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Read Ebook: Briefe aus Frankfurt und Paris 1848-1849 (1/2) by Raumer Friedrich Von

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Ebook has 869 lines and 86571 words, and 18 pages

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Anmerkungen zur Transkription

Der vorliegende Text wurde anhand der 1849 erschienenen Buchausgabe erstellt. Die Zeichensetzung wurde stillschweigend korrigiert bzw. erg?nzt. Franz?sische Ausdr?cke und Zitate wurden nur dann harmonisiert, bzw. korrigiert, wenn ansonsten der Wortsinn verf?lscht w?rde. Vereinzelt wurden die Datumsangaben der Briefk?pfe dem Inhaltsverzeichnis entsprechend angepasst.

Altert?mliche und sonstige ungew?hnliche Schreibweisen wurden beibehalten, ebenso unterschiedliche Wortvarianten. F?r Umlaute in Grossbuchstaben wurden auch deren Umschreibungen verwendet; es wurde diesbez?glich keine Vereinheitlichung vorgenommen. Korrekturen anhand der Liste der Druckfehler am Ende des Textes wurden bereits in diese Version eingearbeitet. Die folgenden offensichtlichen Fehler wurden korrigiert:

S. 8: ,Ver?nderuug' -> ,Ver?nderung' S. 11: ,Uber' -> ,Ueber' S. 127: ,Reihefolge' -> ,Reihenfolge' S. 214: ,Birch-Pfeifer' -> ,Birch-Pfeiffer' S. 215: ,Dem. Jauauschek' -> ,Dem. Janauschek' S. 294: ,Ubereinstimmung' -> ,Uebereinstimmung' S. 314: ,nichtiges' -> ,richtiges' S. 326: ,Ich erwiedrte' -> ,Ich erwiederte' S. 364: ,Ein Mann ihres Sinnes' -> ,Ein Mann Ihres Sinnes' S. 366: ,alsdie' -> ,als die' S. 376: ,einem alten Professor' -> ,einen alten Professor' S. 399: ,ein Gr?ue -> ,ein Gr?uel'

F?r die von der Normalschrift abweichenden Schriftschnitte wurden folgende Sonderzeichen verwendet:

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Briefe

aus

Frankfurt und Paris

von

Friedrich von Raumer.

Erster Theil.

Leipzig: F. A. Brockhaus. 1849

Briefe aus Frankfurt und Paris.

Erster Theil.

Briefe

aus

Frankfurt und Paris

von

Friedrich von Raumer.

Erster Theil.

Leipzig: F. A. Brockhaus. 1849.

Vorrede.

Die Schwierigkeit eine Geschichte der Gegenwart unparteiisch und allseitig zu schreiben, ist mit Recht so oft hervorgehoben worden, dass auch der K?hnste und durch seine Verh?ltnisse am meisten Beg?nstigte, von solch einem Unternehmen abgeschreckt werden kann. Wer hingegen Gelegenheit hat, einzelne Steine zu dem k?nftigen Bau einer allgemeinen Geschichte darzubieten, ist behufs rascher F?rderung der Wahrheit, hiezu gewissermassen verpflichtet.

Als einen solchen, wenn auch unwichtigen Beitrag, betrachte ich die folgenden Briefe. Sehr Vieles ist als unanziehend aus denselben weggelassen, nichts aber ge?ndert, oder gar hintennach im Wesentlichen anders dargestellt worden. Denn diese wohlfeile Weisheit eines vom Rathhause Kommenden hat gar keinen Werth; wohl aber wird selbst der, unverhohlen mitgetheilte, Irrthum lehrreich zur Erkl?rung der jedesmaligen Eindr?cke, Stimmungen und Beschl?sse. Wenn ich, dieser R?cksicht halber, nicht alles scharf oder herbe Ausgedr?ckte milderte, oder ganz abschw?chte, so hoffe ich Entschuldigung zu finden.

