Read Ebook: Geschichte Alexanders des Grossen by Droysen Johann Gustav
Font size:
Background color:
Text color:
Add to tbrJar First Page Next Page Prev Page
Ebook has 1086 lines and 201976 words, and 22 pages
Der Name Alexander bezeichnet das Ende einer Weltepoche, den Anfang einer neuen.
Die zweihundertj?hrigen K?mpfe der Hellenen mit den Persern, das erste grosse Ringen des Abendlandes mit dem Morgenlande, von dem die Geschichte weiss, schliesst Alexander mit der Vernichtung des Perserreiches, mit der Eroberung bis zur afrikanischen W?ste und ?ber den Jaxartes, den Indus hinaus, mit der Verbreitung griechischer Herrschaft und Bildung ?ber die V?lker ausgelebter Kulturen, mit dem Anfang des Hellenismus.
Die Geschichte kennt kein zweites Ereignis so erstaunlicher Art; nie vorher und nachher hat ein so kleines Volk so rasch und v?llig die ?bermacht eines so riesenhaften Reiches niederzuwerfen und an Stelle des zertr?mmerten Baues neue Formen des Staaten- und V?lkerlebens zu begr?nden vermocht.
Woher hat die kleine Griechenwelt die K?hnheit zu solchem Wagnis, die Kraft zu solchen Siegen, die Mittel zu solchen Folgewirkungen? Woher erliegt das K?nigtum der Perser, das so viele Reiche und Lande zu erobern und zwei Jahrhunderte lang zu beherrschen vermocht, das soeben noch zwei Menschenalter hindurch die Hellenen der asiatischen K?ste zu Untertanen gehabt, ?ber die der Inseln und des Mutterlandes die Rolle des Schiedsrichters gespielt hat, dem ersten Stoss des Makedonen?
Einen Teil der Erkl?rung gibt der in aller Richtung v?llige Gegensatz zwischen beiden Gestaltungen, der, geographisch vorgebildet, in der geschichtlichen Entwicklung fort und fort gesteigert, zur letzten Entscheidung gereift war, als Alexander gegen Darius auszog.
Den alten Kulturv?lkern Asiens gegen?ber sind die Hellenen ein junges Volk; erst allm?hlich haben sich sprachverwandte St?mme in diesem Namen zusammengefunden; das gl?ckliche Schaffen einer nationalen, das vergebliche Suchen einer politischen Einheit ist ihre Geschichte.
Bis zu der Zeit, wo jener Name Geltung gewann, wissen sie von ihrer Vorzeit nur Unsicheres, Sagenhaftes. Sie glauben Autochthonen in der gebirgsreichen, buchtenreichen Halbinsel zu sein, die sich vom Skardos und den Axiosquellen s?dw?rts bis zum T?naron erstreckt. Sie gedenken eines K?nigs Pelasgos, der in Argos geherrscht, dessen Reich auch Dodona und Thessalien, auch die Abh?nge des Pindos, P?onien, alles Land >>bis zum hellen Wasser des Strymon<< umfasst habe; ganz Hellas, sagen sie, hat einst Pelasgia geheissen.
Die St?mme des Nordens blieben in ihren Bergen und T?lern, bei ihrem Bauern- und Hirtenleben, in altert?mlicher Fr?mmigkeit, die die G?tter noch ohne besondere Namen nur >>M?chte<< nannte, >>weil sie alles machen<<, und die in dem Wechsel von Licht und Dunkel, von Leben und Tod, in den Vorg?ngen der Natur Zeugnisse und Beispiel von deren strengem Walten erkannte.
Andere St?mme f?hrte die Not daheim oder Wanderlust hinab an das nahe Meer und ?ber das Meer, mit Krieg und Seeraub Gewinn zu suchen oder mit Wagnis und Gewalt sich eine neue Heimat zu gr?nden. Da war denn der pers?nlichen Kraft alles anheimgegeben und die volle entschlossene Selbst?ndigkeit die Bedingung erfolgreichen Tuns und sicheren Gewinnes; ihnen verwandelte sich das Bild der Gottheit; f?r sie waren und galten statt der stillen in der Natur lebenden und wirkenden G?tter solche M?chte, wie sie nun ihr Leben bewegten und erf?llten, M?chte des energischen Wollens, des entschlossenen Handelns, der gewaltigen Hand. Wie ?usserlich, so innerlich verwandelten sie sich; sie wurden Hellenen. Die einen begn?gten sich von den Bergen in die Ebenen Thessaliens, Boiotiens, den Peloponnes hinabzusteigen und da zu bleiben; andere lockte das ?g?ische Meer mit seinen sch?nen Inseln, die K?ste in dessen Osten mit ihren weiten Fruchtebenen, hinter denen die Berge zum inneren Hochland Kleinasiens aufsteigen; und die schwellende Bewegung machte immer neue Scharen lose ihnen zu folgen.
Wenn daheim, wo >>K?nige<<, mit ihren >>Hetairen<<, ihren Kriegsgesellen, in die n?chstgelegenen T?ler oder Ebenen wandernd, die Alteingesessenen ausgetrieben oder untert?nig gemacht hatten, sich ein Herrentum der Hetairen entwickelte, das bald genug auch das K?nigtum, mit dem sie begonnen, beseitigte oder bis auf den Namen beschr?nkte, um in strenger Geschlossenheit und Stetigkeit die Adelsherrschaft zu sichern, -- so suchten und fanden die Ausgetriebenen und Hinausgezogenen, um sich in der Fremde und unter Fremden fester zu begr?nden und r?hriger auszubreiten, bald um so freiere Formen und um so raschere, dreistere Spannung des Lebens; sie eilten der Heimat weit voraus an Reichtum, Lebenslust und heiterer Kunst.
Die Ges?nge der Homeriden sind das Verm?chtnis dieser bewegten Zeit, dieser V?lkerwanderungen, mit denen die Hellenen in dem engen und doch so reichen Kreise der alten und neuen Heimat die Anfangsgr?nde ihres geschichtlichen Lebens lernten.
