Read Ebook: Gwen Wynn: A Romance of the Wye by Reid Mayne
Font size:
Background color:
Text color:
Add to tbrJar First Page Next Page Prev Page
Ebook has 2129 lines and 126866 words, and 43 pages
Im Westen hatten sich unterdessen neue gewaltige K?mpfe abgespielt.
Hindenburg war dem erwarteten grossen Offensivstoss der Feinde ausgewichen, indem er unsere zwischen Arras und der Aisne in weitem Bogen vorspringende Front auf eine fast gerade Linie zur?ckgenommen hatte, die von der Gegend ?stlich Arras ?ber St. Quentin nach den H?hen n?rdlich von Vailly f?hrte. Die Zur?cknahme unserer Truppen auf diese neue, stark befestigte Linie war Mitte M?rz unbemerkt vom Gegner durchgef?hrt worden. Durch planm?ssige Zerst?rung aller Verkehrswege und St?tzpunkte in dem ger?umten Gebiet war f?r den Feind die Ann?herung gegen die neue Front ausserordentlich erschwert worden. Daf?r unternahmen Engl?nder und Franzosen im April eine mit st?rkstem Einsatz gef?hrte Fl?geloffensive. Die Engl?nder stiessen vom 9. April an bei Arras vor, w?hrend die Franzosen etwa eine Woche sp?ter an der Aisne und in der Champagne nach sechst?giger st?rkster Artillerievorbereitung zum Angriff auf breiter Front vorgingen. Die Offensiven hatten das Schicksal aller fr?heren: sie kamen ?ber bescheidene Anfangserfolge nicht hinaus, unsere Truppen vermochten in heldenhafter Gegenwehr den Durchbruch zu verhindern.
Anfang Juni holten die Engl?nder zu einem neuen wuchtigen Stosse aus, dieses Mal in Flandern. Ihr Ziel war, die H?henkette um Ypern zu nehmen, die flandrische Ebene zu gewinnen und damit unsere Stellung an der flandrischen K?ste, die als Basis f?r den U-Bootkrieg von der gr?ssten Wichtigkeit war, unhaltbar zu machen. Auch hier errangen die Engl?nder, vor allem durch gewaltige unterirdische Sprengungen im Wytschaetebogen, Anfangserfolge, die jedoch bald an dem eisernen Widerstand unserer Truppen ins Stocken kamen. Mit ungeheurer Z?higkeit setzten die Engl?nder hier ihre Angriffe fort bis in den November hinein.
Gleichzeitig mit diesen schweren K?mpfen an der Westfront holten die Gegner auf allen ?brigen Kriegsschaupl?tzen zu neuen Vorst?ssen aus. Die Italiener fassten ihre Kr?fte zu neuen gewaltigen Angriffen am Isonzo zusammen, die abermals an den ?sterreichischen Stellungen sich brachen. In Mazedonien versuchten die Verb?ndeten die bulgarisch-deutschen Linien zu sprengen, um doch noch unsere Verbindung mit der T?rkei zu durchschneiden und den Rum?nen, die sich in der Moldau noch tapfer wehrten, Entlastung und Hilfe zu bringen. ?ber die Halbinsel Sinai hinaus stiessen die Engl?nder gegen Pal?stina vor, wurden jedoch im M?rz und April in Gefechten bei Gaza von den T?rken zur?ckgewiesen. Dagegen gelang ihnen die Erneuerung des im Jahre 1916 bei Kut-el-Amara so kl?glich gescheiterten mesopotamischen Feldzuges. Nach gr?ndlicher Vorbereitung nahmen sie mit Beginn des Winters 1916/17 den Vormarsch nach Norden wieder auf, schlugen die an dem Mangel r?ckw?rtiger Verbindungen leidenden T?rken in einer Anzahl von Gefechten, besetzten am 11. M?rz 1917 Bagdad und drangen in den folgenden Wochen und Monaten weiter nach Norden hin vor.
Dazu kam nun Ende Juni die neue Kerenskische Offensive, die sich in der Hauptsache gegen die ?sterreichischen Stellungen in Ostgalizien und Wolhynien richtete. Mit Menschenopfern, die kaum hinter denjenigen der Brussilow-Offensive vom Juni 1916 zur?ckblieben, gelang es den Russen, nicht unerhebliche Anfangsvorteile zu erzielen, bis in der zweiten Julih?lfte ein wuchtiger Gegenstoss der deutschen und ?sterreichisch-ungarischen Truppen einsetzte.
Der U-Bootkrieg im ersten Halbjahr 1917
Diese h?chste Steigerung des Ringens der Landheere wurde begleitet durch den Vernichtungskampf unserer U-Boote gegen die feindlichen Handelsflotten.
Die Aussichten des U-Bootkrieges waren in wichtigen Punkten erheblich g?nstigere als in irgendeinem fr?heren Zeitpunkt.
Am 1. Januar 1917 betrug die Anzahl der U-Boote 148 gegen nur 62 ein Jahr zuvor. Die neu hinzugekommenen Boote zeichneten sich vor dem alten Bestande aus einmal durch eine st?rkere Bewaffnung mit Torpedos und Artillerie, dann durch einen erheblich gr?sseren Aktionsradius. Die Leistungsf?higkeit unserer Tauchbootflotte war also im Laufe des letztverflossenen Jahres in noch weit st?rkerem Masse als im Verh?ltnis von 62 zu 148 gestiegen. F?r das erste Halbjahr 1917 wurde die Fertigstellung von weiteren 50 U-Booten erwartet.
