Read Ebook: Takt und Ton im geselligen Verkehr nebst Kommandos der Quadrille à la cour und der Française by R Diger Richard
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Ebook has 194 lines and 15032 words, and 4 pages
Anmerkung: Gegen?ber dem Originaltext wurden folgende ?nderungen vorgenommen:
Takt und Ton im geselligen Verkehr
nebst Kommandos
der Quadrille +? la cour+ und der +Fran?aise+
von
Richard R?diger
Tanzlehrer
G?ttingen
Selbstverlag des Verfassers
Vorwort.
Vielen an mich gerichteten W?nschen nachkommend, habe ich dieses B?chlein verfasst, nicht um eine ersch?pfende Darstellung dessen zu geben, was Sitte und Anstand fordern, sondern nur um meinen Sch?lern Gelegenheit zu bieten, sp?ter wieder nachzulesen, was ihnen w?hrend des Unterrichts gesagt und gelehrt wurde. Selbstverst?ndlich habe ich mich m?glichst kurz fassen m?ssen, doch war ich bem?ht, alles, was irgendwie n?tig ist, zu ber?hren. Damit hoffe ich den Zweck zu erreichen, dass meine Sch?ler in zweifelhaften F?llen einen willkommenen Ratgeber und zuverl?ssigen F?hrer in diesem B?chlein finden m?gen.
Inhalt.
Seite
Allgemeine Regeln 7
Die K?rperhaltung 8
Das Betragen 9
Zu Hause 10
Auf der Strasse 10
Auf der Reise 12
Was habe ich beim Fahren im Wagen zu beachten? 13
Die Vorstellung 13
Der Besuch 14
Bei Tafel 24
In Gesellschaft 37
?ber das Rauchen 38
Allgemeine Regeln.
Die K?rperhaltung.
Die K?rperhaltung sei stets eine gerade; denn nichts macht einen h?sslicheren und unfeineren Eindruck, als eine nachl?ssige und falsche K?rperhaltung. >>Der erste Eindruck ist massgebend<<, sagt ein altes Wort, und mit Recht. Denn ein Mensch, der nichts auf seine Haltung und sein ?usseres gibt, zeigt dadurch, dass er nicht die n?tige Achtung vor sich selbst und vor andern und deshalb keine Lebensart besitzt. Man vermeide daher in Gesellschaft, den Kopf schief zu halten oder nach vorn herunterh?ngen zu lassen, den K?rper gebeugt zu tragen, die Arme auf der Brust zu kreuzen oder auf den R?cken zu legen oder gar die H?nde in die Taschen zu stecken. Man unterlasse es, die F?sse breit auseinander zu stellen oder unruhig bald dahin, bald dorthin zu setzen; beim Gehen halte man den K?rper ruhig, d. h. ohne steif zu sein, und mache weder zu grosse noch zu kleine Schritte. Dass die F?sse dabei stets ausw?rts, d. h. die Fussspitzen nach aussen gerichtet sein m?ssen, die Hacken nach innen, versteht sich von selbst; auch setze man immer die Fussspitzen zuerst auf und lasse die Hacken folgen. Beim Sitzen lehne man sich nie an, wenn jemand mit uns spricht oder wir mit jemand sprechen, und halte die F?sse nicht unter den Stuhl, sondern vor diesen, und schlage auch nie die Beine ?bereinander. Auch soll man nicht mit dem Sessel schaukeln. Man strecke sich nicht lang auf dem Sessel aus. Auch setze man sich nicht r?cklings auf den Sessel, beuge sich beim Schreiben und N?hen nicht zu tief ?ber die Arbeit und bei Tisch nicht zu weit ?ber den Teller. Mit den F?ssen schlenkern und mit dem Sessel hin- und herr?cken, ist ebenfalls gegen den guten Ton.
Das Betragen.
Das Betragen sei stets ein sittsames, h?fliches und bescheiden zuvorkommendes gegen Jedermann, auch gegen Untergebene, >>denn man vergibt sich nichts, ehrt sich selbst damit und erwirbt sich deren Liebe und Achtung!<< Diesen Spruch sich fest einzupr?gen und in allen Lagen des Lebens streng danach zu handeln, m?chte ich ganz besonders der Jugend empfehlen.
