Read Ebook: Höherzüchtung des Menschen auf biologischer Grundlage. Vortrag by Franze Paul Christian
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Ebook has 169 lines and 25074 words, and 4 pages
Anmerkungen zur Transkription:
H?herz?chtung des Menschen auf biologischer Grundlage.
Vortrag, gehalten auf der 81. Versammlung Deutscher Naturforscher und ?rzte in Salzburg, 1909, bedeutend erweitert und umgearbeitet. ????
Von Dr. med. PAUL C. FRANZE. Bad Nauheim.
Leipzig. Hof-Verlagsbuchhandlung Edmund Demme.
Preis: M. 1,80.
~Edmund Demme, Hof-Verlagsbuchhandlung, Leipzig.
H?herz?chtung des Menschen auf biologischer Grundlage.
Vortrag,
gehalten auf der 81. Versammlung Deutscher Naturforscher und ?rzte, 1909, bedeutend erweitert und umgearbeitet.
Von Dr. med. Paul C. Franze Arzt in Bad Nauheim.
Nachdruck verboten.
Inhalts-Verzeichnis.
Seite
Vorwort 5
Vorwort.
Auf der 81. Versammlung Deutscher Naturforscher und ?rzte in Salzburg, 1909, hielt ich unter dem gleichen Titel, den diese Brosch?re tr?gt, einen Vortrag. Der Aufforderung meines Herrn Verlegers, die Ausf?hrungen der Allgemeinheit zug?nglich zu machen, bin ich gern nachgekommen. Freilich musste dabei ?ber den Umfang des urspr?nglichen Vortrags, f?r den nur etwa 20 Minuten zur Verf?gung standen, bedeutend hinausgegangen werden.
Einerseits erhielt demnach das dort Gesagte hier in der Brosch?re eine gr?ndlichere Bearbeitung; anderseits kam in dieser vieles Neue hinzu, das mit dem Inhalt des Themas eng zusammenh?ngt. So sind z. B. die Abschnitte ?ber die k?rperlichen Eigenschaften, das Organ des Geistes, die Ehereform, das System des Geistes hier zum ersten Male ver?ffentlicht worden.
M?ge die Schrift der Verbreitung der Erkenntnis dienen, dass der Mensch ein noch durchaus unvollst?ndig durchorganisiertes Wesen ist, und dass er daher seinen bewussten Willen zur Erlangung h?herer Organisation im Sinne des entwicklungstheoretischen Fortschrittes verwenden sollte!
?onenhafte Zeitl?ufe blicken herab auf das Aufstreben lebendiger Materie auf unserm Planeten nach edleren und h?heren Formen des Daseins: das ist die Entwicklungsgeschichte der Organismen. Und mitten drin in diesem gewaltigen Ringen steht der Mensch, der Sch?pfung Krone, -- doch dies nur auf Zeit, und nimmermehr ihr Ende, vielmehr die blosse Vorstufe eines Geschlechts von Halbg?ttern auf Erden!
Dann aber haben wir mit Unrecht unser Augenmerk bisher fast nur auf die Vergangenheit der Entwicklung gerichtet statt auf die Zukunft des Menschen.
M?chte doch daher das Licht eines neuen Tages ?ber die Menschheit aufgehen, ja, m?chte sogar diese Stunde schon seine Morgenr?te sein! -- -- --
Dieser Wunsch hat aber nur dann Aussicht auf Erf?llung, wenn die h?chsten und heiligsten menschlichen Erkenntnismittel den Pfad erleuchten, der gewandelt werden muss, und wenn reiner Wille die Menschheit beseelt.
Dreifach n?mlich ist der Hauptweg der Erkenntnis.
Die Ideen und Eingebungen kommen dem genialen Denker unwillk?rlich zumeist bei der Beobachtung von Tatsachen, und anderseits geht er absichtlich von diesen aus, um zu Ideen zu gelangen, um den Sinn des Daseins zu erfassen und den rechten Weg zu finden.
