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Read Ebook: Ehstnische Märchen. Zweite Hälfte by Kreutzwald Friedrich Reinhold Compiler L We F Ferdinand Translator

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Ebook has 290 lines and 73370 words, and 6 pages

Translator: Ferdinand L?we

Estnische M?rchen.

Friedrich Kreutzwald.

von

F. L?we,

ehem. Bibliothekar a. d. Petersb. Akademie der Wissenschaften, corresp. Mitglied der gelehrten estnischen Gesellschaft zu Dorpat.

Dorpat.

Von der Censur gestattet. -- Dorpat, den 12. M?rz 1881

Druck von C. Mattiesen in Dorpat 1881.

Vorwort.

Inhalt.

Der Knecht und die Magd thaten Tag f?r Tag vom Morgen bis zum Abend ihre Arbeit, ohne jemals Nahrung zu fordern, was den Wirth sehr erfreute, und wenn sie manchmal an einem heissen Sommertage zu welken schienen, so wurden sie zur Nacht eingeweicht und waren am andern Morgen so frisch und stark wie zuvor. Der geizige Wirth scharrte nun jedes Jahr immer mehr Geld zusammen, weil er seinem Gesinde weder Brot zu geben noch Lohn zu zahlen brauchte. So waren endlich zwei mal sieben Jahre beinah vor?ber gegangen, nur noch einige Wochen fehlten. Dem Wirthe kam die Sorge, dass er die Diener verlieren k?nnte, darum dachte er hin und her, wie es wohl m?glich w?re die Frist zu verl?ngern.

Eines Morgens war er aufgestanden und sah, dass Knecht und Magd noch nicht bei der Arbeit waren. Er meinte, sie schliefen noch auf dem Boden und kletterte auf der Leiter hinauf. Aber da war Niemand zu finden. Auf der Stelle, wo sie geschlafen hatten, fand er einen verfaulten Baumstumpf und ein H?uflein Birkenrinde. Da wurde es ihm pl?tzlich klar, was die Namen des Knechts und der Magd bedeutet hatten; ohne Zweifel waren die Beiden durch Zauber aus Holz und Bork gemacht. Eben wollte er die Treppe wieder hinunter steigen, als eine Hand ihn an der Gurgel packte und ihn auf dem Flecke erw?rgte. Die Frau fand sp?ter auf dem Rande des Bodens nichts weiter als drei Blutstropfen. Als sie in die Klete ging, nahm sie wahr, dass die Kornkasten leer waren und die Geldkiste nur mit welken Birkenbl?ttern angef?llt. So war mit einem Male alle Habe dahin und die verwittwete Frau starb vor Kummer ebenfalls; doch erfuhr sie nichts davon, dass der alte Bursche den Wirth, der ihm aus Geiz seine Seele verkauft, erdrosselt hatte. Diesen Lohn hatte nun der geizige Mann davon, dass er seinen Reichthum frevelnder Weise zusammengescharrt hatte.

Es waren einmal Dorfkinder auf Nachth?tung im Walde, die Nacht war kalt und neblicht, so dass auch am Feuer die erstarrte Hand nicht mehr warm werden wollte. Da sagte eins der M?dchen, das einen aufgeweckten Geist hatte: ich will lieber ein St?ck Weges laufen, das wird mir mehr W?rme geben als das Sitzen am Feuer. Mit diesen Worten sprang es auf und lief davon. Die andern lachten hinter ihr her und sagten: sie wird wohl bald zur?ck kommen! Aber der kleine Fl?chtling kam nicht zur?ck. Als die Morgenr?the schon am Himmel stand, fingen sie an das verschwundene M?dchen zu rufen, erhielten aber von keiner Seite her eine Antwort. Die Kinder meinten nun, sie m?sse wohl in's Dorf gegangen sein. Als man aber heim kam, war die Vermisste nirgends zu finden. Die Aeltern gingen in den Wald, ihre Tochter zu suchen; umsonst aber strichen sie ?ber einen halben Tag lang von einem Flecke zum andern, sie fanden keine Spur von ihr. Da dachten sie mit Schrecken daran, dass wilde Thiere das M?dchen get?dtet haben k?nnten. Sorgenvoll und betr?bt gingen sie gegen Abend wieder nach Hause.

Das verloren gegangene Kind war schon eine Strecke weit von den ?brigen abgekommen, als es an eine Bergspitze gelangte, auf der ein kleines Feuer brannte, weiter konnte es durch den dichten Nebel nichts sehen. Das Kind dachte, seine Gef?hrten seien da am Feuer, kletterte den Berg hinan und sah, dass ein graub?rtiger ein?ugiger Mann ausgestreckt am Feuer lag und es mit einem Eisenstecken sch?rte. Das Kind erschrack und wollte zur?ck, aber der Alte hatte es schon bemerkt und rief in strengem Tone: >>Bleibe stehen, oder ich werfe den Eisenstecken nach dir! Zwar habe ich nur ein einziges Auge, aber das ist eben so sicher wie die Hand, so dass ich niemals mein Ziel verfehle!<< -- Das Kind blieb zitternd stehen. Der Alte hiess es n?her kommen, und als das M?dchen furchtsam z?gerte, stand er auf, nahm es bei der Hand und sagte: >>Komm und w?rme dich!<< Das M?dchen musste nun wohl, wenn auch zitternd und bebend, mitgehen. Der Alte nahm Weissbrot aus seinem Schultersack und gab es dem Kinde zu essen. Dann klopfte er mit dem Eisenstecken auf den Rasen und alsbald standen zwei h?bsche M?dchen am Feuer, als w?ren sie aus der Erde hervorgewachsen. Es dauerte nicht lange, so hatten sich die Kinder miteinander befreundet, spielten und trieben Kurzweil am Feuer, der Alte aber hatte das Auge geschlossen, als schliefe er.

Als die Morgenr?the heraufstieg, trat ein altes M?tterchen heran und sprach zum Dorfkinde: Heute musst du bei unseren Kindern zu Gast bleiben und auch die n?chste Nacht hier schlafen, dann schicke ich dich wieder nach Hause. -- Obwohl sich nun das Dorfkind anfangs ge?ngstigt hatte, so war es dort bald mit den andern Kindern so bekannt geworden, dass es weder Furcht noch Heimweh mehr empfand. Der Tag verging ihnen spielend, und Abends wurden die Kinder miteinander zur Ruhe gelegt. Den andern Morgen aber kam ein junges Frauenzimmer und sprach zum Dorfkinde: >>Du musst heute nach Hause gehen, denn deine Eltern haben deinetwegen grossen Kummer, sie glauben du seist gestorben.<< Mit diesen Worten f?hrte sie das Kind an der Hand, bis sie aus dem Walde heraus kamen. Dann sagte die F?hrerin: Von dem, was du gestern und vorige Nacht geh?rt und gesehen hast, darfst du kein W?rtchen zu Hause reden, sage nur, du habest dich im Walde verirrt. Darauf gab sie dem Kinde eine kleine silberne Spange und sagte: Wenn dich die Lust anwandeln sollte, wieder einmal zu uns zu Gast zu kommen, so hauche nur auf diese Spange, so findest du schon den Weg zu uns!<< Das Kind steckte die Spange in die Tasche und dachte auf dem Wege zum Dorfe daran, was wohl die Eltern von der Sache halten w?rden, da sie ihnen die Wahrheit nicht gestehen d?rfe. In der Dorfgasse gingen zwei M?nner an ihr vor?ber, welche sie nicht kannte. Als sie in des Vaters Hofthor trat, schien ihr der Ort g?nzlich fremd; wo vorher nichts gestanden hatte, da wuchsen jetzt Aepfelb?ume, an denen sch?ne Fr?chte hingen. Auch das Haus erschien ihr fremd. Da trat ein fremder Mann aus der Th?r, sch?ttelte wie verwundert den Kopf und sagte, so dass das M?dchen auf dem Hofe es h?rte: >>Ein fremdes Dorfm?dchen ist auf unserem Hofe.<< Das M?dchen erschien die Sache wie ein Traum, doch trat sie einige Schritte n?her, bis sie an die Th?rschwelle kam. Als sie in's Zimmer hineinsah, erblickte sie den Vater, der auf der Ofenbank sass; eine fremde Frau und ein junger Mann sassen neben ihm, aber dem Vater waren Bart und Haupthaar ganz grau geworden. >>Guten Morgen, Vater!<< sagte die Tochter, >>wo ist die Mutter?<< -- >>Die Mutter, die Mutter?<< rief die fremde Frau zusammenfahrend. >>Hilf Gott! bist du der verlorenen Tiu Geist, oder bist du ein lebendiges Gesch?pf wie wir? Ist es denn m?glich, dass unser liebes Kind, das uns vor sieben Jahren verstarb, zum zweiten Male in's Leben zur?ck kommt?<< Tiu konnte aus dieser Rede nicht klug werden. Da erhob sich die fremde Frau von der Bank, streifte Tiu's Hemd?rmel auf, fand auf der Handwurzel eine kleine Brandnarbe und rief dann aus, das M?dchen umhalsend: >>Unsere Tiu, unser f?r todt beweintes Kind, das vor sieben Jahren im Walde verloren ging.<< >>Das kann ja nicht sein,<< erwiderte Tiu, >>ich bin nur eine Nacht und einen Tag von euch weg gewesen, oder zwei N?chte und einen Tag<<.

Jetzt gab es beiderseits genug sich zu wundern; Tiu sah nun deutlich, dass sie l?nger weg gewesen war als sie selbst glaubte, denn sie war jetzt schon etwas gr?sser als ihre Mutter, und Vater und Mutter waren gealtert. Gern h?tte sie den Eltern erz?hlt, was ihr begegnet war, allein sie durfte ja nicht. Endlich sagte sie, ich hatte mich verirrt und war unter fremde Leute gerathen. Der Eltern Freude ?ber ihr wiedergefundenes Kind war so gross, dass sie nicht weiter nachforschten, wo es denn gewesen sei.

