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Read Ebook: Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Dritter Band by Macaulay Thomas Babington Macaulay Baron Beseler Wilhelm Translator

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Ebook has 399 lines and 96265 words, and 8 pages

Es entspann sich ein heftiger Wortwechsel, der nur mit M?he durch Rumbold's Vermittelung beschwichtigt wurde. Es war Abend geworden, und die beiden feindlichen Heere lagerten in nicht grosser Entfernung von einander. Der Earl wagte es, einen n?chtlichen Angriff vorzuschlagen, wurde aber auch diesmal wieder ?berstimmt.

Nachdem der Beschluss gefasst war, nicht zu k?mpfen, blieb nichts weiter ?brig als den Schritt zu thun, den Hume anempfohlen hatte. Es war einige M?glichkeit vorhanden, dass der Earl, wenn er in aller Stille aufbrach und die ganze Nacht durch ?ber Haiden und Mor?ste davoneilte, dem Feinde einen Vorsprung von mehreren Meilen abgewinnen und ohne weitere Behinderung Glasgow erreichen konnte. Man liess die Wachtfeuer brennen und setzte sich in Marsch. Doch nun folgte ein Ungl?ck auf das andre. Die F?hrer verfehlten den Weg durch die Moore und f?hrten die Armee in weichen Sumpfboden. Eine militairische Ordnung konnte bei diesen undisciplinirten und entmuthigten Soldaten unter einem stockfinstren Himmel und auf einem tr?gerischen, unebenen Boden nicht aufrecht erhalten werden. Schrecken auf Schrecken verbreitete sich in den getrennten Reihen. Was man sah und h?rte hielt man f?r ein Anzeichen vom Herannahen der Verfolger. Einige von den Officieren trugen noch zur Vermehrung der Angst bei, w?hrend es ihre Pflicht gewesen w?re, sie zu vermindern. Die Armee war ein demoralisirter Haufe geworden und dieser schmolz rasch zusammen. Grosse Massen entflohen unter dem Schutze der Dunkelheit. Rumbold und einige andere Tapfere, die keine Gefahr schrecken konnte, verirrten sich und waren nicht im Stande, das Hauptcorps wieder aufzufinden. Als der Tag anbrach, sammelten sich nur etwa f?nfhundert ersch?pfte und entmuthigte Fl?chtlinge in Kilpatrick.

An eine Fortsetzung des Kriegs war nicht mehr zu denken und es lag klar auf der Hand, dass es den Anf?hrern der Expedition schwer genug werden w?rde, nur ihr Leben in Sicherheit zu bringen. Sie entflohen in verschiedenen Richtungen. Hume erreichte gl?cklich das Festland. Cochrane wurde ergriffen und nach London gebracht. Argyle hoffte unter dem Dache eines seiner alten Diener, der in der N?he von Kilpatrick wohnte, ein sicheres Asyl zu finden. Allein er sah sich in dieser Hoffnung get?uscht und war gezwungen, ?ber den Clyde zu gehen. Er verkleidete sich als Landmann und ?bernahm die Rolle eines F?hrers des Majors Fullarton, dessen muthvolle Treue vor keiner Gefahr zur?ckschreckte. Die beiden Freunde reisten mit einander durch Renfrewshire bis Inchinnan. Hier vereinigen sich der schwarze Cart und der weisse Cart, bevor sie sich in den Clyde ergiessen. Diese beiden Str?me fliessen jetzt durch bl?hende St?dte und treiben die R?der zahlreicher Fabriken; damals aber ging ihr ruhiger Lauf durch Moorstrecken und Schafweiden. Die einzige Furth, durch welche die Reisenden den Fluss passiren konnten, wurde von einer Abtheilung Miliz bewacht. Fullarton versuchte es, den Verdacht auf sich zu lenken, damit sein Begleiter unbemerkt entschl?pfen k?nnte; aber die Frager ahneten, dass der F?hrer nicht der ungebildete Landmann sei, der er scheinen wollte. Sie legten Hand an ihn. Er riss sich los und sprang in's Wasser, ward aber sofort verfolgt. Eine kurze Zeit vertheidigte er sich gegen f?nf Angreifer; aber er hatte keine anderen Waffen als seine Taschenpistolen, und diese waren in Folge seines Sprunges ins Wasser so nass geworden, dass sie versagten. Ein Schwerthieb streckte ihn zu Boden und er wurde festgenommen.

Er gab sich nun als den Earl von Argyle zu erkennen, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass sein angesehener Name bei denen, die ihn ergriffen hatten, Ehrfurcht und Mitleid erwecken w?rde. Sie waren auch wirklich tief ersch?ttert, denn sie waren einfache Schotten niederen Standes, und obgleich im Dienste der Krone bewaffnet, hegten sie doch vielleicht einige Vorliebe f?r calvinistische Kirchenverfassung und Gottesdienst und waren ?berdies gewohnt, ihren Gefangenen als das Oberhaupt eines erlauchten Hauses und als einen Vork?mpfer des protestantischen Glaubens zu verehren. Doch obschon sie sichtbar ergriffen waren und obschon einige von ihnen sogar weinten, so konnten sie sich doch nicht entschliessen, die versprochene ansehnliche Belohnung fahren zu lassen und sich der Rache einer unerbittlichen Regierung auszusetzen. Sie brachten daher ihren Gefangenen nach Renfrew. Der Mann, welcher bei der Verhaftung die Hauptrolle spielte, hiess Riddell. Aus diesem Grunde war das ganze Geschlecht der Riddell ?ber ein Jahrhundert lang bei dem grossen Stamme der Campbell verhasst. Noch Lebende k?nnen sich erinnern, dass ein Riddell, der einen Markt in Argyleshire besuchte, es f?r rathsam hielt, einen falschen Namen anzunehmen.

Jetzt begann der gl?nzendste Theil von Argyle's Laufbahn. Sein Unternehmen hatte ihm bisher nur Tadel und Spott eingetragen. Sein grosser Fehler war, dass er sich nicht entschieden geweigert hatte, den Titel eines Generals, ohne die Macht desselben, anzunehmen. W?re er ruhig in Friesland geblieben, so w?rde er in wenigen Jahren mit Ehren in sein Vaterland zur?ckgerufen worden sein und h?tte dann bald eine hervorragende Zierde und St?tze der constitutionellen Monarchie erden k?nnen. H?tte er die Expedition nach seinen eigenen Ansichten in's Werk gesetzt und nur solche Begleiter mitgenommen, welche bereit waren, allen seinen Befehlen unbedingt zu gehorchen, so h?tte er m?glicherweise etwas Grosses bewirken k?nnen, denn es scheint ihm zu einem Befehlshaber weder an Muth, noch an Th?tigkeit oder Geschicklichkeit gefehlt zu haben, sondern einzig und allein an Autorit?t. Er h?tte wissen sollen, dass von allen M?ngeln dieser der verderblichste ist. Es haben schon Armeen unter Anf?hrern gesiegt, welche eben keine hervorragenden Eigenschaften besassen. Aber welches Heer, das von einem zanks?chtigen Clubb commandirt wurde, w?re je der Aufl?sung und Schande entgangen?

Das grosse Ungl?ck, das Argyle betroffen, hatte das Gute, dass es ihm Gelegenheit verschaffte, durch unverkennbare Beweise zu zeigen, was f?r ein Mann er war. Von dem Tage, an welchem er Friesland verliess, bis zu dem, wo seine Begleiter sich in Kilpatrick von ihm trennten, hatte er nie frei handeln k?nnen. Er hatte die Verantwortlichkeit f?r eine Reihe von Massregeln auf sich nehmen m?ssen, die sein Verstand missbilligte. Jetzt endlich stand er allein. Die Gefangenschaft hatte ihm die edelste Art der Freiheit wiedergegeben, die Freiheit, sich in allen seinen Worten und Thaten nur durch seinen eignen Sinn f?r Recht und Schicklichkeit leiten zu lassen. Von diesem Augenblick war es als ob neue Weisheit und Tugend in ihm eingezogen w?ren. Sein Verstand schien gesch?rft und gel?utert, sein sittlicher Character gehoben und zugleich gemildert. Der freche ?bermuth der Sieger unterliess nichts, was den auf seinen alten Adel und auf sein patriarchalisches Ansehen stolzen Mann kr?nken und dem?thigen konnte. Der Gefangene ward im Triumph durch Edinburg geschleppt. Er ging zu Fuss und entbl?ssten Hauptes die ganze stattliche Strasse entlang, welche von d?steren und riesenhaften steinernen Geb?uden beschattet wird und von Holyrood House nach dem Schlosse f?hrt. Vor ihm her schritt der Henker mit dem f?rchterlichen Werkzeuge, welches zum Viertheilen auf dem Blocke gebraucht wurde. Die siegreiche Partei hatte nicht vergessen, dass f?nfunddreissig Jahre fr?her Argyle's Vater an der Spitze der Faction gestanden, welche Montrose dem Tode ?berantwortete. Schon vor diesem Ereignisse waren die H?user Graham und Campbell einander nicht zugethan, seitdem aber hatten sie best?ndig in blutiger Fehde gelegen. Man nahm darauf Bedacht, dass der Gefangene durch das n?mliche Thor und durch die n?mlichen Strassen ging, durch welche Montrose dem gleichen Schicksale entgegen gef?hrt worden war. Die Truppen, welche den Zug begleiteten, standen unter dem Commando Claverhouse's, dem Wildesten und H?rtesten vom Geschlechte der Graham. Als der Earl auf dem Schlosse angelangt war, wurden ihm Ketten an die F?sse geschmiedet und ihm angek?ndigt, dass er nur noch wenige Tage zu leben habe. Man hatte beschlossen, ihn nicht seines letzten Vergehens wegen vor Gericht zu stellen, sondern ihn ohne weiteres hinzurichten in Gem?ssheit eines mehrere Jahre vorher gegen ihn gef?llten Urtheils, eines Urtheils von so emp?render Ungerechtigkeit, dass selbst die servilsten und gef?hllosesten Juristen jener schlimmen Zeit nicht ohne Besch?mung davon sprechen konnten.

