Read Ebook: Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Dritter Band by Macaulay Thomas Babington Macaulay Baron Beseler Wilhelm Translator
Font size:
Background color:
Text color:
Add to tbrJar First Page Next Page
Ebook has 399 lines and 96265 words, and 8 pages
h Schlimmeres sei und dass bei all seinem Eifer f?r die b?rgerliche Freiheit die Heiligen wohl daran thun w?rden, jeden Umgang mit ihm zu vermeiden.
Nathaniel Wade war ebenfalls Jurist, wie Ayloffe. Er hatte lange in Bristol gewohnt und war in seiner Umgebung als ein heftiger Republikaner gepriesen worden. Einmal hatte er sich vorgenommen, nach New-Jersey auszuwandern, wo er Institutionen zu finden hoffte, die seinem Geschmacke besser zusagten als die englischen. Seine Th?tigkeit bei den Parlamentswahlen hatten die Aufmerksamkeit einiger vornehmen Whigs auf ihn gelenkt, sie bedienten sich seiner als Anwalt und zogen ihn endlich zu ihren geheimsten Berathungen. Er war bei dem Insurrectionsplane stark betheiligt und hatte es unternommen, sich in seiner eignen Stadt an die Spitze eines Aufstandes zu stellen. Ebenso war er in das verwerflichere Complot gegen das Leben Karl's und Jakob's eingeweiht gewesen, aber er erkl?rte stets, dass er zwar davon gewusst, es aber durchaus verabscheut und sogar versucht habe, seine Mitverschwornen von der Ausf?hrung ihres Planes abzubringen. F?r einen zu b?rgerlichen Berufsgesch?ften herangebildeten Mann besass Wade in seltenem Masse die Umsicht und Energie, welche die Haupterfordernisse eines guten Soldaten sind. Leider aber erwiesen sich seine Grunds?tze und sein Muth nicht stark genug, um ihn nach beendetem Kampfe, als er im Gef?ngniss zwischen Tod und Schande zu w?hlen hatte, aufrecht zu erhalten.
Ein andrer Fl?chtling war Richard Goodenough, der fr?her Untersheriff von London gewesen war. Diesen Mann hatte seine Partei lange zu Dienstleistungen nicht sehr ehrenwerther Art benutzt, besonders wenn es darauf ankam, Geschworne zu w?hlen, von denen man hoffen durfte, dass sie bei politischen Prozessen nicht allzu gewissenhaft sein w?rden. Er war tief verwickelt gewesen in die schwarzen und blutigen Anschl?ge des Whigcomplots, welche vor den achtungswertheren Whigs sorgf?ltig geheim gehalten wurden. Bei ihm konnte man nicht als mildernden Umstand anf?hren, dass er durch ?bergrossen Eifer f?r das Gemeinwohl irre geleitet worden sei, denn wir werden sp?ter sehen, dass er, nachdem er eine edle Sache durch seine Verbrechen gesch?ndet, sie schliesslich verrieth, um der wohlverdienten Strafe zu entgehen.
Ein ganz andrer Character war Richard Rumbold. Er war Offizier in Cromwell's Leibregiment gewesen, hatte am Tage der grossen Hinrichtung das Schaffot vor dem Bankethause bewacht, bei Dunbar und Worcester gefochten und stets in hohem Grade die Eigenschaften gezeigt, durch welche sich das unbesiegbare Heer, in dem er diente, auszeichnete: einen unersch?tterlichen Muth, eine gl?hende Begeisterung, sowohl in politischer als in religi?ser Hinsicht, und neben dieser Begeisterung doch die ganze Kraft der Selbstbeherrschung, welche M?nnern eigen ist, die in wohldisciplinirten Lagern befehlen und gehorchen gelernt haben. Nach erfolgter Aufl?sung der republikanischen Armee wurde Rumbold M?lzer und betrieb sein Gesch?ft unweit Hoddesdon in dem Hause, von dem das Ryehousecomplot seinen Namen hat. Bei den Berathungen der Heftigsten und R?cksichtslosesten unter den Missvergn?gten war vorgeschlagen, doch nicht definitiv beschlossen worden, dass bewaffnete M?nner in das Roggenhaus gelegt werden sollten, um die Eskorte anzugreifen, welche Karl und Jakob von Newmarket nach London begleitete. An diesen Berathungen hatte Rumbold einen Antheil genommen, von dem er mit Abscheu zur?ckgebebt sein w?rde, w?re nicht durch den Parteigeist sein heller Verstand umnebelt und sein m?nnliches Herz verdorben gewesen.
Hoch erhaben ?ber die bis jetzt angef?hrten Verbannten war Ford Grey, Lord Grey von Mark. Er war ein eifriger Exclusionist gewesen, hatte Antheil an dem Insurrectionsplane gehabt und war in den Tower gesperrt worden, wo es ihm jedoch gelang, seine W?chter betrunken zu machen und auf das Festland zu entkommen. Er besass hervorragende Talente und gewinnende Manieren, aber ein grosses h?usliches Verbrechen warf einen Flecken auf sein Leben. Seine Gattin war eine Tochter des edlen Hauses Berkeley, und ihre Schwester, Lady Henriette Berkeley, durfte mit ihm, als mit einem Blutsverwandten, verkehren und correspondiren. So entstand eine verh?ngnissvolle Zuneigung. Der lebhafte Geist und die heftige Leidenschaft der Lady Henriette durchbrach alle Schranken der Tugend und Schicklichkeit und eine skandal?se Entf?hrung enth?llte dem ganzen K?nigreiche die Schande zweier vornehmen Familien. Grey nebst einigen von den Helfershelfern, die ihm bei seinem Liebeshandel gedient hatten, wurden unter der Anklage einer Verbindung zu gesetzwidrigem Zwecke vor Gericht gestellt und es ereignete sich vor den Schranken der Kings Bench eine in den Annalen unsrer Justiz ohne Beispiel dastehende Scene. Der Verf?hrer erschien mit frecher Stirn in Begleitung seiner Geliebten, und selbst in diesem unerh?rten Falle wichen die grossen whiggistischen Lords nicht von der Seite ihres Freundes. Die, welche er beleidigt, standen ihm gegen?ber und wurden durch seinen Anblick zu Zornesausbr?chen gereizt. Der alte Earl von Berkeley ?berh?ufte die ungl?ckliche Henriette mit Vorw?rfen und Verw?nschungen. Die Gr?fin gab unter h?ufigem Schluchzen ihre Zeugenaussage ab und fiel endlich in Ohnmacht. Die Geschwornen sprachen das >>Schuldig<< aus. Als der Gerichtshof die Sitzung aufhob, forderte Lord Berkeley alle seine Freunde auf, dass sie ihm beistehen m?chten, seine Tochter zu ergreifen; die Anh?nger Grey's schaarten sich um Letztere, auf beiden Seiten wurden Schwerter gezuckt, es entspann sich ein Gefecht in Westminster Hall und nur mit M?he gelang es den Richtern und Gerichtsdienern, die Streitenden zu trennen. In unsrer Zeit w?rde ein solcher Prozess den Ruf eines der ?ffentlichkeit angeh?renden Mannes sch?nden; damals aber war der Massstab der Moralit?t unter den Grossen so niedrig und die Parteiwuth so heftig, dass Grey nach wie vor bedeutenden Einfluss hatte, wenn auch die Puritaner, welche einen ansehnlichen Theil der Whigpartei bildeten, ihm mit einiger K?lte begegneten.
Eine Seite von dem Character, oder man sollte vielleicht eher sagen von dem Schicksale Grey's verdient besondere Erw?hnung: man musste zugestehen, dass er ?berall, auf dem Schlachtfelde ausgenommen, einen hohen Grad von Muth bewies. Mehr als einmal zwang sein w?rdevolles Benehmen und die vollkommene Beherrschung aller seiner F?higkeiten in schwierigen Lagen, wo sein Leben und seine Freiheit auf dem Spiele standen, selbst Diejenigen zu lobender Anerkennung, die ihn weder liebten noch achteten. Als Soldat jedoch zog er sich, vielleicht weniger durch eigne Schuld als durch ungl?cklichen Zufall den entehrenden Vorwurf pers?nlicher Feigheit zu.
