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Read Ebook: Schelmuffskys wahrhaftige kuriöse und sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und zu Lande by Reuter Christian Fritz Gottlieb Editor Berwald Ludwig Illustrator

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Ebook has 261 lines and 42314 words, and 6 pages

Frauenspersonen, Damen.

Wie wir uns aber beide brav dicke gefressen hatten, so fing ich hernach auch an, von meiner wunderlichen Geburt zu erz?hlen, und wie es mit der Ratte w?re zugangen, als sie wegen des zerfressenen seidenen Kleides h?tte sollen totgeschlagen werden. O sapperment! wie sperrten sie alle M?uler und Nasen auf, da ich solche Dinge erz?hlte, und sahen mich mit h?chster Verwunderung an. Die vornehmen Damens fingen gleich an darauf, meine Gesundheit zu trinken, welchen die ganze Kompagnie Bescheid tat. Bald sagte eine, wenn sie soff: Es lebe der vornehme Herr von Schelmuffsky! bald fing eine andere drauf an: Es lebe die vornehme Standesperson, welche unter dem Namen Schelmuffsky seine hohe Geburt verbirgt! Ich machte nun allemal eine sehr artige Miene gegen die Menscher, wenn sie meine Gesundheit so nach der Reihe soffen. Die eine vornehme Dame, welche flugs neben mir an der Tischecke zur rechten Hand sass, die hatte sich wegen der Begebenheit von der Ratte ganz in mich verliebt. Sie druckte mir wohl ?ber hundertmal die F?uste ?berm Tische, so gut meinte sie es mit mir, weil sie sich in mich so sehr verliebt hatte, doch war es nicht zu verwundern, weil ich so artig neben ihr sass und alles dazumal, der Tebel hol mer, flugs ?ber mich lachte. Nachdem ich nun mit meinem Erz?hlen fertig war, so fing mein Herr Bruder auch gleich an, von seinem Herkommen zu schwatzen und wo seine zweiunddreissig Ahnen alle herkommen, und erz?hlte auch, in welchem Dorfe seine Grossmutter begraben l?ge und wie er, als er noch ein kleiner Junge von sechzehn Jahren gewesen, einunddreissig Pumpelmeisen zugleich auf einmal in einem Sprenkel gefangen h?tte und was das Zeugs mehr alle war; allein er brachte alles so wunderlich durcheinander vor und mengte bald das Hundertste in das Tausendste hinein und hatte auch kein gut Mundwerk, denn er stammerte gar zu sehr, dass er auch, wie er sah, dass ihm niemand nicht einmal zuh?rte, mitten in seiner Erz?hlung stille schwieg und sah, was sein Teller guts machte. Wenn ich aber zu diskurieren anfing, Ei sapperment! wie horchten sie alle wie die M?uschen, denn ich hatte nun so eine anmutige Sprache und kunnte alles mit so einer artigen Miene vorbringen, dass sie mir nur, der Tebel hol mer, mit Lust zuh?rten.

Nachdem der Wirt nun sah, dass niemand mehr ass und die Sch?sseln ziemlich ausgeputzt waren, liess er die Tafel wieder abr?umen. Wie solches geschehen, machte ich und der Bruder Graf ein sehr artig Kompliment gegen die s?mtliche Kompagnie und standen von der Tafel auf. Da sie das ?ber Tische nun sahen, fingen sie alle miteinander an auch aufzustehen. Ich und der Herr Bruder Graf nahmen hierauf ohne Bedenken zuerst wieder unsern Weg zum Tafelgemach hinaus und marschierten nach unserm Zimmer zu. Die s?mtliche Kompagnie aber begleitete uns ?ber den sch?nen Saal weg und bis an unsere Treppe, wo wir wieder hinaufgehen mussten, allda nahmen sie von uns gute Nacht und w?nschten uns eine angenehme Ruhe. Ich machte nun gegen sie gleich wieder ein artig Kompliment und sagte, wie dass ich n?mlich ein brav Kerl w?re, der etwas m?de w?re, wie auch der Herr Graf, und dass wir in etlichen Wochen in kein Bette gekommen w?ren. So zweifelten wir gar nicht, dass wir wacker schlafen w?rden, und sie m?chten auch wohl schlafen. Nach dieser sehr artig gegebenen Antwort ging nun ein jedweder seine Wege, ich und mein Herr Bruder Graf gingen gleich auch die Treppe vollends hinauf und nach unsrer Stube zu. Wie wir da hineinkamen, so pfiff ich dem Hausknechte, dass er uns ein Licht bringen musste, welcher auch augenblicks damit sich einstellte und wieder seiner Wege ging.

Dann legten wir uns beide in das sch?ne Bette, welches in der Stube stund. Sobald als der Herr Bruder Graf sich dahineinw?lzte, fing er gleich an zu schnarchen, dass ich vor ihm kein Auge zu dem andern bringen kunnte, ob ich gleich sehr m?de und schl?frig auch war. Indem ich nun so eine kleine Weile lag und lauschte, so pochte ganz sachte jemand an unsere Stubent?re an, ich fragte, wer da w?re, es wollte aber niemand antworten. Es pochte noch einmal an, ich fragte wieder, wer da w?re, es wollte mir aber niemand Antwort geben. Ich war her, sprang zum Bette heraus, machte die Stubent?re auf und sah, wer pochte. Als ich selbige er?ffnete, so stund ein Mensche draussen und hatte ein klein Briefchen in der Hand, bot mir im Finstern einen guten Abend und fragte, ob der fremde vornehme Herr, welcher heute abend ?ber Tische die Begebenheit von einer Ratte erz?hlt, seine Stube hier h?tte. Da sie nun h?rte, dass ichs selbst war, fing sie weiter an: Hier ist ein Briefchen an Sie, und ich soll ein paar Zeilen Antwort drauf bringen. Hierauf liess ich mir den Brief geben, hiess sie ein wenig vor der Stubent?re verziehen und pfiff dem Hausknechte, dass er mir das Licht anbrennen musste, welches er auch alsobald tat und mit einer grossen Laterne die Treppe hinaufgelaufen kam. Damit so erbrach ich den Brief und sah, was drinnen stund. Der Inhalt war, wie folgt, also:

>>A n m u t i g e r J ? n g l i n g.

Woferne Euchs beliebet, diesen Abend noch mein Zimmer zu besehen, so lasset mir durch gegenw?rtige Servante Antwort wissen. Adjeu! Eure affektionierte Dame, welche bei Euch heute abend ?ber Tische an der Ecke zur rechten Hand gesessen.

L a C h a r m a n t e.<<

Dienstm?dchen.

Sobald ich diesen Brief nun gelesen, pfiff ich dem Hausknechte wieder, dass er mir Feder, Tinte und Papier bringen musste, darauf setzte ich mich nur hin und schrieb einen sehr artigen Brief wieder an die Dame Charmante zur Antwort, derselbe war nun auf diese Manier eingerichtet:

>>M i t W ? n s c h u n g a l l e s L i e b e s u n d G u t e s z u v o r W o h l-E h r b a r e D a m e C h a r m a n t e.

