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Read Ebook: Takt und Ton im geselligen Verkehr nebst Kommandos der Quadrille à la cour und der Française by R Diger Richard

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Ebook has 194 lines and 15032 words, and 4 pages

Der Besuch.

Der Anstandsbesuch ist das Mittel, durch welches die Gesellschaft in F?hlung untereinander gehalten wird.

Wann ist ein Besuch am Platze? Wenn man Empfehlungen, Gr?sse zu ?berbringen hat, oder wenn man sich des Anstandes wegen in bestimmten Kreisen oder Familien einzuf?hren hat, auch wenn man eingeladen ist zu Familienfesten, oder wenn man f?r erwiesene Dienste geb?hrenden Dank aussprechen soll. Ebenso ist ein Besuch n?tig, wenn man sich einen Rat holen will. Besuche sind weiter notwendig in Krankheits- und Trauerf?llen, aber auch zu Gratulationen, ebenso wenn eine bekannte Familie einen Ort verl?sst oder anzieht, ferner beim Antritt einer grossen Reise oder bei R?ckkehr von einer solchen. Junge M?dchen machen Besuche in Begleitung der Mutter. Antrittsbesuche machen junge Herren, welche eine feste Anstellung erhalten haben und nun selbst?ndig sind, ebenso Ehepaare, wenn sie ihr neues Heim bezogen haben. Pers?nlich seine Angelegenheiten erledigen, ist immer besser, als dies schriftlich zu tun, Pflicht ist es, auf alle genannten Antrittsbesuche Gegenbesuche zu machen. W?nscht man nicht n?her bekannt zu werden, so schiebt man den Gegenbesuch weit hinaus. Der andere wird dadurch gen?gend unterrichtet sein und die weitere Ann?herung nicht aufdringlich suchen.

Erfordert, streng genommen, jeder Besuch einen Gegenbesuch, so gibt es doch auch f?r diese Regel Ausnahmen. So ist es gestattet, dass ?ltere Personen gegen?ber viel j?ngeren, Hochgestellte gegen?ber geringer gestellten Leuten, Damen gegen?ber Herren den schuldigen Gegenbesuch durch eine Einladung, eine dienstliche Gef?lligkeit und G?nnerschaft oder durch eine Aufforderung zu wiederholtem Besuch ersetzen. Macht man in einem Hause Besuch, so entschuldigt man sich ebensowenig, wie derjenige, dem der Besuch gilt, sich bedankt. Ist der Besuch eine Aufmerksamkeit, um sich ?ber das pers?nliche Befinden zu erkundigen, so ist kein Gegenbesuch notwendig. Willst du bei Vornehmen einen Besuch machen, so melde dich schriftlich an und bitte dabei, man m?chte dir die Zeit bestimmen, wann du angenehm bist. Porto f?r etwaige Postantwort lege bei, wenn du es f?r notwendig h?ltst, d. h. wenn der Betreffende dir fremd ist.

Wirst du eingeladen, so folge der Einladung und sei pr?zis im Kommen. Bist du abgehalten, so begr?nde dein Fernbleiben.

Bei Krankenbesuchen erkundige dich nach der passenden Besuchszeit, mache den Besuch kurz ab und rege den Kranken nicht durch vieles Sprechen auf. Sende dem Kranken Blumen, wenn Genesung eingetreten ist. Dieses ist die gr?sste Aufmerksamkeit. Getr?nke und Speisen sende nur, wenn diese der Kranke geniessen kann. Erkundige dich vorher hier?ber. Die Besuchszeit ist sehr verschieden. Mache den Besuch vor Tisch, vorausgesetzt, dass die Person um diese Zeit abk?mmlich ist. Wenn dies nicht der Fall ist, so mache deine Besuche nach Tisch. Erkundige dich vorher, wann gespeist wird und ob es angenehm ist, dass man vorspricht. An Festtagen macht man keine Besuche, ohne gebeten zu sein. Vermeide wom?glich, am Sonnabend Besuche zu machen. In Gesch?ftsangelegenheiten besucht man zur Gesch?ftszeit. ?rzte, Notare und andere Beamte haben ihre bestimmten Sprechstunden. Bist du im Hause angekommen, so lass dich melden. Zweckm?ssiger aber ist es, man ?berreicht die Visitenkarte und sagt stets deutlich, wem der Besuch gilt.