Den andern Abend aber, als Vater und Mutter schlafen gegangen waren, liess es der Tiu keine Ruhe mehr, sie zog die Spange aus der Tasche und hauchte darauf, um Auskunft dar?ber zu erlangen, was f?r ein wundersames Ereigniss sich mit ihr zugetragen. Alsbald fand sie sich wieder am Feuer auf dem Berge, und auch der ein?ugige Alte war wieder da. -- >>Lieber alter Papa!<< bat Tiu, >>gieb mir Auskunft dar?ber, was mit mir vorgegangen ist.<< Der Alte erwiderte lachend: >>Plappern ist Weibersache!<< klopfte mit seinem Stecken auf den Rasen, und das junge Frauenzimmer, welches Tiu nach Hause geleitet und ihr die Spange geschenkt hatte, stand vor ihr. Sie nahm Tiu bei der Hand und f?hrte sie einige Schritte vom Feuer weg; dort sagte sie: Da du dir zu Hause nichts hast merken lassen, will ich dir mehr verrathen. Der alte Papa am Feuer ist des Nebelberges K?nig, die alte Mutter, welche du die erste Nacht gesehen hast, ist die Rasenmutter, und wir sind ihre T?chter. Ich will dir jetzt eine noch sch?nere bunte Spange geben, sage zu Hause, du habest sie gefunden. Willst du uns sehen, so hauche nur wieder auf die Spange. Heute darf ich dir nichts weiter sagen, aber sei verschwiegen, so wirst du k?nftig mehr von uns zu h?ren bekommen. Jetzt geh' nach Hause, ehe die Eltern aus dem Schlafe erwachen.

Als sie am Morgen erwachte, hielt sie das in der Nacht Geschehene f?r einen Traum, aber die sch?ne Spange auf ihrer Brust bewies ihr, dass sie nicht getr?umt hatte. Indess war ihr das Leben im Dorfe so fremd geworden, dass sie h?ufig Abends, wenn die Eltern schlafen gegangen waren, auf ihre Spange hauchte und sich dadurch, wie sie w?nschte, auf den Nebelberg versetzte. Am Tage war sie meist verdriesslich, weil sie sich nach ihrem n?chtlichen Gl?cke sehnte und somit wenig Ruhe hatte. Als der Herbst kam, fanden sich viele Freier ein; aber sie wies sie ab, endlich vor Weihnacht wurde mit dem jungen Manne, welchen sie bei ihrer R?ckkehr auf des Vaters Hofe gesehen hatte, Branntwein getrunken.

Der Br?utigam blieb als Schwiegersohn im Hause, denn die Eltern waren beide schon betagt.

Im n?chsten Jahre brachte Tiu ein T?chterchen zur Welt, es war ein sehr sch?nes Kind, konnte aber doch der Mutter Herz nicht ausf?llen. Sie sehnte sich stets nach dem Nebelberge zur?ck und w?re gern hingezogen, wenn sie das Kind h?tte allein lassen k?nnen. Als aber die Tochter sieben Jahr alt geworden war, kam eine Nacht, wo die Mutter ihr Verlangen nicht mehr zur?ckdr?ngen konnte, sie hauchte auf die Spange und sah sich auf den Nebelberg versetzt. Der Rasenmutter T?chter kamen ihr mit Freudengeschrei entgegen. >>Warum bist du so lange weg geblieben?<< fragten sie. Tiu sagte mit thr?nenden Augen, dass es ihr nicht m?glich gewesen sei zu kommen, wiewohl ihr das Herz grosses Verlangen danach getragen habe. Des Nebelberges K?nig muss uns helfen, sagten darauf die M?dchen und baten Tiu, nach zwei Wochen wieder zu kommen und ihr T?chterchen mitzubringen. Tiu versprach es zu thun, wenn es m?glich w?re.

Als aber die Zeit herangekommen war, schlief das Kind so ruhig an des Vaters Seite, dass die Frau nicht das Herz hatte, es mit sich zu nehmen, sie ging desshalb, indem sie sich der Spange bediente, allein. Der alte K?nig des Nebelberges lag beim Scheine des Feuers am Boden, und sagte als er Tiu erblickte: >>Du bist heute zur ungl?cklichen Stunde ohne dein Kind hergekommen, und es wird dir grosse Qual daraus erwachsen. Doch kannst du zu guter Letzt noch eine vergn?gte Nacht feiern, ehe deine Leidenstage beginnen.<< Bei diesen Worten klopfte er mit dem Eisenstecken auf den Rasen, und sofort erschienen der Rasenmutter T?chter, nahmen Tiu mit sich und feierten ein sch?nes Fest miteinander.

Inzwischen war daheim der Mann erwacht und als er die Frau nicht im Bette fand, stand er auf und suchte sie auf dem Hofe. Auch hier fand er keine Spur der Verschwundenen. Da entbrannte im Manne der Zorn, denn er glaubte die Frau sei irgendwo auf b?sen Wegen, darum legte er sich nicht wieder hin, sondern ging sofort zu einem Weisen des Dorfes, ihm den Fall zu erz?hlen, und ihn um Rath fragen. Als der Weise sich aus einem Weinglase Aufschluss verschafft hatte, sagte er: >>Mit deinem Weibe steht es nicht wie es sein soll, sie geht des Nachts als W?rwolf um, und hat das gewiss schon lange getrieben, nur dass du es bis heute nicht bemerkt hast. Wenn sie nach Hause kommt, musst du sie sogleich vor Gericht stellen.<<

Der Mann fand, als er nach Hause kam, die Frau an der Seite des Kindes ruhig im Bette schlafen, er weckte sie indess nicht, um sie ?ber ihren n?chtlichen Gang auszufragen, sondern ging vor Gericht, wie der Weise gewollt hatte. Die Frau wurde vorgefordert. Sie weigerte sich Auskunft dar?ber zu geben, wo sie vergangene Nacht gewesen sei, wollte auch nicht gestehen, wo sie fr?her als Kind sieben Jahre lang sich verborgen gehalten, und sagte nur: Meine Seele ist schuldlos, mehr kann ich nicht sagen. Auch sp?ter wollte sie ihr Geheimniss nicht verrathen, so dass endlich der Spruch gef?llt wurde: das Weib ist eine Hexe, ein W?rwolf und sonstige Uebelth?terin, desshalb muss sie den Feuertod sterben. Es wurde dann ein grosser Scheiterhaufen errichtet, an welchen man das arme Weib festband, worauf er angez?ndet wurde. Als aber die Flamme eben aufloderte, fiel so dichter Nebel, dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Als sp?ter die Sonnenstrahlen den Nebel aufsogen, fand man den Scheiterhaufen noch unversehrt, das Weib aber war nirgends zu finden, es war als ob sie im Nebel zerflossen w?re. -- Des Nebelberges K?nig hatte sie gerettet.

Wiewohl nun Tiu jetzt auf dem Nebelberge gute Tage hatte, so fand ihr Herz doch keinen Frieden, sondern sehnte sich nach dem zur?ckgebliebenen Kinde. H?tte ich mein T?chterlein hier -- so seufzte sie oft -- dann k?nnte ich gl?cklich leben, so aber ist das halbe Herz immer bei dem Kinde im Dorfe, und die andere H?lfte lebt in Trauer. Des Nebelberges K?nig errieth ihre geheimen Gedanken und liess einst bei Nacht das T?chterlein aus dem Dorfe zur Mutter bringen. Da waren beide, Mutter und Tochter, vollkommen gl?cklich und sehnten sich nach nichts mehr. Die Dorfleute und der Mann glaubten, dass die, in einen W?rwolf verwandelte Frau das Kind bei Nacht fortgenommen habe. Der Mann freite eine andere Frau, aber weder seine eigene Wirthschaft noch die der anderen H?fe nahmen so guten Fortgang wie sonst; allsommerlich litten sie Schaden durch D?rre, das Getreide und Gras verdarben, weil der erfrischende Nachtthau nicht auf den Strich fiel, den die Leute bewohnten. Des Nebelberges K?nig war zornig dar?ber, dass sie sein Pflegekind hatten umbringen wollen.

Jetzt hatten schon so lange keine Hufe von Freier tragenden Rossen den Weg zum K?nigssitze gestampft, dass die Leute schon anfingen zu hoffen, diese unsinnigen Fahrten w?rden gar nicht mehr vorkommen, als mit einem Male ein von Sehnsucht getriebener K?nigssohn aus weiter Ferne her sich abermals auf den Weg machte. Dieser Freier war aber ein gar schlauer Mann und hatte deshalb schon daheim ein paar Jahre oder noch l?nger seine Beine t?glich im Laufen ge?bt. Jetzt verstand er seine Sache aus dem Grunde, denn in dem ganzen K?nigreiche, welches sein Vater beherrschte, war unter M?nnern und Weibern Niemand, den der K?nigssohn nicht im Lauf ?berholt h?tte. Wenn er trotzdem mit Kutsche und Pferden auf die Freite fuhr, so wollte er einmal dadurch den Leuten seinen Reichthum zeigen, und dann auch seinen Beinen Ruhe g?nnen, damit sie nicht noch vor dem Wettlauf erm?deten. Einen halben Scheffel Gold nahm der J?ngling f?r die Wegekost mit; dasselbe wurde, als w?re es ein Hafersack, hinten auf der Kutsche festgebunden. Der K?nigssohn war auf seiner Freierfahrt noch nicht weit gekommen, da sieht er von weitem ein Menschenbild im Fluge herankommen, wie von Vogelfittigen getragen und nach wenig Augenblicken saust auch der Schnellfuss wie der Wind an der Kutsche vorbei. >>Halt still, halt still!<< schreit der K?nigssohn aus Leibeskr?ften, damit das Ohr des Windf?ssigen es vernehme. Alsbald h?lt der Mann seinen Lauf an und bleibt stehen, um zu h?ren, weshalb er gerufen wird. Da erst wird der K?nigssohn gewahr, dass dem L?ufer an beiden F?ssen ein M?hlstein h?ngt. Dieser seltsame Umstand l?sst die Laufkraft des Mannes in des K?nigssohn Augen noch gewaltiger erscheinen, darum fragt er: >>Weshalb hast du die M?hlsteine an den F?ssen?<< >>Meine F?sse w?rden sonst im schnellen Laufe nicht am Boden haften<<, erwidert der Mann -- >>und ich k?nnte unversehens wer weiss wohin gerathen, wenn die F?sse keine schwerere Last zu tragen h?tten als bloss den K?rper.<<

