Read Ebook: O Thou My Austria! by Schubin Ossip Wister A L Annis Lee Translator
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Ebook has 2323 lines and 108265 words, and 47 pages
Fr?ulein Sabine war auch aufgestanden.
>>Weisst du, was ich glaube, Herzchen? Frau Scharff m?chte dich sehr gern f?r den >>gr?sslichen Sohn<< haben.<<
>>Ach, das weiss ich ja schon lange! Aber ich danke, Sabine -- ich danke -- ich will gar nicht heirathen -- oder<<
>>H?r einmal, K?the, du kommst mir sonderbar vor! Deine Beichte war unvollst?ndig! >>Oder<< heisst das etwa: >>oder die Bekanntschaft m?sste damit anfangen, dass ich ihm die Zunge heraussteckte?<<
>>Sabine,<< sagte das junge M?dchen w?rdevoll, >>ich begreife gar nicht, wie du mich so lange aufhalten kannst, wenn du h?rst, dass Mama auf die Schl?ssel wartet!<<
Und fort war sie.
W?hrend diese Unterhaltung stattfand, herrschte bei K?thens Eltern grosse Unruhe. An der Hausth?re war schon seit l?ngerer Zeit eine Wohnung ausgeboten worden, und der Hausherr hatte sich bereits stummer Verzweiflung ?berlassen, weil noch keine Nachfrage stattgefunden hatte.
Jeder Mensch hat bekanntlich seinen Tollpunkt -- die Vermiethungsfrage war der Tollpunkt des Doktors!
So lange der unheilvolle, weisse Zettel ?ber seiner Th?re prangte, war er melancholisch -- seine Gedanken irrten mit be?ngstigender Beharrlichkeit, aufgescheuchten V?geln gleich, um das betreffende Quartier, und er begann und schloss den Tag mit Seufzen. Wenn seine Frau mit dem triftigen Trostgrunde ins Feld r?ckte, dass ja noch nie eine Wohnung in ihrem Hause leer geblieben sei, so grub der Doktor regelm?ssig einen alten General aus, der inzwischen, nach der seitdem verflossenen Zeit zu schliessen, l?ngst zum Feldmarschall oder unter die himmlischen Heerscharen avancirt sein musste, und dessen Quartier einst ein volles Vierteljahr unvermiethet gestanden hatte.
Zeigte sich dann ein pr?sumtiver Miether, so begann ein neues Stadium in dem Zustande des Doktors. Er hatte f?r nichts anderes Sinn und Gedanken, als f?r die Chance, er sang mit dem franz?sischen Grenadier >>was schiert mich Weib, was schiert mich Kind?<< und war f?r alle h?uslichen Vorkommnisse taub und blind.
Heute nun war, gleich einem Sonnenblick, in sein umd?stertes Gem?th ein Brief gefallen, in dem ein der Familie bekannter Baron von Rabeneck um die Erlaubniss bat, am Nachmittag zu erscheinen und die annoncirte Wohnung in Augenschein zu nehmen.
Der Baron galt zwar f?r einen etwas langweiligen und uns?glich neugierigen Herrn -- aber in der Noth ist man nicht w?hlerisch -- der Baron wollte miethen, und der Hausherr sah seinem Eintreffen seit drei Uhr mit fieberhafter Spannung entgegen.
Die Familie -- K?the, die ?lteste, ausgenommen, die, wie wir wissen, bei Fr?ulein Sabine war, sass um den Kaffeetisch. Eine stattliche Reihe von schulpflichtigen Kindern -- zwar nicht so viel, als unser schw?bischer Freund besass, der auf eine Anfrage nach dem Befinden der Seinen antworten konnte: >>ich danke, die >>Meischte<< sind wohl<< -- aber immerhin genug, um zu Zeiten recht angenehmen Spektakel zu machen.
Die Hausfrau dirigirte mit Wort und Blick die stillbewegte Gruppe, die zur Eile angetrieben wurde, um beim Erscheinen des Miethers nicht den Eindruck der R?ume abzuschw?chen. Jetzt klingelte es.
>>Kinder, schnell -- trinkt aus, das ist er!<< rief der Vater, und liess sich in der Eile zu der unm?nnlichen Handlung des Umgiessens aus der Ober- in die Untertasse f?r seinen j?ngsten Sohn verleiten -- doch zu sp?t! Die Th?r ging auf -- aber nicht der Baron erschien, sondern das heiter l?chelnde Angesicht der Frau Majorin Scharff. Die Kinder gingen trotzdem auf einen Wink der Mutter hinaus. --
Frau Scharff bewohnte mit ihrem Gatten, einem Major a. D., die Beletage. Dieser Gatte und ihr Sohn waren ziemlich die beiden einzigen Gegenst?nde, welche sich die Frau Majorin nicht geborgt hatte, sondern rechtm?ssig besass. Man kann es ihr daher nicht ?bel nehmen, wenn sie mit besonderem Stolz auf diese beiden blickte. Eine gute, ganz gescheidte Frau von stets heiterem Temperament, hatte sie nur die Manie, alles zu verlegen, zu verlieren, und sich mit einer wahrhaft genialen Unverdrossenheit durch Entlehnen von dem, was ihr momentan fehlte, aus der Verlegenheit zu ziehen.
