Read Ebook: Marriage by Wells H G Herbert George
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Ebook has 2611 lines and 147437 words, and 53 pages
Kleine Bibliothek Langen Band 58
Bj?rnstjerne Bj?rnson
Ein Tag Ivar Bye
Zwei Erz?hlungen
Albert Langen Verlag f?r Litteratur und Kunst M?nchen 1903
Inhalt
Seite Ein Tag 9 Ivar Bye 95
Ein Tag
Deutsch von Maria von Borch
Ihre Mutter war die Witwe eines Beamten, hatte ein kleines Verm?gen neben ihrer Pension und wohnte in ihrem eigenen kleinen Hause, dem Hotel gegen?ber, gleich am Marktplatz der Stadt. Sie war eine von den Stillen; der Mann war ihre Bestimmung, ihr Stolz, ihr Licht gewesen. Als sie ihn verlor, wich der Lebensmut von ihr; sie kroch in religi?sen Gr?beleien in sich zusammen. Da sie aber nicht herrschs?chtig war, liess sie ihr einziges Kind der eigenen Natur folgen, welche der des Vaters glich. Die Mutter verkehrte mit niemandem, als mit einer ?lteren Schwester, die auf einem grossen Gute, ein St?ck von der Stadt entfernt, ans?ssig war; aber Ella durfte Gef?hrtinnen von der Schule, von Bootfahrten, vom Schlittschuhlaufen, Skifahren, ins Haus bringen; diese blieben ?brigens best?ndig dieselben. Ihrer Wahl haftete eine angeborene Vorsicht an, ihre Lebhaftigkeit wurde durch den Umgang mit der Mutter und die Stille des Hauses ged?mpft. Es lag also in ihr, dass sie munter und leicht, ohne L?rmen, war -- ziemlich unbefangen, aber mit Herrschaft ?ber sich, und daher achtsam.
Um so wunderlicher war das, was ihr passierte, als sie im Heranwachsen war, so ungef?hr vierzehn, f?nfzehn Jahre alt. Sie begleitete ein paar Freundinnen in ein Konzert, das der Gesangverein der Stadt und ein paar Dilettanten zu Weihnachten f?r die Armen gaben. In diesem Konzert sang Axel Aar? >>Schlaf in Ruh!<< von M?hring. Wie allgemein bekannt, leitet ein ged?mpfter M?nnerchor den Gesang ein; er breitet Mondenschein vor ihm aus, und immer mehr Mondenschein, und darin kam Aar?'s Stimme mit langen Ruderschl?gen daher. Die Stimme war ein voller, runder Bassbaryton, an dem die Leute grosses Behagen fanden. Ohne Riss und ohne Fehl, h?tte man ihn gerade wie eine Schnur von dort nach Wien spannen k?nnen. Aber Ella h?rte aus dieser gleichm?ssigen Stimme noch eine zweite heraus, einen Nebenklang von Schw?che oder Schmerz, und sie meinte, alle m?ssten ihn h?ren. Eine Bewegung im innersten Innern, eine r?hrende Vertraulichkeit, die sie ums Herz fasste und sagte: >>Trauer! O Trauer ist das Los meines Lebens! Ich kann nicht daf?r, ich bin verloren!<< Ehe sie sich's versah, war sie nahe am Weinen. Etwas Eindringlicheres als diese Stimme war ihr noch nicht vorgekommen. Von Ton zu Ton stieg es: sie verlor die Macht ?ber sich und merkte es nicht. Er stand dort so hochgewachsen, schlank, der blonde, weiche Bart fiel auf die Brust herab; der Kopf war klein mit grossen, schwerm?tigen Augen, Geschwistern der Stimme; auch auf dem Grunde der Augen lag etwas, das sagte: >>Trauer, Trauer!<< Diese Schwermut in den Augen hatte sie vorher schon gesehen, hatte aber nicht gewusst, was sie sah, bis jetzt, wo sie die Stimme h?rte. Und die Thr?nen wollten heraus. Sie durften nicht. Sie sah sich um; sonst weinte niemand; sie presste die Z?hne zusammen, dr?ckte die Arme an den K?rper und die Kniee zusammen, so dass es schmerzte, ja, sie bebte. Weshalb in aller Welt musste dies gerade ihr und keinem andern geschehen? Sie dr?ckte das Taschentuch an den Mund und jagte ihre Gedanken hinaus bis an die ?usserste Scheereninsel, wo sie den Leuchtturm hatte aufleuchten und wieder verl?schen und die See jedesmal voll Gespenster gesehen hatte. Aber nein! Sie kehrten wieder zur?ck zu ihr, dort wollten sie nicht bleiben. Das Taschentuch, die H?nde, warnende Augen vermochten das erste Schluchzen nicht aufzuhalten, das hervorbrach! Vor den entsetzten Augen aller stand sie auf, kam schnell und behende hinaus und liess sich dort gehen. Niemand folgte ihr, niemand wagte, sich zu ihr zu bekennen.