Der K?nigssohn denkt alsbald, einen solchen Mann k?nnte ich in Dienst nehmen, wer weiss wie die Sache geht, vielleicht kann ich einen Stellvertreter zum Wettlauf stellen, falls ich selber nicht gewiss w?re durchzukommen. >>Hast du nicht Lust in meinen Dienst zu treten?<< fragte er den Mann. >>Warum nicht, wenn wir Handels einig werden. Was versprecht ihr mir denn f?r Lohn?<< Der K?nigssohn erwidert: >>Alle Tage frisches Essen und Trinken, soviel dein Herz begehrt, sch?ne vollst?ndige Sommer- und Winterkleidung und einen Stof Gold als Jahreslohn.<<

Der Mann war damit zufrieden und der K?nigssohn hiess ihn sich hinter der Kutsche auf den Goldsack zu setzen. >>Wozu?<< fragte der Mann. >>Glaubt ihr, dass eure Pferde schnellere und st?rkere Beine haben als ich? Seid unbesorgt, ich werde ihnen immer voraus sein.<< So zogen sie denn weiter.

Nach einer Weile sieht der K?nigssohn einen Mann am Wege sitzen, der eine Flinte an die Wange gelegt hatte, als ob er auf irgend einen Vogel ziele. Aber wie scharf auch der K?nigssohn und seine Diener nach allen Seiten hin sp?hten, sahen sie doch weder auf der Erde noch in der Luft irgend etwas, worauf der Sch?tze h?tte zielen k?nnen. >>Was thust du da,<< fragte der K?nigssohn. Der Sch?tze wies mit der Hand, als wollte er zu verstehen geben, sprecht kein Wort, ihr verscheucht mir den Vogel. >>Was machst du da?<< fragt der K?nigssohn zum zweiten, und als keine Antwort erfolgte zum dritten Male. >>Seid still<<, sagte der Sch?tze mit leiser Stimme, >>bis ich euch Antwort gebe, ich muss erst den Vogel herunterschiessen.<< Nach einem Weilchen liess sich ein Paff h?ren, worauf der Sch?tze sogleich aufstand und also sprach: >>Ich habe den Vogel, jetzt kann ich euch Antwort geben. Schon eine Weile kreiste eine M?cke um den Thurm der Stadt Babylon und wollte sich auf den Thurmknopf niederlassen; ich konnte das aber nicht dulden, denn die M?cke ist zehn Liespfund schwer, sie h?tte die feine Knopfspitze besch?digen k?nnen, deshalb schoss ich den Feind nieder.<< Der K?nigssohn fragt verwundert: >>Wie kannst du denn so weit sehen?<< -- >>Was f?r eine winzige Weite ist das<<, lacht der Mann, >>mein Auge reicht viel weiter.<< >>Wartet ein wenig,<< ruft der schnellf?ssige L?ufer dazwischen, >>ich will hin und sehen, ob der Mann aufgeschnitten, oder die Wahrheit gesagt hat.<< Mit diesen Worten war er auf und davon wie der Wind, und nach einigen Augenblicken hatte ihn der K?nigssohn aus dem Gesicht verloren.

Einen solchen Sch?tzen k?nnte ich wohl auch einmal irgendwo brauchen, denkt der K?nigssohn und geht sogleich daran, den Vertrag abzuschliessen. >>Willst du zu mir als Diener kommen?<< fragt er den scharfsichtigen Sch?tzen. >>Warum nicht<<, erwidert der Mann, >>wenn wir Handels einig werden k?nnen. Was versprecht ihr mir als L?hnung?<< Der K?nigssohn sagt: >>T?glich frisches Essen und Trinken, soviel das Herz begehrt, vollst?ndige sch?ne Kleidung f?r Sommer- und Winterbedarf, und einen Stof Gold als Jahreslohn.<< Der Sch?tze war damit einverstanden, und eben langte auch der Schnellfuss wieder von Babylon an, auf dem R?cken die heruntergeschossene grosse M?cke, die ihm gar nicht l?stig war. Der scharfsichtige Sch?tze setzte sich hinter der Kutsche auf den Goldsack und man fuhr wieder weiter.

Sie waren noch nicht viel weiter gefahren, da sah der K?nigssohn, der, wie kluge Leute pflegen, Augen und Ohren ?berall hatte, am Wege einen Mann, der auf der Erde lag und das Ohr an den Boden hielt, als wollte er erlauschen; des Mannes Ohr war r?hrenf?rmig gestaltet und drei Klaftern lang. >>Was machst du da?<< fragte der K?nigssohn. Der Horchende erwiderte: >>In der Stadt Rom sind gerade jetzt f?nf K?nige versammelt, die heimlich ?ber einen Krieg rathschlagen; ich wollte nun eben h?ren, ob der Krieg auch uns ber?hren wird.<< Der K?nigssohn fragte verwundert: >>Wie kannst du in so weiter Ferne h?ren?<< Der Mann erwiderte: >>Das ist nun gerade nicht weit, mein Ohr reicht noch weiter, es kann wohl kaum irgendwo auf der Welt etwas gesprochen werden, was nicht an mein Ohr dringen w?rde, wenn ich anders Lust h?tte, von allem leeren Weibergeschw?tz Kenntniss zu nehmen.<< Der K?nigssohn dachte gleich bei sich, wer weiss ob eines solchen Mannes Beistand nicht manchmal n?thig werden kann, und fragte den Ohrenmann: >>H?ttest du nicht Lust in meinen Dienst zu treten?<< >>Warum nicht -- erwiderte der Ohrenmann -- wenn wir Handels einig werden. Was versprecht ihr mir denn zum Jahreslohn?<< Der K?nigssohn gab zur Antwort: >>T?glich frisches Essen und Trinken, soviel dein Herz begehrt, vollst?ndige sch?ne Kleidung und einen Stof Gold j?hrlichen Lohn.<< Der Ohrenmann war damit sehr zufrieden, worauf der Handel geschlossen wurde. Der Mann drehte seine lange Ohrr?hre zusammen, damit sie den Boden nicht ber?hrte, setzte sich neben dem Scharfsichtigen auf den Goldsack hinter der Kutsche und so fuhren sie weiter.

Sie waren wieder eine Strecke Wegs gefahren, als sie auf einen grossen Wald stiessen. Schon eine Weile vorher, ehe der Wald sich vor ihnen aufthat, hatte der K?nigssohn bemerkt, wie seltsam einzelne Wipfel von Zeit zu Zeit klafterhoch ?ber die andern B?ume des Waldes sich empor hoben und dann pl?tzlich wieder ganz verschwanden. Er fragte seine Diener, was die Sache zu bedeuten habe, aber keiner konnte ihm dar?ber Aufschluss geben. Stand Jemand am Baume und hieb ihn mit der Axt um, so konnte der Baum wohl, sobald er zu Boden fiel, dem Gesichte entschwinden, aber wie ein Baum erst den Wipfel ein Paar Klafter hoch gen Himmel streckt, bevor er niederf?llt, das konnte menschlicher Verstand nicht erkl?ren. Allgemach betraten nun unsere Wanderer den Wald und hier sollten sie denn gl?cklicher Weise durch eigene Anschauung erfahren, wie es mit dem wunderbaren Emporsteigen der B?ume zuging. Sie waren noch gar nicht lange im Waldesdickicht gefahren, als sie den Baumlupfer gerade bei der Arbeit erblickten. Ein Mann n?mlich w?hlte sich einen passenden Baum aus, trat dann darauf zu, packte mit beiden F?usten den Stamm und zog ihn sammt den Wurzeln aus dem Boden, als w?re es ein Kohlkopf oder eine Steckr?be gewesen. Als er sah, dass die Kutsche hielt, unterbrach er die Arbeit und trat einige Schritte n?her, weil er meinte, der in der pr?chtigen Kutsche fahrende Herr k?nnte wohl des Waldes Eigenth?mer sein, der ihm zu wehren komme. Deswegen sagte er dem?thig: >>Geehrter Herr! nehmt es nicht f?r ungut, wenn ich ohne Erlaubniss etwas mageres Kleinholz aus eurem Walde genommen habe, das gr?ssere habe ich nicht anger?hrt; die Mutter wollte Brei kochen und schickte mich deshalb in den Wald, dass ich eine Tracht Holz nach Hause br?chte, um Feuer unter den Grapen zu machen. Ich wollte eben noch einige St?cke zulegen, und mich dann auf den Weg machen, als ihr herbeikamt.<< Der K?nigssohn wunderte sich sehr ?ber des Mannes St?rke, doch dachte er, ich will mich Spasses halber als den Herrn des Waldes geberden, bis ich seine Kraft noch besser erprobe, deshalb sagte er zum Baumlupfer: >>Ich wehre dir nicht, nimm meinetwegen noch einen viel st?mmigeren Baum dazu.<< Mit vergn?gtem Gesicht schritt der Mann zur?ck, packte sofort einen Baum den er mit den H?nden nicht umspannen konnte und riss ihn krach! aus dem Boden heraus. >>Hast du nicht Lust in meinen Dienst zu treten?<< fragte der K?nigssohn. >>Warum nicht, wenn wir Handels einig werden<<, erwiderte der Mann. >>Was f?r einen Jahreslohn versprecht ihr mir denn?<< Der K?nigssohn erwiderte: >>Jeden Tag frisches Essen und Trinken, soviel das Herz begehrt, vollst?ndige Kleidung und j?hrlich einen Stof Gold.<< Der Mann kratzte sich hinter den Ohren, als w?re er in Betreff des Lohnes noch unentschlossen, sagte dann aber: >>G?nnet mir nur erst noch soviel Zeit, dass ich die Tracht Holz der Mutter bringe und ihr zugleich sage, wohin ich gehe, sie k?nnte sonst bis zum Sterben warten, dann eile ich sogleich zur?ck.<< Nachdem er die Erlaubniss erhalten, nahm er das ausgerissene Holz auf, ging raschen Schrittes von dannen und kam auch ohne viel Zeitverlust zur?ck. Der K?nigssohn war vergn?gt, dass er wieder einen Knecht gewonnen hatte, dessen H?lfe ihm in unerwarteter Gefahr zu Statten kommen konnte.