Ein junger Herr l?sst sich nie bei der Tochter des Hauses melden, und diese empf?ngt in der Abwesenheit der Mutter keine Besuche, es sei denn von ?lteren Herren, welche im vertraulichen Verkehr mit der Familie stehen. Eine Ausnahme ist nur gestattet, wenn die Tochter nicht mehr ganz jung ist und als selbst?ndiges Glied in der Gesellschaft gilt. Ist man nicht angenommen worden, so wiederholt man den Besuch nicht, sondern gibt, wenn n?tig, eine schriftliche Mitteilung. Eine Dame macht einem Herrn nie einen Besuch, der seiner Person gilt. Sie sucht den Arzt und Rechtsanwalt in der Regel stets in Begleitung einer Dame auf. Wenn keine ernsten Absichten obwalten, soll ein junger Herr in einem Hause, in dem T?chter sind, nicht zu oft Besuch machen, denn dies ist f?r die Damen unangenehm. Ist niemand zu Hause, so l?sst man seine Visitenkarte zur?ck. Soll der Besuch einer Familie gelten, dem Herrn und der Frau Gemahlin, so gibt man zwei Karten ab; gilt er auch der Tochter, dann drei Karten. Mehr Karten werden nicht zur?ckgelassen. Manche Leute haben den Brauch, bei einfachen Visiten den linken Rand unten umzubiegen, wenn die Herrschaften nicht zu Hause waren, um den Beweis zu geben, dass man pers?nlich da war. Der ganze linke Rand der Visitenkarte wird nach oben gebogen, wenn es nur einen einfachen Besuch galt. Der ganze rechte Rand wird nach unten gebogen, wenn man gekommen war, um seine Teilnahme an irgend etwas zu bezeugen. Die Visitenkarte soll einfach sein. Auch soll sie so bedruckt oder geschrieben sein, dass man genau weiss, welche Person da war. Unten links soll der Wohnort stehen, rechts die spezielle Angabe der Wohnung. Eine Frau wird ihre Visitenkarte halten wie ihr Gemahl, sie hat aber den Beisatz >>Frau<<. F?r gemeinschaftliche Visiten kann man auch gemeinschaftliche Karten f?hren, wie Rudolf W. W. Schulz und Frau. Adelige f?hren auf ihren Karten den Vornamen nicht. Freiherren, Barone und Grafen f?hren den Vornamen.

Visitenkarten f?r Abschiedsbesuche tragen unten in der linken Ecke die Buchstaben +p. p. c. + oder besser: u. A. z. n. .

?hnliche Abk?rzungen sind: +p. f. +, um zu gratulieren; +p. c. +, um Beileid zu bezeigen; +p. r. v. +, um Besuch abzustatten.

Darfst du nach Anmeldung zum Besuch eintreten, so entledige dich deiner ?berkleider, Schirme, ?berschuhe und schlage -- wenn du verschleierte Dame bist -- den Schleier zur?ck. Durchn?sste Kleider leg unaufgefordert ab. Die Herren nehmen den Hut mit ins Zimmer, nicht aber, wenn der Diener die Anweisung hat, ihn abzunehmen. Wird man im Zimmer gebeten, den Hut abzulegen, so legt man ihn auf den Boden neben oder unter den Stuhl. Auf einem Sopha nimmt ein Herr nie Platz, sondern er nimmt den n?chsten Stuhl. Wenn Herren oder Damen sich besuchen, so kann man auf besondere Einladung auf dem Sopha Platz nehmen. Eine Dame bietet einem Herrn nie das Sopha zum Sitzen an. Beim Besuche von Damen und Herren biete man den Damen das Sopha, den Herren St?hle an. Man sehe darauf, dass niemand einer andern Person den R?cken zukehrt.

Bei Festlichkeiten oder Besuchen h?nge die Kleider nicht an die T?r oder ans Fenster. Tritt man ins Empfangszimmer, so mache man die T?r ger?uschlos zu. Damen legen den Hut nur ab, wenn sie aufgefordert werden. Ist die T?r offen, durch welche man eintritt, bleibt man zwei Schritte vor derselben stehen, macht eine Verneigung, wenn die besuchte Person einem entgegenkommt, und tritt dann erst ein. Ist die T?r geschlossen, so ?ffnet sie der Einf?hrende, wenn ein solcher da ist, und komplimentiert. Wird man ersucht, Platz zu nehmen, so hat dies sofort mit grosser Sicherheit zu erfolgen. Setze dich nicht auf den Rand des Stuhles. Lehne dich nicht an, wenn der Stuhl auch Lehnstuhl ist. Wenn ein zweiter Besuch ins Zimmer tritt, hat der Zuerstgekommene sich zu erheben; er setze sich nicht fr?her nieder, bis er darum gebeten wird oder bis die gegenseitige Vorstellung stattgefunden hat. Alles steht auf, wenn eine Dame eintritt. Wenn ein Herr eintritt, so stehen bloss die Herren auf, ausgenommen, es kommen bejahrte oder hochgestellte Damen und Herren. Sind mehrere Personen im Zimmer, so sprich nicht bloss mit ein und derselben, sondern wom?glich mit allen, vorz?glich mit ?lteren. Lass andere reden, ohne sie zu unterbrechen. Behandle deine G?ste gleichm?ssig liebensw?rdig, gib keinem einen besonderen Vorzug; dies gilt besonders, wenn man zwei Besucher gleichzeitig empf?ngt. Den zuerst weggehenden Besucher begleite nur bis zur T?r des Empfangszimmers, damit du die andern Herrschaften nicht allein lassen musst.

