Read Ebook: Gwen Wynn: A Romance of the Wye by Reid Mayne
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Ebook has 2129 lines and 126866 words, and 43 pages
Der Weltkrieg
von
Karl Helfferich
Vom Eingreifen Amerikas bis zum Zusammenbruch
Verlegt bei Ullstein & Co in Berlin
Inhalt
Vorwort 11
Vom U-Bootkrieg bis zur Friedensresolution des Reichstags 15-135
Die Kanzlerschaft des Herrn Michaelis 137-241
Der Ost-Friede 243-351
Die Entscheidung 353-572
Nachtrag
Graf Czernins Geheimbericht und Erzbergers Aktion im Reichstag 575-594
Zeittafeln 597-636
Personenverzeichnis 637-646
Sachverzeichnis 647-658
Vorwort
Mit diesem Bande f?hre ich meine Darstellung des Weltkrieges zu Ende: bis zur Revolution und zum Abschluss des Waffenstillstandes.
In den Vorg?ngen, die das Buch schildert, liegt das Schicksal unseres deutschen Vaterlandes umschlossen. Im Niederschreiben habe ich alles noch einmal durchlebt, was in den beiden letzten Kriegsjahren mein ganzes Sein ausgef?llt und mich in allem Denken und F?hlen tiefer ergriffen hat, als das schwerste pers?nliche Schicksal den Menschen ergreifen kann.
Es ist die gr?sste Trag?die der V?lkergeschichte. Sie hat unser Volk aus verzweifeltem Ringen zu aufatmendem Hoffen gef?hrt, sie hat ihm das Wunder der Selbstbehauptung gegen die ?bermacht einer ganzen Welt zum Greifen nahe gebracht, sie hat unser Volk schliesslich aus der Gipfeln?he des Sieges in den tiefsten Abgrund von Not und Schmach gest?rzt.
Ich habe diese Trag?die geschrieben, wie ich sie erlebt habe. Mein einziges Streben bei der Darstellung war, durch mein Zeugnis dem deutschen Volke zu helfen, Klarheit ?ber das ungeheure Geschehen zu gewinnen, das wie ein furchtbares Naturereignis bet?ubend und sinnverwirrend ?ber das lebende Geschlecht niedergegangen ist. Was ich in der Vorrede zum ersten Bande als meinen Leitsatz aufgestellt habe, ist mein Leitsatz geblieben: der aufrichtige Wille zur Wahrheit. Zwar bin ich mir dar?ber klar, dass der Einzelne, auch wenn er den Dingen noch so nahe gestanden hat, heute nur ein Teilbild der gewaltigen Vorg?nge zu geben und nur eine subjektive Wahrheit zu erreichen vermag. Aber ich will zufrieden sein, wenn es mir gelingen sollte, in dieser Begrenzung die Erkenntnis der Ursachen und der inneren Zusammenh?nge der grossen V?lkertrag?die zu f?rdern und damit der Gesundung unseres armen deutschen Volkes zu dienen.
Der vorliegende Band war abgeschlossen und bereits gesetzt, als die in der Sitzung der Nationalversammlung vom 25. Juli 1919 vorgebrachten >>Enth?llungen<< ?ber das angebliche englische Friedensangebot vom Herbst 1917 den Anlass zu einer eingehenden Er?rterung der Vorg?nge jener Zeit gaben. Es war nicht mehr m?glich, meine sehr kurze Darstellung jener Vorg?nge auf den Seiten 170 bis 172 so zu erweitern, wie es auf Grund der jetzt ver?ffentlichten Aktenst?cke und stattgehabten Diskussionen erw?nscht gewesen w?re. Ich gebe deshalb eine ausf?hrlichere Darstellung jener Episode in einem diesem Bande beigef?gten Nachtrag.
Dagegen hat das von der Reichsregierung der Nationalversammlung am 31. Juli 1919 vorgelegte Weissbuch ?ber die Vorg?nge zwischen dem 14. August 1918 und dem Abschluss des Waffenstillstandes meine Darstellung in allen wesentlichen Punkten best?tigt und mir keinen Anlass zu nennenswerten ?nderungen oder Erg?nzungen gegeben.
Der U-Bootkrieg und die Neutralen
Mit dem Scheitern der Friedensbem?hungen und der Erkl?rung des uneingeschr?nkten U-Bootkriegs ist der V?lkerkrieg in ein neues Stadium eingetreten. Der Anschluss der Vereinigten Staaten an unsere Feinde, der f?r eine Anzahl ?berseeischer Neutraler ein Vorbild zu gleichem Tun war, hat den Krieg eigentlich erst zum >>Weltkrieg<< gemacht.