In dieser Beziehung war er ganz verschieden von seinem Freunde, dem Herzoge von Monmouth. Monmouth war tapfer und unerschrocken auf dem Schlachtfelde, sonst aber ?berall weibisch und zaghaft. Seine Geburt, sein pers?nlicher Muth und sein einnehmendes ?ussere hatten ihm eine Stellung verschafft, f?r die er sich durchaus nicht eignete. Nachdem er den Untergang der Partei, deren nominelles Oberhaupt er gewesen war, mit angesehen, hatte er sich nach Holland zur?ckgezogen. Der Prinz und die Prinzessin von Oranien erblickten nicht mehr einen Nebenbuhler ihn ihm, und sie gew?hrten ihm daher eine gastliche Aufnahme, denn sie hofften, sich durch freundliche Behandlung des Herzogs Anspruch auf den Dank seines Vaters zu erwerben. Sie wussten, dass die v?terliche Zuneigung noch nicht erloschen war, dass Monmouth noch immer im Geheimen Geldunterst?tzungen von Whitehall erhielt und dass Karl es sehr ungn?dig aufnahm, wenn Jemand von seinem Sohne ?bles sprach, in der Hoffnung, sich dadurch bei ihm beliebt zu machen. Man hatte den Herzog in der Erwartung best?rkt, dass er, wenn anders er keine neue Veranlassung zu Missfallen gab, bald in sein Vaterland zur?ckgerufen und in alle seine Ehrenstellen und Befehlshaberposten wieder eingesetzt werden w?rde. Von solchen Erwartungen beseelt, war er w?hrend des verflossenen Winters der Lebensnerv des Haags gewesen. Auf einer Reihe von B?llen in dem pr?chtigen Oraniensaale, dessen W?nde in dem herrlichsten Farbenreichthum eines Jordaens und Hondthorst prangen, hatte er die hervorragendste Figur gespielt. Er hatte die holl?ndischen Damen mit dem englischen Contretanz bekannt gemacht und seinerseits von ihnen auf den Kan?len Schlittschuh laufen gelernt. Die Prinzessin hatte ihn bei seinen Ausfl?gen auf dem Eise begleitet, und es hatte oft die Verwunderung und die Heiterkeit der ausw?rtigen Gesandten erregt, wenn sie dort, in k?rzeren R?cken, als sie in der Regel von so vornehmen, das strengste Decorum beobachtenden Damen getragen wurden, auf einem Beine dahinglitt. Der Einfluss des bezaubernden Engl?nders schien den d?stern Ernst, der den Hof des Statthalters characterisirte, verscheucht zu haben, und selbst der finstre, gedankenvolle Wilhelm wurde heiterer gestimmt, wenn sein gl?nzender Gast erschien.
Inzwischen vermied Monmouth sorgf?ltig Alles, was an dem Orte, von woher er Schutz erwartete, Anstoss erregen konnte. Er verkehrte ?berhaupt mit wenigen Whigs und gar nicht mit den heftigen M?nnern, welche in den schlimmsten Theil des Whigcomplots verwickelt gewesen waren. Daher beschuldigten ihn seine ehemaligen Gesinnungsgenossen laut der Unbest?ndigkeit und Undankbarkeit.
Von keinem der Verbannten wurde diese Anklage mit gr?sserer Heftigkeit und Bitterkeit erhoben, als von Robert Ferguson, dem Judas in Dryden's grosser Satire. Ferguson war ein Schotte von Geburt, aber er hatte lange in England gelebt. Zur Zeit der Restauration bekleidete er eine Pfarrstelle in Kent. Er war als Presbyterianer erzogen, die Presbyterianer aber hatten ihn aus ihrer Mitte gestossen und er war zu den Independenten ?bergegangen. Dann war er Vorsteher einer von den Dissenters in Islington errichteten Akademie gewesen, welche mit der Westminsterschule und dem Charterhouse concurriren sollte, und hatte bei einer Versammlung in Moorfields vor einem grossen Zuh?rerkreise gepredigt. Auch hatte er einige theologische Abhandlungen geschrieben, die sich vielleicht noch in den staubigen Winkeln einiger alten Bibliotheken finden; aber obgleich er best?ndig Bibelstellen im Munde f?hrte, so ?berzeugte sich doch Jeder, der in Geldangelegenheiten mit ihm zu thun bekam, sehr bald, dass er nichts als ein Schwindler war.
Endlich entzog er der Theologie fast ganz seine Aufmerksamkeit, um sie dem schlechtesten Theile der Politik zuzuwenden. Er geh?rte zu der Klasse, die ein Gesch?ft daraus machen, erbitterten Parteien in unruhigen Zeiten Dienste zu leisten, vor denen der Rechtschaffene aus Abscheu, der Kluge aus Furcht zur?ckschreckt, zur Klasse der fanatischen Schurken. Er war heftig, b?sartig, unempf?nglich f?r die Wahrheit, ohne Gef?hl f?r die Schande, von uners?ttlicher Ruhmsucht erf?llt, fand an Intriguen, Aufruhr und Unheil lediglich um ihrer selbst willen Vergn?gen und arbeitete viele Jahre in den dunkelsten Minen des Parteiwesens. Er lebte unter Pasquillanten und falschen Zeugen, verwaltete eine geheime Kasse, aus welcher Agenten besoldet wurden, die zu schlecht waren, als dass man sie h?tte anerkennen d?rfen, und war Vorsteher einer geheimen Druckerei, aus der fast t?glich anonyme Pamphlets hervorgingen. Er r?hmte sich, dass er Schm?hschriften um die Terrasse von Windsor herum ausgestreut und selbst unter das Kopfkissen des K?nigs gebracht habe. Bei solcher Lebensweise musste er zu allerhand Listen seine Zuflucht nehmen, musste mehrere Namen f?hren und hatte einmal in vier verschiedenen Stadttheilen Londons vier verschiedene Wohnungen. Bei dem Ryehousecomplot war er stark betheiligt und man hat Grund zu der Vermuthung, dass er der erste Urheber der blutigen Anschl?ge war, welche die ganze Whigpartei so sehr in Misscredit brachten. Als die Verschw?rung entdeckt war und seinen Genossen bange wurde, nahm er lachend Abschied von ihnen, indem er ihnen sagte, sie w?ren Neulinge, er sei an Flucht, Verstecke und Verkleidung gew?hnt und werde Zeit seines Lebens nie aufh?ren, zu conspiriren. Er entkam auf den Continent, aber selbst dort schien er nicht sicher zu sein. Die englischen Gesandten an den ausw?rtigen H?fen waren angewiesen, ein scharfes Auge auf ihn zu haben, und die Regierung versprach Demjenigen, der ihn ergreifen w?rde, eine Belohnung von f?nfhundert Pistolen. Es war ihm auch nicht leicht, unbemerkt zu bleiben, denn sein breiter schottischer Accent, seine lange und hagere Gestalt, seine hohlen Wangen, seine best?ndig von der Perr?cke beschatteten stechenden Augen, sein von einem Hautausschlage ger?thetes Gesicht, sein gekr?mmter R?cken und sein eigenth?mlich wiegender Gang machten ihn ?berall, wo er sich zeigte, zu einer auffallenden Erscheinung. Aber obgleich er anscheinend mit ganz besondrem Eifer verfolgt wurde, so raunte man sich doch im Stillen zu, dass dieser Eifer eben nur scheinbar sei und dass die Gerichtsbeamten geheimen Befehl h?tten, ihn nicht zu sehen. Es l?sst sich kaum bezweifeln, dass er wirklich ein erbitterter Unzufriedener war, aber man hat starken Grund, zu vermuthen, er habe f?r seine Sicherheit dadurch gesorgt, dass er in Whitehall vorgab, ein Spion gegen die Whigs zu sein und dass er der Regierung eben nur so viele Mittheilungen zukommen liess, als zur Aufrechterhaltung seines Credits gen?gten. Diese Annahme erkl?rt auf die einfachste Weise das, was seinen Gesinnungsgenossen als eine unnat?rliche Sorglosigkeit und Tollk?hnheit erschien. Da ihm selbst nichts geschehen konnte, stimmte er jedesmal f?r den gewaltth?tigsten und gef?hrlichsten Weg und l?chelte mitleidig ?ber den Kleinmuth von M?nnern, welche die schmachvolle Vorsichtsmassregel, auf die er sich verliess, nicht getroffen hatten, und die sich daher zweimal besannen, ehe sie ihr Leben und Alles, was ihnen noch theurer war als das Leben, auf eine Karte setzten.
Sobald er in den Niederlanden angekommen war, begann er ?ber neue Pl?ne gegen die englische Regierung zu br?ten und fand unter seinen Mitverbannten M?nner, die seinen b?sen Rathschl?gen ein geneigtes Ohr liehen. Monmouth hielt sich indess beharrlich fern von ihm, und ohne Beih?lfe der ausgedehnten Popularit?t des Herzogs war unm?glich etwas auszurichten. Aber die Ungeduld und Tollk?hnheit der Verbannten waren so gross, dass sie sich nach einem andren F?hrer umsahen. Sie schickten eine Gesandtschaft an den einsamen Ort am Ufer des Genfer Sees, wo Edmund Ludlow, einst ein ausgezeichneter Anf?hrer in der Parlamentsarmee und ein hervorragendes Mitglied des hohen Gerichtshofes, sich schon seit vielen Jahren vor der Rache der wiedereingesetzten Stuarts verborgen hielt. Der ernste greise Rebell weigerte sich jedoch, seine Einsiedelei zu verlassen. Er habe das Seinige gethan, sagte er; wenn England noch zu retten sei, so m?sse es durch j?ngere M?nner geschehen.
Die unerwartete Erledigung der Krone ver?nderte die Gestalt der Dinge. Jede Hoffnung auf friedliche R?ckkehr in ihr Vaterland, welche die verbannten Whigs vielleicht noch hegten, wurde durch den Tod eines sorglosen und gutm?thigen F?rsten und durch die Thronbesteigung eines in jeder Beziehung, ganz besonders aber in der Rache ungemein hartn?ckigen Prinzen vernichtet. Ferguson war in seinem Elemente. So vollst?ndig ihm altes Talent als Schriftsteller und Staatsmann fehlte, in so hohem Grade besass er dagegen die nicht beneidenswerthen Eigenschaften eines Versuchers. So eilte er jetzt mit der t?ckischen Gesch?ftigkeit und Gewandtheit eines b?sen Geistes von einem Verbannten zum andren, fl?sterte jedem etwas ins Ohr und erregte in jeder Brust rachs?chtige Wuth und wilde Begierden.