Die Dauer einer Visite darf h?chstens zehn bis f?nfzehn Minuten sein, wenn man nicht aufgefordert wird, l?nger zu bleiben. Auch erhebt man sich alsbald, wenn man f?hlt, dass das Gespr?ch stocken will. Man ber?hre dann keinen neuen Gespr?chsgegenstand, am wenigsten Vorgesetzten gegen?ber. H?hergestellte entlassen oft durch fein angedeutete Worte ihren Besuch. Als Andeutungen dieser Art hat man Bemerkungen aufzufassen, wie >>Ich darf Sie nicht l?nger aufhalten<< oder >>Bei Ihrer knapp bemessenen Zeit<< und dergleichen.

Kommt ein zweiter Besucher, so erhebe dich nach einigen Minuten zum Gehen. Muss man aus Pflicht seinem Besuch die Mitteilung machen, seine Anwesenheit nicht l?nger mehr geniessen zu k?nnen, so ladet man ihn ein, seinen Besuch baldigst zu wiederholen, und gibt eine Stunde an, da er l?nger verweilen kann. Dr?cke auch stets dein Bedauern aus, dass dein Besuch schon geht, so dass er die ?berzeugung gewinnt, er sei angenehm gewesen. Beim Eintreten ins Zimmer wie beim Austreten aus demselben achte darauf, dass du niemandem den R?cken bietest. Der Scheidende ?ffnet die T?r beim Gehen. Das Gegenteil w?re eine Beleidigung f?r den Gast. Begleitet man den Gast bis vor die T?r, so soll man die Zimmert?r ?ffnen, sobald der Gast dieses tun will. Beim Anziehen der Garderobe im Vorzimmer sei behilflich, wenn es passend ist. Bei Einladung zu Tisch muss man sehr pr?zis kommen.

Sollte man bei Visite ein Gespr?ch unterbrechen, wie dies notwendig wird etwa beim Anz?nden der Lampe, beim Herbeiholen von Gegenst?nden usw., so hat man sich zu entschuldigen. Bei einfachen gesch?ftlichen Besuchen hat man nach Verbeugung und Gruss sich zu entschuldigen f?r die eventuelle St?rung, worauf dir der Besuchte bedeutet, dass du nicht st?rst. Wenn du dich nicht anmelden konntest mit deiner Visitenkarte, so stelle dich nur vor, wenn man dich nicht schon nach deinem Namen fragte. Der Besuchte wird seine Freude aussprechen, dass er dich kennen lernt, und dich fragen, womit er dir dienen kann. Er wird dich dann einladen, Platz zu nehmen, wenn die Angelegenheit, in welcher du gekommen bist, es notwendig macht, d. h. wenn eine l?ngere Verhandlung in Aussicht steht.

Mit einer freundlichen Verbeugung nimm Platz. Der Einladende wird dich beehren und sich links von dir niederlassen. Der Platz, den du einem Besuchenden anbietest, sei immer so, dass der Besucher beim Eintreten einer Person sich nicht umdrehen muss, um dieser gegen?ber zu stehen. Gilt der Besuch einer nicht anwesenden Person, so sprich dein Bedauern aus, dass sie den Besuchenden nicht empfangen kann. L?sst sich aber der Abwesende herbeiholen, so biete einen Stuhl an und gib dem Besuch eine kleine Unterhaltung, wie ein Buch zum Lesen oder eine Zeitschrift mit Bildern zum Ansehen.

