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Read Ebook: Mutter und Kind: Ein Gedicht in sieben Gesängen by Hebbel Friedrich

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Ebook has 24 lines and 28290 words, and 1 pages

Mutter und Kind

Friedrich Hebbel

Ein Gedicht in sieben Ges?ngen.

Erster Gesang.

Eben grauet der Morgen. Noch stehen die zitternden Sterne An der W?lbung des Himmels, die kaum am Rande zu blauen Anf?ngt, w?hrend die Mitte noch schwarz, wie die Erde, herabh?ngt. Frierend kriechen die W?chter mit Spiess und Knarre nach Hause, Doch sie erl?ste die Uhr und nicht die steigende Sonne, Denn noch ruhen die B?rger der Stadt und bed?rfen des Schutzes Gegen den schleichenden Dieb, den sp?hende Augen gew?hren. Wie der Hahn auch rufe, und wie vom Turme herunter Auch der hungrige Geier mit ewig brennendem Magen Nach dem Fr?hst?ck kr?chze, es k?mmert nicht Mensch noch Tiere. Nur in den St?llen, die hinter die stattlichen H?user versteckt sind, Wird's allm?hlich lebendig, es scharren und stampfen die Pferde, Und es br?llen die K?he, allein die Knechte und M?gde Schw?ren sich bloss, zur Nacht die Raufen noch voller zu stopfen, Als es gestern geschah, und schlafen weiter in Frieden. Nun, man m?sste sie loben, wofern sie sich rascher erh?ben, Aber, wer k?nnte sie tadeln, dass sie sich noch einmal herumdrehn? Ist doch die K?lte zu gross! Der Fuss, dem die Decke entgleitet, Schrickt zur?ck vor der Luft, als ob er in Wasser geriete, Welches sich eben beeist, auch darf man den Winter nicht schelten, Weihnachts-Abend ist da, wie sollt' er nicht grimmig sich zeigen! Dennoch lehnt schon am Pfahl der still vergl?hnden Laterne Eine dunkle Gestalt. Im Licht des flackernden Dochtes, Welcher sich selbst verzehrt, des ?ls allm?hlich ermangelnd, Kann man den J?ngling erkennen, der unbeweglich hin?ber Schaut nach dem Erdgeschoss des Hauses ?ber der Strasse. Wahrlich, es m?ssen die Pulse ihm heiss und fieberisch h?pfen, Dass er um diese Stunde, die selbst im Sommer die Z?hne Oft zum Klappern bringt und alle Glieder zum Schaudern, Hier so ruhig steht, als w?r' er in Eisen gegossen. Schneidend und scharf, wie ein Messer, zerteilt der Hauch nun die L?fte, Welcher die Sonne meldet: den sollen die Fische im Wasser Sp?ren und mitempfinden, er aber regt sich auch jetzt nicht. Doch, da schreitet er vor und naht sich dem Hause. Was gibt ihm Denn so pl?tzlich Gef?hl und macht ihn lebendig? Ein Schimmer Ward da drunten sichtbar, den eine getragene Lampe Zu verbreiten scheint. Er b?ckt sich nieder, zu lauschen, Spricht: sie ist's! und tickt mit leisem Finger ans Fenster. Drinnen taucht ein Kopf empor. Die klarste der Scheiben Suchend, er findet sie schwer, die meisten sind blind und belaufen, Lugt er sch?chtern hindurch. Es ist ein bl?hendes M?dchen, Welches sich selber beleuchtet, indem es, die Lampe erhebend, Nach dem Klopfenden sp?ht. Er ruft: mach' auf, Magdalena! Und enteilt in das G?sschen, das links am Hause sich hinzieht. Bald auch ?ffnet sich seitw?rts das Dienerpf?rtchen, doch halb nur, Und den Fuss in der T?r, beim Licht noch einmal ihn pr?fend, Spricht sie: Christian, du? Was kannst du so zeitig nur wollen? Lass uns hinein--versetzt er--du w?rdest draussen erfrieren, Und wir sind ja noch sicher! Sie sperrt ihm noch immer den Eingang, Doch er h?lt ihr den Pelz entgegen, in den er geh?llt ist, Und nun tritt sie zur?ck und geht voran in die K?che, W?hrend er auf den Zehen ihr folgt. Schon brennt auf dem Herde Hell und lustig ein Feuer. Sie stellt den Kessel mit Wasser Jetzt dar?ber und setzt sich an einer Seite daneben, An der anderen er. Die r?tliche Flamme vergoldet Spielend beider Gesichter, und gegen sein dunkel gebr?untes Sticht ihr lilienweisses, mit blonden Locken bekr?nztes, Fein und angenehm ab. So musst du--beginnt sie--schon wieder Auf die Strasse hinaus, und das am heiligen Abend? Wer dem Fuhrmann dient,?-entgegnet er--feiert die Feste Selten gem?chlich zu Hause, denn immer mangelt dem Kaufmann Dies und das im Gew?lb', und da die Kunden nicht warten, Wartet er selbst auch nicht! Doch du--erwidert sie leise, Fast in Vorwurfes Ton--du k?nntest es lange schon besser Haben, wenn du nur wolltest!?-Du meinst, ich k?nnte beim Kaufmann Selber, k?nnte bei euch sein--versetzt er mit L?cheln--und freilich H?tt ich's bequemer und d?rfte, man sieht's ja, zu Tode mich schlafen. Aber, das t?te nicht gut!?-Er springt empor, und die K?che Stumm und sinnend durchschreitend und dann ich pl?tzlicher Wendung Vor das M?dchen tretend und ihre Sch?nheit betrachtend, Ruft er aus: Nein, nein, sie soll mir nicht hungern und frieren! Voll Verwunderung schaut sie auf und merkt es nun endlich, Dass er bewegt ist, wie nie. Was hast du? fragt sie ihn ?ngstlich, Und er streichelt sie sanft und spricht die bed?chtigen Worte: Wem ein altes Weib f?r seinen Groschen das Schicksal Aus den Karten verk?ndigt, der mag noch zweifeln und lachen, Aber, wem es der Herr im liebsten Freunde und Bruder Dicht vor die Augen stellt, dem ziemt es, sich warnen zu lassen! H?tte der ?rmste mich in solchem Elend gesehen, Wie ich gestern ihn, er w?re wohl ledig geblieben, Und sein Beispiel soll--dies wird, so meint er, ihn tr?sten-? Nicht verloren sein f?r seinen Jugendgenossen! Geht es den beiden so schlecht--versetzt sie erschreckend?-ich habe Anna nicht wieder erblickt, sie ist nicht weiter gekommen, Und ich kann das Haus nur selten auf Stunden verlassen, Und da hab' ich zu tun und rechne mit Schuster und Schneider. Ging's mir anders mit Wilhelm--erwidert er traurig--ich hatte Ihn so gut wie verloren, denn ?ngstlich, wie S?nde und Schande, Pflegen sich Armut und Not in Ecken und Winkeln zu bergen. Seinen eigenen Vetter vermocht' ich nicht zu ihm zu f?hren, Als er nach Hamburg kam, um Anna endlich zu sehen, Und erst gestern zur Nacht bin ich ihm wieder begegnet, Aber in welcher Gestalt! Wie g?nzlich ver?ndert! Du kannst es Dir nicht denken! Ich glaubte zuerst, es w?re sein Vater, Der noch lebt auf dem Dorf, um seinen Jammer zu mehren, Weil er den Greis nicht f?rder ern?hren kann, wie so lange! Als ich ihn dann erkannte in seinem gebrochenen Wesen, Wollte er mir nicht stehn, wie einer, der giftige Blattern Zu verbreiten f?rchtet, ich aber blieb ihm zur Seite Und so nahm er mich mit zum kranken Weib und den Kindern. Nun, die dienten zusammen!--Das M?dchen erhebt sich und schliesst ihn Innig und fest an die Brust.--Sie wohnen im feuchtesten Keller Welchen ich jemals sah. Dem Totengr?ber geh?rig, Hat er die nassen W?nde mit Brettern von S?rgen beschlagen, Wie sie der Kirchhof ihm aus wieder er?ffneten Gr?bern Fett und modrig liefert. Die dunsten, dass, wer hereintritt, Fast erstickt, doch die Miete ist billig, auch jagt sie der Hausherr Nicht so leicht heraus, es fehlt am zweiten Bewerber, Darum bleiben sie sitzen. Sie sollen vom Fieber genesen, Wo's ein Gesunder bekommt. Da macht's nat?rlich die Runde, Springt von ihm zu ihr, von einem Kinde zum andern Und verl?sst sie nicht mehr! Du weinst schon bittere Tr?nen, Nun, ich rede nicht weiter!--Sie trocknet sich pl?tzlich die Augen, Welche ihr l?ngst schon str?mten, und spricht mit krampfhaftem Lachen, Ihn bei der Hand ergreifend und ?ber und ?ber ergl?hend: Christian, weisst du was? Es ist der heilige Abend, Und es wird uns beschert: da wollen wir wieder bescheren! Meinen ganzen Weihnacht, und reichlich gibt ihn die Herrschaft, Kleider und T?cher und Geld, und was noch etwa hinzukommt, Alles trag' ich zu Anna, du machst es auch so mit Wilhelm, Und sie k?nnen den Keller verlassen und wieder gesunden! Kind--versetzt er darauf--ich tat zwar gleich, was ich konnte, Und der Weihnacht1) ist die H?lfte des Lohnes in Hamburg, Aber es sei darum! Denn, wie kein Engel im Himmel, Hat mich Wilhelm gestern f?r ewige Zeiten gesegnet, Und ich dank' es ihm gern! Zwar war sie bitter, die Lehre, Die ich empfing, als ich sah, dass trockenes Brot ihm, wie Kuchen, Schmeckte, K?se wie Fleisch, doch werd' ich sie nimmer vergessen. Ja, ich hab' es erkannt, und werd' es im Herzen bewahren: Wenn der Arme es wagt, nur Gatte und Vater zu werden, Ist es s?ndlich, als d?chte der Reiche auf Kaiser und K?nig, Und es straft sich noch h?rter. So bin ich denn fest auch entschlossen, Endlich den Schritt zu tun, auf den ich schon lange gesonnen, Denn das Leben ist kurz, und einmal will ich doch w?rfeln!-- Sie erschrickt, doch bald zerschmilzt in freudigem L?cheln Ihre Angst, denn er zieht zu ihrem h?chsten Erstaunen Einen goldenen Ring hervor--er ist in den Handschuh Eingewickelt, den sie vermisst und den er entwandte, Um ihr Mass zu haben--und reicht ihr das funkelnde Kleinod. Nimm ihn an von mir--so spricht er--und trag' ihn zu Ehren, Gottes, des Vaters, des Sohnes, sowie des Heiligen Geistes In Geduld drei Jahre, du wirst nicht dar?ber ergrauen, Und das Gl?ck hat Zeit, mir einen Finger zu reichen! In Geduld drei Jahre!--versetzt sie--und das noch zu Ehren Gottes, des Vaters, des Sohnes, sowie des Heiligen Geistes? Nein, in Liebe und Treue das ganze Leben und keinem Mehr zur?ck Ehren, als dir, du Bravster unter den Braven! Kind, ich nehm' es nicht an--entgegnet er ernst--denn es w?rde Mir das Gewissen belasten, du bist nicht l?nger gebunden, Wenn die Frist verlief, auch ist sie v?llig gen?gend, Und wenn ich dich nicht l?se, so magst du selber dich l?sen! Aber--ruft sie--was k?nnen so wenige Jahre dir bringen, Wenn du das Heil nicht von Alt'na erwartest oder von Wandsbeck2), Und du bist wohl der letzte, dein Haus aufs Lotto zu bauen! Darauf schw?re nur nicht--versetzt er--du w?rdest dich t?uschen, Denn ich rechne aufs Lotto, doch setz' ich nicht Heller und Groschen, Nein, ich setze mich selbst. Ich geh' im Fr?hling zu Schiffe. Schlage nicht gleich die H?nde zusammen und halte die Sch?rze Vor die Augen! Ich hab' es lange bedacht und erwogen, Gestern kam's zum Entschluss! Die Welt ist anders geworden, Als mein Vater sie kannte, und seine goldenen Regeln Passen nicht mehr hinein! Wer bliebe nicht gerne im Lande Und ern?hrte sich redlich! Ich sehne mich nicht nach dem Weltteil, Wo man L?wen und Affen und Papageien umsonst sieht, Nein, ich will das Pl?sier mit Freuden noch l?nger bezahlen, Wenn wir ?ber den Berg3) nach Altona gehn zur Erholung! Aber, wer kann, was er m?chte! Wof?r mein Vater das H?uschen Kaufte, miet' ich mir kaum, die Stube, und was f?r den Ochsen Einst der Schlachter gab, das gibt f?r die Haut jetzt der Gerber! Sprich, wo w?re da Hoffnung! Es sind der Menschen zu viele ?ber die Erde vers?t, und statt, wie einst, sich zu helfen, Dr?ngen sie sich und stossen und suchen sich neidisch die Bissen Aus den H?nden zu reissen. Drum sind auch die schrecklichen Tiere Losgelassen, von denen die Offenbarung Johannis Prophezeite, sie sollen den Haufen lichten und sichten. Bonaparte voran als Tod mit der blinkenden Sense, Jetzt die neue Pest, die Cholera, wie sie sie heissen, Und die Hungersnot wird folgen, sie guckt um die Ecke. Fault nicht schon die Kartoffel? So sagte der Alte aus Bremen, Den sie den Mystikus nennen, und der uns Knechten und M?gden Seine Gesichte verk?ndigt, und wahrlich: er hat nicht gefaselt! H?re den Orgeldreher, wer will! Doch sieh wie dein Kessel Siedet! Auch haben die Pferde in meinem Stall wohl gefressen, Und je eher daran, je eher davon. Bis zum Abend Bin ich morgen zur?ck und bringe Wilhelm das Seine, Denn du w?rdest den Gang, geschweige den Keller nicht finden, D?rftest dich auch nicht hineinbegeben, er wimmelt von Schiffern Und von allerlei Volk, und was sie da suchen, das weisst du. Heute ist er versehn!--Er reicht ihr die Hand hin zum Abschied, Aber sie h?lt ihn fest, sie schaut ihm ins Auge und sch?ttelt Kindlich den lockigen Kopf, im Anfang leise und sch?chtern, Dann geschwind und geschwinder, und da er noch immer nicht redet, Zieht sie den Hochgewachsnen zu sich hernieder und bietet Ihm, wie zum Danke, den Mund. Er aber weigert sich l?chelnd, Diesen Kuss zu nehmen und spricht: Das w?r' ein Gel?bnis, Hier zu bleiben, und dies vermag ich dir nicht mehr zu geben, Denn habe den Dienst schon aufgesagt, und ich gehe Mit den Gef?hrten, dem Schmied und dem Tischler, die lange schon dr?ngten, Wenn die St?rche kommen, damit wir endlich erfahren, Welche Reise sie machen. Das wenige, was ich ersparte, Reicht schon aus f?r das Schiff, und warum gingen nur wir nicht, Unser Gl?ck zu versuchen! Zu Tausenden ziehn sie hin?ber, Um nach Gold zu graben im kalifornischen Boden! W?re der Himmel ge?ffnet und w?rde am Tore gel?utet, Wie des Abends bei uns zur Zeit der Sperre4), es g?be Schier kein gr?ssres Get?mmel, kein ?rgeres Rennen und Laufen: Musikanten verkaufen die Fiedel, Gelehrte die Bibel, Schuster und Schneider den Pfriem und die Nadel und eilen nach Bremen. Von dem Bette des Kranken entweicht der gierige Doktor, Und sein Koch ist voraus, es stosse im M?rser, wer Lust hat, Advokaten und Schreiber verachten auf einmal die Zunge, Die sie so lange ern?hrte, und rechnen auf Arme und Beine, Der Senator bedenkt sich's, ob er denn wirklich zu dick ist, Und der Prediger kaum h?lt's aus bei seiner Gemeinde. Sollte der ?rmste da fehlen? Ich d?chte doch, diesem vor allen W?re der Segen beschert, nur muss er sich freilich auch r?hren, Denn Sankt Nikolaus schenkt zwar die Kuh, doch nicht auch den Halfter. Darum weine mir nicht! Ich bin ja nicht, wie die andern, Uners?ttlich, und werfe das Brot, das ich habe, zu Boden, Um nach dem Kuchen zu schnappen, ich will ja nicht mehr, als ich brauche, Um dich mit gutem Gewissen zur Kirche f?hren zu k?nnen, Und du bist es wohl wert, dass mir dies wenige werde. H?tt' ich den Dampfer auch schon bestiegen, und w?rde ihn willig Wieder verlassen, wenn hier noch ein m?ssiges Gl?ck sich mir zeigte, Aber ebenso sicher vollbring' ich auch, was ich beschlossen, Wenn kein Wunder geschieht und an die Heimat mich fesselt. Knarrt nicht die Treppe? Jawohl! Man kommt! So trockne die Augen, Dass sie nicht glauben, wir zankten! Da rollt schon der Wagen des Nachbars! Nun, ich hol' ihn noch ein, denn meine Pferde sind besser. Lebe denn wohl! Sie bringen in Holstein den Pudding nicht fertig, Wenn ich nicht mache, es fehlt an frischen Rosinen und Mandeln, Und hier brauchen wir Schinken und wohlger?ucherte Zungen! Heller Tag! Wie die Zeit verstrichen ist! Gl?cklicherweise Hat mein Alter die Gicht! Da schl?ft er hinein in den Morgen, Weil sie ihn zwickt bei der Nacht f?rs fleissige Schnapsen von fr?her, Sonst erging' es mir ?bel! Es hat ihn nicht wenig verdrossen, Dass ich nicht bleiben will und, selbst nicht offen und ehrlich, Glaubt er, ich will den Dienst nur wechseln und nicht mit dem Spaten Wirklich die Z?gel vertauschen! Ei nun, er wird es erfahren! Keinen Kuss? Doch die Hand! Auch die nicht? Du sollst mich noch loben!-- Damit eilt er hinweg. Sie setzt sich, um Kaffee zu mahlen, Doch ihr rinnen die Tr?nen von neuem, es kann sie nicht tr?sten, Dass die Raben noch kr?chzen und nicht die St?rche schon klappern, Denn sie weiss: Was er sagt, das tut er! Sie kennt ihn zu lange.

Zweiter Gesang.