Intuition, Naivit?t und Logik, das ist das Heiligtum unter den Erkenntnismitteln.
M?gen jene Theorien auch noch so unzul?nglich sein -- gleichviel: sie haben unsere Erkenntnis unzweifelhaft erweitert.
Der Inhalt der Deszendenztheorie im engeren Sinne ist dieser: Von den niedersten Lebewesen bis hinauf zum Menschen hat eine allm?hliche Entwicklung stattgefunden. Es werden die Bedingungen dieser Entwicklungsrichtung aufgesucht und eben dadurch, dass sie gefunden werden, wird der Weg zur organischen Vervollkommnung des Menschen gewiesen. Zun?chst geschieht das f?r die Vergangenheit, dann aber auch f?r die Zukunft. Denn die Kenntnis der zur?ckgelegten Strecke gestattet gewisse Schl?sse f?r die bevorstehende.
Demnach stellen wir fest, dass die Entwicklung eine bestimmte Richtung hat; sie geht von einfachsten und unvollkommensten zu immer zusammengesetzteren und vollendeteren Formen des Lebens. Innerhalb dieser allgemeinsten Richtung treten aber beim Menschen noch besondere Merkmale als auffallende hervor. Das sind einerseits die Steigerung des Bewusstseins, des Geistes oder der Vernunft und die Ausbildung des Charakters, des ?sthetischen Gef?hls und der k?nstlerischen Gestaltungskraft, anderseits die Entfaltung der dem Menschen eigent?mlichen K?rpersch?nheit.
Erst ein Zur?ckgehen im Denken hinter die reine Erfahrung l?sst Aussagen machen ?ber den Wert der Welt hinsichtlich ihres innersten Prinzips und wirklichen Wesens. Der Naive f?llt keine solchen Werturteile dar?ber: er nimmt vielmehr im Erkenntnisakt die Wirklichkeit hin, wie sie erscheint, und gelangt so zur Formulierung des Gesetzes des Lebens, in dem allerdings noch kein utopistischer irdischer Optimismus ausgesprochen ist, sondern lediglich die Lebensbejahung, die Notwendigkeit t?tiger und freudiger Mitarbeit an allen Problemen der Vervollkommnung, mit andern Worten die fr?hliche Kampfesstimmung des mutigen Streiters. Denn Kampf ist das Erdenleben. Aber es kann und soll sein ein freudiger, siegesgewisser Kampf, in dem es Friedenspausen und Ruhmestage gibt, dann n?mlich, wenn jeweils der Lorbeer um die Schl?fen des Siegers sich windet. -- -- --
Wenden wir dann den Blick ab von der Aussenwelt und nach innen, so finden wir in unserm Seelenleben m?chtige Auftriebe, Impulse nach der H?he, gleichsam als dr?ngte uns etwas ?ber unsere ererbte Organisation hinaus: es ist ein Streben nach Vervollkommnung, das wir da in unserer eigenen Tiefe erleben.
Wie die ?berschrift aussagt, ist es die Aufgabe dieser Schrift, die letztere zu behandeln. Nur ein fl?chtiger Blick sei daher der Vollst?ndigkeit halber auf das Wesen der Tradition geworfen.
Einigermassen steigert ja auch die Wissenschaft als solche ohne die direkte Arbeit der Genien die geistigen, sittlichen und k?rperlichen Werte der Gesamtheit. Denn sie mehrt unsere Erkenntnis von der Wirklichkeit; Gewinn aber an Wissen und an Einsicht in die wahren Vorg?nge der Natur gereichen nat?rlich den Menschen zum sittlichen und k?rperlichen Wohle. Das darf man nicht zu gering veranschlagen. Die Vorteile, die unserer Gesundheit aus der Wissenschaft erwachsen, liegen allen klar vor Augen. Weniger Verst?ndnis jedoch haben viele daf?r, dass auch die Sittlichkeit durch Wissen gewinnt; deshalb seien zwei Beispiele daf?r angef?hrt: die humane Gestaltung der Rechtspflege und Irrenf?rsorge ist sicherlich mehr ein Ergebnis wissenschaftlicher Aufkl?rung als etwa der kirchlichen Religion.