Kinder geh?ren nicht ins Empfangszimmer. Bringt der Besuch Kinder mit, so empfange diese mit der gleichen Freundlichkeit wie die Mutter; denn meist wird eine Zur?cksetzung der Kinder weit schmerzlicher empfunden, als wenn sie die Eltern selbst betrifft. Das Besuchskleid w?hle den Verh?ltnissen angepasst -- ja nicht prahlerisch vornehm! Das Empfangskleid sei einfach. Dies ist der Beweis, dass die Hausfrau ihre G?ste zu achten weiss. Die Hausfrau selbst f?hrt nie die Unterhaltung allein, sondern sucht durch geschickte Wendungen sie zu einer allgemeinen zu machen, um die Vorz?ge und Achtung ihrer G?ste in das beste Licht zu setzen.

Empf?ngt man einen Besuch im Familienzimmer, so ist von den Anwesenden jede Besch?ftigung auf die Seite zu legen. Mit den H?nden spielen, ist ein Zeichen von Befangenheit oder Langeweile, und ist deshalb zu unterlassen. Erhebt sich der Besuch, so sagt man: >>Sie gehen schon?<< oder: >>M?chten Sie nicht noch einen Augenblick verweilen?<<

Damenbesuch wird stets von den Damen bis zur T?r begleitet, wenn noch andere Personen gegenw?rtig sind. Ist die besuchende Dame jedoch der einzige Besuch gewesen, so begleitet man sie zum Zimmer hinaus. Die j?ngeren Familienmitglieder haben beim Anlegen des Mantels usw. zur Hand zu gehen, wenn dies nicht einem Dienenden besonders aufgetragen sein sollte, wie es in vornehmeren Familien gebr?uchlich ist. Da f?llt dann auch das Hinausbegleiten fort. Auch muss die Bedienung angewiesen sein, die Haus- und Flurt?r f?r den fortgehenden Besuch zu ?ffnen und nicht eher wieder zu schliessen, bis dieser ausser H?rweite ist.

Bei solchen kurzen Besuchen bietet man keine Erfrischung an, es sei denn, dass man besonderen Grund hat, etwa wenn man beim Besuchenden Erm?dung vermutet. Auch fordert man nicht zum Ablegen von Kleidungsst?cken auf. Handelt es sich mehr um freundschaftlichen Besuch von l?ngerer Dauer, so ist es Pflicht der Hausdame, alles aufzubieten, um es dem Besuchenden behaglich zu machen. Zu l?ngeren Besuchen muss man pers?nlich oder schriftlich eingeladen sein. Bei Morgenbesuchen bietet die Dame des Hauses der besuchenden Dame den Ehrenplatz auf dem Sopha an, sie selbst hat den andern Sophaplatz inne. Etwaige Begleiter nehmen die St?hle links und rechts des Sophas ein. Einen Bekannten, der von ferne herkommt, fragt man nach der Reise, ehe man sich nach der Gesundheit der von ihm in der Heimat zur?ckgelassenen Familie erkundigt. Im Vorzimmer steht ein Garderobest?nder, ein Stuhl mit Schuhzieher, ein Spiegel, ein kleiner Teller mit Haar- und Stecknadeln, ein Schuhanzieher und ein kleines Tischchen mit Visitenkartenteller.

Einladungen sende man nicht als Drucksache, sondern betrachte sie als famili?re Mitteilung. In diesen Einladungen bedient man sich der k?rzesten Form, z. B. bei einer Einladung zu einem Ball:

P. Hoffmann und Frau beehren sich, Herrn Julius B. nebst Frau Gemahlin und Fr?ulein Tochter auf Sonnabend, den 26. d. Mts., um 9 Uhr, zum Tee mit Tanz ergebenst einzuladen.

Oder auch:

Herr Baron D.... und Frau Baron D.... werden gebeten, unsern am 26. d. Mts. stattfindenden Ball mit ihrer Gegenwart beehren zu wollen.

A. B. von Z. und Frau.

Der gute Ton erfordert, auf jede Einladung zu antworten, zusagend oder ablehnend. Neuerdings kommen f?r weniger formelle Einladungen zierliche Briefbl?tter in Gebrauch von folgender Fassung:

Paul Ehrenstein und Frau beehren sich,

Herrn Professor Zittelmann und Frau Gemahlin zum Musikabend am Freitag den 6. Januar freundschaftlichst einzuladen. Gefl. 8 Uhr.

Pariser Strasse 14. U. A. w. g.

Eine Einladung auf Postkarte darf man bloss den j?ngeren Verwandten zusenden. Wer ein Haus macht, muss, wenn er zu einem Mittagsmahl geladen war, auch seinerseits ein Mittagsmahl geben. Alleinstehende Damen oder Herren, die kein Haus machen, erwidern, wie folgt: Herren k?nnen Herren zu einem Fr?hst?ck, Damen die Damen zu einem Tee einladen oder sich bei Festlichkeiten revanchieren. Es sei besonders betont, dass man durch seine Einladungen wom?glich gleichgebildete Menschen zusammenzuf?hren sucht.

