Read Ebook: Notes and Queries Vol. III Number 83 May 31 1851 A Medium of Inter-communication for Literary Men Artists Antiquaries Genealogists etc. by Various Bell George Editor
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Ebook has 109 lines and 20481 words, and 3 pages
Im Mittelalter wurden nach und nach drei Ver?nderungen in dieses Verfahren eingef?hrt. Der Schlaf verschwand und an seine Stelle trat die Wallfahrt mit Gebeten zu dem Gott oder der G?ttin; mehr Gewicht wurde auf heilige Quellen und Brunnen gelegt als auf einfach geheiligte St?tten und die Heilung von Unfruchtbarkeit wurde verallgemeinert zu der schwerer Defekte ?berhaupt, besonders solcher, die im Unbewussten mit der Idee der Impotenz oder Sterilit?t verkn?pft sind . Der Wechsel des Schauplatzes wurde zweifellos durch die enge Verbindung von Wasser und Kindesgeburt bestimmt. Bis heute werden in ganz Schottland und manchen anderen Teilen von Europa heilige Quellen verehrt. Die heutigen Pilger von Lourdes wissen wenig davon, dass ihr Zug dorthin durch alte griechische, von Inzestw?nschen stammende Vorstellungen bestimmt wird.
Schliesslich wurde die Inkubation ausge?bt als Mittel, die Zukunft zu erraten oder eine Inspiration herbeizuf?hren. Ein wohlbekanntes Beispiel f?r letzteres ist die Inspiration zu einer Trag?die, die Aeschylos im Traum von Bacchos erhielt; in Irland hing die Wahl der K?nige von den Eingebungen ab, die man durch die Inkubation erhielt.
Die hervorragende Rolle, die die Schlange bei der urspr?nglichen Inkubation spielte, kann zu Gunsten dieses Schlusses angef?hrt werden, denn die Schlangensymbolik ist ein ausgezeichnetes Beispiel des f?r den Traum charakteristischen Typus. Artemidorus hatte offenbar eine dunkle Ahnung davon, wie sein Ausspruch zeigt: >>Wenn eine Schlange jemanden im Schlaf verfolgt, so m?ge er gegen b?se Frauen auf der Hut sein.<< Damit m?ge das brandenburgische Sprichwort verglichen werden: >>Wenn man eine Schlange mit ins Bett nimmt, hat man viel Gl?ck<< -- oder die oldenburgische Redensart: >>Wenn Schlangen in den Leib eines Menschen hineingehext werden, so dr?cken sie das Herz.<< Die Inkubation ist keineswegs das einzige Beispiel f?r einen Glauben, der von der Schlangenerscheinung des Angsttraums herstammt. Laistner z. B. hat in einem der >>Alpschlange<< gewidmeten Kapitel genau die Rolle erkl?rt, die die Schlange in germanischen Mythen und abergl?ubischen Vorstellungen spielt, deren Ursprung im Alpdruck liegt.
Zum Schluss k?nnen wir wohl sagen, dass wir in der Inkubus-Inkubationsvorstellung ein ausgezeichnetes Beispiel f?r einen Glauben haben, der nicht allein seine ?ussere Gestalt von den Erfahrungen des Alptraums empfangen hat, sondern dessen latenter Inhalt ebenfalls identisch ist mit dem des Alptraumes; er besteht n?mlich in einer eingebildeten Erf?llung gewisser zur?ckgedr?ngter W?nsche nach sexuellem Verkehr, besonders mit den Eltern.
Der Vampirglaube ist keineswegs so scharf abgegrenzt wie der an den Inkubus und ist mehr mit anderen Arten von Aberglauben verschlungen, doch sollen hier nur die typischen Formen in Betracht gezogen werden. Ferner ist auch die zu Grunde liegende psychologische Bedeutung hier verwickelter als beim Inkubusglauben und wir werden unsere Analyse nur auf die Hauptz?ge zu beschr?nken haben. Soviel m?ge gesagt werden, dass der latente Inhalt deutliche Anzeichen f?r die meisten Arten von sexuellen Perversionen enth?lt und dass die Vorstellung verschiedene Formen annimmt, je nachdem, ob diese oder jene Perversion mehr hervortritt.
Die zwei wesentlichen Charakteristika eines richtigen Vampirs sind: Erstens sein Ursprung aus einem Toten und zweitens seine Gewohnheit, aus einem Lebenden Blut zu saugen, gew?hnlich mit t?dlichem Effekt. Es wird praktischer sein, diese beiden Charakteristika zuerst getrennt voneinander zu betrachten.
Das Interesse des Lebenden an dem Toten, sei es an seinem K?rper oder an seinem Geist, ist ein unersch?pfliches Thema; nur ein Teil davon kann hier behandelt werden und auch dieser nur in m?glichst kurzer Fassung. Die Vereinigung der beiden kann entweder dadurch zu stande kommen, dass der Tote zu dem Lebenden zur?ckkehrt, oder dadurch, dass der Lebende sich jenem im Tode vereinigt. In dem Ghulglauben besucht eine lebende Person den Toten, und zwar nur den K?rper des Toten; weiter ausgebildet ist der Vampirglaube, denn hier besucht zuerst der Tote den Lebenden und dann wird infolgedessen der Lebende in den Tod gezogen. Der Wunsch nach oder die Furcht vor Wiedervereinigung, die selbstverst?ndlich ihren Ursprung im Lebenden hat, wird hier teilweise auf den Toten projiziert.
Eine fortgesetzte Beziehung zwischen einem Lebenden und einem Toten kann entweder gew?nscht oder gef?rchtet werden und jedes dieser Gef?hle kann die Wirkung haben, den Lebenden in den Tod zu ziehen oder den Toten zum Leben zu erwecken. Wir haben infolgedessen vier Arten von Aberglauben zu unterscheiden. Wie zu erwarten, sind die Wirkungen von Angst und Liebe hier wie anderswo nicht scharf zu trennen.
Das verst?ndlichste Motiv f?r den Wunsch nach der R?ckkehr des Toten tritt ein, wenn die Beziehungen zwischen Liebenden unterbrochen wurden. H?ufig wird dies auf den Toten projiziert, von dem man glaubt, dass er den ?berm?chtigen Impuls hat, zu dem geliebten Wesen, das er verliess, zur?ckzukehren. Der Mechanismus dieser Projektion findet sich zweifellos in dem Wunsch, dass die Person, die >>davongegangen<< ist, uns nicht vergessen soll, ein Wunsch, der in letzter Linie aus Kindheitserinnerungen stammt, wenn wir von den geliebten Eltern allein gelassen wurden. Der Glaube, dass der Tote den Lebenden besuchen kann, besonders bei Nacht, findet sich auf der ganzen Welt. Er war immer ein fruchtbares Thema f?r Mythologie und Literatur; man denkt sogleich an die verschiedenen Versionen der Lenorensage oder an Goethes Braut von Korinth und an manche andere Beispiele.
