Read Ebook: Illustrated Catalogue of the Collections Obtained from the Indians of New Mexico And Arizona in 1879 Second Annual Report of the Bureau of Ethnology to the Secretary of the Smithsonian Institution 1880-81 Government Printing Office Washington 1883 pages 3 by Stevenson James
Font size:
Background color:
Text color:
Add to tbrJar First Page Next Page
Ebook has 49 lines and 5892 words, and 1 pages
Zeichensetzung und typographische Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Das Inhaltsverzeichnis wurde dem Buchtext vorangestellt. Fussnoten wurden an das Ende betreffenden Absatzes angef?gt.
Dr. R. Lotze
Jahreszahlen der Erdgeschichte
Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart
Jahreszahlen der Erdgeschichte
Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde ? Stuttgart
Die Gesellschaft Kosmos bezweckt, die Kenntnis der Naturwissenschaften und damit die Freude an der Natur und das Verst?ndnis ihrer Erscheinungen in den weitesten Kreisen unseres Volkes zu verbreiten. -- Dieses Ziel sucht die Gesellschaft durch Verbreitung guter naturwissenschaftlicher Literatur zu erreichen im
#Kosmos#, Handweiser f?r Naturfreunde
J?hrlich 12 Hefte mit 4 Buchbeilagen.
Diese Buchbeilagen sind, von ersten Verfassern geschrieben, im guten Sinne gemeinverst?ndliche Werke naturwissenschaftlichen Inhalts. Vorl?ufig sind f?r das Vereinsjahr 1922 festgelegt :
R. H. Franc?, Das Leben im Ackerboden
Dr. Kurt Floericke, Heuschrecken und Libellen
Dr. R. Lotze, Jahreszahlen der Erdgeschichte
Jedes B?ndchen reich illustriert.
Diese Ver?ffentlichungen sind durch ~alle Buchhandlungen~ zu beziehen; daselbst werden Beitrittserkl?rungen zum #Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde,# entgegengenommen. Auch die fr?her erschienenen Jahrg?nge sind noch erh?ltlich.
Gesch?ftsstelle des Kosmos: Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart.
Jahreszahlen der Erdgeschichte
Von
Dr. R. Lotze
Mit einem farbigen Umschlagbild und 20 Abbildungen im Text
~Stuttgart
~ Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde
Gesch?ftsstelle: Franckh'sche Verlagshandlung
STUTTGARTER SETZMASCHINEN-DRUCKEREI HOLZINGER & Co., STUTTGART
Inhaltsverzeichnis
Relative und absolute Altersbestimmung. Prinzipien geologischer Zeitmesser.
Bildung der Steinkohlen und des Erd?ls. Abtragung des schw?bischen Stufenlandes. Gesamtleistung aller Fl?sse. Das Alter des Ozeans. Altersberechnung aus der maximalen M?chtigkeit und der Gesamtmenge der Sedimentgesteine.
Verlauf der Eiszeit. Astronomische Eiszeittheorie von Croll. Eisr?ckzug in Skandinavien nach de Geer. Dauer der Nacheiszeit. Alter der baltischen Endmor?nen. Berechnungen im alpinen und nordamerikanischen Vereisungsgebiet. Dauer der ganzen Eiszeit. Alter des Menschen. Die Gefahr einer Wiederkehr der Eiszeit. Dauer des Terti?rs. Zeitlicher Abstand des Kambriums.
Entdeckungsgeschichte des Radiums. Zerfallstheorie. Zeitlicher Verlauf des Zerfalls. Die Uranreihe. Isotopie. Der Blei- und Heliumgehalt von Uranmineralien als Grundlage geologischer Zeitmessung. Praktische Durchf?hrung und Ergebnisse der radioaktiven Methode. Dauer des Pr?kambriums.
Zuverl?ssigkeit der geologischen Zeitmesser. Veranschaulichung der gewonnenen Zahlen. Die Menschheitsentwicklung im Rahmen der Erdgeschichte.