Ich will nur erstlich meine Schuhe und Str?mpfe wie auch meinen Rock wieder anziehen, hernach will ich gleich zu Euch kommen. Ihr m?sset aber, Wohl-Ehrbare Dame, die Servante unfehlbar wieder zu mir schicken, dass sie mir die Wege weist, wo ich Eure Stube finden soll, und lasset sie eine Laterne mitbringen, dass ich auch nicht im Finstern falle, denn alleine komme ich, der Tebel hol mer, nicht. Warum? es ist jetzo gleich zwischen elf und zw?lf, da der Henker gemeiniglich sein Spiel hat und mir leichtlich ein Schauer ankommen m?chte, dass mir auf den Morgen hernach das Maul brav ausschl?ge, und was w?rde Euch denn damit gedient sein, wenn ich eine grindige Schnauze kriegte, wornach Ihr Euch zu achten wisset. Haltet nun wie Ihrs wollt, holt das Mensche mich ab, wohl gut, kommt sie aber nicht wieder, wie bald ziehe ich mich wieder aus und lege mich wieder zu meinem Bruder Grafen ins Bette. Im ?brigen lebet wohl, ich verbleibe daf?r

Meiner Wohl-Ehrbaren Madame Charmante allezeit treu-gehorsamst dienstschuldigst reisefertigster S c h e l m u f f s k y.<<

Diesen Brief schickte ich nun der vornehmen Dame Charmante zur Antwort wieder und suchte meine Schuhe und Str?mpfe unter der Bank flugs hervor, dass ich sie anziehen wollte; ich hatte kaum den einen Strumpf an das linke Bein gezogen, so stund die Servante schon wieder draussen und hatte eine grosse papierne Laterne in der Hand, worinnen eine t?pferne Lampe mit zwei Dochten brannte, und wollte mich nach der Dame Charmante ihrem Zimmer leuchten, dass ich nicht fallen sollte. Sobald als ich mich nun angezogen, nahm ich meinen Degen, welches ein vortrefflicher R?ckenstreicher war, unter den Arm und ging mit nach der Charmante ihrer Stube zu. Das Mensche, die Servante, kunnte mir mit der papiernen Laterne ?beraus stattlich leuchten; sie f?hrte mich von meiner Stube an die Treppe wieder hinunter ?ber den sch?nen Saal weg, einen langen Gang im Hof hinten, allwo ich sechs Treppen hoch mit ihr wieder steigen musste, ehe ich an der Charmante ihr Zimmer kam.

Wie mir das Mensch die Stubent?re nun zeigte, so klinkte ich gleich auf und ging ohne Bedenken unangemeldet hinein. Da mich die Charmante nun kommen sah, bat sie bei mir um Verzeihung, dass ich solches nicht ungeneigt aufnehmen m?chte, dass sie bei sp?ter Nacht noch zu mir geschickt und mich in ihr Zimmer bem?ht h?tte. Ich antwortete der Charmante aber hierauf sehr artig wieder und sagte, wie dass ich n?mlich ein brav Kerl w?re, desgleichen man wohl wenig in der Welt antreffen w?rde, und es h?tte nichts auf sich, weil ich indem vor meines Herrn Bruder Grafen seinem Schnarchen nicht einschlafen k?nnen. Als ich ihr dieses nun so mit einer ?beraus artigen Miene zur Antwort gab, so bat sie mich, dass ich ihr die Begebenheit doch noch einmal von der Ratte erz?hlen sollte, da man sie wegen des zerfressenen seidenen Kleides mit dem Besen totschlagen wollen.

Ich erz?hlte der Charmante hierauf augenblicks die ganze Begebenheit, so gab sie hernach Freiens bei mir vor und sagte, ich sollte sie nehmen; ich antwortete der Charmante aber hierauf sehr artig wieder und sagte, wie dass ich n?mlich ein brav Kerl w?re, aus dem was Rechts noch erst werden w?rde, wenn er weiter in die Welt hineink?me, und dass ich so balde noch nicht Lust h?tte, eine Frau zu nehmen. Doch wollte ich ihrs nicht abschlagen, sondern es ein wenig ?berlegen. O sapperment! wie fing das Mensche an zu heulen und zu gransen, da ich ihr von dem Korbe schwatzte, die Tr?nen liefen ihr immer die Backen herunter, als wenn man mit Mulden g?sse, und machte sich da ein paar Augen wie die gr?ssesten Schafk?sen?pfe gross.

Wollte ich nun wohl oder ?bel, dass sie sich nicht gar ?ber mich zu Tode heulen m?chte, musste ichs, der Tebel hol mer, zusagen, dass ich keine andere als sie zur Frau haben wollte. Da nun solches geschehen, gab sie sich wieder zufrieden, und nahm ich selben Abend von ihr Abschied und liess mich durch die Servante mit der papiernen Laterne wieder auf meine Stube leuchten und legte mich zu meinem Herrn Bruder Grafen ins Bette, welcher noch eben auf der Stelle dalag und in einem weg schnarchte. Ich war kaum ins Bette wieder hinein, so kriegte ich auch etwa seine Laune, und schnarchten da alle beide wie ein altes Pferd, welches dem Schinder entlaufen war. Den andern Tag fr?h, da es etwa um neun Uhr sein mochte und ich im besten Schlafe lag, so stiess jemand mit beiden Beinen an unsere Stubent?r l?sterlich an, dass ich aus dem Schlafe klaffternhoch vor Erschrecknis in die H?he fuhr. Des Anschlagens wollte aber kein Ende nehmen, ich war her und sprang flugs mit gleichen Beinen aus dem Bette heraus, zog mein Hemde an und wollte sehen, wer da war. Wie ich aufmachte, so stund des einen Staatens aus Holland sein Junge draussen, welcher fragte, ob der von Schelmuffsky seine Stube hier h?tte. Da ich dem Jungen nun zur Antwort gab, dass ichs selber w?re, sagte er weiter, sein Herr, der hielte mich vor keinen braven Kerl, sondern vor einen Erzb?renh?uter, wenn ich nicht zum allerl?ngsten um zehn Uhr heute vormittag mit einem guten Degen auf der grossen Wiese vor dem Altonaischen Tore erschiene, und da wollte er mir weisen, was R?son w?re. O sapperment! wie verdross mich das Ding, als mir der Kerl durch seinen Jungen solche Worte sagen liess. Ich fertigte den Jungen aber alsobald mit folgender Antwort ab und sagte: H?re, Hundsfott, sprich du zu deinem Herrn wieder, ich liesse ihm sagen, warum er denn nicht selbst zu mir gekommen w?re und mir solches gesagt, ich h?tte bald mit ihm fertig werden wollen; damit er aber sehen sollte, dass ich mich vor ihm nicht scheute, so wollte ich kommen und ihm nicht allein zu Gefallen einen guten Degen, welches ein R?ckenstreicher w?re, mitbringen, sondern es sollten auch ein paar gute Pistolen zu seinen Diensten stehen, damit wollte ich ihm weisen, wie er den bravsten Kerl von der Fortuna ein andermal besser respektieren sollte, wenn er was an ihm zu suchen h?tte. Hierauf ging des Staatens sein Junge fort und muckte nicht ein Wort weiter, ausgenommen, wie er an die Treppe kam, so schielte er mich von der Seite mit einer h?hnischen Miene recht sauer hinterr?cks an und lief geschwinde die Treppe hinunter.