Dies ist offenbar die Ursache daf?r, dass Vampire immer zuerst Verwandte heimsuchen, insbesondere ihre Ehegenossen, ein Zug, bei dem alle Beschreibungen verweilen. Witwen k?nnen auf diese Weise schwanger werden. Dies geschah in der wohlbekannten Meduegya Epidemie und man glaubt immer noch an diese M?glichkeit, z. B. in Albanien. Tats?chlich wird gew?hnlich bei einer Vampirepidemie die Witwe dessen, den man f?r den Vampir h?lt, zuerst befragt. Krauss schreibt: >>Es hat sich der Fall schon sehr oft ereignet, dass bei einem gr?sseren Sterben im Dorf das Weib eines k?rzlich verstorbenen Mannes von den Dorfbewohnern misshandelt wurde, bis sie eingestand, dass ihr Mann sie besuche und sie das Versprechen gab, sie werde ihn bestimmen, die Leute nicht zu morden.<< Die ?hnlichkeit mit dem Inkubusglauben ist schlagend und ebenso die Auffassung, dass das Geschehnis von der Frau abhing.
In anderen F?llen wird der Wunsch nach der R?ckkehr des Toten nicht wie oben nach aussen projiziert, sondern direkt dem Lebenden zugeschrieben. Dies zeigt sich in den zahlreichen Totenbeschw?rungen, die wir in den meisten L?ndern der Welt finden, und in Sagen, wie der von Orpheus, der die Eurydike aus der Unterwelt holte; in sp?teren Zeiten nahm der Glaube oder Wunsch eine abstraktere Form an, wie z. B. telepathische oder durch ein Medium hergestellte Verbindung mit dem Abgeschiedenen. Es ist interessant, in diesem Zusammenhang sich ins Ged?chtnis zur?ckzurufen, dass Goerres in einem besonderen Kapitel seiner christlichen Mystik den Vampirismus der Exteriorisation und Telepathie zurechnete.
Das Gegenteil geschieht noch h?ufiger, dass n?mlich der Lebende durch seine Liebe in den Tod getrieben wird, wo die beiden Liebenden f?r immer vereint sind. Dies findet sich in den meisten Erz?hlungen, Dramen und Gedichten ?ber diesen Gegenstand.
Der Kummer ?ber den Verlust einer geliebten Person erkl?rt aber nur einen Teil der sonderbaren Anziehungskraft, die die Vorstellung des Todes aus?bt, was man schon daraus sieht, dass viele sie lebhaft empfinden, die niemals selbst den Verlust eines teuren Anverwandten erlitten. Bei einigen ist diese Vorstellung verkn?pft mit der von einem Jenseits, dem mysteri?sen Land der unbegrenzten M?glichkeiten, wo alle Phantasien verwirklicht und alle verborgenen Dinge enth?llt werden und neben dessen wunderbaren Sch?tzen selbst die h?chste erreichbare irdische Seligkeit wertlos erscheint. Shelley in seinem Adonais dr?ckt dieses Gef?hl folgendermassen aus:
Das Leben, wie des Domes buntes Glas, Befleckt das weisse Licht der Ewigkeit, Bis es der Tod in Tr?mmer tritt.
Wie viel anziehender diese M?glichkeiten der Zukunft f?r die werden k?nnen, denen das Leben wenig anderes als Elend bietet, zeigt sich in dem hohen Mass, in dem religi?se K?rperschaften aller Zeiten sie auszunutzen vermochten. Ferner muss bemerkt werden, dass der Begriff des Sterbens selbst eine Anziehungskraft dadurch aus?bt, dass er sich leicht mit intensiven masochistischen W?nschen verkn?pft. Stekel schreibt ?ber Traumsymbolik: >>Sterben bedeutet im Traum ebensoviel als Leben und gerade die h?chste Lebenslust dr?ckt sich oft in einem Todeswunsch aus<<. Das ist die Hauptursache, warum die Verbindung der beiden Motive Liebe und Tod solche Dichter, wie Heine, Shelley, Swinburne, Werner u. a., die sich so tief in das Leiden versenken, intensiv besch?ftigte.
Der Wunsch nach der Vereinigung mit geliebten Personen im Tod, wenn diese selbst noch am Leben sind, hat nicht so einfache Ursachen und wir k?nnen hier nur ungen?gend dar?ber sprechen. Die klarste davon ist das sichere Gef?hl von der Bestimmtheit und Dauer, die der Tod gew?hrt; was man tot hat, hat man f?r immer. Dieses heiss erstrebte Sehnsuchtsziel aller Liebenden ist nirgends herrlicher ausgedr?ckt als in den zahlreichen Stellen ?ber den Liebestod in Wagners Tristan und Isolde: >>So st?rben wir, um ungetrennt, ewig einig, ohne End', ohn' Erwachen, ohn' Erbangen, namenlos in Lieb' umfangen, ganz uns selbst gegeben, der Liebe nur zu leben.<<
Die Vorstellung vom Tode, vielmehr von einem Toten kann sich aber auch an aktivere Impulse, besonders an sadistische wenden. Ein Toter, der liebt, liebt f?r immer und wird niemals m?de, Z?rtlichkeiten zu geben und zu empfangen. Diese Uners?ttlichkeit des Toten stellt Heine gut dar, wenn er in seiner Widmung zu >>Der Dr. Faust<< die zur?ckgekehrte Helena sagen l?sst:
>>Du hast mich beschworen aus dem Grab Durch deinen Zauberwillen, Belebtest mich mit Wollustglut -- Jetzt kannst du die Glut nicht stillen.
Press deinen Mund an meinen Mund, Der Menschen Odem ist g?ttlich! Ich trinke deine Seele aus, Die Toten sind uners?ttlich.<<
Das Volk kennt zwei verschiedene Ursachen, um zu erkl?ren, weshalb ein abgeschiedener Geist das Grab verl?sst und zu den Lebenden zur?ckkehrt, je nachdem, ob er dies freiwillig oder unfreiwillig tut. Seine Motive im ersten Fall sind Liebe, Hass oder sein Gewissen Die Ursache, warum ein Geist an der Grabesruhe verhindert und gezwungen wird, gegen seinen Willen umherzuwandern, kann im Schicksal liegen, in seinen eigenen Fehlern oder in den st?renden Handlungen der Hinterbliebenen. Der zuletzt erw?hnte Glaube wurde von der r?misch-katholischen Kirche zu einem f?rmlichen Dogma ausgebildet . Die unfreiwillige Bet?tigung des Toten gewinnt h?ufig das Mitgef?hl der Lebenden, die dann alles unterlassen, was seine Unrast etwa steigern k?nnte. Dieselben Z?ge treffen auch f?r den Vampirglauben zu, denn wenn jemand auch auf zahlreiche Arten nach seinem Tod ein Vampir werden kann, so lassen sich doch leicht zwei Gruppen unterscheiden, je nachdem, ob die Verantwortung bei ihm liegt oder nicht. Bisweilen erhalten diese beiden Typen verschiedene Namen; so sagt Stern: >>Die Vampire der Dalmatiner sind in zwei Arten eingeteilt, in schuldlose und schuldbeladene. Die eine Art heisst Denac, die andere Orko.<< Bei dem Vampir aus eigener Schuld liegt die Ursache in verschiedenen S?nden, die er bei seinen Lebzeiten begangen hat, darunter werden Rauchen an Feiertagen, Arbeiten an Sonntagen und geschlechtlicher Verkehr mit der Grossmutter erw?hnt.