Hausbesuch, Verh?ltnis zwischen Wirt und Gast, Trinkgelder, Dienstboten.

Ladest du einen Freund als Gast ein, so lass es an nichts fehlen, denn es nimmt alle Stimmung, wenn der Gast etwas vermisst. Als Gast halte dich nicht zu lange auf. Hast du G?ste, so sorge f?r Unterhaltung, mache Spazierg?nge usw. Wenn du als Gast erscheinen willst, so melde dich immer vorher an; unangemeldete Besuche sind nicht Sitte, es k?nnte ja sein, dass bereits Besuch eingetroffen oder irgend Jemand krank w?re. Macht man irgendwo einen l?ngeren Besuch, so muss man sich den Verh?ltnissen der Familie anpassen.

Geschenke bringt man dem Wirt und seinen Familiengliedern mit, Ansichten aus der Heimat und Esswaren oder Spielzeug f?r die Kinder, aber keins, das Ger?usch macht.

Findest du, dass du durch deinen Besuch grosse Umst?nde machst, reise bald wieder ab, aber nicht so pl?tzlich, dass es als Beleidigung empfunden wird.

Unterrichte dich ?ber die Gewohnheiten deines Gastes, dass er sich behaglich f?hle. Die eingef?hrten Gewohnheiten m?ssen unter Umst?nden ge?ndert werden, wenn dein Gast eine hervorragende Stellung oder ein hohes Alter hat. Auch Gebrechen rechtfertigen eine ?nderung. Kinder nimmt man nur auf besondere Einladung mit. Man lasse sie nie ohne Aufsicht.

Junge M?dchen, welche ihre Freundinnen besuchen, d?rfen dort keine Vorschl?ge machen, welche besondere Ausgaben veranlassen w?rden, wie Theaterbesuche. Junge M?dchen, die auf Besuch sind, sollen wom?glich behilflich sein im Haushalt und sich n?tzlich zu machen suchen. Nichts kann ja f?r ein junges M?dchen empfehlender sein, als wenn von seiten der Eltern ihrer Freundin um Verl?ngerung des Aufenthalts gebeten wird und alle schliesslich voneinander Abschied nehmen mit dem Wunsch, recht bald wieder zusammen leben zu k?nnen.

Junge Herren haben auch ?hnliche Pflichten; besonders den Herrn des Hauses zu unterhalten, in seiner freien Zeit mit ihm Schach u. dergl. zu spielen, und die Zeitung vorzulesen. Am Abend wird der Vorschlag, sich zur?ckzuziehen, von den G?sten ausgehen. Man nimmt hierbei R?cksichten auf den Wirt und seine Gewohnheiten. Bist du abgereist, so bedanke dich zeitig noch schriftlich bei deinem Wirt f?r die freundliche Aufnahme. Hat man dir Dienste geleistet, so gib dem Personal ein Trinkgeld.

Hat man Dienstboten, so behandle man diese anst?ndig, spreche einen Tadel ruhig und gelassen und nicht in Gegenwart dritter Personen aus; werfe ihnen auch ihre untergeordnete Stellung nie vor. In Gegenwart von Dienstboten sollen keine Familienangelegenheiten besprochen werden.

Wer seine Dienstboten von Anfang an daran gew?hnt, nie ein Zimmer zu betreten, ohne vorher anzuklopfen, oder ausser dem >>Ja<< und >>Nein<< noch mit der ?blichen Anrede zu antworten, der wird auch in manch anderer Beziehung nicht ?ber unh?fliches Betragen zu klagen haben. Dienstboten d?rfen sich nicht erlauben, ankommenden Besuch auffallend zu begr?ssen , noch weniger ein Gespr?ch anzufangen. Die Kinder sollen die Dienstboten mit >>Sie<< anreden. Im Gespr?ch darf man niemals die Angeh?rigen mit dem Vornamen nennen oder Fremde ohne den ihnen geb?hrenden Titel.

Bei Tisch sind folgende Regeln zu beobachten: Das Hinreichen geschieht mit dem linken Arm von der linken Seite des Gastes. Das Fortnehmen geschieht mit der rechten Hand, welche das Geschirr auf das Brett stellt, das in der linken Hand ist. Beim Anbieten wird nichts gesprochen, h?chstens etwa: >>Bitte, versehen Sie sich.<<

Bei Tafel.

