Read Ebook: Gedichte und Sprüche in Auswahl by Walther Von Der Vogelweide
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Ebook has 126 lines and 15148 words, and 3 pages
Walther von der Vogelweide
Gedichte und Spr?che in Auswahl
Im Insel-Verlag zu Leipzig
FR?HLINGSSEHNSUCHT
Uns h?t der winter geschadet ?ber al: heide unde walt die sint beide n? val, d? manic stimme vil suoze inne hal. saehe ich die megde an der str?ze den bal werfen, s? kaeme uns der vogele schal.
M?hte ich versl?fen des winters gez?t! wache ich die w?le, s? h?n ich s?n n?t, daz s?n gewalt ist s? breit und s? w?t; weiz got, er l?t och dem meien den str?t: s? lis' ich bluomen d? r?fe n? l?t.
TRAUMDEUTUNG
D? der sumer komen was und die bluomen durch daz gras w?nnecl?che ensprungen, ald? die vogele sungen, dar kom ich gegangen an einen anger langen, d? ein l?ter brunne enspranc: vor dem walde was s?n ganc, d? diu nahtegale sanc.
B? dem brunnen stuont ein boum, d? gesach ich einen troum. ich was von der sunnen gegangen zuo dem brunnen, daz diu linde maere mir k?elen schaten baere. b? dem brunnen ich gesaz, m?ner swaere ich gar vergaz: schiere entslief ich umbe daz.
D? bed?hte mich zehant, wie mir dienten alliu lant, wie m?n s?le waere ze himel ?ne swaere und der l?p hie solte geb?ren swie er wolte. d?ne was mir niht ze w?: got der walde's, swie'z erg?, schoener troum enwart nie m?.
Gerne sliefe ich iemer d?, wan ein unsaeligiu kr?, diu begonde schr?en. daz alle kr? ged?en alse ich in des g?nne! si nam mir michel w?nne. von ir schr?en ich erschrac: wan daz d? niht steines lac, s? waer' ez ir suonetac.
Wan ein wunderaltez w?p diu getr?ste mir den l?p. die begonde ich eiden. n? h?t si mir bescheiden waz der troum bediute. daz merken w?se liute: zw?ne und einer daz sint dr?; dannoch seite s' mir d? b?, daz m?n d?me ein vinger s?.
FR?HLING UND FRAUEN
S? die bluomen ?z dem grase dringent, same sie lachen gegen der spileden sunnen, in einem meien an dem morgen fruo, und diu kleinen vogell?n wol singent in ir besten w?se die sie kunnen, waz w?nne mac sich d? gen?zen zuo? ez ist wol halb ein himelr?che. suln wir sprechen, waz sich deme gel?che, s? sage ich, waz mir dicke baz in m?nen ougen h?t get?n und taete ouch noch, gesaehe ich daz.
Sw? ein edeliu schoene frouwe reine wol gekleidet unde wol gebunden durch kurzew?le zuo vil liuten g?t, hovel?chen h?chgemuot, niht eine, umbe sehende ein w?nic under stunden: alsam der sunne gegen den sternen st?t: der meie bringe uns al s?n wunder, waz ist d? s? w?nnecl?ches under als ir vil minnecl?cher l?p? wir l?zen alle bluomen st?n und kapfen an daz werde w?p.
N? wol dan, welt ir die w?rheit schouwen, g?n wir zuo des meien h?chgez?te! der ist mit aller s?ner krefte komen. seht an in und seht an werde frouwen, wederez daz ander ?berstr?te, daz bezzer spil ob ich daz habe genomen. ?w? der mich d? welen hieze, deich daz eine durch daz ander lieze, wie rehte schiere ich danne k?re! h?r Meie, ir m?eset merze s?n, ? ich m?ne frouwen d? verl?re.