Bei dem unschuldigen Vampir gibt es mehrfache Ursachen; er kann von Geburt aus dazu bestimmt sein, dadurch, dass er an einem Ungl?ckstag zur Welt kam oder aus einer Familie stammt, in der diese Veranlagung erblich ist. Nach seinem Tode kann dieses Schicksal durch einen unreinen Vogel oder ein Tier hervorgerufen werden, die ?ber sein Grab setzen oder unter seinem Sarg durchschl?pfen, Vorstellungen, die mit der Idee ungen?gender Sorgfalt oder Achtung gegen?ber dem Toten verkn?pft sind.
Die Furcht vor den Toten hat zumindest zwei tiefe Quellen, die beide der Kindheit entstammen und beide eng mit dem Traum verbunden sind; erstens kommt sie daher, dass die Vorstellung vom Tod und von abgeschiedenen Geistern mit der eines sexuellen Angriffs assoziiert wurde; der Tod selbst wird h?ufig einem ?berfall von Seite eines pers?nlichen Wesens zugeschrieben, das den Menschen gegen seinen Willen ?berw?ltigt. Der abgeschiedene Geist, der den Lebenden im Traum besucht, ?berf?llt auf ?hnliche Weise den hilflosen Schl?fer gegen dessen Willen und dass dies so h?ufig geschieht, kommt einerseits zweifellos daher, dass es sich dabei meist um den Geist eines der toten Eltern handelt, anderseits von der infantilen sadistischen Auffassung von der sexuellen Bet?tigung der Eltern. Die Vorstellung erkl?rt sich also in letzter Linie aus verdr?ngten Inzestw?nschen. Die sexuelle Basis der Angst wird gew?hnlich verh?llt durch eine Umwandlung in eine allgemeine Furcht davor, dass der Geist uns Unheil zuf?gen und ersticken k?nnte, oder in die allgemeine Angst vor Verbl?dung; ebenso wie ein M?dchen Angst vor R?ubern hat >>weil sie ihr irgend etwas Entsetzliches antun k?nnten.<< Wir werden so einerseits zu einer grossen Gruppe von Mythen und abergl?ubischen Vorstellungen gef?hrt, in denen der revenant verschiedenes Unheil anrichtet, anderseits zu einer noch gr?sseren, in der der ?berfall nicht notwendigerweise durch einen revenant geschieht, sondern durch einen Geist ?berhaupt.
H?ufig ist es schwierig, das sexuelle Element vom agressiven zu trennen, wie in der wohlbekannten Apollonius-Menippus Geschichte, die Keats so sch?n in seiner Lamiadichtung ausgebildet hat. Ein weiterer Komplex wird in unsere Reihe von Aberglauben eingef?hrt, wonach der vampirartige Geist nicht einem Toten, sondern einem Lebenden angeh?rt; ein Beispiel daf?r ist die portugiesische Bruxa, die auf folgende Weise von Andr?e beschrieben wird: >>Nachts erhebt sie sich von ihrem Lager und fliegt dann in der Gestalt irgend eines riesigen Nachtvogels weit von der Heimat weg. Die Bruxen halten Zusammenk?nfte mit ihren teuflischen Liebhabern, entf?hren, ?ngstigen und peinigen die einsamen Wanderer; wenn sie von ihrer n?chtlichen Lustfahrt heimkehren, saugen sie dem eigenen Kind das Blut aus.<<
Die zweite Quelle f?r die Angst vor den Toten ist die unbewusste Erinnerung an Todesw?nsche der Kindheit, dass n?mlich der st?rende Teil der Eltern oder Geschwister >>weggehen<<, d. h. sterben m?ge. Das schuldbewusste Gewissen, das aus solchen W?nschen entsteht, bringt nat?rlich den Gedanken mit sich, dass die in unserer Einbildung get?tete Person, wenn sie wirklich stirbt, uns nach ihrem Tode strafen wird, indem sie uns heimsucht und Unheil zuf?gt. Derartige Todesw?nsche kommen h?ufig genug vor, um es ganz verst?ndlich zu machen, dass die Furcht vor Geistern so allgemein ist, wie sie sich tats?chlich erweist.
Diese Verbindung zwischen Inzest- und Revenantglauben macht es begreiflich, dass der Vampir in irgend einer beliebigen Tiergestalt erscheinen kann; von diesen sind manche in verschiedenen L?ndern besonders h?ufig, z. B. die weibliche Katze in Japan, das Schwein in Serbien. Von besonderer Bedeutung ist der allgemeine Glaube, dass der Vampir in Gestalt einer Schlange, eines Schmetterlings oder einer Nachteule erscheinen kann, denn dies sind urspr?ngliche Symbole abgeschiedener Seelen, besonders der Eltern. Die bei Nacht fliegenden Gesch?pfe wird ein sp?teres Kapitel behandeln, das aber mancherlei Beziehungen zum Vampirglauben hat. Wenn man sich mit dem K?rper des Vampirs besch?ftigt, hat man sorgf?ltig darauf zu achten, ob ihm ein Schmetterling entfliegt; dieser muss gefangen und verbrannt werden. Was die Nachteule betrifft, ist es interessant, den Glauben zu finden, dass sie an dem Euter der K?he und der Brust der Kinder saugen kann, genau wie ein wirklicher Vampir. Laistner sucht eine Beziehung zwischen Schmetterling und Eule einerseits und der gespenstischen Habergeiss anderseits auf. Henne am Rhyn sieht als Stammeltern der europ?ischen Vampire die r?mischen Strigen an.