Bei der Tafel kann man aus dem Benehmen des einzelnen Gastes am besten den Grad seiner Bildung beurteilen. Wird eine gr?ssere Gesellschaft zur Tafel geladen, so werden die Herrschaften im Empfangszimmer zuerst vom Herrn des Hauses begr?sst. Dieser bietet ihnen den Arm und f?hrt sie zu seiner Gemahlin. Diese hat die G?ste nun zu begr?ssen und den Willkommengruss des Hauses zu bieten, dann die G?ste gegenseitig einander vorzustellen, soweit sie sich noch nicht kennen. Wom?glich sollten hierbei alle G?ste anwesend sein. Die Hausfrau soll f?r eine gem?tlich-heitere Stimmung sorgen.

Erwartet man Besuche, so hat man besondere Toilette zu machen. Diese sei einfacher als die der G?ste. Ein Sch?rzchen darf die Frau des Hauses nur dann anlegen, wenn sie die G?ste selbst bedient.

Auch das Dienstpersonal muss sauber gekleidet sein. Unterhalte deine G?ste so lange gut, bis alle anwesend sind. Sei selber p?nktlich im Einhalten der Zeit. Bist du abgehalten, bei Tafel zu erscheinen, so entschuldige dich zeitig. Hat ein Gast eine gr?ssere Versp?tung, so beginnt man ohne ihn die Tafel.

Sind alle G?ste im Vor- oder Nebenzimmer versammelt und ist die Tafel in jeder Beziehung vorbereitet, so pflegt die Hausfrau den ?ltesten oder angesehensten Herrn der Gesellschaft um seinen Arm zu bitten. Sie darf dieses ohne weiteres tun. Sie sagt etwa: >>Herr X, w?rden Sie die G?te haben, mir Ihren Arm zu reichen?<< Der Herr des Hauses f?hrt ebenso die angesehenste Dame zu Tisch. Dies ist das Zeichen, dass die ?brigen Herren die anwesenden Damen engagieren und zu Tisch f?hren. Die j?ngeren warten, bis die ?lteren ihre Wahl getroffen haben. Der Herr des Hauses geht mit der angesehensten Dame voraus. Die Frau beschliesst mit dem angesehensten Herrn den Zug. Jeder Herr ist nun der von ihm gef?hrten Dame behilflich, im Speisesaal ihren durch Namenkarte bezeichneten Platz aufzufinden. Er verabschiedet sich dann von ihr mit einer Verbeugung und sucht seinen Platz auf. Nimmt er Platz, so hat er sich nach beiden Seiten hin gegen seine Nachbarn zu verbeugen und sie mit einigen h?flichen Worten zu begr?ssen. Der Hausherr und die Hausfrau sitzen gew?hnlich in der Mitte der Tafel und zwar einander gegen?ber. Die Pl?tze in ihrer N?he gelten als die Ehrenpl?tze. Den W?nschen einzelner muss hier Rechnung getragen sein in Betreff der Zusammenstellung der Paare und in der Verteilung der Pl?tze. Es ist aber auch zu beachten die gesellschaftliche Stellung der G?ste, der Bildungsgrad und das Alter usw. Einwendungen gegen die Tafelordnung zu machen, ist unpassend. Bei b?rgerlichem Tisch ist es Sitte, dass ein einzelner Gast neben der Dame des Hauses seinen Platz erh?lt. Ist der Gast eine Dame, so sitzt sie rechts vom Hausherrn. Sind die Pl?tze nicht durch Karten bezeichnet, so sollen j?ngere G?ste warten, bis die ?lteren Platz genommen haben. Viel Aufmerksamkeit erfordert das Servieren. Es hat stets von links zu geschehen. Bei Gasttafeln mit strengem Zeremoniell pflegt man immer erst die Damen rechts von der Hausfrau, dann die rechts von dem Hausherrn, dann die links von der Hausfrau usw. zu bedienen. Nach den Damen kommen dann erst die Herren. Die Gastgeber selbst werden immer zuletzt bedient. Bei Mahlzeiten mit weniger peinlichem Zeremoniell werden die Gerichte den G?sten der Reihe nach serviert; oder die Gerichte werden an einem Ende der Tafel aufgestellt und dann von den G?sten selbst weitergegeben. Dieses Herumreichen der Speisen ist f?r besonders lebhafte Personen oft ein heikles Gesch?ft. Diese haben doppelt n?tig, sich Strenge aufzuerlegen, vorsichtig zu sein und besonders auf sich zu achten. In kleinen Kreisen sagt man etwa: >>Gesegnete Mahlzeit!<< oder >>W?nsche wohl zu speisen!<< aber nicht nur: >>Mahlzeit!<<

Die Handschuhe werden abgelegt und eingesteckt, ehe man die Serviette anlegt. Sie werden auch nicht viel fr?her wieder angezogen, als bis die Frau des Hauses sich anschickt, die Tafel aufzuheben.