LIEBESTRAUM
< Ir s?t s? wol get?n, daz ich iu m?n schapel gerne geben wil, daz beste daz ich h?n. w?zer unde r?ter bluomen weiz ich vil, die st?nt s? verre in jener heide: d? sie sch?ne enspringent und die vogele singent, d? sule wir sie brechen beide.>> Si nam daz ich ir b?t einem kinde vil gel?ch, daz ?re h?t: ir wangen wurden r?t same diu r?se, d? si b? der liljen st?t. do erschamten sich ir liehtiu ougen, doch neic si mir sch?ne. daz wart mir ze l?ne: wart mir's iht m?r, daz trage ich tougen. Mich d?hte daz mir nie lieber wurde danne mir ze muote was: die bluomen vielen ie von den boumen b? uns nider an daz gras. seht, d? muost' ich von freuden lachen. do ich s? w?nnecl?che was in troume r?che: d? tagete ez und muose ich wachen. Mir ist von ir geschehen daz ich disen sumer allen meiden muoz vast' under d'ougen sehen: l?hte wirt mir eniu, so ist mir sorgen buoz. waz obe si g?t an disem tanze? frouwe, durch iur g?ete rucket ?f die h?ete: ?w?, gesaehe ich s' under kranze! SCH?NHEIT UND TUGEND Wol mich der stunde, daz ich sie erkande, diu mir den l?p und den muot h?t betwungen, s?t deich die sinne s? gar an sie wande, der sie mich h?t mit ir g?ete verdrungen! daz ich gescheiden von ir niht enkan, daz h?t ir schoene und ir g?ete gemachet und ir r?ter munt, der s? liepl?chen lachet. Ich h?n den muot und die sinne gewendet an die vil reinen, die lieben, die guoten: daz m?ez' uns beiden wol werden volendet swes ich getar an ir hulde gemuoten. swaz ich ie freuden zer werlde gewan, daz h?t ir schoene und ir g?ete gemachet und ir r?ter munt, der s? liepl?chen lachet. UNTER DER LINDE < Ich kam gegangen zuo der ouwe: d? was m?n friedel komen ?. d? wart ich enpfangen, h?re frouwe! daz ich bin saelic iemer m?. kuste er mich? wol t?sentstunt: tandaradei! sehet, wie r?t mir ist der munt. D? het er gemachet als? r?che von bluomen eine bettestat. des wirt noch gelachet innecl?che, kumt iemen an daz selbe pfat. b? den r?sen er wol mac, tandaradei! merken w? mir'z houbet lac. Daz er b? mir laege, wesse ez iemen , s? schamte ich mich. wes er mit mir pflaege, niemer niemen bevinde daz wan er und ich unde ein kleinez vogell?n: tandaradei! daz mac wol getriuwe s?n.>> GEGENSEITIGE LIEBE Bin ich dir unmaere, des enweiz ich niht: ich minne dich. einez ist mir swaere: d? sihst b? mir hin und ?ber mich. daz solt d? verm?den: i'ne mac niht erl?den solhe liebe ?n' gr?zen schaden. hilf mir tragen, ich h?n ze vil geladen! Sol daz s?n d?n huote, daz d?n ouge an mich s? selten siht? tuost d? mir'z ze guote, s?ne w?ze ich dir dar umbe niht: s? m?t mir daz houbet und sich nider an m?nen fuoz, s? d? baz enm?gest: daz s? d?n gruoz. Swanne ich s' alle schouwe, die mir suln von schulden wol behagen, s? bist du'z m?n frouwe: daz mac ich wol ?ne r?emen sagen. edel unde r?che sint sie sumel?che, dar zuo tragent sie h?hen muot; l?hte sint sie bezzer, d? bist guot. Frouwe, n? versinne dich, ob ich dir z'ihte maere s?. eines friundes minne diu ist niht, da ens? ein ander b?. minne entouc niht eine, si sol s?n gemeine, s? gemeine, daz si g? durch zwei herzen unde niwet m?. SCH?NHEIT UND ANMUT Herzeliebez frouwel?n, dot gebe dir hiute und iemer guot! kunde ich baz gedenken d?n, des haete ich willecl?chen muot. waz mac ich n? sagen m?, wan daz dir