Geschichte und Geologie sind zwei Wissenschaften, die im Grunde genommen dieselbe Absicht haben: Sie wollen die Folge aller Ereignisse aufz?hlen, die ?ber unsere Erde und ihre Bewohner weggegangen sind. An der Hand des Geschichtsforschers beginnen wir den Weg zur?ck in die Vergangenheit. Vom Heute ausgehend, f?hrt er uns ?ber die Jahrhunderte weg bis zur?ck zu jenen Tagen, da r?mische Legionen zum erstenmal den Boden unseres Landes betraten und mit blonden Germanen die Waffen kreuzten. Aber nur wenige Jahre vermag er uns ?ber jene Zeit hinaus in die Vergangenheit unserer Heimat zur?ckzuf?hren. Dr?ben im Orient k?nnen wir uns seiner F?hrung noch l?nger ?berlassen, denn dort lebten hochkultivierte V?lker, deren ?berlieferungen in stolzen Baudenkm?lern und geheimnisvollen Urkunden noch weitere vier Jahrtausende zur?ckreichen. Aber in den W?ldern Germaniens muss der Geschichtsforscher schon lange vorher seine F?hrerrolle an den Vertreter einer Tochterwissenschaft, der Vorgeschichte, abgeben, dem f?r seine Forschung keine schriftliche Urkunde, kein Lied und Heldenbuch mehr zur Verf?gung stehen, der vielmehr aus Gr?bern und d?rftigen Kulturresten ein Bild jener vorgeschichtlichen Zeiten hervorzuzaubern versucht. Er berichtet uns von Pfahlbauern und H?hlenbewohnern, von Menschen, die mit einfachen, roh behauenen Feuersteinwaffen den Tieren der W?lder zu Leibe r?ckten und die noch Zeitgenossen einer ungeheuren Vereisung waren, die weite Teile der Erdoberfl?che heimsuchte. Mit der Schilderung dieses r?tselhaften Ereignisses geht aber die F?hrung in die Vergangenheit an den Geologen ?ber, der nicht nur Menschheitsgeschichte, sondern Erdgeschichte schreibt, der vom Wechsel der Meere und Festl?nder erz?hlt, von Zeiten, da der Mensch noch nicht bestand, und fremdartige, heute ausgestorbene Lebewesen die Erde bev?lkerten.
Um den Ablauf des Geschehens vergangener Zeiten handelt es sich also in Geschichte und in Geologie. Ihre Verwandtschaft beweisen beide schon dadurch, dass sie sich ein besonderes Verbindungsglied, die Vorgeschichte geschaffen haben, die je nachdem zur einen oder andern Seite hinneigt. Was die beiden Wissenschaften voneinander trennt, das ist zun?chst die einfache Tatsache, dass sie verschiedene Abschnitte der Vergangenheit bearbeiten; daraus folgen allerdings tiefgreifende Unterschiede im Inhalt des Geschehens, von dem sie berichten k?nnen, und in der Art der Methoden, die sie zur Erforschung der Vergangenheit anwenden m?ssen. Der Geschichtsforscher besch?ftigt sich nur mit dem Menschen; das Mittel, um in die Vergangenheit einzudringen, ist ihm in erster Linie die schriftliche ?berlieferung. Er umspannt mit seiner Wissenschaft zwar nur wenige Jahrtausende, aber auf Jahr und Tag vermag er die Ereignisse festzulegen, von denen er berichtet. Anders der Geologe: In unendlich ferne Vergangenheit muss er zur?ckgreifen, um die Geschichte unserer Erde zu schreiben. Seine Urkunden sind die Gesteine; aus ihrer Beschaffenheit liest er die Umst?nde ihrer Entstehung heraus, und mit den Lebewesen, deren Reste er in ihnen vorfindet, bev?lkert er in seiner Phantasie L?nder und Meere l?ngst vergangener Zeiten. Die Schichten der Erdrinde fasst er zu grossen Formationen zusammen. Ihre Aufeinanderlagerung von unten nach oben gibt ihm zugleich die zeitliche Reihenfolge ihrer Entstehung und damit die Geschichte der Erdoberfl?che. Nach