Mit der Serviette putze nicht das Besteck nach oder den Teller ab. Es w?re dies f?r die Hausfrau eine grobe Beleidigung. In Gasth?fen ist es jedoch ratsam, nach dem Besteck zu sehen. Dort kann sich auch jeder die Serviette anlegen, wie es ihm beliebt. Aber in privater Gesellschaft w?re dies taktlos. Die Serviette falte man auseinander und lege sie auf den Schoss bis zum Knie oder bloss auf dasselbe. Nach dem Gebrauch lege sie links zur Seite, ohne sie zusammenzufalten. Bei einfachem b?rgerlichem Tisch und in Gasth?usern ziehe die Serviette durch den beigelegten Ring. Das beigelegte Br?tchen ber?hre nicht vor dem Essen. Bei gr?sserer Tafel wartet man mit dem Beginn des Speisens nicht, bis alle bedient sind. Wenn bei kleinen Tafeln die Frau des Hauses selbst bedient, wartet man bis zum allgemeinen Anfang. Das Besteck nimm nicht eher zur Hand, als bis ein Gang serviert ist! Trommle nicht auf dem Teller oder auf den Stuhllehnen der Nachbarn mit den Fingern! Ber?hre nicht mit den F?ssen die Stuhlf?sse der N?chstsitzenden! Von links her wird bedient. Wird ein Gericht von den G?sten weitergegeben, so gib es so, dass dein Tischnachbar es bequem angreifen kann. Ist die Platte heiss, so mache darauf aufmerksam. Der Herr h?lt so lange die Sch?ssel, bis die Dame sich bedient hat. Die Dame gibt die Sch?ssel dann weiter. Sch?sseln, welche zu voll sind, d?rfen nicht auf den Tisch kommen. Das ?berreichen eines spitzen oder scharfen Gegenstandes geschehe so, dass der andere sich nicht verletzen kann. Man bediene sich eines Tellers. Beim Pr?sentieren der Brotk?rbchen, der Fruchtschalen, eines Glases Wassers, einer Tasse Kaffee oder Tee ben?tze stets einen Teller. Die besten St?cke einem bestimmten Gast auszulesen und vorzulegen ist nicht liebensw?rdig und anst?ndig. Auch du selber sollst dies beim Herumreichen der Speisen nicht tun. Sei bescheiden auch im Quantum der Speisen. Sei also nicht von denen, die denken:

Bescheidenheit, Bescheidenheit, Verlass mich nicht bei Tische Und gib, dass ich zu jeder Zeit Das gr?sste St?ck erwische!

Denke nicht etwa, dass Kaviar Gem?se sei, du k?nntest sonst ausgespottet werden! Sei aber auch nicht gar zu bescheiden und schneide nicht auf der Platte, welche dir pr?sentiert wird, St?ckchen ab. Mache dir zur Regel: Speise ger?uschlos und sprich dabei bloss, was unbedingt notwendig ist, auch dies nie zu laut. W?hrend man kaut, spricht man gar nicht. Halte den Mund zusammen und bewege die Lippen ger?uschlos. Sieh dich nicht in auffallender Weise oft nach rechts und links um. Geht es bei Tisch eng her, so sei bescheiden im Beanspruchen von Platz. Lege die Arme nicht auf den Tisch. Mache nicht zu grosse Anspr?che und w?nsche nicht alle Augenblicke etwas anderes. Die Gabel f?hre mit der linken, das Messer mit der rechten Hand. Mit dem Messer wird nur geschnitten, nicht gespeist. Das Brot wird gebrochen. Das Auftauchen der Sauce mit Brot ist recht unpassend. Schneide bloss so viel ab, als du eben geniessen willst. Nach dem Gebrauch lege Messer und Gabel nicht auf das Tischtuch, sondern auf den Teller. Bei b?rgerlichem Tisch werden sie auf das Messerb?nkchen zur weiteren Ben?tzung gelegt.

