Read Ebook: Der Weihnachtsabend Eine Geistergeschichte by Dickens Charles Seybt Julius Translator
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Ebook has 719 lines and 29785 words, and 15 pages
>>Guten Nachmittag!<< sagte Scrooge.
>>Und ein gl?ckliches Neujahr!<<
>>Guten Nachmittag!<< sagte Scrooge.
Aber doch verliess der Neffe das Zimmer ohne ein b?ses Wort. An der Hausth?r blieb er noch stehen, um mit dem Gl?ckwunsche des Tages den Diener zu begr?ssen, der bei aller K?lte doch noch w?rmer als Scrooge war, denn er gab den Gruss freundlich zur?ck.
>>Das ist auch so ein Kerl,<< brummte Scrooge, der es h?rte. >>Mein Diener, mit f?nfzehn Schilling die Woche und Frau und Kindern, spricht von fr?hlichen Weihnachten. Ich gehe nach Bedlam.<<
Der Diener hatte, indem er den Neffen hinausliess, zwei andere Personen eingelassen. Es waren zwei beh?bige, wohlansehnliche Herren, die jetzt, den Hut in der Hand, in Scrooges Comptoir standen. Sie hatten B?cher und Papiere in der Hand und verbeugten sich.
>>Scrooge und Marley, glaube ich,<< sagte einer der Herren, indem er auf seine Liste sah. >>Hab' ich die Ehre, mit Mr. Scrooge oder mit Mr. Marley zu sprechen?<<
>>Mr. Marley ist seit sieben Jahren tot,<< antwortete Scrooge. >>Er starb heute vor sieben Jahren.<<
>>Wir zweifeln nicht, dass sein ?berlebender Compagnon ganz seine Freigebigkeit besitzen wird,<< sagte der Herr, indem er sein Beglaubigungsschreiben hinreichte.
Er hatte auch ganz recht, denn es waren zwei verwandte Seelen gewesen. Bei dem omin?sen Wort Freigebigkeit runzelte Scrooge die Stirn, sch?ttelte den Kopf und gab das Papier zur?ck.
>>An diesem festlichen Tage des Jahres, Mr. Scrooge,<< sagte der Herr, eine Feder ergreifend, >>ist es mehr als gew?hnlich w?nschenswert, einigermassen wenigstens f?r die Armut zu sorgen, die zu dieser Zeit in grosser Bedr?ngnis ist. Vielen Tausenden fehlen selbst die notwendigsten Bed?rfnisse, Hunderttausenden die notd?rftigsten Bequemlichkeiten des Lebens.<<
>>Giebt es keine Gef?ngnisse?<< fragte Scrooge.
>>Ueberfluss von Gef?ngnissen,<< sagte der Herr, die Feder wieder hinlegend.
>>Und die Union-Armenh?user?<< fragte Scrooge. >>Bestehen sie noch?<<
>>Allerdings. Aber doch,<< antwortete der Herr, >>w?nschte ich, sie brauchten weniger in Anspruch genommen zu werden.<<
>>Tretm?hle und Armengesetz sind in voller Kraft,<< sagte Scrooge.
>>Beide haben alle H?nde voll zu thun.<<
>>So? Nach dem, was Sie zuerst sagten, f?rchtete ich, es halte sie etwas in ihrem n?tzlichen Laufe auf,<< sagte Scrooge. >>Ich freue mich, das zu h?ren.<<
>>In der Ueberzeugung, dass sie doch wohl kaum f?hig sind, der Seele oder dem Leib der Armen christliche St?rkung zu geben,<< antwortete der Herr, >>sind einige von uns zur Veranstaltung einer Sammlung zusammengetreten, um f?r die Armen Nahrungsmittel und Feuerung anzuschaffen. Wir w?hlen diese Zeit, weil sie vor allen andern eine Zeit ist, wo der Mangel am bittersten gef?hlt wird und der Reiche sich freut. Welche Summe soll ich f?r Sie aufschreiben?<<
>>Nichts,<< antwortete Scrooge.
