Read Ebook: How the Black St. Domingo Legion Saved the Patriot Army in the Siege of Savannah 1779 The American Negro Academy. Occasional Papers No. 5 by Steward T G Theophilus Gould
Font size:
Background color:
Text color:
Add to tbrJar First Page Next Page Prev Page
Ebook has 242 lines and 32265 words, and 5 pages
When the dying flame of day Through the chancel shot its ray, Far the glimmering tapers shed Faint light on the cowled head; And the censer burning swung, Where, before the altar, hung The crimson banner, that with prayer Had been consecrated there. And the nuns' sweet hymn was heard the while, Sung low in the dim, mysterious aisle. "Take thy banner! may it wave Proudly o'er the good and brave; When the battle's distant wail Breaks the Sabbath of our vale. When the cannon's music thrills To the hearts of those lone hills, When the spear in conflict shakes, And the strong lance shivering breaks.
"Take thy banner! and if e'er Thou shouldst press the soldier's bier, And the muffled drum shall beat To the tread of mournful feet, Then the crimson flag shall be Martial cloak and shroud for thee." The warrior took that banner proud, And it was his martial cloak and shroud!
Transcriber's Notes:
The following misprints have been corrected: "commande" corrected to "command" "and and" corrected to "and" "remander" corrected to "remainder" "the the" corrected to "the" "annihihilation" corrected to "annihilation" "brillant" corrected to "brilliant"
Other than the corrections listed above, printer's spelling and hyphenation usage have been retained.
Esther war seit Bertels Fortgang viel stiller und ernster geworden. >>Die wilde Hummel,<< wie man sie im Hause nannte, sass jetzt oft stundenlang bei Tante Booland, ihr vorlesend oder auch wohl bei einer kleinen h?uslichen Besch?ftigung helfend. Nur manchmal sprang sie pl?tzlich rasch auf, rannte durch Hof und Garten oder hin?ber nach dem Gutshofe, und dann kam sie mit roth geweinten Augen zur?ck. Aber selten nur sprach sie es aus, wie uns?glich Bertel ihr fehle, und wenn irgend jemand sie fragte, ob sie den Kameraden nicht sehr vermisse, dann zuckten ihre dunkeln Augenbrauen leise und sie sagte stolz: >>Ein Junge kann nicht ewig mit M?dchen spielen, er muss fort und lernen, wenn er ein Gelehrter werden will.<<
Am liebsten h?rte sie es, wenn ihr Vater ?ber Bertel sprach. Jetzt, nachdem sein Sch?ler ihn verlassen, wagte der Prediger erst es auszusprechen, wie grosse Erwartungen er von Bertel hege, und was er f?r ein kluger, talentvoller Knabe sei. Seine Eltern lobten den Sohn zwar auch in unbegrenzter Weise, aber das hatten sie auch bisher schon gethan. Von Pastor Wieburg aber, dem strengen, schweigsamen Manne fiel ein Lob viel schwerer in die Wagschaale, als von allen anderen Menschen. Ihre eigenen Lehrstunden hatten f?r Esther allen Reiz verloren, seit sie allein lernte, und sie sah es nicht ungern, dass ihr Vater, durch k?rperliche Leiden bel?stigt, diese Stunden jetzt sehr beschr?nkte. Nur wenn sie dem Vater bei seinen Arbeiten helfen konnte, wozu die gelehrte Erziehung, welche sie erhalten, sie wohl bef?higte, dann war sie eifrig und fleissig; und so verging ihr manche Stunde mit Vorlesen griechischer oder lateinischer B?cher, mit Nachschlagen oder Abschreiben, oder mit Niederschreiben von Dictaten, da der Vater seine schwachen Augen in dieser Weise gern schonte. Immerhin aber blieb f?r Esther jetzt viel mehr freie Zeit ?brig als fr?her.
>>Nun wird das kleine Ding wohl endlich einmal ein Frauenzimmer werden!<< sagte Frau Booland oft still f?r sich, wenn sie ihres Z?glings h?ufige Musestunden mit Behagen bemerkte. >>Jetzt kann man doch mit gutem Gewissen noch andere Dinge von ihr verlangen.<< Aber der Geschmack an diesen anderen Dingen wollte bei Esther noch gar nicht kommen trotz dieser freieren Zeit, und Frau Booland sah nun wohl, dass ein Kind in sp?teren Jahren schwer etwas lernt, wozu es nicht von fr?h auf angehalten wurde. Esther lag trotz ihrer 13 Jahre mit der Ordnung und Sauberkeit noch immer in ewiger Fehde, und alles andere war ihr lieber, als stricken und n?hen oder sonstige weibliche Besch?ftigungen; die Arbeit f?r Bertel ausgenommen. Hart konnte Tante Booland unm?glich zu ihrem Herzbl?ttchen sein, und so that sie selbst lieber nach wie vor alle die Dinge, die Esther zukamen, um nur das arme Kind nicht allzusehr zu qu?len. >>Sie wird es schon von selbst machen, wenn sie einmal verst?ndiger ist,<< tr?stete sie sich selbst, >>ich kann ihr die liebe Jugend unm?glich dadurch verbittern.<< Und so blieb alles so ziemlich beim Alten.