Dies Meer mit seinen Inseln, seinen K?sten ringsum war nun ihre Welt. Gebirge umziehen sie von der N?he des Hellesponts bis zum Isthmus, von da bis zum t?narischen Vorgebirge; selbst durch das Meer hin bezeichnen Kythera, Kreta, Rhodos die Umschliessung, die auf der karischen K?ste sich in m?chtigeren Gebirgsformen erneut und in reichen Flusst?lern, Fruchtebenen und Bergh?ngen zum Meere sich absenkend bis zum schneereichen Ida und dem Hellespont hinzieht.
Jahrhunderte hat sich das hellenische Leben in diesem geschlossenen Kreise bewegt, wundervoll namentlich bei denen, die sich in dem ionischen Namen geeint f?hlen, erbl?hend. >>Wer sie da sieht<<, sagt der >>blinde S?nger von Chios<< von der Festfeier der Ionier auf Delos, >>die stattlichen M?nner, die sch?ngeg?rteten Frauen, ihre eiligen Schiffe, ihre unendliche Habe, der m?chte meinen, dass sie frei seien von Alter und Tod.<< In immer neuen Aussendungen von ihnen, bald auch von den anderen St?mmen auf den K?sten und Inseln wie daheim, erbl?hten neue Hellenenst?dte an der Propontis, im Pontos bis zur M?ndung des Tanais und am Fuss des Kaukasus; es entstand in Sizilien und S?ditalien ein neues Hellas; Hellenen besiedelten die afrikanische K?ste an der Syrte; an den Gestaden der Seealpen bis zu den Pyren?en erwuchsen hellenische Pflanzst?dte. So nach allen Seiten, soweit sie mit ihren geschwinden Schiffen gelangen konnten, griffen diese Hellenen hinaus, als geh?re ihnen die Welt, ?berall in kleinen Gemeinwesen geschlossen, geschickt, mit den Umwohnern, von welcher Sprache und Art sie sein mochten, fertig zu werden und sich, was sie da nach ihrem Sinn fanden, anzueignen und anzu?hneln, in bunter Verschiedenartigkeit der Dialekte, Kulte, Betriebsamkeit je nach Ort und Art ihrer Stadt, in steter Rivalit?t der einen gegen die anderen, der Ausgezogenen gegen ihre Mutterst?dte, und doch, wenn sie zu den olympischen Festen von nah und fern zusammenstr?mten, alle in denselben Wettk?mpfen um den Preis ringend, an denselben Alt?ren opfernd, an denselben Ges?ngen sich entz?ckend.
Ges?ngen, die ihnen in zahllosen Mythen und Sagen, in den Abenteuern und Wanderz?gen und K?mpfen ihrer V?ter das Bild ihrer selbst gaben, vor allen die sch?nsten und ihnen die liebsten die von den Z?gen nach dem Osten. Immer wieder richtet sich mit ihnen ihr Sinn morgenw?rts. Aus dem Morgenlande entf?hrt Zeus die sidonische K?nigstochter und nennt Europa nach ihrem Namen. Nach dem Morgenlande fl?chtet Io, den hellenischen Gott zu umarmen, den ihr in der Heimat Heras Eifersucht versagt. Auf dem Widder mit goldenem Vliess will Helle nach dem Osten fl?chten, um dort Frieden zu finden; aber sie versinkt in das Meer, ehe sie das nahe jenseitige Ufer erreicht. Dann ziehen die Argonauten aus, das goldene Vliess aus dem Walde von Kolchis heimzuholen; das ist die erste grosse Heldenfahrt nach dem Morgenlande, aber mit den Helden zur?ck kommt Medea, die Zauberin, die Hass und Blutschuld in die K?nigsh?user von Hellas bringt, bis sie, missehrt und verstossen von dem Heros Athens, zur?ckfl?chtet in die medische Heimat.
Dem Argonautenzuge folgte ein zweiter Heldenkampf, der heimatliche Krieg gegen Theben, das traurige Vorbild des Hasses und der Bruderk?mpfe, die Hellas zerr?tten sollten. In verh?ngnisvoller Verblendung hat Laios gegen das Orakel des Gottes einen Sohn gezeugt, hat ?dipus, ?ber seine Eltern und sein Vaterland in Zweifel, den Gott gefragt; er kehrt, die Fremde suchend, zur Heimat zur?ck, erschl?gt den Vater, zeugt mit der Mutter, herrscht in der Stadt, der besser das R?tsel der m?nnermordenden Sphinx nie gel?st w?re. Als er endlich seiner Schuld inne wird, zerst?rt er das Licht seiner sehenden Augen, verflucht sich, sein Geschlecht, seine Stadt; und das Geschick eilt seinen Fluch zu erf?llen, bis der Bruder den Bruder erschlagen hat, bis die Epigonen den Tod ihrer V?ter ger?cht haben, bis ein Tr?mmerhaufe die St?tte drei- und vierfacher Blutschuld deckt.
So in Frevel und Blutschuld eilt die Zeit der Heroen ihrem Ende zu. Die F?rstens?hne, die um die sch?ne Helena geworben haben, sitzen daheim bei Weib und Kind, k?mpfen nicht mehr gegen Riesen und Frevel. Da rufen die Herolde Agamemnons zum Heereszuge gen Osten, nach dem Schwur, den einst die Freier getan; denn der troische K?nigssohn, den Menelaos gastlich in seinen Palast aufgenommen, hat ihm seine Gemahlin, die vielumworbene, entf?hrt. Von Aulis ziehen die F?rsten Griechenlands gen Asien, mit den F?rsten ihre Het?ren und ihre V?lker. Jahrelang k?mpfen und dulden sie; der herrliche Achill sieht seinen Patroklos fallen und rastet nicht, bis er Hektor, der ihn get?tet, erschlagen und um die Mauern Trojas geschleift hat; dann trifft ihn selbst der Pfeil des Paris, und nun, wie der Gott es verk?ndet, ist der Fall Trojas nahe. In furchtbarem Untergang b?sst die Stadt den Frevel des Gastrechtsch?nders. Die Ausgezogenen haben erreicht, was sie gewollt; aber die Heimat ist f?r sie verloren; die einen sterben in den Fluten des emp?rten Meeres, andere werden in die L?nder ferner Barbaren verschlagen, andere erliegen der blutigen T?cke, die am heimatlichen Herde ihrer harrt. Die Zeit der Heroen ist zu Ende und es beginnt die Alltagswelt >>wie nun die Menschen sind<<.