Ich aber war her, ging in die Stube wieder hinein, zog mich geschwinde an und pfiff dem Hausknechte, dass er eiligst zu mir kommen musste. Welcher sich auch flugs augenblicks bei mir einstellte und sagte: Was belieben Euere Gnaden? Das Ding gefiel mir sehr wohl von dem Kerl, dass er so bescheidentlich antworten kunnte. Ich fragte ihn hierauf, ob er mir nicht ein paar gute Pistolen schaffen k?nnte, das und das ginge vor sich, wollte ihm keinen Schaden daran tun und er sollte daf?r ein Trinkgeld zu gewarten haben. O sapperment! als der Kerl von dem Trinkgelde h?rte, wie sprang er zur Stubent?re hinaus und brachte mir im Augenblick ein paar wundersch?ne Pistolen geschleppt, welche dem Wirte waren; die eine musste er mir mit grossen Hasenschroten und die andere mit kleiner Dunst f?llen und zwei Kugeln draufstopfen. Da solches geschehen, g?rtete ich meinen R?ckenstreicher an die Seite, die Pistolen steckte ich in den G?rtel und marschierte da immer stillschweigens nach dem Altonaischen Tore zu. Wie ich nun vor das Tor kam, so erkundigte ich mich nun gleich, wo die grosse Wiese w?re. Es gab mir aber ein kleiner Schifferjunge alsobald Nachricht davon. Da ich nun ein klein Eckchen von der Stadtmauer gegangen war, so kunnte ich die grosse Wiese sehen und sah, dass ihrer ein ganzer Haufen dortstunden, auf welche ich gleich sporenstreichs zumarschierte. Als ich nun bald an sie kam, sah ich, dass der eine Staate dastund und ihrer Etliche noch bei sich hatte. Ich fragte ihn aber gleich, wie ich zu ihm kam, ob er mich durch seinen Jungen vor einer Stunde wohin h?tte fordern lassen und was die Ursache w?re. Worauf er mir zur Antwort gab: Ja, er h?tte solches getan, und das w?re die Ursache, weil ich die vergangene Nacht bei der Madame Charmante gewesen, und das k?nnte er gar nicht leiden, dass ein Fremder sie bedienen sollte; war hierauf augenblicks mit der Fuchtel heraus und kam auf mich zu marschiert.

Da ich nun sah, dass er der Herr war, O sapperment! wie zog ich meinen R?ckenstreicher auch vom Leder und legte mich in Positur; ich hatte ihm kaum einen Stoss auspariert, so tat ich nach ihm einen Saustoss und stach ihm, der Tebel hol mer, mit meinem R?ckenstreicher die falsche Quinte zum linken Ellbogen hinein, dass das Blut armsdicke herausschoss, und kriegte ihn hernach beim Leibe und wollte ihm mit der einen Pistole, welche stark mit Dunst und Kugeln geladen war, das Lebenslicht vollends ausblasen; es w?re auch in b?sem Mute geschehen, wenn nicht seine Kameraden mir w?ren in die Arme gefallen und gebeten, dass ich nur sein Leben schonen sollte, indem ich Revenge genug h?tte. Die Sache wurde auch auf vielf?ltiges Bitten also bemittelt, dass ich mich wieder mit ihm vertragen musste; und zwar mit dem Bedinge, dass er mir durch seinen Jungen niemals mehr solche Worte sagen liesse, wenn ich der Madame Charmante eine Visite gegeben h?tte, welches er mir auch zusagte.

Revanche, Genugtuung.

In was vor Ehren ich hernach von seinen Kameraden gehalten wurde, das kann ich, der Tebel hol mer, nicht genug beschreiben, wo auch nur eine Aktion vorging, da musste ich allezeit mit dabei sein und die Kontraparten auseinandersetzen. Denn wo ich nicht dabei mit war, wenn Schl?gerei vorging, und wurde nur insgeheim so vertragen, davon wurde gar nichts gehalten; wo es aber hiess, der von Schelmuffsky hat dem und dem wieder sekundiert, so wussten sie alle schon, wieviel es geschlagen hatte. Die gehabte Aktion mit dem einen Staaten aus Holland erz?hlte ich alsobald der Dame Charmante und sagte, dass es ihretwegen geschehen w?re. Das Mensche erschrak zwar anf?nglich sehr dar?ber, allein wie sie h?rte, dass ich mich so ritterlich gehalten hatte, sprung sie vor Freuden hoch in die H?he und fiel mir um den Hals. Hernach so ging ich zu meinem Herrn Bruder Grafen hinauf in die Stube, welcher zwar noch im Bette lag und lauschte; demselben erz?hlte ichs auch, was mir schon begegnet w?re in Hamburg. Der war nun so giftig, dass ich ihn nicht aufgeweckt hatte, er h?tte wollen auf seinem Schellenschlitten mit hinausfahren und mir sekundieren helfen, ich gab ihm aber zur Antwort, dass sich ein brav Kerl auch vor ihrer Hunderten nicht scheuen d?rfte. Hierauf kam der Wirt im gr?nen Samtpelze hinauf zu uns und rief uns wieder zur Mittagsmahlzeit. O sapperment! Wie sprung mein Herr Bruder Graf aus dem Bette heraus und zog sich ?ber Hals und Kopf an, weil er das Essen nicht vers?umen wollte. Wie er sich nun angezogen hatte, marschierten wir beide mit dem Herrn Wirte wieder hinunter zur Tafel. Es stellte sich die ganze Kompagnie bei Tische wieder ein, welche vorigen Abend mitgespeist hatte, ausgenommen der eine Staate, welchem ich die falsche Quinte durch den Arm gestossen hatte, der war nicht da. Ich und mein Herr Bruder Graf nahmen nun ohne Bedenken die Oberstelle wieder ein. Da meinte ich nun, es w?rde ?ber Tische von der Aktion was gestichelt werden, allein, der Tebel hol mer, nicht ein Wort wurde davon erw?hnt, und ich h?tte es auch keinem raten wollen, denn die falsche Quinte und der Saustoss lag mir noch immer im Sinne. Sie fingen von allerhand wieder an zu diskurieren und meinten, ich w?rde auch etwa wieder was erz?hlen, dar?ber sie sich verwundern k?nnten; sie gaben mir auch Anleitung dazu, allein ich tat, der Tebel hol mer, als wenn ichs nicht einmal h?rte.

streitenden Parteien.