Da brachte der Winter ein schweres Leid ?ber die Bewohner des Pfarrhauses. Pastor Wieburg wurde von einem Schlagfluss zur H?lfte gel?hmt und war unf?hig, sich zu bewegen, ja fast zu sprechen und zu denken. Nun aber zeigte die wilde Esther pl?tzlich, dass ein braver Kern in ihr verborgen lag, und sie auch still und geduldig sein konnte. Vereint mit Frau Booland pflegte und versorgte sie unerm?dlich den h?lflosen Vater und ?bernahm Gesch?fte, welche ihr bis dahin unertr?glich oder langweilig gewesen waren. Stundenlang konnte sie still an dem Bette des Kranken sitzen, oder alles um ihn her ordnen und zurechtmachen, ohne ungeduldig zu werden, und oft stand sie selbst am Heerdfeuer, um ein Gericht zu ?berwachen, das sie ihm nach Frau Boolands Anweisung bereitete. Die wilden Spr?nge und das ungest?me Davonst?rmen vertauschte sie mit leisem Tritt und vorsichtigen Bewegungen, und wer die besonnene, sanfte Esther hier am Bette des Vaters sah, der h?tte das wilde Kind aus Wald und Wiese nicht wieder erkannt. Frau Booland stand oft mit gefaltenen H?nden still neben dem Lager und beobachtete ihren jungen Liebling, und eine Thr?ne stahl sich dann in ihr gutes Auge. >>Gott segne und sch?tze das arme Herzchen!<< sagte sie leise und seufzte tief auf, denn unwillk?rlich schweiften ihre sorgenden Gedanken in die Zukunft.
Und nur zu bald sollten diese Sorgen Begr?ndung finden. Statt der Genesung nahte ein sanfter Tod dem Erkrankten, und Esther weinte schon nach wenig Wochen am Sarge ihres geliebten Vaters. Das fr?h verwaiste M?dchen schmiegte sich in ihrem Kummer jetzt mit doppelter Innigkeit an das treue Herz, das ihre Kindheit beh?tet und bewahrt hatte.
>>O Tante Booland,<< rief sie weinend, als sie an der Seite dieser braven Frau vom Friedhofe zur?ckkehrte und das einsame Pfarrhaus wieder betrat, aus dem man ihren Vater zur ewigen Ruhe hinweggetragen, >>nicht wahr, du verl?sst mich nicht auch, sondern bleibst bei deiner armen kleinen Esther?<<
>>Nein, mein liebes Herzenskind, ich verlasse dich nicht, wenn's der liebe Gott nicht anders bestimmt,<< sagte Frau Booland sanft und streichelte die Wange des M?dchens. Dabei aber flogen ihre Blicke unruhig und sorgenvoll hin?ber nach dem Gutshofe, und eine erwartungsvolle Spannung trieb sie rastlos umher, so dass sie zum ersten Male im Leben selbst bei ihrer N?harbeit keine Ruhe fand. Rasch fuhr sie oft empor, als h?re sie jemand kommen, und immer wieder blickte sie nach dem Wege hinaus, der durch das Dorf f?hrte.
Endlich steigerte sich die Erwartung der braven Frau bis zum Aeussersten; denn sie h?rte draussen im Hofe Schritte und sah gleich darauf Frau von Ihlefelds schlanke Gestalt in das Haus eintreten.
Herr und Frau von Ihlefeld hatten mit dem Pfarrhause stets freundlichen Verkehr gepflogen, so lange Pastor Wieburg Pfarrer ihres Dorfes Rahmstadt gewesen, und die Freundschaft der Kinder hatte die beiden H?user in mannigfache Verbindung gebracht. Der ernste, abgeschlossene Pfarrer besuchte den Gutshof zwar nur selten; aber er war jederzeit dort ein geehrter und lieber Gast. Herr von Ihlefeld besass wirkliche Hochachtung f?r ihn und auch die Gutsherrin, obwohl sie vor dem ernsten Manne eine kleine Scheu nicht ?berwinden konnte, ehrte in demselben den w?rdigen Geistlichen und langj?hrigen Freund. Beide Gatten aber waren vom tiefsten Danke beseelt f?r die treue Liebe und Hingebung, mit welcher Pastor Wieburg jahrelang ihren einzigen Sohn unterrichtete und ihm der sorgsamste Lehrer und liebevollste Erzieher gewesen war.
Aber trotz dieses freundschaftlichen Verkehrs und trotz der steten Freundlichkeit, welche Esther im Gutshofe genoss, konnte man doch bemerken, dass Herr und Frau von Ihlefeld jederzeit etwas Zur?ckhaltendes im Umgang mit den Gliedern des Pfarrhauses behielten. Sie waren und blieben stets die adlige Herrschaft von Rahmstedt, und ihre Freundlichkeit glich nur zu h?ufig der Gunstbezeugung eines H?heren gegen Niedriggestellte. Besonders die einfache Frau Booland hatte oft von dem Stolze der Gutsherrin zu leiden; aber in ihrer Demuth klagte sie nie ?ber derartige Kr?nkungen. Der Pfarrer bemerkte dergleichen Schw?chen bei seinen Freunden kaum, oder l?chelte nur im Stillen dar?ber, Esther aber war viel zu sehr sorgloses Kind, um dergleichen zu empfinden.