So die Sagen, die Mahnungen und Ahnungen aus alten Zeiten. Und als die Ges?nge der Homeriden vor anderen neuen Sangesweisen verstummten, begannen sie sich zu erf?llen.
Um diese Zeit begann den weit und weiter hinaus schwellenden Kreisen der Griechenwelt eine Gegenstr?mung bedenklicher Art. Die Karthager gingen an die Syrte vor, die Kyrenaiker zu hemmen; sie besetzten Sardinien, sie vereinten sich mit den Etruskern, die Phokier aus Korsika zu verdr?ngen. Die St?dte Ioniens, ungeeint, fast jede durch inneren Hader geschw?cht, vermochten sich nicht mehr des lydischen K?nigs zu erwehren; einzeln schlossen sie mit ihm Vertr?ge, zahlten ihm f?r die halbe Freiheit, die er ihnen liess, Tribut. Schon erhob sich im fernen Osten Kyros mit seinem Perservolk, brachte das K?nigtum Mediens an sich, begr?ndete die Macht der >>Meder und Perser<<; ihre Heere siegten am Halys, drangen nach Sardes vor, brachen das Lyderreich. Umsonst wandten sich die Hellenenst?dte Asiens Hilfe bittend an Sparta; sie versuchten Widerstand gegen die Perser, eine nach der anderen wurden sie unterworfen; auch die n?chstgelegenen Inseln ergaben sich. Sie alle mussten Tribut zahlen, Heeresfolge leisten; in den meisten erhob sich unter dem Zutun des Grossk?nigs eine neue Art von Tyrannis, die der Fremdherrschaft; in anderen erneuten die Vornehmen unter persischem Schutz ihre Gewalt ?ber den Demos; sie wetteiferten in Dienstbeflissenheit; 600 hellenische Schiffe folgten dem Grossk?nige zum Zuge gegen die Skythen, mit dem auch die Nordseite der Propontis und die K?sten bis zum Strymon persisch wurden.
Wie tief waren diese einst stolzen und gl?cklichen Ionierst?dte gebeugt. Nicht lange ertrugen sie es; sie emp?rten sich, nur von Eretria und Athen mit Schiffen unterst?tzt, die bald heimkehrten. Der Zug der Ionier nach Sardes misslang; zu Land und See r?ckte die Reichsmacht Persiens heran; es folgte die Niederlage in der Bucht von Milet, die Zerst?rung dieser Stadt, die furchtbarste Z?chtigung der Emp?rer, die v?llige Verknechtung.
Das sch?nste Drittel des Griechentums war zerbrochen, durch Deportation, durch endloses Fl?chten entv?lkert. Die ph?nikischen Flotten des Grossk?nigs beherrschten das ?g?ische Meer. Schon begannen die Karthager von der Westspitze Siziliens, die sie behauptet hatten, vorzudringen; die Hellenen Italiens liessen es geschehen, mit eigenem Hader vollauf besch?ftigt; es war der Kampf zwischen Sybaris und Kroton entbrannt, der mit dem Untergang von Sybaris endete, w?hrend die Etrusker nach S?den vordringend schon auch Kampanien erobert hatten; die Kraft des italischen Griechentums begann zu erlahmen.
Aber die ganze bisherige Entwicklung der hellenischen Welt, ihre eigenste St?rke und Bl?te war bedingt gewesen durch die v?llig freie Bewegung und Beweglichkeit, nach allen Seiten hin sich auszudehnen, immer neue Sprossen zu treiben, durch diesen unendlich lebensvollen Partikularismus der kleinen und kleinsten Gemeinwesen, der, ebenso spr?de und selbstgef?llig, wie immer nur auf das N?chste und Eigenste gewandt, sich nun als die gr?sste Gefahr, als das rechte >>panhellenische Unheil<< erwies.
Nicht auf den Wegen Spartas lag es, die rettende Macht Griechenlands zu werden. Und zu wie wirksamen Gestaltungen sich aus der beginnenden freieren Bewegung des Demos die Tyrannis da und dort erhoben hatte, auf Gewalt gegen den Herrenstand und Gunst der Massen gegr?ndet, war sie immer wieder zusammengesunken.
Nur an einer Stelle, in Athen, folgte ihrem Sturz statt der Wiederkehr des Herrentums, wie sie Sparta erwartet und betrieben hatte, eine k?hne, freiheitliche Reform, eine Verfassung >>mit gleichem Recht f?r alle<<, mit nur kommunaler Selbst?ndigkeit der Ortsgemeinden innerhalb des attischen Staates, damit eine innere Kraftentwicklung, die kaum begonnen, dem vereinten Angriff der Herrenstaaten rings umher, den Sparta leitete, die Stirn zu bieten vermochte. Selbst den Tyrannen nach Athen zur?ckzuf?hren war nun Sparta bereit; da die anderen Peloponnesier es versagten, setzten wenigstens die ?gineten, die in Athen einen Rivalen zur See f?rchteten, den Kampf fort. Ihrer st?rkeren Flotte sich zu erwehren, musste Athen die den Ioniern zu Hilfe gesandten Schiffe heimrufen; und um dieser Hilfe willen hatte es, als Milet gefallen war, die Rache des Grossk?nigs zu erwarten.