Die Dame Charmante fing meine Gesundheit an zu trinken, welcher die ganze Kompagnie auch wieder Bescheid tat. Mein Herr Bruder Graf fing hernach von seinen Pumpelmeisen an zu erz?hlen, die er auf einmal in dem Sprenkel gefangen h?tte, und dass dieselben ihm so gut geschmeckt h?tten, als seine verstorbene Frau Grossmutter ihm solche in Butter gebraten. ?ber welcher einf?ltigen Erz?hlung die ganze Kompagnie lachen musste. Nach gehaltener Mittagsmahlzeit setzte ich mich mit meiner Liebsten, der Charmante, auf eine Chaise de Roland und fuhren auf den W?llen spazieren, besahen da die Ringmauer der Stadt Hamburg, wie sie gebaut war, welche denn an etlichen Orten nicht allerdings feste genug zu sein schien; ich sagte solches dem Stadtkapit?n, wie sie ganz auf eine andere Manier perspektivisch k?nnte repariert werden. Er schriebs zwar auf: ob sie es nun werden getan haben, kann ich nicht wissen, denn ich bin von der Zeit an nicht wieder hingekommen. Nach diesem fuhren wir in die Sternschanze und besahen dieselbe auch: O sapperment! was lagen da vor Bomben, welche von voriger Belagerung waren hineingeworfen worden; ich will wetten, dass wohl eine ?ber dreihundert Zentner schwer hatte, ich versuchte es auch, ob ich eine mit einer Hand in die H?he heben kunnte, allein es wollte, der Tebel hol mer, nicht angehen, so schwer war sie, knapp, dass ich sie mit beiden H?nden drei Ellen hoch in die H?he heben kunnte. Von da fuhren wir hinaus an die Elbe und sahen da die Schifferjungen angeln, O sapperment! was fingen sie da vor Forellen an der Angel, es waren nicht etwa solche kleine Forellen, wie es hierzulande bei Gutenbach oder sonsten dergleichen Orten herum gibt, sondern es waren, der Tebel hol mer, Dinger, da eine Forelle gut zwanzig bis dreissig Pfund hatte. Von denselben Fischen hatte ich mich zu Hamburg ganz ?berdr?ssig gefressen, und wenn ich die Stunde noch Forellen erw?hnen h?re, wird mir flugs ganz ?bel davon. Warum? Sie haben in Hamburg keine anderen Fische als nur Forellen jahraus, Forellen jahrein, man muss sich darinnen verst?nkern, man mag wollen oder nicht, bisweilen, etwa um Lichtmess herum, kommen irgendein paar Tonnen frische Heringe da an, aber auch gar selten, und dazu, wo erkleckt das unter so einer Menge Volk? der Tausendste kriegt keinen nicht einmal davon zu sehen.

elegantes Fuhrwerk.

Nachdem ich mit meiner Liebsten dem Angeln so eine Weile zugesehen, fuhren wir wieder in die Stadt und nach unserm Quartier zu; sobald als wir abstiegen, stund ein kleiner buckliger Tanzmeister im Torwege, der machte gegen die Madame Charmante wie auch gegen mich ein sehr artig Kompliment und invitierte uns zu einem Balle. Meine Liebste, die Charmante, fragte mich, ob ich Lust mit hinzufahren h?tte, denn sie k?nnte es der Kompagnie nicht abschlagen, und sie w?rden wohl indem alle schon auf sie warten. Ich gab ihr zur Antwort: Ich fahre schon mit und sehe, was da passiert. Hierauf gab sie dem Tanzmeister Befehl, dass sie gleich kommen wollte. O sapperment! wie sprung der Kerl vor Freuden herum, dass sie kommen wollte und noch jemand mit sich bringen. Er lief immer zum Hause hinaus und nach dem Tanzboden zu, als wenn ihm der Kopf brennte. Wir setzten uns gleich wieder auf unsere Chaise de Roland und fuhren nach dem Tanzboden zu.

lud uns ein.

Sobald als wir nun hinaufkamen, O sapperment! was war vor Aufsehens da von den vornehmen Damens und Kavalieren, welche sich auch auf dem Tanzboden eingefunden hatten; es war ein Gelispere heimlich in die Ohren, und soviel ich h?ren kunnte, fing bald dieser an und sagte: Wer muss doch nur der vornehme Herr sein, welchen die Madame Charmante mitgebracht hat. Bald sagte ein Frauenzimmer zu dem andern: Ist das nicht ein wundersch?ner Kerl, sieht er doch flugs aus wie Milch und Blut. Solche und dergleichen Reden gingen wohl eine halbe Stunde unter der Kompagnie auf dem Tanzboden heimlich vor. Der Tanzmeister pr?sentierte mir einen roten Samtstuhl, worauf ich mich niedersetzen musste, die andern aber wie auch meine Charmante mussten alle stehen. Damit so ging nun die Musik an, O sapperment! wie kunnten die Kerle streichen, sie machten mit einem Gassenhauer den Anfang, wonach der kleine bucklige Tanzmeister die erste Entree tanzte. Sapperment! wie kunnte das Kerlchen springen, es war, der Tebel hol mer, nicht anders, als wenn er in die L?fte fl?ge. Wie derselbe Tanz aus war, so schlossen sie alle miteinander einen Kreis und fingen an schlangenweise zu tanzen: meine Charmante, die musste nun in den Kreis hineintreten und drinnen allein tanzen. O sapperment! was kunnte sich das Mensche schlangenweise im Kreise herumdrehen, dass ich auch, der Tebel hol mer, alle Augenblick dachte, jetzt f?llt sie ?bern Haufen, allein es war, als ob ihr nichts drum w?re. Die anderen M?dchens tanzten, der Tebel hol mer, galant auch, ich kanns nicht sagen, wie artig sie die Knochen auch setzen kunnten, meiner Charmante aber kunnte es aber doch keine gleichtun. Nachdem der Kreistanz schlangenweise nun aus war, so fingen sie allerhand gemeine T?nze auch an zu tanzen, als Couranten, Chiquen, Allemanden und dergleichen.

allgemein ?bliche.