der Entwicklung des Lebens, die er in den einzelnen Formationen beobachtet, kommt er zur Aufstellung grosser Perioden, die als Urzeit, Fr?hzeit, Altzeit, Mittelzeit und Neuzeit der Erdgeschichte bezeichnet werden k?nnen. So entstand schliesslich die geologische Formationstafel auf Seite 7, die zugleich eine Geschichtstafel ist. In dieses Schema ordnet der Forscher die ganze F?lle der geologischen Ereignisse ein; er kann mit ihrer Hilfe das ,,~geologische Alter~" der versteinerten Reste von Lebewesen bestimmen und das Nacheinander oder die Gleichzeitigkeit von Geschehnissen scharf zum Ausdruck bringen. Wenn von einer Muschel bekannt ist, dass sie den mittleren Schichten des braunen Jura angeh?rt, so ist damit ihr Alter im Verh?ltnis zu allen Formationen und den in ihnen enthaltenen Lebewesen genau bestimmt. ?ber das Alter der Muschel in Jahren ist allerdings damit gar nichts ausgesagt, denn die geologische Altersbestimmung ist eine rein relative. Sie gibt von einem Ereignis an, dass es fr?her oder sp?ter gewesen sei als ein anderes; von der Zahl der Jahre, die zwischen beiden liegt oder die von jenem Zeitpunkt bis zur Gegenwart verstrichen ist, weiss sie nichts zu sagen. Die Geologie kennt wohl die Zeitfolge, aber nicht die Zeitdauer des Geschehens, von dem sie berichtet. Sie ist eine Geschichte ohne Jahreszahlen.
Die Pfeile geben den genauen Zeitpunkt des angedeuteten geologischen Ereignisses an.
Geologische Formationstafel
Das ist aber ein ganz empfindlicher Mangel. ,,Ohne die Bestimmung der Zeitr?ume bleibt jede Entwicklungswissenschaft oder geschichtliche Wissenschaft im Zustand ?usserster Unvollkommenheit" . Was w?rde die Menschheitsgeschichte ohne Jahreszahlen bedeuten? Sie k?nnte wohl noch die Folge der Ereignisse aufz?hlen, ?ber die Zeitdauer geschichtlicher Entwicklungen verm?chte sie nichts mehr auszusagen. Damit w?rde jede Vergleichsm?glichkeit mit dem Geschehen der Gegenwart und zugleich jedes tiefere Verst?ndnis verloren gehen. Es ist ein gewaltiger Unterschied in der Bewertung einer geschichtlichen Entwicklung, ob zu ihrem Ablauf zehn Jahre oder zehn Generationen n?tig waren. Genau wie in der Menschheitsgeschichte ist es aber auch in der Geologie eine dringende Notwendigkeit, eine klare Vorstellung von der Gr?sse der Zeitr?ume zu besitzen, in denen sich die Ereignisse abspielen. Von der blossen relativen Altersbestimmung dr?ngt es den Forscher ganz von selber weiter zur ~absoluten geologischen Zeitmessung~. Es ist nicht nur m?ssige wissenschaftliche Neugier, wenn der Anf?nger in der Geologie fragt, vor wieviel Jahren wohl das Muscheltier aus dem braunen Jura gelebt habe, das er in versteinertem Zustand am Strassenrand gefunden hat. In dieser Frage wird vielmehr der Wissenschaft ein ?beraus wichtiges Problem gestellt, dessen L?sung mit dem Geologen auch den Biologen und den Philosophen interessiert. Der Geologe m?chte wissen, welche Zeitr?ume, Jahrtausende oder Jahrmillionen er seiner Geschichtschreibung zugrunde legen darf. Der Biologe w?nscht eine Vorstellung davon zu gewinnen, mit welcher Geschwindigkeit die Stammesentwicklung der Lebewesen vor sich gegangen ist; f?r manche seiner Theorien spielt das Mass der verf?gbaren Zeit eine entscheidende Rolle. Den Philosophen endlich besch?ftigt die Frage, was f?r einen Abschnitt die Menschheitsentwicklung im Rahmen der ganzen Erdentwicklung einnimmt.