Die sexuellen Seiten der T?tigkeit zeigen sich deutlich in folgenden Beispielen: bei der Besch?ftigung mit rum?nischem Aberglauben berichtet Stern vom Nosferat, >>der nicht nur schlafender Menschen Blut saugt, sondern auch als Inkubus-Sukkuba Unheil stiftet ... Als schwarze Katze, als schwarzer Hund, als K?fer, Schmetterling oder auch bloss als Strohhalm besucht es nachts die Menschen; wenn es m?nnlichen Geschlechts ist: die Frauen; wenn es weiblichen Geschlechts ist: die M?nner. Mit jungen Leuten treibt es geschlechtliche Vermischung, bis sie krank werden und an Auszehrung sterben. In diesem Fall kommt es auch als sch?ner J?ngling oder als sch?nes M?dchen, w?hrend die Opfer halb wach liegen und widerstandslos sich ihm f?gen. Oft geschieht es, dass Weiber von ihnen geschw?ngert werden.<< Die Chald?er glaubten an die Existenz von Geistern, die im Traum Umgang mit Menschen pflegen, ihr Fleisch zerfressen und das Blut trinken. Die vedischen Gandharven sind blutgierige Buhlgeister, die die Frauen im Schlaf heimsuchen. Ihnen ?hnlich sind die indischen Pisashas, die nach Fleisch und Blut gierig sind und ihre grausame Lust an Weibern im Zustand des Schlafs, der Trunkenheit und des Wahnsinns b?ssen. Andere Wesen derselben Art widmen ihre Aufmerksamkeit vor allem M?nnern; so sucht die ruthenische Upierzyca in Vollmondn?chten die Schlafpl?tze junger M?nner auf, die sie langsam mit ihren Umarmungen zu Grunde richtet. Freimark erz?hlt: >>die griechisch-r?mischen Lamien sind zugleich Buhlteufelinnen und Vampire. Sie suchen sch?ne kr?ftige J?nglinge in sich verliebt zu machen und zur Verehelichung mit sich zu bringen. Haben sie sie so weit, so t?ten sie den J?ngling, indem sie ihm das Blut aussaugen.<<
Blut ist nicht die einzige zum Leben n?tige Fl?ssigkeit, die dem Opfer entzogen wird, wenn sich auch der wirkliche Vampir in der Regel darauf beschr?nkt. Der Alp saugt an den Brustwarzen der M?nner und Kinder und zieht h?ufiger Milch aus Frauen und K?hen als Blut. Die Drud saugt ebenfalls an der Brust der Kinder, w?hrend die s?dslawische Mora Blut und Milch trinkt. Die indische Churel saugt, nachdem sie die Nacht mit einem sch?nen J?ngling zugebracht, direkt sein Leben aus.
Das Nervensystem und vor allem das R?ckenmark hat h?ufig ?hnliche symbolische Bedeutung wie Blut und diese Tatsache wirft ein Licht auf die folgenden Stellen, in denen der Vampir vorkommt. In Zschokkes >>Die Zauberin Sidonia<<, geschrieben im Jahre 1798 begegnet auf der ersten Seite folgender Satz: >>Die Faulheit saugt uns mit ihrem Vampirenr?ssel Mark und Blut aus.<< Dies kann man mit Jaromirs Rede in Grillparzers >>Ahnfrau<< vergleichen:
Und die Angst mit Vampirr?ssel Saugt das Blut aus meinen Adern, Aus dem Kopfe das Gehirn.
In ganz Europa gab es seit den fr?hesten Zeiten Mythen und M?rchen ?ber den Vampir; ein typisches Beispiel daf?r ist die wallachische Sage, nach der tote rothaarige M?nner in Gestalt von Fr?schen, K?fern usw. erscheinen und das Blut sch?ner M?dchen trinken. Ferner kamen aus dem fr?hen Mittelalter Berichte auf uns ?ber den Brauch, der in den meisten europ?ischen L?ndern bestand, die Leichen jener, deren Geist die Lebenden plagte und ihr Blut aussaugte, auszugraben, zu verbrennen oder mit einem Pfahl zu durchbohren. Wie oben angedeutet wurde, ist dieser Glaube ?ber die ganze Welt verbreitet, z. B. pflegen die modernen Pontianaks auf Java, die von Leichen stammen, nachts menschliches Blut zu saugen. Der assyrische Vampir, Akakharu mit Namen, stammt aus sehr alter Zeit. Die genaue Kenntnis der Vorstellung in Europa aber danken wir der Balkanhalbinsel, wo sie offenbar vom t?rkischen Aberglauben stark beeinflusst wurde. Weiter kam als lokaler Faktor wahrscheinlich das Dogma der griechischen Kirche in Betracht, die im Gegensatz zu den Lehren der r?misch-katholischen Kirche, nach denen die K?rper der Heiligen der Zersetzung nicht unterliegen, daran festhielt, dass die Leichen der von der Kirche Exkommunizierten nicht verwesen. Ebenso wie die r?misch-katholische Kirche lehrte, dass jemand durch Ketzerei in einen Werwolf verwandelt werden k?nne, verk?ndete die griechische, dass ein Ketzer nach seinem Tode zum Vampir werde. Die Epidemien, die auch fr?her h?ufig genug vorgekommen waren, erreichten ihren H?hepunkt im achtzehnten und dauerten selbst noch im neunzehnten Jahrhundert an. Die heftigsten ereigneten sich in Chios 1708, in Ungarn 1726, in Meduegna und Belgrad 1725 und 1732, in Serbien 1825 und in Ungarn 1832.
Im Jahre 1732 erschienen in Deutschland allein vierzehn B?cher ?ber diesen Gegenstand, der allgemeinen Schrecken hervorrief und ?berall besprochen wurde. Er entging nicht der Satire Voltaires, der bei Er?rterung der Frage in seinem philosophischen Dictionaire sagt: >>La difficult? ?tait de savoir si c'?tait l'?me ou le corps du mort qui mangeait: il fut d?cid? que c'?tait l'un et l'autre; les mets d?licats et peu substantiels, comme les meringues, la cr?me fouett?e et les fruits fondans, ?taient pour l'?me; les ros-bif ?taient pour le corps.<< Wir brauchen ?ber die wahren Todesursachen bei diesen Epidemien nicht zu sprechen, da dieses eine rein medizinische Frage ist. Hock bemerkt, dass sie vorwiegend bei Pestzeiten auftraten, besonders bei Ausbruch von Rinderpest. Es ist m?glich, dass es sich dabei um F?lle von Scheintod handelt, eine Erkl?rung, die besonders von Weitenkampf und Mayo aufrecht erhalten wurde.