Die guten Ergebnisse des seit dem Monat Oktober wieder aufgenommenen Kreuzerkriegs der U-Boote in den britischen Gew?ssern waren ein Beweis der erheblich gesteigerten Leistungsf?higkeit unserer Tauchboote. Die monatlichen Versenkungen hatten seit dem November 1916 den Satz von 400000 Bruttotonnen ?berschritten. Das Ergebnis des U-Boot-Kreuzerkriegs war damit ein wesentlich besseres, als es jemals zuvor in den sch?rferen Formen des U-Bootkriegs erreicht worden war. Der >>versch?rfte U-Bootkrieg<< hatte eine monatliche H?chstleistung von nur 225000 Bruttotonnen im April 1916 zu verzeichnen gehabt.
Die im Dienst unserer Feinde fahrende Handelsflotte hatte im bisherigen Verlauf des Krieges und namentlich in den letzten vier Monaten vor dem Beginn des uneingeschr?nkten U-Bootkrieges eine immerhin merkbare Schw?chung erfahren. Nach den Angaben unseres Admiralstabs waren vom Kriegsausbruch bis Ende Januar 1917 insgesamt etwa 5 Millionen Bruttotonnen versenkt worden, davon 1660000 Tonnen in den letzten vier Monaten. Der Bedarf an Handelstonnage f?r die Zwecke der Kriegf?hrung war unausgesetzt stark. Die Neubauten blieben weit hinter denjenigen des Friedens zur?ck. W?hrend England im letzten Friedensjahr rund 2 Millionen Bruttotonnen Schiffsraum vom Stapel hatte laufen lassen, erreichten seine Neubauten im Jahre 1916 nur etwa 580000 Tonnen. Der sich aus allen diesen Umst?nden ergebende starke Druck auf den britischen Seeverkehr kam in einem ansehnlichen R?ckgang der in den H?fen Grossbritanniens und Irlands ein- und auslaufenden Schiffe zum Ausdruck. Im letzten Friedensjahr hatte der Ein- und Ausgang beladener Schiffe in den britischen H?fen 117 Millionen Tonnen betragen, im Jahre 1916 stellte er sich nur noch auf 66 Millionen Tonnen. Der Eingang war allein von 49 auf 30 Millionen Tonnen gesunken. Insbesondere die letzten Monate zeigten einen scharfen R?ckgang, von 2787000 Tonnen im August auf 2214000 Tonnen im Dezember 1916 und 2221000 Tonnen im Januar 1917. Der Monatsdurchschnitt des letzten Friedensjahres hatte 4090000 Tonnen betragen. Der Eingang beladener Schiffe in den britischen H?fen war also gegen?ber der Friedenszeit um 45 vom Hundert abgedrosselt. Von dem uneingeschr?nkten U-Bootkrieg durfte man eine weitere scharfe Einschr?nkung erwarten.
Dabei war, soweit es sich aus amtlichen Statistiken, Berichten von Sachverst?ndigen, der britischen Fachpresse und anderen Quellen entnehmen liess, die Versorgung der britischen Inseln mit Nahrungsmitteln, insbesondere mit Brotgetreide, knapper als in irgendeinem der fr?heren Kriegsjahre. Um die Mitte des Januar stellten sich nach dem ersten englischen Fachblatte, dem >>Grain Seed and Oil Reporter<<, die sichtbaren Best?nde Englands an Weizen und Mehl auf 5258000 Quarters gegen 6336000 und 5882000 Quarters in den beiden Vorjahren. Infolge der schlechten Welternte, ?ber die ich bereits fr?her gesprochen habe, waren die Zufuhren andauernd ungen?gend. In den sechs Wochen von Anfang Dezember bis Mitte Januar hatten die Einfuhren von Weizen nur 2,1 Millionen Quarters erreicht, gegen 3,4 und 3,3 Millionen Quarters in den beiden Vorjahren. Wenn diese an sich schon knappen Zufuhren durch den uneingeschr?nkten U-Bootkrieg noch weiter eingeschr?nkt werden konnten, dann trat der Hungerkrieg gegen England aus dem Bereich der Phantasie heraus und wurde eine praktische M?glichkeit.
Trotz dieser erheblich gebesserten Aussichten hatte ich die Er?ffnung des uneingeschr?nkten U-Bootkriegs am 1. Februar 1917 bis zum letzten Augenblick mit allem Nachdruck bek?mpft. Ich hatte es f?r notwendig gehalten, die volle Wirkung der Friedensaktion abzuwarten und nicht durch ?berst?rzung eine noch so schwache M?glichkeit, doch noch zum Frieden zu kommen, zu zerst?ren. Ich war ferner der ?berzeugung, dass nichts vers?umt werden d?rfe, um Amerika draussen zu halten, und ich konnte schliesslich die Bef?rchtung nicht ?berwinden, dass die allzurasch auf unseren Friedensschritt und die Friedensanregung Wilsons folgende Er?ffnung des uneingeschr?nkten U-Bootkriegs den falschen, aber in seiner Wirkung auf die Neutralen f?r uns ?beraus nachteiligen Eindruck erwecken werde, als seien unsere Friedensbem?hungen nicht ernst gemeint, sondern nur eine Maskierung unserer U-Bootkriegs-Absichten gewesen.