Fische speist man in Ermangelung des Fischbestecks mit der Gabel und einer Brotkruste. Nimm das Brot in die linke Hand und halte den Fisch fest, w?hrend du das Fleisch abl?st, schiebe es dann mit Hilfe des Brotes auf die Gabel. Gr?ne Erbsen speist man auch mit Brot und Gabel. Kl?sse, Eierkuchen und Kartoffeln zerteilt man mit der Gabel, nicht mit dem Messer. Knochen vom Wildbret oder Gefl?gel darf man nicht mit den Z?hnen abnagen. ?pfel und Birnen zerteilt man und sch?lt sie von der Bl?te nach dem Stiel. Beim Zerlegen von Apfelsinen sei vorsichtig. N?sse ?ffne mit dem Messer. Beim Kirschenessen nimmt man einen Kaffeel?ffel zum Aufnehmen der Steine, um sie dann auf die Seite des Tellers zu legen. Werden Kartoffeln in der Schale vorgesetzt, so stellt man kleine Drahtk?rbchen f?r die Schalen auf. Man h?lt beim Sch?len die Kartoffeln an der Gabel. Es sei noch bemerkt, dass man beim Speisen von kleinen Fischen am Schwanzende beginnt und die obere Seite abl?st. Darauf wendet man den Fisch um und behandelt die andere Seite ebenso. Der L?ffel liegt beim Speisen auf der Hand. Hierbei f?hrt man die Spitze -- nicht die Breitseite -- zum Munde. Ist die Suppe heiss, so wartet man, bis sie abgek?hlt ist, bl?st aber nicht in dieselbe. Die Speisen darf man ohne einen Besteckteil nicht anfassen. F?r ?berreste: Kn?chelchen, Gr?ten, Schalen usw. sei immer ein kleiner Teller oder ein K?rbchen aufgestellt.

Wenn man speist, halte man den K?rper so, dass er etwas ?ber den Teller geneigt ist. Vermeide alles, was dir von andern unangenehm sein k?nnte. Die Gem?se speise mit der Gabel, nicht mit dem L?ffel. Diesen ben?tzt man bloss zur Suppe. Das Besteck darf nur zum eigenen Gebrauch dienen. Bei allen angebotenen Platten und Sch?sseln muss das n?tige Besteck sein. Man verwechsle aber nicht das seine mit diesem. F?r Obst sind besondere Messer aufgestellt oder aufgelegt. Gibt es Hummer, so serviert man dazu Hummergabel und Scheere. Sind bei den Gew?rzen keine kleinen L?ffelchen, so ben?tze zum Nehmen das Messer, wenn du Bed?rfnis hast, nie aber die Finger. Das Huhn oder die Taube tranchiert man mittels Querschnitt. Erkundige dich ab und zu bei einer Dame ?ber die G?te der Speisen und nach ihren W?nschen, aber immer bescheiden. Hat man gespeist, so r?ckt man mit dem Stuhle etwas zur?ck. Es ist heutzutage weder Sitte, einen sogenannten Anstandsbissen liegen zu lassen, noch auch den Teller mit Brot rein zu putzen. Dem Wein sprich nicht eher zu, als bis hierzu eingeladen worden ist, denn es wird oft nach der Suppe besonderer Wein gereicht. Versorge deinen Nachbar mit Wein, dass kein Mangel ist. Scherzhafterweise zum Trinken zureden, ist gestattet, aber das N?tigen dazu ist taktlos.

Erkundige dich vorher nach der Sorte, welche dein Nachbar gern trinkt -- weiss oder rot --, ehe du ihn bedienst. Beim Eingiessen gib erst dir ein wenig, dann deinem Nachbar. Giesse das Glas nie voll bis zum Rande, es ist unanst?ndig. Dem rechten Nachbar giesst man mit der linken, dem linken mit der rechten Hand ein. Die Flasche fasst man so, dass der Daumen sich an der unteren Seite befindet. Der Wein darf nicht von hoch herab eingegossen werden, am allerwenigsten der Champagner, auch l?sst man diesen nicht knallen. Es unterbleibt besonders aus R?cksicht gegen nervenschwache Damen. Beim Anstossen bringe man den Rand des Glases dem Rand des andern nahe und sehe dann demjenigen, mit dem man anst?sst, ins Gesicht . Fasse das Glas unten. Sind verschiedene Gl?ser aufgestellt, ein kleines und ein grosses f?r ein Paar, so ist f?r die Dame das kleine, f?r den Herrn das gr?ssere bestimmt. Aus gr?nen Gl?sern trinkt man Rheinwein, den Champagner aus Champagnerkelchen. Sherry wird aus kleinen farblosen Gl?sern getrunken. Das Weinglas setze etwas vom Teller zur?ck, dass es nicht umgestossen werde. Man stosse nicht zu viel und nicht zu laut an, auch lasse man sich nicht zu oft auffordern. Wird Wein von Dienern herumgereicht, so muss jeder Herr denjenigen Damen Wein anbieten, die ihm n?her sitzen als einem andern Herrn.

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