Aber weder die schimpfliche Prozession durch High Street, noch die nahe Aussicht auf den Tod vermochte Argyle's edle und majest?tische Ruhe zu ersch?ttern. Seine Standhaftigkeit wurde indess auf eine noch h?rtere Probe gestellt. Auf Befehl des Geheimen Raths ward ihm ein Papier mit Fragen vorgelegt. Von diesen Fragen beantwortete er diejenigen, die er ohne Gefahr f?r seine Freunde beantworten konnte, und weigerte sich mehr zu sagen. Hierauf sagte man ihm, dass wenn er nicht vollst?ndigere Antworten g?be, er auf die Folter gespannt werden w?rde. Jakob, der es gewiss sehr bedauerte, dass er sich nicht pers?nlich an dem Anblicke Argyle's in den spanischen Stiefeln weiden konnte, hatte die gemessensten Befehle nach Edinburg gesandt, dass nichts vers?umt werden solle, was dem Verr?ther Aufschluss ?ber Alle, die bei dem Verrath betheiligt waren, erpressen k?nnte. Doch alle Drohungen waren vergebens. Trotz unmittelbarer Aussicht auf Folterqualen und Tod dachte Mac Callum More weit weniger an sich selbst als an seine armen Clansleute. >>Ich versuchte es heute,<< schrieb er aus seiner Zelle, >>f?r sie zu unterhandeln, und ich hatte einige Hoffnung. Aber diesen Abend ist der Befehl gekommen, dass ich Montag oder Dienstag sterben m?sse, und ich soll auf die Folter gelegt werden, wenn ich nicht alle Fragen beantworte und eidlich erh?rte. Doch ich hoffe, Gott wird mich aufrecht erhalten.<<

Die Folter wurde nicht angewendet. Vielleicht hatte die Hochherzigkeit des Opfers die Sieger zu ungewohntem Mitleid ger?hrt. Er selbst bemerkte, dass sie anfangs sehr hart gegen ihn gewesen waren, aber bald anfingen, ihn mit Achtung und Freundlichkeit zu behandeln. Gott, sagte er, hat ihre Herzen erweicht. Es ist erwiesen, dass er nicht einen seiner Freunde verrieth, um der ?ussersten Grausamkeit seiner Feinde zu entgehen. Am letzten Morgen seines Lebens schrieb er die Worte: >>Ich habe Niemandem zu seinem Nachtheile genannt. Ich danke Gott, dass er mich so wunderbar aufrecht erhalten hat.<<

Er verfasste seine eigene Grabschrift, ein sinn- und geistvolles kurzes Gedicht von einfachem und kr?ftigem Styl und durchaus nicht zu verachtendem Versbau. In diesen Strophen beklagte er sich, dass, obgleich seine Feinde ihn wiederholt zum Tode verurtheilt h?tten, seine Freunde doch noch herzloser gewesen w?ren. Einen Commentar zu diesen ?usserungen liefert ein Brief von ihm an eine in Holland wohnende Dame. Sie hatte ihm eine bedeutende Summe Geldes f?r seine Expedition gegeben und er meinte, dass sie deshalb gegr?ndeten Anspruch auf eine ausf?hrliche Darlegung der Ursachen habe, welche das Misslingen derselben herbeigef?hrt. Von Verrath sprach er seine Geh?lfen frei, ihre Thorheit, Unwissenheit und Parteisucht aber schilderte er in Ausdr?cken, die sie, wie ihre eigenen Aussagen sp?ter bewiesen, mit vollem Rechte verdienten. Es stiegen nachher Zweifel in ihm auf, ob er f?r einen sterbenden Christen nicht eine zu harte Sprache gef?hrt habe, und er bat daher seine Freundin noch auf einem besonderen Blatte, dass sie das von diesen M?nnern Gesagte als nicht geschrieben betrachten solle. >>Nur dabei muss ich bleiben<< setzte er mild hinzu, >>dass sie unlenksam waren.<<

Den gr?ssten Theil der wenigen Stunden, die er noch zu leben hatte, brachte er im Gebet und in liebevoller Unterhaltung mit einigen Mitgliedern seiner Familie zu. Er legte keine Reue ?ber sein letztes Unternehmen an den Tag, beklagte aber mit schmerzlicher Wehmuth seine fr?here F?gsamkeit in geistlichen Dingen gegen das Belieben der Regierung. Er sagte, seine Strafe sei gerecht; wer so lange sich der Feigheit und Verstellung schuldig gemacht habe, sei nicht werth, das Rettungswerkzeug f?r Staat und Kirche zu sein. Die Sache aber, wiederholte er sehr h?ufig, sei Gottes Sache und werde gewiss triumphiren. >>Ich gebe mich nicht f?r einen Propheten aus,<< sagte er, >>aber ich habe eine bestimmte Ahnung, dass die Befreiung sehr nahe ist.<< Es kann nicht Wunder nehmen, dass einige eifrige Presbyterianer sich diesen Ausspruch merkten und ihn zu einer sp?teren Zeit g?ttlicher Eingebung zuschrieben.

Frommer Glaube und Hoffnung, verbunden mit nat?rlichem Muthe und stoischer Gelassenheit hatten sein Gem?th so vollkommen beruhigt, dass er noch an dem Tage, an dem er sterben sollte, mit Appetit zu Mittag speiste, sich bei Tische mit Heiterkeit unterhielt und sich dann, wie gew?hnlich, niederlegte, um einige Stunden zu schlafen, damit Leib und Seele in voller Kraft w?ren, wenn er das Schaffot bestiege. Um diese Zeit kam ein Lord des Geheimen Raths, der wahrscheinlich von Haus aus Presbyterianer war und sich nur durch R?cksichten des Eigennutzes hatte verleiten lassen, zur Unterdr?ckung der Kirche, der er fr?her selbst angeh?rte, beizutragen, mit einer Botschaft von seinen Kollegen in das Schloss und verlangte den Earl zu sprechen. Man antwortete ihm, dass der Earl schlafe. Der Geheimerath hielt dies f?r eine leere Ausflucht und bestand darauf, eingelassen zu werden. Die Th?r der Zelle ward ge?ffnet und da lag der Earl auf dem Bett und schlief in seinen Ketten sanft wie ein unschuldiges Kind. In dem Renegaten regte sich das Gewissen. Mit zerknirschtem Herzen wendete er sich ab, eilte aus dem Schlosse und fl?chtete sich zu einer dicht nebenan wohnenden Dame seiner Verwandtschaft. Hier warf er sich auf ein Sopha und ?berliess sich dem Schmerze der Besch?mung und Reue. Der Ausdruck seines Blickes und seine Seufzer beunruhigten die Dame, sie glaubte er sei pl?tzlich krank geworden, und bat ihn ein Glas Sekt zu trinken. >>Nein, nein<<, erwiederte er, >>das kann mir nicht helfen.<< Sie bat ihn nun, dass er ihr sagen m?chte, was ihn so ergriffen habe. >>Ich war in Argyle's Gef?ngniss<<, sagte er, >>und ich habe ihn eine Stunde vor der Ewigkeit so sanft schlafen sehen, wie nur ein Mensch schlafen kann. Aber was mich betrifft --<<

Der Earl erhob sich nun von seinem Lager und bereitete sich auf den letzten Gang vor. Er wurde zuerst die High Street hinab nach dem Sitzungshause des Geheimen Raths gebracht, wo er die kurze Zeit bis zu seiner Hinrichtung verweilen sollte. W?hrend dieser letzten Frist bat er um Schreibzeug und schrieb an seine Gattin: >>Liebes Weib, Gott ist unver?nderlich. Er ist stets g?tig und gn?dig gegen mich gewesen und keine Lage ?ndert dies. Vergieb mir alle meine Fehler und suche Trost in Ihm, in dem allein der wahre Trost zu finden ist. Der Herr sei mit Dir, Er segne und tr?ste Dich. Lebe wohl.<<

Es war jetzt Zeit, das Haus des Geheimen Raths zu verlassen. Die Geistlichen, welche den Gefangenen begleiteten, waren zwar nicht seines Glaubens, aber er h?rte sie artig an und ermahnte sie, ihre Gemeinden vor denjenigen Lehren zu warnen, welche alle protestantischen Kirchen einstimmig verdammten. Er bestieg das Schaffot, wo die alte plumpe Guillotine Schottlands, die Jungfrau genannt, ihn erwartete, und hielt eine Ansprache an das Volk, die mit den eigenth?mlichen Redensarten seiner Sekte durchwebt war, aber den Geist wahrer Fr?mmigkeit athmete. Er sagte, er vergebe seinen Feinden, wie er hoffe, dass ihm vergeben werden w?rde. Nur ein bittrer Ausdruck entschl?pfte ihm. Einer der bisch?flichen Geistlichen, die ihn begleiteten, trat an den Rand des Schaffots und rief mit lauter Stimme aus: >>Mylord stirbt als Protestant.<< -- >>Ja<<, sagte der Earl vorgehend, >>und nicht nur als Protestant, sondern mit dem Hasse gegen Papismus, Pr?latenthum und jeden Aberglauben im Herzen.<< -- Dann umarmte er seine Freunde, ?bergab ihnen einige Zeichen der Erinnerung f?r seine Gattin und seine Kinder, kniete nieder, legte das Haupt auf den Block, betete eine Weile und gab endlich dem Scharfrichter das Zeichen. Sein Kopf wurde auf die Spitze des Tolbooth gesteckt, wo vordem Montrose's Haupt verwest war.