W?hrend dies in der K?che geschah, ist alles im Hause Nacheinander lebendig geworden, das fleissige M?dchen Hatte zuerst sich erhoben, in ihrer l?ndlichen Weise Nach der K?lte nicht fragend, nur nach der Stunde, verdriesslich Ist ihr nach langer Pause, mit offenen Ohren verd?mmert, Dann die zweite gefolgt und hat Kamine und ?fen Bis zum Zerspringen geheizt, vom Schlaf erst v?llig ermuntert, Als ihr auf einmal die Haube zu glimmen begann und ein L?ckchen Sich entz?ndete, rasch, wie Hanf, am Feuer verflackernd, Und die Augenbraunen, ja selbst die Wimpern ihr sengend. Noch viel sp?ter schl?pfte der Kutscher in seine Pantoffeln: Diesen weckt zwar gew?hnlich die Kaffeem?hle, doch h?tet Er sich, aufzustehn, bevor sie wieder verstummt ist, Denn er k?me zu fr?h, noch w?re das Brot nicht ger?stet Oder die Sahne gesotten, das hat er l?ngst schon berechnet, Und ein verst?ndiger Mann verachtet nie die Erfahrung. Jetzt sogar bleibt ihm noch Zeit, den Thermometer am Fenster Um den Grad zu befragen, doch ist's ihm freilich nicht m?glich, Auch nach der Uhr zu sehn, die ihm zu H?upten am Bett h?ngt, Denn es wird ihm da unten zu still, sie sind schon beim Trinken. Endlich huscht auch die Zofe hinab, das Prasseln im Ofen Hat sie herausgetrieben, doch sind ihr die Augen noch immer Matt, und gleichen den Lichtern, die, nachts in der K?lte beschlagen, Oder mit Wasser bespritzt, nicht brennen wollen am Morgen. Darum bemerkt sie's auch nicht, dass Magdalena schon weinte, Sondern erkundigt sich bloss, ob keiner ihr Traumbuch gesehn hat. Nur der Bediente fehlt, der muss die Klingel erst h?ren, Aber er r?hmt sich der Kunst, so flink in die Kleider zu kommen, Dass er, wie schwach sie der Herr auch ziehn mag, immer schon fertig In das Zimmer tritt, bevor noch die Glocke verhallte: Und da darf er's schon wagen, die Nachricht1) im Bette zu lesen. Dennoch irrt er gewaltig, indem er das Knattern des Bodens, Welches er ?ber sich h?rt, allein dem Springen der Bretter Zuschreibt, wenn sie auch m?chtig im klingenden Winter sich kr?mmen, Denn schon lange wandelt der Kaufherr sinnend und schweigend In den Gem?chern herum, die k?niglich weit und geschm?ckt sind, Aber nicht mit Stolz, man sieht es ihm an, und Behagen. Vor dem Spiegel flammen in schweren silbernen Leuchtern Noch die Kerzen, sie sind zwar nicht mehr n?tig, doch mag er, Wie er sie angez?ndet, sie nicht auch selber noch l?schen, Und noch weniger scheint er den Diener schon rufen zu wollen. Jetzt beschaut er die Blumen und fremden Gew?chse, sie f?llen Fast ein ganzes Gemach, und alle Teile der Erde Haben ihr Sch?nstes geliefert, doch fesseln die schwellenden Knospen, Die er sonst wohl mustert, als w?r' er in Holland geboren Und ein B?rger der Zeit, wo Zwiebeln die Wechsel vertraten, Diesmal ihn nur wenig, ja selbst die ge?ffneten Kelche Hauchen ihm heute vergebens die heissen D?fte entgegen, Welche den Papagei, er schliesst vor Behagen die Augen Und ist bet?ubt und berauscht, zur?ck in die Heimat versetzen. Jetzt betrachtet er sich die neue chinesische Vase: Altoum selbst, der Drachen und Schlangen erlauchter Gebieter, Hat sie in Peking nicht reicher, mit Gold gef?llt bis zum Rande W?re sie kaum bezahlt, so selten und rein ist die Mischung Und so brennend die Farbe! Man stellte in jedem Museum Einen W?chter daneben, doch er, in pl?tzlicher Wendung Gegen ein Bild an der Wand, der Morgen beleuchtet's gerade, St?sst sie vom Tisch herunter, und wenn er erschrickt, so geschieht es Bloss des Geprassels wegen, das dennoch der t?rkische Teppich M?chtig d?mpft, denn er horcht, anstatt die Scherben zu sammeln Oder auch nur zu beachten, mit angehaltenem Odem Nach der linken Seite hin?ber, wo ihm die Gattin Schlummert im Bett von Damast, und da's dort still, wie zuvor, bleibt, Spricht er l?chelnd: so war denn doch noch ein Gl?ck bei dem Ungl?ck! Und, als h?tte er nur die Kaffeetasse zerbrochen, Tritt er gelassen und ruhig, nicht einmal den fegenden Schlafrock Erst um den Leib sich g?rtend und weiteren Schaden verh?tend, Vor das Gem?lde hin. Es ist von Rahl2), und es zeigt uns Marius unter den Cimbern im grimmigen W?rgen. Kein K?nig Hat es beim Meister bestellt, nicht einmal der K?nig der Juden, Auch kein reicher Pr?lat, kein Julius oder ein Bembo, Noch viel minder ein Junker, was k?mmern sie K?nstler und Dichter, Aber der Handelsherr, obgleich zum Patron nicht geboren, Und von manchen besp?ttelt, die mit ihm rechnen und tauschen, Rief's ins Leben, sobald er in Wien die Skizze erblickte, Denn er sucht in Venedig und nicht in Karthago sein Vorbild.

Freilich h?lt ihn auch dies, so sehr er es sch?tzt und bewundert, Heute nicht lange fest. Er nickt zwar, erstaunend, wie immer, Dem gewaltigen Stier, der eben den R?mer gespiesst hat, Und der entsetzlichen Mutter, die ihren eigenen S?ugling Unter die Feinde schleudert, doch greift er nicht nach der Kerze, Um es heller zu sehn, obgleich das goldene Tagslicht Wieder verd?stert ward durch jenes graue Geriesel, Welches nicht Nebel bleibt und auch nicht zu Schnee sich verdichtet Und die Finsternis mehrt, die K?lte aber nicht mindert. Nein, er schreitet aufs neue von Zimmer zu Zimmer und heftet Bald auf die Nipse den Blick, die Tische und Schr?nke ihm zieren, Bald auf Figuren und B?sten und bald auf Stiche und B?cher. Alles besieht er und pr?ft's, er sp?ht begierig nach L?cken, Aber er findet sie nicht, und wenn sich die Lust des Besitzes Auch in seinem Gesicht nicht eben spiegelt, so zeigt es Doch auch keinen Verdruss. Da f?llt sein schweifendes Auge Auf die Dresdner Madonna, mit ihrem lieblichsten Knaben, Und den reizenden Engeln, die Raphael malte, und eilig Wendet er's wieder ab, als s?he er, was ihn nicht freute, Und sein ruhiger Ernst verwandelt in Schmerz sich und Trauer. W?r' nur das St?ck kein Geschenk, ich w?rd' es noch heute entfernen, Spricht er, aber ich darf's nicht wagen, und dennoch vergoss sie Oft schon Tr?nen davor, sie kann in der F?rstin des Himmels Nur noch die gl?ckliche Mutter erblicken und liesse ihr willig F?r den fl?chtigsten Kuss des Kindes die ewige Krone. W?r' doch der Tag erst vor?ber, besonders der Abend! Die Domzeit3) Macht sie fast immer krank. Was schelt' ich den g?ttlichen K?nstler Und sein k?stliches Blatt! Die quiekendste Weihnachtstrompete, In der schmutzigsten Twiete4) vom garstigsten Rangen geblasen, Tut ihr ja eben so weh! Die bunten, beleuchteten Buden, Welche den G?nsemarkt den ganzen Advent so beleben, Schneiden ihr tief in das Herz. Sogar die Juden am Steinweg Mit den Karren voll Tand entlocken ihr seltner das L?cheln Halber Erg?tzung, nach dem ich oft Wochen vergebens mich sehne, Als den Seufzer des Grams. Denn neben den scharfen Gesichtern, Die das h?ssliche Schreien verzerrt, bemerkt sie noch immer Auch die ?chslein und Esel von Zinn, mit denen sie tr?deln, Und um die sich begierig die Knaben und M?dchen versammeln, Und da kehren sogleich die bittren Gef?hle ihr wieder. Nun, es geht ja zu Ende! Wenn nur nicht heute gerade Alles so ?bel sich tr?fe! Der Affe ist nicht gekommen, Weil das Schiff, das ihn trug, verschlagen wurde, die V?gel Freilich sind eingetroffen, doch scheinen sie krank, und ich werde Schon zufrieden sein, wenn sie nur leben bis Neujahr. W?re die Blumenuhr nicht da, ich m?sste verzweifeln, Denn hier fehlt es an nichts, und alles ist dreifach vorhanden, Aber es wird sie zerstreun, es wird sie vielleicht gar erfreuen, Wenn ihr die persische Rose, bis auf die letzte Minute Fest geschlossen, den Mittag, die t?rkische Tulpe den Abend, und der Jasmin von Athos die Mitternachtsstunde verk?ndigt, Ja, es wird sie erfreun, die Schritte des Tages an D?ften Abzuz?hlen und Farben, die alle Wunder der Ferne Vor die Seele ihr r?cken! Er wiederholt es und klingelt Endlich dem Diener: ihm folgt sogleich auf dem Fusse der Doktor, Welcher, des Hauses Freund und alter Vertrauter, sein Vorrecht Braucht, und das um so eher, als er schon lange gewartet.

Ei, da sind Sie ja--ruft ihm der Kaufherr freundlich entgegen-- Ich bin auch schon bereit, hier liegen in Gold und in Silber Ihre Summen, und wollen Sie mehr, so kommen Sie wieder! Nun verschonen Sie mich mit Ihren Berichten, ich mag nicht Wissen, wo Sie es lassen, ich mag die Perlen nicht sammeln, Welche aus Freudentr?nen bestehen sollen, ich m?sste Sonst auch den ?rger verwinden, wenn unser Pfenning nicht wuchert, Wie er wohl k?nnte. Sie l?cheln? Sie glauben, dass ich nur scherze Oder mich selbst verleumde, weil jede Erfahrung mir mangelt? Freund, ich habe sie nicht aus Grille gemieden! Sie zweifeln? Kennen Sie wirklich das Herz des Menschen so wenig? Die B?ume, Welche er pflanzt und begiesst und s?ubert von Raupen und W?rmern, Werden ihm nimmer zu gr?n, doch leicht die Armen zu fr?hlich, Und ein Heiliger wird nicht jeder durch Essen und Trinken, Welche ein M?rtyrer ist durch Hungern und Dursten und Frieren; Wen man aber besch?mt, den wird man zugleich auch erbittern. Darum soll man die Kluft, die zwischen dem Geber und Nehmer Einmal besteht, durch Milde nicht f?llen wollen, man kann's nicht, Nein, man soll sie mit Nacht, mit heiligem Dunkel bedecken, Und, wie der Ewige selbst, ins tiefste Geheimnis sich h?llen. Denn es ist nicht genug, dass bloss die Rechte nicht wisse, Was die Linke tut, sie soll es auch selber vergessen; Reiche den Becher und wende dich ab, so wirst du erquicken! Sie verhalten's darnach--entgegnet der Doktor mit R?hrung-- Sie entkleiden die Pflicht des einzigen Reizes und ?ben Jede um Gottes willen, nur nicht die Stirne gerunzelt, Heute m?ssen Sie's h?ren, ich heisse seit Jahren das letzte Ungl?ck aller Heroen, und meine verrufene Zunge Schont auch so wenig den C?sar, als Bonaparte und Friedrich, Oder die hohen Poeten, die immer mit Worten bezahlen, Aber wenn ich das Grosse in V?lkerw?rgern und K?nstlern, Wie sie auf Ihren Gesimsen zu Hunderten prunken im Lorbeer, Auch nur selten entdecke, das Edle vermag ich zu sch?tzen, Und, wer nie noch geschmeichelt, der scheint mir berufen, zu loben. W?ren Sie nur auch so gl?cklich, als gut! Wie ging es denn gestern?-- Aber der Kaufherr seufzt und spricht mit stockender Stimme: Nun, Sie wissen's am besten, wie sehr die Woche der Kinder Ihr die H?lle im Busen entz?ndet, das Schlimmste ist aber, Dass mit jeglichem Jahre die Qualen sich steigern und mehren. Ehmals lenkte sie selbst vom Weihnachtszimmer das Auge Auf die Krankenstube, vom Tannenbaum mit den Kerzen Auf die Trauerweide hin?ber und fand sich getr?stet: Jetzt erblickt sie nur noch die festlichen R?ume des Jubels, Aber der Kirchhof r?ckt in immer weitere Ferne, Und doch stehen die S?rge so nah an den Wiegen und werden, Wie wir es selbst schon erlebt, an teuren Verwandten und Freunden, Oft aus dem n?mlichen Baum vom n?mlichen Meister gehobelt, Ja, ich f?rchte f?r sie, ich will es nicht l?nger verhehlen, Und Sie f?rchten sich auch, obgleich Sie's mir nicht bekennen, Und so mag es wohl kommen, dass sich der letzte der Bettler, Welchen ich heute beschenke, noch gl?cklicher f?hlt, wie ich selber, Denn sie ist mir der Mund, mit dem ich esse und trinke. Ihrethalben k?nnte ich w?nschen, wir w?ren katholisch, Wenn ich sie hoch auch ehre, die protestantische Freiheit, Und ihr g?ttliches Recht auf jeglichen wahren Gedanken, Wie es der zw?lfte Apostel, denn Judas hat sich gestrichen, Wie es der eiserne Luther mit feuriger Zunge erk?mpfte. Denn da d?rft' ich mit ihr von einem Orte der Gnade Zu dem anderen pilgern, und erst am heiligen Grabe Zu Jerusalem w?rde die Hoffnung v?llig erl?schen, Aber da w?re zugleich doch auch das Leben zu Ende. Was mich selber betrifft, so fand ich mich l?ngst in mein Schicksal, Denn ich hab's nicht verschuldet, es ward mir von oben gesendet, Und ich glaube den Finger des Ewigen deutlich zu sehen. Sie verwundern sich, Doktor? Vernehmen Sie, wie ich es meine. Wissen Sie, was mich zumeist am grossen Brande entsetzte, Welcher ein F?nftel der Stadt in Asche legte vor Jahren? Nicht die flammenden Strassen mit ihren donnernden H?usern, Welche vor dem Minieren gen Himmel flogen und barsten; Nicht der t?ckische Wind, der, wie ein d?monisches Wesen, Immer sich drehte, sobald die Spritzen Meister geworden; Nicht die lodernde B?rse mit all den Kaisergestalten, Die das r?mische Reich, doch auch uns B?rger bevogtet; Nicht die gr?nlichen Flammen der T?rme, welche von Kupfer Sich ern?hrten und Blei und gr?sslichen Regen verspritzten; Nicht der endliche Sturz von Nikolai und Petri5), Fast so entsetzlich f?r uns, als br?che die Erde zusammen; Nicht einmal das Geheul der Feuerglocken, die alles ?berwimmerten, selbst die Stunden-Uhren, so dass man Keine einzige h?rte, als w?ren die Zeiten vollendet, Und als m?sste der Richter nun gleich in den Wolken erscheinen: Alles dieses verschwand mir gegen die Hungergesichter, Welche mit Ratten und M?usen versch?chtert zutage sich dr?ngten, Ja, sie kamen mir vor, als sollten sie klagen und zeugen Und erwarteten nur noch den Engel mit seiner Posaune. Welche ein Elend erblickt' ich! Und tief, wie unter der Erde, War es verborgen gewesen, und stahl sich, als w?re es S?nde Gegen die gl?cklichen Br?der, auch jetzt noch z?gernd und ?ngstlich, Und vom dr?uenden Tode gejagt, hervor aus den L?chern! M?nner, Weiber und Kinder! Und das im christlichen Hamburg, Welches der Armen und Kranken doch wahrlich nie noch vergessen. Fast mit Grausen gedacht' ich der eigenen G?ter und sch?mte Mich des eigenen Kummers! Allein nicht lange verharrt' ich In dem stumpfen Entsetzen: mir schien auf einmal das R?tsel Meines Lebens gel?st. F?r diese str?men die Sch?tze So zusammen bei dir, und wenn es am Erben dir mangelt, Ist's der Verzweifelten wegen! So rief's in mir, und so ruft es Bis zur Stunde noch fort! Ich m?chte, wie Fugger in Augsburg6), Ein Asyl begr?nden, in welchem es nimmer an Mitteln, Eher an D?rftigen fehlte. Man spricht von roten Gespenstern, Die man mit Pulver und Blei verscheuchen m?sse. Sie sind wohl Noch viel leichter zu bannen: man gebe ihnen zu essen, Und, anstatt die Erde in uners?ttlicher Goldgier Auszuschmelzen und dann als Schlacke liegen zu lassen, Wie es ein Rothschild tut, bestelle man W?sten und weise Ihnen die ?cker an! Das heisst, sich selber besch?tzen, Denn wir besitzen die Habe noch nicht, wie Arme und Beine, Die wir freilich mit keinem zu teilen verm?gen, und sollen Nicht vergessen, was Moses gebot und Christus voraussetzt: F?rchterlich k?nnt' es sich r?chen! Ich w?rde mit Freuden beginnen, Und mir w?r' es genug f?rs Leben und sicher f?rs Sterben, Wenn ich mir sagen d?rfte: Du wirst bis ans Ende der Zeiten Hier die Hungrigen speisen und so den heiligen Frieden, Denn ihn bricht nur die Not, auf ewig im Innern besiegeln! Ja, mir w?r' es genug! Doch sie ist anders geschaffen, Sie entbehrt die Tochter, wenn ich auch den Sohn nicht vermisse, Und der heimliche Gram verzehrt ihr leise die Kr?fte. Anfangs freute ich mich, dass sie am heutigen Morgen Nicht so fr?h, wie gew?hnlich, erwachte, aber es w?hrt mir Jetzt schon wieder zu lange: sie hat die Nacht nicht geschlafen, Und ein trauriger Tag wird folgen! Sie kommen doch abends? Sicher!--versetzte der Doktor--und einen eignen Gedanken Bringe ich mit: Sie m?gen ihn nun als t?richt verwerfen Oder, wie ich, als tr?stlich mit einiger Freude begr?ssen, Immer verdient er die Pr?fung. Ich war vorhin in der K?che, Und da fand ich das M?dchen vom Lande in bitteren Tr?nen, Das gesunde und frische, das ich dem Hause empfohlen. Sie er?ffnete mir ihr Herz, denn seit ich vom Fieber Sie befreite, vertraut sie mir, als w?r' ich ihr Vater. Ei, wie bunt ist die Welt! Hier oben fehlt es an einem Und dort unten am andern! Es w?re vielleicht noch zu helfen, Wenn man die H?nde sich b?te. Denn: Alles beruht ja auf Mischung! Sagt Apotheker Franz, der Helgol?nder, und k?men Mit den Kr?utern des Berges die Kr?uter des Tals nicht zusammen, W?rde kein ?bel geheilt! Ei nun, wir wollen's versuchen. Nur nicht zu fr?h erwarten Sie mich. Ein gl?cklicher Schneider, Dem sie unter die Arme gegriffen haben, erlaubt sich Mit den Seinigen heute den ersten Pudding. Er lud mich, Und ich m?chte wirklich das kleine Fest nicht vers?umen, Denn nicht lieber seh' ich den Regenbogen am Himmel Als im Menschengesicht die wiedererwachende Freude.

