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Read Ebook: Durch Wüste und Harem Gesammelte Reiseromane Band I by May Karl

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Ebook has 7737 lines and 146617 words, and 155 pages

Carl May's gesammelte Reiseromane.

Band I:

Durch W?ste und Harem

Reiseerlebnisse von Carl May.

Freiburg i. B. Verlag von Friedrich Ernst Fehsenfeld.

Inhalt des ersten Bandes.

Alle Rechte vorbehalten.

Vorwort.

Selbst ein treuer Leser von #Dr.# Karl May, erging es mir stets wie allen Andern, welche seine Reisewerke kennen: ich konnte das Erscheinen einer von ihm angek?ndigten neuen Arbeit immer kaum erwarten. Die Gr?nde dieser Ungeduld, welche ich bei der Lekt?re keines andern Schriftstellers in dieser Weise an mir und vielen Andern beobachtet habe, sind einesteils in den hochinteressanten Sujets, welche er w?hlt, und andernteils in der originellen und meisterhaften Weise, in welcher er sie beherrscht und behandelt, zu suchen. Bei ihm ist keine Zeile ohne Leben, ohne innere und ?ussere Bewegung. Er empfindet, denkt und berechnet auf seinen Reisen wie wenige Seinesgleichen und zwingt den Leser, mit ihm zu f?hlen, mit ihm zu denken und zu berechnen. Man lebt sich so in ihn hinein, dass man ganz und vollst?ndig sein Eigen wird.

Dazu kommt der hohe sittliche Gehalt, den alle seine Werke besitzen. Er ist, vielleicht ohne es zu beabsichtigen, ein Missionar, ein Prediger der Gottes- und der N?chstenliebe, doch besteht seine Predigt nicht in Worten, sondern in Thaten. Wie k?stlich ist's, dass sein treuer Hadschi Halef Omar ihn zum Islam bekehren will und schliesslich doch selbst Christ wird, ohne es zu ahnen! Solchen Z?gen wird man fast auf jeder Seite begegnen.

Am liebsten m?chte ich, anstatt ein Vorwort zu schreiben, gleich beginnen, den Inhalt des ganzen Werkes zu erz?hlen. Da mir dies aber nicht gestattet ist, so mag der freundliche Leser mit der n?chsten Seite beginnen. Ich bin ?berzeugt, dass er erst dann aufh?ren wird, wenn er bei der letzten angekommen ist.

Der Herausgeber und Verleger.

Erstes Kapitel.

Ein Todesritt.

>>Und ist es wirklich wahr, Sihdi, dass du ein Giaur bleiben willst, ein Ungl?ubiger, welcher ver?chtlicher ist als ein Hund, widerlicher als eine Ratte, die nur Verfaultes frisst?<<

Herr.

>>Ja.<<

>>Effendi, ich hasse die Ungl?ubigen und g?nne es ihnen, dass sie nach ihrem Tode in die Dschehenna kommen, wo der Teufel wohnt; aber dich m?chte ich retten vor dem ewigen Verderben, welches dich ereilen wird, wenn du dich nicht zum Ikrar bil Lisan, zum heiligen Zeugnisse, bekennst. Du bist so gut, so ganz anders als andere Sihdis, denen ich gedient habe, und darum werde ich dich bekehren, du magst wollen oder nicht.<<

So sprach Halef, mein Diener und Wegweiser, mit dem ich in den Schluchten und Kl?ften des Dschebel Aures herumgekrochen und dann nach dem Dra el Haua heruntergestiegen war, um ?ber den Dschebel Tarfaui nach Seddada, Kris und Dgasche zu kommen, von welchen Orten aus ein Weg ?ber den ber?chtigten Schott Dscherid nach Fetnassa und Kbilli f?hrt.

