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Read Ebook: Dantons Tod by B Chner Georg

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Ebook has 856 lines and 21795 words, and 18 pages

Edition: 10

Georg B?chner

Dantons Tod

Ein Drama

Personen:

Deputierte des Nationalkonvents: Georg Danton Legendre Camille Desmoulins H?rault-S?chelles Lacroix Philippeau Fabre d'Eglantine Mercier Thomas Payne

Mitglieder des Wohlfahrtsausschusses: Robespierre St. Just Bar?re Collot d'Herbois Billaud-Varennes

Chaumette, Prokurator des Gemeinderats

Dillon, ein General

Fouquier-Tinville, ?ffentlicher Ankl?ger

Amar und Vouland, Mitglieder des Sicherheitsausschusses

Herman und Dumas, Pr?sidenten des Revolutionstribunales

Paris, ein Freund Dantons

Simon, Souffleur

Weib Simons

Laflotte

Julie, Dantons Gattin

Lucile, Gattin des Camille Desmoulins

Rosalie, Adelaide und Marion, Grisetten

Damen am Spieltisch, Herren und Damen sowie junger Herr und Eugenie auf einer Promenade, B?rger, B?rgersoldaten, Lyoner und andere Deputierte, Jakobiner, Pr?sidenten des Jakobinerklubs und des Nationalkonvents, Schliesser, Henker und Fuhrleute, M?nner und Weiber aus dem Volk, Grisetten, B?nkels?nger, Bettler usw.

Erster Akt

Erste Szene

H?rault-S?chelles, einige Damen am Spieltisch. Danton, Julie etwas weiter weg, Danton auf einem Schemel zu den F?ssen von Julie.

Danton. Sieh die h?bsche Dame, wie artig sie die Karten dreht! Ja wahrhaftig, sie versteht's; man sagt, sie halte ihrem Manne immer das coeur und anderen Leuten das carreau hin. - Ihr k?nntet einen noch in die L?ge verliebt machen.

Julie. Glaubst du an mich?

Danton. Was weiss ich! Wir wissen wenig voneinander. Wir sind Dickh?uter, wir strecken die H?nde nacheinander aus, aber es ist vergebliche M?he, wir reiben nur das grobe Leder aneinander ab - wir sind sehr einsam.

Julie. Du kennst mich, Danton.

Danton. Ja, was man so kennen heisst. Du hast dunkle Augen und lockiges Haar und einen feinen Teint und sagst immer zu mir: lieber Georg! Aber da, da, was liegt hinter dem? Geh, wir haben grobe Sinne. Einander kennen? Wir m?ssten uns die Sch?deldecken aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfasern zerren. -

Eine Dame . Was haben Sie nur mit Ihren Fingern vor?

H?rault. Nichts!

Dame. Schlagen Sie den Daumen nicht so ein, es ist nicht zum Ansehn!

H?rault. Sehn Sie nur, das Ding hat eine ganz eigne Physiognomie. -

Danton. Nein, Julie, ich liebe dich wie das Grab.

Julie . Oh!

Danton. Nein, h?re! Die Leute sagen, im Grab sei Ruhe, und Grab und Ruhe seien eins. Wenn das ist, lieg ich in deinem Schoss schon unter der Erde. Du s?sses Grab, deine Lippen sind Totenglocken, deine Stimme ist mein Grabgel?ute, deine Brust mein Grabh?gel und dein Herz mein Sarg. -

Dame. Verloren!

H?rault. Das war ein verliebtes Abenteuer, es kostet Geld wie alle andern.

Dame. Dann haben Sie Ihre Liebeserkl?rungen, wie ein Taubstummer, mit den Fingern gemacht.

H?rault. Ei, warum nicht? Man will sogar behaupten, gerade die w?rden am leichtesten verstanden. - Ich zettelte eine Liebschaft mit einer Kartenk?nigin an; meine Finger waren in Spinnen verwandelte Prinzen, Sie, Madame, waren die Fee; aber es ging schlecht, die Dame lag immer in den Wochen, jeden Augenblick bekam sie einen Buben. Ich w?rde meine Tochter dergleichen nicht spielen lassen, die Herren und Damen fallen so unanst?ndig ?bereinander und die Buben kommen gleich hintennach.

H?rault. Philippeau, welch tr?be Augen! Hast du dir ein Loch in die rote M?tze gerissen? Hat der heilige Jakob ein b?ses Gesicht gemacht? Hat es w?hrend des Guillotinierens geregnet? Oder hast du einen schlechten Platz bekommen und nichts sehen k?nnen?

