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Read Ebook: O Thou My Austria! by Schubin Ossip Wister A L Annis Lee Translator

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Ebook has 2323 lines and 108265 words, and 47 pages

Novellen

von

Hans Arnold.

Hausgenossen. -- Und doch! Der tolle Junker. Finderlohn. -- Gl?ck muss man haben!

Berlin.

Verlag von Gebr?der Paetel.

Alle Rechte vorbehalten.

Herrn

Theodor Hermann Pantenius

in dankbarster Verehrung

zugeeignet.

Hausgenossen.

In dem sonnenhellen, saubern St?bchen, das sie nun schon seit zwanzig Jahren bewohnte, sass Fr?ulein Sabine Krauthoff und strickte, w?hrend sie, mit einer Hornbrille auf der Nase, in einem abgegriffenen Buche las, welches sehr weit ab von ihr auf dem Tische lag.

Am Fenster bl?hten, trotz des Winters, Nelken und Balsaminen, und an den W?nden hingen allerlei Photographien in jeder Gr?sse und Stellung. Aber nur Bilder von jungen M?dchen -- Fr?ulein Sabine war Lehrerin gewesen. Mitten ?ber dem Sofa prangte ein nach Fr?belscher Methode kunstvoll gefertigtes Flechtblatt unter Glas und Rahmen -- das hatte die Lieblingssch?lerin des Fr?uleins, K?thchen Lang, geflochten, bei deren Eltern die alte Dame im Hause wohnte, und die inzwischen zu einem grossen M?dchen herangewachsen war.

Aus dem Sch?ler- und Lehrerinnenverh?ltniss hatte sich mit der Zeit eine herzliche Freundschaft zwischen dem alten und dem jungen M?dchen gestaltet. K?the, die sonst leicht ein wenig hochfahrend sein konnte, ja die in ihren Bekanntenkreisen sogar wegen ihrer kurzen Antworten und ihres gelegentlichen Uebermuthes als >>sehr schnippisch<< bezeichnet wurde, legte in der stillen Stube von Fr?ulein Sabine all ihre kleinen Airs ab, und wurde immer wieder zum Kinde, das seine Thorheiten beichtete und sich liebevoll absolviren liess.

Nie verging ein Tag, ohne dass K?the die drei Treppen erstieg und an Fr?ulein Sabines Th?r pochte -- und so sehr hatte sich die letztere an diese t?glichen Besuche gew?hnt, dass sie es recht schmerzlich empfand, als K?the vor einiger Zeit zu einer verheiratheten Freundin nach ausw?rts ging und fast drei Wochen abwesend blieb.

Doch nun war das vorbei -- gestern hatte die Frau Doktor Lang sich ihr T?chterchen von der Eisenbahn geholt, und Fr?ulein Sabine erwartete nun ungeduldig den Besuch des allgemeinen Lieblings. Ihr Harren sollte belohnt werden. Nicht lange, so klopfte es; auf das >>herein<< kam ein junges M?dchen in die Th?re, schlank und gross gewachsen, mit einem ?berm?thigen Zug um den kleinen Mund, und einem sonnigen L?cheln in den dunkeln Augen. Sie begr?sste ihre alte Freundin mit der ihr eigenen ungest?men Herzlichkeit und setzte sich zu ihr -- nicht auf den Stuhl, sondern aufs Fensterbrett.

>>Und wie hast du dich bei Laura am?sirt?<< fragte die alte Dame, nachdem sie den >>mitgebrachten<< warmen Shawl zur Gen?ge betrachtet und bewundert hatte.

>>O sehr gut, Sabinchen, es war eine nette Zeit! aber<< --

>>Nun, was >>aber?<< fragte Fr?ulein Sabine erwartungsvoll, und schob die Brille auf die Stirn zur?ck.

>>Ach -- ich habe wieder einmal eine meiner gew?hnlichen Dummheiten gemacht! Soll ich sie dir erz?hlen? aber du musst nicht schelten?<<

>>Das kann ich nicht so gewiss versprechen,<< sagte die Alte, indem sie ihren reizenden Liebling mit strahlenden Augen betrachtete, >>indessen fang nur an -- es l?sst dir ja doch keine Ruhe, ehe du gebeichtet hast.<<

K?the r?ckte sich auf dem Fensterbrett zurecht, und pfl?ckte eine von den rothen Nelken von Sabinens Blumenstock.

>>Nun also,<< begann sie, >>ich reiste allein von Laura zur?ck, und auf einer kleinen Station -- Siegersdorff -- wo der Zug hielt, sah ich zum Coup?fenster hinaus. An der Wand des Bahnhofsgeb?udes mir gegen?ber steht ein Herr und sieht mich an -- nicht gerade unbescheiden, aber er fixirt mich doch unverwandt. Du weisst ja, Sabine, so etwas kann ich nicht leiden, ich denke also: >>sollst ihm mal die Zunge herausstecken -- der Zug f?hrt ja sofort ab, und du siehst ihn nie wieder.<<

>>Aber K?the!<< rief das Fr?ulein erschrocken.

