Read Ebook: Wilhelm Meisters Lehrjahre — Band 3 by Goethe Johann Wolfgang Von
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Ebook has 250 lines and 20409 words, and 5 pages
#15 in our series by Johann Wolfgang von Goethe
Wilhelm Meisters Lehrjahre--Buch 3 by Johann Wolfgang von Goethe
September, 2000
Wilhelm Meisters Lehrjahre--Buch 3
Johann Wolfgang von Goethe
Drittes Buch
Erstes Kapitel
Kennst du das Land, wo die Zitronen bl?hn, Im dunkeln Laub die Goldorangen gl?hn, Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht, Kennst du es wohl?
Dahin! Dahin M?cht ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn!
Kennst du das Haus, auf S?ulen ruht sein Dach, Es gl?nzt der Saal, es schimmert das Gemach, Und Marmorbilder stehn und sehn mich an: Was hat man dir, du armes Kind, getan? Kennst du es wohl?
Dahin! Dahin M?cht ich mit dir, o mein Besch?tzer, ziehn!
Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg? Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg, In H?hlen wohnt der Drachen alte Brut, Es st?rzt der Fels und ?ber ihn die Flut: Kennst du ihn wohl?
Dahin! Dahin Geht unser Weg; o Vater, lass uns ziehn!
Als Wilhelm des Morgens sich nach Mignon im Hause umsah, fand er sie nicht, h?rte aber, dass sie fr?h mit Melina ausgegangen sei, welcher sich, um die Garderobe und die ?brigen Theaterger?tschaften zu ?bernehmen, beizeiten aufgemacht hatte.
Nach Verlauf einiger Stunden h?rte Wilhelm Musik vor seiner T?re. Er glaubte anf?nglich, der Harfenspieler sei schon wieder zugegen; allein er unterschied bald die T?ne einer Zither, und die Stimme, welche zu singen anfing, war Mignons Stimme. Wilhelm ?ffnete die T?re, das Kind trat herein und sang das Lied, das wir soeben aufgezeichnet haben.
Melodie und Ausdruck gefielen unserm Freunde besonders, ob er gleich die Worte nicht alle verstehen konnte. Er liess sich die Strophen wiederholen und erkl?ren, schrieb sie auf und ?bersetzte sie ins Deutsche. Aber die Originalit?t der Wendungen konnte er nur von ferne nachahmen. Die kindliche Unschuld des Ausdrucks verschwand, indem die gebrochene Sprache ?bereinstimmend und das Unzusammenh?ngende verbunden ward. Auch konnte der Reiz der Melodie mit nichts verglichen werden.
Sie fing jeden Vers feierlich und pr?chtig an, als ob sie auf etwas Sonderbares aufmerksam machen, als ob sie etwas Wichtiges vortragen wollte. Bei der dritten Zeile ward der Gesang dumpfer und d?sterer; das "Kennst du es wohl?" dr?ckte sie geheimnisvoll und bed?chtig aus; in dem "Dahin! Dahin!" lag eine unwiderstehliche Sehnsucht, und ihr "Lass uns ziehn!" wusste sie bei jeder Wiederholung dergestalt zu modifizieren, dass es bald bittend und dringend, bald treibend und vielversprechend war.
Nachdem sie das Lied zum zweitenmal geendigt hatte, hielt sie einen Augenblick inne, sah Wilhelmen scharf an und fragte: "Kennst du das Land?"--"Es muss wohl Italien gemeint sein", versetzte Wilhelm; "woher hast du das Liedchen?"--"Italien!" sagte Mignon bedeutend, "gehst du nach Italien, so nimm mich mit, es friert mich hier."--"Bist du schon dort gewesen, liebe Kleine?" fragte Wilhelm.--Das Kind war still und nichts weiter aus ihm zu bringen.
Melina, der hereinkam, besah die Zither und freute sich, dass sie schon so h?bsch zurechtgemacht sei. Das Instrument war ein Inventarienst?ck der alten Garderobe. Mignon hatte sich's diesen Morgen ausgebeten, der Harfenspieler bezog es sogleich, und das Kind entwickelte bei dieser Gelegenheit ein Talent, das man an ihm bisher noch nicht kannte.