Du, der du dies liest, begreifst du, wie entsetzlich es war? Warst du einmal in solch einem -- beinahe h?tte ich geschrieben, >>stillen<< Konzert in einer norwegischen K?stenstadt von halb pietistischer Zucht? M?nner sind beinahe keine da; entweder liegt die Musik den M?nnern in den K?stenst?dten nicht, oder sie sind hier im Klub in einem andern Raum -- am Billard, am Kartentisch, in der Restauration, bei Punsch und Zeitungen. Einige von ihnen sind einen Augenblick heraufgekommen und stehen hinten an der Th?r; stehen wie Leute, die zum Hause geh?ren und sich die G?ste ein wenig ansehen wollen. Oder es sitzt wirklich hie und da eine Mannsperson auf der Bank, und ist zwischen die buntscheckige Unterrocks-Rinde eingeklemmt wie ein abgebrochener Zweig; oder es sind ein paar Exemplare an der Wand entlang festgeklebt wie vergessene Paletots.
Nein, was sich zum Konzert einstellt, das sind die Harems der Stadt. Die ?lteren Einwohnerinnen der Harems, um unter holdem Text und beweglicher Musik noch einmal wieder zu tr?umen, was sie einst selbst zu sein geglaubt, und was sie damals glaubten, dass ihrer harrte. Dort oben kennt man sie eigentlich besser, als hier unten; wenn auch ein bisschen K?chengeruch, ein wenig Hausl?rm in die Tr?ume hineinschl?gt -- das st?rt nicht.
Wenn daher eine einzelne es allzu ernst nimmt und anf?ngt zu flennen -- du lieber Gott, im frivolen Leben nennt man es Albernheit, im ?ffentlichen heisst es, sich blossstellen.
Ella hatte sich blossgestellt.
Ihr eigener Schrecken kannte kaum irgendwelche Grenzen. Von allen M?dchen, mit denen sie verkehrte, war sie diejenige, der die Tr?nen am schwersten kamen, davon war sie ?berzeugt. Sie f?rchtete es wohl so gut wie irgend eine, dass man sie ansah und besprach. Was in aller Welt war daher dies? Sie liebte Musik, sie spielte Klavier; aber f?r besonders musikalisch begabt hielt sie sich nicht. Weshalb musste denn gerade sie so seltsam von einem Gesang gepackt werden?
Was musste er von dem halberwachsenen M?del denken? Dies letztere qu?lte sie am meisten. Hier?ber wagte sie sich zu keiner lebenden Seele auszusprechen. Das Erstaunen der meisten begn?gte sich damit, dass sie krank gewesen sei; sie blieb eine Zeitlang nachher auch zu Hause und war bleich, als sie wieder ausging. Die Freundinnen neckten sie, aber sie liess es unbeachtet.
In diesem Winter wurden mehrere Kinderb?lle abgehalten. Der vierte in der Reihe war bei >>Arnesens an der Ecke<<, und Ella war auch dort. Der Ball war bis zum Ende der zweiten Fran?aise gekommen, als sie fl?stern h?rte: >>Axel Aar?! Axel Aar?!<< Und da stand er in der Th?r mit drei andern jungen Herren hinter sich. Die Hausfrau war seine ?ltere Schwester. Die vier jungen Herren kamen von einer Spielgesellschaft; sie wollten zusehen.