Bei der Erkrankung des Pfarrers aber hatten sich Herr und Frau von Ihlefeld theilnehmend und wahrhaft freundschaftlich bewiesen, und mehr als einmal hatte die Gutsherrin, wenn sie auf den leider zu erwartenden Trauerfall Bezug nahm, mit inniger Theilnahme zu Frau Booland gesagt: >>Um Esthers Zukunft soll der Kranke keine Sorge haben, dieses lieben Kindes werden wir uns annehmen, das versteht sich von selbst.<< Aber in welcher Weise dies geschehen w?rde, dar?ber sprach sie sich nie weiter aus, und so war es nat?rlich, dass Frau Booland der jetzigen Entscheidung mit lebhafter Unruhe entgegensah. Drohte der braven Pflegerin ja doch die Trennung von ihrem Lieblinge, der sie mit wirklich m?tterlicher Liebe anhing. Und doch wagte sie nicht zu klagen und solche Gedanken laut werden zu lassen; denn was konnte es f?r Esther's Zukunft denn Besseres geben, als im Hause von Bertels Eltern liebevolle Aufnahme zu finden? Ihre Phantasie wob dann in reger Gesch?ftigkeit weiter an den herrlichen Zukunftstr?umen f?r ihren jungen Pflegling, und wenn ihr auch die hellen Thr?nen dabei ?ber das ehrliche Gesicht tropften, dachte sie an die Trennung und an ihr eigenes einsames Leben, so schalt sie sich doch immer wieder selbst ?ber solchen Egoismus, der noch an das eigene Gl?ck neben dem der geliebten Esther denken konnte.
Und nun war der Augenblick gekommen, der ihr die Kunde bringen musste, dass Esther jetzt mit Frau von Ihlefeld gehen und sie allein zur?cklassen sollte! Die brave Frau Booland hatte all' ihre Kraft zusammen zu nehmen, um Frau von Ihlefeld ruhig und mit der gew?hnlichen h?flichen Ergebenheit entgegen zu gehen. Die Gutsherrin war ein seltener Gast in dem Pfarrhause, nur w?hrend der Krankheit Pastor Wieburgs hatte sie dasselbe h?ufiger besucht, um Esther ihre Theilnahme zu beweisen; der Kranke selbst erkannte sie kaum noch. Hubert begleitete heute seine Mutter; denn zur Beerdigung seines theuren Lehrers war er auf einige Tage aus der Pension nach Hause gekommen. W?hrend die beiden Kinder nun in Esthers St?bchen beisammen waren, und Bertel seine junge Freundin zu tr?sten und zu zerstreuen suchte, sass im Wohnzimmer Frau von Ihlefeld der erregten Frau Booland gegen?ber und sagte nach einer kleinen Pause, w?hrend welcher das Herz der ehemaligen Frau Schulmeisterin fast h?rbar klopfte: >>Meine gute Frau Booland, ich habe Ihnen schon mehrfach angedeutet, dass nach Herrn Pastor Wieburgs Tode die Sorge f?r dessen Tochter mein und meines Mannes Sache sein wird; das sind wir demjenigen schuldig, der unserem Sohne ein so treuer, v?terlicher Freund gewesen ist. Wir haben vielfach nachgedacht, was f?r Esther wohl das Beste sein m?chte. Wollten wir sie zur Lehrerin ausbilden lassen, so m?sste sie noch lange Zeit in eine Pensionsanstalt gehen; denn sonderbarer Weise hat sie gerade die Dinge, welche eine Erzieherin wissen muss, nicht gelernt trotz aller Gelehrsamkeit. Moderne Sprachen kann sie nicht und mit Musik und Zeichnen ist es auch nicht viel geworden. Aber bei der Eigenth?mlichkeit Esthers w?rde sie ein solcher Aufenthalt sehr ungl?cklich machen, denke ich mir. Das Einfachste w?re, sie zu uns in das Haus zu nehmen. Aber auch dagegen spricht vieles. Esther ist ein armes M?dchen, eines schlichten Landpredigers Tochter, angewiesen auf eine Zukunft voll bescheidener Aussichten und einfacher Lebensstellung. In unserem Hause aber w?rde sie sehr verw?hnt werden, w?rde Anspr?che lernen, welche f?r ein M?dchen b?rgerlicher Herkunft und ohne Verm?gen nicht passend w?ren. Und doch w?rde es, glaube ich, kr?nkend f?r sie sein, wollte ich, um diese Uebelst?nde zu vermeiden, ihr eine untergeordnete Stellung in unserem Hause zuweisen.
So haben wir denn beschlossen, ihr ein kleines Eigenthum zu schenken, in dem sie mit dem m?tterlichen Verm?gen, welches ihr geblieben ist, eine bescheidene selbst?ndige Existenz finden kann. Sie, meine brave Frau Booland, w?rden ein gutes Werk thun, wenn Sie Esther zur Seite blieben, wie bisher. Das kleine Haus, das neben der F?rsterei liegt, und ein St?ckchen Garten und Feld soll Esthers Eigenthum werden. Ich denke, das wird ihr lieb sein, besonders wenn sie h?rt, dass es Bertels Idee war, ihr dies zu schenken; er glaubt, der nahe Wald wird f?r Esther einen besonderen Reiz haben. Er ist immer so sinnig und gut, unser braver Sohn, und m?chte jedem eine Freude machen, und wir kommen seinen W?nschen immer gern nach, wenn es m?glich ist. Ich denke, Esther wird sich gegen uns und gegen Hubert auch stets dankbar beweisen, denn sie ist ja ein liebes, bescheidnes M?dchen und wird es hoffentlich auch stets bleiben. Nun aber rufen Sie mir Esther, liebe Booland, damit ich mit ihr ?ber diese Sachen sprechen kann.
