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Read Ebook: With the Night Mail: A Story of 2000 A.D. (Together with extracts from the comtemporary magazine in which it appeared) by Kipling Rudyard Leyendecker Frank X Illustrator Reuterdahl Henry Illustrator

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Ebook has 390 lines and 15837 words, and 8 pages

Luisa trat in die Stube. Auf einer Zinnplatte brachte sie drei Becher, in denen der W?rzwein dampfte.

>>So! Und so!<< sagte Lewitter. Er machte von jeder Seite des Spiels f?nf Z?ge. >>Wie gef?llt euch das?<<

Meister Niklaus, seine Erregung verbergend, nickte: >>Das ist neu.<<

>>Aber sch?n!<< Der Pfarrer liess sich lachend auf den Sessel nieder. >>Was man nit allweil behaupten kann von Dingen, die neu sind.<<

Luisa hatte die Becher ausgeteilt. >>Gott soll's den Herren gesegnen.<<

Lewitter antwortete: >>Gott soll dir's danken, lieb Kind.<< Und der Pfarrer redete fr?hlich weiter: >>Wie fein das duftet! Hast du das im Kloster gelernt?<<

Ein Zornblick. >>Die frommen Schwestern haben Wasser getrunken.<<

>>Wenn du dabeigewesen bist. Was haben sie geschluckt, wenn du's nit gesehen hast?<<

Niklaus, der ein strenges Wort seiner Tochter zu bef?rchten schien, sagte rasch: >>Ich dank dir, Kind! Weiter brauchen wir nichts. Tu dich schlafen legen!<<

>>Ich muss noch schaffen.<< Sie mass den Vater mit einem Sorgenblick. >>Auch beten muss ich. Heut mehr als sonst.<< Ihre Augen glitten ?ber die beiden anderen hin. Dann ging sie.

Lewitter fl?sterte: >>Sie hat Misstrauen gegen uns.<<

>>So? Meinst du?<< Der Pfarrer schmunzelte. >>Dann hat sie ein N?sl, das so fein ist wie nett.<<

Ein bisschen unwillig sagte der Meister: >>Warum tust du sie auch allweil reizen?<<

>>Weil's hilfreich ist. Wie soll ein stilles W?sserlein sich bewegen, wenn man keinen Stein hineinwirft? Aber komm, da steht ein sch?ner Gedanke auf dem Schachbrett. Wir wollen uns freuen dran! Was Leben und Welt heisst, soll uns weit sein bis um Mitternacht.<< Der Pfarrer fasste den Becher. >>Her da! W?rmet den Herzfleck! Lasst uns anstossen als treue Bundesbr?der des duldsamen Glaubens! Auf alles Gesunde in den Menschen! Aller d?rstenden Hoffnung zum Trost! Auf den Glauben an die gute Zeit! Auf das totgeschlagene und noch allweil nit wiedergeborene Deutschland! Auf das kommende Reich, das neu und sch?n sein wird!<<

Die drei Becher klirrten ?ber den Schachfiguren gegen einander und Niklaus sagte: >>Wann wird das kommen, dass unser Volk und Reich den ersten Schrei seines neuen Lebens tut?<<

Simeon verlor das steinerne L?cheln. >>Am Erl?sungsmorgen nach einer harten, tiefen und gewaltigen Not.<<

Der Meister nickte. >>Dann haben wir Hoffnung, dass wir es noch erleben. H?rter und tiefer ist nie eine Not gewesen als die von heut!<<

>>Hart und tief!<< Die Warze im Gesicht des Pfarrers bewegte sich munter. >>Bloss das Gewaltige fehlt. Wohin man schaut, alles l?ppisch und erb?rmlich. Das neue Reich erleben wir nimmer. Komm, lass uns Freud haben am sch?nen Spiel der Stunde! Du, Nicki, mit den Weissen hast den ersten Zug!<<