Ella f?hlte, dass sie wie mit Glut ?bergossen war; zugleich f?hlte sie eine Schw?che in den Knieen, als wollten sie zusammenknicken. Sie begriff es nicht recht, f?hlte aber grosse Augen auf sich gerichtet. Sie war ganz in eine Falte ihres Kleides vertieft, die nicht in derselben Linie fiel wie die anderen, da stand er vor ihr und sagte: >>Sie haben doch einen herrlichen Zopf.<< Die Stimme ?bersch?ttete diesen gleichsam mit Goldstaub. Er hob die Hand, als wolle er ihn ber?hren, statt dessen aber f?hrte er sie an seinen Bart. Als er ihre tiefe Verlegenheit bemerkte, wollte er nicht l?nger stehen bleiben und wandte sich ab.
Sp?ter f?hlte sie seine Blicke noch mehreremal; aber er kam nicht mehr zu ihr. Die andern Herren nahmen teil am Tanz, Aar? tanzte nie. Er hatte etwas im Wesen an sich, das in seiner Weise das Angenehmste war, was sie kannte. Eine zur?ckhaltende Vornehmheit, ein Stil im Auftreten, eine r?cksichtsvolle, langsam z?gernde Art, wohl auch die einzige Art, die sie verstanden haben w?rde. Sein Gang machte den Eindruck, als halte er die H?lfte seiner Kraft zur?ck, und so war es in allem. Er war hochgewachsen; der kleine, etwas schmale Kopf sass auf einem ziemlich hohen Hals, die Schultern waren nicht breit; aber bis jetzt hatte sie nie die Weise beachtet, wie er Kopf und Oberk?rper drehte, noch hatte sie gewusst, dass etwas beinahe Musikalisches darin liegen k?nne.
Was hiernach geschah, und das Zimmer, in dem es geschah, alles floss zusammen in Licht. Aber mit einem Mal war es nicht mehr so. Gleich darauf h?rte sie auch: >>Wo ist Axel Aar?? ist er fortgegangen?<<
Er war in diesem Winter nicht lange zu Hause. Er war zwei Jahre in Havre gewesen und kam gerade von dort; nun wollte er auf zwei Jahre nach Hull.
Bis jetzt war die Musik eine liebe Besch?ftigung f?r Ella gewesen; besonders hatte sie Harmonieen geliebt und sie gesucht. Jetzt gab sie sich den Melodieen hin. Sie hatte dem Klange gelauscht und sich darin versucht. Jetzt wurde die Musik zur Sprache. Sie selbst sprach darin, oder jemand sprach zu ihr.
Im Fr?hling begegnete Frau Holmbo ihr auf der Strasse. Ella kam mit ihrem Psalmbuch in der Hand vom Prediger. >>Gehen Sie zum Konfirmationsunterricht?<< -- >>Ja.<< -- >>Ich habe einen Gruss f?r Sie. K?nnen Sie raten, von wem?<< -- Nun war Frau Holmbo eine Freundin von Axel Aar?'s Schwester und best?ndig mit der Familie zusammen. Ella wurde rot und konnte nicht antworten. >>Ich sehe schon, Sie wissen, von wem,<< sagte Frau Holmbo, und noch roter wurde Ella. Mit einem L?cheln, das ziemlich ?berlegen war -- und davon hatte die sch?nste Dame der Stadt im ?berfluss -- sagte sie: >>Axel Aar? schreibt nicht gern. Jetzt bekamen wir den ersten Brief nach seiner Abreise. Aber darin schrieb er, wenn wir >>die mit dem Zopf<< s?hen, sollten wir sie von ihm gr?ssen. Sie hat bei M?hrings Lied geweint; das h?ttet ihr andern auch tun k?nnen, schreibt er.<<
Die Tr?nen kamen Ella in die Augen. >>Na, na,<< tr?stete Frau Holmbo, >>dabei ist doch nichts B?ses.<<
Zwei Jahre sp?ter, im Winter, kam Ella mit ihren Schlittschuhen in der Hand hurtig vom Eise herauf. Sie hatte zum erstenmal die neue anschliessende Jacke an; es war wirklich haupts?chlich diese, die sie hinaus getrieben hatte. Der Zopf kam munter unter der grauen M?tze hervor, er war dicker und l?nger denn je; es ging ihm vortrefflich.
