bell notificationshomepageloginedit profileclubsdmBox

Read Ebook: Der heilige Bürokrazius: Eine heitere Legende by Greinz Rudolf

More about this book

Font size:

Background color:

Text color:

Add to tbrJar First Page Next Page

Ebook has 549 lines and 27615 words, and 11 pages

Rudolf Greinz

Der heilige B?rokrazius

L. Staackmann, Verlag, Leipzig

Der

heilige B?rokrazius

Eine heitere Legende

von

Rudolf Greinz

L. Staackmann Verlag / Leipzig

Alle Rechte, besonders das der ?bersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten

F?r Amerika: Copyright 1922 by L. Staackmann, Leipzig

Druck der Spamerschen Buchdruckerei in Leipzig

Inhaltsverzeichnis

Seite

Vom Pater Hilarius und seiner weltber?hmten Fastenpredigt ?ber das Thema: ,,Warum und wasmassen der Mensch das allergr?sste Rindviech ist" 7

Wie der Pater Hilarius dazu kam, die Legende vom heiligen B?rokrazius zu schreiben 26

Wie die Heiligen im Himmel dem lieben Gott eine seltsame Bitte vortrugen 43

Wie die himmlischen Sendboten den heiligen B?rokrazius entdeckten 50

Wie der heilige B?rokrazius auszog, um die Welt zu begl?cken 70

Wie der heilige B?rokrazius den Amtsschimmel fand und sich beritten machte 84

Wie der heilige B?rokrazius in dem heiligen Stultissimus seinen ersten J?nger warb 94

Wie die beiden Heiligen einen auferbaulichen Disput hatten und das respektvolle Ergebenheitstr?nklein brauten 110

Wie der heilige B?rokrazius H?hneraugen im Hirn bekam und sich einen Zopf wachsen liess 121

Ein delizi?ses Intermezzo von den Tiroler Speckkn?deln 138

Wie der heilige B?rokrazius die Stampiglien erfand 144

Wie der heilige B?rokrazius seine J?nger belehrte 153

Bilder-Galleria der J?nger des heiligen B?rokrazius 161

Von der Titel- und Ordenssucht 169

Wie der heilige B?rokrazius sich erlustierte 174

Wie der bitterb?se Kare Revoluzzer den guten K?nig zum Teufel jagte 179

Wie besagter H?llenbraten den heiligen B?rokrazius erschlagen wollte und von diesem glorreich widerleget wurde 186

Wie der heilige B?rokrazius gen Himmel fuhr und seinen himmlischen Einfluss auf den Kare Revoluzzer wirken liess 191

Vom Pater Hilarius und seiner weltber?hmten Fastenpredigt ?ber das Thema: ,,Warum und wasmassen der Mensch das allergr?sste Rindviech ist".

Grossg?nstiger Leser und hochgeneigte Leserin dieses ebenso frommen als ungemein erspriesslichen B?chleins, ihr habt hoffentlich schon von dem hochw?rdigen Pater Hilarius geh?rt. Ja, ihr m?sst sogar sicher davon geh?rt haben, weil ihr euch ansonsten selber eines ungeheuern, bedauerlichen und schier unbegreiflichen Bildungsmangels schuldig macht.

Oder solltet ihr wirklich noch nichts von dem hochw?rdigen Pater Hilarius geh?rt haben? Das stellet euch gar kein gutes Zeugnis aus. Ihr seid offenbar zu sehr verstrickt in den faulen Zauber aller Weltlichkeit, als dass euch der Pater Hilarius schon begegnet w?re. Also will ich mich in christlicher Erbarmung ?ber euren unverantwortlichen Bildungsmangel hinwegsetzen und euch vom Pater Hilarius erz?hlen.

Der Pater Hilarius war nat?rlich ein Tiroler, wie ?berhaupt alle gescheuten Menschen Tiroler sind. Von seinem Geiste werdet ihr noch ganz erklecklich genug zu sp?ren und zu schmecken bekommen. Demnach k?nnen wir uns vorerst mehr mit seiner hochw?rdigen Leiblichkeit befassen.

Um euch ein allgemeines Bild von dem ber?hmten Pater zu geben, m?chte ich euch zu Gem?te f?hren, dass er von aussen rund und von innen nass war. Die ?ussere Rundlichkeit stammte von gen?gender und mit geb?hrender Andacht aufgenommener Atzung. Die innere N?sse oder Feuchtigkeit leitete ihren Ursprung von geistigen Fl?ssigkeiten her, die der hochw?rdige Pater mit einer wom?glich noch gr?sseren und tieferen Andacht seinem sterblichen Leichnam einverleibte. Darunter spielte der Wein eine hervorragende Rolle. Glaubet aber deswegen ja nicht, dass der hochw?rdige Pater Hilarius ein Fresser und Schlemmer und ein gottloser S?ufer war. Wie ich euch bereits gesagt habe, geschah alles mit der geb?hrenden Andacht.

Der hochw?rdige Pater Hilarius betrachtete Essen und Trinken als ein Gott wohlgef?lliges Fest, das man nicht hoch genug feiern konnte. Er huldigte dem erhabenen Grundsatze, dass Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhalte. Und diesem notwendigen Zusammenhalt brachte er so manches Opfer. Es ist auch jedermann, der auf einen guten Bissen und einen guten Trunk nichts h?lt, ein langweiliges Individuum, dessen Erschaffung sich der liebe Herrgott h?tte ersparen k?nnen.