Frau Booland war froh, dass sie einen Grund hatte, hinaus zu gehen; denn in ihr jagten und ?berst?rzten sich tausend Gedanken und Gef?hle, und doch wagte die bescheidene Frau nicht, dieselben gegen die stolze Gutsherrin auszusprechen. Mit einer leichten Verbeugung erhob sie sich vom Stuhle und schritt dann rasch zum Zimmer hinaus.
Unter derartigen Worten und Gedanken hatte Frau Booland das Zimmer erreicht, in dem Hubert und Esther beisammen sassen. Bertel hatte seiner kleinen Freundin bereits den Plan mitgetheilt, den seine Mutter Frau Booland er?ffnete; aber freilich in sehr anderer Weise, als Frau von Ihlefeld es gethan. So fand denn Tante Booland ihren jungen Liebling mit freudig strahlenden Augen und gl?henden Wangen an Bertels Seite sitzend, und voll Entz?cken flog sie ihrer braven Pflegemutter entgegen und verk?ndete ihr die erfreuliche Neuigkeit. Frau Booland lachte mit ihr durch ihre Thr?nen hindurch, dann aber f?hrte sie beide Kinder zu Frau von Ihlefeld hinab. Hier hatte sie die Genugthuung, zu bemerken, dass Hubert, als seine Mutter anfing, auch gegen Esther von der bescheidenen Lebensstellung und Herkunft zu sprechen, an welche sie allein Anspr?che machen k?nne, pl?tzlich feuerroth wurde und heftig sagte: >>Mama, lass doch, das ist ja alles ganz egal. Ich bin Esthers Bruder, und also ist Esther ebensoviel als ich. Sie hat mir versprochen, sie will als meine Schwester alles von mir annehmen, wenn sie etwas braucht, und als erstes Geschenk gebe ich ihr das h?bsche kleine Haus, niemand anders, nicht wahr? So hast du's mir wenigstens versprochen, Mama. Esther hat sich auch schon bei mir bedankt; aber eigentlich braucht sie das gar nicht, da sie meine Schwester ist.<<
Frau von Ihlefeld war sehr roth geworden bei dem kindischen Gespr?ch ihres Sohnes; doch l?chelte sie und sagte ausweichend: >>Schon gut, lieber Bertel! Esther wird sich hoffentlich recht wohl in der neuen Heimath f?hlen und ihr Vaterhaus nicht zu schmerzlich entbehren. Wir aber, mein liebes Kind, wollen dir auch ferner treu zur Seite stehen, das verspreche ich dir.<<
Dabei k?sste sie das junge M?dchen liebevoll, und Esther weinte bald, bald lachte sie wieder, innig aber dankte sie f?r alle Liebe und G?te, die ihr zu Theil wurde. Und wie viel Grund hatte sie zu Gl?ck und Freude! Der Gedanke, ihr liebes Dorf nicht verlassen zu m?ssen, in der N?he von Bertel und dessen Eltern zu bleiben, und bei der Pflegerin ihrer Kindheit, der treuen Tante Booland, ferner leben zu k?nnen -- es war eine sch?ne, begl?ckende Aussicht mitten in ihrer Tr?bsal, und sie gab sich diesem Gl?cke mit vollem Herzen hin.
So sehen wir denn mit dem beginnenden Fr?hjahr unsere kleine Esther als Bewohnerin eines h?bschen, freundlichen H?uschens, das rings von einem netten G?rtchen umgeben ist. Unmittelbar hinter dem Hause erhebt sich der dichte Laubwald, und in einiger Entfernung davon liegen die H?user des Dorfes und der Gutshof. In n?chster Nachbarschaft steht das Haus des F?rsters, und Esther sowohl als ihre treue Tante Booland sind hier wie im ganzen Dorfe liebe, gern gesehene G?ste. Ein harmlos gl?ckliches, friedliches Dasein erbl?hte f?r Esther in dieser traulichen H?uslichkeit, sie selbst aber wuchs heran zu einem frischen, sch?nen, fr?hlichen M?dchen, das alle Menschen lieb hatten.
Mehr als ein Jahr war so vergangen, da durchlief eine schreckliche Kunde das Dorf Rahmstedt. Oft schon hatte man sonderbare Gestalten auf dem Gutshofe ein- und ausgehen sehen, sch?big gekleidete, j?dische M?nner. Man sprach vom Verkauf des Gutes und von grossen Verlusten, welche Herr von Ihlefeld gehabt habe, eines Morgens aber fand man den ungl?cklichen Gutsherrn erschossen in seinem Zimmer. Ein Brief an seine Gattin sagte dieser, dass sie am Bettelstabe w?ren in Folge ungl?cklicher Speculationen, in welche er sich eingelassen habe, und dass er nicht im Stande sei, diesen Schlag zu ?berleben. Auch sie und seinen armen Sohn habe er durch seinen Leichtsinn ungl?cklich gemacht, das k?nne er nicht mit ansehen. Dem Todten w?rden sie eher verzeihen als dem Lebenden, darum scheide er lieber von ihnen.