Ist es nun m?glich, geologische Zeitr?ume nach bestimmten Zeiteinheiten zu messen, ~Jahreszahlen auch f?r die Erdgeschichte~ zu gewinnen? Was wir dazu brauchen, ist einfach zu sagen: Es sind ~geologische Zeitmesser, geologische Uhren~. Wir werden sehen, dass sie uns von der Wissenschaft zur Verf?gung gestellt werden k?nnen; wir werden sogar finden, dass sie auf dieselbe Weise ihre Aufgabe erf?llen wie unsere allbekannten Zeitmesser.
Die Uhren des Altertums und des Mittelalters waren fast ausschliesslich ~Wasseruhren~. Aus der Menge des aus einem Gef?ss ausgeflossenen Wassers schloss man, wieviel Zeit ,,verflossen" sei, und die mechanische Kunstfertigkeit der Griechen und sp?terhin der Araber schuf nach diesem Prinzip wahre Kunstwerke der Mechanik: Wasseruhren, die mit Glockenschl?gen die Zeit k?ndeten, oder bei denen k?nstliche Figuren an einem Zifferblatt die Stunde wiesen. Noch weit herein in die Neuzeit waren Wasseruhren die gebr?uchlichsten Zeitmesser, und von der ~Sanduhr~, bei der eine bestimmte Menge Sand durch die enge ?ffnung des Stundenglases l?uft, haben sich sogar k?mmerliche ?berreste bis in unsere Zeit gerettet: die Eieruhr der Hausfrau und die kleine Sanduhr neben dem Telephon, welche die Gespr?chsdauer erkennen l?sst. Das Prinzip von Wasser- und Sanduhr ist folgendes: Man weiss, wieviel Wasser oder Sand in der Zeiteinheit aus einem h?her gelegenen Gef?ss in ein tieferes abfliessen kann und schliesst aus der Menge des Abgeflossenen auf die Zeit, die dazu n?tig war. Wir werden sehen, dass geologische Vorg?nge des Abfliessens und der Aufsch?ttung zur erdgeschichtlichen Zeitmessung dienen k?nnen.
Die ~Pendeluhren~ stellen eine zweite Art von Zeitmessern dar. Langsam, in immer gleichem Rhythmus, schwingt das Pendel unter der Einwirkung der Anziehungskraft der Erde hin und her. Damit es von der Reibung nicht zum Stillstand gebracht wird, erh?lt es im Innern des Werks bei jeder Schwingung einen neuen kleinen Anstoss. W?hlt man ein Pendel von passender L?nge, so kann man erreichen, dass es genau eine Sekunde zur Schwingung braucht; mit Hilfe sinnreicher Zahnrad?bertragung wird die Zahl seiner Schwingungen durch Zeiger zur Erscheinung gebracht. Die Bewegung dieser Zeiger bedeutet eigentlich nichts anderes als ein Abz?hlen der Pendelschwingungen unter Zusammenfassung von 60 und 60 x 60 Schwingungen zu gr?sseren Einheiten.
Das Prinzip der Pendeluhr beruht also auf dem Abz?hlen einer Bewegung, die unter dem Einfluss der Schwerkraft periodisch erfolgt. Wir werden wunderbar geheimnisvolle Bewegungen unseres Weltk?rpers kennen lernen, die ebenso durch die Schwerkraft hervorgerufen werden und die vielleicht als Grundlage geologischer Zeitmessung dienen k?nnen. Es fragt sich nur, wie solche zweifellos vorhandene Bewegungen abgez?hlt werden sollen. F?r die kleine Periode des Jahres vermag schon jeder Baum diese Aufgabe zu l?sen. Schneidet man einen Baumstamm quer durch, so zeigt sich das bekannte regelm?ssige Bild der ~Jahresringe~, an denen ohne weiteres das Alter des Baums in Jahren abgelesen werden kann; jeden Fr?hling bildet er eine weiche breite, jeden Herbst eine harte d?nne Holzschicht. Wir werden auch geologische Jahresringe kennen lernen, die in der Art, wie sie dem Forscher Aufschluss ?ber geologische Zeitr?ume geben, zwei Prinzipien der Zeitmessung vereinigen: Aufsch?ttung und Rhythmus.