Nachdem nun einmal die Entscheidung gefallen war und es kein Zur?ck mehr gab, stand unser Schicksal auf der Hoffnung, dass unter den verh?ltnism?ssig g?nstigen Vorbedingungen die Wirkungen des U-Bootkriegs England innerhalb einer k?rzeren Zeit friedensbereit machen w?rden, als sie Amerika brauchte, um das volle Gewicht seiner gewaltigen Hilfskr?fte gegen uns in die Wagschale zu werfen. Ich konnte und wollte diese Hoffnung, die in den geschilderten Verh?ltnissen unserer eignen Tauchbootflotte, der Entwicklung des britischen Schiffsverkehrs und der Welternte eine starke Begr?ndung hatte, nicht von mir weisen. In den Verhandlungen des Hauptausschusses des Reichstags vom 31. Januar und 1. Februar 1917 habe ich dieser Hoffnung Ausdruck gegeben und sie mit dem vorliegenden Tatsachenmaterial, das im wesentlichen oben wiedergegeben worden ist, begr?ndet. Einen Termin f?r die Niederk?mpfung Englands habe ich nicht genannt und h?tte ich nach meiner Beurteilung der Sachlage auch nicht nennen k?nnen. Vorw?rfe, die sp?ter von nicht uninteressierter Seite in diesem Punkte gegen mich erhoben worden sind, haben in meinen, in dem Stenogramm des Hauptausschusses festliegenden Ausf?hrungen keine Begr?ndung. Ich habe im Gegenteil dem Ausdruck meiner Hoffnung, dass es uns gelingen werde, England friedensbereit zu machen, bevor Amerika in der Lage sei, effektiv in den Krieg gegen uns einzutreten, im bewussten Gegensatz zu den von anderer Seite in Aussicht gestellten bestimmten Fristen den Zusatz hinzugef?gt: >>Eine Garantie kann nat?rlich niemand ?bernehmen.<<
Die Hoffnung wurde best?rkt durch die guten Anf?nge des U-Bootkriegs.
Zun?chst ?bertrafen die Leistungen der U-Boote die Sch?tzungen. Statt der angenommenen 600000 Tonnen, die ja schon nach den Leistungen des U-Bootkreuzerkriegs als zu gering erscheinen mussten, erreichte nach den Angaben unseres Admiralstabs die Versenkung im Monat April 1091000 Tonnen und im Monat Juni 1016000 Tonnen. Das Gesamtergebnis der ersten sechs Monate des uneingeschr?nkten U-Bootkriegs war -- immer nach den Angaben unseres Admiralstabs -- 5-1/2 Millionen Tonnen. Auch die Abschreckung der neutralen Schiffahrt vom Verkehr mit England, auf die der Admiralstab so stark gerechnet hatte, schien Tatsache zu werden. Die Schiffsbewegung im >>Neuen Wasserweg<< , die in der ersten Januarwoche 1917 noch einen Eingang von 79000 Nettotonnen aufgewiesen hatte, ging auf 6000 Tonnen in der dritten M?rzwoche zur?ck. Die Entwicklung des britischen Schiffsverkehrs liess sich leider nicht mehr unmittelbar verfolgen, da vom Februar 1917 die Ver?ffentlichung der Schiffsstatistik eingestellt wurde. Aber die starken Versenkungen, verbunden mit dem Fernbleiben eines grossen Teils der neutralen Handelsschiffe, konnten nicht ohne Wirkung bleiben.
Auch die Ziffern der britischen Einfuhr wurden vom Februar an nicht mehr in der alten Vollst?ndigkeit ver?ffentlicht. Vor allem wurden f?r die Nahrungsmitteleinfuhr die Mengenangaben geheimgehalten. Aber die Daten, die noch publiziert wurden, zeigten eine sehr erhebliche Einschr?nkung fast auf der ganzen Linie. Die Einfuhr des Monats Februar 1917 betrug dem Werte nach nur noch 70 Millionen ? gegen 90 Millionen im Januar. Die Einfuhrmenge des Februar 1917 wies gegen?ber derjenigen des Februar 1916 einen R?ckgang auf: bei Wolle um 17%, bei Baumwolle um 27%, bei Eisen und Stahl um 59%, bei Holz um 42%, bei Rindfleisch um 17%, bei Butter und Schmalz um 21%, bei Eiern um 39%. Im M?rz 1917 stellte sich der R?ckgang der Einfuhrmenge: bei Wolle auf 33%, bei Baumwolle auf 53%, bei Eisen und Stahl auf 62%, bei Holz auf 64%. ?ber Fleisch, Butter und Eier wurden vom M?rz ab Mengenzahlen nicht mehr bekanntgegeben.
Die schwierige Lage der britischen Getreideversorgung ergab sich aus den knappen Best?nden in dem Hauptbezugslande, den Vereinigten Staaten. Das Ackerbaudepartement sch?tzte am 1. M?rz 1917 die noch in den H?nden der Farmer befindlichen Best?nde an Weizen auf nur 101 Millionen Bushels gegen 241 Millionen Bushels um die gleiche Zeit des Vorjahres. Die Ernteaussichten auch f?r das Jahr 1917 waren schlecht.