Sie machte wie immer einen Umweg bei >>Andresens an der Ecke<< vorbei; das Haus zu sehen gen?gte ihr.
Und gerade, als ihr Auge auf das Haus fiel, stand Axel Aar? in der T?r. Er kam langsam die Treppe herunter; er war wieder zu Hause! Der blonde Bart fiel zierlich auf das schwarze Pelzwerk, die Pelzm?tze bedeckte die kurze Stirn ganz und gar, so dass sie die Augen einrahmte, die grossen anziehenden Augen.
Sie sahen sich an, sie mussten aufeinander zu, an einander vor?bergehen; er l?chelte, indem er an die schwarze Pelzm?tze griff, und sie -- blieb stehen und knixte wie ein Schulm?dchen im kurzen Kleidchen!
Seit zwei Jahren war sie nicht stehen geblieben, hatte nicht anders, als mit dem Kopfe gegr?sst, ja, wie jede erwachsene Dame; wer klein ist, h?lt mehr als andere auf dieses Vorrecht. Aber vor ihm, vor dem sie am liebsten erwachsen sein wollte, vor ihm blieb sie stehen und knixte, wie damals, als er sie zuletzt gesehen! Noch von diesem Ungl?ck verwirrt, st?rzte sie in ein zweites hinein. Sie sagte sich: >>Sieh dich nicht um! Halt dich stramm, sieh dich nicht um, h?rst du!<< -- Aber an der Ecke, als sie gerade umbiegen musste, kehrte sie sich doch um -- und sah ihn dasselbe tun! Von diesem Augenblick an gab es keine Menschen, keine H?user, nicht Zeit, nicht Ort mehr. Sie wusste nicht, wie sie sich nach Hause fand, oder weshalb sie auf ihrem Bette lag, das Gesicht ins Kissen vergrub und weinte.
Vierzehn Tage darauf grosse Jugend-Gesellschaft im Klub. Axel Aar? zu Ehren. Alle wollten dabei sein, alle wollten ihren beliebten Kameraden zu Hause willkommen heissen. Von Hull hatten sie auch geh?rt, wie unentbehrlich er nach und nach dort dr?ben in der Gesellschaft geworden war. Wenn seine Stimme gr?sseren Umfang gehabt h?tte, -- sie umfasste n?mlich nicht viele T?ne -- so w?re er jetzt an >>^Her Majesty's Theatre^<<. So wurde erz?hlt. Auf dem Balle sollte der Gesangverein -- sein alter Gesangverein wieder mit ihm zusammen singen.
Sie aber tanzte; alle waren sich einig dar?ber, dass sie >>s?ss<< sei , und dann lag an diesem Abend ein lieblicher Hauch von Freude auf ihr. Wo Axel Aar? auch im Saal stand, sie f?hlte ihn und empfand einen stillen Jubel, an ihm vor?ber schweben zu k?nnen. Seine Augen begegneten den ihren und folgten ihr; seine N?he machte, dass sie alle und alles strahlend fand.