>>Siehst du, siehst du, dass du schiltst!<< rief K?the, und fiel ihrer alten Freundin ungest?m um den Hals, >>sei ganz still, sonst erz?hle ich nicht weiter, und du hast dein Leben lang die Angst mit dir herumzutragen, dass ich etwas noch viel Schrecklicheres gethan habe, was du nicht weisst!<<

Die Alte machte sich lachend los.

>>Lass mich nur -- ich bin ja schon still! Also --<<

>>Also -- in dem Augenblick, wo der Zug sich in Bewegung setzt, f?hre ich mein Vorhaben aus! Nur ein ganz kleines bisschen, Sabine -- ich dachte schon, er h?tte es nicht gesehen! -- aber er l?chelte sp?ttisch und nahm den Hut ab. Da fuhren wir hin.<<

Fr?ulein Sabine sch?ttelte den Kopf.

>>Wirst du nie deinen Uebermuth ablegen, Kind!<<

K?the zerpfl?ckte die rothe Nelke unbarmherzig in St?cke.

>>O ja, Sabine<<, sagte sie dann verlegen, >>aber --<<

>>Was aber? noch mehr solcher sch?ne Streiche?<<

>>Ach, Sabine -- die Geschichte ist ja noch gar nicht zu Ende, das Schlimmste kommt nach. Also wir fuhren, aber kaum hundert Schritte weit -- der Zug wurde zu meinem Entsetzen nur rangirt und rutschte nach f?nf Minuten wieder in denselben Bahnhof ein. Da stand auch noch der Herr -- und hatte er vorhin gelacht, so lachte er nun erst recht!<<

>>Angenehm!<< sagte Fr?ulein Sabine. >>Und wie benahm er sich?<<

>>Er benahm sich gar nicht, sondern warf die Cigarre weg und stieg in dasselbe Coup? mit mir. Und wir fuhren mit einander bis hierher, wo er auch ausstieg!<<

K?the sprang vom Fensterbrett. >>Und was sagst du jetzt?<<

>>Herzchen,<< erwiderte die alte Dame und l?chelte gutm?thig, >>was soll ich sagen? Zu geschehenen Dingen schweigt man am besten -- das einzig Angenehme ist, dass du den Mann wahrscheinlich nicht wieder sehen wirst.<<

K?the sah nicht so entz?ckt aus, als man h?tte vermuthen sollen, und streute ihre Nelkenbl?ttchen in die Luft. >>Meinst du?<<

Die Alte warf ihr einen schnellen Seitenblick zu, und zog die Augenbrauen etwas in die H?he, als wollte sie sagen: >>aha!<< Sie schwieg aber.

>>Weisst du, Sabine,<< begann K?the nach einer Weile von Neuem, >>er -- der Mitreisende -- benahm sich ?brigens sehr taktvoll. Da er merkte, in welch t?dtlicher Verlegenheit ich war, that er, als ob gar nichts vorgefallen sei, und unterhielt mich von allen m?glichen Dingen -- ganz ernsthaft und sehr nett. Nur einmal, als eine alte Dame, die mitfuhr, von der Gegend sprach, und ihn fragte, ob er nicht auch w?hrend der Reise auf die h?bsche Aussicht geachtet habe? sagte er ruhig: >>o ja -- besonders in Siegersdorff!<< und dann sahen wir uns an und lachten beide -- ich auch, Sabine -- das konnte ich nicht ?ndern! Sonst war ich sehr w?rdevoll -- nein, wirklich!<<

>>Davon bin ich ?berzeugt,<< sagte die Alte ernsthaft, >>wie sah denn dein Freund oder Feind aus?<<

>>Sehr gut -- gross, dunkelblond und humoristisch -- und er war sehr h?bsch angezogen.<<

Die alte Dame lachte.

>>Wenn's nur kein Weinreisender war!<<

>>Aber, Sabine, sch?me dich! als ob man das nicht merkte!<< In dem Augenblicke klopfte es.

>>Fr?ulein K?thchen m?chten gleich herunter kommen, Frau Majorin Scharff w?re da, und wollte etwas aus dem Eckschrank, und Fr?ulein K?thchen h?tten die Schl?ssel mit.<<

>>Unausstehlich!<< sagte K?the verdriesslich, >>Scharffs erwarten in den Tagen den gr?sslichen Sohn, und borgen sich wieder einmal die ganze Wirthschaft zusammen. Ich komme,<< rief sie dem M?dchen zu.

>>Ist der junge Scharff so >>gr?sslich,<< wie du sagst?<< fragte Sabine.

Fr?ulein Sabine war auch aufgestanden.

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