Alle diese Ziffern erhielten ihren Hintergrund durch ?usserungen der britischen Staatsm?nner und der britischen Zeitungen sowie durch Informationen der verschiedensten Art ?ber den Stand der Dinge in England. Lloyd George hatte zu Anfang des Krieges als Schatzkanzler das gefl?gelte Wort von den >>silbernen Kugeln<< gesprochen, mit denen England siegen werde; er hatte dann als Munitionsminister alle Hoffnungen auf die Massenherstellung von Kriegsmaterial und Munition gesetzt; als er jetzt am 12. April 1917 eine Begr?ssungsansprache an den neuen amerikanischen Bundesgenossen hielt, da lautete sein Hilferuf: >>Schiffe, Schiffe und noch einmal Schiffe!<< Schon im Februar 1917 hatte Lloyd George im Unterhaus bekannt, die britischen Getreidebest?nde seien >>geringer als jemals seit Menschengedenken<<. Im April erkl?rte der Unterstaatssekret?r des britischen Kriegsern?hrungsamts, Captain Bathurst, der Verbrauch an Brotstoffen gehe um 50 vom Hundert ?ber die noch vorhandenen und die noch zu erwartenden Vorr?te hinaus; er stellte ausserdem in Aussicht, dass die Kartoffelvorr?te in vier Wochen aufgebraucht sein w?rden.
Die englische Regierung griff zu tief einschneidenden Massnahmen. Um die Zufuhr der f?r die Volksern?hrung und Kriegf?hrung wichtigsten G?ter nach M?glichkeit zu sichern, stellte sie die Einfuhr aller irgendwie entbehrlichen Dinge unter Verbot. Den gesamten britischen Schiffsraum stellte sie unter eine einheitliche Kontrolle; aus den nicht unmittelbar dem Verkehr mit England dienenden Linien zog sie so viel Schiffe f?r die Versorgung Englands heraus, dass nach dem Ausspruch des britischen Handelsministers von der internationalen Schiffahrt Grossbritanniens nur noch ein Skelett verblieb. Der st?rkste Druck wurde auf die Neutralen ausge?bt, um ihre Schiffahrt in den Dienst Grossbritanniens zu zwingen. ?berall, wo es gelang, einen neutralen Staat zur Kriegserkl?rung an Deutschland zu bewegen, wurden die in seinen H?fen liegenden deutschen Schiffe konfisziert. Nach jeder M?glichkeit wurde auf eine Hebung der Produktion im eigenen Lande hingearbeitet. Eine Steigerung der F?rderung einheimischer Eisenerze sollte den Ausfall an fremden Zufuhren decken; gesteigerter Holzschlag in den eigenen, nicht sehr ausgedehnten W?ldern sollte Ersatz schaffen f?r den Ausfall in der Zufuhr fremden Grubenholzes; vor allem aber wurde ein grossartiges landwirtschaftliches Programm aufgestellt, das durch die Umwandlung von Grasland in Ackerland die britischen Inseln von der ausl?ndischen Getreidezufuhr unabh?ngig machen sollte. Nat?rlich wurden auch die gr?ssten Anstrengungen gemacht, um den w?hrend des Krieges so stark zusammengeschrumpften Bau von Handelsschiffen wieder hochzubringen. Die vorhandenen Lebensmittel wurden durch scharfe Vorschriften ?ber die Ausmahlung und ?ber Zusatzmittel gestreckt, der Verbrauch wurde durch eine knapp zugemessene Verteilung empfindlich eingeschr?nkt.
Amerika suchte nach M?glichkeit zu helfen. Vor allem im Schiffbau, der nach anf?nglichen Fehlschl?gen, so mit dem massenhaften Bau von Holzschiffen, in der Tat einen grossen Aufschwung nahm; dann aber auch mit der Zufuhr von Lebensmitteln. Hier geschah, was ich von Anfang an gef?rchtet hatte. Die amerikanische Regierung liess sich weitgehende Vollmachten f?r die Regelung der inneren Lebensmittelverteilung und der Lebensmittelausfuhr erteilen. Auf Grund dieser Vollmachten gelang es gegen die Mitte des Jahres 1917, f?r die Versorgung Englands gr?ssere Mengen von Getreide verf?gbar zu machen.
Von der zweiten Aprilh?lfte an bis in den Juli hinein stieg die Besorgnis in England auf ihren H?hepunkt. Wir erhielten in jener Zeit aus einer unbedingt zuverl?ssigen Quelle Nachrichten, dass Lloyd George bei seinem Besuch in Paris sich geradezu verzweifelt ?ber die Ern?hrungslage Englands ausgesprochen habe. Es schien in der Tat, als sei dem U-Bootkrieg der Erfolg beschieden. Wie nahe er damals seinem Ziele war, das werden wir zweifellos aus den englischen Darstellungen ?ber die Entwicklung des Krieges best?tigt erhalten.
Die amerikanische Hilfe brachte in letzter Stunde die Rettung. Es gelang, f?r die kritischen Monate Juni und Juli gen?gende Mengen von Brotgetreide im letzten Augenblick verf?gbar zu machen. Amerika gab auf Grund der Einschr?nkung seines eigenen Verbrauchs aus seinen knappen Best?nden Getreide f?r England ab und deckte die dadurch entstehende L?cke in der eigenen Versorgung zum Teil durch Zufuhren aus Australien. Der vorhandene Schiffsraum wurde unter Zur?ckstellung aller anderen Bed?rfnisse auf die Getreidezufuhr konzentriert; sogar Schiffe mit Gefriereinrichtungen f?r den Fleischtransport wurden in die Getreidefahrt geworfen. Ziffern ?ber die Getreideeinfuhr sind, wie erw?hnt, seit dem Februar 1917 nicht mehr ver?ffentlicht worden; aber aus zuverl?ssigen Angaben privater Herkunft l?sst sich schliessen, dass die Getreideeinfuhr Englands in dem einen Monat Juni 1917 kaum viel niedriger gewesen sein muss, als in den f?nf vorhergehenden Monaten zusammen.