An den T?rrahmen gelehnt, sah man einen grossen, starken Mann >>Aufsichtskomitee<< bilden. Er mochte zwischen dreissig und vierzig Jahren sein, letzterem n?her; ein sturmfestes Gesicht, breitgeschnitten, aber k?hn; schwarzes Haar, braungr?ne Augen, die Gestalt eines Riesen. Jedermann im Saal kannte ihn, Hjalmar Olsen, den mutigen F?hrer des gr?ssten Dampfschiffes im Lande. Er musterte alle, die vorbeitanzten, fand aber, dass der Kleinen im roten Kleide der Preis geb?hre; sie anzusehen bereitete am meisten Vergn?gen. Einesteils war sie ausserordentlich h?bsch und dann sprang ihre unbefangene Gl?ckseligkeit auf ihn selbst ?ber. Als Axel Aar? ihm n?her kam, bekam Hjalmar Olsen jedesmal auch ein klein wenig von der Verliebtheit ab, die ihr aus den Augen strahlte. Sie tanzte jeden einzigen Tanz. Hjalmar Olsen war gross genug, um durch den ganzen Saal einen Schimmer von ihr zu erhaschen. Auch sie bemerkte ihn; bald wurde er zum Leuchtturm in ihrem Fahrwasser. Aber ein Leuchtturm, der Herz f?r die Schiffe hatte, -- so f?hlte er beispielsweise jetzt, dass sie dort an Peter Klaussons Weste in Gefahr sei. Er kannte Peter Klausson.
Ihre winzig kleinen F?sse trippelten Walzer, ihr Zopf h?pfte Polka, die F?sse dreiviertel Takt, der Zopf vierviertel. Aber Peter Klausson dr?ckte sie zu fest an die Weste!
Darum suchte er sie gleich auf, als der Walzer zu Ende war; aber es war nicht so leicht, sich einen Tanz zu erhandeln; erst der n?chste Walzer war frei, und den bekam er. Im selben Augenblick, als dies abgemacht war, str?mten alle nach der Trib?ne; der Gesangverein zeigte sich da oben. Sie war hilflos klein, die Ella, wenn alle drauf los st?rmten und sich zusammen packten; Hjalmar Olsen, der ihre ungl?cklichen Versuche, ein Guckloch zu erhaschen, sah, erbot sich, sie auf die Bank zu heben, die an der Wand entlang lief, an der sie standen. Sie wagte es nicht; aber im selben Augenblick sah er andere hinauf klettern, und eh sie's noch hindern konnte, war sie selbst oben. Gerade da trat Axel Aar? zwischen seine Kameraden und wurde mit dem lebhaftesten H?ndeklatschen von allen anwesenden Freunden, M?nnern und Frauen begr?sst. Er verbeugte sich ehrerbietig und zur?ckhaltend; aber die Willkommgr?sse wollten kein Ende nehmen, bevor die Kameraden sich nicht ein wenig zur?ckzogen und er ganz vortrat. Zuerst stimmte der Verein eins von den ?ltesten Liedern an; Aar? sang seine Stimme zwischen all den andern, was allgemein gefiel. Darauf trat der Dirigent an das Klavier, um ein Lied zu begleiten, das Aar? allein singen wollte. Das Lied war von Selmer und in der Hauptstadt schon in der Mode; es wurde von M?nnern wie von Frauen gesungen, das >>sie<< der letzten Strophe wurde nur in >>er<< umge?ndert. Hier war es noch nie geh?rt worden.
Schon w?hrend der Verein sang, hatte Aar? im Saal umhergesp?ht, und von dem Augenblick an, wo er dort hin geblickt, wo Ella stand, hatte er kein Auge von da verwandt. Jetzt stellte er sich an jene Seite des Klaviers und w?hrend des Singens blickte er unverwandt dorthin. Je nachdem er hineinkam, wurden seine schwerm?tigen Augen durchleuchtet, seine Gestalt wurde plastisch.
Ich sing' nur f?r die einzige, Wenn And're auch mein Lied erfreut, So ist es doch die einzige, Der ich es hab' geweiht. Ihr, die Ihr lauschet, st?rkt den Klang; Denn w?r' nicht jene einzige, Die machte, dass mein Lied gelang, -- Ihr h?rtet keinen Sang.
Jeg synger for een eneste, om ogsaa alle h?rer paa, og bare denne eneste kan Sangen helt forstaa. Men I, som h?hrer, styrk dens Klang; for var ej denne eneste, som vakte nu min Tonetrang, da fick I ingen Sang.
