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Read Ebook: Durch Wüste und Harem Gesammelte Reiseromane Band I by May Karl

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Ebook has 7737 lines and 146617 words, and 155 pages

>>Glaube dies nicht, Sihdi! Ich verspreche dir beim Propheten und allen Kalifen, dass du in das Paradies kommen wirst. Soll ich es dir beschreiben?<<

>>Thue es!<<

>>Das Dschennet liegt ?ber den sieben Himmeln und hat acht Thore. Zuerst kommst du an den grossen Brunnen Hawus Kewser, aus welchem hunderttausende Selige zugleich trinken k?nnen. Sein Wasser ist weisser als Milch, sein Geruch k?stlicher als Moschus und Myrrha, und an seinem Rande stehen Millionen goldener Trinkschalen, welche mit Diamanten und Steinen besetzt sind. Dann kommst du an Orte, wo die Seligen auf golddurchwirkten Kissen ruhen. Sie erhalten von unsterblichen J?nglingen und ewig jungen Houris k?stliche Speisen und Getr?nke. Ihr Ohr wird ohne Aufh?ren von den Ges?ngen des Engels Israfil entz?ckt und von den Harmonien der B?ume, in denen Glocken h?ngen, welche ein vom Throne Gottes gesendeter Wind bewegt. Jeder Selige ist sechzig Ellen lang und immerfort grad dreissig Jahre alt. Unter allen B?umen aber ragt hervor der Tubah, der Baum der Gl?ckseligkeit, dessen Stamm im Palaste des grossen Propheten steht und dessen ?ste in die Wohnungen der Seligen reichen, wo an ihnen alles h?ngt, was zur Seligkeit erforderlich ist. Aus den Wurzeln des Baumes Tubah entspringen alle Fl?sse des Paradieses, in denen Milch, Wein, Kaffee und Honig str?mt.<<

Trotz der Sinnlichkeit dieser Vorstellung muss ich bemerken, dass Muhammed aus der christlichen Anschauung gesch?pft und dieselbe f?r seine Nomadenhorden umgemodelt hat. Halef blickte mich jetzt mit einem Gesichte an, in welchem sehr deutlich die Erwartung zu lesen war, dass mich seine Beschreibung des Paradieses ?berw?ltigt haben werde.

>>Nun, was meinst du jetzt?<< fragte er, als ich schwieg.

>>Ich will dir aufrichtig sagen, dass ich nicht sechzig Ellen lang werden mag; auch mag ich von den Houris nichts wissen, denn ich bin ein Feind aller Frauen und M?dchen.<<

>>Warum?<< fragte er ganz erstaunt.

>>Weil der Prophet sagt: >Des Weibes Stimme ist wie der Gesang des B?lb?l, aber ihre Zunge ist voll Gift wie die Zunge der Natter.< Hast du das noch nicht gelesen?<<

Nachtigall.

>>Ich habe es gelesen.<<

Er senkte den Kopf; ich hatte ihn mit den Worten seines eigenen Propheten geschlagen. Dann fragte er mit etwas weniger Zuversichtlichkeit:

>>Ist nicht trotzdem unsere Seligkeit sch?n? Du brauchst ja keine Houri anzusehen!<<

>>Ich bleibe ein Christ!<<

>>Aber es ist nicht schwer, zu sagen: La Illa illa Allah, we Muhammed Resul Allah!<<

>>Ist es schwerer, zu beten: Ja abana 'Iledsi, fi 's - semavati, jata - haddeso 'smoka?<<

Er blickte mich zornig an.

>>Ich weiss es wohl, dass Isa Ben Marryam, den ihr Jesus nennt, euch dieses Gebet gelehrt hat; ihr nennt es das Vaterunser. Du willst mich stets zu deinem Glauben bekehren, aber denke nur nicht daran, dass du mich zu einem Abtr?nnigen vom Tauhid, dem Glauben an Allah, machen wirst!<<

Ich hatte schon mehrmals versucht, seinem Bekehrungsversuche den meinigen entgegen zu stellen. Zwar war ich von der Fruchtlosigkeit desselben vollst?ndig ?berzeugt, aber es war das einzige Mittel, ihn zum Schweigen zu bringen. Das bew?hrte sich auch jetzt wieder.