Dritter Gesang.

Rasch entfernt sich der Doktor, denn viel noch hat er zu schaffen, Auch den Kaufherrn ruft gar manches ab, doch verwundert Schaut er dem Alten nach und denkt: was mag er nur meinen? Pl?tzlich f?hlt er von hinten sich innig umschlungen, die Gattin Hat sich ihm leise gen?hert, und wie er sich wendet, erstaunt er ?ber den klaren Blick des reinen Auges und freut sich, Sie so ruhig zu finden. Sie k?sst ihn herzlich und dr?ckt ihn Mehrmals gegen die Brust, als w?re der Morgen der Hochzeit Wiedergekehrt, an dem sie, dem Kreise der Schwestern entschl?pfend, Die nach in ihr schm?ckten, und ?ber die trennende Schwelle Ihm entgegenh?pfend, an welcher er sch?chtern und lauschend Stehen geblieben war, dem fast Erschreckten bewiesen, Dass sie nur darum so lange das kargste der M?dchen gewesen, Um als reichste der Br?ute noch in der letzten der Stunden F?r die erduldete Strenge ihm ?berschwenglich zu lohnen. Denn, wie mancher Baum, zu dessen F?ssen die Veilchen Schon ihr Leben verhauchen und den die mildesten L?fte Unerm?dlich umschmeicheln, nicht eine einzige Knospe ?ffnet, bevor der Mai den Fr?hling g?ttlich besiegelt: Also hatte auch sie sogar dem Verlobten noch vieles Abgeschlagen, was selbst die spr?deste Sitte gestattet Und die sorglichste Mutter nicht r?gt, und still sich bescheidend Hatt' er's ertragen, obgleich nicht ohne qu?lende Zweifel. Aber, wie solch ein Baum zuletzt die innere F?lle Auch in heisseren D?ften und volleren Bl?ten entbindet, Als die ?brigen alle, die nichts zusammengehalten: Also hatte auch sie auf diese einzige Stunde, Die mit Geben beginnt, um nicht mit Fordern zu enden, Alle Wonnen geh?uft und ihn im Tiefsten beschwichtigt. Unvergesslich war ihm der Morgen, doch ward er nur selten Wieder an ihn erinnert, und heute am wenigsten h?tt' er Dieses Zeichen der Liebe von ihrer Seite erwartet. Feurig erwidert er's ihr, und als sie sich endlich ihm weigert, Spricht er: wir stritten uns oft, ob fallende Fr?chte am besten Schmeckten, oder gepfl?ckte, ich hatte soeben von beiden, Und ich finde sie gleich. Du aber sag' mir zuletzt noch, Was mir den innigen Gruss verschafft hat, den ich so z?rtlich Nicht erhielt, seitdem ich von Philadelphia kehrte, Und auch da wohl nur, weil eine verlogene Zeitung, Sei sie noch jetzt mir gepriesen, mich scheitern liess und versinken, Als ich die Elbe bereits mit g?nstigem Winde hinauftrieb. Sanft err?tend versetzt sie: Du warst mir wieder gestorben, Und so sehr ich den Traum auch hasse, weil er ein Nichts ist Und mich dennoch be?ngstigt: f?r diesen k?nnte ich danken! Lass mich schweigen, ich habe gelobt, nicht wieder zu weinen, Und ich m?sste vielleicht, wenn ich noch weiter erz?hlte, Aber, du sollst schon sehn. Jetzt kenn' ich die ?de, jetzt weiss ich, Was es bedeutet, allein in weiten Gem?chern zu sitzen, Alle Stunden des Tages zu z?hlen und doch sich bei keiner Sagen zu d?rfen: nun tritt er herein, nun pr?ft er die Mienen Deines Gesichtes und beut, sobald sie ihm traurig erscheinen, Dir die Rechte als Freund, sobald sie ermunternd ihm l?cheln, Dir die Lippe als Gatte! Jetzt hab' ich's in Wahrheit empfunden, Nicht aus Grille bloss mir eingebildet! Drum will ich Dir in allem auch folgen! Es gibt der Waisen so viele In dem grossen Hause, das jeglicher segnet1), der Reigen, Welcher zu Pfingsten die Strassen durchzieht, dass er B?rger erfahre, Wie man sie kleidet und n?hrt, ist j?hrlich noch immer gewachsen: Nehmen wir eine heraus! Wir k?nnten heute noch w?hlen, Wenn du denkst, wie bisher! Ein Knabe oder ein M?dchen, Was dir gef?llt, ist mir recht! Wir machen einen auf Erden, Zweie im Himmel gl?cklich! Ich werde dich selber begleiten. Wiederhol' es mir morgen--versetzt er mit L?cheln--so wollen Wir es weiter bereden. Ich denke es anders zu machen, Wenn es dein Wille bleibt. Warum der sterbenden Mutter Nicht sogleich aus den Armen den S?ugling nehmen und, g?nzlich ?ber sein Schicksal beruhigt, ins Grab sie senden, warum ihn Erst von Fremden empfangen? Doch alles dieses auf morgen! Denn wie sehr ich mich auch der sch?nen Wallung erfreue, Welche dich heute bewegt, ich werde sie nimmer missbrauchen, Und sie kommt mir zu rasch, als dass ich ihr v?llig vertraue! Damit geht er von hinnen, denn lange schon warteten seiner Ungeduldig die Schreiber. Doch kann er's nicht lassen, noch einmal An der T?r sich zu wenden. Mir lobe noch einer die M?dchen! Ruft er dann und enteilt. Und wahrlich, er durfte es wagen, Denn die hohe Gestalt im weissen Morgengewande Mit den gl?henden Augen und reichlich wallenden Locken Ist vollendet zu nennen in stolzer Erscheinung, es deutet Nichts zur?ck auf die Jugend, das unentwickelt und unreif Nicht zu zeitigen w?re, und nichts hinein in das Alter, Das sich zu voll schon zeigte, es ist die reizende Mitte Zwischen Bl?te und Frucht, der k?stliche Gipfel des Lebens, Wo in holdester Pause die endlich ges?ttigten Kr?fte Ihren Sabbat feiern und nur mit sich selber noch spielen. Tief, wie nie noch, ergriffen von ihrer Macht, zu begl?cken, Sieht sie dem Eilenden nach. Ein eigener Schauder erfasst sie, Als sein treues Gesicht, das freilich derb, wie ein Holzschnitt Aus den ?ltesten Zeiten, nur krampfhaft lachen und weinen, Aber nicht l?cheln kann, mit fr?hlichem Nicken verschwindet Und die T?re sich schliesst. Denn diese hat sie im Traume Immer vor sich gehabt und alle Schrammen und Ritzen, Welche sogar Magdalenen beim emsigsten Bohnen entgingen, Deutlich sich eingepr?gt. Er sollte kommen und kam nicht, Aber statt seiner erschien nach langem ?ngstlichen Harren, W?hrend es die Minuten vor?berkrochen, wie Stunden, Schwarz gekleidet der Schneider und fragte mit ernsten Geb?rden, Ob es ihr jetzt gefalle, die Trauer zu w?hlen, es warte Draussen auch schon der Zeichner mit einem Modell zu dem Denkmal, Den sie bestellt, wie ihn selbst, das Werk sei herrlich geraten, Ganz besonders die B?ste des Abgeschiednen, nicht treuer H?nge sein Bild an der Wand vor ihren eigenen Augen, Als es sich ?ber dem Grabe zur gr?sste Zierde des Kirchhofs Bald, in Eisen gegossen, erheben werde! Da war sie Vor Entsetzen erwacht und mit unendlicher R?hrung Hatte sie durch das Spiel der Glocken hindurch2), wieder es st?ndlich Von den T?rmen erschallt in frommen Choralmelodien, Seine Stimme vernommen und rasch und still sich erhoben. Tief war das Herz ihr beklemmt. Der Fluch des ganzen Geschlechtes, Dass es nicht sch?tzt, was es hat, und ?bersch?tzt, was es nicht hat, Dr?ckte sie so darnieder, als w?re nur sie ihm erlegen, W?hrend doch alle zusammen den Duft der lockenden Fr?chte Gleich beim Pfl?cken verwischen, und weil sich zwischen den Fingern Freilich das Gold nicht findet, das auf den Zweigen so reizte, Neu verlangend den Baum erklettern, um aber und aber Ihn zu pl?ndern und sich zu t?uschen! Der bittre Gedanke, Ihrem Gatten wohl oft durch ihr verd?stertes Wesen Stille Freude getr?bt und edel verheimlichten Kummer, Statt ihn zu lindern, erh?ht zu haben, verliess sie nicht wieder: All die kleinen Momente, an denen das Leben so reich ist, Wo ein freundlicher Blick mit einem finstern erwidert Wurde, ein herzliches Wort mit einem kalten und leeren, Traten in greller Beleuchtung vor ihre ge?ngstigte Seele, Und sie fand nicht den Mut, ihm guten Morgen zu sagen, Eh' sei ein stilles Gel?bde im tiefsten Gem?te beschworen. Fest auch steht ihr Entschluss, es unverbr?chlich zu halten, Ja, sie wiederholt's, indem sie der T?re den R?cken Wendet, die ihr den Traum so klar ins Ged?chtnis gerufen, Dass sie ihr Auge bisher, wie magisch, an sich gefesselt. Als sie ins eigne Gemach zur?ckkehrt, trifft sie die Zofe Eben vorm Spiegel: sie m?chte von Magdalenen berichten, Die sich bei ihr erkundigt, ob Kalifornien weit ist Und ob wirklich die Strasse mit Totengerippen gepflastert, Wie sie auf ?ngstliches Fragen bei Hoffmann und Campe erfahren. Aber die T?rin err?tet und schleicht sich davon, als sie pl?tzlich Ihre Herrin, anstatt auf sie zu h?ren, die Nadel Greifen sieht, um vor Nacht noch die l?ngst begonnene Arbeit, Welche schon aufgegeben erschien, f?r den Herrn zu vollenden. Denn die Neugier will's durch t?tige Busse beweisen, Dass sie verwandelst ist, und wirklich wird sie noch fertig, Wenn auch im Laufe der Stunden gar manche ihrer Bekannten Prunkend und prahlend erscheinen, geh?llt in die neuesten Roben, Welche Paris geliefert, und brennend, Neid zu erregen, Oder zum wenigsten doch in stiller Bewundrung zu schwelgen. Ja, sie werden sogar, obgleich sie nur st?ren und hindern, Besser empfangen, wie sonst, und finden offnere Ohren, F?r ihr erstaunliches Gl?ck, das Mode-Journal zu besch?men. Denn es will ihr d?nken, als h?tten sie, t?ndelnd und gaukelnd Und die schillernden Flitter aus kindischer Freude am Wechsel, Wie die V?gel sich mausern, vertauschend und wieder vertauschend, Sich vor Schlimmrem bewahrt, sie schaut nicht mehr mit Verachtung Auf die Schwestern herunter, es scheint ihr doch besser, zu spielen, Als best?ndig zu br?ten, den Liebsten aber zu qu?len. So vergeht ihr der Tag in furchtbar-ernster Betrachtung, Welche sie ?ber sich selbst im Geist erhebt und sie kr?ftigt, W?hrend im zierlichen Fleiss der Finger das Herz sich erleichtert. Und es naht sich der Abend. Nun gilt's noch, die Gaben zu ordnen, Die sie bestimmt f?rs Haus--seit Jahren tat es die Zofe-- Dann, sich festlich zu schm?cken, und beides dauert so lange, Dass der Doktor erscheint, bevor sie noch selber gekommen. ?bergl?cklich begr?sst der Kaufherr ihn und erz?hlt ihm, Was am Morgen geschehn, und wie es weiter gegangen. Doch der Alte erwidert als Pr?fer der Herzen und Nieren: Einer Genesenden gleicht sie, und alle Genesenden f?hlen, Wenn sie das ?bel verliess, sich frei von Wunsch und Verlangen, Denn sie haben das Mass des Menschlichen wieder gewonnen, Das die Begierde zerbrach, und wollen nur leben und atmen. Aber das ?ndert sich wieder. Drum muss man die Pause benutzen, Und so fatal mir der Pastor mit Sakrament und Ermahnung Auch in der Krisis ist, so gern doch seh' ich ihn nahen, Wenn ich selbst mich entferne, denn rein ist der Boden von Unkraut, Und der g?ttliche Same mag Wurzel fassen und treiben. Also wollen wir's auch mit ihr verhalten, und hat sie Selbst den Entschluss gefasst, der einzig hilft auf die L?nge, Denn, was Juden als Fluch, gilt Christen noch immer als Ungl?ck, Und die bittre Empfindung wird wieder und wieder sich regen, Nun, so m?ssen wir sorgen, ihn rasch in die Tat zu verwandeln, Und es trifft sich besonders!--Da ?ffnet sich pl?tzlich die T?re Und im seltensten Putz, sie weiss, wie sehr es ihm schmeichelt, Wenn sie die eigenen Reize erh?ht durch seine Geschenke, Tritt die Gattin herein. Er eilt ihr entgegen, der Alte Folgt ihm aber sogleich, und zwischen sie tretend und beide An den H?nden fassend, beginnt er eifrig von neuem: Unten verbringt das M?dchen, das ich dem Hause empfohlen, Weinend den ganzen Tag, weil ihr Verlobter im Fr?hling Nach Amerika will, um dort entweder zu sterben, Oder so viel zu erwerben, als n?tig ist f?r die Heirat; Hier vermisst Ihr das Kind, das jetzt mit leuchtenden Augen Und mit gl?henden Wangen von einem Tische zum andern H?pfen sollte und Euch durch H?ndeklatschen und Jubeln In die Jugend zur?ckversetzen! Da m?cht' ich doch raten: Gebt das Paar zusammen und macht den Erstling zum Erben! Edel sind sie und brav, Ihr werdet es nimmer bereuen, Wenn das Wort sich bew?hrt, das alte, vom Stamm und vom Apfel, Und so sicher Ihr selbst das Kind ins Leben gerufen, Ebenso sicher auch werdet Ihr's inniger lieben, wie eines, Denn Ihr w?hlt's Euch nicht aus, Ihr fragt nicht nach Augen und Haaren, Wie es doch sonst wohl gesch?he, es wird Euch von oben gesendet, Wie den Eltern, auch seid Ihr so heilig, wie diese, gebunden Und Ihr heisst es vielleicht, als w?r' es ein eignes, willkommen. Ja, es k?nnte sogar f?r Euer eigenes gelten, Wenn Ihr wolltet, Ihr n?hmet die Mutter mit auf die Reise, Welche Ihr j?hrlich macht, und k?met ohne sie wieder: Sie verg?ss' es ?ber das zweite und f?nde sich gl?cklich Ander Seite des Gatten in H?lle und F?lle des Wohlstands, Aber es w?rde bei Euch auf einmal lebendig und fr?hlich, Denn was die Pendel den Uhren, das sind die Kinder den H?usern! Sie erwidert dem Alten mit Hast und fiebrisch err?tend: Dieses w?re das Beste, und also muss es auch werden! Was sie auch immer verlangen, so werden sie alles erhalten, Aber bevor noch der S?ugling den Mutter-Namen gestammelt, Muss sie sich trennen von ihm, denn mich nur darf er so nennen! Da entgegnet der Doktor: So sprech' ich denn gleich mit dem M?dchen! Und er verl?sst das Gemach. Sie eilt ihm nach bis zur T?re, Unwillk?rlich gedr?ngt, ihn umzurufen, doch h?lt sie Auf der Schwelle noch ein und sagt, zum Gatten gewendet, Der sie verfolgt mit dem Blick: Nicht wahr, wir d?rfen es nehmen, Wenn sie selber es geben? Er holt sie zur?ck und erwidert: Dieses gelt' uns als Zeichen! Doch, wie sie auch immer sich fassen: Wir vereinigen sie! Das hab' ich schon still mir geschworen. Was auch siege im Kampf: der Wunsch, ihr Kind zu behalten, Oder es gl?cklich zu wissen, und gl?cklich k?nnen wir's machen, Ruhig warten wir's ab, denn wahrlich, ich will sie belohnen. Abraham wurde gepr?ft, er sollte den Isaak schlachten, Und er fand sich bereit. Doch nicht, als er trauernden Herzens, Aber mit l?chelnden Mienen, der Sarah den Liebling entf?hrte; Auch nicht, als er den Berg mit zitternden Knieen hinanstieg, Oder den Opfer-Altar mit bebenden H?nden erbaute; Nicht einmal, als er schaudernd dem Knaben das H?lschen entbl?sste, Erst, als das Messer schon blinkte, erschien ihm der rettende Engel! Diese brauchen nur Nein zu sagen, so ist es bestanden. Darum f?rchte dich nicht der S?nde in deinem Gewissen: Denn sie gewinnen das Leben und setzen sich selbst die Bedingung. Aber nun sieh dich doch um, betrachte die V?gel und Blumen, Die dich so freundlich begr?ssen und sage mir, ob ich's getroffen? Sie entgegnet: ich habe da dr?ben f?r dich auch ein Tischchen, Wenig zwar liegt nur darauf, allein du bist ja gen?gsam, Und ich kam, dich zu rufen!--Doch viel zu bewegt sind sie beide, Um hin?ber zu gehn, sie scheinen's nicht einmal zu merken, Dass die t?rkische Tulpe vor ihren Augen sich ?ffnet, Ja, sie w?rden nicht horchen, wenn pl?tzlich die Sterne erkl?ngen. Bald auch kehrt der Doktor zur?ck mit vergn?gtem Gesichte, Ihn begleitet das M?dchen. Sie ist, wie zum Tode, erblichen, Aber sie l?chelt dabei. Sie m?chte reden und danken, Doch sie versucht es umsonst; so sinkt sie der Herrin zu F?ssen. Diese erhebt sie und k?sst sie. Da schallen H?rner und Zinken Fromm von der Strasse herauf. Nun wirft sie sich abermals nieder, Aber sie faltet die H?nde und blickt gen Himmel. Die Gatten Knieen neben ihr ihn, und also schliesst sich die Weihnacht.

Vierter Gesang.