Jetzt hoffte er auch von Neuem, dass es ihm doch noch gelingen werde, Monmouth zu verf?hren. Die Lage dieses ungl?cklichen jungen Mannes war eine ganz andre geworden. W?hrend er im Haag tanzte und Schlittschuh lief und jeden Tag die Einladung zur R?ckkehr nach London erwartete, st?rzte ihn die Nachricht von seines Vaters Tode und von seines Oheims Thronbesteigung pl?tzlich ins tiefste Elend. Die in seiner N?he Wohnenden konnten in der Nacht nach der Ankunft dieser Schreckensbotschaft seine Seufzer und sein lautes Jammergeschrei h?ren. Er verliess am folgenden Tage den Haag, nachdem er sowohl dem Prinzen als auch der Prinzessin von Oranien sein Ehrenwort gegeben, dass er durchaus nichts gegen die englische Regierung unternehmen werde, und nachdem sie ihn mit Geld zur Bestreitung seiner dringendsten Bed?rfnisse versehen hatten.
Monmouth's Aussichten waren nicht gl?nzend. Es war nicht wahrscheinlich, dass er aus der Verbannung zur?ckgerufen werden w?rde, und auf dein Festlande konnte er nicht l?nger inmitten des Glanzes und der Festlichkeiten eines Hofes leben. Seine Verwandten im Haag scheinen ihn wirklich zugethan gewesen zu sein, aber sie konnten ihn fernerhin nicht offen besch?tzen, ohne ernste Gefahr, einen Bruch zwischen England und Holland dadurch herbeizuf?hren. Wilhelm machte ihm einen gutgemeinten und verst?ndigen Vorschlag. Der Krieg zwischen dem Kaiser und den T?rken, welcher damals in Ungarn w?thete, wurde von ganz Europa mit fast eben so grossem Interesse verfolgt, als f?nfhundert Jahre fr?her die Kreuzz?ge. Viele tapfere Edelleute, Protestanten sowohl als Katholiken, fochten als Freiwillige f?r die gemeinschaftliche Sache des Christenthums. Der Prinz rieth Monmouth, sich in das kaiserliche Lager zu begeben, und versicherte ihn, dass es ihm dann nicht an Mitteln fehlen solle, um mit dem eines vornehmen Engl?nders w?rdigem Glanze aufzutreten. Dies war ein vortrefflicher Rath; der Herzog aber konnte sich nicht dazu entschliessen. Er begab sich nach Br?ssel, begleitet von Henriette Wentworth, Baronesse Wentworth von Nettlestede, einem Fr?ulein von hoher Geburt und grossem Verm?gen, die ihn leidenschaftlich liebte, ihm ihre jungfr?uliche Ehre und die Aussicht auf eine gl?nzende Verbindung aufgeopfert hatte, ihm in's Exil gefolgt war und die er vor Gott als seine rechtm?ssige Gattin betrachtete. Unter dem wohlthuenden Einflusse der weiblichen Freundschaft heilten auch bald die Wunden seines zerrissenen Herzens. Es schien, als h?tte er in der stillen Zur?ckgezogenheit das Gl?ck gefunden und vergessen, dass er einst die Zierde eines gl?nzenden Hofes und das Oberhaupt einer m?chtigen Partei gewesen war, dass er Armeen befehligt und selbst nach dem Besitze eines Thrones gestrebt hatte.
Doch man g?nnte ihm die Ruhe nicht. Ferguson wendete alle seine Versuchungsk?nste an. Grey, der nicht wusste, woher er noch eine Pistole nehmen sollte und der daher zu jedem, wenn auch noch so verzweifelten Unternehmen bereit war, unterst?tzte Ferguson. Man liess seinen Kunstgriff unversucht, um Monmouth aus seiner Zur?ckgezogenheit hervorzulocken. Auf die ersten Einladungen, die er von seinem ehemaligen Bundesgenossen erhielt, antwortete er ablehnend. Er erkl?rte die Schwierigkeiten einer Landung in England f?r un?berwindlich, versicherte, er sei des ?ffentlichen Lebens ?berdr?ssig, und bat darum, dass man ihn im ungest?rten Genusse seines neugefundenen Gl?cks lassen m?ge. Doch er war nicht der Mann, der geschicktem und anhaltendem Dr?ngen lange widerstehen konnte. Auch sagt man, dass er durch den n?mlichen m?chtigen Einfluss, der ihm seine Zur?ckgezogenheit so angenehm machte, ?berredet worden sei, dieselbe wieder aufzugeben. Lady Wentworth wollte ihn als K?nig sehen. Ihre Eink?nfte, ihre Juwelen und ihr Credit wurden ihm zur Verf?gung gestellt, und obwohl Monmouth's Verstand nicht ?berzeugt war, so hatte er doch nicht die Kraft, solchen Bitten zu widerstehen.
Die englischen Verbannten empfingen ihn mit grosser Freude und erkannten ihn einhellig als ihr Oberhaupt an. Allein es gab noch eine andre Klasse von Emigranten, welche nicht gemeint waren, seinen Befehlen zu gehorchen. Regierungsfehler, wie der s?dliche Theil unsrer Insel sie nie gekannt, hatte viele Fl?chtlinge, deren massloser politischer und religi?ser Eifer im Verh?ltniss zu den Bedr?ckungen stand, die sie erduldet, aus Schottland auf den Continent getrieben. Diese M?nner aber hatten keine Lust, einem englischen Anf?hrer zu folgen. Ihr engherziger Nationalstolz verleugnete sich selbst in Armuth und Verbannung nicht, und sie wollten es nicht zugeben, dass ihr Vaterland in ihrer Person zu einer Provinz erniedrigt w?rde.
Dies war seine politische Laufbahn gewesen, bis der Herzog von York, mit der ganzen Autorit?t eines K?nigs bekleidet, nach Edinburg kam. Der despotische Vicek?nig ?berzeugte sich bald, dass er von Argyle keine ungetheilte Unterst?tzung zu erwarten hatte. Da der m?chtigste Edelmann des K?nigreichs nicht gewonnen werden konnte, hielt man es f?r n?thig, ihn aus dem Wege zu r?umen. Zu dem Ende wurde er auf Verdachtgr?nde hin, welche so unhaltbar waren, dass der Geist der Parteilichkeit und Chikane selbst sich ihrer sch?mte, wegen Hochverraths in Untersuchung gezogen, ?berf?hrt und zum Tode verurtheilt. Die Anh?nger der Stuarts versicherten sp?ter, man habe nie beabsichtigt, dieses Urtheil zu vollziehen, und die Anklage habe nur den Zweck gehabt, um ihn durch die Angst zur Abtretung seiner ausgedehnten Jurisdiction in den Hochlanden zu bewegen. Es l?sst sich jetzt nicht mehr bestimmen, ob Jakob, wie seine Feinde argw?hnten, die Absicht hatte, einen Mord zu begehen, oder nur, wie seine Freunde behaupteten, durch die Androhung eines Mordes ein Zugest?ndniss zu erpressen. >>Ich kenne das schottische Recht nicht<<, sagte Halifax zum K?nig Karl; >>soviel aber weiss ich, dass wir hier in England aus Gr?nden wie die, auf welche hin Mylord Argyle verurtheilt worden ist, keinen Hund h?ngen w?rden.<<
Argyle entkam verkleidet nach England und begab sich von da nach Friesland. In dieser entlegenen Provinz hatte sein Vater ein kleines Gut gekauft, das der Familie in b?rgerlichen Unruhen als Zufluchtsort dienen sollte. Unter den Schotten hiess es, dass dieser Ankauf in Folge der Prophezeiung eines celtischen Sehers geschehen sei, dem die Offenbarung geworden, dass Mac Callum More dereinst von seinem alten Stammsitze in Inverary vertrieben werden w?rde. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass der kluge Marquis mehr durch die Zeichen der Zeit als durch die Visionen eines Propheten gewarnt wurde. In Friesland lebte Earl Archibald einige Zeit so ruhig, dass es nicht allgemein bekannt wurde, wohin er geflohen war. Er unterhielt an seinem Zufluchtsorte einen regelm?ssigen Briefwechsel mit seinen Freunden in Grossbritannien, nahm Theil an der Whigverschw?rung und entwarf mit den Oberh?uptern dieser Verschw?rung den Plan zu einem Einfall in Schottland. In Folge der Entdeckung des Ryehousecomplots gab er diesen Plan auf; nach der Erledigung der Krone aber wurde derselbe wieder ein Gegenstand seines Nachdenkens.
W?hrend seines Aufenthalts auf dem Continent hatte er ?ber religi?se Fragen mehr nachgedacht, als in den vergangenen Jahren seines Lebens. Dieses Nachdenken hatte in einer Beziehung verderblich auf seinen Geist eingewirkt. Seine Vorliebe f?r die synodalische Form der Kirchenverfassung stieg jetzt bis zur Bigotterie. Wenn er bedachte, wie lange er sich dem eingef?hrten Gottesdienste unterworfen hatte, ward er von Scham und Reue ergriffen und zeigte sich nur zu sehr geneigt, seine Abtr?nnigkeit durch Gewaltschritte und Unduldsamkeit wieder gut zu machen. Bald fand er indess Gelegenheit zu beweisen, dass seine Furcht vor einer h?heren Macht und seine Liebe zu derselben ihn zu den furchtbarsten K?mpfen gest?hlt hatte, durch welche die menschliche Natur gepr?ft werden kann.