Den Vorschlag: diese Briefsammlung erst nach vielen Jahren dem Publikum vorzulegen, wies ich zur?ck. Sie w?rde bis dahin wesentlich an Interesse verlieren und eine Berichtigung derselben, mit dem Ablaufe der Zeit immer schwieriger werden.

Trotz aller Aufmerksamkeit sind manche Wiederholungen stehen geblieben; eine Folge des Umstandes, dass alle diese Mittheilungen eigentlich nur Variationen ?ber dasselbe Thema sind.

Endlich hoffe ich, man werde es nicht als Eitelkeit bezeichnen, dass ein Briefschreiber seine Person oft erw?hnt und erw?hnen muss.

Inhalt des ersten Theils.

Erster Brief.

Berlin, im M?rz 1848.

Aus den Zeitungen werdet Ihr vollst?ndige Kunde von den furchtbaren Ereignissen dieser Tage bekommen. Ich will nur einige allgemeine Andeutungen geben, meist mich aber an Das halten +was ich selbst sah+, und was sich auf +mich selbst+ bezieht.

Schon vor den pariser und den sich daran reihenden deutschen Ereignissen hatte sich hier die Missstimmung sehr gesteigert, und Viele hegten die ?berzeugung: ,,die Regierung k?nne mit den bisher wirksamen Personen und in der bisherigen Weise und Richtung, unm?glich mehr lange gef?hrt werden. Die Behandlung der ausw?rtigen Angelegenheiten, die kirchliche Willk?r, die endlose Beaufsichtigung der Schulen und Universit?ten, die Anstellung einseitiger, die Entlassung w?rdiger M?nner u. s. w. u. s. w. regten t?glich mehr auf, und die Berufung des Landtages ward t?glich lauter und dringender gefordert. ,,Die Aussch?sse konnten und sollten ihn nicht ersetzen. Wenn sich die Stadt dankend ausspreche, so k?nne man W?nsche und Bitten am besten daran anreihen. Ich entwarf zu diesem Zwecke folgende Erkl?rung:

,,Die k?nigliche Bewilligung einer regelm?ssigen Wiederkehr, oder Wiederberufung des allgemeinen Landtages, und die Best?tigung der sehr wichtigen Vorschl?ge zur Vervollkommnung des preussischen Staatsrechtes, ist ein h?chst folgenreiches, begl?ckendes Ereigniss; -- ein Ereigniss, welches finstere Besorgnisse verscheucht, Hoffnungen erf?llt, oder ihre Erf?llung bestimmt in Aussicht stellt, und die Einigkeit zwischen Herrscher und Volk aufs Neue bekr?ftigt.

,,Deshalb erlaube ich mir den Antrag: dass die Stadtbeh?rden Seiner k?niglichen Majest?t durch eine Schrift, oder Botschaft, den innigen Dank darlegen, zu welchem uns gleichm?ssig Kopf und Herz antreiben, und dabei nochmals mit Nachdruck aussprechen m?gen: Berlin, die Hauptstadt des Reiches, werde in Ungl?ck und Gefahr, mit unwandelbarer Treue und dem Aufwande aller Kr?fte ihre ehrenvollen Pflichten erf?llen, von der Bahn des gesetzlichen Rechtes niemals abweichen, und die pers?nliche Anh?nglichkeit an Seine Majest?t den K?nig und das k?nigliche Haus, wie ein Heiligthum festhalten und bewahren.

Berlin, den 6. M?rz 1848, Abends.

v. Raumer."

Diese Erkl?rung hatte ich dem Vorsteher der Stadtverordneten bereits zum Vortrage ?bergeben, als ich mich ?berzeugte: die Missstimmung ?ber das angeblich Ungen?gende der Bewilligungen sei bereits so gestiegen, dass der Antrag, Dank auszusprechen, nur Vorw?rfe gegen den K?nig hervorrufen w?rde. Ich nahm deshalb jenen Antrag zur?ck, schrieb jedoch dem -- : es sei zu bef?rchten, dass die Versammlung der Stadtverordneten zu +m?chtig+ werde; aber noch ungleich gef?hrlicher, wenn sie +ohnm?chtig werde+, und die Entscheidung in schlechtere H?nde gerathe.