Das Wort Vampir selbst ist serbischen Ursprungs und man h?lt es f?r eine Ableitung des nordt?rkischen >>Uber<< . Allgemein in Europa verwendet wird es seit ungef?hr 1730. In sp?teren Jahren hat es Nebenbedeutungen angenommen, die nicht uninteressant sind, da sie die Anschauung des Volkes ?ber den Gegenstand zeigen. Wohlbekannt ist seine Verwendung -- sie findet sich zuerst bei Buffon -- zur Bezeichnung gewisser Arten von Flederm?usen, die, wie man sagte, Tiere und menschliche Wesen im Schlaf ?berfielen. Die alte Vorstellung von der verderblichen Nachtfahrt ist hier deutlich. Die wichtigsten metaphorischen Bedeutungen des Wortes sind: Erstens ein sozialer oder politischer Tyrann, der seine Leute bis aufs Blut aussaugt, zweitens ein unwiderstehlicher Liebender, der Energie, Ehrgeiz und selbst das Leben des anderen aufzehrt; dieser kann entweder ein Mann sein wie Torresanis faszinierender Rittmeister oder ein Weib wie in Kiplings Vampirdichtung.
Der Vampirglaube ist offenbar eng verkn?pft mit dem an den Inkubus, Sukkubus. Freimark sagt: >>Denn man kann, wenn auch nicht als Regel, so doch in den meisten ?berlieferten F?llen konstatieren, dass Frauen stets von einem m?nnlichen, M?nner hingegen von einem weiblichen Vampir heimgesucht werden ... Das sexuelle Moment charakterisiert den Vampirglauben als eine andere, allerdings gef?hrlichere Form des Inkubus- und Sukkubusglaubens.<< Zimmermann und Laurent und Nagour sind derselben Ansicht und diese findet ihre ?berzeugende Best?tigung durch unsere neue Kenntnis der Symbolik solcher Vorg?nge. Die ?hnlichkeit mit dem Alpglauben, der beim Volk die Stelle des Inkubus vertritt, ist noch schlagender; ebenso wie der Vampir kann der Alp die Seele eines Toten sein und den Leuten w?hrend des Schlafes das Blut aussaugen, h?ufig mit demselben verh?ngnisvollen Ausgang. Die am weitesten gehende Beziehung aber liegt in den Einzelheiten des Aberglaubens ?ber die Ursachen und ?ber die Mittel zur Befreiung von dem b?sartigen Trieb, der diese Wesen dazu bringt, ihre ruchlosen Taten zu ver?ben. Da dieser Gegenstand mit dem mythologischen >>Erl?sungsthema<< verbunden ist, das einen wichtigen Komplex bildet, muss er hier ?bergangen werden. Das Nachtfahrtelement ist ebenfalls ein Verbindungsglied zwischen dem Vampirglauben und den zahlreichen Alp- und Mahrmythen, in denen es vorkommt, z. B. dem der montenegrinischen Wjeschtitza >>ein weiblicher Geist mit feurigen Fl?geln, der den Schlafenden auf die Brust steigt, sie mit ihren Umarmungen erstickt oder wahnsinnig macht.<<
Der Inzestkomplex, der dem Inkubusglauben zu Grunde liegt, zeigt sich auch in dem Vampirglauben; von besonderer Bedeutung ist hier die Tatsache, dass der Vampir ein revenant ist, da wir ja diese Vorstellung oben auf unbewusste Inzestgedanken zur?ckgef?hrt haben. Die Erscheinung des Vampirs in Tiergestalt, besonders als Schmetterling oder Schlange, kann gleichfalls als Beweis in dieser Richtung angesehen werden; auf alle F?lle stimmt sie durchaus mit diesem Schluss ?berein.
Zum Schluss haben wir die Beziehungen des Vampirglaubens mit den Erfahrungen der Angsttr?ume zusammenzufassen. Wundt sagt: >>Als n?chtliche Spukgestalt, die den Schl?fer umklammert, um ihm das Blut auszusaugen, ist er sichtlich ein Produkt des Alptraumes.<< Doch f?gt er hinzu, dass die Vorstellung von einem Geist, der sich durch das Trinken von Blut am Leben h?lt, anderen allgemeineren Quellen entstammt. Hock unterscheidet zwischen dem wirklichen blutsaugenden Vampir und dem Nachzehrer, der sein Leichenkleid zerreisst und so seine Familie bloss durch die Wirkung der Sympathie nachzieht: >>Hat jene Tradition in der Traumvorstellung ihre sichere Grundlage, so sind die Sagen von den >>schmatzenden und k?uenden<< Toten offenbar im Hinblick auf tats?chlich erlebte Ereignisse nach dem entsetzlichen Vorbilde eines im Grabe zu sp?t erwachten Scheintoten gebildet.<< Wahrscheinlich legt Hock hier zu viel Nachdruck auf den Scheintod, der ausserdem zu selten vorkommt, um einen so weit verbreiteten Aberglauben erkl?ren zu k?nnen; eine weitere Einwendung gegen Hocks Einsicht bildet die ?berlegung, dass ?usserliche Vorg?nge dieser Art nie von grundlegender Wichtigkeit bei der Sch?pfung eines Aberglaubens sein k?nnen, der solche Charakteristika zeigt, wie der vom Vampir. Seine wahre Ursache muss in bedeutsamen inneren seelischen Prozessen gesucht werden; das h?chste, was ?ussere Geschehnisse leisten k?nnen, ist, zu der ?usseren Gestalt, die ein gewisser Aberglaube annimmt, etwas beizutragen. In unserem Fall z. B. k?nnen wir mit Recht einen verh?ltnism?ssig bedeutungslosen Zug, n?mlich die Beschreibung der Auffindung des Vampirs nach dem Tod, wirklichen Erfahrungen ?ber die verschiedenen Umst?nde zuschreiben, die die Zersetzung eines Leichnams verz?gern. Mit dem Aberglauben an sich aber steht es anders. Die Erscheinung des Vampirs in Tiergestalt, seine leichte Verwandlungsf?higkeit, seine Nachtfahrt, sein Besuch bei Schl?fern, die ersch?pfende Wirkung und pollution?hnliche Art seiner Bet?tigung, die deutlichen Anzeichen f?r deren sexuellen Charakter und schliesslich der Glauben an die R?ckkehr toter Verwandter -- alles weist ?bereinstimmend darauf hin, dass der Angsttraum weitaus die wichtigste Quelle der ganzen Vorstellung ist. Sie ist tats?chlich nur eine Ausbildung des Inkubusglaubens und die wichtigen Elemente beider sind zur?ckgedr?ngte Sexualw?nsche, besonders solche, die Inzestcharakter an sich tragen. In der Vampirvorstellung treten, wie oben gezeigt wurde, noch andere Perversionen als akzessorische Faktoren hinzu, vor allem sadistische, masochistische und nekrophile Tendenzen, ferner die Bet?tigung der Mund- und Analerotik.
Eine der am st?rksten entwickelten Vorstellungen, die Verwandlung menschlicher Wesen in Tiere betreffend, ist die vom Werwolf. Die wichtigsten anderen Elemente in diesem Aberglauben sind Nachtfahrt und Menschenfresserei.