Camille. Du parodierst den Sokrates. Weisst du auch, was der G?ttliche den Alcibiades fragte, als er ihn eines Tages finster und niedergeschlagen fand: >>Hast du deinen Schild auf dem Schlachtfeld verloren? Bist du im Wettlauf oder im Schwertkampf besiegt worden? Hat ein andrer besser gesungen oder besser die Zither geschlagen?<< Welche klassischen Republikaner! Nimm einmal unsere Guillotinenromantik dagegen!

Philippeau. Heute sind wieder zwanzig Opfer gefallen. Wir waren im Irrtum, man hat die Hebertisten nur aufs Schafott geschickt, weil sie nicht systematisch genug verfuhren, vielleicht auch, weil die Dezemvirn sich verloren glaubten, wenn es nur eine Woche M?nner gegeben h?tte, die man mehr f?rchtete als sie.

H?rault. Sie m?chten uns zu Antediluvianern machen. St. Just s?h' es nicht ungern, wenn wir wieder auf allen vieren kr?chen, damit uns der Advokat von Arras nach der Mechanik des Genfer Uhrmachers Fallh?tchen, Schulb?nke und einen Herrgott erf?nde.

Philippeau. Sie w?rden sich nicht scheuen, zu dem Behuf an Marats Rechnung noch einige Nullen zu h?ngen. Wie lange sollen wir noch schmutzig und blutig sein wie neugeborne Kinder, S?rge zur Wiege haben und mit K?pfen spielen? Wir m?ssen vorw?rts: der Gnadenausschuss muss durchgesetzt, die ausgestossnen Deputierten m?ssen wieder aufgenommen werden!

H?rault. Die Revolution ist in das Stadium der Reorganisation gelangt. - Die Revolution muss aufh?ren, und die Republik muss anfangen. - In unsern Staatsgrunds?tzen muss das Recht an die Stelle der Pflicht, das Wohlbefinden an die der Tugend und die Notwehr an die der Strafe treten. Jeder muss sich geltend machen und seine Natur durchsetzen k?nnen. Er mag nun vern?nftig oder unvern?nftig, gebildet oder ungebildet, gut oder b?se sein, das geht den Staat nichts an. Wir alle sind Narren, es hat keiner das Recht, einem andern seine eigent?mliche Narrheit aufzudr?ngen. - Jeder muss in seiner Art geniessen k?nnen, jedoch so, dass keiner auf Unkosten eines andern geniessen oder ihn in seinem eigent?mlichen Genuss st?ren darf.

Camille. Die Staatsform muss ein durchsichtiges Gewand sein, das sich dicht an den Leib des Volkes schmiegt. Jedes Schwellen der Adern, jedes Spannen der Muskeln, jedes Zucken der Sehnen muss sich darin abdr?cken. Die Gestalt mag nun sch?n oder h?sslich sein, sie hat einmal das Recht, zu sein, wie sie ist; wir sind nicht berechtigt, ihr ein R?cklein nach Belieben zuzuschneiden. - Wir werden den Leuten, welche ?ber die nackten Schultern der allerliebsten S?nderin Frankreich den Nonnenschleier werfen wollen, auf die Finger schlagen. - Wir wollen nackte G?tter, Bacchantinnen, olympische Spiele, und von melodischen Lippen: ach, die gliederl?sende, b?se Liebe! - Wir wollen den R?mern nicht verwehren, sich in die Ecke zu setzen und R?ben zu kochen, aber sie sollen uns keine Gladiatorspiele mehr geben wollen. - Der g?ttliche Epikur und die Venus mit dem sch?nen Hintern m?ssen statt der Heiligen Marat und Chalier die T?rsteher der Republik werden. - Danton, du wirst den Angriff im Konvent machen!

Danton. Ich werde, du wirst, er wird. Wenn wir bis dahin noch leben! sagen die alten Weiber. Nach einer Stunde werden sechzig Minuten verflossen sein. Nicht wahr, mein Junge?

Camille. Was soll das hier? Das versteht sich von selbst.

Danton. Oh, es versteht sich alles von selbst. Wer soll denn all die sch?nen Dinge ins Werk setzen?

Philippeau. Wir und die ehrlichen Leute.

Danton. Das >>und<< dazwischen ist ein langes Wort, es h?lt uns ein wenig weit auseinander; die Strecke ist lang, die Ehrlichkeit verliert den Atem, eh' wir zusammenkommen. Und wenn auch! - den ehrlichen Leuten kann man Geld leihen, man kann bei ihnen Gevatter stehn und seine T?chter an sie verheiraten, aber das ist alles!

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