Wilson beantwortete die Mitteilung ?ber die Er?ffnung des uneingeschr?nkten U-Bootkriegs nicht sofort mit einer Kriegserkl?rung; dazu w?re er nach der Verfassung der Vereinigten Staaten ohne Zustimmung des Kongresses nicht berechtigt gewesen. Er antwortete zun?chst nur mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen. Am 3. Februar 1917 machte er in einer Botschaft dem Kongress von diesem Schritt Mitteilung. Er f?gte hinzu, dass er sich bis zum Beweis des Gegenteils weigere, zu glauben, dass Deutschland seine Ank?ndigung, die mit seinen in der Note vom 4. Mai 1916 gegebenen feierlichen Versprechungen in Widerspruch stehe, tats?chlich wahr machen werde; sollte er sich darin irren, so werde er >>den Kongress um die Erm?chtigung ersuchen, die Mittel anwenden zu k?nnen, die notwendig sind, um unsere Seeleute und B?rger bei der Verfolgung ihrer friedlichen und legitimen Unternehmungen auf dem offenen Meer zu sch?tzen<<.
Am 26. Februar richtete Wilson an den Kongress eine Botschaft, die sich auf den Boden der >>bewaffneten Neutralit?t<< stellte und die Best?tigung seiner Vollmachten zur Bewaffnung der amerikanischen Handelsschiffe und zur Inanspruchnahme der erforderlichen Kredite nachsuchte. In einer weiteren Botschaft vom 3. April 1917 erkl?rte er die >>bewaffnete Neutralit?t<< f?r >>mehr als unn?tz<<. Es entspreche der gew?hnlichen Klugheit, die deutschen U-Boote zu zerst?ren, ehe sie die Absicht eines Angriffs erkennen liessen; zudem leugne die deutsche Regierung das Recht der Neutralen, in der Sperrzone ?berhaupt Waffen anzuwenden, um die Rechte zu verteidigen, die kein moderner Jurist jemals bestritten habe. Er schlug vor, der Kongress m?ge beschliessen, >>den Kriegszustand anzunehmen<<, der Amerika von Deutschland auferlegt sei, und sofort alle Massnahmen zu ergreifen, nicht nur um das Land in vollen Verteidigungszustand zu setzen, sondern auch um Deutschland die Bedingungen zur Beendigung des Krieges aufzuerlegen.
Die Erkl?rung des Kriegszustandes mit Deutschland wurde am 4. April vom Senat mit 82 gegen 6, am 5. April vom Repr?sentantenhaus mit 374 gegen 80 Stimmen beschlossen. Mit ?hnlich starken Mehrheiten wurde am 29. April von beiden H?usern des Kongresses ein Gesetz angenommen, das die allgemeine Wehrpflicht einf?hrte. Gleichzeitig wurde ein Kriegskredit von 7 Milliarden Dollar bewilligt, aus dem sowohl die eigenen Kriegsausgaben gedeckt, wie auch die Alliierten finanziell unterst?tzt werden sollten. Niemand konnte mehr im Zweifel sein, dass die Vereinigten Staaten ihre volle Kraft aufbieten w?rden, um der Koalition unserer Feinde zu helfen, uns niederzuzwingen.
So erf?llten sich die Bef?rchtungen derjenigen, die von der Er?ffnung des uneingeschr?nkten U-Bootkriegs nicht nur den Abbruch der diplomatischen Beziehungen, sondern auch den Krieg mit Amerika, nicht nur eine Unterst?tzung der Entente mit Geld und Waffen, sondern auch das Einsetzen der ganzen amerikanischen Volkskraft erwartet hatten.
Aber Herr Wilson ging noch weiter: er machte den Versuch, die ganze bisher noch neutrale Welt gegen die Mittelm?chte mobil zu machen.
Schon in seiner Botschaft vom 3. Februar 1917 hatte er verk?ndet, er n?hme als ausgemacht an, dass alle neutralen Regierungen denselben Weg einschlagen w?rden wie die Vereinigten Staaten. Alsbald nach dem Abbruch der Beziehungen wandte sich die amerikanische Regierung an die Regierungen der neutralen L?nder mit der Aufforderung, sich ihrem Vorgehen anzuschliessen. Die europ?ischen Neutralen beschr?nkten sich jedoch darauf, unmittelbar bei der deutschen Regierung gegen den uneingeschr?nkten U-Bootkrieg Einspruch zu erheben, ohne weitere Konsequenzen zu ziehen. Am meisten gef?hrdet erschienen unsere Beziehungen zu Spanien; es gelang jedoch durch einige nicht unerhebliche Zugest?ndnisse, auch dieses Land so weit zu beschwichtigen, dass ein Bruch vermieden wurde.