Melina hatte schon die Garderobe mit allem Zugeh?r ?bernommen; einige Glieder des Stadtrats versprachen ihm gleich die Erlaubnis, einige Zeit im Orte zu spielen. Mit frohem Herzen und erheitertem Gesicht kam er nunmehr wieder zur?ck. Er schien ein ganz anderer Mensch zu sein: denn er war sanft, h?flich gegen jedermann, ja zuvorkommend und einnehmend. Er w?nschte sich Gl?ck, dass er nunmehr seine Freunde, die bisher verlegen und m?ssig gewesen, werde besch?ftigen und auf eine Zeitlang engagieren k?nnen, wobei er zugleich bedauerte, dass er freilich zum Anfange nicht imstande sei, die vortrefflichen Subjekte, die das Gl?ck ihm zugef?hrt, nach ihren F?higkeiten und Talenten zu belohnen, da er seine Schuld einem so grossm?tigen Freunde, als Wilhelm sich gezeigt habe, vor allen Dingen abtragen m?sse.
"Ich kann Ihnen nicht ausdr?cken", sagte Melina zu ihm, "welche Freundschaft Sie mir erzeigen, indem Sie mir zur Direktion eines Theaters verhelfen. Denn als ich Sie antraf, befand ich mich in einer sehr wunderlichen Lage. Sie erinnern sich, wie lebhaft ich Ihnen bei unsrer ersten Bekanntschaft meine Abneigung gegen das Theater sehen liess, und doch musste ich mich, sobald ich verheiratet war, aus Liebe zu meiner Frau, welche sich viel Freude und Beifall versprach, nach einem Engagement umsehen. Ich fand keins, wenigstens kein best?ndiges, dagegen aber gl?cklicherweise einige Gesch?ftsm?nner, die eben in ausserordentlichen F?llen jemanden brauchen konnten, der mit der Feder umzugehen wusste, Franz?sisch verstand und im Rechnen nicht ganz unerfahren war. So ging es mir eine Zeitlang recht gut, ich ward leidlich bezahlt, schaffte mir manches an, und meine Verh?ltnisse machten mir keine Schande. Allein die ausserordentlichen Auftr?ge meiner G?nner gingen zu Ende, an eine dauerhafte Versorgung war nicht zu denken, und meine Frau verlangte nur desto eifriger nach dem Theater, leider zu einer Zeit, wo ihre Umst?nde nicht die vorteilhaftesten sind, um sich dem Publikum mit Ehren darzustellen. Nun, hoffe ich, soll die Anstalt, die ich durch Ihre H?lfe einrichten werde, f?r mich und die Meinigen ein guter Anfang sein, und ich verdanke Ihnen mein k?nftiges Gl?ck, es werde auch, wie es wolle."
Wilhelm h?rte diese ?usserungen mit Zufriedenheit an, und die s?mtlichen Schauspieler waren gleichfalls mit den Erkl?rungen des neuen Direktors so ziemlich zufrieden, freuten sich heimlich, dass sich so schnell ein Engagement zeige, und waren geneigt, f?r den Anfang mit einer geringen Gage vorliebzunehmen, weil die meisten dasjenige, was ihnen so unvermutet angeboten wurde, als einen Zuschuss ansahen, auf den sie vor kurzem noch nicht Rechnung machen konnten. Melina war im Begriff, diese Disposition zu benutzen, suchte auf eine geschickte Weise jeden besonders zu sprechen und hatte bald den einen auf diese, den andern auf eine andere Weise zu bereden gewusst, dass sie die Kontrakte geschwind abzuschliessen geneigt waren, ?ber das neue Verh?ltnis kaum nachdachten und sich schon gesichert glaubten, mit sechsw?chentlicher Aufk?ndigung wieder loskommen zu k?nnen.
Nun sollten die Bedingungen in geh?rige Form gebracht werden, und Melina dachte schon an die St?cke, mit denen er zuerst das Publikum anlocken wollte, als ein Kurier dem Stallmeister die Ankunft der Herrschaft verk?ndigte und dieser die untergelegten Pferde vorzuf?hren befahl.
Bald darauf fuhr der hochbepackte Wagen, von dessen Bocke zwei Bedienten heruntersprangen, vor dem Gasthause vor, und Philine war nach ihrer Art am ersten bei der Hand und stellte sich unter die T?re.
"Wer ist Sie?" fragte die Gr?fin im Hereintreten.