Freilich scheint es mir, ein noch mehr in die Tiefe dringender Blick zu sein, wenn man einsieht, dass die genannten Erscheinungen mit dem von innen heraus wirkenden Vervollkommnungstrieb in Zusammenhang stehen. Diese Kraft befindet sich nat?rlich in steter Wechselwirkung mit der ?usseren Erfahrung und offenbart sich an ihr.
Doch kann bei aller Gerechtigkeit gegen die allgemeine wissenschaftliche T?tigkeit nicht eindringlich genug vor ihrer ?bersch?tzung gewarnt werden. Es ist unm?glich, hier eine exakte Rechnung vorzulegen: aber viel ist es jedenfalls nicht, was alle die Nicht-Genien zusammen der Menschheit an wirklichen und bleibenden Werten gegeben haben. Sicherlich ruht jeder bedeutende Fortschritt auf den Schultern der Genien! -- -- --
Wie wir sahen, steht diesbez?glich das Gebot der inneren Stimme im Einklang mit demjenigen, das die Naturbeobachtung ergibt.
Ich wende mich nunmehr zu unserm soeben nochmals klar definierten Thema.
Jedes Lebewesen kommt mit gewissen Abweichungen seines Baues von demjenigen seiner Artgenossen auf die Welt. Dies betrifft nicht nur den ganzen Organismus, sondern sogar auch seine einzelnen Teile: keine zwei Bl?tter an einem Baume sind einander ganz gleich, und so ist es bei allen Organen.
Die engraphische Wirkung braucht aber nicht immer die gleiche >>kolossale<< Langsamkeit zu besitzen. Bei Pflanzen geht die Umwandlung oft recht schnell von statten. Auch bei Tieren und Menschen wird es sich verschieden verhalten, je nach der Art des Reizes und der Wichtigkeit der Erfahrung: das Lebendige kann vielleicht in elektiver Weise reagieren.
Ein grosser Geburten?berschuss ist nat?rlich der Entstehung verschiedenartiger Variationen g?nstig.
Unter dem Kampf ums Dasein versteht man die Gesamtheit der Einwirkungen der Aussenwelt, sowohl diejenigen der anorganischen Natur, als auch die aus der Konkurrenz mit andern Lebewesen entstehenden. Man kann ihn in den aktiven und passiven Kampf ums Dasein einteilen. Unter ersterem verstehe ich dann gewaltt?tige Einwirkungen aller Art, sofern sie ?berhaupt Auslesewert besitzen, also vor allem den echten Kampf als solchen mit andern Gesch?pfen. Unter letzterem fasse ich die Einfl?sse der toten Umgebung und die des mehr friedlichen Wettbewerbs um die Existenzmittel zusammen.
Auf die Kritik der Darwinschen Theorie will ich hier nicht n?her eingehen, sondern nur bemerken, dass der Kampf ums Dasein sich als unzul?nglich zur Herbeif?hrung von Auslese und Reinzucht erwiesen hat.
Jedenfalls gilt das f?r die Tierwelt, w?hrend es bei Pflanzen den Anschein hat, als ob die sogenannte >>unmittelbare Bewirkung<< durch Reaktion auf die Umgebung nach dem Prinzip der Engraphie eine bedeutsame, vielleicht wichtigere Rolle spiele. Damit stimmt es denn auch ?berein, dass die Zoologen heute meistens Darwinianer, die Botaniker vielfach Neu-Lamarckianer, d. h. Anh?nger der letztgenannten Theorie, sind.