Niklaus r?ckte eine Figur. >>So, mein' ich, w?r's am besten.<<

Die beiden vertieften sich in das Bild des Schachbrettes. Und Simeon verfolgte aufmerksam die Z?ge. Als Pfarrer Ludwig eine Wendung fand, die den Sieg zu seinen Gunsten vorbereitete, nickte Simeon und erhob sich. Beim Geschirrkasten f?llte er zwei langstielige Tonpfeifen mit Tabak, brannte sie an einer Kerze an und brachte sie den beiden Spielern. Er selber rauchte nicht. Um ausserhalb des Qualmes zu bleiben, den die beiden Spieler hinbliesen ?ber die Schachfiguren, r?ckte er ein St?ck vom Tische weg. Und als das Spiel dem Ende zuging, streifte er einen Schuh herunter und zog unter der eingelegten Filzsohle ein d?nnes, eng beschriebenes Blatt hervor.

>>Was Gutes?<< fragte der Pfarrer.

>>Seit langem hab ich Tieferes nit gelesen. Ich hab mir auch schon ?berlegt, wie ich's f?r euch ?bersetzen muss.<<

>>Hebr?isch? Aus deinem Talmud?<<

>>Was Besseres.<<

>>Neu? Was in dem Brief da steht, ist bald an die hundert Jahr alt. Mir ist's neu gewesen. Das Gute in der Welt hat einen langsamen Weg.<<

>>Wer hat's geschrieben?<<

>>Erst musst du es h?ren. Man soll nit den Namen vor das Werk setzen, sondern das Werk vor den Namen.<< Lewitter begann mit leiser Stimme zu lesen, w?hrend auch Meister Niklaus etwas Heimliches aus dem Unterfutter seines Kittels herausholte. Nach einer Weile schlug die alte Kastenuhr die zehnte Stunde. Sie hatte einen tiefen, dr?hnenden Ton. Dabei ?berh?rten die drei, dass an der Haust?r jemand pochte, nicht laut, doch ungeduldig.

Luisa und die Magd, beim Spinnen in der K?che drunten, vernahmen das Pochen.

Die Magd erschrak. Es war ein dreissigj?hriges, weissblondes M?del, das einen wohlgeformten K?rper und tr?umende Augen hatte, doch kein frohes Gesicht. Mit dreizehn Jahren, bei Luisas Geburt, war die Sus als Kindsm?del in des Meisters Haus gekommen. Nach dem Tode seiner Frau, als ihm die Tochter um des reinen Glaubens willen genommen wurde, hatte die Sus getreu bei dem Einsamen ausgehalten und hatte um seinetwillen ihre Jugend vers?umt, sich zerschlagen mit Eltern und Geschwistern, die es ihr nie verziehen, dass sie atmete unter dem Dach eines Verd?chtigen.

Beim Hall der pochenden Schl?ge war sie bleich geworden und hatte vor Schreck das Spinnr?dl umgeworfen.

>>Bleib, Sus! Ich geh schon!<< sagte Luisa. >>In dir ist Angst, in mir ist Gott. Drum hab ich nit Ursach, mich zu f?rchten.<<

Der da draussen musste die Stimme des M?dchens vernommen haben. Das ungeduldige Pochen wurde still.

>>Jesus!<< stammelte Sus. >>Ob's nit die Schergen sind?<<

>>Die kommen zu schlechten Menschen, nit zu uns.<< Luisa entz?ndete die Blendlaterne. >>Mag sein, man holt den Lewitter zum gn?digsten Herrn. Dem ist zuweilen in der Nacht nit gut. Die ihn verleumden, sagen: vom vielen Wein. Ich sag: von seiner schlaflosen Sorg um den reinen Glauben.<< Sie ging zur Haust?r und schob den Riegel zur?ck.

Der da draussen wollte hastig eintreten. Weil die T?r noch an einer Kette hing, ?ffnete sie sich nur um einen schmalen Spalt. W?hrend die Schneeflocken hereinwehten, fl?sterte in der Nacht eine erregte J?nglingsstimme: >>Lieb M?del! So tu doch auf!<<

Obwohl sie die Stimme gleich erkannte, fragte sie: >>Wer pocht so sp?t in der Nacht an meines Vaters Haus?<< Es klang wie Zorn aus ihren leisen Worten.

