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Read Ebook: Seelenverkäufer: Das Schicksal einer Deutsch-Amerikanerin by Gontard Schuck M

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Ebook has 2247 lines and 57651 words, and 45 pages

Ich war im Fr?hjahr f?nfzehn Jahre alt und sollte Ostern konfirmiert werden. Unser Inspektor war zum 1. Januar gegangen, und Vater war immer in einer f?rchterlichen Laune.

Ich ging mit den andern Dorfkindern zu Pastor Eckebrecht in die Konfirmandenstunde. Der Pastor war immer sehr gut zu mir, er fragte mich oft nach den Grosseltern und auch, wie es bei uns zu Hause ginge. Auch ob Vater oft abends zur Stadt f?hre.

Am Palmsonntag kamen die Grosseltern; das war mir das Liebste an der ganzen Konfirmation. Die Grossmutter backte immer so sch?nen Rosinenkuchen.

Wir haben aber gar nicht viel gefeiert, denn der Vater fuhr nach dem Kaffee gleich wieder in die Stadt, und dar?ber schien Grossvater ?rgerlich zu sein. Ich freute mich, als er weg war. Mit den Grosseltern allein war es viel sch?ner.

Grossmutter sagte mir, dass ich bis zum Herbst im Hause bleiben solle, dann solle ich fort, um etwas zu lernen. Was, das wusste ich nicht, war mir auch einerlei. Mir war die Hauptsache, dass ich fortkam. Auch ?ber das Wohin machte ich mir keine Sorgen, jedenfalls in eine sch?ne, grosse Stadt, wo es Schaufenster gab, die man sich besehen konnte.

Anna Marie Walter war einmal in Dresden gewesen und hatte mir so viel davon erz?hlt, dass ich ganz neugierig war. -- --

Ich bin auch fortgekommen -- aber sch?n ist es hier nicht. -- --

Am ersten April war ein Volont?r bei uns eingetreten. Der Sohn eines Gutsbesitzers aus dem Hessischen. Er war sehr h?bsch, so flott und lustig, dass wir bald gute Freunde waren. --

Warum Rudolph Sch?newald gerade zu uns gekommen war, weiss ich nicht, denn lernen konnte er bei uns wahrhaftig nicht viel. Rosine sagte mir, dass er schon auf verschiedenen G?tern gewesen sei, aber nirgends ausgehalten habe.

Bei uns kam es nicht so genau darauf an. Er bezahlte eine sch?ne Summe dazu, und das konnte mein Vater gut gebrauchen. -- --

Rudolph war noch nicht vier Wochen bei uns, als wir uns schon heimlich trafen. Bald im Feld, bald im nahen Geh?lz.

Ich liebte ihn sehr, und er nannte mich seine s?sse, kleine Lotte. Ob er mich ebensosehr geliebt, wie ich ihn? Ich zweifle jetzt oft daran. Wenn ich dar?ber nachdenke, ist mir, als ob er viel k?hler und ruhiger gewesen sei als ich.

Er hat wohl schon mehr junge M?dchen gekannt und geliebt. --

F?r mich war es etwas Neues, ?berw?ltigendes.

Ich war in jenen seligen, duftschweren Sommerwochen wie im Fieber. Ich war gar nicht ich selbst.

Dieses heimliche Suchen und Finden. -- -- --

Ich war so selig, alles in mir dr?ngte diesem Manne entgegen. -- --

Heuernte! Sonnenflimmer und Blumenduft!

Seit Tagen war sch?nes Wetter; die Heuernte war im vollen Gange. Alles was Arme hatte, musste helfen. Auch ich half.

Ob ich auch geholfen haben w?rde, wenn der Verwalter nicht Rudolph Sch?newald gewesen w?re? --

Wir waren beim Heuabladen. Auf dem Wagen unten stand der Grossknecht, und in der Luke stand Rudolph und nahm ab. Ich stand etwas zur?ck und nahm Rudolph das Heu ab. Oben auf dem Heu waren noch zwei Kleinm?gde, die es verstauten. Alle anderen, Tagel?hner, Knechte, M?gde und Schnitter, waren auf dem Feld beim D?rren.