Ihr Mann wusste entweder nichts davon -- oder er wollte nichts davon wissen, was ziemlich auf eins herauskommt. Er hatte es zu seiner Vorgesetzten und seinem eigenen gr?ssten Erstaunen bis zum Major gebracht und war dann ersch?pft ins Privatleben zur?ckgesunken. Seine Geisteskr?fte, die ohnehin nie ?ppig wucherten, hatten sich seitdem auf Whist konzentrirt, und keine Gem?thsbewegung, kein Familienereigniss freudiger oder trauriger Natur war bisher im Stande gewesen, ihn derart zu erregen, dass er nicht, so wie der erste Sturm vor?ber war, die Seinigen gefragt h?tte: >>machen wir heute keine Partie?<<
Ja es ging die dumpfe Sage, dass er an dem Abend, wo sein einziger Sohn das Licht der Welt erblickte, zwei Stunden darauf einen Whisttisch herbeigeschoben und seiner Schwiegermutter zur Erholung eine Partie Whist vorgeschlagen habe.
So lange seine Bequemlichkeit und sein Whist ihm ungest?rt blieben, liess er den Dingen ihren Lauf, und seine Frau mochte die Wirthschaftsutensilien aus allen benachbarten Familien rekrutiren -- ihn focht es nicht an.
Sein Sohn, der inzwischen als sehr begabter und t?chtiger Offizier die beste Carriere machte, hatte f?r ihn erst Interesse gewonnen, als er den Dritten beim Whist abzugeben vermochte, was den jungen Mann nicht hinderte, seinen Vater sehr zu lieben, und mit grosser Ehrerbietung an beiden Eltern zu h?ngen. Dieser Sohn, das Gl?ck und der Stolz der Mutter, wurde, wie wir von K?the geh?rt haben, erwartet, und die Frau Majorin hatte bereits eine Bettstelle mit Betten, einen Teppich, einen Waschtisch und zwei Leuchter von der Doktorin Lang entlehnt, und kam soeben, um zu fragen, ob ein ?berz?hliger Fl?gel reiner Gardinen vakant w?re, da sie das Gastzimmer sonst soweit in Ordnung habe.
Die gutm?thige Doktorin versprach, danach zu sehen, und lud ihre Hausgenossin zum Sitzen ein. Doch diese lehnte ab.
>>Nein, nein,<< sagte sie eilfertig, >>o ich habe noch sehr viel zu thun -- denn, liebste Lang, ich komme mit einer grossen Bitte -- trinken Sie nicht heute Abend mit uns Thee? Keine Gesellschaft -- nur etwa zw?lf bis f?nfzehn Personen -- bitte, schlagen Sie es mir nicht ab!<<
>>Wir kommen herzlich gern,<< sagte die Doktorin, >>wenn mein Mann nichts dagegen hat.<<
Der Doktor war herausgegangen, um die Strasse herunter zu sp?hen, ob der Miether sich nicht zeigte. --
>>Ach, was sollte er dagegen haben!<< sagte Frau Scharff, >>heut muss er kommen -- ich habe eine kleine ?berraschung vor! Aber liebe Lang -- eine Bitte! Meine Pauline ist so ungewandt -- k?nnen Sie mir Ihre K?chin auf heute Abend leihen? Wir haben nur zwei Gerichte, und sie ist so pr?chtig flink -- das weiss ich! Im Hause geht das ja sehr gut!<<
>>Ja, ja, das will ich thun, Frau Majorin,<< sagte Frau Lang l?chelnd, >>kann ich sonst mit etwas dienen?<<
>>Nun ja -- wenn Sie mir Ihre grosse Bratensch?ssel und zwei Dutzend Mittelteller und Ihre Gabeln, f?nfzehn Weingl?ser und die silberne Zuckerdose leihen wollten, so w?re ich Ihnen sehr dankbar! Ach, und Beste -- die beiden grossen Lampen -- aber lassen Sie sie bald f?llen; meine Leute verstehen sich so schlecht darauf! Das ist alles -- denn die Kompottsch?sselchen und die Bowlengl?ser habe ich noch oben. Aber richtig -- Sie haben wohl nicht ein Pfund Speck zu Hause? meine Pauline hat es heut fr?h mitzubringen vergessen! Wir haben Rehr?cken und sie soll ihn noch spicken.<<
>>Ich werde sogleich nachsehen,<< erwiderte Frau Lang, und griff in die Tasche -- die Schl?ssel fehlten! Bei dieser Gelegenheit schickte sie zu Fr?ulein Sabine, um K?the holen zu lassen, die auch bald erschien und von der Majorin aufs z?rtlichste begr?sst wurde.