Solch Zeug sollte ich nun auch mit tanzen, es kamen unterschiedne Damens zu mir an den Samtstuhl, worauf ich sass, und forderten mich auch zu einem T?nzchen auf. Ich entschuldigte mich zwar erst und sagte, wie dass ich n?mlich ein brav Kerl w?re, dem zwar was Rechts aus den Augen herausfunkelte, aber tanzen h?tte ich noch nicht recht gelernt. Es half aber, der Tebel hol mer, kein Entschuldigen, die Damens trugen mich mitsamt dem Stuhle in den Tanzkreis hinein und kippten mich mit dem Stuhle um, dass ich, der Tebel hol mer, die L?nge lang hinfiel. Ich stund aber mit einer sehr artigen Miene wiederum auf, dass sich auch die ganze Kompagnie auf dem Tanzboden ?ber mich sehr verwunderte und ein Kavalier immer zu dem andern sagte, dass ich wohl einer von den bravsten Kerlen auf der Welt mit sein m?sste. Hierauf fing ich nun an zu tanzen und nahm drei Frauenzimmer; die eine musste mich bei der linken Hand anfassen, die andere bei der rechten und die dritte musste sich an mein link Bein halten, damit hiess ich die Musikanten den Altenburgischen Bauerntanz aufstreichen. Da h?tte man nun sch?n tanzen gesehen, wie ich auf dem rechten Beine solche artige Spr?nge tun kunnte. Wie ich mich nun so ein klein wenig erhitzt hatte, so sprung ich auf dem einen Beine, der Tebel hol mer, klaffternhoch in die H?he, dass auch die eine Dame, welche sich an mein link Bein gefasst hatte, fast mit keinem Fusse auf die Erde kam, sondern stets in der Luft mit herumh?pfte. O sapperment! wie sahen die Menscher alle, als ich solche Spr?nge tat; der kleine bucklige Tanzmeister schwur hoch und teuer, dass er dergleichen Spr?nge zeitlebens nicht gesehen h?tte. Sie wollten hernach auch alle wissen, was vor Geschlechts und Herkommens ich w?re, allein ich sagte es, der Tebel hol mer, keinem, ich gab mich zwar nur vor einen Vornehmen von Adel aus, allein sie wollten es doch nicht glauben, sondern sagten, ich m?sste noch weit was Vornehmeres sein, denn meine Augen die h?tten mich schon verraten, dass ich aus keiner Haselstaude entsprungen w?re. Sie fragten auch meine Charmante, allein der Henker h?tte sie wohl geholt, dass sie was von meiner Geburt erw?hnt h?tte, denn wenn sie die Historie von der Ratte geh?rt h?tten, Ei sapperment! wie w?rden sie gehorcht haben. Nach gehaltenem Ball fuhr ich mit meiner Charmante in die Opera, welche, der Tebel hol mer, auch da sch?n zu sehen war, denn sie spielten gleich selben Tag von der Zerst?rung Jerusalems. O sapperment! was war das vor eine grosse Stadt, das Jerusalem, welches sie in der Opera da vorstellten, ich will wetten, dass es, der Tebel hol mer, zehnmal gut gr?sser war, als die Stadt Hamburg ist, und zerst?rten da das Ding auch so l?sterlich, dass man, der Tebel hol mer, nicht einmal sah, wo es gestanden hatte. Nur immer und ewig schade war es um den wundersch?nen Tempel Salomonis, dass derselbe so mit musste vor die Hunde gehen, es h?tte mich sollen d?nken, dass nur ein Fleckchen daran w?re ganz geblieben, nein, es musste von den Soldaten, der Tebel hol mer, alles ruiniert und zerst?rt werden. Es waren Krabaten und Schweden, die das Jerusalem so zuschanden machten.

Die Hamburger Oper erfreute sich Ende des 17. Jahrhunderts grosser Ber?hmtheit.

Kroaten.

Nach dieser geschehenen Opera fuhr ich mit meiner Charmante auf den Jungfernstieg , denn es ist ein sehr lustiger Ort und liegt mitten in der Stadt Hamburg an einem kleinen Wasser, welches die Alster genannt wird, da stehen wohl zweitausend Linden und gehen alle Abend die vornehmsten Kavaliers und Damen der Stadt Hamburg dahin spazieren und sch?pfen unter den Linden frische Luft. Auf demselben Jungfernstiege war ich mit meiner liebsten Charmante nun alle Abend da anzutreffen. Denn der Jungfernstieg und das Opernhaus war immer unser bester Zeitvertreib. Von der Belagerung Wiens spielte sich auch einmal eine Opera, welche vortrefflich zu sehen war. Ei sapperment! was schmissen die T?rken vor Bomben in die Stadt Wien hinein; sie waren, der Tebel hol mer, noch zwanzigmal gr?sser als wie die, welche in der gedachten Sternschanze zu Hamburg liegen. Wie sie aber von den Sachsen und Polacken daf?r bezahlt worden, werden sie wohl am besten wissen. Denn es blieben wohl von den T?rken ?ber dreissigtausend Mann auf dem Platze, ohne die, welche gefangen genommen wurden und t?dlich blessiert waren, so ich ohngef?hr auch etwa auf achtzehn- bis zwanzigtausend Mann sch?tze, und vierzigtausend Mann warens gut, welche die Flucht nahmen. Ei sapperment! wie gingen die Trompeten da, wie die Stadt entsetzt war, ich will wetten, dass wohl ?ber zweitausend Trompeter auf dem Dinge hielten und Viktoria bliesen. Mit dergleichen Lustigkeit vertrieben ich und meine Charmante damals t?glich unsere Zeit in Hamburg. Was michs aber vor Geld gekostet, das will ich, der Tebel hol mer, niemand sagen, es gereut mich aber kein Heller, welchen ich mit der Charmante durchgebracht habe, denn es war ein vortrefflich sch?n Mensche, und ihr zu Gefallen h?tte ich die Hosen ausziehen und versetzen wollen, wenns am Gelde h?tte fehlen sollen, denn sie hatte mich ?beraus lieb und hiess mich nur ihren anmutigen J?ngling, denn ich war dazumal weit sch?ner als jetzo. Warum? Man wird ferner h?ren, wie mich die Sonne unter der Linie so l?sterlich verbrannt hat. Ja Hamburg, Hamburg, wenn ich noch dran gedenke, hat mir manche Lust gemacht.

?quator.

Und ich w?re, der Tebel hol mer, wohl noch so bald nicht herausgekommen, ob ich gleich drei ganzer Jahre mich da umgesehen hatte, wenn mein R?ckenstreicher mich nicht so ungl?cklich gemacht h?tte. Welches zwar wegen meiner Liebsten, der Charmante, herkam, doch kunnte das gute Mensche auch nicht daf?r, dass ich bei Nacht und Nebel durchgehen musste. Denn ein brav Kerl muss sich nicht bravieren lassen. Die ganze Sache war aber also beschaffen. Ich wurde mit meiner Charmante in eine lustige Gesellschaft gebeten und mussten an demselben vornehmen Orte, wo die Kompagnie war, des Abends mit da zu Gaste bleiben. Wie wir nun abgespeist hatten, war es schon sehr sp?t in die Nacht hinein; wir wurden auch gebeten, dazubleiben, allein meine Charmante wollte nicht da schlafen, der vornehme Mann aber, wo wir waren, liess seine Karosse anspannen, dieselbe sollte uns nach unserm Quartier zu bringen, damit wir keinen Schaden nehmen m?chten. Wie wir aber bald an den Pferdemarkt kamen, so bat mich meine Charmante, dass ich mit ihr noch ein halb St?ndchen m?chte auf den Jungfernstieg fahren, sie wollte nur sehen, was vor Kompagnie da anzutreffen w?re. Ich liess mir solches gefallen und befahl dem Kutscher, dass er uns dorthin fahren sollte. Als wir aber durch ein enges G?sschen nicht weit vom Jungfernstiege fahren mussten, fingen welche an zu wetzen in derselben Gasse. Nun war ich Blut ?bel gewohnt, wenn mir einer vor der Nase herum in die Steine kriegelte, und h?tte, der Tebel hol mer, zehnmal lieber gesehen, es h?tte mir einer eine derbe Presche gegeben, als dass er mir mit dergleichen Wetzen w?re aufgezogen kommen. Ich war her und sagte zu meiner Charmante, sie sollte nur mit dem Kutscher wieder umlenken und nach dem Quartier zu fahren, ich wollte sehen, wem dieser Affront gesch?he, und es st?nde mir unm?glich an, dass man dem bravsten Kerl von der Fortune vor der Nase so herumwetzen sollte.

Trotz bieten.

S?belwetzen galt zu jener Zeit nach studentischer Sitte als Herausforderung.