Schon zog dessen Landheer und Flotte vom Hellespont her die K?ste entlang, die Griechenst?dte dort, die Thraker des Binnenlandes, den makedonischen K?nig unterwerfend. Die Edlen Thessaliens suchten die persische Freundschaft, die herrschenden Dynastenfamilien in Boiotien, voll Erbitterung gegen Athen, nicht minder. Des K?nigs Herolde durchzogen die Inseln und St?dte, Erde und Wasser zu fordern; die nach Athen gesandten wurden vom Felsen gest?rzt. Dass Sparta desgleichen tat, gab beiden, die soeben noch widereinander gestanden, einen gemeinsamen Feind. Aber als die Perser nach Eub?a kamen, Eretria zerst?rten, auf der attischen K?ste bei Marathon landeten, z?gerte Sparta, dem Hilferuf Athens zu folgen. Von allen Hellenen nur die Plataier fochten an der Seite der Athener; der Tag von Marathon rettete Athen und Hellas.
Es war nur eine erste Abwehr. Athen musste auf neue, schwerere Gefahr gefasst sein. Ihr zu begegnen wies Themistokles die Wege, an K?hnheit der Gedanken und Tatkraft sie auszuf?hren der gr?sste Staatsmann, den Athen gehabt hat.
Vor allem, nicht zum zweiten Male durften die Barbaren von der See her Attika pl?tzlich ?berfallen k?nnen; auch f?r Sparta und die Peloponnesier hing Wohl und Wehe daran, der feindlichen ?bermacht den n?heren Weg zur See zu verlegen. Die Seestaaten von Hellas, ?gina, Korinth, Athen besassen nicht soviel Kriegsschiffe, wie die asiatischen Hellenen allein zur Perserflotte stellten. Nach Themistokles' Antrag -- das Silber der laurischen Bergwerke bot die Mittel dazu -- wurde die Flotte Athens verdreifacht, im Pir?us ein fester Kriegshafen geschaffen, bald die langen Mauern gebaut, die Stadt und den Hafen zusammenzuschliessen. Dass f?r die Flotte die Masse ?rmerer B?rger, die nicht zum Hoplitendienst pflichtigen, als Ruderer mit zu der Pflicht und Ehre des Dienstes herangezogen wurden, steigerte den demokratischen Zug in der Verfassung und gab demselben zugleich die Disziplin des strengeren Dienstes auf der Flotte.
Ein Zweites ergab sich mit dem Heranziehen der ungeheuren Heeresmacht des Grossk?nigs. Dass zugleich die Karthager in Sizilien losbrachen, musste die Griechenwelt erkennen lassen, in welchem Umfange sie bedroht sei. Aber allerorten war in ihr Hader und Hass und Nachbarfehde, die Zersplitterung und Zerr?ttung des eigensinnigsten Kleinlebens. Nur dass die Tyrannen von Syrakus und Akragas sich verb?ndeten und die ganze Streitkraft des hellenischen Siziliens vereinigten, gab dort Hoffnung dem punischen Angriff zu widerstehen. Wie gleiche Einigung in Hellas schaffen? Auf Themistokles' Rat unterordnete sich Athen der Hegemonie Spartas; Sparta und Athen luden alle hellenischen St?dte zu einem Waffenbunde ein, dessen Bundesrat in Korinth tagen sollte. Solcher Bund h?tte nur die Hinzugetretenen binden k?nnen; es galt den k?hnsten Schritt zu tun, aus der nationalen Gemeinschaft, die bisher nur in der Sprache, dem G?tterkult, dem geistigen Leben bestanden hatte, ein politisches Prinzip zu machen, so eine Eidgenossenschaft aller Hellenen wenigstens f?r den Kampf gegen die Barbaren zu schaffen. Das Synedrion in Korinth verfuhr und verf?gte in diesem Sinne; es beschloss, dass alle Fehde zwischen griechischen St?dten ruhen solle, bis die Barbaren besiegt seien; es erkl?rte f?r Hochverrat, den Persern mit Wort oder Tat Dienste zu leisten; und welche Stadt sich den Persern ergebe, ohne bezwungen zu sein, sollte dem delphischen Gott geweiht und gezehntet werden, wenn der Sieg errungen sei.
Der Tag von Salamis rettete Hellas, der Sieg an der Himera Sizilien. Aber dem hellenischen Bunde waren daheim nur die meisten St?dte des Peloponnes, von denen in Mittel- und Nordgriechenland ausser Athen nur Thespi?, Plat??, Potid?a beigetreten. Mit den Schlachten bei Plat?? und Mykale wurde das Land bis ?ber den Olymp hinaus, wurden die Inseln und die ionische K?ste, in den n?chsten Jahren auch der Hellespont und Byzanz befreit. In derselben Zeit schlug der Tyrann von Syrakus mit den Kym?ern vereint die Etrusker in der Bucht von Neapel; die Tarentiner, die von den Japygern eine schwere Niederlage erlitten hatten, in neuen K?mpfen siegreich, wurden Herren des Adriatischen Meeres.
Aber weder die italischen und sizilischen Hellenen schlossen sich dem Bunde an, der auf dem Isthmus gegr?ndet war, noch erzwang dieser selbst, unter der schlaffen und misstrauischen Hegemonie Spartas, in Boiotien, im Spercheioslande, in Thessalien den Beitritt. Den Athenern, die bei Salamis mehr Schiffe als die ?brigen zusammengestellt, die die Befreiung der Inseln und Ioniens von Sparta ertrotzt hatten, boten die Befreiten die Hegemonie der gemeinsamen Seemacht an, und Sparta liess geschehen, was es nicht hindern konnte; es entstand ein Bund im Bunde.