Der Kopf des wackren und aufrichtigen, wenn auch nicht tadelfreien Rumbold war bereits auf dem Westthore von Edinburgh aufgesteckt. Umgeben von parteis?chtigen und feigen Verb?ndeten, hatte er sich w?hrend des ganzen Feldzugs als ein in der Schule des grossen Protectors gebildeter Soldat gezeigt, hatte im Rathe die Autorit?t Argyle's kr?ftig unterst?tzt und sich im Felde durch ruhige Unerschrockenheit ausgezeichnet. Nachdem die Armee sich zerstreut, wurde er von einer Abtheilung Miliz angegriffen. Er wehrte sich mit verzweifelter Tapferkeit und w?rde sich auch durchgeschlagen haben, h?tte man seinem Pferde nicht die Fesseln zerschnitten. T?dtlich verwundet wurde er nach Edinburg gebracht. Die Regierung h?tte ihn gern in England hinrichten lassen, aber er war dem Tode so nahe dass, wenn er nicht in Schottland geh?ngt wurde, er gar nicht geh?ngt werden konnte, und des Vergn?gens, ihn zu h?ngen, wollten sich die Sieger nicht entschlagen. Es liess sich zwar nicht erwarten, dass sie gegen einen Mann, der als das Haupt des Ryehousecomplots betrachtet wurde und Eigenth?mer des Hauses war, von welchem dieses Complot seinen Namen erhielt, besondere Milde ?ben w?rden; aber die R?cksichtslosigkeit, mit der sie den Sterbenden behandelten, muss unsrem humaneren Zeitalter fast unglaublich erscheinen. Einer der schottischen Geheimr?the sagte ihm, er sei ein verdammter Schurke. >>Ich bin im Frieden mit Gott<<, erwiederte Rumbold gelassen, >>wie kann ich da verdammt sein?<<

Er wurde in aller Eil vor Gericht gestellt, ?berf?hrt und verurtheilt, nach wenigen Stunden in der N?he des Stadtkreuzes in High Street geh?ngt und geviertheilt zu werden. Obgleich er ohne die Unterst?tzung zweier M?nner nicht stehen konnte, bewahrte er doch seine Seelenst?rke bis zum letzten Augenblicke und erhob unter dem Galgen seine schwache Stimme gegen Papismus und Tyrannei mit solcher Heftigkeit, dass die Offiziere die Trommeln r?hren liessen, damit das Volk ihn nicht h?ren konnte. Er sagte, er sei ein Freund der beschr?nkten Monarchie, aber er k?nne nimmermehr glauben, dass die Vorsehung einige wenige Menschen fertig gestiefelt und gespornt zum Reiten und Millionen gesattelt und gez?umt, um geritten zu werden, in die Welt gesandt habe. >>Ich lobe und preise Gottes heiligen Namen daf?r<<, rief er aus, >>dass ich hier stehe nicht wegen eines begangnen Unrechts, sondern weil ich in einer schlimmen Zeit seiner Sache treugeblieben bin. Und w?re jedes Haar auf meinem Haupte ein Mann, ich w?rde sie alle in diesem Kampfe daran setzen.<<

Argyle, welcher Rumbold einige Stunden ?berlebte, gab kurz vor seinem Tode noch ein Zeugniss f?r die Tugenden des tapfren Engl?nders. >>Der arme Rumbold war mir eine grosse St?tze und ein braver Mann, und er ist christlich gestorben.<<

Ayloffe zeigte keine geringere Todesverachtung als Argyle und Rumbold, nur war sein Ende f?r fromme Gem?ther nicht so erbaulich wie das ihrige. Wenn auch politische Sympathie ihn zu den Puritanern hingezogen, so hatte er doch keine religi?sen Sympathien f?r sie und galt auch in ihren Augen f?r wenig besser als ein Atheist. Er geh?rte zu dem Theile der Whigs, der seine Vorbilder lieber unter den Patrioten Griechenlands und Roms, als unter den Propheten und Richtern Israels suchte. Er wurde gefangen genommen und nach Glasgow gebracht. Hier versuchte er es, sich mit einem kleinen Federmesser zu entleiben, aber obgleich er sich mehrer Wunden beibrachte, war doch keine davon t?dtlich, und er hatte noch Kraft genug, um eine Reise nach London auszuhalten. Er ward vor den Geheimen Rath gestellt und vom K?nige selbst verh?rt, war aber zu hochsinnig, als dass er sich durch Denuncirung Anderer h?tte retten sollen. Unter den Whigs erz?hlte man sich, der K?nig habe zu ihm gesagt: >>Ihr th?tet besser, wenn Ihr offen gegen mich w?ret, Herr Ayloffe; Ihr wisst, dass es in meiner Macht steht, Euch zu begnadigen.<< Der Gefangne sollte hierauf sein d?stres Schweigen gebrochen und geantwortet haben. >>In Ihrer Macht mag es stehen, aber in Ihrem Character liegt es nicht.<< Er wurde in Gem?ssheit seines fr?heren ?chtungsurtheils vor dem Thore des Tempels hingerichtet und starb mit stoischem Gleichmuth.

Inzwischen ?bten die Sieger eine erbarmungslose Rache an dem Volke von Argyleshire. Athol liess viele Campbells ohne gerichtliche Untersuchung h?ngen und nur mit M?he wurde er durch den Geheimen Rath verhindert, noch mehr Menschenleben zu opfern. Dreissig Meilen im Umkreise von Inverary wurde das Land verw?stet. H?user wurden angez?ndet, M?hlsteine zertr?mmert, Obstb?ume umgehauen und selbst die Wurzelst?cke derselben verbrannt. Die Netze und Fischerb?te, die einzigen Mittel, durch welche viele von den K?stenbewohnern ihren Unterhalt erwarben, wurden vernichtet, und mehr als dreihundert Rebellen und Unzufriedene nach den Colonien transportirt. Viele von ihnen wurden auch zur Verst?mmelung verurtheilt. An einem einzigen Tage schnitt der Henker von Edinburg f?nfunddreissig Gefangenen die Ohren ab; eine Menge Weiber wurden ?ber das atlantische Meer geschickt, nachdem man sie mit einem gl?henden Eisen auf der Wange gebrandmarkt hatte. Man ging sogar mit dem Plane um, von dem Parlamente eine Acte zu verlangen, durch welche der Name Campbell ge?chtet werden sollte, wie achtzig Jahre fr?her der Name Mac Gregor ge?chtet worden war.

Argyle's Unternehmung hatte im S?den der Insel wenig Aufsehen gemacht. Die Nachricht von seiner Landung traf unmittelbar vor dem Zusammentritt des englischen Parlaments in London ein. Der K?nig erw?hnte die Sache in der Thronrede, und die H?user versicherten ihn, dass sie gegen jeden Feind zu ihm halten w?rden. Mehr wurde von ihnen nicht verlangt. ?ber Schottland hatten sie keine Gewalt, und ein Krieg, dessen Schauplatz so weit entfernt und dessen Ausgang fast von vornherein leicht vorauszusehen war, erregte in London nur geringes Interesse.

Aber eine Woche vor der schliesslichen Zerstreuung von Argyle's Armee wurde ganz England durch die Nachricht ersch?ttert, dass ein weit mehr zu f?rchtender Mann in feindlicher Absicht an seiner eignen K?ste gelandet sei. Die Fl?chtlinge waren dahin ?bereingekommen, dass Monmouth sechs Tage nach der Abfahrt der Schotten von Holland unter Segel gehen sollte. Er hatte seine Expedition wahrscheinlich deshalb kurze Zeit aufgeschoben, weil er hoffte, dass, sobald der Krieg in den Hochlanden ausbrach, die meisten Truppen nach dem Norden gesandt werden und er daher keine zu seinem Empfange ger?stete Streitmacht vorfinden w?rde. Als er endlich abzusegeln w?nschte, war der Wind ung?nstig und heftig geworden.