So gelang es England, den Zusammenbruch seiner Ern?hrungswirtschaft vor dem Hereinkommen der neuen Ernte zu verhindern. Ebensowenig wie alle die grossen milit?rischen Aktionen zu Land hatte der U-Bootkrieg vermocht, eine rasche Entscheidung herbeizuf?hren. Die von mir immer bezweifelten und in den internen Beratungen wie in den Verhandlungen des Hauptausschusses des Reichstages bek?mpften Berechnungen der wirtschaftlichen Sachverst?ndigen des Admiralstabs, nach denen der uneingeschr?nkte U-Bootkrieg in f?nf Monaten zum Ziel f?hren sollte, hatten sich als tr?gerisch erwiesen. So staunenswert die Leistungen unserer U-Boote waren, so sehr der von ihnen versenkte Schiffsraum den Voranschlag des Admiralstabs ?bertraf -- auch diese Leistungen gen?gten nicht, die Versorgung Englands so weit einzuschr?nken, dass innerhalb der f?nf Monate seine Volksern?hrung oder seine Kriegst?chtigkeit entscheidend getroffen worden w?re. Auch im U-Bootkrieg konnte nur auf lange Sicht gearbeitet werden. Der U-Bootkrieg wurde zum aufregenden Wettlauf zwischen Neubau von U-Booten und Vervollkommnung der Sicherungs- und Abwehrmittel, zwischen Versenkung von Frachtraum und Neubau von Handelsschiffen, zwischen Herabminderung der britischen Zufuhren und Hebung der eigenen britischen Produktion, schliesslich zwischen der Organisation des amerikanischen Millionenheeres und der Vernichtung der Widerstandsf?higkeit der feindlichen Armeen, denen wir an der Westfront gegen?berstanden.
Es musste ein z?her Kampf werden.
Dass unsere Aussichten in diesem Kampf nicht ung?nstig waren, daf?r war eine Best?tigung eine halbamtliche Auslassung der britischen Regierung, die Anfang August 1917 ausgegeben wurde. Sie besagte im wesentlichen folgendes:
England hatte bei Kriegsausbruch eine Handelsflotte von Ozeandampfern im Umfang von 17-18 Millionen Tonnen; davon waren ?ber 15 Millionen Tonnen regelm?ssig f?r das Mutterland besch?ftigt, der Rest diente dem Verkehr zwischen fremden L?ndern, Kolonien usw. Ein grosser Teil dieses internationalen Verkehrs musste den unmittelbaren Bed?rfnissen des britischen Mutterlandes geopfert werden. Gegenw?rtig besitzt Grossbritannien einschliesslich der weggenommenen feindlichen Schiffe etwas ?ber 15 Millionen Tonnen, davon 14 Millionen im unmittelbaren Dienste des Mutterlandes. Von diesen 14 Millionen Tonnen ist aber nur etwa die H?lfte f?r den Handel verf?gbar, da die andere H?lfte in den Dienst der Marine, des Heeres, der Verb?ndeten und der Kolonien hat gestellt werden m?ssen. -- Das bedeutete also, dass damals dem Handelsverkehr der britischen Inseln nur noch etwa 7 Millionen Tonnen Schiffsraum gegen 15 in Friedenszeiten zur Verf?gung standen. -- Die britische Einfuhr im letzten Jahr vor dem Kriege habe 58 Millionen Gewichtstonnen betragen; im Jahre 1916 sei die Einfuhrmenge auf 43 Millionen Tonnen zur?ckgegangen, und im laufenden Jahre werde sie noch erheblich niedriger sein. Von den 58 Millionen Tonnen der Friedenseinfuhr seien weniger als ein Viertel auf Nahrungsmittel entfallen, der ganze Rest auf Bed?rfnisse des Handels und der Industrie. Im Jahre 1916 dagegen habe die Einfuhr von Nahrungsmitteln, Munition und Materialien f?r die Herstellung von Kriegsbedarf nicht weniger als zwei Drittel der Gesamteinfuhr beansprucht. Einer Einfuhr von Industrie- und Handelswaren in H?he von 40 Millionen Tonnen im Jahre 1913 habe also im Jahr 1916 nur eine Einfuhr in H?he von 14 bis 15 Millionen Tonnen gegen?bergestanden. Im laufenden Jahre k?nne man in keiner Weise hoffen, auch nur ann?hernd diese verk?rzte Menge zu erhalten.
Die >>Frankfurter Zeitung<< bemerkte damals zu dieser Ver?ffentlichung: >>Was in aller Welt, so muss man sich fragen, will diese Offenheit? Damit wird doch Punkt f?r Punkt das best?tigt, was von ruhigen Beobachtern der englischen Verh?ltnisse l?ngst gesagt, was aber fast in der ganzen englischen Presse bis vor kurzem leidenschaftlich bestritten wurde. Was will diese Darstellung? Will sie allm?hlich abbauen oder abwiegeln?<<
Aber auch wenn man die Aussichten auf den schliesslichen Erfolg des U-Bootkriegs noch so hoffnungsvoll beurteilte -- die allzu bestimmten Voraussagen, dass der uneingeschr?nkte U-Bootkrieg innerhalb von f?nf oder sechs Monaten zur Niederwerfung Englands f?hren werde, waren in zu weite und zu tiefe Kreise gedrungen, als dass nach Ablauf der genannten Zeit das Ausbleiben des entscheidenden Erfolges nicht eine Entt?uschung und einen Stimmungsr?ckschlag h?tte hervorrufen m?ssen.