Es war ein furchtbarer Schlag f?r die ungl?ckliche Frau. Sie, die so stolz und erhaben ?ber all' denen gestanden hatte, welche sie umgaben, sie musste es nun ertragen, dass man sie von ihrer H?he st?rzte und sie hinausstiess in die Welt, arm und h?lflos wie das ?rmste Weib ihres Dorfes. Das ganze prachtvolle Gut ging in andere H?nde ?ber, und die arme Frau rettete von der ganzen Habe kaum so viel, sich vor der bittersten Noth zu sch?tzen. Wie verzweifelt irrte sie durch die w?sten Zimmer des sch?nen Hauses, nicht wissend, wohin sie sich wenden sollte in ihrem grenzenlosen Elend; denn erbarmungslos achteten die hartherzigen Gl?ubiger wenig ihres Kummers. Suchte doch jeder so schnell wie m?glich sich f?r seine Verluste an dem hinterlassenen Besitzthum schadlos zu halten, und obwohl der Todte noch nicht bestattet, w?hlten doch schon fremde H?nde in seinen Papieren und versiegelten die ganze Hinterlassenschaft. Da flogen hastige Schritte die Stufen der Freitreppe hinauf, und an das Herz der trostlosen Wittwe schmiegte sich weinend und z?rtlich ein schlankes M?dchen. Es war Esther. Noch zitterte das Entsetzen ?ber die f?rchterliche Nachricht in allen ihren Gliedern; aber der ungl?cklichen Frau gedenkend k?mpfte sie alle andern Gef?hle nieder und gab nur dem einen Raum: der Mutter Bertels H?lfe und Trost zu bringen so viel in ihren Kr?ften stand. Und sie konnte es ja, dem Himmel sei Dank, konnte es durch die einstige G?te derer, denen sie nun helfen wollte. Jetzt war sie ja die Reiche ihren ehemaligen Wohlth?tern gegen?ber und konnte ihnen den Zins abtragen f?r so viele G?te und Liebe. O wie gl?cklich machte sie der Gedanke, und mit welchem Entz?cken erf?llte sie diese Aussicht!
Frau von Ihlefeld umschlang Esther mit einem Schrei der Verzweiflung, und dann brach sie in einen Strom von Thr?nen aus. Bis dahin hatte das Entsetzen ?ber das furchtbare Schicksal, das sie betroffen, wie eine Felsenlast auf ihr gelegen und sie aller Thr?nen und aller klaren Gedanken beraubt. Beim Anblick des Kindes aber, das weinend an ihr Herz sank, wich der Bann, der auf ihr lastete, und sie fand erl?sende Thr?nen. Als die arme Frau endlich ruhiger wurde, da schlang Esther ihre Arme um sie und zog sie mit sich hinaus aus den w?sten, unheimlichen R?umen, in denen so Schreckliches ?ber sie gekommen war, und f?hrte sie schweigend nach ihrem eigenen kleinen Hause am Walde.
>>Hier ist jetzt Ihre Heimath, liebe Tante Ihlefeld,<< sagte Esther freudig. >>Bertel hat mich seine Schwester genannt, so habe ich also ein Recht, unsere theure Mutter in meinem Hause zu haben und zu pflegen, denn es ist ja auch das Ihre. Nicht wahr, Tante Ihlefeld, Sie bleiben bei uns?<<
Frau von Ihlefeld verbarg ihr Gesicht in den H?nden und weinte bitterlich. >>O Kind, Kind,<< schluchzte sie, >>Gott segne dich, du bist ein braves M?dchen! O, was wird Bertel sagen!<< Und wieder brach das ungl?ckliche Weib unter der Last ihres Jammers zusammen. Aber in der jetzigen Umgebung fand sie doch eher Ruhe und Fassung, und Esther, wie auch die gute, einfache Frau Booland verstanden es, ihr das schwere Schicksal zu erleichtern.
Und nun kam Hubert. Man hatte ihm erst nach und nach das schreckliche Schicksal mitgetheilt, das ?ber ihn und seine Mutter hereingebrochen war, und der arme Knabe war wie vernichtet von der Nachricht. Einer seiner Lehrer begleitete ihn nach Rahmstedt, da er den Fassungslosen nicht allein lassen wollte, und es war ihm gelungen, den armen Bertel wenigstens so weit zu beruhigen, dass er der Mutter gegen?ber seinen Kummer zu beherrschen versprach, um dieselbe nicht noch ungl?cklicher zu machen. Esther hatte mit grosser Umsicht daf?r gesorgt, dass Hubert bei seiner Ankunft den Gutshof gar nicht betrat. In ihrem H?uschen fand das ersch?tternde Wiedersehen statt zwischen Mutter und Sohn, und hier bereitete Esther auch f?r Bertel die Wohnung. So klein das Haus war, die unteren R?ume gen?gten f?r sie und f?r Tante Booland, die oberen aber geh?rten Frau von Ihlefeld und Bertel.