Und nun soll der Versuch gewagt werden, mit Hilfe der Zeitmesser, die uns die Geologie kennen lehrt, die ungeheuren Zeitr?ume der Vergangenheit in Mass und Zahl zu fassen!
Wir versetzen uns im Geist ins Ruhrrevier. Mit dem F?rderkorb geht's sausend hinunter in die dunklen Tiefen eines Kohlenbergwerks. In dem Wirrsal unterirdischer G?nge arbeiten wir uns vor bis ans ?usserste Ende, wo vom H?uer das kostbare schwarze Mineral losgebrochen wird. Und staunend sehen wir, dass wir nicht etwa mitten drin in der massiven Kohle stehen, sondern dass sie nur eine Schicht von kaum 1 Meter M?chtigkeit bildet. Steigen wir allerdings in eine h?here oder tiefere Strecke des Bergwerks, so finden wir zwischen Sandsteinen und Schiefertonen noch eine ganze Reihe anderer Fl?ze eingebettet, m?chtigere, bis zu einer Dicke von 2 Meter, die einen leichten, bequemen Abbau erlauben, und schw?chere von 10-20 cm M?chtigkeit, bei denen sich der Abbau ?berhaupt nicht lohnt. Fragen wir den Geologen, der von allen Sch?chten und Tiefbohrungen des ganzen Kohlenreviers den Aufbau des Gebirges kennt, nach der Zahl der Kohlenschichten, so sagt er uns, dass im ganzen 176 Fl?ze ?bereinander liegen, durch Gesteine, die in einem Meere gebildet wurden, voneinander getrennt. Wie sollen wir das deuten? Die Wissenschaft lehrt uns, dass sich die Kohlen in m?chtigen Waldmooren aus einer fremdartig anmutenden Pflanzenwelt gebildet haben, langsam und in ungeheuren Zeitr?umen. Ein hundertj?hriger kr?ftiger Buchenwald w?rde bei der Verkohlung nur eine Schicht von 16 mm ergeben. Nun senkte sich das Land; das Meer brach herein; Schlamm und Sand lagerten sich ?ber dem jungen Kohlenlager ab und sch?tzten es so vor der Zerst?rung. Dann hob sich das Land wieder, das Wasser lief ab, und von neuem erwuchs der Sumpfwald, bildete sich Kohle, bis das Meer wieder hereinbrach und auch die neue Kohle zudeckte. Und das 176mal! Wie ein langsames Atemholen der scheinbar starren Erde mutet dieses Auf und Ab an, und dass dieser Wechsel von Steinkohlensumpfwald und Meer ungeheure Zeitr?ume umfasst haben muss, ist uns ohne weiteres klar. Dabei z?hlt man im Saarkohlengebiet sogar 325 Fl?ze, und die ganze Zeit, die zur Bildung all dieser wechselnden Schichten n?tig war, bedeutet in der geologischen Zeitrechnung nur einen verh?ltnism?ssig kleinen Teil einer einzigen geologischen Periode!
Ein anderes Bild: Zu Tausenden ragen in Baku am Kaspischen Meer auf engstem Raum die Erd?lbohrt?rme in die Luft, und zw?lf Milliarden Liter Roh?l haben sie in der Zeit vor dem Krieg j?hrlich zutage gef?rdert. Nun entsteht das Erd?l nach der Ansicht der heutigen Wissenschaft aus den ?berresten abgestorbener Meerestiere. Wir k?nnen nicht annehmen, dass jene Meere wesentlich dichter bev?lkert gewesen seien als unsere heutigen. Was f?r ungeheure Zeitr?ume m?ssen aber verstrichen sein, bis sich der Meeresboden mit derartig riesenhaften Mengen solcher Stoffe vollsaugen konnte! Und auch hier wieder m?ssen wir dasselbe feststellen wie bei den Steinkohlen: Die Zeit, die zur Bildung der erd?lf?hrenden Schichten n?tig war, ist geringf?gig im Rahmen der ganzen Erdgeschichte.