Unser Verh?ltnis zu ?sterreich-Ungarn
Die Stellung Deutschlands und ?sterreich-Ungarns zum Krieg
?ber den Beitritt ?sterreich-Ungarns zum uneingeschr?nkten U-Bootkrieg hat sich Graf Czernin in einer ?ffentlichen Rede vom 11. Dezember 1918, auf die ich in der weiteren Darstellung noch ?fters zur?ckkommen werde, wie folgt ge?ussert:
>>Meine damaligen Ministerkollegen Tisza und Clam sowohl wie meine Wenigkeit waren mit Kaiser Karl in der Ablehnung dieses Vorschlages vollst?ndig einig, und r?ckhaltlos zugestimmt hat dem Gedanken nur der damalige Admiral Haus. Es muss hier konstatiert werden, dass die deutsche Motivierung nicht so sehr darauf ging, England durch Hunger zu besiegen, sondern darin gipfelte, dass die Westfront nur zu halten sei, wenn die amerikanischen Munitionstransporte versenkt w?rden, dass also ein rein technisch-milit?risches Moment in den Vordergrund geschoben wurde. Ich habe damals ernstlichst die Absicht ventiliert, uns in dieser Frage von Deutschland zu trennen, und die geringe Zahl unserer U-Boote h?tte unser Nichtmitmachen kaum bemerkbar gemacht. Aber ein anderer Umstand fiel in die Wagschale. Sollte der U-Bootkrieg in den n?rdlichen Gew?ssern mit Erfolg gef?hrt werden, dann musste er gleichzeitig im Mittelmeer einsetzen. Blieb dieses frei, so w?ren die Transporte ?ber Italien, Frankreich und Dover nach England gegangen und h?tten den n?rdlichen U-Bootkrieg paralysiert. Um aber den U-Bootkrieg in der Adria f?hren zu k?nnen, mussten wir den Deutschen unsere St?tzpunkte, wie Pola, Triest und Cattaro, ?berlassen. Taten wir dies, so machten wir de facto den U-Bootkrieg mit. Unterliessen wir es, so fielen wir damit Deutschland in den R?cken und verhinderten seinen U-Bootkrieg, d. h. wir kamen in direkten Konflikt mit Deutschland. So gaben wir zu diesem Vorschlag mit schwerem Herzen unsere Einwilligung, nicht gewonnen durch Argumente, aber bezwungen durch die Ohnmacht, anders handeln zu k?nnen.<<
Diese ?usserung zeigt, mit welchem Widerstreben man sich in Wien zur Beteiligung an dem uneingeschr?nkten U-Bootkrieg entschloss; sie zeigt aber noch mehr: Die Bemerkung des Grafen Czernin, dass er damals ernstlich die Absicht ventiliert habe, sich in dieser Frage von Deutschland zu trennen, wirft ein Streiflicht auf die Gestaltung der Beziehungen zwischen den beiden Bundesgenossen.
Das Verh?ltnis zwischen Deutschland und ?sterreich-Ungarn stand seit dem Ausbruch des Krieges unter der Wirkung starker, sich teilweise widerstreitender Einfl?sse.
Der Krieg war entstanden aus einem Anlass, der von den ?sterreichisch-ungarischen Staatsm?nnern als eine unmittelbare Lebensfrage der Donaumonarchie aufgefasst worden war, w?hrend er uns nur mittelbar dadurch ber?hrte, dass die Erhaltung ?sterreich-Ungarns von der deutschen Politik als ein vitales Interesse auch f?r uns aufgefasst wurde. Aber die Koalition, die alsbald gegen uns auf den Plan trat, richtete ihre Spitze in erster Linie gegen Deutschland, w?hrend sie ?sterreich-Ungarn gewissermassen als Feind zweiten Grades behandelte.
Graf Czernin sagte in seiner erw?hnten Rede:
Aus dem Krieg, in dem der deutsche Bundesgenosse der in ihren Lebensgrundlagen bedrohten ?sterreichisch-ungarischen Monarchie beisprang, war also, nicht etwa nur in dem Kopf des Mannes auf der Strasse, sondern auch in der Vorstellung des die ausw?rtige Politik der Monarchie leitenden Staatsmannes ein ?sterreichisch-ungarischer Verteidigungskrieg f?r Deutschland geworden!
Auf der anderen Seite stand die milit?rische Gestaltung mit dieser politischen Auffassung des Krieges keineswegs im Einklang. Seit der Hilfe, die ?sterreichisch-ungarische Truppen uns im Herbst 1914 f?r den Schutz von Schlesien geleistet hatten, war stets die deutsche Armee der gebende und helfende Teil. Nicht ?sterreichisch-ungarische Truppen verteidigten die deutschen Grenzen, sondern deutsche Truppen wehrten wiederholt das ?usserste von ?sterreich-Ungarn ab. Nur mit deutscher Unterst?tzung wurden im Winter 1914/15 die Russen vom Einbruch ?ber die Karpathen in die ungarische Tiefebene abgehalten. Nur der Einsatz einer grossen deutschen Armee gewann im Fr?hjahr 1915 die Schlacht bei Gorlice und befreite Galizien. Nur die Hilfe deutscher Truppen warf im Herbst 1915 die Serben nieder und machte damit ?sterreich-Ungarn nach S?dosten hin Luft. Nur deutsche Divisionen brachen im Sommer 1916 die Brussilow-Offensive und bewahrten so wenigstens Mittel- und Westgalizien vor erneuter Eroberung. Und schliesslich hielt nur die aus den schwersten K?mpfen im Westen her?bergeholte deutsche Armee im September 1916 den Vormarsch der Rum?nen in Siebenb?rgen auf, um dann das Land unseres Bundesgenossen abermals zu befreien und den neuen Feind auf seinem eigenen Boden niederzuwerfen.