F?r seine Leidensgef?hrten war sein Beistand vom h?chsten Gewicht. Obgleich ge?chtet und gefl?chtet, war er doch in gewissem Sinne noch der m?chtigste Unterthan des britischen Reiches. An Reichthum stand er wahrscheinlich, selbst vor seiner Verurtheilung, nicht nur dem hohen englischen Adel, sondern auch manchem beg?terten Squire von Kent und Norfolk nach. Aber sein patriarchalisches Ansehen, ein Ansehen, das kein Reichthum geben und keine Verurteilung entziehen konnte, machte ihn als Oberhaupt eines Aufstandes wahrhaft furchtbar. Kein s?dlicher Lord h?tte darauf rechnen k?nnen, dass wenn er es wagen w?rde, sich der Regierung zu widersetzen, auch nur seine Wildh?ter und J?ger treu zu ihm gestanden w?ren. Ein Earl von Bedford oder ein Earl von Devonshire konnte sich nicht anheischig machen, zehn Mann ins Feld zu stellen. Mac Callum More dagegen konnte, obgleich ohne Mittel und seines Earlthums beraubt, jeden Augenblick einen ernsten B?rgerkrieg hervorrufen. Er brauchte sich nur auf der K?ste von Lorn zu zeigen und binnen wenigen Tagen hatte er eine Armee um sich versammelt. Die bewaffnete Macht, die er unter g?nstigen Verh?ltnissen ins Feld stellen konnte, belief sich auf f?nftausend Streiter, die ihm unbedingt gehorchten, an den Gebrauch des Schildes und des breiten Schwertes gew?hnt waren, einen Kampf mit regul?ren Truppen selbst im offenen Felde nicht scheuten und solchen Truppen vielleicht in den Eigenschaften ?berlegen waren, welche zur Vertheidigung in Nebel geh?llter und von reissenden Giessb?chen zerkl?fteter rauher Gebirgsp?sse erforderlich sind. Was eine solche Macht bei umsichtiger Leitung selbst gegen kriegserfahrene Regimenter und geschickte Anf?hrer auszurichten vermochte, das zeigte sich wenige Jahre sp?ter bei Killiecrankie.
So grossen Anspruch aber auch Argyle auf das Vertrauen der verbannten Schotten hatte, gab es doch eine Partei unter ihnen, die ihn nicht mit wohlwollendem Auge betrachtete und sich nur seines Namens und seines Einflusses bedienen wollte, ohne ihn mit einer wirklichen Gewalt zu betrauen. Das Oberhaupt dieser Partei war ein Edelmann aus dem schottischen Niederlande, der in das Whigcomplot verwickelt gewesen und nur mit M?he der Rache des Hofes entgangen war: Sir Patrick Hume, von Polwart in Berwickshire. Gegen seine Rechtschaffenheit sind starke Zweifel erhoben worden, aber ohne haltbaren Grund. Soviel kann man jedoch nicht in Abrede stellen, dass er seiner Sache durch Verkehrtheit eben so viel schadete, als es durch Verrath h?tte geschehen k?nnen. Er war eben so unf?hig zum F?hren wie zum Folgen, eingebildet, streits?chtig und launenhaft, ein endloser Schw?tzer, zaghaft und langsam bei Unternehmungen gegen den Feind, und nur th?tig gegen seine eigenen Verb?ndeten. Mit Hume eng verbunden war ein andrer schottischer Verbannter von hohem Ansehen, der viele von den n?mlichen Fehlern hatte, wenn auch nicht in gleichem Grade: Sir Johann Cochrane, zweiter Sohn des Earl von Dundonald.
Eine weit h?here Stufe geb?hrte Andreas Fletcher von Saltoun, einem Manne, der sich ebensowohl durch wissenschaftliche Bildung und Beredtsamkeit, als durch Muth, Uneigenn?tzigkeit und Gemeinsinn auszeichnete, aber ein reizbares und unlenksames Temperament besass. Gleich vielen seiner ber?hmtesten Zeitgenossen, wie Milton, Harrington, Marvel und Sidney, hatte auch ihm die schlechte Regierung mehrerer aufeinanderfolgenden F?rsten einen entschiedenen Widerwillen gegen die erbliche Monarchie eingefl?sst. Jedoch war er kein Demokrat. Er war das Oberhaupt eines alten norm?nnischen Hauses und stolz auf seine Abkunft, war ein feiner Redner und Schriftsteller und bildete sich auf seine geistige ?berlegenheit etwas ein. Als Gentleman wie als Gelehrter blickte er mit Geringsch?tzung auf das gemeine Volk herab und war so wenig geneigt, demselben eine politische Macht anzuvertrauen, dass er es sogar unf?hig f?r den Genuss der pers?nlichen Freiheit hielt. Merkw?rdig ist der Umstand, dass dieser Mann, der rechtschaffenste, furchtloseste und unbeugsamste Republikaner seiner Zeit, der Urheber eines Planes war, welcher dahin zielte, einen grossen Theil der arbeitenden Klassen Schottlands zu Sklaven zu machen. Er hatte grosse ?hnlichkeit mit jenen r?mischen Senatoren, die, w?hrend sie den K?nigstitel hassten, doch mit unbeugsamem Stolze ihre Standesvorrechte gegen die Eingriffe der Menge vertheidigten und ihre Sklaven und Sklavinnen durch Block und Peitsche regierten.
Amsterdam war der Ort, wo sich die schottischen und englischen F?hrer der Emigranten versammelten. Argyle kam aus Friesland, Monmouth aus Brabant dahin. Es zeigte sich sehr bald, dass die Fl?chtlinge kaum etwas Andres gemein hatten als den Hass gegen Jakob und den ungeduldigen Drang, aus der Verbannung in die Heimath zur?ckzukehren. Die Schotten waren eifers?chtig auf die Engl?nder, die Engl?nder eifers?chtig auf die Schotten. Monmouth's hohe Anspr?che verdrossen Argyle, der, stolz auf seinen alten Adel und auf seine legitime Abstammung von K?nigen, durchaus nicht geneigt war, dem Sprossen einer fl?chtigen und unedlen Liebe zu huldigen.
Doch von allen Misshelligkeiten, welche die kleine Schaar der Ge?chteten entzweiten, war die ernsthafteste das Zerw?rfniss, welches zwischen Argyle und einem Theile seiner eigenen Begleiter ausbrach. Durch den lang andauernden Widerstand gegen die Tyrannei war der Geist und das Gem?th einiger der schottischen Verbannten in einen Zustand krankhafter Gereiztheit versetzt worden, der ihnen auch die vern?nftigste und nothwendigste Beschr?nkung unertr?glich machte. Sie wussten, dass sie ohne Argyle nichts vermochten. Aber sie h?tten auch wissen sollen, dass sie, wenn sie nicht kopf?ber ins Verderben st?rzen wollten, entweder ihren F?hrer volles Vertrauen schenken, oder jedem Gedanken an ein militairisches Unternehmen entsagen mussten. Die Erfahrung hat zur Gen?ge bewiesen, dass im Kriege jede Operation, von der gr?ssten bis zur kleinsten, unter der unumschr?nkten Leitung Eines Geistes stehen und dass jeder ihm Untergeordnete in seiner Stellung blindlings und willig, ja sogar solchen Befehlen anscheinend freudig gehorchen muss, die er nicht gutheissen kann oder deren Beweggr?nde vor ihm geheimgehalten werden. Repr?sentative Versammlungen, ?ffentliche Discussionen und alle die anderen Hemmungsmittel, durch welche die Herrscher in b?rgerlichen Angelegenheiten am Missbrauch der Gewalt verhindert werden, sind in einem Feldlager nicht angewandt. Macchiavell schrieb viele von den Unf?llen, welche Venedig und Florenz trafen, mit Recht der eifers?chtigen Einmischung dieser Republiken in alle Schritte ihrer Gener?le zu. Die holl?ndische Sitte, zu einer Armee Abgeordnete zu senden, ohne deren Einwilligung kein entscheidender Schlag gef?hrt werden durfte, war fast eben so verderblich. Allerdings ist es keineswegs ausgemacht, dass ein Anf?hrer, der im Augenblicke der Gefahr mit dictatorischer Gewalt bekleidet worden ist, diese Gewalt nach errungenem Siege ruhig wieder niederlegt, und dies ist einer von den zahlreichen Gr?nden, warum die Menschen so lange als m?glich z?gern sollten, ehe sie sich entschliessen, die ?ffentliche Freiheit mit dem Schwerte zu vertheidigen. Haben sie sich aber einmal entschlossen, das Kriegsgl?ck zu versuchen, dann werden sie auch, wenn sie klug sind, ihrem F?hrer die unumschr?nkte Gewalt ?bertragen, ohne welche ein Krieg nicht gut gef?hrt werden kann. M?glich dass er sich, nachdem sie ihm diese Gewalt anvertraut haben, als ein Cromwell oder ein Napoleon erweist; aber es ist so gut als gewiss, dass, wenn sie ihm seine Autorit?t vorenthalten, ihre Unternehmungen enden werden, wie die Unternehmung Argyle's endete.