>>Sie w?nschen ungenannt zu bleiben?<<
>>Ich w?nsche, dass man mich zufrieden lasse,<< sagte Scrooge. >>Da Sie mich fragen, was ich w?nsche, meine Herren, so ist das meine Antwort. Ich freue mich selbst nicht zu Weihnachten und habe nicht die Mittel, mit meinem Gelde Faulenzern Freude zu machen. Ich trage meinen Teil zu den Anstalten bei, die ich genannt habe; sie kosten genug, und wem es schlecht geht, der mag dorthin gehen!<<
>>Viele k?nnen nicht hingehen und viele w?rden lieber sterben.<<
>>Wenn sie lieber sterben w?rden,<< sagte Scrooge, >>so w?re es gut, wenn sie es th?ten, und die ?berfl?ssige Bev?lkerung verminderten. Uebrigens, Sie werden mich entschuldigen, weiss ich nichts davon.<<
>>Aber Sie k?nnten es wissen,<< bemerkte der Herr.
>>Es geht mich nichts an,<< antwortete Scrooge. >>Es gen?gt, wenn ein Mann sein eigenes Gesch?ft versteht und sich nicht in das anderer Leute mischt. Das meinige nimmt meine ganze Zeit in Anspruch. Guten Nachmittag, meine Herren!<<
Da sie deutlich sahen, wie vergeblich weitere Versuche sein w?rden, zogen sich die Herren zur?ck. Scrooge setzte sich wieder mit einer erh?hten Meinung von sich selbst und in einer besseren Laune, als gew?hnlich, an die Arbeit.
Unterdessen hatten Nebel und Finsternis so zugenommen, dass Leute mit brennenden Fackeln herumliefen, um den Wagen vorzuleuchten. Der Kirchturm, dessen brummende alte Glocke immer aus einem alten gotischen Fenster in der Mauer gar schlau auf Scrooge herabsah, wurde unsichtbar und schlug die Stunden und Viertel in den Wolken mit einem zitternden Nachklang, als wenn in dem erfrorenen Knopf droben die Z?hne klapperten. Die K?lte wurde immer schneidender. In der Hauptstrasse an der Ecke der Sackgasse wurden die Gasr?hren ausgebessert und die Arbeiter hatten ein grosses Feuer in einer Kohlenpfanne angez?ndet, um welche sich einige zerlumpte M?nner und Knaben dr?ngten, sich die H?nde w?rmend und mit den Augen blinzelnd vor der behaglichen Flamme. Die Wasserr?hre, sich selbst ?berlassen, str?mte ungehindert ihr Wasser aus; aber bald war es zu Eis erstarrt. Der Schimmer der L?den, in denen Stecheichenzweige und Beeren in der Lampenw?rme der Fenster knisterten, r?tete die bleichen Gesichter der Vor?bergehenden. Die Gew?lbe der Gefl?gel- und Materialwarenh?ndler sahen aus wie ein gl?nzendes, fr?hliches M?rchen, mit dem es fast unm?glich schien, den Gedanken von einer so ernsten Sache, wie Kauf und Verkauf, zu verbinden. Der Lord Mayor gab in den innern Gem?chern des Mansion-House seinen f?nfzig K?chen und Kellermeistern Befehl, Weihnachten zu feiern, wie es eines Lord Mayors w?rdig ist, und selbst der kleine Schneider, den er am Montage vorher wegen Trunkenheit und ?ffentlich ausgesprochenen Blutdurstes um f?nf Schilling gestraft hatte, r?hrte den morgenden Pudding in seinem Dachk?mmerchen um, w?hrend sein abgemagertes Weib mit dem S?ugling auf dem Arm ausging, um den Rinderbraten zu kaufen.
Immer nebeliger und k?lter wurde es, durchdringend, schneidend kalt. Wenn der gute, heilige Dunstan des Gottseibeiuns Nase nur mit einem Hauch von diesem Wetter gefasst h?tte, anstatt seine gew?hnlichen Waffen zu brauchen, dann w?rde er erst recht gebr?llt haben. Der Inhaber einer kleinen, jungen Nase, benagt und angebissen von der hungrigen K?lte, wie Knochen von Hunden benagt werden, legte sich an Scrooges Schl?sselloch, um ihn mit einem Weihnachtslied zu erfreuen. Aber bei dem ersten Tone des Liedes ergriff Scrooge das Lineal mit einer solchen Energie, dass der S?nger voll Schrecken entfloh und das Schl?sselloch dem Nebel und der noch verwandteren K?lte ?berliess.
Endlich kam die Feierabendstunde. Unwillig stieg Scrooge von seinem Sessel und gab dem harrenden Diener in dem Verliess stillschweigend die Einwilligung, worauf dieser sogleich das Licht ausl?schte und den Hut aufsetzte.
>>Sie wollen den ganzen Tag morgen haben, vermute ich,<< sagte Scrooge.