"Eine Schauspielerin, Ihro Exzellenz zu dienen", war die Antwort, indem der Schalk mit einem gar frommen Gesichte und dem?tigen Geb?rden sich neigte und der Dame den Rock k?sste.
Der Graf, der noch einige Personen umherstehen sah, die sich gleichfalls f?r Schauspieler ausgaben, erkundigte sich nach der St?rke der Gesellschaft, nach dem letzten Orte ihres Aufenthalts und ihrem Direktor. "Wenn es Franzosen w?ren", sagte er zu seiner Gemahlin, "k?nnten wir dem Prinzen eine unerwartete Freude machen und ihm bei uns seine Lieblingsunterhaltung verschaffen."
"Es k?me darauf an", versetzte die Gr?fin, "ob wir nicht diese Leute, wenn sie schon ungl?cklicherweise nur Deutsche sind, auf dem Schloss, solange der F?rst bei uns bleibt, spielen liessen. Sie haben doch wohl einige Geschicklichkeit. Eine grosse Soziet?t l?sst sich am besten durch ein Theater unterhalten, und der Baron w?rde sie schon zustutzen."
Unter diesen Worten gingen sie die Treppe hinauf, und Melina pr?sentierte sich oben als Direktor. "Ruf Er seine Leute zusammen", sagte der Graf, "und stell Er sie mir vor, damit ich sehe, was an ihnen ist. Ich will auch zugleich die Liste von den St?cken sehen, die sie allenfalls auff?hren k?nnten."
Melina eilte mit einem tiefen B?cklinge aus dem Zimmer und kam bald mit den Schauspielern zur?ck. Sie dr?ckten sich vor- und hintereinander, die einen pr?sentierten sich schlecht, aus grosser Begierde zu gefallen, und die andern nicht besser, weil sie sich leichtsinnig darstellten. Philine bezeigte der Gr?fin, die ausserordentlich gn?dig und freundlich war, alle Ehrfurcht; der Graf musterte indes die ?brigen. Er fragte einen jeden nach seinem Fache und ?usserte gegen Melina, dass man streng auf F?cher halten m?sse, welchen Ausspruch dieser in der gr?ssten Devotion aufnahm.
Der Graf bemerkte sodann einem jeden, worauf er besonders zu studieren, was er an seiner Figur und Stellung zu bessern habe, zeigte ihnen einleuchtend, woran es den Deutschen immer fehle, und liess so ausserordentliche Kenntnisse sehen, dass alle in der gr?ssten Demut vor so einem erleuchteten Kenner und erlauchten Besch?tzer standen und kaum Atem zu holen sich getrauten.
"Wer ist der Mensch dort in der Ecke?" fragte der Graf, indem er nach einem Subjekte sah, das ihm noch nicht vorgestellt worden war, und eine hagre Figur nahte sich in einem abgetragenen, auf dem Ellbogen mit Fleckchen besetzten Rocke; eine k?mmerliche Per?cke bedeckte das Haupt des dem?tigen Klienten.
Dieser Mensch, den wir schon aus dem vorigen Buche als Philinens Liebling kennen, pflegte gew?hnlich Pedanten, Magister und Poeten zu spielen und meistens die Rolle zu ?bernehmen, wenn jemand Schl?ge kriegen oder begossen werden sollte. Er hatte sich gewisse kriechende, l?cherliche, furchtsame B?cklinge angew?hnt, und seine stockende Sprache, die zu seinen Rollen passte, machte die Zuschauer lachen, so dass er immer noch als ein brauchbares Glied der Gesellschaft angesehen wurde, besonders da er ?brigens sehr dienstfertig und gef?llig war. Er nahte sich auf seine Weise dem Grafen, neigte sich vor demselben und beantwortete jede Frage auf die Art, wie er sich in seinen Rollen auf dem Theater zu geb?rden pflegte. Der Graf sah ihn mit gef?lliger Aufmerksamkeit und mit ?berlegung eine Zeitlang an, alsdann rief er, indem er sich zu der Gr?fin wendete: "Mein Kind, betrachte mit diesen Mann genau; ich hafte daf?r, das ist ein grosser Schauspieler oder kann es werden." Der Mensch machte von ganzem Herzen einen albernen B?ckling, so dass der Graf laut ?ber ihn lachen musste und ausrief: "Er macht seine Sachen exzellent! Ich wette, dieser Mensch kann spielen, was er will, und es ist schade, dass man ihn bisher zu nichts Besserm gebraucht hat."