Einige von den schottischen Emigranten boten, erhitzt von republikanischer Begeisterung, und des zur F?hrung grosser Angelegenheiten erforderlichen Geschicks g?nzlich bar, ihre ganze Th?tigkeit und ihren ganzen Scharfsinn auf, nicht um Mittel zu dem Angriffe zu sammeln, den sie gegen einen furchtbaren Feind beabsichtigten, sondern um Beschr?nkungen der Macht ihres F?hrers und B?rgschaften gegen seinen Ehrgeiz zu ersinnen. Die selbstgef?llige Beschr?nktheit, mit der sie darauf beharrten, eine Armee so zu organisiren, wie eine Republik, w?rde unglaublich erscheinen, w?re sie nicht von einem der Ihrigen selbst offen und sogar r?hmend geschildert worden.
Endlich wurde aller Zwist geschlichtet und beschlossen, dass unverweilt ein Angriff auf die Westk?ste Schottlands versucht werden und dass demselben eine Landung in England auf dem Fusse folgen sollte.
Argyle sollte in Schottland nominell das Commando f?hren, wurde aber der Controle eines Ausschusses untergeordnet, der sich die Anordnung der wichtigsten militairischen Massregeln vorbehielt. Dieser Ausschuss war erm?chtigt zu entscheiden, wo die Expedition landen sollte, Offiziere zu ernennen, die Oberaufsicht ?ber die Truppenaushebungen zu f?hren und Proviant und Munition zu vertheilen. Dem General blieb somit weiter nichts ?berlassen als die Leitung der eigentlichen Kriegsoperationen im Felde, und er musste versprechen, dass er selbst im Felde, ausser bei unerwarteten ?berf?llen, nichts ohne die Zustimmung eines Kriegsrathes thun werde.
Monmouth sollte in England commandiren. Sein weiches Gem?th hatte, wie gew?hnlich, Eindr?cke von der ihn umgebenden Gesellschaft angenommen. Ehrgeizige Hoffnungen, welche anscheinend erloschen gewesen waren, regten sich aufs neue in seiner Brust. Er erinnerte sich der Liebe, mit der er jederzeit in Stadt und Land von dem Volke begr?sst worden war, und er erwartete, dass sie sich zu Hunderttausenden erheben w?rden, um ihn willkommen zu heissen. Er gedachte der Zuneigung, welche die Soldaten stets f?r ihn gehegt hatten, und schmeichelte sich mit der Hoffnung, dass sie regimenterweise zu ihm ?bergehen w?rden. Ermuthigende Zuschriften kamen ihm in rascher Aufeinanderfolge von London zu. Man versicherte ihm, dass die Gewaltth?tigkeit und Ungerechtigkeit, mit der bei den letzten Wahlen verfahren worden war, die Nation emp?rt, dass nur die Besonnenheit der Whigh?upter mit M?he einen blutigen Aufstand am Kr?nungstage verhindert habe und dass alle die vornehmen Lords, welche die Ausschliessungsbill unterst?tzt, es kaum erwarten k?nnten, sich um ihn zu schaaren. Wildman, der gern in Gleichnissen Verrath predigte, liess ihm sagen, dass gerade vor zweihundert Jahren der Earl von Richmond mit einer Handvoll Leuten in England gelandet und wenige Tage sp?ter auf dem Felde von Bosworth mit dem von Richard's Haupte genommenem Diademe gekr?nt worden sei. Danvers unternahm es, die City aufzuwiegeln. Man machte den Herzog glauben, dass sobald er sein Banner aufgepflanzt, Bedfordshire, Buckinghamshire, Hampshire und Cheshire zu den Waffen greifen w?rden. In Folge dessen konnte er es nicht erwarten, das Unternehmen zu beginnen, vor dem er noch wenige Wochen vorher zur?ckgeschreckt war. Seine Landsleute legten ihm keine so unsinnigen Beschr?nkungen auf, wie die schottischen Emigranten sie ausgekl?gelt hatten, man verlangte nichts weiter von ihm als das Versprechen, dass er den K?nigstitel nicht eher annehmen wolle, als bis seine Anspr?che dem Urtheile eines freien Parlaments unterbreitet worden seien.
Es ward beschlossen, dass zwei Engl?nder, Ayloffe und Rumbold, den Earl von Argyle nach Schottland begleiten und dass Fletcher mit Monmouth nach England gehen solle. Fletcher hatte dem Unternehmen von vornherein einen ungl?cklichen Ausgang prophezeit, aber sein ritterlicher Sinn gestattete ihm nicht, ein Wagst?ck abzulehnen, nach welchem seine Freunde begierig zu verlangen schienen. Als Grey die ?usserungen Wildman's in Bezug auf Richmond und Richard beistimmend wiederholte, bemerkte der wohlbelesene und denkende Schotte sehr richtig, es sei ein grosser Unterschied zwischen dem f?nfzehnten und dem siebzehnten Jahrhundert. Richmond war des Beistandes von Baronen gewiss, deren Jeder ein Heer von Lehnsleuten ins Feld stellen konnte, und Richard hatte nicht ein einziges Regiment regul?rer Soldaten.
Es ist merkw?rdig, dass gerade der ausgezeichnetste und am gr?blichsten beleidigte Mann unter den britischen Verbannten sich von allen diesen ?bereilten Beschl?ssen fern hielt. Johann Locke hasste Tyrannei und Verfolgung als Philosoph, aber sein Verstand und sein Character bewahrten ihn vor der Heftigkeit eines Parteig?nger. Er hatte mit Shaftesbury auf vertrautem Fusse gestanden und sich dadurch das Missfallen des Hofes zugezogen. Locke war jedoch so klug und vorsichtig gewesen, dass es wenig gen?tzt haben w?rde, wenn man ihn vor die damaligen Gerichte gestellt h?tte, so verderbt und parteiisch diese auch waren. Nur in einem Punkte war er verwundbar. Er war Mitglied des Christchurch-Collegiums der Universit?t Oxford. Es ward beschlossen, von diesem ber?hmten Collegium den gr?ssten Mann zu vertreiben, dessen es sich je zu r?hmen gehabt hatte. Dies war aber nicht leicht, denn Locke hatte sich in Oxford sorgf?ltig geh?tet, irgendeine Meinung ?ber die Tagespolitik zu ?ussern. Man hatte ihn mit Spionen umgeben. Doctoren der Theologie und Magister der Philosophie hatten sich nicht gesch?mt, den schimpflichsten aller Dienste zu leisten, den Mund eines Collegen zu bewachen, um etwaige ?usserungen zu seinem Verderben zu hinterbringen. Das Gespr?ch in der Halle war absichtlich auf verf?ngliche Themata gelenkt worden, wie auf die Ausschliessungsbill und auf den Character des Earl von Shaftesbury, aber vergebens. Locke liess sich weder ein unbesonnenes Wort entschl?pfen, noch verstellte er sich, sondern er beobachtete ein so beharrliches Schweigen und eine so gleichg?ltige Ruhe, dass die Werkzeuge der Gewalt zu ihrem ?rger gestehen mussten, nie habe ein Mann es verstanden, seine Zunge und seine Leidenschaften so vollkommen zu beherrschen. Als man sah, dass man mit Verrath nichts ausrichtete, brauchte man willk?rliche Gewalt. Nachdem die Regierung es umsonst versucht hatte, Locke zu einem Fehler zu verleiten, beschloss sie, ihn ohne einen solchen zu bestrafen. Es kam Befehl von Whitehall, ihn seines Amtes zu entsetzen, und der Dechant und die Canonici beeilten sich, diesem Befehle nachzukommen.
Locke reiste zu seiner Erholung auf dem Continent, als er erfuhr, dass er ohne Untersuchung und selbst ohne Benachrichtigung seiner Heimath und seines Unterhalts beraubt worden sei. Die Ungerechtigkeit, mit der man gegen ihn verfahren war, w?rde es entschuldigt haben, wenn er zu gewaltsamen Mitteln gegriffen h?tte, um sich Recht zu verschaffen. Aber pers?nlicher Groll konnte ihn nicht verblenden. Er erwartete nichts Gutes von den Pl?nen Derer, die sich in Amsterdam versammelt hatten, und er zog daher in aller Stille nach Utrecht, wo er sich mit der Abfassung seines ber?hmten Briefes ?ber die Toleranz besch?ftigte, w?hrend seine Ungl?cksgef?hrten auf ihr eignes Verderben hinarbeiteten.
Die englische Regierung erhielt in Zeiten Kunde davon, dass unter den Verbannten etwas im Werke war. Einen Einfall in England scheint man jedoch zuerst nicht erwartet zu haben; wohl aber f?rchtete man, dass Argyle n?chstens bewaffnet unter seinen Clansm?nnern erscheinen werde. In Folge dessen erschien eine Verordnung des Inhalts, dass Schottland in Vertheidigungszustand gesetzt werden solle. Die Miliz erhielt Befehl, sich bereit zu halten. Alle dem Namen Campbell feindlich gesinnten Clans wurden in Bewegung gesetzt. John Murray, Marquis von Athol, wurde zum Lordlieutenant von Argyleshire ernannt und er besetzte mit einer starken Abtheilung seiner Untergebenen das Schloss von Inverary. Einige verd?chtige Personen wurden eingezogen, andere mussten B?rgschaft leisten. Kriegsschiffe wurden abgesandt, um in der N?he der Insel Bute zu kreuzen, und ein Theil der irl?ndischen Arme wurde nach der K?ste von Ulster dirigirt.
