Read Ebook: Dantons Tod by B Chner Georg
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Ebook has 856 lines and 21795 words, and 18 pages
Danton. Das >>und<< dazwischen ist ein langes Wort, es h?lt uns ein wenig weit auseinander; die Strecke ist lang, die Ehrlichkeit verliert den Atem, eh' wir zusammenkommen. Und wenn auch! - den ehrlichen Leuten kann man Geld leihen, man kann bei ihnen Gevatter stehn und seine T?chter an sie verheiraten, aber das ist alles!
Camille. Wenn du das weisst, warum hast du den Kampf begonnen?
Danton. Die Leute waren mir zuwider. Ich konnte dergleichen gespreizte Katonen nie ansehn, ohne ihnen einen Tritt zu geben. Mein Naturell ist einmal so.
Julie. Du gehst?
Danton . Ich muss fort, sie reiben mich mit ihrer Politik noch auf. - Zwischen T?r und Angel will ich euch prophezeien: die Statue der Freiheit ist noch nicht gegossen, der Ofen gl?ht, wir alle k?nnen uns noch die Finger dabei verbrennen.
Camille. Lasst ihn! Glaubt ihr, er k?nne die Finger davon lassen, wenn es zum Handeln k?mmt?
H?rault. Ja, aber bloss zum Zeitvertreib, wie man Schach spielt.
Zweite Szene
Eine Gasse
Simon. Sein Weib.
Simon . Du Kuppelpelz, du runzlige Sublimatpille, du wurmstichiger S?ndenapfel!
Weib. He, H?lfe! H?lfe!
Leute. Reisst sie auseinander, reisst sie auseinander!
Simon. Nein, lasst mich, R?mer! Zerschellen will ich dies Geripp! Du Vestalin!
Weib. Ich eine Vestalin? Das will ich sehen, ich.
Simon. So reiss ich von den Schultern dein Gewand. Nackt in die Sonne schleudr' ich dann dein Aas.
Du Hurenbett, in jeder Runzel deines Leibes nistet Unzucht.
Erster B?rger. Was gibt's?
Simon. Wo ist die Jungfrau? Sprich! Nein, so kann ich nicht sagen. Das M?dchen! Nein, auch das nicht. Die Frau, das Weib! Auch das, auch das nicht! Nur noch ein Name; oh, der erstickt mich! Ich habe keinen Atem daf?r.
Zweiter B?rger. Das ist gut, sonst w?rde der Name nach Schnaps riechen.
Simon. Alter Virginius, verh?lle dein kahl Haupt - der Rabe Schande sitzt darauf und hackt nach deinen Augen. Gebt mir ein Messer, R?mer!
Weib. Ach, er ist sonst ein braver Mann, er kann nur nicht viel vertragen; der Schnaps stellt ihm gleich ein Bein.
Zweiter B?rger. Dann geht er mit dreien.
Weib. Nein, er f?llt.
Zweiter B?rger. Richtig, erst geht er mit dreien, und dann f?llt er auf das dritte, bis das dritte selbst wieder f?llt.
Simon. Du bist die Vampirzunge, die mein w?rmstes Herzblut trinkt.
Weib. Lasst ihn nur, das ist so die Zeit, worin er immer ger?hrt wird; es wird sich schon geben.
Erster B?rger. Was gibt's denn?
Weib. Seht ihr: ich sass da so auf dem Stein in der Sonne und w?rmte mich, seht ihr - denn wir haben kein Holz, seht ihr -
Zweiter B?rger. So nimm deines Mannes Nase.
Weib. Und meine Tochter war da hinuntergegangen um die Ecke - sie ist ein braves M?dchen und ern?hrt ihre Eltern.
Simon. Ha, sie bekennt!
Weib. Du Judas! h?ttest du nur ein Paar Hosen hinauf zuziehen, wenn die jungen Herren die Hosen nicht bei ihr hinunterliessen? Du Branntweinfass, willst du verdursten, wenn das Br?nnlein zu laufen aufh?rt, he? - Wir arbeiten mit allen Gliedern, warum denn nicht auch damit; ihre Mutter hat damit geschafft, wie sie zur Welt kam, und es hat ihr weh getan; kann sie f?r ihre Mutter nicht auch damit schaffen, he? und tut's ihr auch weh dabei, he? Du Dummkopf!
Simon. Ha, Lukretia! ein Messer, gebt mir ein Messer, R?mer! Ha, Appius Claudius!
Erster B?rger. Ja, ein Messer, aber nicht f?r die arme Hure! Was tat sie? Nichts! Ihr Hunger hurt und bettelt. Ein Messer f?r die Leute, die das Fleisch unserer Weiber und T?chter kaufen. Weh ?ber die, so mit den T?chtern des Volkes huren! Ihr habt Kollern im Leib, und sie haben Magendr?cken; ihr habt L?cher in den Jacken, und sie haben warme R?cke; ihr habt Schwielen in den F?usten, und sie haben Samth?nde. Ergo, ihr arbeitet, und sie tun nichts; ergo, ihr habt's erworben, und sie haben's gestohlen; ergo, wenn ihr von eurem gestohlnen Eigentum ein paar Heller wiederhaben wollt, m?sst ihr huren und betteln; ergo, sie sind Spitzbuben, und man muss sie totschlagen!
Dritter B?rger. Sie haben kein Blut in den Adern, als was sie uns ausgesaugt haben. Sie haben uns gesagt: schlagt die Aristokraten tot, das sind W?lfe! Wir haben die Aristokraten an die Laternen geh?ngt. Sie haben gesagt: das Veto frisst euer Brot; wir haben das Veto totgeschlagen. Sie haben gesagt: die Girondisten hungern euch aus; wir haben die Girondisten guillotiniert. Aber sie haben die Toten ausgezogen, und wir laufen wie zuvor auf nackten Beinen und frieren. Wir wollen ihnen die Haut von den Schenkeln ziehen und uns Hosen daraus machen, wir wollen ihnen das Fett auslassen und unsere Suppen mit schmelzen. Fort! Totgeschlagen, wer kein Loch im Rock hat!
Erster B?rger. Totgeschlagen, wer lesen und schreiben kann!
Zweiter B?rger. Totgeschlagen, wer ausw?rts geht!
Alle . Totgeschlagen! Totgeschlagen!
Einige Stimmen. Er hat ein Schnupftuch! ein Aristokrat! an die Laterne! an die Laterne!
Zweiter B?rger. Was? er schneuzt sich die Nase nicht mit den Fingern? An die Laterne!
Junger Mensch. Ach, meine Herren!
Zweiter B?rger. Es gibt hier keine Herren! An die Laterne!
Einige . Die da liegen in der Erden, Von de W?rm gefresse werden; Besser hangen in der Luft, Als verfaulen in der Gruft!
Junger Mensch. Erbarmen!
Dritter B?rger. Nur ein Spielen mit einer Hanflocke um den Hals! 's ist nur ein Augenblick, wir sind barmherziger als ihr. Unser Leben ist der Mord durch Arbeit; wir h?ngen sechzig Jahre lang am Strick und zapplen, aber wir werden uns losschneiden. - An die Laterne!
Junger Mensch. Meinetwegen, ihr werdet deswegen nicht heller sehen.
Die Umstehenden. Bravo! Bravo!
Einige Stimmen. Lasst ihn laufen!
Robespierre. Was gibt's da, B?rger?
Dritter B?rger. Was wird's geben? Die paar Tropfen Bluts vom August und September haben dem Volk die Backen nicht rot gemacht. Die Guillotine ist zu langsam. Wir brauchen einen Platzregen!
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