Schon war Themistokles, in dem die Spartaner ihren gef?hrlichsten Feind sahen, seinen Gegnern in Athen erlegen, derjenigen Partei, die in dem Bunde mit Sparta zugleich einen Halt gegen die schwellende demokratische Bewegung daheim sah und erhalten wollte. Vielleicht h?tte er dem Seebunde, den Athen schloss, eine andere, festere Gestalt gegeben; die Staatsm?nner, die ihn ordneten, begn?gten sich mit loseren Formen, mit dem gleichen Recht der Staaten, die er umschloss, mit der Schonung ihres Partikularismus. Nur zu bald zeigten sich die Sch?den der so geformten Union; die Notwendigkeit, zur Bundespflicht zu zwingen, Vers?umnis, Widersetzlichkeit, Abfall zu strafen, liess die nur f?hrende Stadt zur herrschenden und herrischen, die freien B?ndner zu Untertanen werden, die selbst der Jurisdiktion des attischen Demos unterworfen waren.
Herrin des Seebundes zum Schutz des Meeres und zum Kampf gegen die Barbaren, hatte Athen die Inseln des ?g?ischen Meeres, die hellenischen St?dte auf dessen Nordseite bis Byzanz, die K?ste Asiens vom Eingang in den Pontus bis Phaselis am Pamphylischen Meer inne, eine Macht, unter deren belebenden Impulsen der hellenische Handel und Wohlstand, nun weithin gesch?tzt, sich von neuem erhob, Athen selbst in allen Richtungen des geistigen Lebens k?hn und sch?pferisch voranschreitend der Mittelpunkt einer im vollsten Sinn panhellenischen Bildung wurde.
Mochte Sparta noch den Namen der Hegemonie haben, es sah seine Bedeutung tief und tiefer sinken; es begann unter der Hand die Missstimmung bei den B?ndnern Athens zu n?hren, w?hrend schon Argos, Megara, die Ach?er, selbst Mantinea, sich mit Athen verbanden. Dass dann die helotisch verknechteten Messenier sich emp?rten, und die Spartaner, ausserstande sie zu bew?ltigen, die Bundeshilfe Athens forderten, dass Athen sie ihnen gew?hrte, und sie, ehe der Kampf beendet war, T?cke und Verrat f?rchtend, wieder heimsandten, f?hrte zu der verh?ngnisvollen Entscheidung. Das attische Volk wandte sich von denen ab, die den Hilfezug geraten, gab, ihren Einfluss f?r immer zu beseitigen, den demokratischen Institutionen des Staates eine durchgreifende Steigerung, k?ndigte den hellenischen Bund und damit die spartanische Hegemonie auf, beschloss zu allen hellenischen St?dten, die nicht schon im Seebund waren, zu senden, sie zum Abschluss einer neuen und allgemeinen Einigung aufzufordern.
Der Bruch war unheilbar. Es begann ein Kampf heftigster Art, nicht bloss in den hellenischen Landen: ?gypten war unter einem Nachkommen der alten Pharaonen von dem Grossk?nige abgefallen, rief die Hilfe Athens an; ein selbst?ndiges ?gypten h?tte dauernd die Flanke der persischen Macht bedroht, die syrischen K?sten, Cypern, Kilikien h?tten sich in gleicher Weise losgerissen; Athen sandte eine Flotte nach dem Nil.
Das k?hnste Wagnis attischer Politik misslang. ?gypten erlag den Persern, nach schweren Verlusten dort, nach blutigen, nicht immer siegreichen K?mpfen an den heimischen Grenzen schloss Athen, um die Scharte gegen die Barbaren auszuwetzen, mit den Spartanern Frieden, opfernd, was es ihrem Bunde auf dem Festlande entzogen hatte.
Dass Athen innehielt, vers?hnte Sparta so wenig wie die Herrenstaaten und den Partikularismus. Dass Athen um so fester die Z?gel seiner Bundesherrschaft anzog, steigerte die Erbitterung der Beherrschten, die schon an den Spartanern, an dem Perserk?nig sicheren R?ckhalt zu finden hoffen durften. Dass Perikles trotzdem und trotz der breiten Macht und dem gef?llten Schatz Athens nur mit der ?berlegenheit weiser M?ssigung und des streng innegehaltenen Vertragsrechtes den Frieden und mit ihm die attische Seeherrschaft, diese durchaus nur in dem Umfange, den sie einmal hatte, zu erhalten gedachte, liess Athen nach aussen hin die Initiative verlieren und im Innern die Opposition derer erstarken, die nur in weiterer Steigerung der Demokratie, in ihrer v?lligen Durchf?hrung auch bei den B?ndnern, in Ausdehnung der Herrschaft ?ber die pontischen, die sizilisch-italischen Griechenst?dte die M?glichkeit sahen, der dreifachen Gefahr, welche die attische Macht bedrohte, zu begegnen: der Rivalit?t Spartas und der Herrenstaaten, dem lauernden Hass der Perser, dem Abfall der B?ndner.
Das sind die Elemente des furchtbaren Krieges, der die hellenische Welt dreissig Jahre lang durchtoben und bis in die Fundamente zerr?tten, in dem die in Athen und unter dem Schutze Athens gereifte F?lle von Wohlstand, Bildung und edler Kunst, die damit sich verbreitende Fassung des ethischen Wesens sich tief und tiefer zersetzen sollte.
Es gab in diesem Kriege einen Moment -- Alkibiades und die sizilische Expedition bezeichnen ihn --, wo der Sieg der attischen Macht, die Erweiterung derselben auch ?ber die westlichen Meere gewiss schien; die Karthager waren in h?chster Sorge, >>dass die Attiker gegen ihre Stadt heranziehen w?rden<<. Aber der geniale Leichtsinn dessen, der auf seinem Goldschilde den blitzschleudernden Eros f?hrte, gab der Intrige seiner oligarchischen und demokratischen Gegner daheim die Gelegenheit, ihn, der allein das begonnene Unternehmen h?tte hinausf?hren k?nnen, zu st?rzen. Er ging zu den Spartanern, er wies ihnen die Wege, wie Athen zu bew?ltigen sei, er gewann ihnen die Satrapen Kleinasiens und das Gold des Grossk?nigs, freilich gegen die Anerkennung Spartas, dass dem Grossk?nige wieder geh?ren solle, was ihm ehedem geh?rt habe.