W?hrend diese Vorkehrungen in Schottland getroffen wurden, berief Jakob den Arnold Van Citters, der lange als Gesandter der Vereinigten Provinzen in England zugebracht, und Everard Van Dykvelt, der nach Karl's Tode in einer besonderen Mission zur Beileidsbezeigung und Begl?ckw?nschung von den Generalstaaten nach London geschickt worden war, in sein Kabinet. Der K?nig sagte ihnen, dass er aus sicheren Quellen Kenntniss von Anschl?gen gegen seinen Thron erhalten, welche seine verbannten Unterthanen in Holland schmiedeten. Einige von den Verbannten seien Kehlabschneider, welche nur die besondere F?gung Gottes verhindert habe, einen sch?ndlichen Mord zu begehen, und es befinde sich unter ihnen der Eigenth?mer des Ortes, an dem das Gemetzel habe vor sich gehen sollen. >>Von allen Lebenden,<< setzte der K?nig hinzu, >>hat Argyle die gr?ssten Mittel in den H?nden, mir zu schaden, und Holland ist dasjenige Land, von welchem aus am leichtesten ein Schlag gegen mich gef?hrt werden kann.<< Citters und Van Dykvelt versicherten Seiner Majest?t, dass seine Worte der Regierung, die sie vertraten, unverz?glich mitgeteilt werden sollten, und dass zuversichtlich Alles gethan werden w?rde, um ihn zufrieden zu stellen.
Die Gesandten waren berechtigt, dieses Vertrauen auszusprechen. Der Prinz von Oranien sowohl als die Generalstaaten w?nschten damals sehnlichst, dass ihre Gastfreundschaft nicht zu Zwecken gemissbraucht werde, ?ber welche die englische Regierung sich mit Recht beschweren k?nnte. Jakob hatte neuerdings eine Sprache gef?hrt, welche der Hoffnung Raum gab, dass er sich nicht geduldig dem Einflusse Frankreichs unterwerfen werde. Es war daher wahrscheinlich, dass er sich zu einem engen B?ndnisse mit den Vereinigten Provinzen und mit dem Hause ?sterreich bestimmen lassen werde, und man vermied deshalb im Haag mit ?ngstlicher Sorgfalt Alles, was irgend Anstoss bei ihm erregen konnte. Auch vereinigte sich bei dieser Gelegenheit Wilhelm's eigenes Interesse mit dem Interesse seines Schwiegervaters.
Aber die Lage war von der Art, dass sie rasches und kr?ftiges Einschreiten erforderte, und die Natur der batavischen Institutionen machte ein solches Einschreiten fast unm?glich. Die Union von Utrecht, welche unter blutigen Revolutionsk?mpfen und zu dem Zwecke, den dringendsten Bed?rfnissen zu gen?gen, fl?chtig entworfen worden, war niemals in ruhiger Zeit sorgf?ltig revidirt und vervollst?ndigt worden. Jede von den sieben Republiken, weiche diese Union mit einander verbunden hatte, besass fast noch alle Souverainet?tsrechte und behauptete diese Rechte beharrlich der Centralregierung gegen?ber. Gleichwie die Bundesgewalt nicht die Mittel hatte, die Provinzialgewalten zu p?nktlichem Gehorsam zu zwingen, so hatten auch diese nicht die Mittel, die Municipalbeh?rden zu p?nktlichem Gehorsam zu zwingen. Holland allein enthielt achtzehn St?dte, von denen jede in vieler Beziehung einen unabh?ngigen und keine Einmischung von Aussen duldenden Staat bildete. Wenn die Beh?rden dieser St?dte vom Haag einen Befehl erhielten, der ihnen nicht gefiel, so ignorirten sie denselben entweder ganz, oder kamen ihm doch nur langsam und z?gernd nach. Bei einigen Stadtr?then vermochte allerdings der Wille des Prinzen von Oranien Alles; ungl?cklicherweise aber war der Ort, wo sich die britischen Verbannten gesammelt hatten und wo ihre Schiffe ausger?stet worden waren, das reiche und stark bev?lkerte Amsterdam, und die Magistratsbeamten von Amsterdam waren die Oberh?upter der gegen die Bundesregierung und gegen das Haus Nassau feindlich gesinnten Partei. Die Marineverwaltung der Vereinigten Provinzen war in den H?nden f?nf verschiedener Admiralit?tsbeh?rden; eine dieser Beh?rden hatte ihren Sitz in Amsterdam, wurde theilweis von der st?dtischen Beh?rde ernannt und scheint ganz von deren Geiste beseelt gewesen zu sein.
Alle Bem?hungen der Bundesregierung, Jakob's W?nsche zu erf?llen, wurden durch die Ausfl?chte der Amsterdamer Beamten und durch die Fehlgriffe des Obersten Bevil Skelton, der eben als Gesandter Englands im Haag angekommen war, vereitelt. Skelton war zur Zeit der englischen Unruhen in Holland geboren und man hatte ihn daher als besonders geeignet f?r diesen Posten gehalten; allein er war weder f?r diese noch f?r irgend eine andre diplomatische Stellung bef?higt. Leute, die einen Character gut zu beurtheilen verstanden, erkl?rten ihn f?r den seichtesten, unbest?ndigsten, leidenschaftlichsten, anmassendsten und geschw?tzigsten Menschen, den es geben k?nne. Er k?mmerte sich nicht ernstlich um die Schritte der Fl?chtlinge, als bis drei f?r die Expedition nach Schottland ausger?stete Schiffe bereits gl?cklich aus der Zuydersee ausgelaufen, s?mmtliche Waffen, Munition und Mundvorr?the an Bord gebracht waren und die Passagiere sich eingeschifft hatten. Anstatt sich nun, wie er h?tte thun sollen, an die Generalstaaten zu wenden, welche dicht neben seiner Wohnung ihre Sitzungen hielten, schickte er einen Boten an den Magistrat von Amsterdam mit dem Ersuchen, die verd?chtigen Schiffe nicht abfahren zu lassen. Der Magistrat von Amsterdam antwortete, dass der Eingang der Zuydersee ausser dem Bereiche seiner Jurisdiction liege, und verwies ihn an die Bundesregierung. Es lag auf der Hand, dass dies eine blosse Ausflucht war und dass durchaus keine Schwierigkeiten gemacht worden w?ren, wenn man im Amsterdamer Stadthause den ernsten Willen gehabt h?tte, Argyle am Absegeln zu verhindern. Jetzt wendete sich Skelton an die Generalstaaten. Sie zeigten sich vollkommen geneigt, seinem Ansuchen zu willfahren, und da die Zeit dr?ngte, wichen sie von dem Verfahren ab, das sie sonst in ihrem Gesch?ftsgange zu beobachten pflegten. Noch denselben Tag, an welchem der Oberst sich an sie gewendet, wurde ein in genauer ?bereinstimmung mit seinem Gesuch abgefasster Befehl der Admiralit?t von Amsterdam zugefertigt. In diesem Befehle aber war in Folge unrichtiger Andeutungen von Seiten Skelton's die Lage der Schiffe nicht genau bezeichnet. Es hiess darin, sie l?gen im Texel, w?hrend sie sich bei Vlieland befanden. Die Admiralit?t von Amsterdam nahm diesen Fehler zum Vorwand, um nichts zu thun, und bevor er berichtigt werden konnte, waren die drei Schiffe abgesegelt.
Die letzten Stunden, welche Argyle an der K?ste Hollands zubrachte, waren Stunden der gr?ssten Angst. In seiner N?he lag ein holl?ndisches Kriegsschiff, das mit einer vollen Lage in einem Augenblicke die ganze Expedition zu Schanden gemacht haben w?rde. Auch ruderte ein Boot um seine kleine Flotte herum, in welchem sich einige Personen mit Fernr?hren befanden, die er f?r Spione hielt. Es wurde jedoch kein wirklicher Schritt gethan, um ihn zur?ckzuhalten, und am Nachmittage des 2. Mai ging er mit g?nstigem Winde unter Segel.
Die Fahrt war gl?cklich. Am Sechsten bekam man die Orkneyinseln in Sicht. Argyle ging sehr unklugerweise auf der H?he von Kirkwall vor Anker und gestattete zwei von seinen Begleitern, hier ans Land zu gehen. Der Bischof gab Befehl, sie festzunehmen. Die Fl?chtlinge begannen eine lange und lebhafte Debatte ?ber diesen Unfall, denn zu Debatten fehlte es ihnen vom Anfang bis zum Ende der Expedition nie an Energie und Ausdauer, so zaghaft und unschl?ssig sie im ?brigen waren. Einige stimmten f?r einen Angriff auf Kirkwall, Andere f?r unverweilte Fortsetzung der Reise nach Argyleshire. Endlich liess der Earl einige an der K?ste der Insel wohnende Gentlemen festnehmen und schlug dann dem Bischofe die Auswechselung der Gefangenen vor. Der Bischof gab keine Antwort und die Flotte segelte wieder ab, nachdem sie drei Tage verloren hatte.