Abend ward es und Nacht, eh' Christian kehrte aus Holstein, Denn die grimmige K?lte war umgeschlagen, es hatte T?chtig geschneit und die Wege versch?ttet, da galt es, zu schaufeln, Aber das tut der Bauer allein f?r die Posten des K?nigs. Endlich rollt ein Wagen, er ist gar leicht zu erkennen An dem muntern Geklingel der schellenbehangenen Pferde, Vor dem Hause vorbei, und Magdalena, die l?ngst schon Ungeduldig geharrt und gesp?ht durch das niedrige Fenster, Ruft ihm, mit hastigen H?nden das eingefrorene ?ffnend, ?ber die Strasse entgegen: Ich muss dich heute noch sprechen! Mit der Peitsche knallt er ihr lustig die Antwort herunter, Und, durch diese Bewegung die Kruste vom Leibe sich sch?ttelnd, Wird er wieder zum Menschen; bis dahin war er ein Schneemann. Jetzt auch w?hrt es noch lange, bevor er kommt, denn die Tiere Wollen das Ihrige haben, und nicht dem eignen Besitzer W?rd' er sie anvertrauen, er muss sie selber besorgen. Aber, nachdem er sie alle mit w?rmenden Decken behangen Und in die reinlichen Tr?ge den goldenen Hafer gesch?ttet, Auch den Wallach, er ist es gewohnt, mit K?mmel erquickt hat, Wechselt er rasch die Kleider und eilt, bevor er die Kammer Mit dem Weihnachtsgeschenk auch nur betreten, hin?ber, Denn es ist ihm zu neu, sein M?dchen rufen zu h?ren, Um nicht zu brennen, sogleich den Grund zu erfahren. Er trifft sie Ganz allein in der K?che bei ihrer Lampe, die andern Sind zum Tanz und die Zofe ist gar, wie sie's nennt, in Visite, Und er verwundert sich sehr, sie unbesch?ftigt zu finden, Denn er sieht nicht die Schere und auch nicht die Nadel und dennoch Kann sie, das weiss er, nicht atmen, so lange die Finger ihr ruhen, Und sie beklagt es noch immer, im Hause nicht spinnen zu d?rfen. Aber, wie w?chst sein Erstaunen, als sie, die Sch?mige, Scheue, Gleich an den Hals ihm fliegt, und wieder und wieder ihn dr?ckend, Spricht: Du darfst mir nicht fort, dich sollen die B?ren nicht fressen! O, ich weiss es gar wohl, was ?ber dem Meer dich erwartet, Wenn du auch Wellen und Winden entgehst, die manchen verschlingen, Und den Menschenverk?ufern, die schlauer, wie ehmals die Werber, Ihre Netze zu stellen verstehn, ich hab' es erkundet, Denn noch nie ist das Herz mir bedr?ngt gewesen, wie gestern, Und so nahm ich mir Zeit. Zu Tausenden liegen die Toten An der Strasse und weisen dich stumm zur?ck in die Heimat, Wenn du sie aber verachtest, die schweigenden Warner, wie viele, Und nur Zeichen des Weges in ihnen erblickst, die man ruhig Hinter sich l?sst, wie bei uns die Meilensteine, so wirst du Endlich selber zu einem. Und k?mst du auch wirklich ins Goldland, Ohne vorher zu verhungern, und w?rst so gl?cklich, die Ader In der Erde zu treffen und auszubeuten, so wirst du, Eh' du ein Schiff noch erreichst, von Dieben und R?ubern erschlagen, Denn der Teufel regiert, und einer t?tet den andern, Um nicht graben zu m?ssen und dennoch Sch?tze zu h?ufen! Lache, so lange du willst, du machst mich wahrhaftig nicht irre: Kalifornien ist der offene Rachen der H?lle, Welcher sich pl?tzlich ge?ffnet, um Seele und Leib zu verderben, Doch, was red' ich, du bleibst, und so ist alles vor?ber! Christian aber erwidert, sich ihren Armen entwindend: Immer hab' ich dich sonst gefasst und besonnen gefunden, Hat denn deine Natur auf einmal sich v?llig ver?ndert? Gehen werd' ich gewiss, doch h?tt' ich dir's gern noch verborgen, Um dir das Fest nicht zu tr?ben, allein der Schmied und der Tischler Haben geplaudert, da w?r' es dir dennoch zu Ohren gekommen Und du h?ttest am Ende geglaubt, ich wollte dich t?uschen, Darum musste ich's sagen. Nun aber rede nicht weiter, Monde noch nennen wir unser, warum sie s?ndlich verjammern? Nein, wir wollen sie ruhig in Frieden und Freude verbringen Und in der Stunde der Trennung dem Vater im Himmel vertrauen, Deinetwegen allein wird dieser mich segnen und schirmen! Aber sie l?chelt und spricht: Du brauchst nicht die Reise zu machen, Um es best?tigt zu finden, es hat sich schon jetzt so erwiesen! Siehe, ich flehte ihn an, die Pr?fung, wenn auch nicht g?nzlich Mir vom Haupte zu nehmen, so doch in Gnaden zu wenden, Und er hat mich erh?rt. Was sollte ich nun nicht ertragen, Da du mir bleibst und mir hilfst! Es komme, was wolle, ich werde Sicher nicht murren und klagen! Doch diesem w?r' ich erlegen. Aber du weisst ja noch nicht! Vernimm's und erstaune! Die Herrschaft Steuert mich aus, und sie gibt auch dir ein reichliches Erbe. Sch?ttle nur nicht mit dem Kopf, es ist so, wie ich dir sage, Haus und Hof sind unser, sobald wir wollen, man wartet Oben schon lange auf dich, so geh und h?re das Weitre! Aber der J?ngling versetzt, am Tische sich lehnend, wie schwindelnd: Sind denn wirklich die Engel noch nicht von der Erde verschwunden, Und was hab' ich getan, dass sie um mich sich bek?mmern? Doch, was frage ich noch! Nur deinethalben geschah es! Soll ich denn alles in allem dir schuldig werden? Wie vieles Hab' ich dir l?ngst zu verdanken! Ich f?hl' mich nicht besser, wie andre, Und ich w?rde vielleicht, wie sie, im Taumel mich drehen, Bis ich mich selber verl?re, wenn du nicht w?rest! F?r alles Kommt der Tag der Versuchung. Das t?gliche Leben und Treiben Widert jeden, sobald ihn die Hoffnung verl?sst, und sie wechselt Gern, wie der h?pfende Vogel, den Baum. Da greift er zum Glase, Um sich selbst zu bet?uben, und hatten die Karten so lange Feurige R?nder f?r ihn, die an den Teufel ihn mahnten, Der sie zuerst gemalt und herumgegeben, so scheinen Sie ihm pl?tzlich vergoldet und locken durch alle Figuren. Siehe, da ist er geliefert, wenn nur noch Gottes Gebote Ihm die Strasse zur H?lle versperren, wenn Vater und Mutter Ruhig im Grabe ihm schlummern, und noch kein sorgliches M?dchen An die Stelle der beiden trat. Die Sterne des Himmels Zittert der nicht, zu verfinstern, und wenn sie zu schrecklich ihm funkeln, Schaut er nimmer hinauf, allein das Auge der Liebe Ist gar leicht zu tr?ben und seinen ?ngstlichen Blicken Kann sich keiner entziehn, da f?hlt sich der Mensch denn gehalten! So erging's mir mit dir. Ich hatte die Eltern verloren, Und nun war ich gezwungen, an mich zu denken. Das hatte Ich bisher nicht getan, es war mir genug, mit den Segen Zu verdienen, mit dem ich als Knabe ihr H?ttchen verlassen, Um dem Bauern das Vieh zu h?ten, zuerst nur die G?nse, Dann die Schweine und Schaft, und endlich die Ochsen und K?he, Und ich f?hlte mich gl?cklich, f?r sie zu sorgen, auch hielt ich Ihnen die Not von der T?r. Da raffte die t?ckische Seuche Sie hinweg, und auf einmal war alles anders. Die Groschen Blieben mir zwar, und ich konnte allm?hlich manches mir schaffen, Was ich lange entbehrt, doch boten die Uhr und die Pfeife Keinen Ersatz f?r das L?cheln der Mutter, womit sie mir's lohnte, Wenn ich ihr gegen den Winter mit Bohnen und Erbsen die Truhe F?llte, oder im Fr?hling zur Mastung ein Ferkelchen brachte. Da begann ich zu rechnen, und leider musst' ich's bejahen, Wenn die Genossen mir sagten, mein Sparen bringe mich einzig Um die Freuden der Jugend, und sichre mir doch nicht das Alter, H?chstens k?nnt' ich den Doktor aus eigenem S?ckel bezahlen, Wenn ich einmal erkrankte, allein das danke mir keiner, Den besolde die Stadt. So warf ich denn wirklich mein Flickzeug Eines Sonntags beiseite, denn Sonntags flickte ich wieder, Was ich zerriss in der Woche, und mischte mich unter die andern, Um, wie diese es nannten, doch auch mal den Herrn zu probieren. Wohl gek?mmt und geb?rstet, und blank in der Tasche den Taler, Prunkt' ich daher, auch gefiel's mir, zuerst den Hafen zu sehen, Wo die Masten so eng und so dicht zusammen sich dr?ngen, Wie die Spitzen des Schilfs bei uns in Gr?ben und S?mpfen, Dann an dem Ufer der Elbe hinab zu spazieren nach Flottbeck1) Und die Schiffe zu z?hlen, die eben kommen und gehen, Oder die G?rten, die bunt sich am breiten Flusse dahinziehn. Gern bezahlt' ich auch mittags mein Essen, obgleich ich's zu Hause Besser und billiger hatte, ich liess mir's sogar noch gefallen, Dass wir auch Kaffee tranken, ich wollte den M?kler nicht machen. Aber, als sie nun riefen: jetzt m?ssen wir karten und kegeln Und den guten Lik?r daneben versuchen, da sprach ich: Weiter halt' ich nicht mit! und ging, wie sehr sie auch h?hnten, Denn oft sagte mein Vater, es w?rde keiner die erste Schenke betreten, der ahnte, in welcher Gestalt er die letzte Einst nach Jahren und Monden verlassen w?rde, auch schl?pfte Selbst der Gesunkenste schwerlich des Morgens hinein, wenn er w?sste, Wie er sich abends entfernte, und dieses klang mir im Ohre. Nicke mir nicht so freundlich, es w?r' wohl noch anders gekommen, Denn der Grund, der mich trug, ich f?hl' es noch heute mit Schaudern, Wankte mir unter den F?ssen, und Taumelnde k?nnen auch fallen, Doch, ich erblickte dich!--Und wurdest--versetzt sie--mein Retter, Als ich mich vor dem Verfolger nicht l?nger zu sch?tzen vermochte. Mich auch hatte der Spott, wie dich, vom Hause getrieben, Denn ich f?hlte mich gl?cklich, daheim zu sitzen, ich hatte Angst vor der grossen Stadt, und w?nschte mich ebensowenig In den Strudel der Menschen, wie in den Strudel der Elbe, Wenn sie flutet, hinein. Da aber hiess es best?ndig: Diese ist wohl in Sachsen vom Baum heruntergefallen, Dass sie keiner besucht, es kommt nicht Bruder noch Schwester, Oder Onkel und Tante, auch hat sie ja keinen Geburtstag, Denn ihr wird nicht geschrieben! Da ging ich denn endlich, als w?r' es Zu Verwandten und Freunden, allein ich kannte nicht einen Von den Tausenden, welche hier wohnen, und all mein Vergn?gen War, die Stunden zu z?hlen, mein Kleid im Gedr?nge zu sch?tzen Und mir die Strassen zu merken, um abends den R?ckweg zu finden. So gelangt' ich vors Tor. Da aber gesellte sich pl?tzlich Ein Begleiter zu mir. Ich hatte ihn niemals gesehen, Lang und schmal, wie er war, und prangend in Ketten und Ringen, Aber er wollte mich kennen, und gr?sste von Vater und Mutter. Als ich ihm sagte, er irre, die l?gen schon lange im Grabe, Sprach er, er meine die seinen, und blieb mir ruhig zur Seite. So gewiss ich auch wusste, dass keiner mich kannte, so wollt' ich Dennoch ersticken vor Scham, als wenn es mir mitten im Dorfe Unter den Meinen gesch?he, und suchte ihm rasch zu entkommen. Aber, wie ich auch lief, und wie ich mich drehte und wandte: Nichts gewann ich ihm ab, und sp?ttisch rief er am Ende: Dirne, ich bin ja der Wind, du willst doch dem Wind nicht entlaufen? Nun begann er sogar, von h?sslichen Dingen zu reden, Und je stiller es wurde, je mehr die Menschen verschwanden, Um so kecker erging sich seine verworfene Zunge. Rennen konnt' ich nicht mehr, und mag man die Augen verschliessen: Offen bleiben die Ohren, und herzlich begann ich zu weinen. Aber er h?rte nicht auf, es wurde je l?nger, je ?rger Und zugleich auch die Gegend verlassner und wilder und wilder. Da vernahm ich von ferne ein Pfeifen, das fr?hlich und mutig Klang und mir Hilfe verhiess, ich schrie, so laut ich's vermochte, Und es w?hrte nicht lange, so wurdest du sichtbar, dich hatte Nur ein Knick2) noch verborgen. Du eiltest herbei, doch der andre Lief nicht davon, er besah dich mit seinem vergoldeten Glase, Welches an schwarzem Bande ihm baumelte ?ber der Weste, Sprach, er sei kein R?uber, doch ich das albernste G?nschen, Und erkundigte sich nach Bauers Garten.--Du aber, Mit den Augen mich pr?fend und ?ber und ?ber ergl?hend, Tratest ihm ernst in den Weg und riefst mit donnernder Stimme: Herr, das Kind hat geweint, und ich, ich bin aus dem Lande, Wo man die zinnernen Kr?ge vor Zeiten, wie lederne Schl?uche, So mit den grimmigen F?usten zusammendr?ckte und quetschte, Dass das versch?chterte Bier die Decke bespritzte und L?cher Machte, als k?m's aus der B?chse! Er lachte h?hnisch und sagte, Leicht in die Tasche greifend und klingelnd mit Gold und mit Silber: Hier ist ein Taler, mein Freund, nun f?hr' Er die Liebste zu Ahrens, Dort wird abends getanzt! Doch du--Ich mag es nicht denken, Aber der J?ngling erwidert, die hangenden Locken ihr scheitelnd: Kind, ich h?tte mich selbst des Zorns nicht f?hig gehalten, Der mich so pl?tzlich ergriff, und keiner meiner Genossen, Denn ich galt f?r ein Lamm. Auch w?r' ihm gewiss nichts geschehen, H?tt' er nur mich beschimpft, die seidenen Kleider allein schon H?tten ihn sichergestellt, ich h?tt' mich im stillen ge?rgert, Auch vor dir mich gesch?mt, und doch wohl albern gel?chelt, Denn noch erblickt' ich den Herrn in jedem, welcher den feinern Rock auf dem Leibe trug, und liess mich drillen und h?nseln. Aber, wie ich dich sah und alles, was er geredet, Von der brennenden Wange dir ablas, ward ich ein andrer, Als ich mich je noch gef?hlt im ganzen Leben, und eher H?tt' ich dich selber verletzt, du wichst zwar bald auf die Seite, Aber du faltetest doch die H?nde und schienst mich zu bitten, Ihn zu verschonen, als ihm die b?ndige Probe erlassen, Dass die F?uste noch immer in Wesselburen gedeihen3). Nun, es sei ihm verziehn! Er wird es nicht wieder versuchen, Und ich hab' es am Ende doch ihm allein zu verdanken, Dass ich dich kennen gelernt, wie h?tt' ich dich sonst wohl getroffen? Und du w?rst auch vor mir vielleicht so ?ngstlich gelaufen, Wie nur immer vor ihm, drum w?nsch' ich ihm nicht einmal Narben. Aber, nun sprich, was es gibt! Mir dreht sich der Kopf noch im Wirbel! Muss ich gewiss nicht zu Schiff? Ich geh' ja nicht gerne, obgleich ich Hart am Meere erwuchs! Ich lieb' es den Wagen zu lenken, Oder die Pferde zu tummeln, auch mag ich pfl?gen und dreschen, Aber das Wasser war mir stets zuwider, und nie noch Hab' ich den Fischer begleitet, so gern ich dem streifenden J?ger Mich gesellte, wenn's ging! Wie ist nicht das eine schon gr?sslich, Dass man darin nicht bloss ertrinken, sondern darauf auch Schm?hlich verdursten kann! Mir ward es hinter den Deichen Immer schon eigen zu Mut, die gegen St?rme und Fluten Uns das L?ndchen beschirmen. Das Schrillen und Kreischen der V?gel Mit den langen H?lsen und oft noch l?ngeren Schn?beln, Welche im warmen Sande die bunt gesprenkelten Eier Hinterlassen, die Muscheln und selbst die fettigen Kr?uter Mit den wolligen Blumen erf?llten mich immer mit Grausen, Und ich brauchte nicht erst auf Toten-Gebeine zu stossen, Wie sie aus Schiffer-Gr?bern vergilbt und vermorscht wohl hervorschaun, Um das Knabengel?st nach Bernstein niederzuk?mpfen Und von dannen zu fliehn. Da magst du dir denken, wie leicht mir's Ward, den Entschluss zu fassen, mich dennoch der See zu vertrauen! Aber ich war es dir schuldig, und w?r' es mir ?bel ergangen, Und ich erwartete nicht, ich darf es dir jetzt ja bekennen, Was der Schmied und der Tischler erwarten, so w?re ich dr?ben Bis an mein Ende geblieben, und w?r's auch als Sklave gewesen, Um dein Gl?ck nicht zu hindern und andern den Weg zu vertreten. Du verf?rbst dich? Was hast du? O, h?tte ich Narr doch geschwiegen, Diese erz?hlte mir Tr?ume, und ich, ich nahm sie f?r Wahrheit! Aber das M?dchen erwidert: Man schaudert wohl auch bei Gefahren, Die man erst v?llig erkennt, nachdem sie vor?bergegangen! Also hatt' ich doch recht, sogleich das ?rgste zu f?rchten Und mich nicht zu besinnen! Nun mache nur du es nicht schlimmer, Frage nicht, eile hinauf, und wenn ich selbst nur nicht Nein sprach, Weil es zu pl?tzlich kam und mich verwirrte, so zeige Du dich daf?r als Mann, und gib dein entschlossenes Jawort! Haus und Hof sind unser, sobald wir es selber nur w?nschen, Und wir sollen daf?r--? ich weiss nicht, ob ich's verstanden, Aber dort kommt er selbst, er wird dir's deutlicher sagen! Und dem Kaufherrn, welcher die T?r soeben ge?ffnet, Tritt der J?ngling entgegen und spricht: Ich habe das M?dchen Nie als t?richt gekannt, und dennoch kann ich's nicht glauben, Dass ich mir wirklich ihr Stottern und Stammeln richtig gedeutet. Wenn es aber so w?re, wie sie verk?ndet, so k?nnt' ich Nur das einzige sagen: ich kenn' und liebe die Wirtschaft, Und der j?ngre Verwalter hat das voraus vor dem ?ltern, Dass er sich selbst nicht schont, und nicht mit der Zunge bloss ackert. Wenn Sie mir also vertrauen, obgleich die Erfahrung mir mangelt, Werden Sie, was ich verseh', an Knechten und Pferden ersparen. Wahrlich, ich werd' es an Fleiss nicht fehlen lassen, ich stehe Jetzt schon der erste auf und bin der letzte zu Bette, Und was einer dem Boden nur abzwingt, sei's an Getreide, Sei's an Obst und an Vieh, das werden auch wir schon gewinnen! Aber der Kaufherr spricht: Ihr s?et und erntet euch selber, Ich bin h?chstens noch da, wenn ?berschwemmung und Misswachs, Brand, Viehsterben und Krieg euch wider Verhoffen betreffen, Um euch helfen zu k?nnen, im ?brigen seid ihr die Eigner, Und verpflichtet euch bloss, nicht wiederzukehren nach Hamburg, Denn das Gut, das ich meine, liegt fern am Fusse des Brockens, Und uns das Kind zu lassen, damit wir es christlich erziehen Und es zum Tr?ger des Namens, sowie zum Erben ernennen. Christian, erst so erstaunt, als w?rd' er belehnt mit der Erde, Denn er hatte nicht einmal an Pacht, geschweige an Herrschaft Sich zu denken getraut bei ihren verworrenen Worten, F?hrt zusammen und schaut auf Magdalena, doch diese Ruft: So ist's! Wir geloben's! und h?ngt mit ?ngstlichen Blicken An dem Munde des J?nglings. Er schweigt noch lange, doch endlich Sagt er: Was du versprichst, das kann ich halten! und bietet Nun dem Kaufherrn fest zum Pfand und zum Siegel die Rechte.