Der Wolf geh?rt zu der Gruppe wilder Tiere, die in Mythologie und Folklore vielfach zur Darstellung grausamer und sadistischer Phantasien verwendet wurden. Zur selben Klasse wie die Werw?lfe geh?ren die Mannhy?nen in Abessynien, die Mannleoparden in S?dafrika, die Manntiger in Indien und die Mannb?ren in Skandinavien, an deren Existenz nach Mogk die norwegischen Bauern noch immer glauben.
Die Eigenschaften, die am allermeisten hervortreten und deren symbolische Verwendung wir erwarten k?nnen, sind also Schnelligkeit der Bewegung, uners?ttliche Blutgier, Grausamkeit und eine Angriffsart, die durch die Mischung von K?hnheit und schlauer Hinterlist charakterisiert wird, ferner Verbindungen mit Nacht, Tod und Leichen; wie man leicht einsehen wird, macht das Wilde und Unheimliche, das f?r den Wolf bezeichnend ist, ihn besonders geeignet, die gef?hrlichen und niedrigen Seiten der Natur im allgemeinen und der menschlichen im besonderen zu charakterisieren. Diese Eigenschaften des Wolfes erkl?ren es, dass er eine wichtige Rolle in den Theologien spielte. In ?gypten war der Wolf ein heiliges Tier und Osiris selbst erschien bei seinem ?berfall auf Typhon in Wolfsgestalt. In der deutschen Mythologie waren zwei W?lfe, Geri und Freki, Odins Begleiter, wenn auch Grimms Ansicht, dass sie den Gott selbst darstellen, unrichtig ist. Der Wolf Fenrir, einer von Lokis Nachkommen, ist der Mittelpunkt zahlreicher Mythen. Noch besser bekannt ist das Leben als Werwolf von Sigmund und Sinfj?tli, wie es die W?lsungensage berichtet; auch in Amerika ist der Wolf ein heiliges Tier, wie die religi?sen Wolfst?nze der Texas-Indianer zeigen. Der Nez-Percezstamm f?hrt den Ursprung der ganzen Menschenrasse auf einen Wolf zur?ck.
Eine noch bedeutsamere Rolle spielte der Wolf in Rom, wie ja die Romulus-Remus Geschichte zeigt. Man hat Ursache, anzunehmen, dass die Gr?nder von Rom nach dem urspr?nglichen Glauben von einer W?lfin nicht nur ges?ugt, sondern sogar geboren wurden, mit anderen Worten, dass die Sage einer totemistischen Anschauung entsprang. Die Priester des Soranus, des sabinischen Todesgottes, der sp?ter mit Apoll identifiziert wurde, hiessen Hirpi und eine Art R?uberei bildete einen Teil ihres Kultes. Der Wolf war das dem Mars heilige Tier und dieser war ja urspr?nglich ein Todesgott. Der Gott Lupercus stellt wahrscheinlich eine Gruppe von Eigenschaften des Mars dar, die sich abgespalten haben und eine neue Gottheit bilden; seine Frau Luperca bedeutet die W?lfin, die Romulus und Remus s?ugte. Die Priester hiessen Crepi, eine ?ltere Form von Capri . Lupercus war ein Beiname des Gottes Faunus, Februus oder Innus . Schwelger sagt, der Name Lupercus sei von lupus und hircus abgeleitet und bedeute so Wolfbock: >>Eine Bezeichnung, welche die beiden Seiten der in Faunus sich darstellenden chthonischen Macht, die zerst?rende lebenvernichtende und die hervorbringende, lebenerzeugende als wesentliche Konnexe zumal ausspricht.<< Das Fest der Lupercalien scheint eine Reinigung durch Heirat symbolisiert zu haben. Von dem Worte februare , nach dem der Monat genannt ist, stammt der Beiname Februata oder Februalis der G?ttin Juno, der die Ehe heilig war. Man glaubte, dass Werw?lfe ihre unheilvolle T?tigkeit im Februar aus?bten, und nach Andr?e ereigneten sich tats?chlich die meisten Epidemien von Lykanthropie in diesem Monat. Wir k?nnen in betreff der sexuellen Bedeutung des Gegenstands eine Stelle von Hermann hinzuf?gen: >>Auch im Italienischen bedeutete lupa sowohl W?lfin als auch Buhlerin und aus den Tempeln der Luperca wurden die sp?teren Bordelle oder Lupanare.<<
Die Vorstellungen des Volkes ?ber die Ursachen, durch die jemand ein Werwolf wird, ?hneln den andere mythologische Wesen betreffenden in bemerkenswerter Weise und ihre Erkl?rung w?rde uns zu weit von unserem Thema abf?hren, als dass sie hier gegeben werden k?nnte. Der hervorstechendste Zug ist der Glaube, dass eine solche Verwandlung auf zwei ganz verschiedene Arten entstehen kann, je nachdem, ob der Betreffende sie freiwillig durchf?hrte oder gezwungen, gegen seinen Willen; f?r letzteres gab es drei Ursachen: >>Schicksal, Zauberei und S?nde<<. In den ersten beiden F?llen ist es sein Ungl?ck, im dritten sein Fehler. So werden s?ndige Frauen in W?lfinnen verwandelt, meistens f?r sieben Jahre. Um jemanden in einen Werwolf zu verhexen, war eine Haut oder ein G?rtel n?tig, bisweilen gen?gte auch ein einfacher Ring. Wenn das Schicksal Schuld an der Verwandlung war, so konnte der Werwolf auf verschiedene Art erl?st werden. Die gew?hnlichen Mittel, die man anwendete, waren: Jemanden bei seinen Taufnamen zu rufen, ihm zu erz?hlen, dass er ein Werwolf sei, oder auch bloss ihn wiederzuerkennen.