In ungeheuren Wechseln raste der Krieg weiter; mit persischem Gold bezahlt, erschien auch die Flotte Siziliens, sich mit der Spartas, Korinths, der abgefallenen B?ndner Athens zu vereinigen. Unvergleichlich, wie das attische Volk da gek?mpft, mit immer neuer Spannkraft sein zusammenbrechendes Staatswesen zu retten versucht, wie es bis auf den letzten Mann und einen letzten goldenen Kranz im Schatz den Kampf fortgesetzt hat. Nach dem letzten Siege, den es errang, dem bei den Arginusen, ist Athen den Parteien im Innern, dem Verrat seiner Feldherren, dem Hunger erlegen; der Spartaner Lysandros brach die langen Mauern, ?bergab Athen der Herrschaft der Dreissig.
Nicht bloss die Macht Athens war zertr?mmert. In diesem langen und furchtbaren Kriege hatte sich das Wesen des attischen Demos verwandelt. Von den einst gl?cklichen Elementen seiner Mischung waren die stetigen dahin; es war mit der Entfesselung aller demokratischen Leidenschaft die zersetzende Aufkl?rung ?berm?chtig geworden, die ihm die Oligarchen erzogen hatte, welche in jener Verfassung der Dreissig unumschr?nkt das ersch?pfte Volk zu knechten unternahmen, unter ihnen die entarteten Reste der alten grossen Familien, die der Krieg gelichtet hatte. Noch gr?ndlicher war in dem alten hoplitischen Bauernstande aufger?umt, den die feindlichen Einlagerungen auf dem attischen Gebiet erst Jahr f?r Jahr, dann f?r Jahre lang in die Stadt getrieben hatten, wo er, ohne seine Arbeit, verarmend, mit in den Strudel des st?dtischen Lebens gezogen, P?bel wurde. Wenn dann nach Jahr und Tag die Landfl?chtigen ihre R?ckkehr erzwangen, die Dreissig von dannen jagten, die Demokratie herstellten -- es war nur der Name Athens, der Name der solonischen Verfassung, der hergestellt wurde; alles war verarmt, armselig, ohne Kraft und Schwung; und dass man mit doppelt eifers?chtiger F?rsorge die Machtbefugnisse der ?mter minderte, dem Einfluss hervorragender Pers?nlichkeiten m?glichst vorbeugte, neue Formen fand, die irgend m?gliche Beschr?nkung der demokratischen Freiheit unm?glich zu machen, fixierte diese bedenklichste Form des Staatswesens in der bedenklichsten Phase ihrer Schwankungen, in der der Ern?chterung nach dem Rausch.
Mit dem Ruf der Befreiung hatte Sparta dreissig Jahre vorher allen Hass, alle Furcht und Missgunst gegen Athen, allen Partikularismus um sich vereint. Nun hatte es den vollsten Sieg; Sparta war das Entz?cken des nun ?berall wiederkehrenden Herrentums und Lysandros ihr Held, ja ihr Gott; ihm wurden Alt?re errichtet und Festdienste gestiftet. Das alte Recht Spartas auf die Hegemonie schien nun endlich das Griechentum zu vereinigen.
Aber es war nicht mehr die alte Spartanerstadt; dass die B?rger ohne Eigentum, in strenger Ordnung und Unterordnung, ganz Soldat seien, waren die ersten Forderungen der vielbewunderten lykurgischen Verfassung gewesen; jetzt mit dem Siege schwand der Nimbus, in dem man Sparta zu sehen sich gew?hnt hatte; jetzt zeigte sich, wie Habgier, Genussgier, jede Art von Entartung, wie Geistesarmut neben Herrschsucht, Brutalit?t neben Heimt?cke und Heuchelei da heimisch sei. Stetig sank die Zahl der Spartiaten, in dem n?chstfolgenden Zeitalter gab es deren nur noch tausend statt der neun- oder zehntausend in den Zeiten der Perserkriege. Die daheim zu starrem Gehorsam und ?usserer Zucht Gew?hnten herrschten nun als Harmosten um so willk?rlicher und gewaltsamer in den St?dten von Hellas, ?berall bem?ht, die gleiche oligarchische Ordnung durchzuf?hren, zu der sich in Sparta selbst die alte vielbewunderte Aristokratie verwandelt hatte; ?berall deren Einf?hrung, Austreibung der besiegten Partei, Konfiskation ihrer G?ter; die hellenische Welt von der wogenden Masse politischer Fl?chtlinge und ihren Entw?rfen und Versuchen gewaltsamer Heimkehr in stetem G?ren und Brodeln.
Freilich schickte Sparta sofort ein Heer nach Asien, aber f?r den Emp?rer Kyros, gegen den Grossk?nig, seinen Bruder, ein S?ldnerheer. Und als Kyros in der N?he von Babylon gefallen, die 10 000 in der Schlacht unbesiegt, unbesiegt auch auf der weiten, kampfreichen Irrfahrt durch die fremde Welt wieder bis ans Meer gelangt und heimgekehrt waren, als des Grossk?nigs Satrapen die hellenischen St?dte Asiens wieder in Besitz nahmen, deren Tribute forderten, da liess Sparta den jungen K?nig Agesilaos nach Asien ziehen, der, als sei es ein Nationalkrieg der Hellenen und er ein zweiter Agamemnon, mit einem feierlichen Opfer in Aulis begann, nur dass die boiotische Beh?rde das Opfer st?rte und die Opfernden aus dem Heiligtum trieb; weder Theben, noch Korinth, noch Athen, noch die anderen B?ndner leisteten die geforderte Bundeshilfe, und die erste Tat des Agesilaos in Asien war, dass er mit des Grossk?nigs Satrapen Waffenstillstand schloss.