Der Weg ist nicht der k?rzeste, Er schlinget sich durch Alle hier, Jedoch er ist der einzige, Der f?hret hin zu ihr! Ihr Guten, h?ret, st?rkt das Wort, Damit es werd das einzige, Das in der Brust ihr t?net fort, Ein lieblicher Akkord!
Er Vejen ej den beneste, forgrenet gjennem alle her, so er den dog den eneste, som kommer ganske naer. Aa, gode Hjerter, styrk hvert Ord; so de maa bli de eneste I hele Kjaerlighedens Kor, som hun af Hjaertet tror.
Seine Stimme war ber?ckend; eine solche Liebesbotschaft hatte noch keiner je geh?rt. Jetzt waren ausser Ella noch andere da, die Tr?nen in den Augen hatten.
Sie standen eine Weile, als warteten sie auf einen weiteren Vers, -- daher Stille; aber dann brach ein Beifall los, desgleichen niemand je geh?rt hatte. Sie wollten das Lied noch einmal h?ren. Aber noch hatte keiner je erlebt, dass Axel Aar? etwas zweimal hintereinander gesungen hatte. Sie mussten es also aufgeben.
Ella hatte das Lied nie geh?rt, weder die Worte noch die T?ne. Als er anfing, den Blick auf sie gerichtet, glaubte sie umfallen zu m?ssen; etwas so unerh?rt K?hnes hatte sie nicht geahnt. Er, sonst so wortkarg, r?cksichtsvoll und zur?ckhaltend, ihr dies entgegenzusingen, so dass alle es h?rten! Weiss wie die Wand, an die sie sich st?tzte, bekam sie eine solche Atemnot, dass sie sich nach Hilfe umsehen musste. Gleich hinter ihr, ebenfalls auf der Bank, stand Frau Holmbo, magnetisiert, sch?n wie eine Statue.
Sie sah nicht mehr von Ellas Not als von der Uhr auf dem Marktplatz. Diese absolute Teilnahmslosigkeit k?hlte sie ab; sie kam wieder zu sich. Die Gegenwart der andern, die ihr so entsetzlich gewesen, hatte ja nichts zu bedeuten, solange keiner was begriff. Schliesslich h?rte sie ohne Angst zu. Den zweiten Vers ganz und gar. Heimlicher, reizender konnte es ihr nicht gesagt werden, obgleich alle zuh?rten. Wenn er sie nur nicht angesehen h?tte! Wenn sie sich nur h?tte verstecken k?nnen! --
Sobald der letzte Ton verhallte, sprang sie herunter. Unten zwischen all den Schultern fand sie ihre Schamhaftigkeit wieder, ihren wonneerf?llten Traum, ihr Geheimnis in br?utlicher Kleidung. Was war doch geschehen, und was w?rde nun das n?chste sein? Rund umher funkelnde Augen, jubelnde Stimmen, klatschende H?nde, -- war das nicht wie Fackeln und Huldigungsrufe, war das nicht auch f?r sie mit? Drinnen nur er und sie, -- all die andern draussen! --
Gleich darauf wieder Gesang. Zuerst vom Verein allein; dann von ihm und Aar? zusammen Griegs >>Landkjending<<. Schliesslich sang Aar? zum Klavier. Diesmal hatte Ella sich hinter die allerletzten verkrochen. Da diese aber best?ndig vorw?rts dr?ngten, blieb sie allein stehen. Dabei befand sie sich wohl; sie sah ihn, aber er sah sie nicht; er blickte auch nicht dorthin, wo sie stand.
Das Lied lautete:
Mein junges Lieb den Schleier tr?gt, F?r mich nur hebt sie ihn empor, Das Auge, das kein and'rer ahnet, Das strahlet, schmelzet, lieblich mahnet Soll niemand schaun -- den Schleier vor!
Min unge Elskov baerer Sl?r. For mig hun l?fter den og ler af ?jne, ingen anden aner, de straaler, smelter, svaerger, maner; -- men Sl?ret for, straks nogen ser.
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