W?hrend seine kleine Flotte im Texel hin und her getrieben wurde, lagen die holl?ndischen Beh?rden mit einander im Streit. Auf der einen Seite standen die Generalstaaten und der Prinz von Oranien, auf der andren der Magistrat und die Admiralit?t von Amsterdam.

Skelton hatte den Generalstaaten ein Verzeichniss derjenigen Fl?chtlinge ?bergeben, deren Aufenthalt in den Vereinigten Provinzen seinem Gebieter Besorgnisse einfl?sste. Die Generalstaaten, welche dringend w?nschten, jedes billige Verlangen Jakob's zu erf?llen, sandten Abschriften der Liste an die Provinzialbeh?rden, und diese wieder an die Municipalbeh?rden. S?mmtlichen Stadtmagistraten wurde bedeutet, dass sie die erforderlichen Massregeln ergreifen sollten, um die ge?chteten Whigs zu verhindern, die englische Regierung zu beunruhigen. Im Allgemeinen wurde diesen Befehlen Folge geleistet, und besonders in Rotterdam, wo der Einfluss Wilhelm's Alles verm?gend war, wurde eine Th?tigkeit entwickelt, welche Jakob zu dankbarer Anerkennung veranlasste. Allein der Hauptsitz der Emigranten war Amsterdam, und die Regierungsbeh?rde dieser Stadt wollte nichts sehen, nichts h?ren und nichts wissen. Der Schultheiss, der selbst in t?glichem Verkehr mit Ferguson stand, berichtete nach dem Haag, dass er nicht einen einzigen von den Fl?chtlingen zu finden wisse, und die Bundesregierung musste sich mit dieser Entschuldigung begn?gen. In Wirklichkeit aber waren die englischen Verbannten in Amsterdam allgemein bekannt und wurden auf den Strassen ebenso angestaunt, als wenn sie Chinesen gewesen w?ren.

Wenige Tage darauf erhielt Skelton von seinem Hofe den Befehl, darum anzusuchen, dass in Betracht der Gefahren, welche dem Throne seines Gebieters drohten, die drei im Dienste der Vereinigten Provinzen stehenden schottischen Regimenter unverz?glich nach Grossbritannien zur?ckgesandt werden sollten. Er wendete sich an den Prinzen von Oranien, und dieser ?bernahm die Erledigung dieser Angelegenheit, sagte aber voraus, dass Amsterdam einige Schwierigkeiten machen w?rde. Seine Besorgniss erwies sich als gegr?ndet. Die Deputirten von Amsterdam verweigerten ihre Zustimmung und es gelang ihnen, eine Verz?gerung herbeizuf?hren; aber die Frage war nicht eine von denen, hinsichtlich derer nach der Verfassung der Republik eine einzelne Stadt die Verwirklichung des Wunsches der Mehrheit verhindern konnte. Wilhelm's Einfluss ?berwog und die Truppen wurden mit grosser Eil eingeschifft.

Zu gleicher Zeit bem?hte sich Skelton, allerdings mit geringer Einsicht und M?ssigung, die von den Fl?chtlingen ausger?steten Schiffe zur?ckzuhalten. Er beschwerte sich in heftigen Ausdr?cken bei der Admiralit?t von Amsterdam. Die Nachl?ssigkeit der Beh?rde, sagte er, habe schon eine Horde von Rebellen in den Stand gesetzt, einen Einfall in Grossbritannien zu machen, ein zweiter derartiger Fehler sei durch nichts zu entschuldigen, und er verlangte mit peremptorischer Bestimmtheit, dass ein grosses Schiff, der >>Helderenbergh<<, zur?ckgehalten werden solle. Dieses Schiff war angeblich nach den Canarischen Inseln bestimmt, wahrend es thats?chlich von Monmouth ausger?stet war, sechsundzwanzig Kanonen f?hrte und Waffen und Munition geladen hatte. Die Admiralit?t von Amsterdam erwiederte, dass die Freiheit des Handels und der Schifffahrt geringf?giger Gr?nde wegen nicht beschr?nkt und der >>Helderenbergh<< nicht ohne Befehl der Generalstaaten zur?ckgehalten werden k?nnte. Skelton, dessen unver?nderliche Art es gewesen zu sein scheint, Alles beim unrechten Ende anzugreifen, wendete sich nun an die Generalstaaten, und diese erliessen die n?thigen Befehle. Jetzt aber gab die Amsterdamer Admiralit?t vor, es sei keine hinreichende Seemacht im Texel, um sich eines so grossen Schiffes, wie des >>Helderenbergh<< bem?chtigen zu k?nnen, und liess Monmouth ungehindert absegeln.

Das Wetter war schlecht, die Reise lang und mehrere englische Kriegsschiffe kreuzten im Kanal. Aber Monmouth entging dem Meere und dem Feinde. Als er bei den Klippen von Dorsetshire vor?berkam, wurde es f?r w?nschenswerth erachtet, ein Boot mit einem der Fl?chtlinge, Namens Thomas Dare, ans Ufer zu schicken. Dieser Mann hatte trotz seiner niedrigen Denkungsart und seines gemeinen Wesens in Taunton grossen Einfluss. Er erhielt die Weisung; durch das Land nach dieser Stadt zu eilen und seinen Freunden anzuk?ndigen, dass Monmouth bald auf englischem Boden sein werde.

Am Morgen des siebenten Juni erschien der >>Helderenbergh<<, begleitet von zwei kleineren Schiffen, vor dem Hafen von Lyme. Diese Stadt ist ein kleiner Kn?uel von steilen und engen Gassen und liegt an einer wilden, felsigen, von einer st?rmischen See gepeitschten K?ste. Der Ort war damals besonders wegen eines Dammes bekannt, der aus unbehauenen und nicht durch M?rtel verkitteten Steinen zur Zeit der Plantagenets errichtet worden war. Dieses alte, unter dem Namen Cob bekannte Bauwerk verschloss den auf einer Strecke von vielen Meilen einzigen Hafen, in den sich die Fischer vor den St?rmen des Kanals fl?chten konnten.

Das Erscheinen der drei Schiffe von fremder Bauart und ohne Flagge machte die Bewohner von Lyme best?rzt, und die Besorgniss nahm zu, als es sich zeigte, dass die Zollbeamten, welche dem Gebrauche gem?ss an Bord gegangen waren, nicht zur?ckkamen. Die ganze Bev?lkerung eilte auf die Klippen und blickte lange ?ngstlich hinaus, konnte aber keine L?sung des R?thsels finden. Endlich stiessen von dem gr?ssten der drei Schiffe sieben B?te ab und ruderten ans Ufer, wo sie ungef?hr achtzig wohl bewaffnete und ausger?stete M?nner aussetzten. Unter ihnen befanden sich Monmouth, Grey, Fletcher, Ferguson, Wade und Anton Buyse, ein Offizier, der im Dienste des Kurf?rsten von Brandenburg gestanden hatte.

Monmouth gebot Ruhe, kniete am Strande nieder, dankte Gott, dass er die Freunde der Freiheit und des reinen Glaubens vor den Gefahren der See beh?tet, und erflehte den g?ttlichen Segen f?r das, was noch am Lande zu thun sei. Dann zog er sein Schwert und f?hrte seine Leute ?ber die Klippen in die Stadt.

Sobald es bekannt wurde, unter welchem F?hrer und in welcher Absicht die Expedition kam, durchbrach die Begeisterung des Volks alle Schranken. Die kleine Stadt war in der heftigsten Aufregung, die Leute liefen hin und her und jubelten laut: >>Monmouth! Monmouth! die protestantische Religion!<< Mittlerweile ward die Fahne der Abenteurer, eine blaue Flagge, auf dem Marktplatze aufgepflanzt, die Kriegsvorr?the wurden im Stadthause untergebracht und vom Kreuze herab eine Erkl?rung verlesen, in der die Zwecke der Unternehmung auseinandergesetzt waren.

Diese Erkl?rung, das Meisterst?ck von Ferguson's Genie, war nicht ein ernstes Manifest, wie es von einem Anf?hrer erlassen werden muss, der f?r eine grosse ?ffentliche Sache das Schwert zieht, sondern es war nach Inhalt und Sprache ein Libell der gemeinsten Art. Sie enthielt zwar manche wohlbegr?ndete Angriffe gegen die Regierung, aber diese Angriffe waren in dem weitschweifigen und d?nkelhaften Style eines schlechten Pamphlets abgefasst und das Manifest enthielt andere Beschuldigungen, deren ganze Schmach auf Die zur?ckf?llt, die sie erhoben. Es wurde mit Bestimmtheit versichert, der Herzog von York habe London in Brand gesteckt, Godfrey erdrosselt, Esser die Kehle abgeschnitten und den verstorbnen K?nig vergiftet. Auf Grund dieser abscheulichen und unnat?rlichen Verbrechen, und haupts?chlich der letztgenannten gr?sslichen That, des haarstr?ubenden, barbarischen Brudermordes -- so wortreich und gl?cklich gew?hlt war Ferguson's Sprache -- wurde Jakob f?r einen gef?hrlichen, blutd?rstigen Feind, f?r einen Tyrannen, M?rder und Usurpator erkl?rt. Man werde sich in keine Unterhandlungen mit ihm einlassen und das Schwert nicht eher wieder in die Scheide stecken, als bis er seine verdiente Strafe als Verr?ther erhalten habe. Die Regierung solle auf Grundlagen basirt werden, die der Freiheit g?nstig w?ren; alle protestantischen Sekten sollten geduldet, die entzogenen Freibriefe zur?ckgegeben, allj?hrlich ein Parlament gehalten und fernerhin nicht mehr durch k?nigliche Laune prorogirt oder aufgel?st werden. Das einzige stehende Heer sollte die Miliz sein, die Miliz sollte von den Sheriffs befehligt und diese von den Freisassen gew?hlt werden. Schliesslich erkl?rte Monmouth, er k?nne es beweisen, dass er in rechtm?ssiger Ehe geboren und dass er dem Geburtsrechte nach K?nig von England sei, dass er aber f?r jetzt auf seine Anspr?che verzichten, sie der Beurtheilung eines freien Parlaments anheim geben und bis dahin nur als Oberbefehlshaber der gegen Tyrannei und Papismus aufgestandenen Protestanten betrachtet sein wolle.