Die Aufforderung der Vereinigten Staaten zu einem gemeinsamen Vorgehen wurde am sch?rfsten von der schwedischen Regierung zur?ckgewiesen. Sie erinnerte die Regierung in Washington daran, dass sie, die schwedische Regierung, mehrfach Vorschl?ge zu einem Zusammenarbeiten der Neutralen zwecks Aufrechterhaltung des V?lkerrechts gemacht habe . Mit Bedauern habe sie aber feststellen m?ssen, >>dass die Interessen der Vereinigten Staaten ihnen nicht gestatteten, sich diesen Vorschl?gen anzuschliessen<<. In dem Ziel der Abk?rzung der ?bel des Krieges sei die schwedische Regierung mit der amerikanischen einig. Aber das von der amerikanischen Regierung gew?hlte Verfahren stehe durchaus im Gegensatz zu den Prinzipien, die bisher die Politik der schwedischen Regierung geleitet h?tten; diese wolle in der Zukunft wie in der Vergangenheit den Weg der Unparteilichkeit und Neutralit?t gegen?ber den beiden kriegf?hrenden Gruppen weiter verfolgen und ihn nur dann verlassen, wenn die Lebensinteressen des Landes und die W?rde der Nation dazu zw?ngen.
Auch in der Folgezeit bewahrten die europ?ischen Neutralen trotz der schwierigen Lage, in die sie durch den doppelten Druck des Handelskrieges unserer Feinde und des deutschen U-Bootkriegs gerieten, ihre Neutralit?t.
Dagegen folgten eine Reihe ?berseeischer L?nder dem Beispiel der Vereinigten Staaten. Den Reigen er?ffnete China, das sich schon im Februar 1917 auf den amerikanischen Standpunkt stellte, Mitte M?rz auch formell die Beziehungen zu Deutschland abbrach und uns sp?ter den Krieg erkl?rte. China wurde durch den U-Bootkrieg unmittelbar kaum ber?hrt. Es folgte lediglich dem Druck der Vereinigten Staaten, in denen es gegen?ber den Gefahren, die seinem Bestande von Japan und anderen Angeh?rigen der uns feindlichen Koalition drohten, den einzigen Besch?tzer sah. Eine unmittelbare Unterst?tzung konnten unsere Feinde aus dem Beitritt Chinas kaum ziehen. Aber die Kriegserkl?rung Chinas an Deutschland er?ffnete die namentlich von England heiss gew?nschte M?glichkeit, alles, was die T?chtigkeit und Intelligenz deutscher Kaufleute in Jahrzehnten auf chinesischem Boden an Handelsniederlassungen und gesch?ftlichen Beziehungen aufgebaut hatten, in Grund und Boden zu zerst?ren.
?hnlich zu beurteilen ist auch das Abschwenken weiterer ?berseeischer Neutraler in das Lager unserer Feinde. Bolivia hatte sich schon gleich nach dem 3. Februar 1917 den Vereinigten Staaten angeschlossen. Cuba und Panama traten Anfang April der Erkl?rung des Kriegszustandes durch die Union bei. Kurz darauf, am 11. April, brach Brasilien aus Anlass der Versenkung eines brasilianischen Dampfers die Beziehungen zu uns ab. Es folgten eine Reihe mittel- und s?damerikanischer Republiken, so dass auf dem amerikanischen Erdteil schliesslich nur noch Mexiko, Argentinien, Chile, Paraguay, Columbia, Venezuela und Salvador in der Neutralit?t verharrten. Auch das K?nigreich Siam, in dessen H?fen Deutschland seit langem bedeutende Handelsniederlassungen gegr?ndet und entwickelt hatte, f?gte sich dem Druck der Entente und erkl?rte uns ohne jeden Anlass Ende Juli den Krieg.
In Europa vermochte Griechenland der von der Entente ausge?bten Erpressung nicht zu widerstehen. Am 11. Juni 1917 sah sich K?nig Konstantin, der mit bewundernswerter Unerschrockenheit an der Neutralit?t festgehalten hatte, zur Abdankung und zum Verlassen des Landes gezwungen. Damit war Griechenlands ?bergang in das Lager unserer Feinde besiegelt.