Ein ganz neues Leben begann nun f?r unsere Esther. Sie hatte die Sorge f?r zwei geliebte Wesen ?bernommen, das forderte all' ihre Kr?fte heraus sowohl des Geistes als des K?rpers. Die Mittel zum t?glichen Unterhalt waren sehr beschr?nkt; denn Frau von Ihlefeld rettete aus den Tr?mmern ihres Besitzthums nur einen ganz unbedeutenden Rest. Und doch galt es, die arme verw?hnte Frau nicht allzuschmerzlich f?hlen zu lassen, was sie alles zu entbehren hatte, vor allem aber galt es, Bertels Pension weiter zu bezahlen, damit er seine Studien nicht unterbrechen musste. Und doch besass Esther nur das kleine m?tterliche Verm?gen, welches gerade f?r ihre eigenen bescheidnen Bed?rfnisse ausreichte. Aber sie blickte mit frohem Muthe all' diesen Schwierigkeiten in das Antlitz. Sie hatte versprochen, f?r Bertel und dessen Mutter zu sorgen, und nun musste sie auch die Mittel dazu finden.
>>Ich bin gesund und kann arbeiten, Tante,<< sagte sie entschlossen zu Frau Booland, als diese bedenklich hin und her ?berlegte, wie man sich einzurichten habe. >>Bis jetzt habe ich dir und andern ?berlassen, f?r mich zu arbeiten, nun will ich selbst mit angreifen, dadurch ersparen wir gewiss manche Ausgabe. F?r fremde H?lfe d?rfen wir jetzt nichts mehr bezahlen, denn du sollst sehen, deine faule, kleine Esther wird die H?nde besser r?hren als bisher.<<
Wirklich fing das junge M?dchen jetzt mit energischem Entschlusse an, sich des Hauswesens und aller sonstigen Gesch?fte anzunehmen. Nur die groben Arbeiten in Haus, Hof und Garten ?berliess sie einer jungen Magd, bei allen andern Gesch?ften in K?che und Haus aber und allen Arbeiten der Nadel stand sie der fleissigen Frau Booland jetzt unerm?dlich zur Seite. Die fr?he Morgenstunde fand Esther schon in voller Th?tigkeit; denn fr?h m?sste sie anfangen, wollte sie mit allem fertig werden, was sie ?bernommen hatte. Mit wahrhaftem Heroismus griff sie in den vor ihr stehenden hochaufgepackten Korb, in dem die W?sche Bertels und seiner Mutter ihrer ausbessernden Hand wartete, und wenn die ungewohnte Arbeit sie auch manchen Seufzer und manchen Schweistropfen kostete, das brave Kind verlor die Ausdauer nicht. Sie hatte die Pflichten einmal ?bernommen, so wollte sie auch nicht als Feigling der Fahne wieder entfliehen, der sie Treue gelobt. Die sorglose Esther fr?herer Tage, welche leichtsinnig alle M?he des Ordnens und Aufr?umens ihrer nachsichtigen Pflegemutter ?berliess, sie trippelte schon von fr?h ab gesch?ftig im Hause herum, f?r Tante Ihlefeld alles fertig zu machen, was diese bedurfte. Mit dem Morgenkaffee erschien Esthers lachendes Gesichtchen in dem stillen Zimmer ihres Gastes und verscheuchte die traurigen Gedanken, welche auf der gebeugten Frau lasteten. Gesch?ftig r?umte sie die beiden Zimmer auf, welche Frau von Ihlefeld bewohnte; denn es war ihr Stolz, dies selbst zu machen; niemand durfte ihr das abnehmen. Dann half sie derselben bei ihrem Anzuge, k?mmte ihr das sch?ne blonde Haar, das Bertel von der Mutter geerbt, und verrichtete freiwillig und eifrig alle Dienste einer Kammerjungfer bei der verw?hnten Frau, welche nie im Leben selbst dergleichen Dinge gethan hatte. Was Frau Booland einst mit Zorn und Unwillen erf?llte, der Gedanke, dass ihr Goldkind Esther eine dienende Stellung bei Frau von Ihlefeld einnehmen k?nnte, das war jetzt etwas so Selbstverst?ndliches geworden, dass auch Tante Booland es nur loben konnte. Aber freilich, unter wie andern Verh?ltnissen geschah es jetzt!
>>Es ist wirklich ein Prachtm?del, die Esther!<< dachte Frau Booland eines Tages und blickte voll Stolz in das frische, br?unliche Gesicht ihres Lieblings, das von Eifer und Freudigkeit gl?hte, w?hrend es sich ?ber einen feinen Kuchenteig b?ckte, zu dessen Bereitung ihre Pflegemutter sie angeleitet hatte.