Ich habe weiter oben die Behauptung aufgestellt, dass ?berhaupt alle gescheuten Menschen Tiroler sind. Obwohl diese Behauptung aus dem Spruchschatze des Pater Hilarius stammet und dahero eigentlich keiner weiteren Begr?ndung bed?rfte, will ich euch den Beweis daf?r doch nicht schuldig bleiben.

Bekanntlich meldet die Volkssage, dass die Tiroler erst mit vierzig Jahren gescheut werden. Nachdem aber, wie aus dem Nachfolgenden nur zu deutlich hervorgehen wird, die ganze Menschheit nichts anderes ist, als ein grosser Stall von Rindviechern, haben die Tiroler wenigstens noch eine M?glichkeit und einen festgesetzten Termin zum Gescheutwerden, w?hrend eine solche M?glichkeit oder ein derartiger Termin f?r die ?brigen Menschen ausserhalb Tirols nicht bekannt ist.

Ein anderes wichtiges Momentum, das gleichfalls den Forschungen des hochw?rdigen Pater Hilarius entstammet, soll hier zum erstenmal einer breiteren ?ffentlichkeit ?bergeben werden. N?mlich, dass die Gescheutheit der Tiroler ihren Urgrund in den Speckkn?deln hat.

Die Speckkn?del sind die Nationalspeise und das Lieblingsgericht aller Tiroler. Durch einen ganz eigent?mlichen chemischen Prozess, ?ber den sich der hochw?rdige Pater Hilarius sehr eingehend verbreitet, haben die Speckkn?del die merkw?rdige und nicht genug zu sch?tzende Eigenschaft, dass sie zu einem grossen Teile unmittelbar als Phosphor ins Gehirn gehen.

Diese Ansammlung von Phosphor erreichet genau beim vollendeten vierzigsten Lebensjahre eines jeden Tirolers einen derartigen H?hepunkt, dass die Gescheutheit mit der Sicherheit eines physikalischen Experimentes von selbst in Erscheinung tritt.

Die diesbez?glichen grundlegenden Forschungen des hochw?rdigen Pater Hilarius erlaube ich mir ganz bewusst zu unterschlagen. Sonst wollte eines Tages die ganze Welt Speckkn?del fressen, um auch so gescheut zu werden wie wir Tiroler. Das ginge uns just noch ab. Wir haben ohnedies immer zu wenig Speck, namentlich in den gegenw?rtigen teuren Zeiten.

Weil nun die Tiroler Speckkn?del die angebetete Leibspeise des hochw?rdigen Pater Hilarius waren und er sie auch fleissig mit Wein begoss, um den chemischen Prozess der Phosphoreszierung m?glichst zu beschleunigen, hat er es zu einem ganz besonders hohen Grade der Gescheutheit gebracht, der ihn bef?higte, seine weltber?hmte Fastenpredigt ?ber das auferbauliche Thema zu halten: ,,Warum und wasmassen der Mensch das allergr?sste Rindviech ist".

Wenn ihr von dieser Fastenpredigt auch noch nichts geh?rt haben solltet, so kann ich es mir nur dadurch erkl?ren, dass die ausserhalb Tirols lebende Menschheit, die sich von den Ausf?hrungen besagter Predigt ganz besonders betroffen f?hlen muss, alles getan hat, um die geistigen Produkte des hochw?rdigen Pater Hilarius heimt?ckisch zu unterdr?cken.

Ihr m?sst n?mlich wissen, dass die mehrfach erw?hnte Fastenpredigt des hochw?rdigen Paters etwa nicht seine einzige Fastenpredigt war, sondern dass er noch zahlreiche andere Fastenpredigten hielt. Dieselben zur G?nze oder in einer Auswahl einem l?blichen Publico durch die Druckerschw?rze vor Augen zu f?hren, beh?lt sich der Herausgeber dieses Erbauungsb?chleins f?r einen sp?teren geeigneten Zeitpunkt vor.

F?r heute wollen wir uns mit seiner ber?hmtesten Fastenpredigt begn?gen, da selbige sozusagen den festen Grundstock bildete, auf dem der hochw?rdige Pater die Legende vom heiligen B?rokrazius aufbaute.

An einem Samstag der Fastenzeit hatte sich der hochw?rdige Pater Hilarius, um sich f?r die geistigen Strapazen des darauffolgenden Sonntags zu st?rken, sieben Tiroler Speckkn?del von der beruhigenden Dimension mittlerer Kegelkugeln einverleibet. Danach verzehrte er noch einen Sch?psenbraten mit beigelegten Erd?pfeln, H?uptelsalat und ged?rrtem Zwetschgenkompott, auch eine Leibspeise von ihm, und setzte, weil aller guten Dinge drei sind, noch ein drittes Leibgericht als Kr?nung darauf. Das waren gebackene Brandstrauben. Dazu trank er anderthalb Mass Kalterer Seewein. Alles in offensichtlicher Andacht, geb?hrender Dankbarkeit f?r die wundersamen Gottesgaben und in himmlischer Ergebenheit.

Als er die letzte Straube mit dem letzten Tropfen Kalterer begossen hatte, faltete er die H?nde ?ber seinem sehr ansehnlichen B?uchlein und sprach: ,,Jetzt wohl! Gegessen w?r's und getrunken w?r's auch. Wenn's nur gepredigt auch schon w?r'!"

Dieser fromme Wunsch steigerte sich aber alsobald zu dem mannhaften Entschluss: ,,Na, wartet, euch will ich morgen ordentlich einheizen! Euch will ich sieden und braten, dass euch H?ren und Sehen vergeht! Ihr Malefiz-S?nden- und Teufelsbrateln ?bereinander!"

Add to tbrJar First Page Next Page

 

Back to top