So entehrend dieses Manifest auch f?r Die war, von denen es ausging, so war es doch zu dem Zwecke, die Leidenschaften des grossen Haufens aufzustacheln, nicht ungeschickt abgefasst. Im Westen machte es grossen Eindruck. Zwar waren die Gentry und der Klerus in diesem Theile des Landes mit wenigen Ausnahmen Tories, aber die Freisassen, die Kaufleute in den St?dten, das Landvolk und die Handwerker waren gr?sstentheils von dem alten Geiste der Rundk?pfe beseelt. Viele von ihnen waren Dissenters und durch kleinliche Verfolgungen in eine Stimmung versetzt, die sie zu einem verzweifelten Unternehmen geneigt machte. Die grosse Masse der Bev?lkerung verabscheute den Papismus und liebte Monmouth. Er war kein Fremder f?r sie, seine Reise durch Somersetshire und Devonshire im Sommer 1680 war noch bei Jedermann in frischem Andenken. Er war bei dieser Gelegenheit von Thomas Thynne in Longleat Hall, damals und vielleicht jetzt noch dem pr?chtigsten Landsitze in England, mit verschwenderischem Aufwande bewirthet worden. Von Longleat bis Exeter waren alle Hecken und Z?une mit jauchzenden Zuschauern bedeckt, die Landstrassen mit Zweigen und Blumen bestreut; die Menge riss in dem Eifer, ihren Liebling zu sehen und zu ber?hren, die Umz?unungen der Parke nieder und belagerte die Schl?sser, in denen er bewirthet wurde. Als er in Chard ankam, bestand sein Gefolge aus f?nftausend Reitern; in Exeter hatte sich ganz Devonshire versammelt, um ihn zu begr?ssen. Ganz besonderes Aufsehen erregte bei dem Triumphzuge eine Schaar von neunhundert jungen M?nnern in weisser Uniform, welche vor ihm her in die Stadt marschirten. Der Wechsel des Geschicks, der die Gentry seiner Sache entfremdet hatte, war bei dem gemeinen Mann ohne Wirkung geblieben; f?r diesen war er noch immer der gute Herzog, der protestantische Herzog, der rechtm?ssige Thronerbe, den eine heimt?ckische Verschw?rung seines Eigenthums beraubt hatte. Das Volk schaarte sich in Massen um seine Fahne; alle Schreiber, die er hatte auftreiben k?nnen, reichten nicht hin, um die Namen der Rekruten niederzuschreiben, und noch ehe er vierundzwanzig Stunden auf englischem Boden war, sah er sich schon an der Spitze von f?nfzehnhundert Mann. Dare langte mit vierzig Reitern von nicht sehr martialischem Aussehen von Taunton an und brachte ermuthigende Nachrichten ?ber die ?ffentliche Stimmung in Somersetshire. Bis jetzt schien Alles einen gl?cklichen Erfolg zu versprechen.

In Bridport aber sammelte sich eine Streitmacht, um den Insurgenten Widerstand zu leisten. Am 13. Juni r?ckte das rothe Regiment der Miliz von Dorsetshire in jene Stadt ein, und das Regiment von Somersetshire oder das gelbe Regiment, dessen Oberst, Sir Wilhelm Portman, ein angesehener Tory war, wurde am folgenden Tage erwartet. Der Herzog beschloss, sofort loszuschlagen. Schon r?stete sich eine Abtheilung seiner Truppen zum Aufbruch nach Bridport, da brachte ein ungl?cklicher Vorfall das ganze Lager in Verwirrung.

Fletcher von Saltoun war zum Befehlshaber der Reiterei unter Grey ernannt worden. Er war schlecht beritten, wie sich ?berhaupt wenige Pferde im Lager befanden, die nicht vom Pfluge genommen waren. Als er nach Bridport commandirt wurde, glaubte er, dass der Drang der Umst?nde ihn berechtige, ein Dare geh?rendes sch?nes Pferd zu leihen, ohne erst deshalb um Erlaubniss zu fragen. Dare war entr?stet ?ber diese Eigenm?chtigkeit und ?berh?ufte Fletcher mit groben Beleidigungen. Fletcher blieb ruhiger als Jeder, der ihn kannte, es erwartet h?tte. Endlich aber wagte es Dare, auf die Geduld, mit der seine Unziemlichkeiten hingenommen wurden, pochend, gegen den hochadeligen und stolzen Schotten die Reitgerte zu erheben. Dies brachte Fletcher's Blut zum Sieden. Er zog ein Pistol hervor und schoss Dare nieder. Eine so summarische und gewaltth?tige Rache w?rde in Schottland nicht aufgefallen sein, wo das Gesetz von jeher schwach gewesen war, wo Derjenige, der sich nicht mit eigner Faust Recht verschaffte, wenig Aussicht hatte, ?berhaupt Recht zu bekommen, und wo daher ein Menschenleben fast eben so wohlfeil war, als in den am schlechtesten regierten Provinzen Italiens. Im s?dlichen Theile der Insel aber war das Volk noch nicht gewohnt, um eines harten Wortes oder einer heftigen Geberde willen t?dtliche Waffen gebrauchen und Blut vergiessen zu sehen, ausser im Zweikampf unter Gentlemen mit gleichen Waffen. So erhob sich denn ein allgemeines Geschrei nach Rache gegen den Fremden, der einen Engl?nder ermordet habe, Monmouth konnte sich dem Verlangen nicht widersetzen und Fletcher, der, nachdem der erste Ausbruch seines Zornes sich gelegt hatte, von Reue und Angst ergriffen wurde, fl?chtete sich auf den >>Helderenbergh<<, entkam gl?cklich auf das Festland und begab sich nach Ungarn, wo er tapfer gegen den gemeinsamen Feind der Christenheit focht.

Bei der Lage der Insurgenten war der Verlust eines Mannes von Talent und Energie nicht leicht zu ersetzen. Am fr?hen Morgen des folgenden Tages, dem 14. Juni, brach Grey in Begleitung Wade's mit f?nfhundert Mann auf, um Bridport anzugreifen. Es fand ein verworrenes und unentschieden bleibendes Gefecht statt, wie es zwischen zwei Haufen von Bauern, die von Landedelleuten und Advokaten befehligt wurden, nicht anders zu erwarten war. Eine Zeit lang dr?ngten Monmouth's Leute die Miliz zur?ck; dann aber hielt diese wieder Stand und erstere ergriffen in ziemlicher Verwirrung die Flucht. Grey und seine Reiter hielten nicht eher an, als bis sie in Lyme wieder in Sicherheit waren; Wade dagegen sammelte das Fussvolk und f?hrte es in guter Ordnung zur?ck.

Alles murrte laut gegen Grey, und einige von den Abenteurern drangen in Monmouth, ein strenges Exempel zu statuiren. Monmouth aber wollte davon nichts h?ren. Einige Schriftsteller haben diese Nachsicht seiner Gutm?thigkeit zugeschrieben, die allerdings oft an Schw?che grenzte; andere vermuthen, dass er nicht hart gegen den einzigen Peer verfahren wollte, der in seiner Armee diente. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass der Herzog, der zwar kein ausgezeichneter General war, aber doch jedenfalls vom Kriege viel mehr verstand als die Priester und Advokaten, die ihm ihren Rath aufdringen wollten, R?cksichten nahm, an welche Leute, die in militairischen Angelegenheiten durchaus unerfahren sind, allerdings nie gedacht h?tten. Um einem Manne, der wenig Vertheidiger gehabt hat, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, muss bemerkt werden, dass die Lord Grey w?hrend des ganzen Feldzugs zugetheilte Aufgabe von der Art war, dass er sie, selbst wenn er der k?hnste und geschickteste Soldat gewesen w?re, kaum in einer Weise h?tte l?sen k?nnen, die ihm zum Ruhme gereichte. Er stand an der Spitze der Reiterei; es ist aber eine allbekannte Sache, dass ein Kavalerist viel l?ngerer ?bung bedarf als ein Fusssoldat, und dass ein Kavaleriepferd eine noch viel l?ngere Schule braucht als sein Reiter. Mit einer unge?bten Infanterie, wenn sie von Begeisterung und physischem Muthe beseelt ist, kann allenfalls etwas ausgerichtet werden; aber es kann nichts Unbeholfeneres geben als eine aus Landwirthen und Handelsleuten auf Karreng?ulen und Postpferden bestehende unge?bte Reiterei; und von solcher Art war die, welche Grey befehligte. Nicht dar?ber muss man sich wundern, dass diese Leute im Feuer nicht entschlossen Stand hielten und dass sie nicht t?chtig von ihren Waffen Gebrauch machten, sondern dar?ber, dass sie sich ?berhaupt nur im Sattel zu erhalten vermochten.