Ein so ausserordentlicher Vorzug war f?r die ?brigen sehr kr?nkend, nur Melina empfand nichts davon, er gab vielmehr dem Grafen vollkommen recht und versetzte mit ehrfurchtsvoller Miene: "Ach ja, es hat wohl ihm und mehreren von uns nur ein solcher Kenner und eine solche Aufmunterung gefehlt, wie wir sie gegenw?rtig an Eurer Exzellenz gefunden haben."
"Ist das die s?mtliche Gesellschaft?" sagte der Graf.
"Es sind einige Glieder abwesend", versetzte der kluge Melina, "und ?berhaupt k?nnten wir, wenn wir nur Unterst?tzung f?nden, sehr bald aus der Nachbarschaft vollz?hlig sein."
Indessen sagte Philine zur Gr?fin: "Es ist noch ein recht h?bscher junger Mann oben, der sich gewiss bald zum ersten Liebhaber qualifizieren w?rde."
"Warum l?sst er sich nicht sehen?" versetzte die Gr?fin.
"Ich will ihn holen", rief Philine und eilte zur T?re hinaus.
Sie fand Wilhelmen noch mit Mignon besch?ftigt und beredete ihn, mit herunterzugehen. Er folgte ihr mit einigem Unwillen, doch trieb ihn die Neugier: denn da er von vornehmen Personen h?rte, war er voll Verlangen, sie n?her kennenzulernen. Er trat ins Zimmer, und seine Augen begegneten sogleich den Augen der Gr?fin, die auf ihn gerichtet waren. Philine zog ihn zu der Dame, indes der Graf sich mit den ?brigen besch?ftigte. Wilhelm neigte sich und gab auf verschiedene Fragen, welche die reizende Dame an ihn tat, nicht ohne Verwirrung Antwort. Ihre Sch?nheit, Jugend, Anmut, Zierlichkeit und feines Betragen machten den angenehmsten Eindruck auf ihn, um so mehr, da ihre Reden und Geb?rden mit einer gewissen Schamhaftigkeit, ja man d?rfte sagen Verlegenheit begleitet waren. Auch dem Grafen ward er vorgestellt, der aber wenig acht auf ihn hatte, sondern zu seiner Gemahlin ans Fenster trat und sie um etwas zu fragen schien. Man konnte bemerken, dass ihre Meinung auf das lebhafteste mit der seinigen ?bereinstimmte, ja dass sie ihn eifrig zu bitten und ihn in seiner Gesinnung zu best?rken schien.
Er kehrte sich darauf bald zu der Gesellschaft und sagte: "Ich kann mich gegenw?rtig nicht aufhalten, aber ich will einen Freund zu euch schicken, und wenn ihr billige Bedingungen macht und euch recht viel M?he geben wollt, so bin ich nicht abgeneigt, euch auf dem Schlosse spielen zu lassen."
Alle bezeugten ihre grosse Freude dar?ber, und besonders k?sste Philine mit der gr?ssten Lebhaftigkeit der Gr?fin die H?nde.
"Sieht Sie, Kleine", sagte die Dame, indem sie dem leichtfertigen M?dchen die Backen klopfte, "sieht Sie, mein Kind, da kommt Sie wieder zu mir, ich will schon mein Versprechen halten, Sie muss sich nur besser anziehen." Philine entschuldigte sich, dass sie wenig auf ihre Garderobe zu verwenden habe, und sogleich befahl die Gr?fin ihren Kammerfrauen, einen englischen Hut und ein seidnes Halstuch, die leicht auszupacken waren, heraufzugeben. Nun putzte die Gr?fin selbst Philinen an, die fortfuhr, sich mit einer scheinheiligen, unschuldigen Miene gar artig zu geb?rden und zu betragen.
Der Graf bot seiner Gemahlin die Hand und f?hrte sie hinunter. Sie gr?sste die ganze Gesellschaft im Vorbeigehen freundlich und kehrte sich nochmals gegen Wilhelmen um, indem sie mit der huldreichsten Miene zu ihm sagte: "Wir sehen uns bald wieder."
