ +S+eduxit vana specie molimina menti+s+, +I+ncipiam potiora; sui Deus arida verb+i+, +B+elligero quondam qui vires tradidit Io+b+, +V+iscera perpetui si roris repleat haust+u+. +S+iccis nam laticum duxisti cautibus amne+s+ +O+lim, cum cuneus transgresso marmore rubr+o+ +D+esertum penetrat; cecinit quod carmine Davi+d+. +A+rce poli genitor, servas qui saecula cunct+a+, +S+olvere jam scelerum noxas dignare nefanda+s+.

Aldhelm war auch in seiner muttersprache ein solcher s?nger, Sc?p, dass ihn Alfred der grosse in die vorderreihe angels?chsischer dichter setzt; doch sind seine gedichte in der muttersprache verloren gegangen, obwohl sie im zw?lften jahrhundert, wie William von Malmsbury schreibt, noch gesungen wurden. J. Grimm ist geneigt, das von ihm herausgegebene angels?chsische epos Andreas dem Aldhelm beizulegen. Von ihm soll auch eine ?bersetzung der psalmen in angels?chsische verse herr?hren, aber es sind keine gen?gende gr?nde vorhanden, die von Thorpe im jahre 1835 herausgegebene psalmen?bersetzung f?r ein werk Aldhelm's zu halten. Aus seinen angels?chsischen gedichten mochte Aldhelm die gew?hnte alliteration auch auf seine lateinischen verse ?bertragen, wie obige Probe zeigt.

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