Man hatte den Wald schon l?ngst im R?cken und war ein gutes St?ck im offenen Felde weiter gefahren; in weiter Ferne erblickte man eine Stadt und eine Strecke diesseits der Stadt sieben Windm?hlen, welche s?mmtlich auf einer Seite des Weges in einer Reihe neben einander standen. Der K?nigssohn, welcher scharf auf Alles achtete was vorging, bemerkte sogleich, dass die Fl?gel s?mmtlicher Windm?hlen sich drehten, obwohl die Luft ringsum so ruhig war, dass kein Bl?ttchen und Federchen sich r?hrte. Weiter fahrend sp?rte er dann pl?tzlich einen heftigen Wind, wie aus einer R?hre oder wie er aus einem Mauerloch zuweilen in's Gemach dringt, nachdem er sich aber einige Schritte von der Stelle entfernt hatte, h?rte der Wind eben so pl?tzlich wieder auf. Der K?nigssohn liess die Blicke ?berall umher schweifen, gewahrte aber lange nichts Absonderliches, woraus er auf den Winderzeuger h?tte schliessen k?nnen. Als sie nur noch einige Feld Weges vom Stadtthor entfernt waren, sieht der K?nigssohn pl?tzlich einen Mann von mittlerem Wuchse, der, die F?sse gegen einen grossen Stein gestemmt und den Leib etwas r?ckw?rts gebogen, eine ganz eigenth?mliche Arbeit zu verrichten schien. Der K?nigssohn liess halten und fragte den fremden Mann: >>Was machst du da, Br?derchen?<< Der Mann erwiderte: >>Was soll ich armer Schlucker machen? Da ich nirgends einen besseren Dienst fand, der mich h?tte ern?hren k?nnen, musste ich nothgedrungen das Amt ?bernehmen, bei stillem Wetter, wenn kein Wind geht, die Stadtm?hlen durch Blasen in Gang zu bringen. Aber kann ich mir mit diesem dummen Gesch?ft wohl Geld verdienen? Kaum so viel, dass ich nicht Hungers sterbe.<< >>Ist es dir denn ein so leichtes Gesch?ft, die M?hlen durch Blasen in Gang zu bringen?<< fragte der K?nigssohn. >>Nun<<, erwiderte der Mann, >>das k?nnt ihr mit eigenen Augen sehen. Mein Mund bleibt immer geschlossen und mit den Fingern dr?cke ich ein Nasenloch zu, damit nicht zuviel Wind entsteht, weil sonst die Windm?hlenfl?gel sammt der M?hle in die Luft fliegen w?rden.<< >>Hast du nicht Lust in meinen Dienst zu treten?<< fragte der K?nigssohn. >>Warum nicht<<, erwiderte der M?hlenbl?ser, >>wenn wir Handels einig werden und ihr mir soviel gebt, dass ich nicht l?nger Hunger zu leiden brauche. Was f?r einen Lohn versprecht ihr mir, wenn ich zu euch in Dienst treten soll?<< Der K?nigssohn erwiderte: >>Was ich den andern Knechten gebe, das sollst du auch bekommen. Alle Tage frisches Essen und Trinken, soviel dein Herz begehrt, sch?ne vollst?ndige Kleidung und obendrein noch einen ganzen Stof Gold als Jahreslohn.<< Der Windbl?ser sagte mit fr?hlicher Miene: >>Damit kann sich ein Mann schon begn?gen, bis er einmal zuf?llig etwas Besseres findet. Es sei so, schlagen wir ein! Den Mann am Wort, den Stier am Horn, sagt ein alter Spruch.<< Der K?nigssohn nahm den neuen Knecht mit und zog dann mit seinen vier Dienern der K?nigsstadt zu, um Gl?ck oder Ungl?ck zu erproben: mochte er nun des sch?nen M?dchens Gemahl werden, oder seinen Kopf auf die Stange liefern.

Als er in die K?nigsstadt kam, liess er f?r sich und seine Diener in dem besten Gasthof Wohnung nehmen und befahl dem Wirthe noch ausdr?cklich, den Dienern reichliches Essen und Trinken zu geben, jeglichem was er selber w?nsche. Eine Hand voll Gold auf den Tisch werfend, sagte der K?nigssohn: >>Nimm das Wenige als Handgeld, wenn wir wieder scheiden, so werde ich schon noch zulegen, was fehlt.<< Dann befahl er, Schneider und Schuster aus der ganzen Stadt zusammenzurufen, die seinen Dienern stattliche Gew?nder fertigen sollten, denn obwohl jeglicher in dem was seines Amtes war vortrefflich Bescheid wusste, so war doch keinem deshalb ein besseres Gefieder gewachsen, so dass man an ihnen recht best?tigt finden konnte, was ein altes Wort sagt: >>Neun Gewerbe, das zehnte Hunger<<, oder: >>Einem sch?nen Singvogel ist nicht immer ein h?bscher Rock gewachsen!<<

Der schnellf?ssigen Jungfrau Vater, der alte K?nig, hatte indess schon durch's Ger?cht von der Pracht und dem Reichthum des neuen Freiers geh?rt, noch ehe der J?ngling selbst vor ihm erschien, was erst am dritten Tage geschah. Die sch?nen Kleider und Schuhe f?r die Diener waren nicht fr?her fertig geworden. Als der alte K?nig den stattlichen, bl?henden J?ngling erblickt hatte, sagte er mit v?terlicher Huld: >>Lasset, werther Freund, diesen Wettlauf lieber unversucht; w?ren eure F?sse auch noch so geschwind, so k?nntet ihr doch nichts gegen meine Tochter ausrichten, da sie F?sse hat wie Fl?gel. Mich dauert euer junges Leben, das ihr unn?tz hingeben wollt.<< Der Freier erwidert: >>Geehrter K?nig! ich h?re von den Leuten, dass, wenn Jemand nicht selbst mit eurer Tochter um die Wette laufen wolle, es ihm gestattet sei, seinen Diener oder Lohnknecht zu schicken.<< -- >>Das ist allerdings wahr<<, erwiderte der K?nig, aber aus solch' einem Geh?lfen erw?chst auch nicht der geringste Nutzen. Bleibt der Geh?lfe zur?ck, so wird nicht sein Kopf genommen, sondern der eurige muss daf?r haften und wird vom Rumpfe getrennt und auf die Stange gesteckt werden.<< Der K?nigssohn sann eine Weile nach und sagte dann mit Entschlossenheit: >>Sei es denn so. Einer meiner Diener soll das Gl?ck versuchen und mein Haupt soll, wenn er Ungl?ck hat, b?ssen. Ich bin einmal in dieser Angelegenheit von Hause gekommen, und ehe ich, ohne die Sache verrichtet zu haben, zur?ckgehe und mich zum Gesp?tt der Leute mache, verliere ich lieber meinen Kopf. Besser dass die Leute den todten Kopf auf der Stange als den lebenden Mann verspotten.<< Wiewohl der alte K?nig noch gar viel redete und den Freier mit aller Macht von seinem Vorhaben abzubringen suchte, so half es doch nichts, sondern er musste endlich nachgeben. Der Wettlauf sollte am n?chsten Tage vor sich gehen. Als der K?nigssohn fortgegangen war, sprach der Vater zu seiner Tochter Worte, die der langohrige Mann im Gasthof erhorchte und dem K?nigssohne wiedersagte: >>Liebes Kind, du hast bis zum heutigen Tage viel junge M?nner in's Verderben gest?rzt, was mir schon oftmals das Herz betr?bte. Aber keiner von den hingeopferten Freiern war so sehr nach meinem Sinne, wie der junge K?nigssohn, der morgen die Kraft seiner Beine im Wettlaufe mit dir erproben will, er ist ein bl?hender Mann und von kluger Rede. Aus Liebe zu mir hemme morgen die Schnelligkeit deiner F?sse, damit der Freier oder sein Diener dich besiege und ich endlich einen Schwiegersohn bekomme, der nach meinem Tode das Reich erbe, da ich keinen Sohn habe.<< -- >>Was?<< erwiderte die K?nigstochter, w?hrend ihr Antlitz vor Stolz und Zorn sich r?thete, >>soll ich um eines Burschen willen die St?rke meiner F?sse verleugnen, um dadurch unter die Haube zu kommen? Nein durchaus nicht, lieber bleibe ich zeitlebens eine alte Jungfer. Wer hat ihn hergetrieben? Ich habe ihn nicht gerufen, so wenig als Diejenigen, welche vor ihm hierher gekommen sind. In unserem Walde w?chst noch Holz genug, um seinen th?richten Kopf und alle, die von seines Gleichen, zu tragen, wenn man sie an die Luft stellt, damit sie ihre tolle Hitze abk?hlen. Gef?llt euch der Freier, so schickt ihn lieber wieder heim, ehe er den Lauf versucht, aber von mir hoffet auf keine Barmherzigkeit f?r ihn. Wer nicht h?ren will, muss f?hlen.<< Der K?nig sah, dass seine Tochter in diesem St?cke unersch?tterlich sei und gab allen weiteren Widerspruch auf.