So gl?ckliche Aussichten belebten die ganze Gesellschaft; jeder liess nunmehr seinen Hoffnungen, W?nschen und Einbildungen freien Lauf, sprach von den Rollen, die er spielen, von dem Beifall, den er erhalten wollte. Melina ?berlegte, wie er noch geschwind durch einige Vorstellungen den Einwohnern des St?dtchens etwas Geld abnehmen und zugleich die Gesellschaft in Atem setzen k?nne, indes andere in die K?che gingen, um ein besseres Mittagsessen zu bestellen, als man sonst einzunehmen gewohnt war.
Zweites Kapitel
Nach einigen Tagen kam der Baron, und Melina empfing ihn nicht ohne Furcht. Der Graf hatte ihn als einen Kenner angek?ndigt, und es war zu besorgen, er werde gar bald die schwache Seite des kleinen Haufens entdecken und einsehen, dass er keine formierte Truppe vor sich habe, indem sie kaum ein St?ck geh?rig besetzen konnten; allein sowohl der Direktor als die s?mtlichen Glieder waren bald aus aller Sorge, da sie an dem Baron einen Mann fanden, der mit dem gr?ssten Enthusiasmus das vaterl?ndische Theater betrachtete, dem ein jeder Schauspieler und jede Gesellschaft willkommen und erfreulich war. Er begr?sste sie alle mit Feierlichkeit, pries sich gl?cklich, eine deutsche B?hne so unvermutet anzutreffen, mit ihr in Verbindung zu kommen und die vaterl?ndischen Musen in das Schloss seines Verwandten einzuf?hren. Er brachte bald darauf ein Heft aus der Tasche, in welchem Melina die Punkte des Kontraktes zu erblicken hoffte; allein es war ganz etwas anderes. Der Baron bat sie, ein Drama, das er selbst verfertigt und das er von ihnen gespielt zu sehen w?nschte, mit Aufmerksamkeit anzuh?ren. Willig schlossen sie einen Kreis und waren erfreut, mit so geringen Kosten sich in der Gunst eines so notwendigen Mannes befestigen zu k?nnen, obgleich ein jeder nach der Dicke des Heftes ?berm?ssig lange Zeit bef?rchtete. Auch war es wirklich so; das St?ck war in f?nf Akten geschrieben und von der Art, die gar kein Ende nimmt.
Der Held war ein vornehmer, tugendhafter, grossm?tiger und dabei verkannter und verfolgter Mann, der aber denn doch zuletzt den Sieg ?ber seine Feinde davontrug, ?ber welche sodann die strengste poetische Gerechtigkeit ausge?bt worden w?re, wenn er ihnen nicht auf der Stelle verziehen h?tte.
Indem dieses St?ck vorgetragen wurde, hatte jeder Zuh?rer Raum genug, an sich selbst zu denken und ganz sachte aus der Demut, zu der er sich noch vor kurzem geneigt f?hlte, zu einer gl?cklichen Selbstgef?lligkeit emporzusteigen und von da aus die anmutigsten Aussichten in die Zukunft zu ?berschauen. Diejenigen, die keine ihnen angemessene Rolle in dem St?ck fanden, erkl?rten es bei sich f?r schlecht und hielten den Baron f?r einen ungl?cklichen Autor, dagegen die andern eine Stelle, bei der sie beklatscht zu werden hofften, mit dem gr?ssten Lobe zur m?glichsten Zufriedenheit des Verfassers verfolgten.
Mit dem ?konomischen waren sie geschwind fertig. Melina wusste zu seinem Vorteil mit dem Baron den Kontrakt abzuschliessen und ihn vor den ?brigen Schauspielern geheimzuhalten.
?ber Wilhelmen sprach Melina den Baron im Vorbeigehen und versicherte, dass er sich sehr gut zum Theaterdichter qualifiziere und zum Schauspieler selbst keine ?blen Anlagen habe. Der Baron machte sogleich mit ihm als einem Kollegen Bekanntschaft, und Wilhelm produzierte einige kleine St?cke, die nebst wenigen Reliquien an jenem Tage, als er den gr?ssten Teil seiner Arbeiten in Feuer aufgehen liess, durch einen Zufall gerettet wurden. Der Baron lobte sowohl die St?cke als den Vortrag, nahm als bekannt an, dass er mit hin?ber auf das Schloss kommen w?rde, versprach bei seinem Abschiede allen die beste Aufnahme, bequeme Wohnung, gutes Essen, Beifall und Geschenke, und Melina setzte noch die Versicherung eines bestimmten Taschengeldes hinzu.
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