So stand schliesslich gegen uns und unsere drei Verb?ndeten die ganze Welt im Kampf, bis auf die drei skandinavischen Staaten, die Niederlande, die Schweiz, Spanien, Persien, Mexiko und einige s?damerikanische Republiken.
Die russische Revolution
W?hrend die ?berseeische Welt mehr und mehr in den Krieg mit uns hineingezogen wurde, er?ffnete der Ausbruch der Revolution in Russland im M?rz 1917 die Aussicht auf eine Durchbrechung der feindlichen Koalition. Erinnerungen an den Siebenj?hrigen Krieg wurden wach, in dem in der Stunde der h?chsten Gefahr dem grossen K?nig die Kunde kam von dem Tod seiner unvers?hnlichen Feindin, der Kaiserin Elisabeth, und von dem Entschluss des neuen Zaren, den Krieg mit Preussen alsbald einzustellen.
Solche Hoffnungen sollten sich jedoch f?rs n?chste nicht erf?llen. Zwar waren die sozialistischen Massen, deren Aufstand das alte Regime gest?rzt hatte, Gegner des Krieges. Aber die Regierung des F?rsten Lwoff, die sich auf den Tr?mmern der zaristischen Autokratie bildete, war eher eine Regierung der imperialistischen Liberalen als eine Regierung der den Frieden begehrenden Massen. Vor allem der neue Minister des Ausw?rtigen, Herr Miljukow, versicherte gegen?ber den Ententebotschaftern und in ?ffentlichen Reden, dass Russland den Krieg bis zum Endsieg ?ber Deutschland fortsetzen werde. Am 22. M?rz 1917 erkl?rte er vor den Vertretern der russischen Presse: >>F?r uns ist ein entscheidender Sieg unerl?sslich; die Liquidierung des Deutschen Reichs, ohne die eine Festigung der Ideen, f?r die wir k?mpfen, unm?glich ist, ist heute notwendiger und wichtiger denn je.<<
Die Entente suchte die Kriegsstimmung des revolution?ren Russland mit allen Mitteln zu steigern. Der Pr?sident Wilson sprach in seiner Kongressbotschaft vom 2. April 1917 von den >>wunderbaren und ermutigenden Ereignissen in Russland<<, durch die ein neuer w?rdiger Teilnehmer an dem >>Ehrenbund<< der Nationen entstanden sei. Jetzt, nachdem die Zarenherrschaft gest?rzt war, die weder das demokratische England noch das republikanische Frankreich von dem B?ndnis mit Russland abgehalten hatte, ert?nte in den Reihen unserer Feinde noch lauter als zuvor das heuchlerische Feldgeschrei >>Demokratie gegen Autokratie<<; den Russen wurde eingeredet, dass ein Sieg Deutschlands den Verlust ihrer neuen republikanischen Freiheit bedeute. Der Reichskanzler bezeichnete in seiner Reichstagsrede vom 29. M?rz 1917 diese Ausstreuungen als >>eitel L?ge und Verleumdung<< und betonte, dass wir nicht beabsichtigten, uns in die inneren Angelegenheiten Russlands einzumengen. Er f?gte hinzu, dass wir nichts anderes begehrten, als m?glichst bald wieder mit dem russischen Volk in Frieden zu leben, >>in einem Frieden, der auf einer f?r alle Teile ehrenvollen Grundlage aufgebaut ist<<.