Darnach, als der Ohrenmann dem K?nigssohne dies Gespr?ch erz?hlt hatte, trat der schnellf?ssige Diener in's Zimmer und sagte: >>Ich sch?me mich, so vor den Leuten mit meinen M?hlsteinen herumzulaufen, kaufet lieber sechs Ochsenfelle, lasset daraus einen Ranzen machen, dann kaufet noch zur Beschwerung f?r den Ranzen so viel Eisen als meine Fusssteine wiegen, so ist Alles in Ordnung; die Leute werden mich f?r einen reisenden Handwerksburschen halten.<< Der K?nigssohn erf?llte ohne Widerrede des Mannes Verlangen, liess Felle und Eisen kaufen, soviel f?r n?thig erachtet wurde, und den andern Morgen war der Ranzen bei Zeiten fertig. Der Mann nahm den Ranzen auf den R?cken und setzte sich in Gang, obwohl die ungewohnte Last auf dem R?cken den F?ssen anfangs etwas fremd vorkam; sie wollten sich an diese weiter abliegende Fessel nicht recht kehren, bis sie sich allm?hlich auch dieser Hemmung f?gen lernten.

Auf dem f?r den Wettlauf bestimmten Platze hatte sich eine unz?hlige Menge Volks versammelt; die Einen lachten ?ber den Ranzenmann, die Andern sagten: >>Ein Vern?nftiger ist darauf bedacht, wenn er laufen will, die ?berfl?ssigen Kleider abzulegen, diesem Manne aber ist es nicht eingefallen auch nur den Ranzen von sich zu thun.<< Der Ohrenmann meldete diese Reden sofort dem K?nigssohne; aber der L?ufer achtete ihrer nicht. Zur Rennbahn war eine Gasse von der L?nge einer Meile abgesteckt und zu beiden Seiten mit B?umen bepflanzt, die den Laufenden Schutz gegen die brennende Sonnenhitze gaben. Am Ende der Gasse sprudelte eine kleine Quelle ihr Wasser aus dem Boden hervor. Es war festgesetzt, dass die Wettlaufenden mit einer leeren Flasche an die Quelle laufen und dort die Flasche mit Wasser f?llen sollten, und wer dann beim Zur?cklaufen, sei es um einen oder zwei Schritte, vor dem Andern wieder eintreffe, der solle der Sieger sein. Als nun die K?nigstochter und des Freiers schnellf?ssiger Diener auf das gegebene Zeichen gleichzeitig ausliefen, dauerte es nicht gar lange, so war der Ranzenmann wie der Wind an der Jungfrau vor?ber, lief zur Quelle, f?llte die Flasche und trat den R?cklauf an. Auf dem halben Wege kam ihm die K?nigstochter, die noch erst zur Quelle lief, entgegen. >>Halt ein wenig an, Br?derchen!<< bat die K?nigstochter, >>ich habe mir den Fuss etwas verstaucht. Gieb mir aus deiner Flasche ein paar Tropfen Wasser auf den Fuss und verschnaufe, dann gehen wir wieder vorw?rts.<< >>Meinethalben<<, sagte der Mann, >>ich habe ja keine Eile; ich bleibe, wenn ihr wollt, hier sitzen, bis ihr von der Quelle zur?ckkommt, dann laufen wir mit einander weiter.<< Als er aber niedersass um auszuruhen, und keinen Betrug f?rchtete, hielt ihm die K?nigstochter, als ob sie ihm schmeicheln wollte, ein Schlafkraut unter die Nase, so dass er sofort in Schlaf fiel. Dann nahm ihm die Jungfrau die gef?llte Flasche aus der Hand und trat hinkend den R?cklauf an. Der Augenmann sah den Vorfall, nahm seine Flinte und schoss von einem Baume einen Zweig so geschickt herunter, dass derselbe dem Schnellfuss auf die Nase fiel und ihn aus dem Schlafe weckte. Zu seinem Schrecken findet der Mann eine leere Flasche und sieht, dass die Maid schon eine Strecke auf dem R?ckwege voraus ist. Jetzt strengte er seine F?sse an, dass Fersen Funken spr?hten, flog zum zweiten Male zur Quelle, f?llte die Flasche und sauste dann wie der Wind zur?ck. Richtig ?berholte er die K?nigstochter schon, als immer noch eine gute Wegstrecke bis zum Ziel ?brig war und langte einige Augenblicke vor ihr an. So war der Sieg dem Freier geblieben, der diesmal seinen Kopf nicht auf die Stange verkauft hatte; die K?nigstochter aber ging in zornigem Muthe nach Hause, denn solch' einen Possen hatte sie noch in ihrem Leben nicht erfahren, dass irgend ein menschliches Wesen raschere F?sse gehabt h?tte als sie selber. Der K?nigssohn begab sich mit seinen Dienern in den Gasthof, liess ein pr?chtiges Mahl anrichten und machte dem L?ufer ein reiches Geschenk, desgleichen auch dem Sch?tzen, der den L?ufer zu rechter Zeit aufgeweckt hatte. Gleichwohl vermochte der L?rm des Gelages nicht das Geh?r des Ohrenmannes zu verwirren, dass er nicht vernommen h?tte, was derweil im K?nigshause zwischen Vater und Tochter gesprochen wurde. >>Jetzt, liebes Kind!<< sagte der K?nig, >>musst du dich verm?hlen, da hilft nichts mehr, deiner F?sse Schnelligkeit ist durch einen Schnelleren ?berwunden. Ich bin dar?ber ganz froh, denn erstens werden nun keine M?nner mehr ankommen und zweitens erhalte ich einen Schwiegersohn, der in allen St?cken nach meinem Sinne ist.<< Der K?nig wollte noch weiter sprechen, aber da l?sten sich pl?tzlich der Tochter Zungenb?nder, welche der Zorn bis dahin gefesselt hatte und nun st?rzte aus dem sch?nen Munde die Rede wie der Wasserfall auf's M?hlrad, so dass der K?nig nicht im Stande war noch etwas weiter vorzubringen. Da Niemand verm?chte, diese Rede Wort f?r Wort wiederzugeben, so will ich nur in K?rze den Kern derselben mittheilen. Die Tochter betheuerte mit den eindringlichsten Worten, wenn der Vater sie mit Gewalt verheirathen wolle, so w?rde sie wohl vorher ihr Leben lassen k?nnen, aber die Frau des Mannes zu werden, der durch seinen Diener zuf?llig ?ber sie gesiegt habe, dazu solle keine Macht der Erde sie zwingen. Als endlich das Z?nglein der Tochter schon m?de wurde und der K?nig wieder ein und das andere Wort dazwischen werfen konnte, versuchte er es bald mit Drohungen, bald mit Schmeichelworten, aber Alles vergebens. >>Meinethalben,<< rief die Tochter aus, >>m?gt ihr ihm das halbe K?nigreich als Abfindung anbieten, aber zur Frau wird er mich nicht bekommen so lange Leben in mir ist.<< Der K?nigssohn wurde sehr verdriesslich, als der Ohrenmann diese Reden gemeldet hatte. Aber der Baumlupfer sagte: >>Betr?bt euch dar?ber doch nicht, M?dchen giebt es auf der Welt mehr als so eine K?nigstochter meint, und auch noch sch?nere und feinere als sie ist. Verlanget aus des K?nigs Schatzkammer so viel Gold, wie ein Mann in einem Sacke auf seinem R?cken fortbringen kann, als Abfindungspreis, und lasset die Tochter in Ruhe, bis sie mit all' ihrer Habe verschimmelt, so dass Niemand mehr kommt sie anzusehen, geschweige denn zu freien.<< Der Rath war nach des K?nigssohnes Geschmack, deshalb sagte er am andern Morgen, als er aus des alten K?nigs Munde vernommen, was ihm der Ohrenmann schon gestern berichtet hatte: >>So mag es denn meinetwegen mit der Freite sein Bewenden haben. Ich will mich mit euch vertragen, wenn ihr mir aus eurer Schatzkammer soviel Gold und Goldeswerth zum Ersatz f?r meine weite Reise versprecht, als ein Mann in einem Sacke auf dem R?cken forttragen kann.<< Der K?nig versprach das ohne Weigern, und war noch froh, dass er so wohlfeilen Kaufes davon kam, denn h?tte der J?ngling das halbe K?nigreich zur Abfindung gefordert, er h?tte es hingeben m?ssen, so aber kam er mit einem Sack voll Gold los. Der K?nig dachte in seinem Sinn: ich hielt den jungen Mann f?r gescheidter als er ist, aber er kennt das Gewicht des Goldes nicht, von dem doch der allerst?rkste Mann nicht viel tragen kann. So trennten sich die M?nner, beide mit dem abgeschlossenen Handel sehr zufrieden.