Noch immer langten Rekruten zu Hunderten an, den ganzen Tag wurde bewaffnet und einexercirt. Inzwischen hatte sich die Nachricht von dem Aufstande rasch und weit verbreitet. Noch denselben Abend, an welchem der Herzog gelandet war, schickte der Mayor von Lyme, Gregor Alford, ein eifriger Tory und ungemein heftiger Verfolger der Nonconformisten, seine Diener aus, um die Gentry von Somersetshire und Dorsetshire zu alarmiren, w?hrend er selbst zu Pferde nach dem Westen eilte. Sp?t in der Nacht hielt er in Honiton an und schickte von dort einige fl?chtig hingeworfene Zeilen mit der schlimmen Botschaft nach London. Dann eilte er weiter nach Exeter, wo er Christoph Monk, Herzog von Albemarle fand. Dieser Edelmann, der Sohn und Erbe Georg Monk's, des Wiederherstellers der Stuarts, war Lordlieutenant von Devonshire und hielt damals gerade Musterung ?ber die Miliz. Er hatte zur Zeit viertausend Mann zu seiner Verf?gung, und mit dieser Streitmacht glaubte er den Aufstand mit einem Schlage unterdr?cken zu k?nnen. Er marschirte deshalb nach Lyme.

Als er aber am Montag Nachmittag den 15. Juni Axminster erreichte, fand er die Insurgenten schlagfertig aufgestellt, um ihn zu empfangen. Sie zeigten ihm eine sehr achtunggebietende Fronte; vier Feldst?cke waren gegen die k?niglichen Truppen gerichtet und die dichten Hecken, welche zu beiden Seiten die enge Strasse beschatteten, waren mit Musketieren besetzt. Die Vorkehrungen des Feindes beunruhigten jedoch Albemarle weniger als der Geist, der sich in seinen eigenen Reihen zu ?ussern begann. Monmouth war bei dem gemeinen Volke von Devonshire so beliebt, dass die ganze Miliz wahrscheinlich in Masse zu ihm ?berging, sobald sie Monmouth's wohlbekanntes Gesicht und seine Gestalt erblickte.

Albemarle hielt es daher trotz seiner grossen ?bermacht an Streitkr?ften f?r rathsam, sich zur?ckzuziehen. Der R?ckzug verwandelte sich bald in wilde Flucht. Die ganze Gegend war mit den Waffen und Uniformst?cken bes?et, welche die Fliehenden weggeworfen hatten, und h?tte Monmouth die Verfolgung mit Nachdruck betrieben, so w?rde er Exeter wahrscheinlich ohne Schwertstreich genommen haben. Aber er war mit dem errungenen Vorteile zufrieden und hielt es f?r w?nschenswerth, seine Rekruten erst besser einzu?ben, bevor er sie zu gewagten Unternehmungen verwendete. Er marschirte daher nach Taunton, wo er am 18. Juni, gerade eine Woche nach seiner Landung eintraf.

Der Hof und das Parlament waren ?ber die Nachrichten aus dem Westen nicht wenig erschrocken. Am Sonnabend den 13. Juni um f?nf Uhr Morgens hatte der K?nig den Brief erhalten, den der Mayor von Lyme von Honiton an ihn abgesandt. Der Geheime Rath wurde augenblicklich zusammenberufen; es wurden Befehle gegeben, dass die Infanterieregimenter und die Reiterschwadronen verst?rkt werden sollten, und Commissionen zur Aushebung neuer Mannschaften ernannt.

Alford's Bericht ward den Lords vorgelegt und der wesentliche Inhalt desselben den Gemeinen mitgetheilt. Diese untersuchten die aus dem Westen angelangten Nachrichten und brachten sogleich eine Bill ein, weiche Monmouth wegen Hochverraths verurtheilte. Adressen wurden votirt, die den K?nig versicherten, dass seine Peers sowohl wie auch sein Volk entschlossen seien, ihm mit Gut und Blut gegen seine Feinde beizustehen. In ihrer n?chsten Sitzung verf?gten die beiden H?user, dass die Erkl?rung der Rebellen durch den Henker verbrannt werden solle, und liessen die Verurtheilungsbill in allen Stadien durchgehen. Die Bill erhielt noch denselben Tag die k?nigliche Genehmigung und auf Monmouth's Ergreifung wurde eine Belohnung von f?nftausend Pfund gesetzt.

Die Thatsache, dass Monmouth gegen die Regierung unter Waffen stand, war so unbestreitbar, dass die Verurtheilungsbill gegen den schwachen Widerstand von nur einigen wenigen Peers zum Gesetz erhoben ward und selbst von whiggistischen Geschichtschreibern nur selten streng getadelt worden ist. Wenn wir indessen erw?gen, wie wichtig es ist, dass gesetzgeberische und richterliche Functionen getrennt bleiben, wie wichtig es ferner ist, dass ein blosses Ger?cht, so stark und allgemein es auch sein mag, nicht als gesetzlicher Schuldbeweis angenommen werde, wie wichtig es endlich ist, die Regel festzuhalten, dass Niemand zum Tode verurtheilt werden darf, ohne ihm Gelegenheit zu seiner Vertheidigung gegeben zu haben, und wie leicht und schnell einmal begangene Verletzungen grosser Grunds?tze weiter ausgedehnt werden, so d?rften wir wohl zu der Ansicht geneigt sein, dass sich gegen das vom Parlament beobachtete Verfahren einige Einwendungen machen liessen. Keinem der beiden H?user lag das Mindeste vor, was selbst ein so gewissenloser Richter wie Jeffreys einer Jury als Beweis f?r Monmouth's Schuld h?tte darstellen k?nnen. Die von den Gemeinen verh?rten Boten waren nicht vereidigt und ihre Mittheilungen konnten daher rein aus der Luft gegriffen sein, ohne dass sie deshalb wegen Meineids h?tten bestraft werden k?nnen. Die Lords, welche, als Gerichtshof, einen Eid h?tten abnehmen k?nnen, examinirten keinen Zeugen und hatten keinen andren Beweis vor sich, als den Brief des Mayors von Lyme, der in den Augen des Gesetzes gar kein Beweis war. Die ?usserste Gefahr rechtfertigt allerdings zuweilen ?usserste Mittel, aber die Verurtheilungsacte war ein Mittel, das erst in Wirksamkeit gesetzt werden konnte, wenn jede Gefahr vor?ber war, und das daher von dem Augenblicke an, wo es aufh?rte, wirkungslos zu sein, ganz ?berfl?ssig wurde. So lange Monmouth unter Waffen stand, war es unm?glich, ihn hinzurichten, und wurde er besiegt und gefangen genommen, so hatte es weder Gefahr noch Schwierigkeit, ihn vor Gericht zu stellen. Sp?ter hat man es als einen merkw?rdigen Umstand hervorgehoben, dass sich unter den eifrigen Tories, welche die Bill aus dem Hause der Gemeinen vor die Schranken der Lords brachten, Sir Johann Fenwick, Abgeordneter f?r Northumberland, befand. Dieser Herr hatte einige Jahre nachher Gelegenheit, ?ber die Sache nachzudenken, und er kam zu dem Schlusse, dass Verurtheilungsbills durchaus nicht zu rechtfertigen seien.

Das Parlament gab in dieser Stunde der Gefahr noch andere Beweise von Loyalit?t. Die Gemeinen erm?chtigten den K?nig, zur Bestreitung augenblicklicher Bed?rfnisse eine ausserordentliche Summe von vierhunderttausend Pfund zu erheben, und damit er das Geld ohne Schwierigkeit bekomme, sannen sie auf neue Steuern. Der Plan, die in der Hauptstadt unl?ngst neuerbauten H?user zu besteuern, wurde wieder aufgenommen und von den Landgentlemen eifrig unterst?tzt. Es wurde nicht allein beschlossen, dass diese H?user besteuert werden sollten, sondern auch, dass eine Bill eingebracht werden sollte, die jede neue Grundsteinlegung innerhalb des Stadtgebiets von London verbot. Der Beschluss kam jedoch nicht zur Ausf?hrung. Einflussreiche M?nner, welche in den Vorst?dten Grund und Boden besassen und hofften, dass sich auf ihren G?tern neue Strassen und Pl?tze erheben w?rden, boten Alles auf, um diesen Plan zu vereiteln. Man sah ein, dass es viel Zeit erfordern w?rde, um die Einzelnheiten eines solchen Gesetzes zu reguliren, und die Bed?rfnisse des K?nigs waren so dringend, dass man es f?r n?thig erachtete, die Verhandlungen des Hauses durch eine h?fliche Ermahnung zur Eil zu beschleunigen. Die Idee der H?userbesteuerung wurde daher aufgegeben und dagegen f?r die n?chsten f?nf Jahre neue Z?lle auf ausl?ndische Seidenstoffe, Leinenwaaren und geistige Getr?nke gelegt.