Schon war in den hellenischen Landen die Erbitterung gegen Sparta ?rger, als sie je gegen Athen gewesen war. Die Thebaner hatten die Fl?chtlinge Athens unterst?tzt, ihre Vaterstadt zu befreien; die Korinther hatten dulden m?ssen, dass in ihrer Tochterstadt Syrakus, die in schwersten Parteik?mpfen krankte, und der zur Ruhe zu helfen sie einen ihrer besten B?rger gesandt hatten, die Partei, welche die Spartaner unterst?tzten, mit dem Morde des korinthischen Mittelmannes die Tyrannis des Dionysios gr?ndete; emp?render als alles war, wie die Spartaner, um Elis zum Gehorsam zu zwingen, das Land des Gottesfriedens mit Krieg ?berzogen, verheerten und in seine Gaue aufl?sten.
Wenn man in der Hofburg zu Susa, eingedenk jenes Griechenzuges fast bis Babylon, mit Sorge dem Anmarsch des Agesilaos entgegengesehen, wenn man die noch schwerere Gefahr einer neuen Emp?rung ?gyptens, mit der sofort Sparta in Verbindung trat, erkennen mochte, so bot ein attischer Fl?chtling, Konon, einer der zehn Strategen der Arginusen, den Plan zur sichersten Abwehr. Der Satrap Pharnabazos erhielt das n?tige Geld, die bedeutenderen Staaten in Hellas zum offenen Kampf gegen Sparta zu treiben, zugleich eine Flotte zu schaffen, die unter Konons F?hrung die Seemacht Spartas vom Meere jagen sollte. Wieder mit dem Ruf der Befreiung, als Bund der Hellenen erhoben sich Korinth, Theben, Athen, Argos gegen Sparta; ihrem ersten Siege folgte die schleunige Heimkehr des Agesilaos, mit dem Kampf bei Koron?a erzwang er sich den R?ckzug durch Boiotien. Aber schon hatte Konon die Spartaner besiegt, die H?lfte ihrer Schiffe vernichtet. Dann segelte Pharnabazos mit der Flotte nach Griechenland hin?ber, ?berall verk?ndend, dass er nicht die Knechtschaft, sondern Freiheit und Unabh?ngigkeit bringe, landete selbst auf Cythere, hart an der K?ste Lakoniens, erschien dann auf dem Isthmos in dem Bundesrat der Hellenen, zur eifrigen Fortsetzung des Kampfes mahnend, ?berliess, um selbst heimzukehren, dem Konon die H?lfte der Flotte, der nun nach Athen eilte, f?r persisches Geld die langen Mauern herstellen, wieder eine attische Flotte gr?nden, ein Heer S?ldner werben liess; die leichte Waffe der Peltasten, die Iphikrates erfand und ausbildete, ?berholte die taktische Kunst Spartas.
Es wurde f?r Sparta hohe Zeit, Wandel zu schaffen. Das Mittel lag nahe zur Hand; wenn das persische Gold versiegte, hatte die Begeisterung und die Macht der Feinde Spartas ein Ende. Antalkidas, der nach Susa gesandt wurde, trug es ?ber Konon davon; der Grossk?nig sandte den >>Befehl<< an die Hellenen: >>Er halte f?r gerecht, dass die St?dte Asiens ihm geh?rten und von den Inseln Cypern und Klazomen?, den Athenern aber Lemnos, Imbros und Skyros, dass alle anderen hellenischen St?dte gross und klein autonom seien; die, welche diesen Frieden nicht ann?hmen, werde er mit denen, die ihn wollten, zu Land und zu Wasser mit Schiffen und Geld bek?mpfen.<< Mit einer m?chtigen Flotte, zu der teils die griechischen St?dte Kleinasiens, teils der Tyrann von Syrakus die Schiffe stellte, fuhr Antalkidas durch die Cykladen heim; die Schiffe der Gegner zogen sich eiligst zur?ck.
Dieser Friede war die Rettung Persiens; mit dem zugesprochenen Besitz von Cypern -- es kostete noch Jahre, die Insel zu bew?ltigen -- konnte der Grossk?nig hoffen, auch ?gypten niederzuwerfen; mit der Zuwendung der drei Inseln war Athen befriedigt, mit der verk?ndeten Autonomie in Hellas bis in die kleinsten Gebiete der Hader getragen, jedes B?ndnis, jede landschaftliche Zusammenschliessung, jede neue Machtbildung im panhellenischen Sinn unm?glich gemacht, und Sparta der H?ter und B?ttel dieser persischen Politik ?ber Griechenland.
Sparta war t?tig genug, mit der Aufl?sung der landschaftlichen und Ortsverb?nde nach dem Prinzip der Autonomie das von Lysandros begonnene System der Oligarchisierung, das der Korinthische Krieg unterbrochen hatte, zu vollenden. Dass Olynth die St?dte auf der Chalkidike zu einem Bunde vereinigte, auch nicht wollende mit Drohung zum Beitritt zwang, und die so Bedrohten in Sparta um Hilfe baten, gab Anlass zu einem Heereszuge dorthin, dem sich nach langem Widerstand die Stadt beugen, ihren Bund aufl?sen musste. Auf dem Hinzuge hatten die Spartaner Theben ?berfallen, Oligarchie eingerichtet, alles, was nicht gut spartanisch war, ausgetrieben, in die Kadmeia eine Besatzung gelegt. Es war die Mittagsh?he der spartanischen Macht, auch darin die H?he, dass nach der rechten Natur eines Machtsystems jede Regung, die sich gegen ihren Druck erhob, nur neuen Anlass gab, ihn zu steigern und der gesteigerte Druck zu neuem Widerstand trieb, der die gesteigerte Gewalt ihn niederzuwerfen rechtfertigte.