Im Gasthofe sagte der Baumlupfer zum K?nigssohne: >>Jetzt schicket Diener in die Stadt und lasset s?mmtliches Segeltuch, das in den Buden zu finden ist, aufkaufen, dann bringet f?nfzig Schneidergesellen zusammen und lasset aus dem Segeltuch einen sechsdoppelten Sack n?hen, so lang und breit als der Stoff reichen will. Mit diesem Sacke will ich aus der Schatzkammer das L?segeld holen, das euch zum Ersatz f?r die Jungfrau dienen soll.<< Der K?nigssohn that also und versprach den Bockreitern reichen Lohn, wenn sie die Nacht durch den Sack bis zum Morgen fertig n?hen w?rden. Wenn nun, wie man sagt, schon der Meisterin Bratensch?ssel auf dem Ofenherd die Nadel des Schneiders befl?gelt, so kann man leicht denken, um wie viel mehr der vom K?nigssohne verheissene Lohn dies that. Die Schneider stichelten die ganze Nacht am Segeltuch und jeder war nur darauf bedacht, seine Augen vor dem Nebenmann zu h?ten, damit ihm dessen Nadel in ihrem Schwung nicht in's Auge fahre. Etwas vor Mittmorgen hatten die M?nner den Sack fertig und fast alle N?hte waren doppelt gen?ht. Die Schneider erhielten den Arbeitslohn und noch so viel Trinkgeld obendrein, dass sie daf?r, obwohl die Arbeit nur eine Nacht gedauert hatte, drei Tage lang in der Herberge Gelage halten konnten. Der Baumlupfer nahm dann seinen Sack auf den R?cken und ging damit nach des K?nigs Schatzkammer zum Schatzmeister, um die F?llung des leeren Sackes zu verlangen. Als der Schatzmeister den grundlos tiefen Sack erblickte, sagte er spottend: >>Du hast wohl den rechten Weg verfehlt, Br?derchen, du wolltest sicher in irgend eine Kaffscheune, f?r das Geld h?tte es eines solchen Sackes wahrhaftig nicht bedurft.<< Der Sackmann erwiderte: >>Nun, der Sack wird ?ber den frei bleibenden Rand nicht trauern , auch kann ich nicht mehr hinein thun, als ich im Stande bin fortzutragen.<< So mit einander sprechend, waren sie bis zur Schatzkammer gekommen. Als die Th?ren aufgeschlossen waren und die Goldtonnen alle zum Vorschein kamen, sagte der Schatzmeister: >>Was meinst du, getrauest du dir wohl daraus den Sack zu f?llen und dann vom Platze zu bringen?<< Der Sackmann erwiderte: >>Du wirst ja sehen; wer kann eine Sache als sicher r?hmen, ehe er sie versucht hat? Mein Herr hatte, als er herkam, die feste Hoffnung, mit einer jungen Frau zur?ckzufahren, bekommt aber nun keinen besseren Lohn als ein S?ckchen voll Geld. Nun, Geld ist oft besser als ein b?ses Weib.<< Der Schatzmeister sagte h?hnisch: >>Schade, dass du keine Schaufel mitgebracht hast, das w?rde die Arbeit abk?rzen, denn mit der Hand den Sack zu f?llen ist doch langweilig, zumal wenn der Sack so gross ist.<< Der Baumlupfer entgegnete: >>Mein seliger Vater sagte oftmals scherzweise: Wenn ein Mann weder Kanne noch Sch?pfkelle hat, so muss er entweder aus dem Rande des K?bels oder aus dem Spundloch abschl?rfen.<< Mit diesen Worten hob er die erste Goldtonne auf wie ein K?rbchen voll Daunen, bat, die Oeffnung des Sackes auseinander zu halten und sch?ttete dann das Geld hinein, dass es klirrte. Jetzt wurde dem Schatzmeister schon bange, als es aber der zweiten und dritten Tonne nicht besser erging, da wurde das M?nnlein bleich wie eine get?nchte Wand. Nach einer Weile waren alle Goldtonnen geleert, der Sack war aber noch nicht einmal zur H?lfte voll. Der Tr?ger fragte: >>Hat euer K?nig denn keinen gr?sseren Schatz?<< >>Gold in Barren findet sich noch hinten in Kasten, es ist aber eben noch nicht gepr?gt.<< >>Nun her damit!<< sagte der Baumlupfer und leerte die Kasten ebenso rein aus wie vorher die Tonnen. Als dann alle Ecken und Winkel leer waren, nahm er den Sack auf den R?cken und schritt zur?ck nach dem Gasthofe.

Das Zuschliessen machte dem Schatzmeister diesmal keine Sorge, darum lief er, wie von einer Bremse gestochen, dem K?nige das Ungl?ck zu melden. Der alte K?nig erschrak nicht minder, als er den Vorfall h?rte, liess die Tochter holen und rief: >>Sieh nun, was f?r ein Ungl?ck deine halsstarrige Widersetzlichkeit angerichtet hat. Aller Geldvorrath ist dahin, der Freier hat mich kapp und kahl gemacht wie eine Kirchenmaus. Was f?r ein K?nig bin ich jetzt? Ein Herrscher ohne Geld hat weder Hand noch Fuss, seinen Feinden die Spitze zu bieten. Wenn die Soldaten h?ren, dass ich nichts mehr habe, um ihnen ihre L?hnung zu zahlen, so laufen sie auseinander.<< Da sagte die Tochter: >>So kann die Sache nicht bleiben; wir m?ssen mit List oder Gewalt ihnen den Schatz wieder zu entreissen suchen.<< Aber noch ehe sie Zeit hatten, irgend eine List zu versuchen, kam schon Botschaft, dass der K?nigssohn die Stadt verlassen habe. >>Jetzt m?ssen wir Gewalt brauchen<<, sagte die Tochter. >>Lasset augenblicklich das ganze Heer zusammenrufen und dem spitzb?bischen Freier nachjagen, der ja doch mit seiner schweren Last nicht schnell vorw?rts kommen kann.<< Der Befehl wurde sofort vollzogen. Am andern Tage war das Heer beisammen; man brach auf, dem das Geld fortf?hrenden Manne nachzusetzen, voran die Reiterei, darauf das Fussvolk und zuletzt der K?nig mit seiner Tochter in einer Kutsche. Ein Drittel des Goldes aus dem Schatze, der dem feindlichen Freier wieder abgenommen werden sollte, wurde den Kriegsleuten zum Geschenke versprochen, damit sie desto hitziger verfolgen m?chten.

Der K?nigssohn war mit seinem Schatze schon eine gute Strecke vorw?rts gekommen, denn der sechsfache Geldsack hemmte des Tr?gers Schritte nirgends; auf jede andere Weise freilich w?re es schlechterdings unm?glich gewesen, die schwere Last fortzubringen. Zugvieh h?tte man wohl f?r gutes Geld soviel kaufen k?nnen, als die Schwere der Last erforderte, aber woher ein Fuhrwerk nehmen, das unter dem Gewichte nicht gebrochen w?re? Der Schatztr?ger war eben ?ber einen hohen Berg gekommen und hatte sich am Fusse desselben unter einem Busche niedergelassen, um auszuruhen, als der Mann mit den langen Ohren ihnen Alles erz?hlte, was hinter ihnen in der K?nigsstadt angezettelt und vorgenommen wurde. Der Augenmann hatte vom Kamm des Berges aus das nachsetzende Heer deutlich erblickt -- darum schlug dem K?nigssohne das Herz doch etwas b?nglich. Aber der Windbl?ser sagte: >>wir m?ssen uns etwas weiter vom Berge entfernen, damit, wenn die Truppen herankommen, der Windstoss meines Mundes sie um so sicherer treffen kann.<< So gingen die M?nner weiter, bis sie einen passenden Ort gefunden hatten. Als nun der Augenmann meldete, dass die voranziehende Reiterschar den Kamm des Berges schon erreicht h?tte, begann der Windmann zu blasen. Und hast du nicht gesehen! als h?tte ein Wirbelwind leichten Staub und Schutt vom Berge in die H?he gefegt, so flogen Mann und Ross bis in die Wolken und fielen dann nieder, so dass kein Glied bei dem andern blieb. Ganz eben so flog dann auch das Fussvolk in die Luft, so dass zuletzt nichts weiter ?brig blieb, als die Kutsche, in welcher der alte K?nig mit seiner schnellf?ssigen Tochter sass. >>Soll ich sie auch auffliegen lassen?<< fragte der Windmann. Aber der K?nigssohn verbot es ihm, indem er sagte: >>Versuchen wir es noch einmal in G?te.<< Darauf fuhr er in seiner Kutsche auf den Berg zur?ck, dem K?nige entgegen, gr?sste h?flich und sagte: >>Jetzt seid ihr auf einmal zum armen Manne geworden, ihr habt weder Schatz noch Heer, was f?r ein K?nig k?nnt ihr da sein? Versprecht mir eure Tochter zur Frau, so hat alle Tr?bsal ein Ende.<< Weder der alte K?nig noch die halsstarrige, schnellf?ssige Tochter konnten sich jetzt l?nger widersetzen, sondern gaben ihre Zustimmung. Darauf sagte der K?nigssohn zu seinem Schwiegervater: >>Seid ohne Sorge, den Schatz lasse ich sofort zur?cktragen, und unter einer weisen Regierung wird die Bev?lkerung rasch zunehmen, so dass die Pl?tze derer, welche heute in die Luft flogen, wieder aufgef?llt werden. Bis dahin aber, dass die Jugend heranw?chst, werden meine starken Diener das Reich besch?tzen, von denen der eine mit seinem Auge die kleinste M?cke in der Wolke gewahr wird, der andere mit seinem Ohr das Niesen einer Maus hundert Klafter tief in der Erde h?rt, der dritte mit seiner St?rke alles Gold und Silber einer Schatzkammer auf dem R?cken davontr?gt und der vierte mit seinem Munde jedes Heer in die Luft blasen kann.<<

Man zog dann in die K?nigsstadt zur?ck, wo ein prachtvolles Hochzeitsfest begangen wurde, das vier Wochen dauerte; der Schwiegersohn aber blieb im Hause des alten K?nigs und wurde nach dessen Tode Beherrscher des Reichs.