F?nfter Gesang.

O, wie sch?n ist die Zeit, wenn schalkhaft hinter dem Winter Schon der Lenz sich versteckt, wenn fr?h am Morgen die Lerche Wirbelt, als h?tte sie l?ngst das Veilchen gesehen, und dennoch Abends gern mit dem Spatz sich unter dem Balken verkr?che, Wo er im Neste kauert, und wenn die erste der Primeln Durch den n?mlichen Tropfen, an dem sie sich mittags erquickte, W?hrend die Sonne so brannte, vor Nacht ihr Ende noch findet, Weil er gefriert und sie knickt! Wie ist sie in Ahnung und Hoffnung Jener sp?tern voraus, wo schleichend hinter dem Sommer So der Herbst sich verbirgt! Die Schauer von Hitze und K?lte Wechseln zwar ganz, wie jetzt, allein es ziehen die Schwalben Und es kommen die Raben, die einen nicht l?nger gefesselt Von der W?rme, die andern nicht l?nger geschreckt, auch erblickt man Schon die Erstlingsglieder der traurigen Kette von Blumen, Welche, den Duft und die Farbe zugleich allm?hlich verlierend, Schliesst in der strohigten Aster, die selbst der Sturm nicht entbl?ttert, Sondern der Schnee begr?bt!--Die sch?ne Zeit ist gekommen, Und ein gl?ckliches Paar, vom kurzen Tage erm?det, Weil es die sp?rliche Frist, die zwischen den Nebeln der Fr?he Liegt und den Nebeln des Abends, durch Fleiss zu verdoppeln gewohnt ist, Setzt sich beim Scheine der Lampe behaglich zur dampfenden Suppe Und verzehrt sie mit Lust, doch still und ohne zu reden, Wie es der Landmann macht, um sich den Genuss nicht zu schm?lern. Dann hebt Christian an: Ich habe die ?cker und Wiesen Heute wieder gemustert und kann es noch immer nicht fassen, Dass ich auf eigenem Boden mich m?de gelaufen. Er ist zwar Nicht so fett, wie bei uns, auch hat man in m?ssigen Stunden Steine genug zu sammeln, und wird sie sobald nicht vertilgen, Weil, wie die Bauern hier sagen, der Teufel sie immer von neuem Fallen l?sst, wenn er nachts mit vollen S?cken vom Blocksberg Abf?hrt, um sich daf?r in Holstein Seelen zu kaufen, Aber, wie dehnt sich das aus! Sogar das Eckchen am Berge Ist noch unser, ich fragte! Und Magdalena erwidert, W?hrend sie einige ?pfel als unerwarteten Nachtisch Bringt und l?chelnd verteilt: Ich habe dagegen den Garten N?her besehen und kann dir von jeglichem Baume vermelden, Welche Fr?chte er tr?gt, wieviele, und wann er gesetzt ist. Spare die Frage, du Schalk, ich hab's den Rinden der St?mme Nicht entnommen, mir hat's der alte Pfarrer verk?ndet, Welcher vor?ber kam. Er kann sich der Zeit noch erinnern, Wo das Haus nicht stand, und hat den hintersten Birnbaum, Den uns der Mond jetzt zeigt, am Tage, wo man's gerichtet, Eigenh?ndig gepflanzt. Den wollte er eben besuchen, Weil er ihn liebt, und ich denke, wir schicken ihm j?hrlich ein K?rbchen, Ganz bis oben gef?llt mit allen Sorten zur Labung, Wie es die andern getan, obgleich er uns schwerlich die Rede Halten wird, wenn wir sterben! Du glaubst nicht, die edelsten Arten, Wie sie der G?rtner nur hat, dabei dem Wind, wie entzogen, Weil die H?gel uns decken, die lang geschweift sich dahinziehn, Und gesucht auf dem Markt, wie keine! Es w?re Verschwendung, Selbst davon zu kosten, als Weihnachts-Abend. Was horchst du? Christian tritt zum Fenster und spricht, indem er es ?ffnet: Regte die Kuh sich nicht? Ich lege mich heute nicht nieder, Denn ich traue nicht recht. Es ist zwar nach dem Kalender Auf der T?re am Stall noch eine Woche, doch weiss ich, Dass sich die Knechte verrechnen, indem sie der Striche zu viele Oder zu wenige machen, und habe ich, ohne zu murren, Oder auch nur aufs Geheiss zu warten und Kaffee zu fordern, Fremdes Vieh bewacht, wie sollt' ich das eigne vergessen! Lachst du nicht mit? Das eigne! Ich glaube noch immer zu tr?umen. Magdalena versetzte: Ich h?re nicht auf, mich zu wundern, Wenn ich so alles bedenke, am meisten aber erstaun' ich ?ber die Trauung selbst. In stattlicher Kutsche zu fahren, W?hrend Vater und Mutter zu Fusse gingen und triefend Vor dem Pastor erschienen, die angesehene Herrschaft Und den Doktor als Zeugen zu haben, w?hrend die Eltern Hirt und W?chter dienten und m?rrisch das Wetter verfluchten, Und am Abend der Schmaus: es war, um den Kopf zu verlieren! W?re dir nicht der Hut heruntergefallen, indem du Gar zu eilig den Wagen besteigen wolltest, und h?tte Ich nicht die Locken zerdr?ckt und Kranz und B?nder verschoben, Als ich zur Seite r?ckte: es w?re zu pr?chtig gegangen, Und man h?tt' uns zu stark beneidet, vielleicht gar beredet; Aber nun gab's f?r die andern in H?lle und F?lle zu lachen, Und wir beide kamen nicht eher aus dem Err?ten Wieder heraus, als im Dom, wo neue Sorgen begannen, Oder erging es dir besser? Ich zitterte kindisch, zu zeitig Oder zu sp?t mit dem Ja zu kommen, obgleich ich als Kind schon, Hinter den St?hlen der Kirche mich mit den Gespielen versteckend, Um vom brummenden K?ster nicht fortgetrieben zu werden, Manche Trauung gesehn und alles geh?rig beachtet, Was den Br?uten geziemt! Da ist es mir anders gegangen!-- Sagte Christian jetzt--Sobald ich die Orgel vernehme Und den gekreuzigten Heiland mit seinen Wunden erblicke, Hab' ich die Welt im R?cken und k?nnte K?nigen selber Fest in die Augen schaun! So recht, noch einige Kl?tze In den Ofen geschoben, damit ich nicht friere. Wie emsig Bist du aber gewesen! Wie blinken Tiegel und Pfannen, Nun sie die Flamme beleuchtet! So ist der Kessel von Kupfer, Statt von Messing? Wie gl?nzt er! Den Spiegel wirst du nicht brauchen, Jedes Geschirr ersetzt ihn, wir k?nnten ihn wieder verkaufen, Wenn mein Bart nicht w?re, und diesen lasse ich wachsen, Wie sie's hier alle tun, die Hirten sogar und die Fischer. Was wir aber behalten, das sind die heiligen Bilder Von dem verlorenen Sohn. Mit diesem hab' ich als Knabe Oft zu Mittag gegessen. Mein Vater pflegte zu sagen, Wenn es an allem gebracht, sogar an Salz und Kartoffeln, Wie sich's im Winter zuweilen begab, wenn Fasnacht vorbei war: Heute sind wir bei dem zu Gast gebeten! und zeigte Auf die lustige Tafel, sie hing vergilbt und verr?uchert ?ber dem Ofen und hatte gewiss schon den zehnten Besitzer, War auch nicht zu verkaufen und galt nicht einmal als Pfandst?ck, Wo der W?stling schwelgt und wo ihn die Dirnen bestehlen. Trunken hebt er das Glas, den Wein versch?ttend, zu F?ssen Liegt ihm ein leckeres Brot, vom Arm heruntergestossen, Welches ein Hund beschn?ffelt, indes er, wenn er sich wendet In dem geschaukelten Stuhl, es augenblicklich zertreten Oder beschmutzen muss, und dies muss einig geschehen, Wenn er nicht st?rzen will. Der Tisch ist reichlich beladen Mit den erlesensten Speisen und ausgew?hlten Getr?nken, Aber ich w?nschte mir nichts vom ganzen gl?nzenden Gastmahl F?r den brennenden Hunger, als dieses Brot, und ich hab' es Tausendmal in Gedanken verzehrt und werde auf Erden Niemand wieder beneiden, wie diesen Hund, der so satt ist, Dass er es kaum beriecht. Nun geh mir aber zu Bette! Wenn sich der Wind noch mehr erhebt, so will ich mich freuen, Dass ich mein Feuer sch?re und nicht mit dem Schmied und dem Tischler Auf dem Ozean schiffe, du aber tr?ume geschickter Wie in der letzten Nacht, von Wilhelm und Anne, sie haben's Jetzt so gut, wie die meisten, der Weihnacht hat sie gekr?ftigt!--

So verstreichen dem Paar die Stunden, die Tage und Wochen, Eine der anderen gleich und keine besser und schlechter, Wie im himmlischen Reich; sie sprechen zu keiner: verweise! Oder: entferne dich rascher! Denn alle bringen dasselbe. Nur die Arbeit wechselt. Der Pflug geht heute zu Felde, Morgen wackelt die Egge ihm nach und ebnet die Furchen, Welche er zog in der Erde, und wenn die beiden im Schuppen Wieder ruhen, versucht sich die l?ngst gedengelte Sense Schon am ersten Grase. Indessen folgte der Primel Mit dem fr?hlichen Spatz, der selbst im Winter noch Trotz beut, Still das liebliche Veilchen, von Fink und Lerche begleitet, Und der heisse Hollunder, dem Maiengl?ckchen verschwistert, Welcher die Nachtigall durch seine bet?ubenden D?fte Aus dem Schlummer erweckt. Wer schwitzt, der sieht in der Sonne Nur noch die Uhr, nicht den Stern, und alle Blumen und V?gel Sind f?r den Ackrer nicht da. Doch Samstags b?ckt er sich gerne, Wenn er am Abend die Ochsen zu Hause treibt, um ein Str?usschen Mitzubringen, so gut er's eben findet, das Sonntags, Vor den Busen gesteckt, die Liebste ziere zum Kirchgang. Dies tat Christian auch, und Magdalena bedankte Sich am folgenden Tag durch irgendein neues Gem?se, Welches der Garten gebracht, sei's nun das zarte Radieschen Oder der frische Spinat, und was die g?tige Erde Weiter bietet. So sind die fr?hlichen Pfingsten gekommen, Und mit dunkelnder Nacht, es war noch so vieles zu ordnen, Um die festliche Rast mit Ruhe geniessen zu k?nnen, Tritt er singend ins Haus und bringt ihr den ersten Hollunder. Stumm am Herde besch?ftigt und gegen die T?re den R?cken Kehrend, scheint sie ihn nicht zu h?ren, da tickt er ihr leise Mit den tauigen Blumen auf ihren gl?henden Nacken, Dessen Tuch sich verschob. Sie f?hrt ein wenig zusammen Vor der pl?tzlichen K?lte, wie wird ihm aber zumute, Als sie, statt sich zu freuen und ihm nach ihrer Gewohnheit Aus der dampfenden Pfanne den ersten Bissen zu reichen, Dass er koste und lobe, den Strauss in wilder Bewegung Aus den H?nden ihm reisst und in die Flammen ihn schleudert. ?ngstlich sieht er sie an, doch eh' er die Lippen noch ?ffnet, St?rzt sie ihm an die Brust und weint, als h?tte sie eben Himmel und Erde gekr?nkt und k?nne sich nimmer verzeihen. Sie zu beschwichtigen, will ihm lange durchaus nicht gelingen, Denn sie bebt vor sich selbst, und er fragt umsonst nach dem Grunde Dieser heftigen Wallung. Sie hatte ihn freilich ein St?ndchen Fr?her erwartet zum Essen, und alles war ihr verbraten, Doch erkl?rte das nichts. Da tritt, um Feuer zu z?nden, Eine Alte herein, die sie verwundert betrachtet, Als sie die Tr?nen erblickt, die immer noch rollen, und der sie Hastig erz?hlt, was geschehn, damit sie zu Christians Nachteil Nicht das Verkehrte glaube. Die f?hrt sie schmunzelnd beiseite, Fragt sie manches und lacht. Dann spricht sie, indem sie sich wendet: Ruft mich her?ber, sobald sich die ersten Halme vergolden, L?nger wir's wohl nicht w?hren, und sorgt indes f?r die Hemden. Was den S?nder betrifft, wo muss er geduldig sich fassen, Wenn's auch noch ?rger kommt, und denken, es zanke sein Kindlein, Du gebrauche dein Recht, du darfst jetzt kratzen und beissen. Als sie sich humpelnd entfernt, will Christian tanzen und jubeln, Magdalena jedoch bedeckt ihr Gesicht mit den H?nden, Wie am Hochzeitsabend, als alle neckend den Erstling Leben liessen, und nicht aus Scham allein und Verwirrung. Da besinnt er sich schnell und sagt, um ihre Gedanken Abzuleiten: Mich hungert! und als sie essen und trinken, F?gt er hinzu: Nun musst du mir morgen gewiss auf den Brocken, Wie du mir's Ostern versprochen, denn wenn wir's wieder verpassen, Wird dir das Steigen zu schwer, und immer w?r' es doch schade, Wenn der Sommer verginge, bevor wir mit eigenen Augen Urians Sitz uns besehn, um nicht zu sehr zu erschrecken, Wenn es im kommenden Herbst rumort zu unseren H?upten! So beschwichtigt er sie und heiter verstreichen die Pfingsten, Denn, vom herrlichsten Wetter beg?nstigt, erklimmen sie wirklich Den verrufenen Berg, vor dem sie als Kinder schon bebten, Wenn die Mutter, im Winter, beim Schein der erl?schenden Lampe Sie entkleidend, die Taten des Besenstieles erz?hlte, Und der Vater zum Schluss des feurigen Drachen noch dachte, W?hrend sie, schaudernd vor Angst, wie vor Frost, in die Kissen sich w?hlten. Seltsam starrt er sie an mit seinen Stollen und Schachten, Die zur H?lle hinunterzuf?hren scheinen, und h?tten Sie's auch nie geh?rt, dass alle D?monen hier hausen, W?rden sie dennoch zittern, dem Teufel hier zu begegnen, Wenn die dunkelnde Nacht sie unter den Fratzengestalten All der Felsen beschliche, die ringsum drohen und ?ffen Und vielleicht um die Stunde der Geister zum Leben erwachen, Um durch die L?fte als J?ger auf gl?henden Rossen zu st?rmen, Oder als Gnome zu spuken und waschende M?gde zu plagen. Drum beeilen sie sich, zur?ck in die T?ler zu kommen, Die er nur dann betritt, wenn ein entsetzlicher Frevel Ihm den heiligen Kreis der schirmenden Engel ge?ffnet, Und beim Sinken der Sonne ihr D?rfchen wieder erreichend, Wo das Gel?ut gerade verhallt, geloben sich beide, Halb den Schwindel vor Augen und halb die empfundenen Schauer, Auch in den Gliedern gel?hmt, wie nie, und verlacht von den Nachbarn, Keinen Festtag wieder auf diese Weise zu feiern. Ihr verbietet sich's auch von selbst, denn ganz, wie's die Alte Prophezeite, geschieht's. So wie die Rosen ergl?hen, Werden die Wangen ihr bleich, und als die Levkojen sich f?llen, Kann sie sich kaum noch b?cken, sie abzupfl?cken. Nur eines Trifft nicht zu, sie wird nicht launisch, wie andre, die erste Heftige Wallung ist zugleich auf die letzte gewesen, Aber unendliche Trauer bem?chtigt sich ihrer und st?ndlich Gehen die Augen ihr ?ber. Er sucht umsonst zu erfahren, Was sie dr?ckt, doch er kann sich genau des Tags noch erinnern, Ja, der Stunde sogar, wo ihr in pl?tzlicher Zuckung So die ersten Tr?nen entschossen. Sie hatte soeben Leise gebetet, wie's schien, und hielt die flehenden H?nde Noch gefaltet, wie er, durchs Fenster lauschend, bemerkte, Denn er kam zum Essen. Da fuhr sie auf einmal zusammen Und begrub ihr Gesicht im Schoss. Er nahte sich hastig, Weil er dachte, sie sei vielleicht von Schmerzen befallen, Doch sie erhob das Haupt und suchte zu l?cheln. Verwundert Sah er sie an. Da begann sie zu schluchzen und ging in die K?che, Um sich auszuweinen. Er folgte ihr, aber vergebens Fragte er, was ihr sei. Indessen verdr?ngte den Sommer Schon der ergiebige Herbst, und selten noch strotzte sein F?llhorn So von allem zugleich, was f?r den traurigen Winter Keller und B?den uns f?llt. Denn meistens bringt er das eine Reichlich, um mit dem andern zu kargen, da Hitze und K?lte, Nasses und trockenes Wetter fast nie so g?nstig gemischt sind, Dass auf jegliche Frucht nach Art und Mass und Bed?rfnis Immer das Rechte k?me, und keine im Wechsel erfr?re Oder erstickte. Die B?ume im Garten drohen zu brechen, Denn die n?chtlichen Fr?ste des Mais vertilgten die Raupen So erbarmungslos, dass neben Hummeln und Bienen Fast der lustigste Schw?rmer, der farbige Schmetterling, fehlte, Als sie den Raubzug hielten im Reiche der Blumen und Bl?ten, Und die ?hren sind schwer, als tr?gen sie goldene K?rner Und zerknicken die Halme, bevor noch die Sichel gewetzt ist. Nun gibt's drinnen und draussen zu tun. Das Obst zu besorgen, F?hlt sie sich noch imstand, wenn er's des Abends nur sch?ttelt, Was sie selbst nicht vermag. Sie schlichtet am Tage die Haufen, Nimmt das Erquetschte f?r sich, wie fr?her das W?rmergestochne, Schickt das wenig Verletzte, das ?berm?rbe und Weiche Auf den Markt zum Verkauf und legt das Beste beiseite, Um es, wenn Mangel entsteht, zu h?herem Preis zu versilbern. Er dagegen ist fleissig im Felde und macht die Erfahrung, Dass der T?tigste selbst f?r sich die Kr?fte noch immer Anders braucht, als f?r Fremde, denn hat er fr?her f?r zweie Schaffen k?nnen, so kann er's jetzt f?r dreie und f?hlt sich Doch zur Nacht nicht zu m?de, um mit im Hause zu helfen. Schon sind Roggen und Weizen in sicherer Scheuer geborgen, Und so hat denn der Mensch sein Teil, nicht minder die Gerste, Welche dem Mastvieh Mark und Fett und schweres Gewicht gibt, Und es spritzte von oben nicht eine Wolke! Es fehlt jetzt Nur noch der Hafer des Pferdes, so ist bis auf die Kartoffel, Die dem Tier mit dem Menschen gemein ist, die Ernte vollendet. Heut soll dieser daran, indes im Garten die Quitten, Welche allein noch h?ngen, den luftigen Platz auf den Zweigen Mit der dumpferen Kammer, wo auf der reinlichen Sch?tte Schwestern und Br?der schon lagern, vertauschen m?ssen: die Garben Fliegen lustig hinauf zum Wagen, da sieht man den Nachbar Hastig nahen und winken mit ausgezogener Weste, Weil's ihm am Tuch gebricht. Mit halb beladener Fuhre Jagt ihm Christian gleich entgegen. Was trifft er zu Hause? Eine gl?ckliche Mutter, die unter Lachen und Weinen, Rot und weiss zugleich, wie Apfelbl?te, ein Kn?blein Trinken l?sst. Sie ist nur kaum ins Bette getragen, Denn sie hat es im Gr?nen geboren, als sie sich b?ckte, Eine vergessene Birne emporzuheben, die gelblich Blinkte unter dem Grase. Er k?sst sie leise und fl?stert: Siehst du, dass man nicht stirbt? Nun trockne denn eilig die Tr?nen, Sie mich so lange ge?ngstigt. Sie aber erwidert mit Seufzen: Ach, das habe ich nie gef?rchtet! Ich hatte gebetet, Dass es nicht kommen m?chte, doch eh' ich das Amen gesprochen, H?pfte es mir zur Strafe im eigenen Schosse entgegen!