Diese Verz?gerung war h?chst gef?hrlich. Es wurde sehr bald in Edinburg bekannt, dass das Geschwader der Aufr?hrer die Orkneyinseln ber?hrt hatte, und man setzte daher schleunigst Truppen in Bewegung. Als der Earl seine Provinz erreichte, fand er, dass Vorkehrungen getroffen waren, um seine Landung zu verhindern. Bei Dunstaffnage schickte er seinen zweiten Sohn Karl ans Land, um die Campbells zu den Waffen zu rufen. Karl aber kam mit schlimmen Nachrichten zur?ck. Die Hirten und Fischer waren wohl bereit, sich um Mac Callum More zu schaaren, aber von den H?uptlingen der Clans waren einige gef?nglich eingezogen, andere waren geflohen, und die Zur?ckgebliebenen hielten es entweder mit der Regierung oder wollten doch von einem Aufstande nichts wissen und weigerten sich sogar, den Sohn ihres Stammoberhauptes nur vor sich zu lassen. Von Dunstaffnage segelte die kleine Flotte weiter nach Campbelltown, unweit der S?dspitze der Halbinsel Kintyre. Hier ver?ffentlichte der Earl ein Manifest, das in Holland unter der Leitung des Ausschusses von einem schottischen Advokaten, Jakob Stewart, abgefasst war, dessen Feder wenige Monate darauf zu ganz anderen Dingen verwendet wurde. In diesem Erlasse waren in einer Sprache, deren starke Ausdr?cke zuweilen an possenhafte Gemeinheit grenzten, viele wahre und einige eingebildete Beschwerden auseinandergesetzt. Unter Andrem war darin angedeutet, der letzte K?nig sei an Gift gestorben. F?r einen Hauptzweck der Expedition wurde die v?llige Unterdr?ckung nicht nur des Papismus, sondern auch des Pr?latenthums erkl?rt, welches die bitterste Wurzel und Frucht des Papismus genannt war, und alle guten Schotten wurden ermahnt, der Sache ihres Vaterlandes und ihres Gottes tapfren Beistand zu leihen. So eifrig Argyle auch f?r das, was er den reinen Glauben nannte, eingenommen war, scheute er sich doch nicht, einen halb papistischen, halb heidnischen Gebrauch in Anwendung zu bringen. Das geheimnissvolle Kreuz von Eibenholz, das zuerst angez?ndet und dann in Ziegenblut gel?scht wurde, ward ausgeschickt, um alle Campbells vom sechzehnten bis zum sechzigsten Jahre aufzurufen. Die Landenge von Tarbet war zum Sammelplatz bestimmt. Die Truppe, die sich dort sammelte, war zwar klein im Vergleich zu der, welche zusammengekommen sein w?rde, wenn der Muth und die Kraft der Clans noch ungebrochen gewesen w?re, doch war sie noch immer achtunggebietend. Sie erreichte die Zahl von achtzehnhundert Mann. Argyle theilte seine Bergschotten in drei Regimenter und schritt zur Ernennung der Offiziere.
Die schon in Holland begonnenen Z?nkereien hatten zwar w?hrend des ganzen bisherigen Verlaufs der Expedition noch nicht aufgeh?rt; in Tarbet aber wurden sie heftiger als je. Der Ausschuss wollte sich selbst in die patriarchalische Oberherrschaft des Earl ?ber die Campbells einmischen und ihm nicht einmal gestatten, den milit?rischen Rang seiner Stammverwandten nach eignem Ermessen zu bestimmen. W?hrend diese streits?chtigen Friedensst?rer ihm seine Macht in den Hochlanden zu entreissen suchten, unterhielten sie ihre eigne Correspondenz mit dem Niederlande und wechselten Briefe, die dem nominellen General nie mitgetheilt wurden. Hume und seine Verb?ndeten hatten sich die Oberaufsicht ?ber die Vorr?the vorbehalten und sie f?hrten diesen wichtigen Zweig der Kriegsverwaltung mit einer L?ssigkeit, welche von Treulosigkeit kaum zu unterscheiden war, liessen die Waffen verderben, vergeudeten die Lebensmittel und lebten in verschwenderischer ?ppigkeit zu einer Zeit, wo sie allen Untergebenen mit dem Beispiele der M?ssigkeit h?tten vorangehen sollen.
Die grosse Frage war nun, ob die Hochlande oder die Niederlande der Schauplatz des Krieges sein sollten. Des Earl's Hauptziel war f?r jetzt, seine Autorit?t ?ber sein eignes Gebiet zu befestigen, die fremden Clans, welche aus Perthshire in Argyleshire eingedrungen waren, wieder hinauszutreiben und seinen alten Stammsitz zu Inverary wieder einzunehmen. Dann konnte er hoffen, vier- bis f?nftausend Schwerter zu seiner Verf?gung zu haben, und mit einer solchen Streitmacht w?rde er im Stande gewesen sein, diese wilden Gegenden gegen die ganze Macht des K?nigreichs Schottland zu vertheidigen, so wie auch eine vortreffliche Grundlage zu Angriffsoperationen gewonnen haben. Dies scheint der vern?nftigste Weg gewesen zu sein, der ihm offen stand. Rumbold, der eine ausgezeichnete Kriegsschule durchgemacht hatte und von dem man, da er Engl?nder war, erwarten konnte, dass er ein unparteiischer Schiedsrichter zwischen den schottischen Factionen sein werde, that Alles, was in seinen Kr?ften stand, um den Earl zu unterst?tzen. Hume und Cochrane aber waren durchaus unf?gsam, ihre Eifersucht auf Argyle war in der That st?rker, als der Wunsch, dass die Expedition gelingen m?ge. Sie sahen, dass er zwischen seinen Bergen und Seen und an der Spitze eines haupts?chlich aus Mitgliedern seines eignen Stammes gebildeten Heeres im Stande sein werde, ihren Widerstand zu brechen und die volle Autorit?t eines Generals auszu?ben. Sie munkelten, dass die Niederl?nder die Einzigen seien, denen die gute Sache wirklich am Herzen liege, und dass die Campbells weder f?r die Freiheit, noch f?r die Kirche Gottes, sondern lediglich f?r Mac Callum More die Waffen ergriffen h?tten. Cochrane erkl?rte, er werde nach Ayrshire gehen, und wenn er allein, mit nichts als einer Heugabel in der Hand gehen sollte. Nach langem Widerstreben willigte Argyle endlich gegen seine bessere ?berzeugung darein, dass sein kleines Heer getheilt wurde. Er blieb mit Rumbold in den Hochlanden und Cochrane und Hume traten an die Spitze des Korps, das zu einem Einfall in die Niederlande absegelte.
Cochrane's Ziel war Ayrshire; aber die K?ste dieser Grafschaft war von englischen Fregatten bewacht und die Abenteurer mussten daher die M?ndung des Clyde bis Greenock hinauffahren, das damals ein kleines, aus einer einzigen Reihe von Strohh?tten bestehendes Fischerdorf war, jetzt aber ein grosser, bl?hender Hafen ist, dessen Zolleinnahmen die Gesammteink?nfte, welche die Stuarts aus dem K?nigreiche Schottland zogen, um das F?nffache ?bersteigen. Bei Greenock stand eine Abtheilung Miliz; Cochrane aber brauchte Proviant und war daher entschlossen, zu landen. Hume machte Einwendungen, Cochrane aber bestand fest darauf und befahl einem Offizier, Namens Elphinstone, mit zwanzig Mann in einem Boot ans Ufer zu fahren. Aber der streits?chtige Geist der F?hrer hatte alle Reihen angesteckt. Elphinstone antwortete, er sei nur verpflichtet, vern?nftigen Befehlen zu gehorchen, dieser aber sei unvern?nftig, kurz, er werde nicht gehen. Major Fullarton, ein braver Mann, den alle Parteien achteten, der aber ein spezieller Freund Argyle's war, unternahm es, mit nur zw?lf Mann zu landen und es gelang ihm trotz des Feuers, das von der K?ste aus auf ihn gerichtet wurde. Es entspann sich ein kleines Gefecht und die Miliz wich zur?ck. Cochrane r?ckte in Greenock ein, verschaffte sich Mehlvorrath, fand aber das Volk nicht geneigt zum Aufstande.