Wenn die mittelalterlichen Kirchen-Scholastiker die Frage aufgriffen, so akzeptierten sie diese Dinge zwar als Glauben des Volkes, aber w?hrend einige meinten, dass die Tierverwandlung wirklich gesch?he, behaupteten andere, dass es eine blosse Vorspiegelung des Teufels sei. Alle aber stimmten darin ?berein, dass die richtige Behandlung in der Vernichtung, am liebsten Verbrennung des Verwandelten bestehe. Bodin verteidigt die Richtigkeit dieser Vorstellung folgendermassen: >>Plusieurs medecins voyant une chose si estrange, et ne sachant point la raison, pour ne sembler rien ignorer, ont dict et laiss? par escript, que la Lycanthropie est une maladie d'hommes malades qui pensent estre loups, et vont courans parmy les bois: Et de cet advis est Paul Aeginet: mais il faudroit beaucoup de raisons, et de tesmoings, pour dementir tous les peuples de la terre, et toutes les histoires, et mesurement l'histoire sacr?e, que Paracelse, et Pomponace, et mesurement Fernel les premiers Medecins et Philosophes qui ont est? de leur aage, et de plusieurs siecles, ont tenu la Lycanthropie pour chose tres-certaine, veritable et indubitable. Aussi est ce chose bien fort ridicule de mesurer les choses naturelles aux choses supernaturelles, et les actions des animaux aux actions des esprits et Daemons. Encore est plus absurde d'alleguer la maladie, qui ne seroit sinon en la personne du Lycanthrope, et non pas de ceux qui voyent l'homme changer en beste, et puis retourner en sa figure.<< Die wichtigsten ?nderungen, die die Kirche in dieser Vorstellung hervorrief, betrafen die Ursache des Ereignisses. Die unschuldigen Werw?lfe wurden entweder von dem Teufel selbst oder von den Hexen auf sein Gebot hin verzaubert. Die Schuldigen wurden davon infolge ihrer S?nden betroffen, die gew?hnlich in Ketzerei oder in Beziehungen zum Teufel bestanden. Eine besondere Abart des Werwolfs ist der B?xenwolf , der dieses Privileg daf?r besass, dass er einen Pakt mit dem Teufel abgeschlossen hatte. Die heidnische Vorstellung davon, dass die Verwandlung durch Schicksalsschluss verursacht sei, erhielt keine Verst?rkung durch die Kirche, doch gibt es ein Beispiel von christlichem Einfluss in dieser Richtung, n?mlich den Glauben, dass ein am Weihnachtstag geborenes Kind bestimmt sei, ein Werwolf zu werden. Als Ursache daf?r wird angegeben, dass seine Mutter es gewagt habe, am selben Tag wie die Jungfrau Maria zu empfangen.
Es ist ganz verst?ndlich, dass w?hrend der Zeit der Hexenverfolgungen der Glaube an Werw?lfe eine grosse Rolle spielte. Hertz schreibt: >> ... entstand mit dem Hexenglauben die Vorstellung von Menschen, die sich mit Hilfe des Satans aus reiner Mordlust zu W?lfen verwandeln. So wurde der Werwolf in d?ster poetischer Symbolik das Bild des tierisch D?monischen in der Menschennatur, der uners?ttlichen gesamtfeindlichen Selbstsucht, welche alten und modernen Pessimisten den harten Spruch in den Mund legte: Homo homini lupus.<< Man meinte, dass die Werw?lfe sich ebenso wie die Hexen versammelten, durch die Luft fuhren, einen Sabbat abhielten, ihrem Herren, der ihnen sein Zeichen aufdr?ckte, Ehrfurcht erwiesen und untereinander sexuellen Verkehr pflegten. Viele dieser Einzelheiten wurden bei einer der fr?heren Gerichtsverhandlungen bekannt, so in der von Verdun und Burgot im Jahre 1521, ?ber die mehrere Schriftsteller berichten. Nach de Lancre gaben diese Leute zu >>qu'ils prenoyent autant de plaisir lors qu'ils s'accouploient brutalement auec les louues, que lors qu'ils s'acointoyent humainement auec des femmes.<< Ferner beschrieben sie, wie der Teufel sie in W?lfe verwandelt h?tte, indem er sie mit einer Salbe eingerieben. Dasselbe Gest?ndnis legten auch die Angeklagten in einer Gerichtsverhandlung in Salzburg im Jahre 1717 ab. Die >>Einreibung<< war offenbar die wohlbekannte Hexensalbe. Beide wurden in Besan?on verbrannt.
Wie die Hexen so stehen auch die Werw?lfe in Beziehungen zu den Katzen und bilden in vieler Hinsicht das Gegenst?ck zu ihnen. Wie der Wolf Wotan heilig war, so die Katze der Freya. Zauberer verwandeln sich in W?lfe, Zauberinnen in Katzen und die Einzelheiten dieses Vorgangs waren in beiden F?llen die gleichen. Beide Motive sind in einer alten tartarischen Heldensage vereinigt. >>B?r?h-Chan, ein Herrscher ?ber 600 W?lfe, lebte bald als ein goldgl?nzender Wolf, bald als Mensch. Der Knabe Altenk?k f?ngt ihn in einer Schlinge und fordert von ihm auf den Rat eines Greises die Katze, welche er in seinem Zelte hege. Als sie der Knabe nach Hause gebracht, verwandelt sie sich in ein sch?nes Weib; denn sie ist die Tochter des Wolfsf?rsten, der nun seinem Eidam reiche Mitgift schenkt.<<
Infolge der Aufmerksamkeit, die die Kirche der Angelegenheit schenkte, wurden Werwolfverhandlungen zu Ende des Jahrhunderts ausserordentlich h?ufig und nahmen in einigen Gegenden, z. B. im Jura, epidemische Form an. Die meisten gaben ihre Schuld zu, beschrieben bis ins einzelne ihre Verwandlung und ihre n?chtlichen Taten, wie sie Menschen und Tiere zerfleischten. Die bekanntesten Verhandlungen waren die ?ber Gilles Garnier 1573 und ?ber Jean Grenier 1603; ersterer wurde lebendig verbrannt. Ein Werwolf wurde noch 1720 in Salzburg hingerichtet. In Frankreich bekam der Glaube im Anfang des 18. Jahrhunderts den Todesstoss durch eine anonyme Satire, deren Verfasser der Abb? Bordelon war: >>Les aventures de Monsieur Oufle<<, .
Der Glaube an die wirkliche Existenz von Werw?lfen ist keineswegs ausgestorben; Krauss erz?hlt vom Jahre 1888 ein gutes Beispiel daf?r und, wie ich aus eigener Erfahrung bezeugen kann, glauben die franz?sischen Canader noch jetzt fest daran.
Die Verwandtschaft zwischen dem Werwolf- und dem Inkubusglauben ist nur eine indirekte, wie sogleich gezeigt werden soll, doch besteht eine sehr enge Verbindung mit dem Aequivalent des Volkes f?r den Inkubus- n?mlich dem Alp- und Mahrglauben. Der siebente Sohn ist dazu bestimmt, ein Werwolf zu werden, die siebente Tochter eine Mahr. Nach einer d?nischen ?berlieferung wird eine Frau, die das Geburtsh?utchen eines F?llens ?ber vier Pfl?cke spannt und um Mitternacht nackt unten durchkriecht, ihre k?nftigen Kinder ohne Schmerzen geb?ren, aber alle Knaben m?ssen Werw?lfe werden und jedes M?dchen eine Mahr. Dies kann man mit folgendem skandinavischen Aberglauben vergleichen: >>wenn eine Frau sich eine leichte Geburt dadurch verschafft, dass sie unter einem Pferdegeschirr durchkriecht, so wird das Kind ein Alp werden.<< Meyer sagt: >>Die Katzen, die unter einen Sarg und von da unter das Bett eines Neugeborenen springen, k?nnen dasselbe in einen Werwolf oder eine Mahr verwandeln.<< Hexen haben in dieser Hinsicht dieselbe Macht wie Katzen und Kinder, die nicht gegen sie gesch?tzt sind, nennt man Heidenw?lfe. Der Werwolf gelangt durch den Abzugskanal in das Haus, ebenso wie die Mahr durch das Schl?sselloch. Man kann einen Werwolf, ebenso wie den Alp und die Mahr an den zusammengewachsenen Augenbrauen erkennen. Die Kinder der Roggenfrau werden Roggenw?lfe. Schliesslich geht die Befreiung des Werwolfs auf dieselbe Weise vor sich, wie die der Mahr, der Schwanenjungfrau u. s. w.