>>Wenn sie etwas ordentlich will, dann kann sie es auch. F?r sich selbst h?tte sie nie einen Finger ger?hrt und lieber nie einen Bissen Kuchen gegessen, wenn sie ihn h?tte selbst backen sollen. Aber wen sie lieb hat, f?r den thut sie alles und ginge durch's Feuer.<<
>>Tante Ihlefeld wird einmal staunen, wenn ich ihr morgen fr?h mit dem Kaffee diesen Lieblingskuchen bringe!<< rief Esther fr?hlich. >>Dem Bertel m?chte ich auch davon schicken, er isst ihn auch so gern, und eine kleine Freude w?rde ihm jetzt so gut thun, dem armen Jungen. Meinst du nicht auch, Tante?<<
>>Gewiss, mein Goldkind, thue es nur!<< entgegnete Frau Booland. >>Aber streiche die Butter nicht gar zu dick darauf, mein Schatz, es ist unn?tz und Butter ist theuer.<<
Esther blickte betroffen auf. >>Da ist wohl eigentlich mein ganzer Gedanke unklug gewesen, Tante,<< sagte sie nachdenklich. >>Kuchenbacken kostet Geld, daran dachte ich nicht, wir m?ssen ja sparsam sein.<<
>>Lass nur, Kind,<< beruhigte Frau Booland, >>du wolltest der gn?digen Frau eine Freude machen und sie mit etwas aufheitern, da sind die paar Groschen keine Verschwendung. Wir wollen sie schon anderweitig wieder ersparen.<<
In dieser Opferfreudigkeit fand sie denn noch tausend kleine Dinge, welche sie als unn?tz aufgab; bald die Butter auf dem Vesperbrode, bald Obst oder Honnig oder Fleischwerk. Dann opferte sie auch allerlei ?berfl?ssige Kleinigkeiten an ihrer Kleidung, um Ersparungen zu machen: das farbige Band ihres schwarzen Haares und die bunte Schleife am Kragen wurden f?r festliche Gelegenheiten in den Kasten gelegt, und die seidene Sch?rze ersetzte jetzt eine von Kattun oder Wolle. Wo sie in ihrer Lebendigkeit sich bisher wenig darum gesorgt hatte, wenn ein Riss ihr Kleid verdarb, oder Schmutzflecke es unbrauchbar machten, da wachte sie jetzt mit ?ngstlicher Sorgfalt dar?ber, ihren Anzug zu schonen, damit er um so l?nger hielt und die Ausgaben f?r neue Sachen erspart blieben. Was sie aber Sch?nes oder Zierliches besass und geschenkt bekam, das trug sie hinauf zu ihrer lieben Tante Ihlefeld, um dieser ein L?cheln oder einen freundlichen Blick zu entlocken. Jeden Morgen stellte sie frische Blumen auf den Tisch des Wohnzimmers, brachte die bl?henden Pflanzen, welche ihr Fenster schm?ckten, hinauf in das St?bchen der Wittwe, und immer fand sie irgend eine kleine Gabe, welche sie mit dem Fr?hst?ck auf den Tisch stellte. Den weichen Lehnstuhl ihrer verstorbenen Mutter setzte sie in Frau von Ihlefelds Fenster, und ihren eigenen zierlichen N?htisch davor. Gestickte Kissen und Fussb?nke, ihren kleinen Teppich und ihre feinsten Gardinen, alles brachte sie herbei, die Wohnung freundlich auszuschm?cken, und selbst ihr zahmer Kanarienvogel erhielt dort am Fenster sein Pl?tzchen und zwitscherte der traurigen Frau seine fr?hlichen Lieder zu, als wollte er auch helfen ihre tr?ben Gedanken zu verscheuchen.
Frau von Ihlefeld dankte Esther f?r diese liebende Sorge mit wehm?thigem L?cheln und thr?nendem Auge. In der ersten Zeit, welche ihrem Ungl?ck folgte, war sie wie bet?ubt von dem entsetzlichen Schlage und unf?hig, f?r sich selbst zu denken und zu sorgen. So wurde Esthers Liebe f?r sie ein doppelter Segen. Nach und nach aber begann sie, selbst zu sorgen und zu ?berlegen, in welcher Weise sich ihre und ihres Sohnes Zukunft gestalten sollte. Ihr Gatte hatte ihr stets alles fern gehalten, was die Sorge f?r das t?gliche Leben betraf, und hatte der zarten Frau nie Einblick in seine Gesch?fte und Unternehmungen gestattet, um sie nicht zu beunruhigen. So stand sie denn doppelt h?lflos ihrem Schicksale gegen?ber. Nahe Verwandte besass sie selbst nicht, und denen ihres Gatten hatte sie stets ziemlich fern gestanden. Jetzt jedoch wandte sie sich an dieselben, H?lfe und Rath von ihnen erbittend. Nun aber erfuhr sie erst, dass auch diese Verwandten durch den Ruin ihres Gatten bedeutende Verluste erlitten hatten und in Folge davon wenig geneigt waren, noch weitere Opfer zu bringen. Frau von Ihlefelds Stolz str?ubte sich unter diesen Verh?ltnissen auch dagegen, von denen H?lfe anzunehmen, welche ihrem Gatten z?rnen mussten, und so legte sie allein Gott ihre und ihres Sohnes Zukunft an das Herz. Von Esther Opfer anzunehmen, kr?nkte sie nicht; denn sie f?hlte nur zu sehr, dass es einzig Liebe und Dankbarkeit war, welche diese zu allem antrieb, und so war und blieb das junge M?dchen nach wie vor die einzige Versorgerin der einst so stolzen Frau.
Das Verh?ltniss zwischen Esther und Frau von Ihlefeld gestaltete sich mehr und mehr so herzlich und innig, als es unter den fr?heren Umst?nden nie der Fall gewesen w?re, und auch die brave Frau Booland hatte jetzt keinen Grund mehr, sich ?ber den Stolz der gn?digen Frau zu beklagen.