Die ?ffentliche Stimmung in Schottland war in der That nicht so, wie die Verbannten, welche durch die ihrer Klasse zu jeder Zeit eigne Verblendung beth?rt waren, sie erwartet hatten. Die Regierung war zwar geh?ssig und gehasst, aber die Missvergn?gten waren in Parteien gespaltet, welche gegen einander fast eben so feindselig gesinnt waren, wie gegen ihre Beherrscher, und keine von diesen Parteien zeigte sonderliche Lust, sich den Einfallenden anzuschliessen. Viele sprachen dem Aufstande jede Aussicht auf Erfolg ab, und der Muth vieler Anderen war durch lange und grausame Bedr?ckung wirksam gebrochen worden. Allerdings gab es noch eine Klasse von Enthusiasten, welche nicht gewohnt waren, die Aussichten des Gelingens zu erw?gen, und die der Druck nicht gez?hmt, sondern im Gegentheil aufs ?usserste erbittert hatte; aber diese Leute sahen keinen grossen Unterschied zwischen Argyle und Jakob. Ihr Zorn war auf einen solchen Grad gestiegen, dass das, was jeder Andere gl?henden Eifer genannt haben w?rde, in ihren Augen laodic?ische Lauheit war. Auf der Vergangenheit des Earl lastete ein Flecken, den sie als die sch?ndlichste Apostasie betrachteten. Die n?mlichen Hochl?nder, die er jetzt zur Ausrottung des Pr?latenthums aufrief, hatte er wenige Jahre vorher zur Vertheidigung desselben aufgerufen. Waren Sklaven, die von Religion nichts wussten und sich nicht um sie k?mmerten, welche bereit waren, f?r Synodalverfassung, f?r Episkopat und f?r Papstthum zu k?mpfen, wie es Mac Callum More gerade zu befehlen geruhte, w?rdige Bundesgenossen f?r das auserw?hlte Volk Gottes? Das in unschicklichem und intolerantem Tone gehaltene Manifest erschien diesen Fanatikern als ein feiges und weltliches Machwerk. Eine Verfassung, wie Argyle sie ihnen gegeben haben w?rde und wie sie nachher ein m?chtigerer und gl?cklicherer Befreier ihnen gab, schien ihnen keines Kampfes werth. Sie verlangten nicht nur Gewissensfreiheit f?r sich, sondern auch unumschr?nkte Herrschaft ?ber die Gewissen Andrer, nicht blos presbyterianische Lehre, Verfassung und Gottesdienst, sondern den Covenant in seiner ?ussersten Strenge. Sie waren nur dadurch zu befriedigen, dass alle Zwecke, um deretwillen die b?rgerliche Gesellschaft besteht, der Herrschaft eines theologischen Systems aufgeopfert wurden. Wer da glaubte, dass keine Form des Kirchenregiments eine Verletzung der N?chstenliebe werth sei, wer Verst?ndigung und Toleranz empfahl, der schwankte zwischen Jehova und Baal, wie sie sich ausdr?ckten. Wer Handlungen, wie die Ermordung des Kardinals Beatoun und des Erzbischofs Sharpe verdammte, verfiel in die n?mlichen Fehler, um dessentwillen Saul als K?nig ?ber Israel verworfen worden war. Alle Massregeln, durch welche unter civilisirten und christlichen Menschen die Schrecken des Kriegs gemildert werden, waren dem Herrn ein Gr?uel. Pardon durfte weder genommen noch gegeben werden. Ein rasender Malaye, ein von einem Haufen verfolgter toller Hund: das waren die Vorbilder, die sich Krieger, welche zu gerechter Selbstvertheidigung k?mpften, zum Muster nehmen sollten. F?r Gr?nde, durch die sich Staatsm?nner und Gener?le bei ihren Schritten, leiten lassen, waren diese Zeloten durchaus unempf?nglich. Wenn ein Mann es wagte, solche Gr?nde anzuf?hren, so war dies schon ein hinreichender Beweis, dass er nicht zu den Gl?ubigen geh?rte. Wenn der g?ttliche Segen fehlte, so konnten auch schlaue Politiker, kriegserfahrene Heerf?hrer, Waffenkisten aus Holland oder Regimenter nicht wiedergeborener Celten aus den Gebirgen von Lorn wenig ausrichten. War jedoch auf der andren Seite die Zeit des Herrn wirklich gekommen, so konnte er noch immer wie vor Alters durch das, was th?richt ist, die Weisen vor der Welt zu Schanden machen und durch Wenige eben so gut wie durch Viele erretten. Die breiten Schwerter Athol's und die Bajonette Claverhouse's konnten durch eben so bescheidene Waffen wie die Schleuder David's oder die Kr?ge Gideon's in die Flucht geschlagen werden.
Nachdem Cochrane die Unm?glichkeit erkannt hatte, die Bev?lkerung s?dlich vom Clyde zum Aufstande zu bewegen, kehrte er zu Argyle zur?ck, der sich auf der Insel Bute befand. Der Earl schlug nun abermals vor, einen Angriff auf Inverary zu versuchen; allein er stiess abermals auf hartn?ckige Opposition. Die Seeleute hielten es mit Cochrane und Hume, die Hochl?nder unterwarfen sich unbedingt den Befehlen ihres Anf?hrers. Es stand zu bef?rchten, dass es zwischen den beiden Parteien zu Th?tlichkeiten kommen w?rde, und die Besorgniss vor einem solchen Ungl?ck bewog den Ausschuss zu einigen Zugest?ndnissen. Das Schloss Ealan Ghierig, an der M?ndung des Loch Riddan gelegen, wurde zum Hauptwaffenplatz erw?hlt. Die Kriegsvorr?the wurden dort ausgeschifft und das Geschwader dicht an den W?llen an einer Stelle, wo es durch Felsen und Untiefen, welche ihrer Meinung nach eine Fregatte nicht passiren konnte, gesch?tzt war, vor Anker gelegt. Dann wurden Aussenwerke aufgeworfen und eine Batterie von einigen von den Schiffen genommenen kleinen Kanonen aufgefahren. Das Commando in dem Fort ward h?chst unklugerweise Elphinstone ?bertragen, der schon Beweise gegeben hatte, dass er weit mehr geneigt war, sich mit seinen Vorgesetzten zu streiten, als gegen den Feind zu k?mpfen.
Jetzt wurde auf einige Stunden ein wenig Energie entwickelt. Rumbold nahm das Schloss Ardkingglass. Der Earl scharm?tzelte erfolgreich mit Athol's Truppen und war schon im Anr?cken gegen Inverary begriffen, als er in Folge schlimmer Nachrichten von den Schiffen und durch Parteispaltungen im Ausschusse gezwungen wurde, wieder umzukehren. Die k?niglichen Fregatten waren Ealan Ghierig n?her gekommen, als man es f?r m?glich gehalten, und die Herren vom Niederland weigerten sich auf das Bestimmteste, noch weiter in's Hochland vorzur?cken. Argyle eilte zur?ck nach Ealan Ghierig. Dort angelangt, schlug er einen Angriff auf die Fregatten vor. Seine Schiffe waren zwar zu einem solchen Unternehmen nicht hinreichend, aber sie w?ren durch eine Flotille von dreissig grossen mit bewaffneten Hochl?ndern wohlbemannten Fischerb?ten unterst?tzt worden. Der Ausschuss wollte jedoch von diesem Plane nichts h?ren und vereitelte denselben auch wirklich durch Anzettelung einer Meuterei unter dem Schiffsvolke.
Jetzt entstand allgemeine Verwirrung und Entmuthigung. Die Mundvorr?the waren vom Ausschusse so schlecht verwaltet worden, dass es den Truppen an Lebensmitteln fehlte. Die Hochl?nder desertirten daher zu Hunderten und der durch sein Missgeschick g?nzlich zu Boden gedr?ckte Earl gab dem Andringen Derer nach, welche noch immer hartn?ckig darauf bestanden, dass er in das Niederland vorr?cken solle.
Die kleine Armee brach demgem?ss eiligst nach den Ufern des Loch Long auf, setzte bei Nacht in B?ten ?ber die Einfahrt und landete in Dumbartonshire. Hier erhielten sie am folgenden Morgen die Nachricht, dass die Fregatten einen Durchgang forcirt hatten, dass s?mmtliche Schiffe des Earls genommen worden waren, und dass Elphinstone ohne Schwertstreich aus Ealan Ghierig geflohen sei und das Schloss mit allen Vorr?then dem Feinde ?berlassen habe.
Es blieb nun weiter nichts ?brig, als auf jede Gefahr hin in das Niederland vorzudringen. Argyle beschloss einen k?hnen Handstreich auf Glasgow zu wagen. Sobald aber dieser Entschluss bekannt wurde, ergriff dieselben M?nner, die ihn bis zu diesem Augenblicke gedr?ngt hatten, in das Niederland zu eilen, ein panischer Schrecken, sie stritten, machten Gegenvorstellungen, und da ihr Streiten und ihre Vorstellungen erfolglos blieben, entwarfen sie den Plan, sich der B?te zu bem?chtigen, auf eigne Hand zu entfliehen und es ihrem General und seinen Clansleuten zu ?berlassen, ohne H?lfe zu siegen oder unterzugehen. Dieser Plan schlug jedoch fehl, und die Feiglinge, die ihn gefasst hatten, waren gezwungen, mit tapferen M?nnern die Gefahren des letzten Wagnisses zu theilen.
Auf dem Marsche durch die Gegend zwischen Loch Long und Loch Lomond wurden die Insurgenten fortw?hrend durch Abtheilungen der Miliz beunruhigt. Es fanden einige Gefechte statt, in denen der Vortheil auf Seiten des Earl blieb, aber die vor ihm her fliehenden Trupps verbreiteten die Nachricht von seinem Heranr?cken und bald nach seinem ?bergang ?ber den Fluss Leven stiess er auf ein zahlreiches Corps regul?rer und irregul?rer Truppen, welche bereit waren, sich mit ihm zu messen.
Er war daf?r, eine Schlacht anzunehmen, eben so auch Ayloffe. Hume aber erkl?rte es f?r Wahnsinn, mit dem Feinde anzubinden. Er sah ein Regiment in scharlachrother Uniform, und es konnten noch mehr dahinter stehen: eine solche Macht angreifen, hiesse einem sicheren Tode in den Rachen eilen. Das Beste sei, sich bis zur Nacht ganz still zu verhalten und dann dem Feinde wo m?glich zu entschl?pfen.
Es entspann sich ein heftiger Wortwechsel, der nur mit M?he durch Rumbold's Vermittelung beschwichtigt wurde. Es war Abend geworden, und die beiden feindlichen Heere lagerten in nicht grosser Entfernung von einander. Der Earl wagte es, einen n?chtlichen Angriff vorzuschlagen, wurde aber auch diesmal wieder ?berstimmt.
Add to tbrJar First Page Next Page