>>Wenn es Ihnen passt, Sir.<<
>>Es passt mir nicht,<< sagte Scrooge, >>und es geh?rt sich nicht. Wenn ich Ihnen eine halbe Krone daf?r abz?ge, w?rden Sie denken, es gesch?he Ihnen unrecht, nicht?<<
Der Diener antwortete mit einem gezwungenen L?cheln.
>>Und doch,<< sagte Scrooge, >>denken Sie nicht daran, dass mir unrecht geschieht, wenn ich einen Tag Lohn f?r einen Tag Faulenzen bezahle.<<
Der Diener bemerkte, dass es nur einmal im Jahre gesch?he.
>>Eine armselige Entschuldigung, um an jedem f?nfundzwanzigsten Dezember eines Mannes Tasche zu bestehlen,<< sagte Scrooge, indem er seinen Ueberrock bis an das Kinn zukn?pfte. >>Aber ich vermute, Sie wollen den ganzen Tag frei haben. Sie werden den ganzen Vormittag hier sein.<<
Der Diener versprach, dass er kommen wolle und Scrooge ging mit einem Brummen fort. Das Comptoir war in einem Nu geschlossen und der Diener, die langen Enden seines weissen Shawls ?ber die Brust herabh?ngend , fuhr zu Ehren des Festes als der Letzte einer Reihe von Knaben zwanzigmal auf einer Glander Cornhill hinunter und lief dann so schnell als m?glich in seine Wohnung in Camden-Town, um dort Blindekuh zu spielen.
Scrooge nahm sein einsames, tr?bseliges Mahl in seinem gew?hnlichen einsamen, tr?bseligen Gasthause ein; und nachdem er alle Zeitungen gelesen und sich den Rest des Abends mit seinem Bankjournal vertrieben hatte, ging er nach Haus schlafen. Er wohnte in den Zimmern, welche seinem verstorbenen Compagnon geh?rt hatten. Es war eine d?stere Reihe von Zimmern in einem niedrigen, finstern Geb?ude in einem Hofe, wo es so wenig an seinem Platze stand, dass man fast h?tte glauben m?gen, es habe sich dorthin verlaufen, als es noch ein junges Haus war und mit andern H?usern Versteckens spielte, und sich nicht wieder herausfinden k?nnen. Es war jetzt alt und ?de genug, denn niemand wohnte dort, ausser Scrooge, da die andern R?ume alle als Gesch?ftslokale vermietet waren. Der Hof war so dunkel, dass selbst Scrooge, der jeden Stein desselben kannte, seinen Weg mit den H?nden f?hlen musste. Der Nebel und der Frost hing so dick und schwer um den schwarzen alten Thorweg des Hauses, als ob der Genius des Wetters in trauerndem Nachsinnen auf der Schwelle s?sse.
Nun ist es ausgemacht, dass an dem Klopfer der Hausth?r ganz und gar nichts Besonderes war, als seine Gr?sse. Auch ist es ausgemacht, dass Scrooge ihn jeden Abend und jeden Morgen, seitdem er das Haus bewohnte, gesehen hatte, und dass Scrooge so wenig Phantasie besass als irgend jemand in der City von London, mit Einschluss -- wenn es erlaubt ist, das zu sagen -- des Stadtrats, der Aldermen und der Z?nfte. Man vergesse auch nicht, dass Scrooge, ausser heute Nachmittag, mit keinem W?rtchen an seinen seit sieben Jahren verstorbenen Compagnon gedacht hatte. Und nun soll mir jemand erkl?ren, warum Scrooge, als er seinen Schl?ssel in das Th?rschloss steckte, in dem Klopfer, ohne dass er sich ver?ndert h?tte, keinen Th?rklopfer, sondern Marleys Gesicht sah.
Ja, Marleys Gesicht. Es war nicht von so undurchdringlichem Dunkel umgeben, wie die andern Gegenst?nde im Hofe, sondern von einem unheimlichen Lichte, wie eine verdorbene Hummer in einem dunklen Keller. Er blickte ihm nicht wild oder z?rnend entgegen, sondern sah Scrooge an, wie ihn Marley gew?hnlich ansah: mit der gespenstischen Brille auf die gespenstische Stirn hinauf geschoben. Das Haar stand seltsam in die H?he, wie von Wind oder heisser Luft gehoben; und obgleich die Augen weit offen standen, waren sie doch ohne alle Bewegung. Das und die leichenhafte Farbe machten das Gesicht schrecklich; aber seine Schrecklichkeit schien mehr, ausserhalb des Gesichts und nicht in seiner Macht, als ein Teil seines Ausdrucks zu sein.