Sechster Gesang.

Unterdessen erwartet der Kaufherr, welcher die Gattin Nach Italien f?hrte, in Rom das stille Ereignis, Denn es sollte so sein, als h?tte sie selber geboren. Endlich erh?lt er den Brief, von aussen schon leicht zu erkennen An den eisernen Z?gen der dennoch zittrigen Handschrift, Welcher die Meldung bringt. Er tr?gt ihn, ohne zu ?ffnen, Gleich hin?ber zu ihr und spricht: Es hat sich entschieden, Aber nun frage dich eins, bevor das Siegel gel?st wird: Ist dir jegliches Kind willkommen? Die wirkliche Mutter Unterscheidet nicht zwischen dem einen und zwischen dem andern, Ja, es ist so bestimmt durch Gottes ewige F?gung, Und den Zug der Natur, dass ihr das gebrechliche Wesen ?ber das kr?ftige geht, das kr?nkliche ?bers gesunde, Aber die Fremde erschrickt vor einem verwachsnen Gebilde, Und sie findet das Weinen und Schreien des Buckels abscheulich, Was sie dem Engelsk?pfchen verzeiht und gelassen erduldet. Sie erwidert: Das habe ich alles bedacht und erwogen Und bin meiner gewiss. Was Gott uns sendet, das werde Ich mit Liebe begr?ssen. Und w?re das Schicksal der Sarah Mir noch am Ende bestimmt, ich machte sie nimmer zur Hagar, Nein, ich f?hlte mich doppelt begl?ckt und doppelt gesegnet, Und man sollte nicht ahnen, dass ich nur eines von beiden Unter dem Herzen getragen, so redlich w?rde ich teilen, Was im Busen mir wohnt, das kann ich dir heilig beteuern. Aber erbrich nur den Brief, damit ich vor allem erfahre, Wie es ihr selber ergangen, ich habe schon lange gezittert. Rasch durchfliegt er den Brief und spricht mit L?cheln: wie Eva! Und das Kind ist gesund und wohl gebildet. Da treten Ihr die Tr?nen ins Auge, und erst zum Himmel die H?nde Hebend, dann den Gemahl umarmend, vergeht sie in R?hrung. Aber er selber sagt: Ich darf den nackenden Knaben Ruhig zum Erben ernennen, mir lebt kein einz'ger Verwandter, Welcher mir n?her st?nde, und heut noch schreib' ich nach Hamburg Und bestelle die Taufe zum Mai. Ich werd' ihn erziehen, Dass er in jeglichem Armen den Bruder sieht und ihn tr?stet, Und so sorg' ich durch ihn, den Sohn des Volkes, noch immer ?ber das Grab hinaus f?rs Volk und gebe ein Beispiel, Wie man Gespenster beschw?rt und doch nicht die Kugeln verteuert. Denn dies liegt mir am Herzen. Es wanken im innersten Grunde Alle Staaten der Erde, und wenig wird nur gebessert, Ob die Rotten des P?bels den Diener des F?rsten erschlagen Und die blutige Tat auch blutig b?ssen und s?hnen, Oder noch schlechtere Junker den Mann des Gesetzes erschiessen Und, dem Richter entzogen, der ?chtung des Dichters verfallen. Alles lebt nur von heute auf morgen, besonders Parteien, Und so gewaltig die K?mpfe auch sind, so schrecklich die Siege, Die sie im wechselnden Spiel des Kriegs einander entreissen: Immer muss ich der Knaben am Flusse gedenken, die schaudern, Wenn er, von allen Gew?ssern der ragenden Berge geschwollen, Rauscht und sich sch?umend ergiesst, und jubeln, wenn sie ihn endlich Wieder gefrieren sehn. Wer wird sich des Kahns noch erinnern, Wenn er den Schlittschuh braucht, und wer des rostigen Schlittschuhs, Wenn er im Kahne f?hrt? Warum den einen verzimmern Oder den anderen putzen? Jetzt dauert's ja immer und ewig! Geht es fort wie bisher, so werden St?nde die St?nde, V?lker die V?lker vertilgen, und in die schweigende ?de Kehren die Tiere zur?ck, die einst dem Menschen gewichen. Aber du weisst, wie ich denke, nun eil' ich und schreibe dem Doktor!-- Also geschah's. Doch nie erschien ein Winter ihr l?nger, Als der jetzige, welchen sie unter den Myrten verlebte, Denn das muntre Gewimmel der bunten r?mischen Feste Oder der heitere Chor der ewig l?chelnden Musen, Welche den zweiten Olymp hier fanden, vom ersten vertrieben, War f?r sie nicht vorhanden, und wenn sie die Rosen erblickte, Die, vom gemilderten Hauch der afrikanischen W?ste Angeblasen, noch immer die frischen G?rten verzierten, Konnte sie's kaum begreifen, dass ihre Schwestern in Deutschland Nur in K?beln und T?pfen die eingeschlafene Triebkraft Fristen sollten, indes des Nordpols w?tendste St?rme Eisig sausten, und Schnee und Regen sich grimmig bek?mpften. Endlich wird es in Rom so heiss, dass jeder des Landes Hinter den Alpen mit Sehnen gedenkt, denn pl?tzlich erscheint hier Immer der Sommer, der wird nicht sanft vom lieblichen Fr?hling Eingef?hrt, er ist da, und gleich verschrumpfen die Wiesen, Deren erquickliches Gr?n im Norden sich ewig erneuert. Aber der Kaufherr spricht: Jetzt h?ngt man die Pelze in Hamburg An den Nagel und sucht in Harvstehude1) sich Primeln, Darum mein' ich, wir lassen den Knaben allm?hlich entw?hnen Und begeben uns dann, dem Veilchen folgend, verweilend, Wo es eben erbl?ht, und scheidend, wo es vertrocknet, Auf den Weg nach Hause. Und also ward es geordnet. Aber das junge Paar im Harz verbrachte den Winter Froh, wie keinen vorher. Wer z?hlt die Freuden der Eltern An der Wiege des Kindes, und wer die Wonnen der Mutter, Wenn sie noch alles in allem ihm sein darf, w?hrend der Vater Ihm noch ferne steht, wie Himmel und Erde, und einzig Durch die Sorge f?r sie, die beide vertritt, wie ihn selber, Seine Liebe zu ihm bet?tigt! Wer nennt uns die Sprossen Dieser goldenen Leiter der reinsten Gef?hle, auf welcher Sich der Mensch und der Engel begegnen und tauschen, und welche Alle Sph?ren verbindet und alle Wesen vereinigt! Welches irdische Gl?ck ist diesem h?chsten vergleichbar, Das uns ?ber uns selbst erhebt, indem wir's geniessen, Und wem wird es versagt, wem wird es gekr?nkt und geschm?lert? Wie der Kelch der Gemeinde auf gleiche Weise an alle Kommt und alle erquickt, so kommt auch dieses an alle: F?rsten empfinden's nicht tiefer, und Bettler empfinden's nicht schw?cher, Weil die einen den S?ugling in Purpur wickeln, die andern In die Krippe ihn legen, das gibt kein Mehr und kein Minder, Und so ist die Natur gerecht im ganzen und grossen Und verteilt nur den Tand, die Flitter, nach Lust und nach Laune!--

Habt ihr euch je ein Nest mit Kinder-Augen betrachtet? So vergr?ssert es euch und setzt zwei gl?ckliche Menschen Statt der V?gel hinein und einen lieblichen Knaben Statt des piepsenden Jungen, das Atzen und Glustern und Blustern Bleibt dasselbe. Wie wird zuerst dar?ber gestritten, Wem er gleicht! Ein jeder entdeckt die Z?ge des andern, Weil er sie lieber sieht, als seine eignen, doch t?glich Ist das kleine Gesicht ver?ndert und v?llig unm?glich Scheint es, Frieden zu schliessen. Es sind am Ende die Eltern, Seine, oder die ihren, die auferstehen im Enkel, Weil sie, Christian sagt's, vergassen, sich malen zu lassen. Welch ein Ereignis ist das erste wirkliche L?cheln, Das die Mutter auf sich bezieht und jubelnd berichtet, Dass er sie nun schon kenne, und, wenn sie gehe, vermisse! Dann die zappelnden Arme, die ihren Nacken umklammern, Wenn sie sich niederb?ckt, so wie die beseelteren Blicke Und der erwiderte Kuss! Zuletzt die stampfenden Beine, Welche die Erde suchen und dennoch scheuen, das Lallen Mit gebundener Zunge und ungeduldigen Lippen, Und der vernehmliche Laut! Wie oft muss Christian kommen, Um ihn schlummern zu sehn! Wie gern verl?sst er die Tenne, Wo er drischt, und verdoppelt nachher die gewichtigen Schl?ge Des geschwungenen Flegels, um das Vers?umte bis Abend Wieder einzubringen! Und ist nicht der Knabe in Wahrheit Gr?sser und kl?ger, als andre? Das Tannenb?umchen, zu Weihnacht Angez?ndet, ist zwar noch ?berfl?ssig gewesen, Aber erfreut er sich nicht des lustigen Hahnes zu Lichtmess, Welcher zuweilen die Stube besucht, des gesch?ttelten Kammes Und des pl?tzlichen Kr?hens? Der Hahn macht eben Visite, Und das Kn?blein kreischt und klatscht vergn?gt in die H?nde, Als der r?mische Brief, der seine Entw?hnung gebietet, Eintrifft. Christian liest und spricht: Jetzt gibt ihm zu trinken, Dass er ruhe und schlafe, wir haben zusammen zu sprechen. Doch sie erbleicht und ruft: Die Ostern sind vor der T?re, Und ich weiss, was es ist! Es f?hrt mir nur so in die Glieder, Dass ich ihm nicht die Brust zu reichen wagte, und wenn er Hungriger w?re, wie je. Er muss sich heute behelfen! Christian aber versetzt: So seid ihr auf immer geschieden, Denn die Stunde ist da. Zu morgen bring' ich dir Wermut, Dass er von selbst verzichtet, er geht ja bald auf die Reise, Und da muss er die Kuh vorher als Amme gewohnt sein. Magdalena schweigt, doch wohl bemerkt es der Gatte, Dass sie weint in der Nacht und auf die leiseste Regung In der Fr?he das Kind noch einmal stillt. Es erbarmt ihn, Dass sie es heimlich tut, als w?re es schon ein Verbrechen, Und ihn selber mit Angst betrachtet, ob er auch schlafe, Und er h?tet sich wohl, durch irgend eine Bewegung Sie zu st?ren, er l?sst sogar von ihr sich erwecken, Um die letzte Besorgnis in ihr zu ersticken, obgleich er Zittert, wenn er sich fragt: wie wird's nur weiter ergehen? Aber es scheint, als h?tte sie ihre Muttergef?hle Jetzt f?r immer bezwungen, denn leichter, als er sich's dachte, Reicht sie am folgenden Tage dem str?ubenden Knaben die fremde Nahrung, die er nur selbst beharrlich sich weigert zu nehmen, Und ist, wenn auch nicht froh, doch still und in sich beruhigt. So verstreicht die Woche, er will sich durchaus nicht gew?hnen, Doch er f?llt nicht vom Fleisch, zu Christians h?chster Verwundrung, Der ihn nicht essen sieht und dennoch gedeihen und wachsen, Und sie selber enth?lt sich edel jeglicher Klage. Sonntags morgens l?sst die Mutter ihn tanzen und springen, W?hrend der Vater pfeift, da l?st sich zu beider Entz?cken Hell das erste Mama von seinen stammelnden Lippen. Christian will ihn k?ssen, doch eh' er sich seiner bem?chtigt, Reisst sie selbst ihn empor und presst ihn gegen den Busen, Dass er erschrickt und weint, und ruft: Ich lasse dich nimmer! Weg mit ?ckern und Wiesen! Wir haben Arme und Beine, Und wir sind dir nicht G?ter, wir sind nur Liebe dir schuldig! Dass du es weisst, mein Freund! Er hat noch immer getrunken, Und es wird ihm kein Tag an seinem Jahre entzogen, Hierin bin ich dir fest, in allem andern gef?gig! Hungern will ich und dursten, wie Vater und Mutter es taten, Frieren und nackend gehn und ganze N?chte nicht schlafen, Doch ich gebe ihn nicht und m?sst' ich mich selber verkaufen! Christian aber erwidert: Du weisst doch, dass wir gelobten, Weisst doch, dass ich dir nicht geraten, noch dich getrieben, Weisst doch, dass ich nur z?gernd und nicht im Galopp dir gefolgt bin! Nun, so wisse noch eins: ich haben, so lange ich lebe, Nie mein Wort noch gebrochen und werde auch dieses nicht brechen, Drum entw?hne ihn morgen, ich bring' dir den Wermut noch einmal. Sie verstummt, denn sie hat noch nie so ernst ihn gesehen, Und er schreitet hinaus, er sagt, die Kr?uter zu pfl?cken, Aber er tut es nur, um ihr den Kampf zu verhehlen, Welchen er selber k?mpft, und welcher die Seele ihm spaltet. Sie hingegen umarmt und k?sst den Knaben aufs neue, Dass sie ihn fast erstickt und ruft, als ob er's verst?nde: Nein, ich lasse dich nicht, es m?ge kommen, was wolle! Und bevor noch der Abend herab auf die Erde sich senkte, Ist ihr Entschluss gefasst: sie will ihn stehlen und fliehen. Still bereitet sie nun das kleine bescheidene B?ndel, Das ihr selber geh?rt, und wenn ihr die Tr?nen auch reichlich Str?men bei dem Gedanken an die so bittere Trennung Von dem Herzlich-Geliebten, so f?hlt sie dennoch im Innern Durch dies schmerzliche Opfer zugleich sich gest?rkt und gehoben, Und so wie das Vertrauen auf Gottes Erbarmen und Hilfe W?chst durch dieses Gef?hl, so steigt auch die l?chelnde Hoffnung Leise wieder empor vor ihren verd?sterten Blicken, Und so sieht sie am Ende der langen Reihe von grauen Monden und Jahren ein goldnes und sternengekr?ntes sich winken. Morgen muss es geschehn, denn morgen soll sich die Quelle, Welche ihr selber entspringt, verstopfen: wie will sie ihn tr?nken, Wenn sie versiegte? Ein Dach ist leichter zu finden, es wohnen Menschen in jeglicher H?tte, und Engel bereiten die St?tte, Wenn sich die Unschuld naht, von Reue und Busse geleitet. Sch?chtern erkundet sie nun die n?chsten Wege und Stege, Denn, vom Lokomotiv entf?hrt in brausender Eile, Kennt sie die Strasse nicht, auf der sie gekommen, und die sei Jetzt mit Tritten des Huhns zur?ckzumessen beschlossen, Weil ihr Wilhelm und Anna vor Augen stehen, wie Sterne. Als der Tag nun erscheint, da kocht sie dem Gatten zum Abschied Noch sein liebstes Gericht, doch kann sie selber nicht essen, Denn ihr fiebert der Kopf, sie hat die Nacht nicht geschlafen, Und ihr h?pfen die Pulse, als wollten die Adern zerspringen. Christian merkt es wohl, ihm sind die heimlichen Tr?nen Auch nicht entgangen, doch denkt er: sie will sich endlich bezwingen, Und es kostet sie viel! Da klopft er ihr bloss auf die Wange, Als er sich wieder erhebt und spricht: wir machen ihn gl?cklich! Um die D?mmerungszeit begibt er sich dann in die Schmiede, Wo man die Eisen des Pfluges ihm sch?rft, nun richtet sie alles F?r den Abend und schleicht sich fort, in doppelte T?cher Ihren Knaben geh?llt und unter dem Arme das B?ndel. ?ngstlich sp?ht sie umher und duckt sich hinter die B?sche, Wenn sie Kommende h?rt, sie stehn war noch nicht im Laube, Aber sie decken sie schon, wenn nur der Knabe durch Schreien Das Versteck nicht verr?t. Doch geht auch mancher vor?ber, Der mit fl?chtigem Auge das Reisig streift und sich wundert: Keiner der Wenigen ist darunter, welche sie kennen, Still auch verh?lt sich das Kind, durch leises Schaukeln beschwichtigt, Und es senken die Schatten des Abends sich bald so gewaltig, Dass sie sich eilen muss, um nur die verlassene H?tte Zu erreichen, in der sie die Nacht zu verbringen beschlossen. Einem J?ger geh?rt sie und liegt im Walde. Sie kennt sie, Weil sie mit Christian einst, den fernsten Acker besuchend, Sich vor Regen und Schlossen in ihr geborgen. Ein Lager, Das sie im Innern trifft, aus d?rren Bl?ttern bereitet, Kommt ihr freilich zustatten, doch m?chte sie's lieber entbehren, Denn sie f?rchtet, es k?nnten auch andere G?ste erscheinen. Doch sie setzt sich und reicht dem Knaben die Brust, die er lange Tastend und greifend gefordert, und zieht zur eignen Erquickung Einen der ?pfel hervor, womit sie die Tasche gef?llt hat. Schmecken will er ihr nicht, sie legt ihn wieder beiseite, Als sie eben gekostet, indes der Knabe behaglich Trinkt, als w?r' er daheim, und in den Pausen des Atmens Kichert und endlich versinkt in seinen gew?hnlichen Schlummer. Brausend erhebt sich der Wind und wirft die trockenen Zweige Auf das bretterne Dach und bl?st, als wollt' er's entf?hren, Aber sie heisst ihn willkommen, obgleich sie bei heftigen St?ssen Immer zusammenf?hrt, er scheint ihr die Ruhe zu sichern, Und mit den Kleidern des B?ndels den Knaben noch sorglich bedeckend, W?hlt sie sich ein in die Streu und f?llt, ersch?pft von den Qualen Dieser Tage, in Schlaf, wie ein Tier, noch eh' sie gebetet. Christian kommt indes mit seinem Eisen zu Hause Und verwundert sich sehr, kein Licht zu sehen, er hat sich L?nger, wie sonst, verweilt, um aus dem Munde des Schmiedes Manchen Rat zu vernehmen, denn dieser ist alt und erfahren, Aber nicht immer freundlich, und noch viel seltner gespr?chig. Dennoch verschliesst er gelassen den Stall, vergattert den Garten, Tr?gt die Eisen zu Boden, und stellt sie, alles im Finstern, Hinter dem Schornstein auf. Dann lauscht er hinein in die K?che, Wo, er h?rt's vor der T?r, die Suppe brodelt, und als er Magdalena beim Feuer nicht findet, wie er erwartet, ?ffnet er leise die Stube und fragt im Scherz, ob sie schlafe. Alles stumm! Was ist das? Er tastet sich durch bis zur Wiege. Sie ist leer! Er erschrickt und z?ndet eilig die Kerze. Ein Gedeck auf dem Tisch! Die Mutter entfloh mit dem Kinde! Doch wohin? Noch nicht weit! Es sind nur wenige Stunden! Rasch zum J?ger! Er borgt mir sicher den eifrigsten Sp?rer, Und das freundliche Tier ist willig, zu folgen, es kennt mich. Wo ist ein Tuch von ihr? Und wo ein Strumpf von dem Knaben? Beides ist schwer zu entdecken, doch endlich ist er so gl?cklich, Und nun klopft er den Alten heraus und stottert zusammen, Was er selbst nicht versteht, von n?chtlichem Gehn und Verirren. Dieser bewilligt den Hund, doch zweifelt er an dem Erfolge, Weil es zu m?chtig st?rmt, als dass er die Spur nicht verl?re, Wenn sie ein einziges Mal nur gegen den Wind sich gewendet. Wirklich dreht das Tier auch lange vergeblich im Kreise, Als es die Stube, wohin es gef?hrt ward, wieder verlassen, Ja, es heult vor Verdruss. Doch pl?tzlich beginnt es, zu schn?ffeln, Dann zu wedeln und fr?hlich zu bellen. Nun schiesst es von hinnen, Dass ihm Christian kaum mit seiner h?rnernen Leuchte Nachzukommen vermag. Es geht zuweilen im Zickzack Um die B?sche herum, doch nie versagt ihm die Wittrung, Bis es die H?tte erreicht und anschl?gt, um es zu melden. Welch ein Schreck f?r die Arme, die drinnen kauert. Was ist das? Ist's ein Wolf vom Gebirg'2)? Sie sollen bellen wie Hunde! Oder ist es ein Hund? Dann kommt er nicht ohne Begleitung! Hilf uns, heiliger Gott! Da wird die gebrechliche T?re Aufgestossen und schnoppernd, doch nicht mit gl?henden Augen, F?hrt's im Sprunge herein. Sie greift voll Angst nach dem Knaben, Welcher, geweckt aus dem Schlummer und seiner behaglichen W?rme Ohne Schonung entrissen, mit H?nden und F?ssen zu stampfen Und zu murren beginnt. So seid Ihr's gewiss und wahrhaftig? Ruft mit keuchender Brust,--der Hund war grimmig gelaufen, Als er der H?tte sich nahte, die ihm bekannt und vertraut war,-- Und die Leuchte erhebend mit ihrem verl?schenden Lichte, Aus der Ferne der Gatte, das eifrige Bellen verstehend. Rasch nun st?rzt er heran und schliesst sie fest in die Arme, Streichelt das Tier, das leckend und dieses Dankes gew?rtig Ihn umschmeichelt, und spricht: So kannst du mich wirklich verlassen? Ich verm?chte es nimmer und nimmer, von dir mich zu trennen. Doch sie erwidert ihm sanft: Ich kann und ich darf ja nicht bleiben, Und du darfst mich noch minder begleiten, das f?hle ich selber, Darum w?r's viel besser, du h?tt'st uns nicht wieder gefunden! Aber, ersch?ttert, wie nie, versetzt er mit str?menden Tr?nen: Kehre nur heute zur?ck, so gehen wir morgen zusammen! Sieh, es legt sich der Wind, auch blinken schon einige Sterne, Und ich trage den Knaben und diene dir selber zur St?tze!