K?the, die bis zu diesem letzten Satz sehr freundlich ausgesehen hatte, machte eine ungeduldige Bewegung und zog die Hand fort.
>>Nun muss ich aber gehen, liebe Frau Doktorin,<< sagte die Majorin eilfertig, >>also Ihre Anna bringt nachher alles mit herauf, nicht wahr?<<
Damit ging sie, und die Doktorin blieb mit K?the allein. Sie legte ihrer Tochter die H?nde auf die Schultern und sah ihr forschend ins Gesicht. >>K?the, warum bist du nur wieder so unfreundlich gegen die gute Majorin?<<
>>Weil sie mich nicht mit ihrem langweiligen Sohn in Frieden l?sst!<< erwiderte K?the unartig.
Die Doktorin sch?ttelte den Kopf.
>>So lass sie doch -- f?r die Pl?ne der Mutter kann der Sohn nichts -- und ausserdem -- K?the, w?re es denn nicht sehr h?bsch, wenn etwas daraus w?rde? Eine andere Neigung hast du nicht<< --
K?the musste wohl an der Tischdecke gezupft haben, denn der Schl?sselkorb fiel zur Erde, und sie musste die Schl?ssel aufheben, wozu sie eine ganze Weile brauchte und sehr roth wieder zum Vorschein kam -- vom B?cken jedenfalls!
>>Und der junge Scharff soll ein vortrefflicher, h?chst gescheidter Mann sein,<< fuhr die Mutter fort, >>thu mir wenigstens den Gefallen, dich nicht von vornherein gegen ihn einzunehmen! Seine Briefe haben dir ja immer so gut gefallen!<<
K?the schwieg hartn?ckig.
>>Da klingelt es,<< unterbrach sich die Mutter, >>hier, K?the, ich habe mir alles notirt, was die Majorin sich zu heute Abend leihen will -- gieb es einmal heraus!<<
K?the nahm mit einem ironischen >>weiter nichts?<< das Verzeichniss in Empfang, und ging hinaus, eben, als der Vater zur andern Th?r hereintrat.
>>Er kommt wieder nicht!<< sagte er resignirt, >>ich werde jetzt ausgehen! Hausbesitzer sein ist ein Vergn?gen.<<
>>Ja, ja, er kommt,<< beschwichtigte seine Frau, >>eben klingelt es -- da ist er schon!<<
Richtig -- so verhielt es sich! Herr Baron von Rabeneck erschien mit einer tadellosen Verbeugung auf der Schwelle. Er war ein mittelgrosser, schlanker Mann, mit sehr vorsichtig frisirtem, dunkelblondem Scheitel, mit kurzsichtigen Augen, die er stets etwas einkniff, mit einem parf?mirten Taschentuch, und einem kornblumenblauen Schlips.
>>Ganz ergebensten guten Tag, meine Herrschaften,<< sagte er eintretend, >>Sie sind beim Kaffee? lassen Sie sich nicht st?ren! Trinken Sie immer hier Kaffee?<<
>>Ja,<< sagte der Hausherr etwas kurz. Seine Frau, der die Fragepassion des Barons, und die kurze Geduld ihres Mannes schon bekannt war, wollte mit einer Gegenfrage dazwischen kommen, aber der Baron liess sich nicht so leicht beirren. >>Ich trinke auch Kaffee,<< fuhr er fort, >>sehr gesundes Getr?nk? Was? Trinken Sie auch Kaffee, Frau Doktorin?<<
>>Ja,<< sagte der Doktor gereizt, >>meine Frau trinkt Kaffee -- meine Tochter auch, meine ganze Familie trinkt Kaffee!<<
Die Hausfrau mischte sich ins Gespr?ch. >>Sie wollten unser leeres Quartier sehen, Herr Baron?<<
>>Ja,<< erwiderte der Neuangekommene behaglich, >>ich sah heute bei meinem Morgenspaziergang, den ich immer durch diese Strasse mache -- h?bsche Strasse, was? -- dass hier ein Miethszettel h?ngt -- wollte doch mal nachfragen. Erster Stock, was?<<
>>Nein -- zweiter Stock -- vier Zimmer mit Balkon,<< gab der Doktor zur?ck.
>>Oh -- charmant -- vier Zimmer? Balkon? Ganz mein Fall! Alles Vorderzimmer? K?che? Gesund? Hoch? Still?<<
>>Wie w?re es,<< schlug die Hausfrau vor, >>wenn Sie mit mir einmal hinaufgingen, Herr Baron, und die Wohnung selbst in Augenschein n?hmen? Ich hole mir nur ein Tuch, und bin gleich wieder da!<<
>>Bitte, bitte,<< erwiderte der Baron verbindlich, und ging K?the entgegen, die eben wieder hereintrat, und am Fenster mit einer Arbeit Platz nahm.
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