Read Ebook: Notes and Queries Number 183 April 30 1853 A Medium of Inter-communication for Literary Men Artists Antiquaries Genealogists etc. by Various Bell George Editor
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Ebook has 445 lines and 30643 words, and 9 pages
Der Tod des Tizian. Idylle
Zwei Dichtungen von Hugo von Hofmannsthal
Im Insel-Verlag zu Leipzig
Der Tod des Tizian
Bruchst?ck. 1892
Dramatis Personae
DER PROLOG, ein Page
FILIPPO POMPONIO VECELLIO, genannt TIZIANELLO, des Meisters Sohn
GIOCONDO
DESIDERIO
GIANINO
BATISTA
ANTONIO
PARIS
LAVINIA, eine Tochter des Meisters
CASSANDRA
LISA
Spielt im Jahre 1576, da Tizian neunundneunzigj?hrig starb. Die Szene ist auf der Terrasse von Tizians Villa, nahe bei Venedig.
PROLOG
Der Prolog, ein Page, tritt zwischen dem Vorhang hervor, gr?sst artig, setzt sich auf die Rampe und l?sst die Beine ins Orchester h?ngen.
Das St?ck, ihr klugen Herrn und h?bschen Damen, Das sie heut abend vor euch spielen wollen, Hab ich gelesen. Mein Freund, der Dichter, hat mirs selbst gegeben.
Ich stieg einmal die grosse Treppe nieder In unserm Schloss, da h?ngen alte Bilder Mit sch?nen Wappen, klingenden Devisen, Bei denen mir so viel Gedanken kommen Und eine Trunkenheit von fremden Dingen, Dass mir zuweilen ist, als m?sst ich weinen ... Da blieb ich stehn bei des Infanten Bild -- Er ist sehr jung und blass und fr?h verstorben ... Ich seh ihm ?hnlich -- sagen sie -- und drum Lieb ich ihn auch und bleib dort immer stehn Und ziehe meinen Dolch und seh ihn an Und l?chle tr?b: denn so ist er gemalt: Traurig und l?chelnd und mit einem Dolch ... Und wenn es ringsum still und d?mmrig ist, So tr?um ich dann, ich w?re der Infant, Der l?ngst verstorbne traurige Infant ... Da schreckt mich auf ein leises, leichtes Gehen, Und aus dem Erker tritt mein Freund, der Dichter. Und k?sst mich seltsam l?chelnd auf die Stirn Und sagt, und beinah ernst ist seine Stimme:
>>Schauspieler deiner selbstgeschaffnen Tr?ume, Ich weiss, mein Freund, dass sie dich L?gner nennen Und dich verachten, die dich nicht verstehen, Doch ich versteh dich, o mein Zwillingsbruder.<< Und seltsam l?chelnd ging er leise fort, Und sp?ter hat er mir sein St?ck geschenkt.
Mir hats gefallen, zwar ists nicht so h?bsch Wie Lieder, die das Volk im Sommer singt, Wie h?bsche Frauen, wie ein Kind, das lacht, Und wie Jasmin in einer Delfter Vase ... Doch mir gef?llts, weils ?hnlich ist wie ich: Vom jungen Ahnen hat es seine Farben Und hat den Schmelz der ungelebten Dinge; Altkluger Weisheit voll und fr?hen Zweifels, Mit einer grossen Sehnsucht doch, die fragt.
Wie man zuweilen beim Vor?bergehen Von einem K?pfchen das Profil erhascht, -- Sie lehnt kokett verborgen in der S?nfte, Man kennt sie nicht, man hat sie kaum gesehen -- Inzwischen malt man sich in hellen Tr?umen Die S?nfte aus, die h?bsche weisse S?nfte, Und drinnen duftig zwischen rosa Seide Das blonde K?pfchen, kaum im Flug gesehn, Vielleicht ganz falsch, was tuts ... die Seele wills ... So, d?nkt mich, ist das Leben hier gemalt Mit unerfahrnen Farben des Verlangens Und stillem Durst, der sich in Tr?umen wiegt.
Sp?tsommermittag. Auf Polstern und Teppichen lagern auf den Stufen, die rings zur Rampe f?hren, Desiderio, Antonio, Batista und Paris. Alle schweigen, der Wind bewegt leise den Vorhang der T?r. Tizianello und Gianino kommen nach einer Weile aus der T?r rechts. Desiderio, Antonio, Batista und Paris treten ihnen besorgt und fragend entgegen und dr?ngen sich an sie. Nach einer kleinen Pause:
PARIS
Nicht gut?
GIANINO
mit erstickter Stimme
Sehr schlecht.
Zu Tizianello, der in Tr?nen ausbricht
Mein armer lieber Pippo!
BATISTA
Er schl?ft?
GIANINO
Nein, er ist wach und phantasiert Und hat die Staffelei begehrt.
ANTONIO
Allein Man darf sie ihm nicht geben, nicht wahr, nein?
GIANINO
Ja, sagt der Arzt, wir sollen ihn nicht qu?len Und geben, was er will, in seine H?nde.
TIZIANELLO
ausbrechend
Heut oder morgen ists ja doch zu Ende!
GIANINO
Er darf uns l?nger, sagt er, nicht verhehlen ...
PARIS
Nein, sterben, sterben kann der Meister nicht! Da l?gt der Arzt, er weiss nicht, was er spricht.
DESIDERIO
Der Tizian sterben, der das Leben schafft! Wer h?tte dann zum Leben Recht und Kraft?
BATISTA
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