>>So lass mir meinen Glauben, wie ich dir den deinigen lasse!<<

Er knurrte auf diese meine Worte etwas vor sich hin und brummte dann:

>>Aber ich werde dich dennoch bekehren, du magst wollen oder nicht. Was ich einmal will, das will ich, denn ich bin der Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah!<<

Mekkapilger.

>>So bist du also der Sohn Abul Abbas', des Sohnes Dawud al Gossarah?<<

>>Ja.<<

>>Und beide waren Pilger?<<

>>Ja.<<

>>Auch du bist ein Hadschi?<<

>>Ja.<<

>>So waret ihr alle Drei in Mekka und habt die heilige Kaaba gesehen?<<

>>Dawud al Gossarah nicht.<<

>>Ah! Und dennoch nennst du ihn einen Hadschi?<<

>>Ja denn er war einer. Er wohnte am Dschebel Schur-Schum und machte sich als J?ngling auf die Pilgerreise. Er kam gl?cklich ?ber el Dschuf, das man den Leib der W?ste nennt; dann aber wurde er krank und musste am Brunnen Trasah zur?ckbleiben. Dort nahm er ein Weib und starb, nachdem er seinen Sohn Abul Abbas gesehen hatte. Ist er nicht ein Hadschi, ein Pilger, zu nennen?<<

>>Hm! Aber Abul Abbas war in Mekka?<<

>>Nein.<<

>>Und auch er ist ein Hadschi?<<

>>Ja. Er trat die Pilgerfahrt an und kam bis in die Ebene Admar, wo er zur?ckbleiben musste.<<

>>Warum?<<

>>Er erblickte da Amareh, die Perle von Dschuneth, und liebte sie. Amareh wurde sein Weib und gebar ihm Halef Omar, den du hier neben dir siehst. Dann starb er. War er nicht ein Hadschi?<<

>>Hm! Aber du selbst warst in Mekka?<<

>>Nein.<<

>>Und nennst dich dennoch einen Pilger!<<

>>Ja. Als meine Mutter tot war, begab ich mich auf die Pilgerschaft. Ich zog gen Aufgang und Niedergang der Sonne; ich ging nach Mittag und nach Mitternacht; ich lernte alle Oasen der W?ste und alle Orte ?gyptens kennen; ich war noch nicht in Mekka, aber ich werde noch dorthin kommen. Bin ich also nicht ein Hadschi?<<

>>Hm! Ich denke, nur wer in Mekka war, darf sich einen Hadschi nennen?<<

>>Eigentlich, ja. Aber ich bin ja auf der Reise dorthin!<<

>>M?glich! Doch du wirst auch irgendwo eine sch?ne Jungfrau finden und bei ihr bleiben; deinem Sohne wird es ebenso gehen, denn dies scheint euer Kismet zu sein, und dann wird nach hundert Jahren dein Urenkel sagen: >>Ich bin Hadschi Mustafa Ben Hadschi Ali Assabeth Ibn Hadschi Sa?d al Hamza Ben Hadschi Schehab Tofa?l Ibn Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah,<< und keiner von all diesen sieben Pilgern wird Mekka gesehen haben und ein echter, wirklicher Hadschi geworden sein. Meinst du nicht?<<

So ernst er sonst war, er musste dennoch ?ber diese kleine, unsch?dliche Malice lachen. Es giebt unter den Muhammedanern sehr, sehr Viele, die sich, besonders dem Fremden gegen?ber, als Hadschi geb?rden, ohne die Kaaba gesehen, den Lauf zwischen Ssafa und Merweh vollbracht zu haben, in Arafah gewesen und in Minah geschoren und rasiert worden zu sein. Mein guter Halef f?hlte sich geschlagen, aber er nahm es mit guter Miene hin.

>>Sihdi,<< fragte er kleinlaut, >>wirst du es ausplaudern, dass ich noch nicht in Mekka war?<<

>>Ich werde nur dann davon sprechen, wenn du wieder anf?ngst, mich zum Islam zu bekehren; sonst aber werde ich schweigen. Doch schau, sind das nicht Spuren im Sande?<<

Wir waren schon l?ngst in das Wadi Tarfaui eingebogen und jetzt an eine Stelle desselben gekommen, an welcher der W?stenwind den Flugsand ?ber die hohen Felsenufer hinabgetrieben hatte. In diesem Sande war eine sehr deutliche F?hrte zu erkennen.

Thal, Schlucht.

>>Hier sind Leute geritten,<< meinte Halef unbek?mmert.

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