Ohrfeige.

Beleidigung.

Meine Charmante aber wollte mich nicht von sich weglassen und meinte, ich m?chte etwa zu Ungl?ck kommen, allein ich sprang, ehe sie sichs versah, mit gleichen Beinen zur Kutsche heraus, hiess den Kutscher umlenken und marschierte da den Nachtwetzern nach, welche ich am Ende des engen G?sschens noch antraf und zu ihnen anfing, welche wohl bei ihrer dreissig waren: Was habt ihr B?renh?uter da zu wetzen? Die Kerls aber kamen mit ihren blossen Degen auf mich hineingegangen und meinten, ich w?rde mich vor ihnen f?rchten. Ich trat zwar einen Schritt zur?ck, und da kriegte ich meinen R?ckenstreicher heraus. Ei sapperment! wie hieb und stach ich auf die Kerls hinein, es war, der Tebel hol mer, nicht anders, als wenn ich Kraut und R?ben vor mir h?tte: ihrer f?nfzehn blieben gleich auf dem Platze, ihrer etliche, die ich sehr besch?digt hatte, baten um gut Wetter und etliche die gaben Reissaus und schrien nach der R?delwache.

Ei sapperment! als ich von der R?delwache h?rte, dachte ich, das Ding d?rfte wohl nicht gut mit dir ablaufen, wenn die dich kriegen sollten; ich war her und marschierte immer spornstreichs nach dem Altonaischen Tore zu, da spendierte ich dem Torw?rter einen ganzen Doppeltaler, dass er mich durch das Pf?rtchen musste hinauslassen. Draussen setzte ich mich nun auf dieselbe Wiese, wo ich dem einen Staaten aus Holland die falsche Quinte durch den linken Ellbogen gestossen hatte, und granste da wie ein kleiner Junge Rotz und Wasser. Wie ich nun ausgegranst hatte, so stund ich auf, kehrte mich noch einmal nach der Stadt Hamburg zu, ob ich sie gleich im Finstern nicht sehen kunnte, und sagte: Nun gute Nacht, Hamburg, gute Nacht, Jungfernstieg, gute Nacht Opernhaus, gute Nacht Herr Bruder Graf und gute Nacht meine allerliebste Charmante, gr?me dich nur nicht zu Tode, dass dein anmutiger J?ngling dich verlassen muss, vielleicht kriegst du ihn bald wiederum anderswo zu sehen. Hierauf ging ich im Dunkeln fort und immer weiter in die Welt hinein. Ich gelangte bei fr?hem Morgen in der Stadt Altona an, welche drei starke deutsche Meilen von Hamburg liegt, da kehrte ich in dem vornehmsten Wirtshause ein, welches zum Weinberge genannt wurde, worinnen ich einen Landsmann antraf, welcher in der H?lle hinterm Kachelofen sass und hatte zwei vornehme Damens neben sich sitzen, mit welchen er in der Karte falsch spielte. Demselben gab ich mich zu erkennen und erz?hlte ihm, wie mirs in Hamburg gegangen w?re. Es war, der Tebel hol mer, ein brav Kerl auch, denn er war nur vor etlichen Tagen aus Frankreich gekommen und wartete allda bei dem Wirte im Weinberge auf einen Wechsel, welchen ihm seine Frau Mutter mit ehster Gelegenheit schicken w?rde. Er erzeigte mir sehr grosse Ehre, dass ichs, der Tebel hol mer, lebenslang werde zu r?hmen wissen, und gab mir auch den Rat, ich sollte mich nicht lange in Altona aufhalten, denn wenns erfahren w?rde in Hamburg, dass der und der sich da aufhielte, welcher so viel Seelen kaput gemacht h?tte, d?rfte die R?delwache, wenns gleich in einem andern Gebiete w?re, wohl nachgeschickt werden und mich lassen bei dem Kopfe nehmen. Welchem guten Rate ich auch folgte, und weil selben Tag gleich ein Schiff von da auf der See nach dem Lande Schweden zusegelte, dingte ich mich auf dasselbe, nahm von meinem Herrn Landsmanne Abschied und marschierte von Altona fort.

warmer Platz hinter dem Ofen.

Wie mirs nun dazumal auf der See ging, was ich da und in dem Lande Schweden gesehen und erfahren habe, wird im folgenden Kapitel ?beraus artig zu vernehmen sein.

Es war gleich in der Knoblochs-Mittwoche, als ich mich zum ersten Male auf das Wasser begab. Nun h?tte ich vermeint, die Schiffe zu Hamburg w?ren gross, worauf man bei dem Jungfernstiege pflegte spazieren zu fahren, allein so sah ich wohl, dass sie bei Altona auf der See, der Tebel hol mer, noch tausendmal gr?sser waren, denn die Leute nannten sie nur die grossen Lastschiffe. Auf so eins setzte ich mich nun, und wie ich von meinem Landsmanne Abschied genommen hatte, schiffte ich da mit fort.

Mittwoch nach Pfingsten.

Den dreizehnten Tag gegen zehn Uhr vormittags wurde es stockrabenfinster, dass man auch nicht einen Stich sehen kunnte, und musste der Schiffsmann eine grosse Lampe vor das Schiff heraush?ngen, damit er wusste, wo er zufuhr, denn seinem Kompass durfte er nicht wohl trauen, derselbe stockte immer. Wie es nun so gegen Abend kam, Ei sapperment! was erhub sich vor ein Sturm auf der See, dass wir auch, der Tebel hol mer, nicht anders meinten, wir w?rden alle m?ssen vor die Hunde gehen. Ich kann, der Tebel hol mer, wohl sagen, dass es uns nicht anders in solchem Sturme war, als wenn wir in einer Wiege geboiet w?rden wie die kleinen Kinder. Der Schiffsmann wollte wohl gern ankern, allein er hatte keinen Grund und musste also nur Achtung haben, dass er mit dem Schiffe an keine Klippe fuhr. Den neunzehnten Tag begunnte der Himmel sich allm?hlich wieder zu kl?ren und legte sich der Sturm auch so geschwind, dass es den zwanzigsten Tag wieder so stille und gut Wetter wurde, besser als wir es uns selbst w?nschten. Zu Ausgang desselben Monats rochen wir Land und kriegten den folgenden Monat drauf die Spitzen von den sch?nen T?rmen in Stockholm zu sehen, worauf wir zusegelten. Als wir nun ganz nah an die Stadt kamen, so hielt der Schiffsmann stille, hiess uns F?hrgeld suchen und aussteigen, welches wir auch taten.