Wir wollen aber doch versuchen, von diesen ersten, ganz allgemeinen Vorstellungen von der langen Dauer geologischer Zeitr?ume zu bestimmten, fassbaren Zahlen zu gelangen; die zahlenm?ssige Untersuchung der ~geologischen Wirkung des fliessenden Wassers~ soll uns diesen Fortschritt bringen. ?berall, wo es in B?chen, Fl?ssen und Str?men zum Meere eilt, schafft es Stoffe aus dem Land hinaus, tr?gt dadurch ganz allm?hlich sein Einzugsgebiet ab und f?hrt alles ins Meer, wo sich das mitgef?hrte Material niederschl?gt und langsam neue Gesteinsschichten aufbaut . Eine sehr genaue zahlenm?ssige Untersuchung ?ber die geologische Arbeit eines Flusses wurde von ~Sch?rmann~ vor wenigen Jahren am ~Neckar~ ausgef?hrt. W?hrend eines ganzen Jahres berechnete er Tag f?r Tag auf Grund genauer Methoden die Wassermengen, die der Fluss aus dem Schwabenland hinaus zum Rhein f?hrt, und Tag f?r Tag entnahm er ihm Proben, aus denen er den Gehalt des Wassers an aufgel?sten und schwebenden Bestandteilen sorgf?ltig bestimmte. W?hrend die gel?sten Bestandteile haupts?chlich Salze aller Art sind, die das Wasser bei seiner Ber?hrung mit dem Gestein ausgelaugt hat , sind die schwebenden Stoffe feinste Ton- und Sandteilchen, die als ,,Flusstr?be" mechanisch vom Wasser mitgenommen werden und die es besonders bei Hochwasser bis zur vollst?ndigen Undurchsichtigkeit tr?ben k?nnen. Das Ergebnis der Untersuchungen war, dass der Neckar unterhalb Heilbronn im Jahr 1,584 Millionen Tonnen fester Stoffe aus dem Lande hinausf?hrt.
Bei einem spezifischen Gewicht von 2,5 nimmt diese Stoffmenge einen Raum von etwas ?ber 600000 Kubikmeter ein; w?rde man sie in gleichm?ssiger Dicke ?ber das ganze Einzugsgebiet des Flusses ausbreiten, so erg?be sich eine Schicht von 1/20 mm M?chtigkeit. Wenn also der Neckar sein ganzes Flussgebiet gleichm?ssig erniedrigen w?rde, so w?rde er in einem Jahr 1/20 mm, in 20 Jahren 1 mm, in 2000 Jahren eine Schicht von 1 m M?chtigkeit abtragen. Zur Abtragung von 100 m w?rde er infolgedessen 2 Millionen Jahre brauchen.
Nun k?nnen wir auf hochinteressante Weise feststellen, wie das ganze Gebiet zwischen Schw?bischer Alb und Odenwald in nicht allzuweit zur?ckliegender geologischer Vergangenheit ausgesehen haben muss. Zu den merkw?rdigsten geologischen Erscheinungen der Erde z?hlt das Vulkangebiet der mittleren Schw?bischen Alb , in dem die Erdrinde von nicht weniger als 125 vulkanischen Explosionsr?hren durchsetzt wird; sie zeigen sich von vulkanischem Material und von Gesteinsbruchst?cken der durchschlagenen Schichten erf?llt. Eine Anzahl dieser R?hren steckt noch ganz innerhalb des K?rpers der Alb, die sich s?dlich vom schw?bischen Keuperland ?ber einem Unterbau von schwarzem und braunem Jura in wundervoller landschaftlicher Sch?nheit als eine steile, von Felszinnen gekr?nte Mauer von Weissjura aufbaut; die ?brigen liegen im Vorland . Der n?rdlichste der Vulkanschlote findet sich bei Scharnhausen , ?ber 20 km vom jetzigen Albrand entfernt, in den Keuper eingesenkt und trotzdem noch Brocken von weissem Jura enthaltend. Dieser Weisse Jura, ein viel j?ngeres Gestein als der Keuper, in dessen H?he er nun in der Vulkanr?hre steckt, muss bei der Explosion von oben her in das offene Loch hereingefallen sein. Es m?ssen also damals noch die Schichten des Weissen Jura ?ber der ganzen Gegend gelegen haben, und das gibt uns den sicheren Beweis, dass zu jener Zeit der Albrand, wenn er schon in der heutigen Art bestand, noch mindestens 20 km weiter n?rdlich gelegen sein muss. Weitere Beobachtungen machen es wahrscheinlich, dass das ~ganze schw?bische Stufenland~ zwischen Odenwald und Alb damals noch von einer Gesteinsdecke von mehreren hundert Metern M?chtigkeit bedeckt war. Hier k?nnen wir nun wieder mit der Rechnung einsetzen: 100 m deckt der Neckar in 2 Millionen Jahren ab; es werden also seit jener Vulkankatastrophe, die im Obermioz?n, also schon gegen das Ende der Terti?rzeit, stattgefunden hat, ungef?hr 4-6 Millionen Jahre verflossen sein.