Um Esther doch auch etwas Freundliches zu erzeigen, unterwies Frau von Ihlefeld dieselbe jetzt im Franz?sischen, was Esther bei ihrem Vater nicht gelernt hatte. >>Man kann nicht wissen, wozu du es im Leben noch brauchst, mein Kind,<< sagte sie, und Esther lernte mit Freuden, schon um ihrer Lehrerin willen.
Bertel nickte stumm mit dem Kopfe. >>Du hast recht,<< sagte er nach einer Pause, >>von niemand anderm w?rde ich solche Opfer annehmen, von dir thue ich es mit Freuden.<<
Esther blickte ihren jungen Freund mit gl?cklichem Stolze in das feine Gesicht. >>Leider bin ich ja kein Junge wie du,<< sagte sie nachdenklich, >>und kann nicht mit dir studiren; da musst du es nun f?r uns Beide thun. Damit ich mein Sch?rflein aber auch beitrage, arbeite ich nun f?r dich, dann habe ich doch auch meinen Antheil an deinem Ruhme. Und habe nur keine Angst, ich werde schon die Mittel finden, wenn die Zeit da ist, wo du studiren sollst.<<
Bertel war von jeher so daran gew?hnt, Esther in allen praktischen Dingen f?r sich eingreifen zu lassen, dass er auch jetzt sich vertrauensvoll aller weiteren Sorgen entschlug. Schon als kleines M?dchen hatte sie dem Knaben alles abgenommen, was ihm unbequem oder l?stig war; denn dem kleinen Gelehrten hatten alle praktischen Dinge von jeher schon Schwierigkeiten bereitet, und die r?hrige Esther griff ?berall zu. War f?r die Stunden ein Buch zu heften, oder Tafelstifte zu spitzen, Tinte einzugiessen oder Linien zu ziehen, immer war Esther die gesch?ftige Martha. Und wenn sie dann beim Spiel in Wasser oder Koth gerathen waren, oder beim Klettern und Haseln?ssesuchen sich das Haar zerzausten, so wusste Esther immer rasch dem Uebel abzuhelfen. Denn wenn sie selbst auch an Tante Booland eine gar nachsichtige Erzieherin hatte, so fand doch Bertel mit beschmutzten Kleidern oder w?stem Aussehen weniger gute Aufnahme bei seiner Mutter. >>Esther wird schon helfen,<< das war Bertels Trostspruch in allen Verlegenheiten seiner Kindertage, und >>Esther wird schon helfen,<< so hiess es auch jetzt, das verstand sich ganz von selbst, dar?ber brauchte Bertel sich keine Sorgen zu machen.
Esther stand nach diesem letzten Gespr?ch lange am Fenster und war in tiefe Gedanken verloren. Als Kind hatte sie nie viel Worte darum gemacht, wenn sie Bertel die kleinen Sorgen abnahm, sondern eben einfach zugegriffen. Auch jetzt galt es, nicht erst lange mit ihm zu ?berlegen, wie sie ihm helfen sollte. Genug, dass sie es versprochen hatte. Es war D?mmerstunde und die Abendglocke l?utete im Dorfe. Esther trat mit Hut und Tuch unter die Hausth?re und sagte zu Frau Booland, welche erstaunt fragte, wohin sie denn gehe: >>Ich will der Frau Pastorin eine Probe des neuen Gestrickes bringen, Tante, ich komme bald wieder.<< Und rasch eilte sie die Dorfstrasse hinab dem Pfarrhause zu.
Der neue Prediger von Rahmstedt war ein freundlicher, leutseliger Mann, der sich Esthers sowohl, als der ungl?cklichen Frau von Ihlefeld sehr th?tig angenommen hatte. Auch seine Frau war herzlich und liebevoll zu Esther, und mit Frau Booland hatte sie sogar innige Freundschaft geschlossen. Gern weilte das junge M?dchen denn auch jetzt noch in dem ihr so theuren Pfarrhause. Auch die Kinder Pastor Krauses, zwei Knaben und ein M?dchen, hingen mit grosser Liebe an Esther und empfingen dieselbe immer mit lautem Jubel; denn das junge, heitere M?dchen verschm?hte es nicht, sich ihnen in Garten und Wald zu lustigen Spielen anzuschliessen.
Als Esther heute Abend das Pfarrhaus betrat, sagte sie der Frau Pastorin und den Kindern nur fl?chtig guten Abend und eilte auf das Studirzimmer des Pfarrers. Die kleine Studirlampe brannte schon auf dem Schreibtische, der Geistliche aber ging in Gedanken verloren in seinem Zimmer auf und ab.
>>Verzeihen Sie mir, wenn ich Sie st?re, Herr Pastor,<< sagte Esther eintretend, >>aber ich m?chte Ihnen heute eine grosse Bitte vortragen, die ich nicht aufschieben darf.<<
>>Bitte, meine liebe Esther, sprechen Sie, Sie st?ren mich nicht,<< entgegnete der Pfarrer freundlich, indem er des jungen M?dchens Hand ergriff und sie nach dem Sopha f?hrte, wo er sich erwartungsvoll neben sie setzte.
>>Lieber Herr Pastor,<< sagte nun Esther etwas zaghaft, >>Sie sagten mir, dass Sie bald einige Knaben erwarten, die Sie mit Ihren S?hnen erziehen und unterrichten lassen wollen. Haben Sie f?r diese schon einen Lehrer engagirt?<<
Add to tbrJar First Page Next Page Prev Page