Die spontane Variation, die ein Individuum mit auf die Welt bringt, bedingt in erster Linie seine Eigenart. Das aber ist gleichbedeutend mit einer Art nat?rlicher Vorausbestimmung. Im wesentlichen ist es schon bei der Geburt eines Gesch?pfes ausgesprochen, ob es einen Beitrag zur Veredelung oder Verschlechterung seines Geschlechts bedeutet.
Das gilt auch f?r den Menschen: seine Abstammung von einem bestimmten Elternpaare bedingt seine T?chtigkeit oder Minderwertigkeit vor allen nachtr?glichen Einfl?ssen, die sp?ter auf ihn durch Umgang und Erziehung einwirken. Wir sehen das tats?chlich auf allen Gebieten, vornehmlich auf denen der Erziehung, der Rechtspflege, des genialen Schaffens, der Beibringung neuer Werte in Wissenschaft, Ethik, Kunst usw., dann aber auch im Alltagsleben: auch hierin offenbaren sich nur allzu deutlich die besonderen angeborenen Gaben und M?ngel der Einzelnen. Alle, die eine gr?ssere Anzahl Untergebener unter sich haben, werden das best?tigen k?nnen, vor allem also Offiziere und Leiter grosser industrieller Betriebe. Selbstverst?ndlich trifft das auch f?r die k?rperlichen Eigenschaften im engeren Sinne ebenso zu, f?r Gesundheit und Sch?nheit. Nichts ist bez?glich ihrer wertvoller f?r ein Individuum als die Abstammung von einem kerngesunden Elternpaare. Denn, wenn nicht sehr ung?nstige Umst?nde sp?ter auf es einwirken -- z. B. mutwillige Untergrabung der Gesundheit --, so wird es dann die gr?sste Aussicht auf eigene dauernde Gesundheit und Langlebigkeit haben und selbst nachteiligen Einfl?ssen gegen?ber sich widerstandsf?higer erweisen als andere. Umgekehrt k?nnen auch die besten hygienischen Massnahmen schlechte Erbwerte der Gesundheit und Widerstandskraft nur mangelhaft ausgleichen, gerade wie die Sch?nheitspflege keine Resultate zu liefern vermag, die angeborener Sch?nheit gegen?ber in die Wagschale fallen.
Es gilt, wie schon bemerkt, hinsichtlich der Haupteigenschaften des Geistes und K?rpers. Beeinflussbarkeit bleibt dennoch bestehen, tritt aber an Bedeutung sehr in den Hintergrund.
Die Auslese findet also nach Darwin teils durch den Kampf ums Dasein, teils durch die geschlechtliche Zuchtwahl statt.
>>Arten, welche nicht wanderten, sich also nicht ver?nderten, starben allm?hlich aus.<<
>>Die t?tigeren und intelligenteren Menschenpaare isolierten sich ...., schw?chliche und dumme Menschenexemplare gingen damals wohl meist zugrunde.
>>Neue Menschenrassen werden nicht mehr entstehen, nur Bastardrassen durch h?ufige Mischung der jetzt bestehenden Hauptrassen. V?llige Isolierung einzelner Familien und St?mme durch eine lange Reihe von Generationen ist bei den jetzigen Verkehrsverh?ltnissen nicht mehr m?glich. Damit fehlt aber die Grundbedingung der Rassenbildung.<<
Die geographische Absonderung h?tte demnach eine doppelte Bedeutung: 1. Durch sie w?rde Reinzucht innerhalb einer Sippe durchgef?hrt werden. 2. Die ver?nderten Lebensbedingungen w?rden die Organisation der Individuen, die sich ihnen durch die Aufsuchung der neuen Wohnst?tten ausgesetzt haben, modifizieren: >>Ver?nderte Lebensbedingungen,<< sagt Wagner, >>geben den Anstoss zu einer Steigerung der individuellen Variabilit?t. Isolierung von den Artgenossen beginnt dann den Anfang einer Rasse.<<
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