Vergleiche hierzu, wie bei allen andern geologischen Altersangaben, die Formationstafel auf Seite 7.
Damit sind wir zum erstenmal auf das Zeitmass gekommen, mit dem der Geologe rechnet, und an das sich auch der Leser gew?hnen muss, die Jahrmillion. Dass es nicht nur ein gedankenloses Umsichwerfen mit grossen Zahlen ist, wenn in der Geologie von Jahrmillionen geredet wird, das zeigt schon dieser erste Versuch einer rechnerischen L?sung unserer Frage klar und deutlich, obwohl sich an ihn von kritisch gestimmten Geistern noch manches Wenn und Aber ankn?pfen l?sst. Aber dass Jahrtausende oder Jahrhunderttausende in der Erdgeschichte nicht zureichen, ist uns jetzt schon klar geworden. Die erste Vorstellung von der Gr?ssenordnung geologischer Zeitr?ume ist gewonnen, und das bedeutet eine neue Erkenntnis!
Wenn der Neckar 20000 Jahre braucht, um sein Gebiet um 1 m zu erniedrigen, so ist er damit weder ein rascher noch ein besonders langsamer Arbeiter; seine Leistung bedeutet einen guten Durchschnitt. Ein Alpenfluss, der mit ganz anderer Wucht zu Tale st?rzt und die Tr?mmer des rasch verwitternden Hochgebirges in die Ebene schafft, wird mehr leisten als der Neckar, der durch ein Mittelgebirgsland fliesst, w?hrend ein langsam dahinfliessender Strom des Flachlands nicht auf die Leistung des Neckars kommen wird. Es sind sehr lehrreiche Zahlen, die in dieser Beziehung von den Geologen gefunden wurden. Der erfolgreichste bekannte Zerst?rer ist der Irawadi , der sein Stromgebiet schon in 1300 Jahren um 1 m erniedrigt. Ihm kommen die Alpenfl?sse Po und Reuss nahe, die in 2800 und 3000 Jahren dieselbe Arbeit verrichten, w?hrend das Gebiet der Hudson-Bai von seinen Fl?ssen erst in 165000 Jahren um 1 m erniedrigt wird.
Es soll nun aber der k?hne Versuch gewagt werden, f?r die ganze Erde die Abtragung zu berechnen. Wenn dabei auch viele Zahlen nicht ganz richtig sein werden, so m?ssen wir eben hoffen, dass ein Fehler nach der einen Seite wieder durch einen entgegengesetzten aufgehoben wird, und dass auf diese Weise doch eine Zahl von leidlicher Genauigkeit herauskommt. Will man wissen, was die gesamten Str?me der Erde im Jahr an Abtragungsarbeit leisten, so ist es n?tig, zweierlei zu kennen: Die j?hrliche Wassermenge aller Fl?sse und den Gehalt ihres Wassers an Gel?stem und Aufgeschwemmtem. Es ist klar, dass nur f?r wenige Stromsysteme solche Messungen vorliegen, wie vom Neckar. An ihre Stelle muss eine vorsichtige Sch?tzung treten, die aber in einer Reihe von meteorologisch
Add to tbrJar First Page Next Page