Wie wir nun da ans Ufer ausgestiegen waren, so ging hernach einer hier hinaus, der andere dort hinaus; ich wanderte nun gleich auch mit in die Stadt, und weil ich in keinem gemeinen Wirtshause Lust zu logieren hatte, blieb ich in der Vorstadt und nahm mein Quartier bei dem Lustg?rtner, welcher, der Tebel hol mer, ein ?beraus wackerer Mann war. Sobald als ich mich nun bei ihm anmeldete und um Quartier ansprach, sagte er gleich ja. Flugs darauf erz?hlte ich ihm meine Geburt und die Begebenheit von der Ratte. Ei sapperment! was war es dem Manne vor eine Freude, als er diese Dinge h?rte, er war, der Tebel hol mer, auch so h?flich gegen mich und hatte sein M?tzchen stets unter dem Arme, wenn er mit mir redete, denn er hiess mich nur Ihr Gnaden. Nun sah er auch wohl, dass ich ein brav Kerl war und dass was Grosses hinter mir stecken musste. Er hatte einen vortrefflichen sch?nen Garten, da kamen nun fast t?glich die vornehmsten Leute aus der Stadt zu ihm spazieren gefahren. Ob ich mich nun wohl wollte da inkognito aufhalten und mich nicht zu erkennen geben, wer und wes Standes ich w?re, so wurde ich doch bald verraten. Ei sapperment! was kriegte ich da vor Visiten von den vornehmsten Damens in Stockholm. Es kamen, der Tebel hol mer, alle Tage wohl dreissig Kutschen voll immer in den Garten gefahren, dass sie mich nur sehen wollten, denn der Lustg?rtner mochte mich gegen die Leute so herausgestrichen haben, was ich vor ein brav Kerl w?re.

Unter anderm kam immer ein Frauenzimmer in den Garten gefahren, ihr Vater war der vornehmste Mann mit bei der Stadt, die hiessen die Leute nur Fr?ulein Lisette, es war, der Tebel hol mer, ein vortrefflich sch?n Mensche; dieselbe hatte sich nun bis auf den Tod in mich verliebt und gab recht ordentlich Freiens auch bei mir vor, dass ich sie nehmen sollte. Ich antwortete derselben hierauf aber sehr artig und sagte, wie dass ich ein brav Kerl w?re, dem was Rechts aus den Augen heraus s?he, dass also dieselbe vor dieses Mal mit keiner gewissen Antwort k?nnte versehen werden. Sapperment! wie fing das Mensche an zu heulen und zu schreien, da ich ihr den Korb gab, dass ich also, der Tebel hol mer, nicht wusste, woran ich mit ihr war. Endlich fing ich zu ihr an, dass ich mich in Hamburg schon mit einer halb und halb versprochen, allein ich h?tte keine Post von ihr, ob sie noch lebte oder ob sie tot w?re. Sie sollte sich nur zufriedengeben, in etlichen Tagen wollte ich ihr Antwort wiedersagen, ob ich sie nehmen wollte oder nicht. Hierauf gab sie sich wieder zufrieden und fiel mir um den Hals und meinte es auch, der Tebel hol mer, so gut mit mir, dass ich mich auch g?nzlich resolvieret hatte, die Charmante fahren zu lassen und mich an Fr?ulein Lisetten zu h?ngen. Hierauf nahm sie mit weinenden Augen von mir Abschied und sagte, dass sie den morgenden Tag fr?h wieder zusprechen wollte, und fuhr damit in die Stadt nach ihren Eltern zu. Was geschah? Der morgende Tag kam herbei, ich liess eine gute frische Milch zurichten, mit derselben wollte ich das Fr?ulein Lisette im Garten nun traktieren: der Vormittag lief vorbei, der Nachmittag war auch fast zu Ende, ich wartete im Garten immer mit der frischen Milch, es wollte aber kein Fr?ulein Lisette kommen, dass ich auch, der Tebel hol mer, so toll war und, weil ich mich nicht r?chen kunnte, der frischen Milch in die Haare geriet und die in der Bosheit reine ausfrass. Indem ich den letzten L?ffel voll ins Maul steckte, kam des G?rtners Junge spornstreichs zum Garten hineingelaufen und fragte mich, ob ich was Neues w?sste. Wie ich nun gerne wissen wollte, was es g?be, fing er an: Das Fr?ulein Lisette, welche gestern abend so lange im Garten bei mir gewesen, w?re diese Nacht so pl?tzlich gestorben. Ei sapperment! wie erschrak ich ?ber die Post, dass mir auch der letzte L?ffel voll Milch im Halse gleich verstarrte. Ja, fing der Junge weiter an, und der Doktor h?tte gesagt, sie m?sste sich wor?ber sehr gegr?mt haben, sonst w?re sie wohl nicht gestorben, weil ihr ganz keine Krankheit w?re anzusehen gewesen. Ei sapperment! wie jammerte mich das Mensche, und da war wohl, der Tebel hol mer, niemand an ihrem Tode schuld als eben ich, weil ich sie nicht haben wollte. Das Mensche dauerte mich, der Tebel hol mer, sehr lange, ehe ich sie vergessen kunnte. Ich liess ihr auch zu Ehren einen Poeten folgende Zeilen dichten und auf ihren Leichenstein hauen, welcher die heutige Stunde noch in Stockholm auf ihrem Grabe wird zu lesen sein:

Steh! fl?chtger Wandersmann, betrachte diesen Stein, Und rate, wer allhier wohl mag begraben sein: Es starb vor Liebesgram ein Lieschen in dem Bette, Nun rate, wer hier liegt: das sch?ne Kind Lisette.