Als Scrooge fest auf die Erscheinung blickte, war es wieder ein Th?rklopfer.
Zu sagen, er w?re nicht erschrocken, oder sein Blut h?tte nicht ein grausendes Gef?hl empfunden, das ihm seit seiner Kindheit unbekannt geblieben war, w?re eine Unwahrheit. Aber er fasste sich gewaltsam, legte die Hand wieder auf den Schl?ssel, drehte ihn um, trat in das Haus, und z?ndete sein Licht an.
Aber doch z?gerte er einen Augenblick, ehe er die Th?r schloss, und er guckte erst vorsichtig dahinter, als f?rchte er wirklich, mit dem Anblick von Marleys Zopf erschreckt zu werden. Aber hinter der Th?r war nichts, als die Schrauben, welche den Klopfer fest hielten; und so sagte er: >>Bah, bah!<< und warf sie zu.
Der Schall klang durch das Haus wie ein Donner. Jedes Zimmer oben, und jedes Fass in des Weinh?ndlers Keller unten schien mit seinem besondern Echo zu antworten. Scrooge war nicht der Mann, der sich durch Echos erschrecken liess. Er schloss die Th?r zu, ging ?ber die Hausflur und die Treppe hinauf, und zwar langsam, und das Licht heller machend, w?hrend er hinaufging.
Die Treppe war breit genug, um eine Bahre der Quere hinaufzubringen, und das ist vielleicht die Ursache, warum Scrooge glaubte, er s?he vor sich eine Bahre sich hinaufbewegen. Ein halbes Dutzend Gaslampen von der Strasse aus w?rden den Eingang nicht zu hell gemacht haben, und so kann man sich denken, dass es bei Scrooges kleinem Lichte ziemlich dunkel blieb.
Scrooge aber ging hinauf und k?mmerte sich keinen Pfifferling darum. Dunkelheit ist billig, und das hatte Scrooge gern. Aber ehe er seine schwere Th?r zumachte, ging er durch die Zimmer, um zu sehen, ob alles in Ordnung sei. Er erinnerte sich des Gesichtes noch gerade genug um das zu w?nschen.
Wohnzimmer, Schlafzimmer, Ger?tkammer, alles war, wie es sein sollte. Niemand unter dem Tische, niemand unter dem Sofa; ein kleines Feuer auf dem Rost, L?ffel und Teller bereit und das kleine T?pfchen Suppe an dem Feuer. Niemand unter dem Bett, niemand in dem Alkoven, niemand in seinem Schlafrock, der auf eine ganz verd?chtige Weise an der Wand hing. Die Ger?tkammer wie gew?hnlich. Ein alter Kaminschirm, alte Schuhe, zwei Fischk?rbe, ein dreibeiniger Waschtisch und ein Sch?reisen.
Vollkommen zufriedengestellt machte er die Th?r zu und schloss sich ein und riegelte noch zu, was sonst seine Gewohnheit nicht war. So gegen Ueberraschung sichergestellt, legte er seine Halsbinde ab, zog seinen Schlafrock und die Pantoffeln an, setzte die Nachtm?tze auf und setzte sich so vor das Feuer, um seine Suppe zu essen.
Es war wirklich ein sehr kleines Feuer, so gut wie gar keins in einer so kalten Nacht. Er musste sich dicht daran setzen und sich dar?ber hinbeugen, um das geringste W?rmegef?hl von einer solchen Handvoll Kohlen zu geniessen. Der Kamin war vor langen Jahren von einem holl?ndischen Kaufmann gebaut worden und ringsum mit seltsamen holl?ndischen Fliesen mit biblischen Bildern belegt. Da sah man Kain und Abel, Pharaos T?chter, K?niginnen von Saba, Engel durch die Luft auf Wolken gleich Federbetten herabschwebend, Abraham, Belsazar, Apostel in See gehend auf Butterschiffen, Hunderte von Figuren, seine Gedanken zu besch?ftigen; und doch kam das Gesicht Marleys wie der Stab des alten Propheten, und verschlang alles andere. Wenn jedes gl?nzende Flies weiss gewesen w?re und die Macht gehabt h?tte, aus den vereinzelten Fragmenten seiner Gedanken ein Bild auf seine Fl?che zu zaubern, auf jedem w?re ein Abbild von des alten Marleys Gesicht erschienen.
>>Dummes Zeug!<< sagte Scrooge und schritt durch das Zimmer.
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