Als nun die Abendstunde und mit ihr die Zeit herangekommen war, die W?nsche kund zu thun, dampfte die Sch?ssel mit Kohlsuppe auf dem Tische und Mann und Frau setzten sich zum Essen -- zugleich sollten sie nun auch ihre W?nsche sich vollziehen lassen. Sie hatten schon manchen L?ffel von dem schmackhaften S?ppchen hinuntergebracht, da sagte Lappi vergn?gt: >>Gott sei gedankt f?r das sch?ne S?ppchen, davon kann der Mensch schon satt werden; aber noch viel besser w?rde die Suppe schmecken, wenn nur auch eine Wurst dabei w?re!<< -- Bums! fiel von der Zimmerdecke eine grosse Wurst mitten auf den Tisch. Mann und Frau waren ein Weilchen ?ber das Geschenk so erschreckt, dass es ihnen nicht einfiel sich der Wurst sofort zu bem?chtigen. Loppi merkte, dass mit der Wurst der erste Wunsch in Erf?llung gegangen war, und das brachte ihn so auf, dass er mit vollem Munde rief: >>Dass dich der B?se hole und dir die Wurst an die Nase setze! wenn --<< Aber das arme M?nnlein konnte vor Schrecken nicht weiter sprechen, denn die Wurst hing der Lappi schon an der Nase; und zwar nicht mehr als wirkliche Wurst, sondern als ein mit der Nase aus einer und derselben Wurzel hervorgewachsenes St?ck Fleisch. Was jetzt thun? Zwei W?nsche waren schon verpufft und der zweite hatte obendrein die Nase der Frau so verunstaltet, dass sie sich nicht getrauen konnte, den Leuten unter die Augen zu treten. Immerhin blieb noch ein Wunsch und der war noch nicht ausgesprochen: mit diesem konnten sie kluger Weise Alles zum Guten wenden. Aber die arme Lappi hatte in diesem Augenblicke keinen sehnlicheren Wunsch als den, dass ihre Nase von der langen Wurst befreit w?rde, darum sprach sie diesen Wunsch aus und die Wurst war verschwunden. Jetzt war es mit den drei W?nschen vorbei und Loppi und Lappi mussten wieder wie fr?her armselig in ihrer H?tte leben. Wohl warteten sie eine Zeit lang darauf, dass die sch?ne Frau wiederkomme, allein die theure Fremde erschien nicht mehr. Wer ein unerwartetes Gl?ck nicht gleich beim Schopf oder Zipfel zu fassen und festzuhalten weiss, der hat es verscherzt.

Einmal war ein junges Weib in den Wald gegangen, um Beeren zu pfl?cken. Ihr K?rbchen war gerade voll und sie wollte eben wieder nach Hause gehen, als ihr pl?tzlich unter den B?umen eine Gestalt in die Augen fiel, die von Ferne einem Menschen ?hnelte. Als das Weib n?her ging, fand es ein junges Frauenzimmer mit bleichem Antlitz, Mund und Wangen blutig, ohnm?chtig unter einem Busche liegend. Unsere junge Frau eilte zur nahen Quelle, sch?ttete die gepfl?ckten Beeren in die Sch?rze und f?llte das K?rbchen mit kaltem Wasser, womit sie Augen und Schl?fen der Jungfrau wusch, bis diese aus ihrer Ohnmacht erwachte, die Augen weit ?ffnete und befremdet um sich blickte. Als sie ein fremdes Weib an ihrer Seite fand, erschrak sie anfangs, aber bald vergingen Schrecken und Furcht; sie fasste das junge Weib freundlich bei der Hand, dankte und sagte: >>Deine G?te hat heute mein Leben aus grosser Gefahr gerettet! Wer weiss, was aus mir geworden w?re, wenn du dich nicht meiner erbarmt h?ttest: Der schlimmste Feind unseres Geschlechts, der alte Waldesvater, begegnete mir heute zuf?llig und schlug mich halb todt, sodass ich bewusstlos hinsank. Ohne deine H?lfe w?re ich wohl hier am Platze geblieben! Heute kann ich dir keine gr?ssere Belohnung geben als den Ring, den ich dir hier an den Finger stecke. Siehe, jetzt sind wir bis an unser Lebensende eng mit einander verbunden! Wenn du das, was du jetzt unter dem Herzen tr?gst, einst zur Welt bringst, dann musst du mich zu Gevatter bitten und mich sammt meinen beiden j?ngeren Schwestern aufnehmen, wenn wir selbdritt zur Taufe kommen. Halte reinen Mund und lass gegen Niemand ein W?rtchen von dem heutigen Vorfalle verlauten: sollte man dich ?ber den Ring befragen, so sage, du habest ihn im Walde gefunden.<< Mit diesen Worten hatte sie den goldenen Ring von ihrem Finger gezogen und an den Finger des jungen Weibes gesteckt. Dieses bot ihr jetzt Erdbeeren aus der Sch?rze, die Jungfrau nahm das freundlich an und verzehrte ?ber die H?lfte. >>Du hast mich heute aus der Ohnmacht erweckt, mir Hunger und Durst gestillt -- diese Wohltaten will ich dereinst an deiner Tochter vergelten, wenn sie in meine Jahre kommt und heirathet.<< Unter fernerem freundlichen Gespr?ch waren sie aus dem Walde in's Freie gekommen, wo die dann Jungfrau Abschied nahm und sich wieder in den Wald zur?ckwandte. Die Frau wollte erst noch Beeren pfl?cken, um ihr K?rbchen wieder voll zu machen, aber der Tag neigte sich schon, und als sie die ?brig gebliebenen Beeren aus der Sch?rze in den Korb sch?ttete, wurde derselbe geh?uft voll. Das schien ihr wunderbar, hatte sie doch mit eigenen Augen gesehen, dass die Jungfrau ?ber die H?lfte der Beeren verzehrt hatte. Aber ihr Erstaunen sollte noch wachsen, als sie nach Hause kam. Als sie n?mlich die Beeren aus dem Korbe in die Sch?ssel sch?ttete, fand sie die untere H?lfte mit Silbergeld angef?llt. Was hatte das zu bedeuten? Da die Jungfrau ihr verboten hatte, von dem, was im Walde mit dem Ringe geschehen war, zu sprechen, so meinte die Frau auch die Sache mit dem Gelde geheim halten zu m?ssen. Sie legte also das Geld auf den Boden ihrer Truhe zwischen zusammengerollte Leinwandpacken, um daran in b?sen Tagen einen Nothpfennig zu haben.

Im Festhause angekommen, ging die stolze Jungfrau sofort die Taufmutter zu begr?ssen, fiel ihr um den Hals, streichelte ihre Wangen und sagte, mit dem Finger auf die anderen Jungfrauen deutend: >>Meine j?ngeren Schwestern, die ich zur Taufe mitzubringen versprochen hatte. Wir geloben dir alle drei, f?r dein T?chterlein zu sorgen, falls Gott dich aus dieser Welt abrufen sollte, ehe noch das Kind herangewachsen ist.<< Sodann h?ndigte jede der Jungfrauen der Mutter des Kindes ein goldenes Sch?chtelchen ein mit den Worten: >>In diesem Sch?chtelchen sind die Pathengeschenke f?r's T?chterchen, zeige sie Niemandem, du selbst kannst sie schon besehen, aber verliere die kostbaren Dinge nicht.<< Wohl bat man jetzt die vornehmen Jungfrauen, sie m?chten sich zu Tisch setzen, um sich zu st?rken, aber sie wollten weder essen noch trinken, sondern verliessen nach herzlichem Abschiede von der Mutter das Fest und fuhren in ihrem pr?chtigen Schlitten davon.

Die G?ste brannten vor Begier zu erfahren, wer die stolzen Jungfrauen gewesen, und was wohl in den goldenen Sch?chtelchen enthalten w?re. Dieses Verlangen konnte ihnen freilich Niemand befriedigen. Selbst der Vater des Kindes wurde unruhig, als er nach dem Aufbruch der Taufg?ste von seiner Frau keine n?here Auskunft erhielt. Er wollte nicht glauben, was ihm seine Frau der Wahrheit gem?ss versicherte, n?mlich dass ihr die wunderbaren Fremden eben so unbekannt seien wie allen Uebrigen. Einige Tage sp?ter ging er heimlich an die Truhe, um die Goldsch?chtelchen zu besehen, damit er erf?hre, was f?r ein kostbarer Schatz in der goldenen H?lle stecke. Er fand nichts weiter als drei kleine Steinchen in jeder Schachtel. Obgleich er ?ber diesen Fund einigermassen verwundert war, sprach er doch gegen Niemand davon.

Nach einem Jahre beschloss der Wittwer eine andere Frau zu nehmen. Drei Tage vor der Hochzeit kam die ?lteste der Jungfrauen und sagte: >>Masikas darf nicht l?nger bei dir bleiben, ich will sie heute mit mir nehmen. Du bekommst wohl eine zweite Frau und kannst mit der Zeit wieder Vater werden, aber Masikas findet keine zweite Mutter wieder. Alles was wir bis jetzt der Pathe geschenkt haben, bleibe dir und deiner jungen Frau, nur die drei goldenen Schachteln, welche wir am Tauffeste dem Kinde schenkten, muss ich mitnehmen.<< Der Mann str?ubte sich zwar nach Kr?ften dagegen, allein es half ihm nichts. Weinend bat die kleine Masikas: >>Ich will zur Taufmutter gehen!<< und der Vater musste endlich nachgeben. Er ging der geheimnissvollen Jungfrau eine Strecke weit nach, um zu sehen, wo denn ihre Behausung liege, die ja doch nicht sehr entfernt sein konnte, da t?glich eine der Jungfrauen gekommen war, nach dem Kinde zu sehen. Die vornehme Jungfrau schritt, das Kind an der Hand, auf jenen Wald zu, in welchen die verstorbene Mutter als junge Frau gegangen war um Beeren zu pfl?cken, und wo sie das erste Mal mit der Jungfrau zusammengetroffen war. Als die Jungfrau nun mit dem Kind an einen grossen Felsblock gelangt war, der am Saume des Waldes frei dalag, entschwand sie pl?tzlich den Blicken des nachsehenden Mannes, als w?re sie unter die Erde gesunken. Zwar eilte der Mann an den Ort, ging viele Male um den Stein herum, suchte nach Fussstapfen und stampfte von Zeit zu Zeit mit der Ferse gegen den Boden, ob er nicht eine gl?ckliche Stelle finde; aber alle M?he war vergeblich, weder das Kind noch die Taufmutter bekam er zu sehen. In Gesellschaft seiner jungen Frau vergass er dann allm?hlich das T?chterlein seiner verstorbenen Frau.