nieman holder ist? ?w?, d? von ist mir vil w?. Sie verw?zent mir daz ich s? nidere wende m?nen sanc. daz sie niht versinnent sich waz liebe s?, des haben undanc! sie getraf diu liebe nie, die d? n?ch guote und n?ch der schoene minnent: w?, wie minnent die! B? der schoene ist dicke haz: zer schoene niemen s? ze g?ch. liebe tuot dem herzen baz: der liebe g?t diu schoene n?ch. liebe machet schoene w?p: des'n mac diu schoene niht getuon, sin' machet niemer lieben l?p. Ich vertrage als ich vertruoc und als ich iemer wil vertragen: d? bist schoene und h?st genuoc. waz mugen sie mir d? von gesagen? swaz sie sagen, ich bin dir holt und nim d?n gles?n vingerl?n f?r einer k?niginne golt. H?st d? triuwe und staetekeit, s? bin ich d?n ?n' angest gar, daz mir iemer herzeleit mit d?nem willen widervar. h?st ab d? der zweier niht, s? m?ezest d? m?n niemer werden: ?w?, obe daz geschiht! DIE HERRLICHE FRAU Si wunderwol gemachet w?p, daz mir noch werde ir habedanc! ich setze ir minnecl?chen l?p vil werde in m?nen h?hen sanc. gern' ich in allen dienen sol: doch habe ich mir dise ?z erkorn. ein ander weiz die s?nen wol: die lobe der ?ne m?nen zorn, hab' ime w?s' unde wort mit mir gemeine: lobe ich hie, s? lobe er dort. Ir houbet ist s? w?nnenr?ch, als ez m?n himel welle s?n. wem solde ez anders s?n gel?ch? ez h?t joch himeleschen sch?n. d? liuhtent zw?ne sternen abe: d? m?eze ich mich noch inne ersehen, daz si mir s' als? n?hen habe! s? mac ein wunder wol geschehen: ich junge, und tuot si daz, und wirt mir gernden siechen seneder s?hte baz. Got h?te ir wengel h?hen fl?z: er streich s? tiure varwe dar, s? reine r?t, s? reine w?z, hie roeseloht, dort liljenvar. ob ich'z vor s?nden tar gesagen, s? saehe ich s' iemer gerner an dan himel oder himelwagen. ?w?, waz lobe ich tumber man? mach' ich mir sie ze h?r, vil l?hte wirt m?ns mundes lop m?ns herzen s?r. Si h?t ein k?ssen, daz ist r?t: gewunne ich daz f?r m?nen munt, s? st?ende ich ?f ?z dirre n?t und waere ouch iemer m? gesunt. dem si daz an s?n wengel leget, der wonet d? gerne n?he b?: ez smecket, s? man'z iender reget, alsam ez allez balsme s?. daz sol sie l?hen mir: s? dicke s? si'z wider wil, s? gibe ich'z ir. Ir kel, ir hende, ietweder fuoz, daz ist ze wunsche wol get?n. ob ich da enzwischen loben muoz, s? waene ich m? beschouwet h?n: ich haete ungerne < TROST IM LEIDE Wil ab iemen wesen fr?, daz wir iemer in den sorgen iht enleben? w? wie tuont die jungen s?, die von freuden solten in den l?ften sweben? i'n weiz anders weme ich'z w?zen sol, wan den r?chen w?ze ich'z und den jungen. die sint unbetwungen: des st?t in tr?ren ?bel und st?ende in freude wol. Wie fr? Saelde kleiden kan, daz si mir g?t kumber unde h?hen muot! s? g?t s' einem r?chen man ungem?ete: ?w?, waz sol dem selben guot? m?n frou Saelde, wie si m?n vergaz, daz si mir s?n guot ze m?nem muote nien' schriet, si vil guote! m?n kumber st?ende im dort b? s?nen sorgen baz. Swer verholne sorge trage, der gedenke an guotiu w?p -- er wirt erl?st -- und gedenke an liehte tage: die gedanke w?ren ie m?n bester tr?st. gegen den vinstern tagen h?n ich n?t, wan daz ich mich rihte n?ch der heide, diu sich schamt ir leide: s? si den walt siht gruonen, s? wirt s' iemer r?t.
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