Einen Augenblick lang schien es, als ob die Friedenssehnsucht in Russland die Oberhand gewinnen sollte. Unter dem Druck der in den Arbeiter- und Soldatenr?ten organisierten Massen beschloss die russische Regierung am 10. April eine Erkl?rung, in der es hiess:
>>Die Verteidigung unseres eigentlichen nationalen Vaterlandes bildet die haupts?chlichste Aufgabe unseres Krieges. Die provisorische Regierung ?berl?sst es dem Willen des Volkes, in enger Gemeinsamkeit mit unseren Verb?ndeten alle den Weltkrieg und seine Beendigung betreffenden Fragen endg?ltig zu entscheiden, h?lt es aber f?r ihr Recht und ihre Pflicht, schon jetzt zu erkl?ren, dass das freie Russland nicht das Ziel hat, andere V?lker zu beherrschen, ihnen ihr nationales Erbe wegzunehmen und gewaltsam fremdes Gebiet zu besetzen, dass es vielmehr einen dauerhaften Frieden auf Grund des Rechtes der V?lker, ihr Schicksal selbst zu bestimmen, herbeif?hren will. Das russische Volk erstrebt nicht die Steigerung seiner Macht auf Kosten anderer V?lker, es hat nicht das Ziel, irgendein Volk zu unterjochen oder zu erniedrigen.<<
Aber obwohl die deutsche und die ?sterreichisch-ungarische Regierung in offizi?sen Erkl?rungen alsbald von dieser Kundgebung Akt nahmen und deren ?bereinstimmung mit ihren eigenen Absichten feststellten, kam die Sache des Friedens nicht vom Fleck. Auch dass die deutschen Sozialdemokraten eine Resolution des russischen Kongresses der Arbeiter- und Soldatenr?te, die am 14. April zugunsten eines allgemeinen Friedens ohne Annexionen und Entsch?digungen gefasst wurde, am 20. April mit einer Entschliessung beantworteten, die sich f?r das gleiche Ziel aussprach, blieb ohne Wirkung; desgleichen die vom Reichskanzler am 15. Mai im Reichstag abgegebene Erkl?rung:
>>Wenn Russland weiteres Blutvergiessen von seinen S?hnen fernhalten will, wenn es alle gewaltsamen Eroberungspl?ne f?r sich aufgibt, wenn es ein dauerndes Verh?ltnis friedlichen Nebeneinanderlebens zu uns herstellen will -- ja dann ist es doch eine Selbstverst?ndlichkeit, dass wir, die wir diesen Wunsch teilen, das dauernde Verh?ltnis der Zukunft nicht zerst?ren, seine Entwicklung nicht durch Forderungen unm?glich machen werden, die sich mit der Freiheit und dem Willen der V?lker selbst nicht vertragen und die in das russische Volk selbst nur den Keim zu neuer Feindschaft legen w?rden.<<
Zwar erzwang der Arbeiter- und Soldatenrat Mitte Mai eine Umbildung des Kabinetts, bei der Miljukow ausschied und Kerenski das Kriegs- und Marineministerium ?bernahm. Zwar stellte sich die neue Regierung grunds?tzlich auf den Boden eines Friedens ohne Annexionen und Entsch?digungen und des Selbstbestimmungsrechts der V?lker. Aber in derselben Kundgebung, die diese Grunds?tze proklamierte, lehnte das neue russische Kabinett >>jeden Gedanken an einen Sonderfrieden<< ab und sprach die Erwartung aus, dass >>das revolution?re Heer Russlands nicht die Vernichtung seiner westlichen Alliierten durch die deutschen Truppen gestatten wird, damit sich diese dann mit ganzer Macht auf Russland werfen<<.
Dass die neue russische Regierung gleichzeitig Schritte in Aussicht stellte, um ihre Verb?ndeten f?r einen Frieden ohne Annexionen und Entsch?digungen und des Selbstbestimmungsrechts der V?lker zu gewinnen, konnte die Tatsache nicht aus der Welt schaffen, dass auch nach diesem Umschwung an einen Sonderfrieden mit Russland, und damit an Frieden ?berhaupt, noch nicht zu denken war.
Eine in der ersten Maih?lfte aus den Kreisen des russischen Arbeiter- und Soldatenrates angeregte vertrauliche Aussprache mit deutschen Vertretern an der D?nafront verlief unter diesen Umst?nden ergebnislos. Ja es gelang dem Druck der Ententem?chte, das neue russische Kabinett zu veranlassen, gegen Ende Juni 1917 die russischen Heere zu einer neuen grossen Offensive gegen Deutschland vorzuschicken. Die Offensive war von Kerenski, der als Vertreter der revolution?ren Massen in das Kabinett eingetreten war, vorbereitet und befohlen worden. Wenige Wochen nach ihrem Beginn ersetzte Kerenski den F?rsten Lwoff als Ministerpr?sident. Die Auflehnung der Anh?nger Lenins, der Bolschewisten, gegen die Kriegspolitik wurde blutig unterdr?ckt, Lenin selbst musste sich l?ngere Zeit hindurch verborgen halten.
So war es um die Mitte des Jahres 1917 offenkundig, dass der Friede mit Russland, den man von der Revolution erhofft hatte, nur durch einen neuen Schlag gegen die russische Armee gebracht werden konnte.
Der Fortgang der milit?rischen Operationen
Im Westen hatten sich unterdessen neue gewaltige K?mpfe abgespielt.
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