Das Alter hat ?berall den Vortritt, und nach seinen W?nschen und Bestimmungen hat sich die Jugend st?ndig zu richten. In Gesellschaft suche man sich nie vorzudr?ngen und durch auffallendes Benehmen Aufsehen zu erregen; auch sei man nie vorlaut, sondern stets bescheiden und f?hle sich als Teil der Gesellschaft. Man trage, soviel man kann, zu der Unterhaltung bei, ohne diese etwa allein besorgen zu wollen, und f?ge sich gern ausgesprochenen W?nschen anderer. Man sei stets freundlich und zeige nie, auch nicht durch den Gesichtsausdruck, dass man etwas nicht gern tut.
Nach diesen ganz allgemeinen Bemerkungen wollen wir das Benehmen bei einzelnen Gelegenheiten etwas n?her betrachten.
Zu Hause.
Das Betragen im eigenen Hause sei ebenso und von denselben Grunds?tzen beherrscht, wie in der Gesellschaft. Man sei zu seinen Familienangeh?rigen noch liebensw?rdiger, aufmerksamer, diensteifriger als zu Fremden und voll zarter R?cksichtnahme gegeneinander. Macht es doch die Liebe zu den Angeh?rigen selbstverst?ndlich, dass man diesen mindestens dieselbe Achtung und R?cksicht entgegenbringen muss wie Fremden. Man lasse sich zu Hause nie einfallen, die gute Sitte als einen l?stigen Zwang abzusch?tteln. Man >>bitte<< und >>danke<< zu Hause gerade so oft wie ausw?rts. Man zeige sich nie seinen Angeh?rigen in nachl?ssiger oder mangelhafter Toilette. Zu den Eltern sei man stets ehrerbietig und suche ihre W?nsche schon zu erf?llen, ehe sie ausgesprochen sind. Bruder und Schwester seien stets r?cksichtsvoll gegeneinander, und der Bruder sehe in der erwachsenen Schwester stets die Dame.
Auf der Strasse.
Hier h?te man sich sehr, durch auffallendes Betragen Aufsehen zu erregen. Man sei immer h?flich und gr?sse die Bekannten, sowohl die der Eltern wie die eigenen. Der Herr gr?sst zuerst und zwar durch Abnehmen des Hutes mit der von dem zu Gr?ssenden abgewandten Hand. Der Hut muss stets so gehalten werden, dass die ?ffnung nach dem K?rper zu gerichtet wird. Hutgruss erfordert wieder Hutgruss, auch geringeren Personen gegen?ber. Alsdann neigt man im Vor?berschreiten Kopf und Oberk?rper nach der zu gr?ssenden Person. Eine Dame gr?sst nie zuerst, sondern wartet den Gruss des Herrn ab. Jungen M?dchen steht es wohl an, ?ltere Herren oder solche, f?r die sie besondere Achtung haben, wie Geistliche, Lehrer usw. zuerst zu gr?ssen. Eine ?ltere Person l?sst man stets an der rechten Seite gehen.
Das Anlegen der Hand geschieht leicht mit gleichzeitigem Anheben des Ellbogens, ungezwungen. Die Hand ist nat?rlich leicht gekr?mmt, Daumen und Finger sind geschlossen, die Handfl?che nach unten und etwas nach vorn, dass man von vorn in die Hand hineinsehen kann, Zeige- und Mittelfinger liegen an dem Hutrand, etwa neben dem rechten Auge. Man nimmt die Hand hoch, ehe man mit der Verbeugung beginnt, je fr?her, desto mehr ehrt man den zu Gr?ssenden. Nach dem Gruss nimmt man sie leicht herunter, ohne, wie die Soldaten, sie in die Luft zu schwenken. Ist die zu gr?ssende Person rechts, so kann man auch die Hand ?ber das linke Auge an den Hutrand legen, hat man die rechte Hand nicht frei, f?hrt man z. B. eine Dame, so gr?sst man mit der linken. War die nichtgr?ssende Hand in der Manteltasche, so wird sie herausgenommen. Der Arm bleibt ruhig, nat?rlich an der Seite h?ngen. Gehen Herren und Damen zusammen, so geht die Dame rechts. Um die Seite zu wechseln, geht man stets hinter der Dame vorbei. Der Dame l?sst man beim Betreten eines Hauses, sowie sonst ?berall, den Vortritt, ebenso ?lteren Personen. Nur geht der Herr voran, wenn eine Treppe nicht breit genug ist, um nebeneinander hinaufgehen zu k?nnen.