Nur dass eine kleine L?cke in dieser Berechnung war. Wohl hatte Lysandros die Macht Athens gebrochen, nicht aber die Bildung, die in Athen erbl?ht, nicht den demokratischen Zug der Zeit, der mit ihr erwachsen war. Je gewaltsamer das Herrentum Spartas wurde, desto mehr wandten sich die Oppositionen derselben Demokratie zu, die die st?rkste Waffe Athens gegen Sparta gewesen war. Und die befohlene Autonomie wirkte in eben dieser Richtung; ?berall l?sten sich die alten Bande, die sonst einer gr?sseren Stadt die kleineren um sie her pflichtig gehalten hatten, bis in die letzten Winkel und T?ler drang die zersetzende Autonomie und die trotzige Anmassung der Freiheit; die hellenische Welt zerbr?ckelte sich immer weiter, in immer kleinere Atome und entwickelte in der immer steigenden G?rung dieses entfesselten und h?chst erregten Kleinlebens eine F?lle von Kr?ften und Formen, von Reibungen und explosiven Elementen, welche die doch nur mechanische und ?usserliche Gewalt Spartas bald nicht mehr zu beherrschen verm?gen sollte.
Dazu ein anderes. Solange in dem attischen Seebunde das ?g?ische Meer die Mitte der hellenischen Welt gewesen war, solange die hellenischen St?dte, die es ums?umten, die immer bereite Macht des Bundes hinter sich f?hlten, hatten die Barbaren wie im Osten so im Norden sich m?glichst ferngehalten; wenn damals die thrakischen St?mme am Hebros vorzudringen wagten, so hatte ihnen Athen mit der Anlage von Amphipolis am Strymon -- 10 000 Ansiedler wurden dorthin gesandt -- den Weg nach den hellenischen St?dten der K?ste verlegt; das Erscheinen einer attischen Flotte im Pontos hatte gen?gt, auch dort die Seewege und die K?sten zu sichern; in den Tagen der attischen Macht erstarkte die Hellenisierung der Insel Cypern; selbst in ?gypten hatte eine hellenische Flotte gegen die Perser gek?mpft, selbst Karthago die Seemacht Athens gef?rchtet.
Mit dem Frieden des Antalkidas waren nicht bloss die St?dte der asiatischen K?ste preisgegeben; das Meer der Mitte war verloren, die Inseln derselben, obschon dem Namen nach autonom, die Buchten und K?sten von Hellas selbst lagen wie entbl?sst da. Und zugleich begannen die V?lker im Norden rege zu werden; die K?stenst?dte von Byzanz bis zum Strymon, nur von ihren Mauern und ihren S?ldnern gesch?tzt, h?tten dem Andringen der thrakischen V?lker nicht lange zu widerstehen vermocht; die noch lose geeinten makedonischen Landschaften, deren Hader wie erst die Athener, so nun Sparta und die St?dte der Chalkidike n?hrten, waren selbst in steter Gefahr, von den Odrysen im Osten, den Triballern im Norden, den Illyriern im Westen ?berschwemmt zu werden; schon dr?ngte hinter diesen die keltische V?lkerwanderung zwischen der Adria und der Donau vorw?rts. Die Triballer begannen ihre Raubz?ge, die sie bald bis Abdera f?hren sollten; es brachen die Illyrier bis nach Epiros ein, siegten in einer grossen Schlacht, in der 15 000 Epiroten erschlagen wurden, durchheerten das Land bis in die Gebirge, die es von Thessalien scheiden, wandten sich dann r?ckw?rts, durch die offeneren Gebirgsp?sse nach Makedonien einzubrechen. Gegen solche Gefahren sich zu sch?tzen, hatte Olynth die St?dte der Chalkidike zu einem Bunde vereint; dass die Spartaner ihn zerst?rten, machte den Norden der Griechenwelt wehrlos gegen die Barbaren.
In derselben Zeit war gr?ssere Gefahr ?ber das westliche Griechentum gekommen. Seit die Seemacht Athens gebrochen war, hatten die Karthager in Sizilien von neuem vorzudringen begonnen, Himera im Norden, Selinunt, Akragas, Gela, Kamarina bew?ltigt; Dionys von Syrakus liess, um den Frieden zu gewinnen, diese St?dte in dem Tribut der Punier. Es brachen die Kelten ?ber die Alpen nach Italien ein, unterwarfen das etruskische Land am Po, ?berstiegen den Apennin, brannten Rom nieder; es brachen die Samniter gegen die Griechenst?dte Kampaniens vor, unterwarfen eine nach der anderen, w?hrend Dionys die im brettischen Lande an sich riss; nur Tarent hielt sich aufrecht. Wenigstens die Tyrannis von Syrakus war r?stig und t?tig; in immer wieder erneutem Kampf entriss Dionys den Karthagern die K?ste der Insel bis Akragas, schlug die etruskischen Seer?uber und pl?nderte ihren Schatz in Agylla, gewann in grossangelegten Kolonisationen bis zur Pom?ndung hinauf und auf den Inseln der illyrischen K?ste die Herrschaft in der Adria; -- ein F?rst, der, mit geordnetem Regiment, f?rsorgender Verwaltung, gleich energischer Willk?r gegen die w?ste demokratische wie partikularistische >>Freiheit<<, mit seinem Heere von griechischen, keltischen, iberischen, sabellischen S?ldnern und einer m?chtigen Flotte, mit seiner verwegenen, treulosen und zynischen Politik gegen Freund und Feind der letzte Schutz und Halt, so schien es, f?r das Griechentum im Westen war -- ein principe in der Art, wie ihn der grosse Florentiner sich gew?nscht hat, das Italien seiner Zeit zu retten, im ?brigen auf der H?he damaliger Bildung, wie er denn Philosophen, K?nstler und Dichter an seinen Hof zog und selbst Trag?dien dichtete. Die Tyrannis des Dionys und die nicht minder machiavellistische Spartanermacht unter Agesilaos sind die Typen hellenischer Politik in diesen tr?ben Zeiten.
Add to tbrJar First Page Next Page Prev Page