Die Beziehungen zwischen Werwolf- und Vampirvorstellungen sind noch enger; vor allem ist im S?dosten von Europa der Glaube allgemein, dass Werw?lfe nach ihrem Tod Vampire werden. Nat?rlich sind in dieser Gegend, wo der Vampirglaube am festesten wurzelt, die beiden Vorstellungen aufs engste miteinander verkn?pft, obwohl zwei der besten Autorit?ten, Andr?e und Krauss, behaupten, dass man sie immer auseinanderhalten k?nne. Aber die blosse Tatsache, dass das russische Wort volkudlak, urspr?nglich Werwolf, in Bulgarien und Serbien allgemein zur Bezeichnung des Vampirs aufgenommen wurde, spricht unzweifelhaft daf?r, dass das Volk eine enge Beziehung zwischen den beiden Vorstellungen sieht.
Der Werwolf wird, wenn auch nicht so regelm?ssig wie der Vampir, mit der Vorstellung vom Tode assoziiert. Die enge Verbindung zwischen dem Wolf und den Todesgottheiten des Altertums wurde oben erw?hnt. Der gespensterhafte Wolf spielt ebenso wie der gespensterhafte wilde Hund eine wichtige Rolle als Psychopomp und in sp?teren Zeiten galt das Heulen eines Wolfes oder eines Hundes f?r ein Todesomen. Er wird mit den Vorstellungen von Nachtfahren und Nachtreiten ?berhaupt in Verbindung gebracht. Die feindlichen Nachtfrauen des nordischen Volksglaubens -- sie geh?ren zu den Ahnen der mittelalterlichen Hexen -- ritten auf W?lfen. Viele M?rchen von Werw?lfen entstammen offenbar der verwandten Vorstellung vom w?tenden Heer und der wilden Jagd. Peucets Beschreibung von dem n?chtlichen Marsch von tausenden von Werw?lfen, die ein grosser Mann mit einer Peitsche aus Eisenringen f?hrt, -- offenbar der Teufel -- erinnert lebhaft an die zahlreichen Erz?hlungen dieser Art. Nach Mannhardt w?re auch der Roggenwolf gleich dem Hunde der wilden Jagd als Seelenbegleiter -- Psychopomp -- gedacht.
In dieser Verbindung ist es von Wichtigkeit, dass der Werwolf nicht allein ein verwandelter lebender Mensch sein kann, sondern auch ein Leichnam, der sich in Gestalt eines Wolfes aus dem Grab erhoben hat. Hertz erz?hlt folgenden Fall: >>Ein merkw?rdiges Beispiel ist der gef?hrliche und grausame Wolf von Ansbach im Jahre 1685, welcher f?r das Gespenst des verstorbenen B?rgermeisters gehalten wurde.<< Der Wolf wurde schliesslich get?tet. >>Darauf zog man ihm die Haut ab f?r die f?rstliche Kunstkammer, machte ihm von Pappe ein Menschengesicht mit einem Sch?nbart lang und weissgraulich, ein Kleid von gewichster fleischfarbr?tlicher Leinwand und eine kastanienbraune Perr?cke; so wurde er auf dem >>N?rnberger Berg vor Onolzbach<< an einem eigens dazu errichteten Schnellgalgen aufgeh?ngt.<< Den verwandelten Leichnam hielt man gew?hnlich f?r den eines Verdammten, der in seinem Grab keine Ruhe finden konnte. Ein historisches Beispiel daf?r ist K?nig Johann >>ohne Land<< von England, dessen Leichnam sich, wie man glaubte, infolge einer p?pstlichen Exkommunikation in einen Werwolf verwandelt h?tte. Bosquet schreibt diesbez?glich: >>Ainsi se trouva compl?tement r?alis? le funeste pr?sage attach? ? son surnom de Sans-Terre, puisqu'il perdit de son vivant presque tous les domaines soumis ? sa suzerainet?, et que, m?me apr?s sa mort, il ne put conserver la paisible possession de son tombeau.<<
Das Gehaben des Werwolfs erinnert h?ufig an das des Vampirs; in Armenien werden s?ndige Frauen dadurch bestraft, dass sie sieben Jahre als Werw?lfe leben m?ssen; wenn die schreckliche Wolfslust sie ?berf?llt, so zerreissen sie zuerst ihre eigenen Kinder, dann die ihrer Verwandten und schliesslich fremde, ganz ebenso wie die Vampire. Ein anderes armenisches Ungeheuer, der Dashnavar, der zwischen Werwolf und Vampir steht, saugt das Blut aus den Sohlen der Vor?bergehenden, bis sie sterben. Nach Hertz ist: >>am auffallendsten die Vermischung der Vorstellungen von Werwolf und Vampir in Danziger Sagen, wo es heisst, man m?sse den Werwolf verbrennen, nicht begraben; denn er habe in der Erde keine Ruhe und erwache wenige Tage nach der Bestattung; im Heisshunger fresse er sich dann das Fleisch von den eigenen H?nden und F?ssen ab, und wenn er nichts mehr an seinem K?rper zu verzehren habe, w?hle er sich um Mitternacht aus dem Grabe hervor, falle in die Herden und raube das Vieh oder steige gar in die H?user, um sich zu den Schlafenden zu legen und ihnen das warme Herzblut auszusaugen; nachdem er sich daran ges?ttigt habe, kehre er wieder in sein Grab zur?ck. Die Leichen der Get?teten findet man aber des anderen Tages in den Betten und nur eine kleine Bisswunde auf der linken Seite der Brust zeigt die Ursache ihres Todes an.<< Werw?lfe wurden sogar mit den Ghuls vermengt; in Frankreich gab es eine besondere Art von Werw?lfen, loubins genannt, die Nachts herdenweise die Kirchh?fe besuchten, um die Leichen zu zerfleischen.
Wir sehen also, dass das Motiv vom revenant und das der Leichen dem Werwolf- und Vampirglauben gemeinsam sind, w?hrend von dem Blutsaugen des letzteren zu des ersteren Gier nach Zerfleischen nur ein kleiner Schritt ist; die beiden Vorstellungen sind also ?berall ineinander verschlungen.
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