Wir m?ssen jetzt von dem Lebenslaufe der kleinen Masikas erz?hlen. Unweit des bezeichneten Felsblockes lag drei Spannen tief unter dem Rasen eine Fliese, eine Klafter breit und anderthalb Klafter lang, die sich beim richtigen Drauftreten wie eine Kellerluke aufthat, den Ank?mmling hereinliess und dann augenblicklich wieder zufiel. Das geschah mit so wunderbarer Geschwindigkeit, dass, wer von weitem zusah, nicht daraus klug ward, sondern meinte, dass der noch eben sichtbare Mensch pl?tzlich entweder unter den Boden gesunken oder unsichtbar in die Luft gefahren sei. Best?rkt wurde man in dieser Meinung noch dadurch, dass nirgends ein Streifen oder sonst eine Spur auf dem Rasen zur?ckblieb, vielmehr war die Rasendecke wie aus einem St?cke gegossen. Unter der Fliesendecke befand sich eine breite, aus edlem Gestein gehauene Treppe, welche weiter in die Tiefe f?hrte. Die Stufen hinabsteigend, gelangte die kleine Masikas mit ihrer Taufmutter auf einen sch?nen Hof, in welchem ein aus Glas aufgef?hrtes Geb?ude stand; das war die Wohnung der Jungfrauen, man nannte sie den Sitz der Grottennymphen. Hier befanden sich viele dienende Frauenzimmer, welche allerlei feine weibliche Handarbeit fertigten. Auch die kleine Masikas wurde in solchen Handarbeiten unterrichtet, wiewohl sie sonst nicht wie eine Dienerin gehalten, sondern wie ein verw?hntes deutsches Kind, dem es an nichts fehlt, aufgezogen wurde. Ihre Taufm?tter sorgten f?r sie und liebten sie mit m?tterlicher Z?rtlichkeit. So erreichte sie das Alter von sechzehn Jahren und war nun zu einer sch?nen Jungfrau aufgebl?ht.

Da sagte eines Tages die ?lteste Taufmutter zu ihr: >>Meine liebe Masikas! Die Zeit ist da, wo wir uns trennen m?ssen. Hoffen wir aber von der G?te unseres Gottes, dass die Trennung nicht lange dauern werde. Wenn alles gl?cklich abl?uft, so kommen wir wieder zusammen und dann kann uns nichts mehr trennen, als der Tod. Zwei treue Diener und deine drei goldenen Sch?chtelchen musst du mitnehmen; in den Sch?chtelchen findest du alle Bed?rfnisse, deren du auf der langen Reise nicht entrathen kannst.<< Nachdem sie dem M?dchen noch mancherlei Unterweisung in Betreff der Reise ertheilt, er?ffnete sie ihr zuletzt, dass sie nach drei Tagen aufbrechen m?sse. Wohl empfand Masikas grosses Herzeleid, aber nicht geringer war die Betr?bniss der Taufm?tter, als die Stunde des Scheidens kam. Sie wollten in Thr?nen zerfliessen, als sie ihre Pathe umarmten und ihr Kuss auf Kuss gaben. Endlich wurden die beiden Diener gerufen, bejahrte M?nner, welche Masikas vorher nie gesehen hatte, und es wurde ihnen bedeutet, dass sie das M?dchen auf der Reise zu besch?tzen h?tten. So machte man sich denn auf den Weg; Masikas trug das kleine K?rbchen, in welchem sich die goldenen Sch?chtelchen befanden.

Sie waren eine Weile im Walde vorw?rts gegangen und des M?dchens Abschiedsthr?nen waren trocken geworden, da sagte der eine ihrer Begleiter: >>Wir k?nnen nun doch den langen Weg nicht zu Fusse zur?cklegen.<< Masikas fragte: >>wo sollen wir denn Pferde hernehmen?<< Der Mann erwiderte: >>Pferde und sonstige Reisebed?rfnisse stecken in eurem Korbe in den goldenen Sch?chtelchen.<< Masikas sah ihn zweifelhaft an, als wollte sie den Sinn dieser Spottrede herausbringen. Aber der Mann sagte ganz ernsthaft: >>Nehmt ein Steinchen aus dem Sch?chtelchen, so werden wir alsbald Wagen und Pferde haben.<< Obgleich das M?dchen keinen Glauben daran hatte, that sie doch nach des Mannes Geheiss, nahm eins der Steinchen, wie es ihr gerade in die Finger kam und ?bergab es dem Manne. Dieser blies drei Mal darauf und sagte: >>Kutsche mit vier Pferden vorgefahren!<< Augenblicklich stand die Kutsche mit den Pferden da. Masikas ward als Herrschaft in die Kutsche gesetzt, der eine Mann setzte sich als Kutscher auf den Bock, der andere als Lakai hinten auf, und dann ging die Reise rasch vorw?rts. Die Sonne stand schon hoch im Mittag, als der Kutscher fragte, ob sie nicht Appetit versp?re. Masikas erwiderte: >>wir haben keinen Mundvorrath von Hause mitgenommen!<< >>Aber doch die Steinchen,<< -- versetzte der Lakai hinter der Kutsche -- >>gebt nur wieder eins her!<< Masikas reichte ein Steinchen hin, der Mann blies wieder darauf und rief: >>Her gedeckter Tisch mit Speisen!<< -- Augenblicklich stand ein gedeckter Tisch mit k?stlichen Speisen vor Masikas. Sie ass sich satt und gab dann den Dienern soviel sie begehrten. Darauf blies der Mann abermals auf den Tisch und pl?tzlich verschwand Alles und das Steinchen flog der Masikas in die Hand zur?ck. Am Abend ging es mit dem Nachtessen ebenso, und darauf wurde ein anderes Steinchen in ein Bett mit Kissen verwandelt, auf welchem das Fr?ulein die Nacht ?ber von der Anstrengung der Reise ausruhte. Ganz so geschah es die folgenden Tage, so dass es ihnen an nichts mangelte -- nur wurde der Masikas auf der weiten Reise die Zeit lang; sie w?nschte sich weibliche Gesellschaft. Mehr zum Spasse als in Absicht nahm sie ein Steinchen zwischen die Finger, blies darauf wie sie es bei den M?nnern gesehen, und rief: >>Zofe herbei!<< Augenblicklich sass ein feines M?dchen neben ihr. Warum h?tte Masikas nun nicht in der sch?nen Kutsche weiter fahren m?gen, da sie vom Morgen bis zum Abend sich angenehm unterhalten konnte!

Als man eines Morgens vom Nachtlager aufbrach, sagte der Kutscher zu Masikas: >>Heute kommen wir zum Hofe eines ber?hmten Weisen; da m?sset ihr hineingehen und genau darauf achten was f?r Anweisung der alte Weise euch geben wird. Seinem Geheisse m?ssen wir in allen St?cken nachkommen, sonst wird es mit dem, was wir vorhaben nichts. Eins der Steinchen m?sst ihr heute zum Geschenk f?r den Weisen verwenden, damit wir freundlich aufgenommen und gut berathen werden.<< -- Noch vor Abend langten sie bei dem Weisen an; die M?nner mussten ihm einen schweren, halb mit Silber, halb mit Gold gef?llten Sack bringen, der aus einem der Steinchen hervorgerufen war. Der Weise sagte, nachdem er die Hand der Masikas betrachtet hatte: >>Eure Reise f?hrt morgen in einen dichten Wald, und da werden euch drei Thiere entgegenkommen, erstens eine Hirschkuh, dann ein alter Wolf und endlich ein B?r. Suchet diese wilden Thiere zu locken, so dass sie an sich kommen lassen und leget dann jedem derselben sein Zeichen an, damit ihr sie das n?chste Mal erkennet, wenn ihr wieder mit ihnen zusammentrefft. Der Hirschkuh legt einen seidenen G?rtel an und dem Wolfe einen ledernen Riemen um den Hals, dem B?ren aber steckt euren Ring, der euch aus eurer seligen Mutter Habe noch geblieben ist, an die Vorderpfote. Nach drei Tagen wird eine gr?uliche w?thende Schlange auf euch eindringen, da k?nnt ihr euch nicht anders retten, als dass ihr ein Steinchen in einen Nord-Adler verwandelt und euch sammt euren Dienern auf den R?cken desselben setzet, er wird euch mit Windesschnelle bis unter die Wolken hinauftragen, wohin die Schlange euch nicht folgen kann. Kutsche und Pferde wird sie allerdings verschlingen, aber das schadet euch weiter nichts. Dieser Bissen wird auch ihr letzter sein, sie verendet sieben Tage darauf und dann kommen Pferde und Wagen wieder aus ihrem Rachen heraus. Was weiter geschieht, bleibe jetzt noch ungesagt, denn auch euren Taufm?ttern in der Grotte wird Gl?ck zu Theil werden.<<

Am anderen Tage kamen unsere Reisenden in einen dichten Wald, wo sich Alles so begab, wie es der Weise vorausgesagt hatte. Zuerst kam ihnen die Hirschkuh, sodann der alte Wolf und zuletzt ein B?r entgegen. Masikas lockte die Thiere eins nach dem anderen zu sich und heftete dann jedem sein Zeichen an: der Hirschkuh einen blauen Seideng?rtel, dem Wolfe einen Lederriemen um den Hals, und dem B?ren steckte sie ihren von der Mutter ererbten Ring an die Vorderpfote. Der B?r leckte ihr wie zum Danke die Hand und lief brummend in den Wald zur?ck. Viel gr?sslicher war, was ihnen nach drei Tagen begegnete. Schon von weitem h?rte man ein Sausen und Rauschen als w?rde das schwerste Heufuder am Boden hingeschleift. Endlich wurde des Schlangenk?nigs Kopf mit goldener Krone sichtbar, aber in demselben Augenblicke hatte Masikas ein Steinlein in einen Nord-Adler verwandelt, setzte sich mit ihren drei Dienern auf seinen R?cken und der Vogel trug sie hoch in die L?fte. Von da oben sahen sie, wie die ungeheure Schlange Wagen und Pferde hinunterschluckte, als w?ren es junge M?uslein gewesen. Sieben Tage flog der Nord-Adler mit seiner Last in Wolkenh?he weiter; die N?chte schlief er auf dem Wolkenrande und die auf seinem R?cken Sitzenden litten an Nichts Mangel, da ihnen die Steinchen in den Goldsch?chtelchen der Masikas alles gew?hrten was sie brauchten.

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