Nach diesem Lieschen verliebte sich hernach eines vornehmen Nobels Tochter in mich, dieselbe hiess Damigen und gab nun ebenfalls wieder Freiens bei mir vor. Es war, der Tebel hol mer, ein unvergleichlich Mensche auch. Mit derselben musste ich alle Tage spazieren fahren und mich stets mit ihr schleppen. Ob ich nun wohl des Nobels Tochter sehr wohl gewogen war und auch Vertr?stung getan, sie zu nehmen, so hatte ich aber den Handschlag dennoch nicht von mir gegeben, allein es trugen sich alle kleine Jungen auf der Gasse mit herum, dass Jungfer Damigen eine Braut w?re und was sie vor so einen vornehmen braven Kerl zum Manne kriegte. Ich hatte mich auch g?nzlich resolviert, sie zu heiraten, und h?tte sie auch genommen, wenn sie nicht ihr Herr Vater ohne mein und ihr Wissen und Willen einem andern Nobel versprochen gehabt. Was geschah? Damigen bat mich einstmals, dass ich mit ihr musste an einem Sonntage durch die Stadt spazieren gehen, damit mich doch die Leute nur s?hen, denn sie h?tten von dem Lustg?rtner geh?rt, dass ich so ein braver, vortrefflicher Kerl w?re, dem nichts Ungemeines aus den Augen funkelte, und also tr?gen ihrer viel gross Verlangen, mich doch nur zu sehen. Nun kunnte ich ihr leicht den Gefallen erweisen und sie in der Stadt ein wenig herumf?hren. Wie nun die Leute sahen, dass ich mit meiner Damigen da angestochen kam, O sapperment! wie legten sie sich zu den Fenstern heraus. Bald stunden an einer Ecke ein paar M?gde, die sagten: Ach ihr Leute! Denkt doch, wie Jungfer Damigen so wohl ank?mmt, sie kriegt den Kerl da, der sie bei der Hand f?hrt, das Mensche ist ihn nicht einmal wert. Solche und dergleichen Reden murmelten die Leute nun so heimlich zueinander. Es war auch ein Nachgesehe, dass ichs, der Tebel hol mer, nicht sagen kann. Als wir nun auf den Markt kamen und allda uns ein wenig aufhielten, dass ich das Volk recht sehen sollte, mag derselbe Nobel dieses gewahr werden, dass ich Damigen, welche er zur Liebsten haben sollte, nach aller Lust da herumf?hre; ich versah mich aber dieses nicht, dass der Kerl solch n?rrisch Ding vornehmen wird. Indem mich nun die Leute und meine Damigen mit grosser Verwunderung ansahen, kam er von hinterr?cks und gab mir, der Tebel hol mer, eine solche Presche, dass mir der Hut weit vom Kopfe flog, und lief hernach geschwinde in ein Haus hinein. O sapperment! wie knirschte ich mit den Z?hnen, dass sich der Kerl solch Ding unterstund, und wenn er nicht gelaufen w?re, ich h?tte ihm, der Tebel hol mer, die falsche Quinte gleich durchs Herze gestossen, dass er das Aufstehen wohl vergessen sollen. Ich war auch willens, ihn zu verfolgen, wenn mich Damigen nicht davon noch abgehalten h?tte, die sagte, es m?chte so ein gross Aufsehens bei den Leuten erwecken, und ich k?nnte ihn schon zu anderer Zeit finden. Den andern Tag drauf, als ich mich nun erkundigt, wo der Kerl wohnte, welcher mir die Ohrfeige gegeben, schickte ich des G?rtners Jungen zu ihm und liess ihm sagen, ich hielte ihn vor keinen braven Kerl, sondern vor den allerelendesten B?renh?uter auf der Welt, wenn er nicht die und die Zeit draussen auf der grossen Wiese mit ein paar guten Pistolen erschiene, und da wollte ich ihm weisen, dass ich ein braver Kerl w?re. Was geschieht, als des Lustg?rtners Junge dem Nobel diese Worte nun so unter die Nase reibt und von Pistolen schwatzt? Ei sapperment! wie erschrickt der Kerl, dass er nicht weiss, was er dem Jungen antworten soll. Wie nun der Junge spricht, was er denn dem vornehmen Herrn zur Antwort hierauf wiederbringen sollte, f?ngt er endlich an, er m?sse gestehen, ja, dass er mir den Hut vom Kopfe geschmissen, und h?tte es ihn so verdrossen, dass ich Jungfer Damigen als seine zuk?nftige Liebste bei der Hand gef?hrt, und dasselbe h?tte er gar nicht leiden k?nnen. Da ich ihn nun wegen der gegebenen Ohrfeige flugs auf Pistolen hinausforderte, w?rde er wohl schwerlich kommen, denn es w?re so eine Sache mit den Sch?ssen, wie leichtlich k?nnte er oder ich was davon bekommen; was h?tten wir denn hernach davon, und darauf k?me er nicht; wollte ich mich aber mit ihm auf trockene F?uste schlagen, so wollte er seine Mutter erstlich drum fragen, ob sie solches zugeben wollte. Wo sie aber ihm solches auch nicht verwilligte, k?nnte er mir vor die Ohrfeige keine Revanche geben. O sapperment! als mir der Junge solche Antwort von dem Nobel wiederbrachte, h?tte ich mich, der Tebel hol mer, flugs m?gen zustossen und zureissen. Ich war her und besann mich, wie ich ihn wiedertraktieren wollte. Erstlich wollte ich ihn auf der Gasse ?bern Haufen stossen und fortgehen, so dachte ich aber: wo wird dich dein Damigen hernach suchen? Endlich resolvierte ich mich, ich wollte ihm in ?ffentlicher Kompagnie die Presche gedoppelt wiedergeben. Das h?tte ich auch getan, wenn der Kerl nicht wegen des Pistolenhinausforderns so ein gross Wesen flugs gemacht h?tte, dass ich also von hoher Hand gebeten wurde, ich m?chte es nur gut sein lassen; genug, dass sie alle w?ssten, dass ich ein brav Kerl w?re, desgleichen wohl wenig in der Welt w?rde gefunden werden. Als ich dieses h?rte, dass von hoher Hand man mich bat, dass ich ihn sollte zufrieden lassen, und mich alle vor den bravsten Kerl auf der Welt ?stimierten, h?tte ich mir hernach wohl die M?he genommen, dass ich wieder an ihn gedacht h?tte. Allein mein Damigen kriegte ich doch auch nicht. Ihr Vater liess mir zwar sagen, er s?he wohl, dass ich ein brav Kerl w?re, desgleichen man wenig finde, allein seine Tochter h?tte er einem Nobel versprochen, und wer kein Nobel w?re, der d?rfte sich auch nicht die Gedanken machen, dass er sie kriegen w?rde. Ich liess ihm aber hierauf artig wiedersagen, wie dass er n?mlich recht geredet, dass ich ein brav Kerl w?re, desgleichen wohl wenig in der Welt anzutreffen w?re, und ich h?tte ja seine Tochter noch niemals verlangt, sondern sie h?tte mich haben wollen.

Nach diesem hatte ich mir auch g?nzlich vorgenommen, Stockholm wieder zu verlassen, weil ich in dem zweiten ganzen Jahr schon da mich umgesehen. Indem ich mich nun resolviert, den andern Tag wieder auf das Schiff zu begeben, ging ich den Tag vorher noch einmal in des G?rtners Lustgarten und sah, ob die Pflaumen bald reif waren; indem ich einen Baum so nach dem andern beschaute, kam des G?rtners Junge sporenstreichs wieder auf mich zugelaufen und sagte, dass jemand draussen vorm Tore mit einem sch?nen Schellenschlitten hielte, der wollte mich gerne sprechen. Er h?tte einen grossen gr?nen Fuchspelz an. Nun kunnte ich mich nicht flugs besinnen, wer es sein m?sste, endlich besann ich mich auf meinen Herrn Bruder Grafen, der es etwa sein m?sste, und lief geschwinde mit dem Jungen aus dem Garten vor. Wie ich vor kam, so wars, der Tebel hol mer, mein Herr Bruder Graf, welchen ich zu Hamburg im Stiche gelassen. O sapperment! wie erfreuten wir uns alle beide, dass wir einander wiedersahen. Ich nahm ihn gleich mit in des G?rtners Stube und liess ihm flugs was zu essen und zu trinken geben, denn er war, der Tebel hol mer, bald ganz verhungert und sein Pferd sah auch ganz mager aus, das musste des G?rtners Junge flugs hinaus auf die Wiesen in die Weide reiten, auf dass sichs wieder ausfressen sollte. Damit erz?hlte er mir nun allerhand, wie es ihm in Hamburg noch gegangen w?re und wie die Dame Charmante mich so bedauert, als ich die Flucht nehmen m?ssen und sie so unverhofft verlassen. Er brachte mir auch einen Brief mit von ihr, welchen sie nur verloren an mich geschrieben, dass er mir denselben doch zustellen m?chte, denn sie hatte vermeint, ich w?re schon l?ngstens tot, weil ich ihr gar nicht geschrieben, wo ich w?re. Der Inhalt des Briefes war, wie folgt, also und zwar versweise:

aufs geratewohl.

>>A n m u t i g e r J ? n g l i n g

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