Weicht man aus, so tut man es, wenn nicht andere Gr?nde dagegen sprechen, immer nach rechts. Tut der Begegnende dies ebenfalls, so kommt man ohne Anstoss aneinander vor?ber. Tritt aber doch jenes ?rgerliche Hin- und Hertreten ein, so braucht man nur, um der Situation ein Ende zu machen, einen Augenblick stehen zu bleiben. Ungebildeten, rohen Menschen weiche man stets aus, auch wenn es ihre Pflicht w?re, Platz zu machen.
Auf der Reise.
Auf Reisen glaubt oft mancher, sich mehr Freiheiten erlauben zu d?rfen, als unter seinen heimischen Bekannten. Allein wer wirklich Lebensart besitzt, wird auch auf der Reise bem?ht sein, jede Verletzung des Anstandes zu verh?ten. Man sei stets r?cksichtsvoll gegen seine Reisegenossen, da diese dasselbe Recht zu beanspruchen haben wie wir. Der Herr sei Damen stets beh?lflich, wenn er, ohne sich aufzudr?ngen, ihnen kleine Dienste leisten kann. Bei Partien zu Fuss nimmt der Herr stets den Mantel usw. der Dame und ist mit liebensw?rdigem Eifer bem?ht, die Partie so angenehm wie m?glich zu gestalten. Ein von einer Dame ausgesprochener Wunsch muss einem Herrn stets Befehl sein, den auszuf?hren er sich beeilt.
Was habe ich beim Fahren im Wagen zu beachten?
Als Herr ?berl?sst man der Dame den R?cksitz des Wagens. Nur wenn man bekannt oder verwandt mit einer Dame ist, darf man die Einladung annehmen, sich neben sie zu setzen.
Der Platz rechts geh?rt der Dame. Steht der Wagen so, dass der Platz rechts beim Einsteigen der n?here ist, so steigt man entweder rasch vor der Dame ein, oder man geht um den Wagen herum und besteigt ihn von der andern Seite.
Als j?ngere Dame h?lt man es ?lteren Damen oder vorgesetzten Damen gegen?ber ebenso. Ist kein Bedienter da, so ?ffnet der Herr der Dame den Schlag. Will man im Omnibus oder auf der Strassenbahn seinen Platz einer Dame abtreten, so kann man dies tun, gen?tigt dazu ist man aber nicht.
Die Vorstellung.
In jeder Gesellschaft verlangt es der gute Ton, dass man sich den unbekannten Personen vorstellen l?sst.
In der Regel wird der Hausherr oder ein guter Freund dies schon aus freien St?cken tun, wird es jedoch vers?umt, so bitte man darum. Ein Herr wird stets einer Dame vorgestellt; der j?ngere stets dem ?lteren, der niedere Stand stets dem h?heren.
Die Vorstellung erfolgt meist mit folgenden Worten:
Gestatten Sie mir, Ihnen Herrn M. vorzustellen -- Herr L.; oder: Gestatten Sie, dass ich die Herren miteinander bekannt mache: Herr Kaufmann M. -- Herr Baurat L. Oder man sagt auch nur beide Namen der vorzustellenden Personen. J?ngere Personen sind bei der Vorstellung meist etwas ?ngstlich, sie wissen nicht, wer zuerst vorgestellt werden soll.
Ist kein bestimmter Alters- oder Standesunterschied vorhanden, so stellt man den Hinzukommenden stets den Anwesenden vor; ist deren Zahl sehr gross, so nennt man auch nur den Namen des Hinzukommenden, etwa mit den Worten: >>Mein Freund M?ller<<, und dieser stellt sich dann den einzelnen Personen gelegentlich selbst vor, denn nichts ist l?cherlicher, als 30-40 Personen-Namen hintereinander herzusagen; der Vorgestellte kann sie ja doch nicht behalten.
Der Besuch.
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