>>Einer, der es gut mit deinem Vater meint.<<

>>Mein Vater kann bauen auf Gottes Hilf. Menschenhilf braucht er nit.<<

Der da draussen schien die Geduld zu verlieren. >>Sei doch verst?ndig, M?del! Ich will deinen Vater warnen.<<

>>Der ist kein Treuloser und Unsichtbarer.<<

>>Bei Christi Leiden. Da steh ich in der Nacht und spiel um mein Leben, weil er dein Vater ist!<<

>>Kannst du spielen um dein Leben, so wird es so viel nit wert sein.<<

Ein zerbissener Laut der Sorge. Dann ein wunderlich wehes Auflachen. >>Tust du dich f?rchten? Vor mir?<<

>>F?rchten? Weil auf heiligem Kirchgang deine Augen mich beschimpft haben? So bist du. F?rchten tu ich dich nit.<< Die T?rkette klirrte, und Luisa trat in die Nacht hinaus. Mit der Linken hielt sie die T?re fest, damit der Schnee nicht hineinwehen m?chte in den Flur, mit der Rechten hob sie die Laterne.

Das Licht umgl?nzte einen Sechsundzwanzigj?hrigen in verschneiter J?gertracht. Ein junger blonder Bart umkrauste das feste, k?hne Gesicht, das so braun von der Sommersonne war, dass drei Wintermonate diese Wangen nicht hatten bleichen k?nnen. Wie hundert kleine silberne M?cken flogen die begl?nzten Schneeflocken um sein im Winde wehendes Haar und um die weitge?ffneten Augen, in denen Sorge und Sehnsucht brannten.

Die beiden schwiegen eine Sekunde lang. Dann die strenge M?dchenstimme: >>Du bist das Licht nit wert. Es hilft dir l?gen und macht dich anders als du bist! Man hat mir gesagt, du w?rst ein Unsichtbarer, wenn die Sonn am Himmel scheint. Da bleib du auch unsichtbar in der Finsternis!<<

Das Licht erlosch; nur noch ein schwarzer Schatten stand in dem weissen Gest?ber, und die ernste J?nglingsstimme klagte: >>Bist du ein lebiges Ding mit warmem Blut? Du bist wie zur Winterszeit ein kalter Stein in deiner Kirch!<< Ohne zu antworten, wollte Luisa zur?cktreten in den Flur. Da sprang er auf sie zu, umklammerte mit seiner Stahlfaust ihren Arm, hielt sie fest, wie heftig sie sich auch wehrte, zog sie so dicht an seine Brust heran, dass sie seinen heissen Atem empfand, und fl?sterte: >>Willst du deinem Vater die Hausruh wahren, so sag ihm: >Es ist ein heilig Ding, da wird ein Messer durchgestossen, noch heut in der Nacht!<<< Er drehte das Gesicht, als h?tte er ein Ger?usch geh?rt. Da draussen, im Dunkel, beim Leuthaus dr?ben, glomm es wie ein matter, gaukelnder Lichtschein auf; kaum erkennbar war es; doch die nachtgewohnten Augen des J?gers erkannten, was da kam. >>Hinauf! Zu deinem Vater!<< Mit S?tzen, wie ein gehetzter Hirsch sie macht, verschwand er.

Luisa stand im weissen Gewirbel. Nun war die Sus bei ihr und zog sie in den Flur zur?ck, verriegelte die T?r, geb?rdete sich wie eine Verst?rte und bettelte: >>Tu nit Zeit verlieren! Das musst du dem guten Herren sagen! Und tust du's nit, so spring ich selber hinauf --<<

Die Stimme der Magd war so laut geworden, dass man sie droben vernommen hatte. Niklaus kam aus der T?r gesprungen und rief ?ber das Gel?nder: >>Was ist da drunten?<<

>>Ich komm, Vater!<< Luisa huschte ?ber die Treppe hinauf. >>Einer hat gepocht an der Haust?r --<< Ein kurzes Z?gern. >>Ich mein', es ist von den S?hnen des M?lzmeisters Raurisser der ?lteste gewesen, der Leupolt.<<

>>Sag's doch!<< klang die angstvolle Stimme der Magd. >>So sag's doch dem guten Herrn!<<

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