Siebenter Gesang.

Als sie am folgenden Morgen beisammensitzen--die Sonne Steht schon hoch, doch sie w?rden noch schlafen, h?tte der J?ger Nicht geklopft und gefragt, wie alles am Abend gegangen-- Sagt der Gatte mit Ernst: Es werde wie du beschlossen, Denn ich darf dich nicht halten und kann noch weniger dulden, Dass du bettelst, so lange mir Arme und Beine geblieben, Aber wir m?ssen noch warten, denn als ein getreuer Verwalter Will ich zum mindesten gehn, und viel noch gibt es zu pfl?gen. Dann auch musst du mir folgen, wohin ich dich f?hre, ich m?chte Diesem g?tigen Herrn nicht wieder begegnen und auch nicht Dieser freundlichen Frau, so wie dem redlichen Alten, Die uns gewiss nicht gezwungen, und die wir dennoch so t?uschen. ?ber den Ozean m?ssen wir fl?chten, der Schmied und der Tischler Sind schon lange hin?ber, und wenn wir sie finden, so werden Sie uns die Wege bezeichnen und vor den Betr?gern uns warnen. O, ich verblende mich nicht! Du sagst mit Recht, dass das Wetter Dr?ben wechselt, wie hier, und dass noch keiner das Ungl?ck Mit dem Staube der Strasse sich von den F?ssen gesch?ttelt, Wenn er zu Schiffe stieg! Es wimmelt von Schelmen und Dieben, Und wo k?men sie her und wagten das Rad und den Galgen, Wenn es sich anders verhielte? Doch darf man immer noch hoffen, W?hrend der Mensch in Europa f?r ewige Zeiten verdammt ist, Aus der Hand in den Mund zu leben, und endlich zu darben, Da die j?ngeren Kr?fte die stumpfen des Alters verdr?ngen, Ehe die Grube sich ?ffnet, wo m?de Gebeine zerfallen. Schweres steht uns bevor, und dieses scheint mir das schlimmste, Dass nicht jedem die Luft bekommt, denn wenn wir erkrankten, W?ren wir auch verloren. Doch alles kann ja gelingen. Sieh mich nicht fragend an, ich bin nicht minder entschlossen, Weil ich weiss, was es gilt, und weil die traurigen Bilder Meiner d?rftigen Jugend sich unter die fr?hlichen mischen, Welche die neue Welt in leichten Gem?tern entz?ndet: Meine Tr?ume sogar, du weisst es, sind immer beklommen, Doch ich trug sie noch nie ins Leben hin?ber und werde, Wenn ich auch nicht erwarte, am eigenen Herde, wie heute, Wieder zu sitzen und wieder mit eigenen Ochsen zu pfl?gen, Ziehn, als hofft' ich das beste, und nur den Knaben bedauern. Ja, du l?chelnder Schelm, er fasst den Schl?fer ins Auge, Der sich gerade reckt, du wirst es teuer bezahlen, Dass du die Milch der Mutter noch trinkst. In Samt und in Seide K?nntest du gehen und fr?h, die B?cher im zierlichen R?nzel, Und das Pennal in der Hand, da Johanneum1) besuchen, Um Lateinisch und Griechisch und Spanisch und Englisch zu lernen, W?hrend und jetzt vielleicht, in Lumpen gekleidet, die Schweine H?ten musst, wie dein Vater, und h?chstens die Stimmen der V?gel Nachzuahmen verstehst, wenn du dem Metzger die Herde Zutreibst gegen den Winter! Die Handelsschule beziehen Und nach einigen Jahren, verbracht auf n?tzlichen Reisen, An der B?rse sich zeigen, um endlich den stolzen Gesichtern Dich zu gesellen, auf die der Makler schaut, wie der Ackrer Auf die Sonne, damit er das Wetter des Tages erforsche! Das ist alles dahin!--Doch Magdalena erwidert Gl?hend: Auch die Gefahr, im Pavillon2) an der Alster, Von den andern verf?hrt, durch Trinken und Spielen und Fluchen Sich hervorzutun, noch ehe der Bart ihm gewachsen, Und im zwanzigsten Jahre begraben zu werden, wie mancher, Welchem der R?cken schon bricht, bevor er sein Kreuz noch gesehen! Denkst du des Sohns nicht mehr, der an der Mutter Geburtstag Und, ich schaudre noch heute, vor ihren eigenen Augen Sich erschoss, weil ihn nichts auf Erden noch lockte und reizte? Lass ihn schwitzen, wie wir, wo wird er gewiss nicht verderben, Und was Menschen gebrauchen, das k?nnen sie immer verdienen, Wenn sie die M?he nicht scheun. Du weisst, ich bin nicht so ?ngstlich, Wie du selber, obgleich ich zweifle, ob es den Meinen Besser erging, wie den Deinen, was du ja best?ndig behauptest, Um dir den fr?hlichen Mut, der mich beseelt, zu erkl?ren. Nein, wir haben wohl auch, das glaube, geh?rig gehungert, Und im Sommer sogar, und ganze Tage die Hoffnung Bloss auf den Wind gesetzt, ob dieser die B?ume des Nachbars, Welche die Zweige zu uns her?berstreckten, nicht sch?tteln Und uns einiges Obst bescheren werde. Wir lagen, Ich und die Schwester, die lange dahin ist, unter dem Zaune, Hielten Gras in die H?he, die Luft zu pr?fen, und wagten, Wenn kein Halm sich bewegte und immer st?rker der Magen Knurrte, auch wohl den Wurf. Es mangelt mir nicht an Erfahrung, Aber ich f?rchte mich nicht, ich will dich mit Freuden begleiten Und ertragen, was kommt, es wird mich tr?sten und st?rken, Dass ich mein Kind nicht verkaufte. Ich h?tt's ja auch nimmer versprochen F?r die ?cker und Wiesen, ich tat's, um dich zu behalten, Und ich dacht' es mir nicht so schwer. Doch seit ich es sehe, Ach, was sage ich da, schon seit ich es f?hle und sp?re, Ist mir zumute, als sollt' ich mich selber zerreissen und teilen Und die H?lfte begraben! Ich habe ges?ndigt und will es B?ssen, wie du's verh?ngst, nur eines musst du gew?hren, Ehe wir ziehen, es liegt mir schon l?ngst auf dem Herzen, die Taufe, Dann hin?ber mit Gott, und lieber heute als morgen! Christian l?chelt und spricht: Die Taufe entscheidet auch alles, Doch es m?ge geschehn, so wie die Felder bestellt sind, Und du selber dein Haus so blank geputzt wie ein K?stchen! Denn wir d?rfen uns nicht den Wellen und Winden vertrauen, Eh' wir die heiligste Pflicht erf?llten gegen den Knaben, Und ich wag' es nicht fr?her, als bis wir, zur Reise ger?stet, Aus der Kirche sogleich fortschleichen k?nnen zum Schiffe. Beide r?hren sich nun, wie nie, und schaffen in Tagen, Was die andern in Wochen, doch ist die Eile auch n?tig, Denn es nahen die Pfingsten und mit den Pfingsten der Kaufherr, Wenn er nicht fr?her kommt, gelockt von dem seltenen Wetter. Endlich ist es getan, und mit den schwieligen H?nden Setzt sich Christian hin und stellt die Rechnung zusammen, Z?hlt den baren Erl?s von Obst und Korn bis zum Heller Auf und nimmt f?r sich selbst den schmalsten Lohn, der dem letzten Aller Knechte geb?hrt, f?r Magdalena desgleichen, Was die niedrigste Magd im schlechtesten Dienste bek?me: Gern erliessen sie's ganz, allein sie m?ssen ja leben! Nun bestellt er die Taufe, er bittet den J?ger zum Paten, Sagt: wir m?ssen verreisen, ein frommes Werk zu verrichten, Und ersucht ihn zugleich, anstatt den gehenkelten Taler In die Wiege zu legen, indes sein Vieh zu besorgen Und aufs H?uschen zu sehn. Mit Schmunzeln erwidert der Alte: Darum also so eifrig und nicht aus Geiz, wie die Knechte Murrten welche sich sch?mten, den Acker vor dir zu verlassen, Und doch fluchten und w?nschten, du m?chtest die Beine dir brechen? Dazu helf' ich mit Freuden! Denn pfleg' ich auch selber der Andacht Leider nur selten, nur dann, wenn mich bei Streifen im Walde Irgend ein Kreuz erinnert, f?r einen meiner Genossen, Welchen der Wildsch?tz traf, mein Vaterunser zu beten: Gern doch hab' ich's an andern, und geh' ich auch kaum noch zu Ostern Selbst in die Kirche, so jag' ich doch immer die Knaben von dannen, Wenn ich vor?berkomme, die w?hrend der Predigt sich balgen! Noch viel williger ist der Pfarrer, die heilige Handlung Vorzunehmen, er hat im Scherz schon lange getrieben Und im Ernst sich verwundert, dass sie nicht von selber sich melden. Nun ist alles vollbracht, und gleich der folgende Morgen Wird bestimmt f?r die Flucht. Doch Magdalena, die abends Sp?t noch zum Kr?mer will, erblickt zu ihrem Entsetzen Einen Wagen im Tor des Gasthofs, welchem die Herrschaft Eben entsteigt, und ruft, zu Hause fliegend, mit Beben: Auf! Sie sind da! Nur hinaus, so wie wir gehen und stehen! Christian sieht auf die Uhr und spricht: Sie werden nicht kommen, Ehe der Morgen tagt, doch freilich m?ssen wir eilen, Denn mir mangelt der Mut, den beiden ins Auge zu schauen, Und das Kind ist getauft, denn w?re das nicht geschehen, Weiss ich nicht, was ich noch t?te, doch jetzt ist alles vor?ber, Darum fort auf der Stelle, der J?ger muss uns verstecken! Fr?h erhebt sich am Morgen der Kaufherr samt der Gemahlin, Und, am w?rzigen Hauch der L?fte sich innig erquickend, Lassen sie rasch sich vom Diener des Wirts zum H?uschen geleiten. Bald auch stehn sie davor. Wie blank sind Fenster und L?den, Und wie sauber und rein die Beete des Gartens gehalten, Welcher es zierlich umgibt! Die Gattin b?ckt sich im Gehen ?ber den niedrigen Zaun und pfl?ckt sich eine Aurikel, Um sie als erste Gabe dem Kinde zu reichen, indessen Er mit eiliger Hand die Pforte ?ffnet und l?chelnd Winkt, ihm leise zu folgen, denn durch die hintere T?re Denkt er das Paar zu beschleichen. Sie kommen auch leicht in die K?che, Und, ein wenig verwundert, das Feuer nicht brennen zu sehen, Auf den Zehen ins Zimmer. Doch alles ist leer und verlassen, Und man sieht nicht die Spur des h?uslichen Waltens. Der Nachbar, Von dem Brunnen, an dem er sich w?scht, her?bergerufen, Ist erstaunt, wie sie selbst, doch l?st er ihnen das R?tsel Durch ein einziges Wort: er spricht von der gestrigen Taufe, Und ein Brief auf dem Tisch, die wohlgeordnete Rechnung Und die Lade mit Geld daneben best?tigen alles, Was sie ahnen und f?rchten, sowie sie's h?ren. Die Gattin Ruft, im Tiefsten bewegt: So ist es also gekommen, Wie ich's immer besorgt, sie k?nnen's und wollen's nicht geben! Aber ich muss sie darum nur h?her achten und lieben, Wenn ich auch jetzt err?te, indem ich der Fragen gedenke, Die mich in Hamburg erwarten, des Zischelns und Tuschelns und L?chelns, Und ich werde nicht ruhig, bevor wir sie wieder gefunden, Denn sie d?rfen sich nicht in Not und Kummer verzehren, Und sie zittern vor uns und denken, wir k?nnte es rauben! Beide eilen zum Pfarrer, doch dieser weist sie zum J?ger, Und das gefl?chtete Paar, versteckt auf dem Boden und sp?hend, Sieht sie kommen und glaubt sich verraten. Doch leugnet der Alte Jegliche Kunde von ihnen, und ihre klopfenden Herzen Schlagen schon weniger rasch, da schreit, vom Dunkel ge?ngstigt Und vom Rauche gequ?lt, der Knabe. Man fragt nach dem Kinde Und man w?nscht es zu sehn. Der Alte holt es herunter, Aber er sagt dabei, es sei sein Enkel, die Mutter Liege im Bette krank. Sie herzen und k?ssen den Knaben, Loben sein lockiges Haar und seine blitzenden Augen, Geben ihm die Aurikel, beschenken den Alten und gehen. Aber, freundliche Muse, die uns so treulich geleitet, Kn?pfe die Menschen doch gleich in Liebe wieder zusammen, Welche so ?ngstlich sie suchen und wieder so t?richt sie fliehen: Hat sie das Kind, das sie trennt und eint, doch schon fl?chtig verbunden! Deutest du weiter? Es sei! Du f?hrst auf l?ngerem Wege Sicher zum sch?neren Ziel, und willig wollen wir folgen, Denn du l?chelst und nickst und legst die Hand auf den Busen!