Halef war ein eigent?mliches Kerlchen. Er war so klein, dass er mir kaum bis unter die Arme reichte, und dabei so hager und d?nn, dass man h?tte behaupten m?gen, er habe ein volles Jahrzehnt zwischen den L?schpapierbl?ttern eines Herbariums in fortw?hrender Pressung gelegen. Dabei verschwand sein Gesichtchen vollst?ndig unter einem Turban, der drei volle Fuss im Durchmesser hatte, und sein einst weiss gewesener Burnus, welcher jetzt in allen m?glichen Fett- und Schmutznuancen schimmerte, war jedenfalls f?r einen weit gr?sseren Mann gefertigt worden, so dass er ihn, sobald er vom Pferde gestiegen war und nun gehen wollte, empornehmen musste wie das Reitkleid einer Dame. Aber trotz dieser ?usseren Unansehnlichkeit musste man allen Respekt vor ihm haben. Er besass einen ungemeinen Scharfsinn, viel Mut und Gewandtheit und eine Ausdauer, welche ihn die gr?ssten Beschwerden ?berwinden liess. Und da er auch ausserdem alle Dialekte sprach, welche zwischen dem Wohnsitze der U?lad Bu Seba und den Nilm?ndungen erklingen, so kann man sich denken, dass er meine vollste Zufriedenheit besass, so dass ich ihn mehr als Freund denn als Diener behandelte.

Eine Eigenschaft besass er nun allerdings, welche mir zuweilen recht unbequem werden konnte: er war ein fanatischer Muselmann und hatte aus Liebe zu mir den Entschluss gefasst, mich zum Islam zu bekehren. Eben jetzt hatte er wieder einen seiner fruchtlosen Versuche unternommen, und ich h?tte lachen k?nnen, so komisch sah er dabei aus.

Ich ritt einen kleinen, halb wilden Berberhengst, und meine F?sse schleiften dabei fast am Boden; er aber hatte sich, um seine Figur zu unterst?tzen, eine alte, d?rre, aber himmelhohe Hassi-Ferdschahn-Stute ausgew?hlt und sass also so hoch, dass er zu mir herniederblicken konnte. W?hrend der Unterhaltung war er ?usserst lebhaft; er wedelte mit den b?gellosen Beinen, gestikulierte mit den d?nnen, braunen ?rmchen und versuchte, seinen Worten durch ein so lebhaftes Mienenspiel Nachdruck zu geben, dass ich alle M?he hatte, ernst zu bleiben.

Als ich auf seine letzten Worte nicht antwortete, fuhr er fort:

>>Weisst du, Sihdi, wie es den Giaurs nach ihrem Tode ergehen wird?<<

>>Nun?<<

>>Nach dem Tode kommen alle Menschen, sie m?gen Moslemim, Christen, Juden oder etwas Anderes sein, in den Barzakh.<<

>>Das ist der Zustand zwischen dem Tode und der Auferstehung?<<

>>Ja, Sihdi. Aus ihm werden sie alle mit dem Schall der Posaunen erweckt, denn el Jaum el aakhar, der j?ngste Tag, und el Akhiret, das Ende, sind gekommen, wo dann alles zu Grunde geht, ausser el Kuhrs, der Sessel Gottes, er Ruhh, der heilige Geist, el Lauhel mafus und el Kalam, die Tafel und die Feder der g?ttlichen Vorherbestimmung.<<

>>Weiter wird nichts mehr bestehen?<<

>>Nein.<<

>>Aber das Paradies und die H?lle?<<

>>Sihdi, du bist klug und weise; du merkst gleich, was ich vergessen habe, und daher ist es jammerschade, dass du ein verfluchter Giaur bleiben willst. Aber ich schw?re es bei meinem Barte, dass ich dich bekehren werde, du magst wollen oder nicht!<<

Bei diesen Worten zog er seine Stirn in sechs drohende Falten, zupfte sich an den sieben Fasern seines Kinns, zerrte an den acht Spinnenf?den rechts und an den neun Partikeln links von seiner Nase, Summa Summarum Bart genannt, schlenkerte die Beine unternehmend in die H?he und fuhr mit der freien andern Hand der Stute so kr?ftig in die M?hne, als sei sie der Teufel, dem ich entrissen werden sollte.