Die im Unterhause sitzenden Tories schritten nun zur Einbringung einer sogenannten Bill zur Sicherung der Person und der Regierung des K?nigs. Sie schlugen vor, es solle f?r Hochverrath erkl?rt werden, wenn Jemand sagte, Monmouth sei legitim, oder Worte ?usserte, welche darauf abzielten, die Person oder die Regierung des Souverains verhasst oder ver?chtlich zu machen, oder wenn Jemand im Parlament einen Antrag auf Ab?nderung der Thronfolgeordnung stellte. Einige von diesen Bestimmungen erregte allgemeinen Unwillen und Abscheu. Die Whigs versuchten es trotz ihrer geringen Zahl und ihrer Schw?che, sich zu verbinden, und sie wurden durch eine bedeutende Anzahl gem?ssigter und einsichtsvoller Kavaliere verst?rkt. Worte, sagte man, k?nnten leicht von rechtschaffenen M?nnern missverstanden, von Schurken aber falsch ausgelegt werden; bildliche Ausdr?cke k?nnten w?rtlich genommen und scherzhafte ?usserungen als ernstlich gemeint dargestellt werden. Eine Partikel, ein Tempus, ein Modus, die Betonung k?nne den ganzen Unterschied zwischen Schuld und Unschuld begr?nden. Sei ja der Erl?ser selbst, in dessen reinem Lebenswandel die B?swilligkeit keinen Anhalt zu irgend einer Beschuldigung finden konnte, wegen gesprochener Worte in Untersuchung gezogen worden. Falsche Zeugen h?tten eine Sylbe weggelassen, durch welche klar bewiesen worden w?re, dass jene Worte bildlich gemeint waren, und h?tten so dem Sanhedrin einen Vorwand geliefert, unter welchem der sch?ndlichste aller Justizmorde ver?bt worden sei. Wer k?nne, mit einem solchen Beispiele vor Augen, behaupten, dass wenn blosse Reden schon eine Anklage auf Hochverrath begr?ndeten, der loyalste Unterthan sicher sei? Diese Argumente machten einen so grossen Eindruck, dass im Ausschusse Verbesserungsantr?ge gestellt wurden, welche die H?rte der Bill bedeutend milderten; die Klausel aber, welche es f?r Hochverrath erkl?rte, wenn ein Mitglied des Parlaments die Ausschliessung eines Prinzen von Gebl?t vom Throne beantragte, scheint keine Debatte hervorgerufen zu haben und wurde angenommen. Sie hatte jedoch nur insofern eine Bedeutung, als sie ein Beweis f?r die Unwissenheit und Unerfahrenheit der heissbl?tigen Royalisten war, welche das Unterhaus f?llten. H?tten sie nur die ersten Anfangsgr?nde der Gesetzgebung gekannt, so w?rden sie eingesehen haben, dass die Bestimmung, auf die sie so grosses Gewicht legten, ?berfl?ssig sein musste, so lange das Parlament geneigt war, die Thronfolgeordnung aufrechtzuerhalten, und dass sie widerrufen werden w?rde, sobald ein Parlament die Absicht hatte, dieselbe abzu?ndern.

Die Bill ging in ihrer verbesserten Fassung durch und wurde den Lords ?berreicht, aber nicht zum Gesetz erhoben. Der K?nig hatte vom Parlament eine Geldunterst?tzung erlangt, wie er sie nur erwarten konnte, und er sah ein, dass, so lange der Aufstand w?thete, die loyalen Mitglieder des Adels und der Gentry in ihren Grafschaften mehr n?tzen k?nnten, als in Westminster. Er dr?ngte daher ihre Verhandlungen zu einem baldigen Schlusse und entliess sie am 3. Juli. An dem n?mlichen Tage erhielt ein Gesetz, welches die mit dem Jahre 1679 erloschene Censur wieder einf?hrte, die k?nigliche Genehmigung. Dieser Gegenstand wurde mit wenigen Worten am Ende eines gemischten Gesetzes abgethan, welches verschiedene erl?schende Gesetze verl?ngerte. Die Anh?nger des Hofes dachten nicht daran, dass sie einen Sieg errungen h?tten und die Whigs ?usserten durchaus keine Unzufriedenheit. Weder bei den Lords noch bei den Gemeinen kam es zu einer Abstimmung, ja, soweit man es jetzt noch ersehen kann, nicht einmal zu einer Debatte ?ber eine Frage, welche in unsrer Zeit das ganze Geb?ude der Gesellschaft ersch?ttern w?rde. Die Ver?nderung war auch in der That unbedeutend und kaum bemerkbar, denn seit der Entdeckung des Ryehousecomplots hatte die Freiheit, ohne Censur drucken zu d?rfen, nur dem Namen nach bestanden. Seit vielen Monaten war kaum eine gegen den Hof gerichtete Flugschrift anders als heimlich gedruckt worden, und heimlich konnten solche Flugschriften nach wie vor herausgegeben werden.

Die H?user schlossen nun ihre Sitzungen; sie wurden nicht prorogirt, sondern nur vertagt, damit sie bei ihrem n?chsten Zusammentritt die Gesch?fte genau in dem Stande wieder aufnehmen k?nnten, wie sie dieselben verlassen hatten.

W?hrend das Parlament auf strenge Gesetze gegen Monmouth und seine Anh?nger sann, fand er in Taunton eine Aufnahme, die ihn wohl zu der Hoffnung berechtigen konnten, dass sein Unternehmen gelingen werde. Taunton war wie viele andere St?dte im s?dlichen England damals viel bedeutender als gegenw?rtig. Diese St?dte sind zwar nicht kleiner und ?rmer geworden, im Gegentheil, sie sind mit wenigen Ausnahmen jetzt gr?sser und reicher, besser gebaut und besser bev?lkert als im siebzehnten Jahrhundert. Aber trotz dieser positiven Fortschritte haben sie doch relativ an Bedeutung verloren. Sie sind von den Fabrik- und Handelsst?dten im Norden, welche zu den Zeiten der Stuarts kaum erst anfingen, als Sitze des Gewerbfleisses bekannt zu werden, in Reichthum und Volkszahl weit ?berfl?gelt worden. Als Monmouth in Taunton einzog, war diese Stadt ein ungemein bl?hender Ort; seine M?rkte waren mit Allem reichlich versorgt und seine Wollenmanufactur weit und breit ber?hmt. Die Bev?lkerung r?hmte sich, in einem Lande zu leben, wo Milch und Honig fl?ssen, und diese Sprache f?hrten nicht nur die parteiischen Eingebornen, sondern auch jeder Fremde, der den sch?nen Thurm von St. Maria Magdalena bestieg, gestand es zu, dass er zu seinen F?ssen das fruchtbarste Thal Englands erblicke. Die Umgegend war reich an Obstg?rten und gr?nen Wiesen, zwischen denen in lieblicher F?lle und Abwechselung Edelh?fe, H?tten und Dorfkirchen zerstreut lagen. Die Einwohner der Stadt waren schon seit langer Zeit f?r die presbyterianische Gottesverehrung und die Whigpolitik eingenommen; in dem grossen B?rgerkriege hatte Taunton durch alle Wechself?lle fest zum Parlament gehalten, war zweimal von Goring hart belagert und zweimal durch Robert Blake, den nachmaligen ber?hmten Admiral der Republik, mit heldenm?thiger Tapferkeit vertheidigt worden. Ganze Strassen wurden durch die Bomben und Granaten der Kavaliere in Brand geschossen; der Mangel an Lebensmitteln wurde so gross, dass der entschlossene Commandant schon die Absicht angek?ndigt hatte, die Besatzung auf Pferdefleischrationen zu setzen; aber weder Feuer noch Hunger hatten den Muth der Stadt brechen k?nnen.

Die Restauration hatte in den Gesinnungen der Bewohner von Taunton nichts ge?ndert. Sie hatten nach wie vor das Jahresfest des gl?cklichen Tages gefeiert, an welchem die k?niglichen Truppen ihre Belagerung aufgehoben, und ihre starre Anh?nglichkeit an die alte Sache hatte in Whitehall so grosse Besorgniss und so heftigen Groll erregt, dass auf k?niglichen Befehl ihr Wallgraben ausgef?llt und die W?lle bis auf den Grund zerst?rt worden waren. Der puritanische Geist war bei ihnen durch die Lehre und das Beispiel eines der ber?hmtesten Dissentergeistlichen, Joseph Alleine's, in seiner ungeschw?chten Kraft erhalten worden. Alleine war der Verfasser eines Tractats, betitelt: +An Alarm to the Unconverted+, das noch jetzt in England wie in Amerika popul?r ist. Aus dem Kerker, in den er von den siegreichen Kavalieren geworfen wurde, schrieb er an seine lieben Freunde in Taunton viele Briefe, welche den Geist einer wahrhaft heldenm?thigen Fr?mmigkeit athmeten. Sein Leib welkte unter dem Einflusse der Studien, Anstrengungen und Verfolgungen bald dahin; sein Andenken aber ward von Denen, die er ermahnt und unterrichtet hatte, noch lange mit ausserordentlicher Liebe und Verehrung bewahrt.