Als der Wagen leer war, schickte Rudolph die beiden M?dchen nach dem Heuboden ?ber der grossen Scheune, wo gerade ein Wagen vorfuhr. Im Scherz nahm er einen Arm voll Heu und warf es ?ber mich, so dass ich ganz darunter begraben war.

Ich krabbelte mich heraus, nahm einen Arm voll und tat das gleiche. --

Erhitzt und keuchend setzten wir das Spiel eine Zeitlang so fort, dann sank ich ermattet von der Anstrengung und dem bet?ubenden Duft ins Heu.

Rudolph warf sich ?ber mich und k?sste mich, heiss, leidenschaftlich, sinnverwirrend -- -- -- --

Den n?chsten Wagen lud ich nicht mit ab. -- --

Tagelang war ich wie bet?ubt. Ob man mir etwas ansah?

Ich wagte mich gar nicht aus dem Hause. Konnte mir denn nicht jeder von der Stirne lesen, was ich getan?

Doch nichts geschah, alles war wie bisher.

Alles war wie bisher, nur ich war eine andere. --

Drei Tage liess ich mich nicht vor Rudolph sehen, dann hielt ich es nicht mehr aus. Ich musste ihn sehen, ich musste wissen, was er von mir dachte.

War er auch in einer solch kl?glichen Stimmung? Sch?mte er sich auch?

Ich musste ihn sprechen, aber nicht am Tage. Ich w?rde ihm nicht in die Augen sehen k?nnen. -- --

Gegen Abend, als es dunkel war, ging ich den gewohnten, ihm bekannten Weg.

Meine Hoffnung trog mich nicht, schon nach kurzer Zeit kam er mir nach.

Ich konnte die Augen nicht aufschlagen, als er zu mir trat.

>>Wo bist du gewesen, Lotte? Warum bist du die ganzen Tage nicht einmal herausgekommen?<< fragte er.

Ich hob die Augen und sah ihm ins Gesicht. Doch da stand nichts als ein leichtes Verwundern ?ber mein ihm unerkl?rliches Fernbleiben. War es denn m?glich! War das, was mich bis ins Innerste aufger?ttelt, f?r ihn gar nichts?

Ich war eine andere seit jener Stunde, und er?

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und stammelte: >>Ich -- ich sch?mte mich.<<

>>Du bist mein kleines Sch?fchen,<< sagte er lachend und schloss mich in die Arme. >>Komm, lass uns noch ein wenig weitergehen.<<

Wir trafen uns nun t?glich und -- bald sch?mte ich mich nicht mehr. -- --

Alles wird zur Gewohnheit, und Rudolph verstand es, meine Gewissensbisse und Selbstvorw?rfe einzuschl?fern.

Liebten wir uns denn nicht?

Wen ging es etwas an, wenn wir die heimliche S?ssigkeit der Liebe auskosteten?

>>Wenn ich noch einige Jahre ?lter bin, wenn ich ausgelernt habe und vom Milit?r frei bin, dann wirst du ja doch meine Frau, meine s?sse, kleine Frau!<<

Ich war sehr jung, sehr verliebt, und die Sommern?chte waren schw?l und voller D?fte. -- --

Der Sommer ist hin und mit ihm meine rosenrote, geheimnisvolle Verliebtheit. -- --

In den ersten Oktobertagen kam eine Depesche an Rudolph, dass sein Vater pl?tzlich sehr schwer erkrankt sei; er m?sse sofort nach Hause kommen.

Wir konnten kaum Abschied nehmen, so rasch ging alles. Ich war ganz ungl?cklich. Kam er wieder, ehe ich fortging? W?rde ich ihn noch einmal sehen, ehe ich in ein Pensionat kam?

Ich war ?berhaupt in einer ganz schrecklichen Stimmung. Schon seit einigen Wochen f?hlte ich mich gar nicht besonders wohl. Mir war oft so ?bel des Morgens, dass ich kaum den Kopf erheben konnte.

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