Mochte es also auch politisch eine gewisse Berechtigung haben, von einem Verteidigungskrieg ?sterreich-Ungarns f?r Deutschland zu sprechen, milit?risch blieb Deutschland der Verteidiger ?sterreich-Ungarns.
Die Hilfsbed?rftigkeit der Donaumonarchie blieb nicht auf das milit?rische Gebiet beschr?nkt. Von Anfang an und dauernd sah sich ?sterreich-Ungarn auf die finanzielle Unterst?tzung Deutschlands angewiesen. Zwar brachten die ?sterreichischen und ungarischen Kriegsanleihen recht gute Ergebnisse; aber f?r die Zahlungen an Deutschland und das neutrale Ausland bedurfte ?sterreich-Ungarn fortgesetzt erheblicher >>Valutakredite<<. Ebenso nahm auf dem Gebiet der Volksern?hrung die ?sterreichische Reichsh?lfte wiederholt unsere Unterst?tzung in Anspruch, so knapp es auch mit uns selbst bestellt war.
Wir haben getan, was wir konnten, um unserem Bundesgenossen in seinen Bedr?ngnissen zu helfen. Aber wir vermochten bei der bundesfreundlichsten Gesinnung und beim besten Willen nicht alle seine W?nsche zu erf?llen, und wir mussten im eigenen Interesse an unsere Hilfe Bedingungen kn?pfen, die nicht immer als angenehm empfunden wurden. So mussten wir die Gew?hrung der Valutakredite davon abh?ngig machen, dass ?sterreich-Ungarn f?r seinen Zahlungsverkehr mit dem Auslande eine ?hnlich strenge >>Devisenordnung<< erliess, wie wir sie erlassen hatten; ferner davon, dass ?sterreich-Ungarn sich bei seinen Eink?ufen im Ausland dieselben Beschr?nkungen auferlegte wie wir; denn andernfalls w?re der von uns erstrebte Zweck, den R?ckgang des Kurses der Reichsmark auf den neutralen Pl?tzen aufzuhalten, durch die ?sterreichisch-ungarischen Verf?gungen ?ber die von uns gew?hrten Markkredite geradezu vereitelt worden. Und wenn in kritischen Augenblicken von den ?sterreichern unsere knappen Best?nde an Brotgetreide und Mehl in Anspruch genommen wurden, so mussten wir darauf bestehen, dass in ?sterreich eine ?hnlich straffe Organisation der Volksern?hrung durchgef?hrt wurde wie bei uns; denn wir konnten es vor dem eigenen Volke nicht verantworten, seine kargen Rationen noch weiter zu k?rzen, um die ?sterreicher vor den Folgen ihres Wirtschaftens aus dem Vollen zu bewahren. Aber alles das ging nat?rlich nicht immer ohne Reibung und Verstimmung.
Die polnische Frage
Kompliziert wurde das Verh?ltnis vor allem durch die polnische Frage.
An der Gestaltung der polnischen Dinge nahm ?sterreich-Ungarn ein ganz besonders lebhaftes Interesse. Im ?sterreichischen Staatsleben spielten die Polen infolge des un?berbr?ckbaren Gegensatzes zwischen Deutschen und Tschechen eine hervorragende Rolle: die Unterst?tzung des Polenklubs war f?r jede verfassungsm?ssige F?hrung der Staatsgesch?fte eine Notwendigkeit. Dar?ber hinaus hatte man in Wien die klare Erkenntnis, dass Erhaltung oder Verlust Galiziens von der L?sung der Frage abh?nge, was aus Russisch-Polen werden solle. Die Wiener Politik zog daraus die Folgerung, dass sie sich f?r die Ordnung der polnischen Verh?ltnisse die Vorhand sichern m?sse; es schwebte ihr dabei wohl von Anfang an eine Vereinigung Russisch-Polens mit Galizien und die Angliederung dieses neuen Gebildes in einer mehr oder weniger losen Form an ?sterreich-Ungarn vor. Als Baron Burian den Reichskanzler Mitte April 1916 in Berlin besuchte, ?usserte er halb im Scherz, halb im Ernst, er werde erst nach Wien zur?ckreisen, wenn er Polen in seinem Handkoffer mitnehmen k?nne. Sein Handkoffer war f?r Polen doch etwas zu klein, und er hat es nicht mitgenommen. Die polnische Frage blieb zwischen Deutschland und ?sterreich-Ungarn ungekl?rt. Die Wiener Regierung benutzte diesen Zustand, um in Polen selbst f?r ihr Ziel eine rege Propaganda zu entfalten, und zwar nicht nur in dem von ?sterreichisch-ungarischen Truppen besetzten s?dlichen Teil, dem Bezirk von Lublin, sondern auch in dem von unseren Truppen besetzten Generalgouvernement Warschau.