Die Kinder der M?nner, welche vierzig Jahre fr?her auf den W?llen von Taunton gegen die Royalisten gek?mpft hatten, bewillkommneten jetzt Monmouth mit lauten Ausbr?chen der Freude und Zuneigung. Jede Th?r und jedes Fenster war mit Girlanden bekr?nzt. Niemand zeigte sich auf den Strassen, ohne einen gr?nen Zweig, als Zeichen der Volkssache, am Hute. Die T?chter der angesehensten Familien verfertigten Fahnen f?r die Insurgenten. Von diesen Fahnen war besonders eine mit den Zeichen der k?niglichen W?rde pr?chtig gestickt und wurde Monmouth durch einen Zug junger M?dchen ?berreicht. Er nahm das Geschenk mit der ihm eigenen liebensw?rdigen Artigkeit an. Die Dame, welche den Zug anf?hrte, beschenkte ihn ausserdem noch mit einer kostbaren kleinen Bibel, die er mit einem Zeichen von Ehrfurcht in Empfang nahm. >>Ich komme,<< sagte er, >>um die in diesem Buche enthaltenen Wahrheiten zu vertheidigen und sie, wenn es sein muss, mit meinem Blute zu besiegeln.<<

Aber w?hrend Monmouth sich des Beifalls der Menge erfreute, musste er mit Schmerz und Besorgniss bemerken, dass die h?heren Klassen fast ohne Ausnahme seiner Unternehmung feindlich gesinnt waren und dass nur in den Grafschaften, wo er sich pers?nlich gezeigt hatte, ein Aufstand erfolgt war. Es war ihm von Agenten, welche ihre Angaben von Wildman erhalten zu haben behaupteten, versichert worden, dass der ganze whiggistische Adel von Kampflust erf?llt sei. Gleichwohl waren bereits ?ber acht Tage verstrichen, seitdem die blaue Fahne in Lyme aufgepflanzt worden war. Tagel?hner, kleine Landwirthe, Kr?mer, Lehrlinge und Dissenterprediger waren dem Lager der Rebellen zugestr?mt, aber nicht ein einziger Peer, Baronet oder Ritter, nicht ein einziges Mitglied des Unterhauses, und kaum hin und wieder ein Squire, der sich eines hinreichenden Ansehens erfreute, um einmal Friedensrichter gewesen zu sein. Ferguson, der seit dem Tode Karl's von jeher Monmouth's b?ser Geist gewesen war, hatte eine Erkl?rung dieses Umstandes bereit: der Herzog hatte sich durch Ablehnung des K?nigstitels in eine falsche Stellung versetzt. H?tte er sich selbst zum K?nig von England erkl?rt, so w?rde seine Sache einen Anschein von Gesetzlichkeit gehabt haben. Jetzt aber sei es unm?glich, sein Manifest mit den Grunds?tzen der Verfassung in Einklang zu bringen. Es sei klar, dass entweder Monmouth oder sein Oheim der rechtm?ssige K?nig war. Monmouth wagte es nicht, als rechtm?ssiger K?nig aufzutreten, und doch leugnete er, dass sein Oheim es sei. Diejenigen, welche f?r Jakob k?mpften, k?mpften f?r die einzige Person, die es wagte, den Thron f?r sich in Anspruch zu nehmen, und thaten daher, den Gesetzen des Reiches gem?ss, offenbar ihre Pflicht; Diejenigen aber, welche f?r Monmouth k?mpften, k?mpften f?r eine unbekannte Verfassung, welche durch eine noch nicht vorhandene Convention erst entworfen werden sollte. Es sei also kein Wunder, dass M?nner von hohem Range und grossem Verm?gen sich von einem Unternehmen fern hielten, welches dem ganzen System, an dessen Fortbestehen sie das gr?sste Interesse hatten, den Untergang drohte. Beriefe sich der Herzog auf seine Legitimit?t und n?hme er die Krone an, so w?rde er diesen Einwurf mit einem Male entkr?ften; die Frage w?rde dann aufh?ren, eine Frage zwischen der alten und einer neuen Verfassung zu sein, sie w?rde nur eine Erbrechtsfrage zwischen zwei Prinzen werden.

In den n?chsten vierundzwanzig Stunden nach erfolgter Annahme des K?nigstitels erliess er mehrere Proklamationen, die seinen eigenh?ndigen Namenszug an der Spitze trugen. In einer derselben setzte er einen Preis auf den Kopf seines Nebenbuhlers. In einer andren erkl?rte er das zur Zeit in Westminster tagende Parlament f?r eine ungesetzliche Versammlung und befahl den Mitgliedern, auseinanderzugehen. Eine dritte verbot dem Volke, dem Thronr?uber Abgaben zu bezahlen. Eine vierte erkl?rte Albemarle f?r einen Verr?ther.

Albemarle sandte diese Proklamationen blos als Beweise von Thorheit und Frechheit nach London. Sie machten keinen andren Eindruck als den des Erstaunens und der Verachtung; auch hatte Monmouth keine Ursache zu glauben, dass die Annahme der K?nigsw?rde seine Stellung verbessert habe. Erst eine Woche war verflossen, seitdem er sich feierlich verpflichtet, die Krone nicht eher anzunehmen, als bis ein freies Parlament seine Rechte anerkannt habe; durch Verletzung dieses Versprechens hatte er sich den Vorwurf des Leichtsinns, wenn nicht der Treulosigkeit zugezogen. Die Klasse, die er zu gewinnen hoffte, hielt sich noch immer fern von ihm. Die Gr?nde, welche die grossen whiggistischen Lords und Gentlemen abhielten, ihn als ihren K?nig anzuerkennen, waren mindestens eben so triftig als diejenigen, die sie verhindert hatten, sich um ihn als Oberbefehlshaber zu schaaren. Zwar hassten sie die Person, die Religion und die Politik Jakob's; aber er war nicht mehr jung und seine ?lteste Tochter mit Recht popul?r. Sie war dem reformirten Glauben zugethan und mit einem Prinzen verm?hlt, der das erbliche Oberhaupt der Protestanten des Continents, der in einer Republik aufgewachsen war und dem man solche Gesinnungen zutraute, wie sie sich f?r einen constitutionellen K?nig ziemten. War es also weise, sich den Schrecken eines B?rgerkrieges auszusetzen, nur um vielleicht das sogleich zu bewirken, was die Natur ohne Blutvergiessen, ohne eine Rechtsverletzung aller Wahrscheinlichkeit nach binnen wenigen Jahren herbeif?hren w?rde? Es waren vielleicht Gr?nde vorhanden, um Jakob vom Throne zu st?rzen; aber welche Gr?nde konnte man f?r Monmouth's Erhebung auf denselben anf?hren? Einen F?rsten wegen Unf?higkeit vom Throne auszuschliessen, entsprach ganz den whiggistischen Grunds?tzen; aber nach keinem Grundsatze konnte es gerechtfertigt erscheinen, legitime Erben auszuschliessen, denen man nicht nur nichts vorzuwerfen hatte, sondern die man sogar f?r ausgezeichnet bef?higt zu den h?chsten Staats?mtern hielt. Dass Monmouth legitim sei, ja dass er sich selbst nur daf?r hielt, konnten einsichtsvolle M?nner nicht glauben; er war also nicht nur ein Usurpator, sondern ein Usurpator von der schlimmsten Sorte, ein Betr?ger. Er konnte seiner Sache nur durch F?lschung und Meineid einen Schein von Recht geben. Alle rechtschaffenen und verst?ndigen Leute str?ubten sich dagegen, dass ein Betrug, der, wenn er um der Erlangung eines b?rgerlichen Besitzthums ver?bt worden w?re, Peitsche und Pranger als Strafe nach sich gezogen h?tte, mit der englischen Krone belohnt werde. Der alte Adel des Reichs konnte den Gedanken nicht ertragen, dass der Bastard der Lucie Walters hoch ?ber die rechtm?ssigen Nachkommen der Fitzalan und De Vere erhoben werden sollte. Wer nur ein wenig politischen Scharfblick hatte, musste einsehen, dass wenn es Monmouth gelang, die bestehende Regierung zu st?rzen, immer noch ein Krieg zwischen ihm und dem Hause Oranien ?brig blieb, ein Krieg, der l?nger dauern und mehr Unheil herbeif?hren k?nnte, als der Krieg der Rosen, ein Krieg, der voraussichtlich die Protestanten Europa's in feindliche Parteien spaltete, England und Holland gegen einander bewaffnen und beide L?nder zu einer leichten Beute f?r Frankreich machen konnte. Fast alle Whigh?upter scheinen daher der Ansicht gewesen zu sein, dass Monmouth's Unternehmen in jedem Falle der Nation zum Unheil gereichen musste, dass aber, Alles erwogen, seine Niederlage ein kleineres Ungl?ck sein werde als sein Sieg.

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