Christian atmet wieder, und Magdalena erhebt sich, Denn sie hatte gekniet, so wie sich die beiden entfernen, Aber der Alte spricht: Ich folge ihnen ins St?dtchen, Um zu erfahren, was ferner geschieht, und werd' es euch melden. Als er zur?ckkehrt, sagt er: Sie sind beim Richter gewesen, Und, ich merkte es wohl, was dieser nur irgend an Sp?hern Aufzubieten vermag, das ist auch heimlich zu Gange, Doch ich lache dar?ber, es ward noch keiner ergriffen, Welchen der J?ger besch?tzt, und scheint dies alles auch seltsam, Eure Gesichter sind gut, und also helf' ich euch weiter! Redlich h?lt er auch Wort und schafft sie ?ber die Grenze, Wo er, ohne zu fragen und ohne auch nur zu gestatten, Dass sich Christian ihm vertraute, wie es ihn dr?ngte, Sie dem Himmel empfahl und mit dem Dukaten beschenkte, Welchen der Kaufherr ihm gegeben hatte. So sind sie Mit sich selber allein. Die Berge treten allm?hlich Mit den W?ldern zur?ck, und offen breitet die Strasse Durch die Ebne sich aus, doch Christian meidet sie ?ngstlich, Weil ihn neben den Sp?rern und Streifern zu Fuss und zu Pferde, Die im Dienst des Gesetzes den Frevel belauern und packen, Auch die Zungen der Erde, die Telegraphen, erschrecken, Welche St?dte mit St?dten und L?nder mit L?ndern verbinden Und den Tod, wie das Leben, von einem zum andern bef?rdern. Selten erscheint ihm ein Weg so abgelegen und d?ster, Dass er ihn nicht betritt, um diesem in Eisen gegossnen Spinnennetz zu entschl?pfen, an dem die K?nige weben, Und so ziehn sie einher, als w?ren sie Schelme und Diebe, Tragen unendliche Last und M?he bei Tage und m?ssen In den ?desten Schenken die traurigsten N?chte verbringen. Welch ein ver?ndertes Los f?r beide! Wie hart und wie bitter! Doch je h?rter der Druck, je bittrer so manche Entbehrung, Um so ruhiger wird's der fl?chtigen Mutter im Busen, Christian aber f?hlt sich getr?stet durch den Gedanken, Dass er doch alles teilt, und dass sie nicht ohne ihn irren. Sie ist noch immer so reich, ihr hungriges Kind zu erquicken, Er noch immer so stark, sein zitterndes Weib zu beschirmen, Und so oft es auch scheint, als w?re man ihnen im Nacken: Immer sind sie so gl?cklich bei Nebel und Nacht zu entkommen. Eins nur peinigt sie noch: Die Summe verringert sich t?glich, Die sie brauchen in Bremen, um ?berfahren zu k?nnen, Und sie pr?fen schon oft die ?berfl?ssigen Kleider, Die sich verkaufen lassen, um dieses L?cke zu decken.

Eines Abends geschieht es wieder, da flucht's vor der T?re, Und mit vielem Gel?rm, er konnte die Klinke nicht finden, Tritt ein Gesell herein, in dem sie, den Augen nicht trauend, Endlich den Tischler erkennen. So bist du im Lande geblieben? Ruft ihm Christian zu. Zur?ckgekehrt aus der Traufe In den Regen--versetzt er--und habe das Leben gerettet, Welches der Schmied verlor. Es ist noch ?rger da dr?ben, Und wir Deutsche besonders, wir m?ssen uns ducken und dr?cken, Wie die Hunde bei uns! Denn w?re der Schmied nur ein Franzmann, Oder ein Beefsteak-Fresser, so w?rden schon ganze Armeen ?ber die See geschickt, doch auf der Leiche des Deutschen Legt der M?rder sich schlafen, und keiner st?rt ihm die Ruhe, Wenn er nicht selber niest und sich weckt. Wir wollten hin?ber! Wirft ihm Christian ein. So lass dich warnen! erwidert Lachend der andre und schleudert den Ranzen hinter den Ofen, Fordert sich Wein und r?ckt heran. Wir haben uns dr?ben, Wie in ?gypten die Juden, vermehrt und werden, wie diese, Weil sie uns f?rchten und hassen, gehetzt und vertilgt. In Europa Musst du stehlen, bevor man dich h?ngt. Dort wirst du gehangen, Eh' du gestohlen hast! Und was dich immer auch jage: Bleibe daheim. Es wird bei uns auch, ehe wir's denken, Anders werden und besser. Du blickst erstaunt und verwundert? Bruder, das ist nicht geprahlt, ich kehre zwar nackter und ?rmer, Aber auch kl?ger zur?ck. Man hat mir vern?nft'ger gepredigt, Als in der Jugend geschah. Du weisst doch, dass man dich einmal Sch?ndlich bestahl? Wo hast du G?ter? Wo stehen die H?user, Die du vermietest? Wo wiehert dein Gaul? Wo melkst du die K?he? Schurken haben dir alles entrissen, noch eh' du geboren Wurdest, und halten es fest. Das hat der kl?gste Franzose Ausgesp?rt: wer besitzt, ist ein Dieb, und so viele Dukaten, Ebensoviele Verbrechen! Doch wird's nicht lange mehr dauern, Denn das j?ngste Gericht ist nah. Du musst nicht erwarten, Dass in den Wolken die Engel mit ihren Posaunen erscheinen, Diesen hat man die Fl?gel gestutzt, wir blasen uns selber, Statt des Zeichens zu harren, und schleifen inzwischen die ?xte! Deinen Jungen beneid' ich! Er w?chst ins goldene Alter, Wie in den Fr?hling hinein, und wird nur im Tanze noch schwitzen. Aber, wie kommst du mir vor? Du machst ein Gesicht, wie ein Reicher! Bist du's etwa geworden? Ich h?rte so manches in Hamburg. Hast du im Tr?ben gefischt, und eilst, dich sicher zu stellen? Freund, entdecke dich mir! Vor einem Jahre noch h?tt' ich Dich beim Kragen gepackt und laut nach dem B?ttel geschrien, Heute sage ich dir: noch ehe die dummen Gesetze Dich erreichen, wonach der Dieb den wahren Besitzer Straft, sind alle getilgt. Das habe ich selber von Weitling3), Dem es Christus vertraute, denn der ist lange schon unten, Und sie sehen sich oft und sind die besten Bekannten. Christian schl?gt mit der Faust auf den Tisch, er kann sich nicht halten, Aber der andre trinkt und spricht: Ich sollte doch meinen, Dass ich dir Gutes verk?nde, du selbst geh?rtest ja fr?her Zu den Schluckern, f?r welchen die weissen Haare des Scheitels Hunger und Kummer bedeuten, und dich am wenigsten h?tt' ich Auf der Seite der Schwelger vermutet, doch ganz nach Gefallen! Dass sie Soldaten haben, das wissen wir alle und machen Auf den Kampf uns gefasst, doch dass sich ihren Soldaten Toren mit knurrenden Magen gesellen, um die zu bestreiten, Welche das Essen bringen, das hat wohl keiner erwartet. Aber, du tust auch nur so, ich weiss ja von Wilhelm und Anna, Dass man dich sucht, und man trifft die Leute mit sauberm Gewissen Nicht auf heimlichen Strassen, wie arme Teufel vom Handwerk, Welche fechten und schnurren, und nicht in Schenken, wie diese. Deine besten Bekannten in Hamburg sch?tteln die K?pfe, Und die Feinde und Neider erz?hlen sich schlechte Geschichten: Sag' doch nur, was es ist, man denkt sich schon lange das ?rgste! Denn ein Million?r verschmerzt die geringen Verl?ste Bis zu Hundert mit Lachen und bis zu Tausend mit Fl?chen, Doch sie haben sich so, besonders die Frau, wie ich h?re, Euch zu erwischen, als g?lte es Diamanten und Perlen! Christian aber erhebt sich und spricht die gelassenen Worte: Wenn es ist, wie du sagst, und wenn sie so wenig uns schonten, Dass uns die geifernden Zungen den ehrlichen Namen belecken, Nun, so geh' ich hin?ber, und das noch morgen! Denn nimmer Soll man die redlichsten Eltern in ihrem Sohne beschimpfen, Oder dem ?rmsten der Kinder sein einziges Erbe verk?rzen, Und es komme, wie's will, die Ehre werd' ich mir wahren! Was dich selber betrifft und deine verworfenen Lehren, So verlass dich darauf, ich w?rde, wenn Ihr Euch regtet, Selbst den Wuchrer besch?tzen, und w?ren wenige Stunden Fr?her mein Weib und mein Kind vor seiner T?r verhungert, Und ich h?tt' nur noch Kraft zu einem einzigen Schlage. Denn ihr seid ja ?rger, als Feuer und Wasser und alles, Und wer fragt, wenn es brennt, nach Freunden und Feinden beim L?schen? Dieses w?re gesagt--und nun f?r immer geschieden! Aber der Tischler versetzt: Das nenn' ich von oben gesprochen, Doch ich glaube dir nicht, und w?r' ich, wie du mich schilderst, W?rd' ich erwidern: mein Held, ich will dich nach Hamburg begleiten, Dass du dein Ziel nicht verfehlst, ich habe die Zeit, und ich werde, Wenn ich dich bringe, vielleicht noch eine Belohnung erhalten. Aber, ich w?nsche dir Gl?ck auf allen Wegen und Stegen, Die du auch wandeln magst, und werde dir sicher nicht nachsehn, Wenn du dich morgen entfernst, wir haben zusammen getrunken. Christian schweigt, er f?hlt sich von diesen Worten getroffen, Doch Magdalena ergl?ht und ruft: Ich will es dir sagen, Was uns treibt, dass du's weisst! Wir haben f?r Mittel zur Heirat Ihnen den Knaben versprochen, und fliehen nur darum so ?ngstlich, Um ihn nicht geben zu m?ssen, denn dieses w?rde mich t?ten. Aber der Tischler lacht und spricht: Da sieht man aufs neue, Dass ihr die Welt nicht kennt! Wie k?nnt ihr Toren nur glauben, Dass man euch zwingen kann? Doch nun begreife ich alles! Hiess es ja doch, sie h?tten den sehnlichst erwarteten Erben Endlich in fremden Landen bekommen und wieder verloren Und sie gingen in Trauer! Mich d?nkt, ich sehe den Toten!-- Rasch nun geht es nach Hamburg, und schon in wenigen Tagen Sehn sie die T?rme der Stadt. Als Magdalena erzittert Und ihn bittet, sie selbst mit ihrem Knaben im Dorfe ?ber der Grenze zu lassen, erwidert Christian ruhig: Nein, der Tischler hat recht, uns zwingt kein Gesetz, ihn zu geben, Wie ein verh?kertes Kalb. Auch habe ich minder den Richter, Als sie selber gef?rchtet, sie schienen mir beide so edel, Dass ich mich meiner sch?mte, so wie ich ihrer nur dachte: Aber, da sie uns wirklich, wie grobe Verbrecher, behandeln, Hat das alles ein Ende, und ruhig werde ich fragen, Wenn ich sie sehe, und k?hn dabei die Augen erheben: War die Rechnung nicht richtig? Sie f?hlt sich selber ermutigt Durch das entschlossene Wesen des Gatten und, ohne zu zaudern Oder ?ngstlich zu tun und hin und wieder zu blicken, Folgt sie ihm in das Tor. Wie jubeln Wilhelm und Anna, Als die beiden auf einmal die reinliche Stube betreten, Welche sie jetzt bewohnen. Sie rufen: Nun haben wir hundert Taler mehr im Verm?gen, denn diese sind uns versprochen, Wenn wir verk?ndigen k?nnen, wo ihr euch befindet! Da seid ihr, Und nun brauchen wir bloss die T?re zu schliessen, so haben Wir euch selber gefangen! Doch seht, noch brodelt der Kessel, Und wir wollen uns erst durch einen t?chtigen Kaffee F?r die Hochzeit bedanken, denn sicher seid ihr doch durstig. Christian grollt und spricht: So wurden auf unsere K?pfe Auch schon Preise gesetzt? Das tut man bei R?ubern und M?rdern! Wenn es euch aber gel?stet, das Geld zu verdienen, so haltet Nicht beim Feuer euch auf und t?ndelt mir nicht mit dem Knaben, Eilt, so sehr ihr nur k?nnt, ich kam, mich selber zu melden, Und ich hoffe sogar, am Galgen vor?ber zu kommen. Manchen Sp?her bemerkt' ich und manche verd?chtige Schenke Hab' ich betreten, und doch entging ich den Fallen und Netzen; Wenn ihr mich heute erblickt, so kam ich aus eigner Bewegung, Statt mich nach Bremen zu wenden, denn nichts verschloss mir die Strasse. Wohl dir, dass du es nicht getan, entgegnet ihm Wilhelm, Nur mit M?he zum Ernst sich zwingend und feierlich blickend, Denn man h?tt' dich in Bremen nicht fortgelassen, die H?fen Waren alle besetzt, und jeglicher wurde gemustert! Christian ballt die Faust, doch Anna verschliesst ihm die Lippen Mit den Fingern und spricht: Es w?re doch besser gewesen, Wenn du in irgend ein Netz gegangen w?rest, du h?ttest Weniger Sorgen gehabt, auch w?rde der Knabe nicht husten, Denn du flohst vor dem Gl?ck, und haben sie Sp?her gesendet Oder Preise gesetzt, so ist das alles geschehen, Um dir Kunde zu geben, das haben sie selbst mir beteuert, Dass sie die Schuld dir erlassen, ich weiss nicht, welche sie meinen, Aber das Gut dir schenken! Nun brauch' nach Belieben die Zunge. Christian deckt sein Gesicht mit beiden H?nden, ein Zittern ?berkommt ihn, er ist nicht eines Wortes noch m?chtig, Und ein jegliches Glied will reden; endlich beginnt er: Nun, so bin ich nicht wert, dass Sonne und Mond mich bescheinen, Und ich rufe die Fl?che, die eben, was sollt' ich's verhehlen, In die Kehle mir stiegen, als du den Mund mir verschlossest, Auf mein eigenes Haupt herab und vollziehe sie selber! Magdalena jedoch, der l?ngst die Tr?nen entstr?mten, Schliesst ihn rasch in die Arme und k?sst ihn und zeigt ihm den Knaben, Dem sie die H?ndchen gefaltet und dessen verwundertes L?cheln ?ber sich selbst und die Mutter sein Rasen b?ndigt, so dass er Sich nicht schl?gt und zerrauft, wie er wollte, im W?ten der Reue; Wilhelm ergriff indes den Hut und eilte von dannen.

Aber der Kaufherr sitzt mit seiner Gattin beim Fr?hst?ck, Und sie fragt mit den Augen, doch nicht mit den Lippen, ob wieder Keine Kunde gekommen. Er spricht: Es kann ja nicht fehlen, Dass wir's endlich erfahren, wie sehr sie sich immer verkriechen! W?r's f?r den Reichen schon schwer, sich ganz und gar zu verbergen, Wenn die Grille ihm k?me, so kann es dem Armen noch minder Gl?cken: er muss sich ern?hren und also heraus um die Arbeit, Und wir wissen's am besten, wie wenig der d?rftige Pfenning, Den sie nahmen f?r sich, gen?gt, sie Monde und Jahre Zu erhalten, so tr?ste dich jetzt, was du fr?her beklagtest! Sie erwidert darauf: Und kann der Knabe nicht sterben? Oder k?nnen sie nicht in fremde L?nder entkommen? Nein, ich ?ngstige mich zu Tode! Je l?nger es dauert, Um so weniger d?rfen wir hoffen, sie wieder zu finden! Ich vernehme vielleicht, damit mich das Bitterste treffe, Wo sie erlagen, und kann die Gr?ber mit Blumen verzieren, Aber ich werde sie nicht f?r ihre erduldeten Leiden, Wie ich hoffte, belohnen, mich wird ein Engel verdr?ngen. O, wie werd' ich gestraft! Ich wusste mein Gl?ck nicht zu sch?tzen! Wie, wer nie noch die Luft auf Augenblicke entbehrte, Garnicht weiss, was sie ist, und aus dem eitelsten Grunde Hab' ich mit dr?ckende Schuld mir die Seele belastet! Denn nimmer W?r' ich dem Doktor gefolgt, auch h?tt' er's gewiss nicht geraten, Wenn nicht die t?richte Scham vor anderen M?ttern, verbunden Mit dem s?ndlichen Neid auf ihre bl?henden Kinder, Mich seit Jahren besessen und in der versuchenden Stunde Mir das Herz in der Brust verh?rtet h?tte! Mich qu?len Jetzt die schrecklichsten Bilder, ich sehe die blassen Gesichter Ausgewanderter M?dchen und Knaben, wie sie mich fr?her Oft am Hafen entsetzten, und all die vermessenen W?nsche, Die ich so lange gehegt im ungeduldigen Busen, L?sen sich auf in dem einen: das Kind gerettet zu wissen, Das ich frevelnd ins Leben gerufen, doch wird's nicht geschehen! Da erschallt vor der T?r die laute Stimme des Doktors, Jubelnd tritt er herein und ruft: Gefunden! Gefunden! Und, er hat sie sogleich durch Wilhelm, der's ihm gemeldet, Holen lassen, verwirrt und bl?de folgen die andern: Magdalena voran, im Arm den lieblichen Knaben, Christian hinterher, die Augen zu Boden geschlagen, Wilhelm und Anne zuletzt, und nur bis zur Schwelle sich trauend, Jene dem heiligen Paar vergleichbar, diese den Hirten. Aber die Gattin faltet die H?nde und hebt sie zum Himmel, Presst dann Mutter und Kind ans Herz und schluchzt: Ich geniesse Jetzt die seligste Stunde des Lebens durch reichste Erf?llung Meines heiligsten Wunsches und opfre mit Freuden die andern. Ja, nun sag' ich mit dir, sie wendet sich innig zum Gatten, Unsere Kinder sind die Armen, doch bleibt mir von allen Dieser Knabe der n?chste, denn ihm verdank' ich den Frieden, Den ich nie noch gekannt, und den die Erde nicht mindert, Wenn man ihn einmal errang, und selbst der Himmel nicht steigert. Doch, was ist das? Ich konnte bisher vor Tr?nen nicht sehen! Diese lockigen Haare und diese blitzenden Augen Soll ich kennen! Ja! ja! Das ist der Enkel des J?gers! Herr, ich kann dich verstehn! Du wolltest im Feuer mich l?utern, Darum durft' ich nicht gleich ihn finden! Doch sch?tztest du selbst ihn Mit allm?chtiger Hand! F?r alles sei mir gepriesen!

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