Die sich aus diesem Zustand ergebenden Verh?ltnisse wurden allm?hlich unhaltbar.
Nach der schweren Niederlage der ?sterreicher in Wolhynien und Galizien im Juni 1916 schien Herrn von Bethmann die Gelegenheit gekommen, eine Kl?rung herbeizuf?hren. Der Kanzler reiste mit Herrn von Jagow am 10. August 1916 nach Wien, um dort mit Baron Burian auf einer Grundlage ins Reine zu kommen, die vor allem die von ?sterreich beanspruchte Pr?ponderanz in den polnischen Angelegenheiten beseitigen und uns Bewegungsfreiheit geben sollte. Die beiden Herren kamen zur?ck mit einer Vereinbarung, die ein autonomes K?nigreich Polen mit Anlehnung an die beiden Zentralm?chte ins Auge fasste. In den milit?rischen Dingen sollte Deutschland den ausschlaggebenden Einfluss haben; ?ber die Regelung der wirtschaftlichen Beziehungen Polens zu den beiden Zentralm?chten sollte zun?chst noch zwischen mir und der Wiener Regierung verhandelt werden.
Ich hatte, ebenso wie der Unterstaatssekret?r Zimmermann, ernstliche Bedenken gegen jede Festlegung auf die Errichtung eines autonomen und selbst?ndigen Polen. Ich f?rchtete, dass ein solches Polen f?r uns ein unzuverl?ssiger Nachbar sein werde, dass es seine Begehrlichkeit alsbald auch auf unsere teilweise polnisch bev?lkerten Ostmarken richten werde, dass es notwendigerweise zum Zankapfel zwischen uns und unserem Verb?ndeten werden m?sse und dass die geplante Autonomieerkl?rung der immerhin noch denkbaren Verst?ndigung mit Russland einen schweren Stein in den Weg rollen k?nne. Von der Idee, dass ein autonomes Polen noch w?hrend des Krieges f?r uns nutzbar gemacht werden k?nnte, die damals schon in manchen K?pfen spukte, hielt ich nichts. Es war mir eine Beruhigung, dass in Wien ein bestimmter Zeitpunkt f?r die Autonomieerkl?rung nicht festgelegt worden war und dass der Kanzler den Wert der Wiener Verst?ndigung haupts?chlich in dem negativen Ergebnis sah, dass Polen der Wiener Regierung aus den Z?hnen gezogen sei und wir bei allen k?nftigen Entschliessungen an erster Stelle mitzusprechen h?tten. Auch der Kaiser sprach sich in jener Zeit in einem Telegramm an den Kanzler, sp?ter auch pers?nlich mir gegen?ber, sehr entschieden dahin aus, dass von jeder Proklamation einer polnischen Autonomie vorl?ufig abzusehen sei, haupts?chlich um nicht einen Frieden mit Russland zu erschweren.
Dagegen dr?ngte das Wiener Kabinett unausgesetzt auf einen baldigen Erlass der Autonomieerkl?rung. Es fand Unterst?tzung in deutschen politischen und parlamentarischen Kreisen, so bei gewissen Abgeordneten des Zentrums und der Freisinnigen Volkspartei -- ich nenne nur die Namen Freiherr von Rechenberg, Erzberger und Friedrich Naumann --, vor allem aber bei dem Generalgouverneur von Beseler. Der Generalgouverneur hoffte, auf Grund einer Autonomieerkl?rung in kurzer Zeit eine ansehnliche polnische Armee aufstellen, ausbilden und im Kampf f?r die Unabh?ngigkeit Polens Schulter an Schulter mit den Zentralm?chten ins Feld stellen zu k?nnen. Angesichts der schweren K?mpfe, die uns f?r das kommende Fr?hjahr bevorstanden, war diese Aussicht f?r die Oberste Heeresleitung eine grosse Verlockung; die Oberste Heeresleitung schloss sich dem General Beseler an und forderte eine schleunige Entscheidung.
Der Kanzler war zu der ?berzeugung gekommen, dass ein Separatfriede mit Russland auch von St?rmer, der im Juli Ssasonoff als Minister des Ausw?rtigen ersetzt hatte, nicht zu erlangen sei. Alle bisher dem Zaren und der russischen Regierung auf den verschiedensten Wegen gemachten Andeutungen, dass wir f?r einen billigen Frieden zu haben seien, auch die Andeutung, dass eine dem russischen Interesse Rechnung tragende Regelung der Meerengenfrage bei unserem t?rkischen Bundesgenossen zu erreichen sei, hatten kein Ergebnis gehabt. Insbesondere war eine im Fr?hjahr 1916 durch Vermittlung eines deutschen Grossindustriellen und des japanischen Gesandten in Stockholm gemachte Sondierung entgegen der getroffenen Abrede von der russischen Regierung alsbald den Ententeregierungen mitgeteilt worden.
Ausserdem war Herr von Bethmann von der Notwendigkeit und M?glichkeit der Errichtung eines sich an die Mittelm?chte anlehnenden polnischen Pufferstaates ?berzeugt. Er sah die grosse Zukunftsgefahr f?r Deutschland in der gewaltigen und auch k?nftighin weiter wachsenden russischen Masse, gegen deren Ansturm wir ein politisches und milit?risches Vorfeld schaffen m?ssten.
Add to tbrJar First Page Next Page Prev Page