Das so grausam aus seinem Nachdenken gest?rte Tier machte einen Versuch, vorn emporzusteigen, besann sich aber sofort auf die Ehrw?rdigkeit seines Alters und liess sich in seinen Gleichmut stolz zur?ckfallen. Halef aber setzte seine Rede fort:

>>Ja, Dschennet, das Paradies, und Dschehenna, die H?lle, m?ssen auch mit bleiben, denn wohin sollten die Seligen und die Verdammten sonst kommen? Vorher aber m?ssen die Auferstandenen ?ber die Br?cke Ssirath, welche ?ber den Teich Handh f?hrt und so schmal und scharf ist, wie die Schneide eines gut geschliffenen Schwertes.<<

>>Du hast noch Eins vergessen.<<

>>Was?<<

>>Das Erscheinen des Deddschel.<<

>>Wahrhaftig! Sihdi, du kennst den Kuran und alle heiligen B?cher und willst dich nicht zur wahren Lehre bekehren! Aber trage nur keine Sorge; ich werde einen gl?ubigen Moslem aus dir machen! Also vor dem Gerichte wird sich der Deddschel zeigen, den die Giaurs den Antichrist nennen, nicht wahr, Effendi?<<

>>Ja.<<

>>Dann wird ?ber jeden das Buch Kitab aufgeschlagen, in welchem seine guten und b?sen Thaten verzeichnet stehen, und die Hisab gehalten, die Musterung seiner Handlungen, welche ?ber f?nfzigtausend Jahre w?hrt, eine Zeit, welche den Guten wie ein Augenblick vergehen, den B?sen aber wie eine Ewigkeit erscheinen wird. Das ist das Hukm, das Abwiegen aller menschlichen Thaten.<<

>>Und nachher?<<

>>Nachher folgt das Urteil. Diejenigen mit ?berwiegenden guten Werken kommen in das Paradies, die ungl?ubigen S?nder aber in die H?lle, w?hrend die s?ndigen Moslemim nur auf kurze Zeit bestraft werden. Du siehst also, Sihdi, was deiner wartet, selbst wenn du mehr gute als b?se Thaten verrichtest. Aber du sollst gerettet werden, du sollst mit mir in das Dschennet, in das Paradies, kommen, denn ich werde dich bekehren, du magst wollen oder nicht!<<

Und wieder strampelte er bei dieser Versicherung so energisch mit den Beinen, dass die alte Hassi-Ferdschahn-Stute ganz verwundert die Ohren spitzte und mit den grossen Augen nach ihm zu schielen versuchte.

>>Und was harrt meiner in eurer H?lle?<< fragte ich ihn.

>>In der Dschehenna brennt das Nar, das ewige Feuer; dort fliessen B?che, welche so sehr stinken, dass der Verdammte trotz seines gl?henden Durstes nicht aus ihnen trinken mag, und dort stehen f?rchterliche B?ume, unter ihnen der schreckliche Baum Zakum, auf dessen Zweigen Teufelsk?pfe wachsen.<<

>>Brrrrrrr!<<

>>Ja, Sihdi, es ist schauderhaft! Der Beherrscher der Dschehenna ist der Strafengel Thabek. Sie hat sieben Abteilungen, zu denen sieben Thore f?hren. Im Dschehennem, der ersten Abteilung, m?ssen die s?ndhaften Moslemim b?ssen so lange, bis sie gereinigt sind; Ladha, die zweite Abteilung, ist f?r die Christen, Hothama, die dritte Abteilung, f?r die Juden, Sair, die vierte, f?r die Sabier, Sakar, die f?nfte, f?r die Magier und Feueranbeter, und Gehim, die sechste, f?r alle, welche G?tzen oder Fetische anbeten. Zaoviat aber, die siebente Abteilung, welche auch Derk Asfal genannt wird, ist die allertiefste und f?rchterlichste; sie wird alle Heuchler aufnehmen. In allen diesen Abteilungen werden die Verdammten von b?sen Geistern durch Feuerstr?me geschleppt, und dabei m?ssen sie vom Baume Zakum die Teufelsk?pfe essen, welche dann ihre Eingeweide zerbeissen und zerfleischen. O, Effendi, bekehre dich zum Propheten, damit du nur kurze Zeit in der Dschehenna zu stecken brauchst!<<

Ich sch?ttelte den Kopf und sagte:

>>Dann komme ich in unsere H?lle, welche ebenso entsetzlich ist wie die eurige.<<

>>Glaube dies nicht, Sihdi! Ich verspreche dir beim Propheten und allen Kalifen, dass du in das Paradies kommen wirst. Soll ich es dir beschreiben?<<

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