Die immer dringender werdenden Verh?ltnisse veranlassten mich, Folgendes an -- zu schreiben:

,,Den Vorschlag, heute in der Stadtverordnetenversammlung ein Dankschreiben an Se. Maj. den K?nig zu beschliessen, hat man aufgeben m?ssen, um nicht Widerspr?che und unangenehme Er?rterungen hervorzurufen. Nach Dem was sich hier und in andern St?dten der Monarchie vorbereitet und in dem ganzen ?brigen Deutschland bereits geschehen ist, hat es gar keinen Zweifel, dass eine ganze Reihe von Forderungen an die Stadtverordneten gelangen, und zu einer Bitte um +eilige+ Berufung des vereinigten Landtages f?hren wird. Dies ist der +mildeste+ Ausweg um jene Forderungen in den Weg +besonnener, gesetzlicher+ Berathung zu leiten.

,,Wenn Se. Maj. der K?nig sich hier?ber aus +eigener+ Macht ausspricht und dem Magistrate und den Stadtverordneten eine beim Anfange der Sitzung zu er?ffnende Kabinetsordre zuschickt, so wird ihm unermesslicher Dank zu Theil, es wird die Begeisterung im Innern und gegen das Ausland aufs H?chste steigen; er ist -- wie es sein soll -- der +Leit-+ und +Polarstern+ f?r +Alle+. Geschieht das +Unvermeidliche+ auch nur um einige Stunden zu sp?t, so verwandelt sich der gl?nzende Sieg in eine ungl?ckselige Niederlage, und ganz andere Personen werden die Lorberen f?r sich in Anspruch nehmen. M?chten nicht kleine, f?rmliche, die Wichtigkeit des Augenblicks verkennende Seelen, durch unentschlossenen Rath, Alles den H?nden des K?nigs entschl?pfen lassen.

,,Verzeihen Sie, wenn ich mich in dieser ungew?hnlichen und vielleicht ungeb?hrlichen Weise ausspreche; meine Liebe zu K?nig und Vaterland und meine Kenntniss vaterl?ndischer Angelegenheiten, verbot mir da zu schweigen, wo Kopf und Herz zu reden befehlen.

Berlin, den 9. M?rz 1848, Morgens 7 Uhr."

An demselben Tage um 4 Uhr begann die Sitzung der Stadtverordneten, ?ber welche die Zeitungshalle am genauesten Bericht erstattet. Die ?berlauten Zuh?rer hatten ohne Zweifel die Absicht: die Stadtverordneten zu zwingen, +alle+ ihre Forderungen +auf der Stelle+ anzunehmen und zu den ihrigen zu machen. Dies Bestreben ward jedoch mit gr?sstem Rechte vereitelt, und auch ich sprach f?r gr?ndliche und ruhige Berathung. Diese fand den 10. von 3-11 Uhr statt, und die Deputation, zu der ich geh?rte, vereinigte sich endlich f?r die bekannt gewordene Eingabe. Sie ward den 11. in der Stadtverordnetenversammlung fast einstimmig angenommen. So weit ich sehen konnte blieben nur die HH. N. und B. verneinend sitzen, weil sie +mehr+, und minder +h?flich+, fordern wollten. Die Zuh?rer, einer bekannten Gattung, waren ebenfalls unzufrieden, und erhoben ein so gr?nzenloses, unanst?ndiges Geschrei, dass die Sitzung leider musste aufgehoben werden. Meine Furcht, die Stadtverordnetenversammlung d?rfte zu +ohnm?chtig+ werden, war nur zu sehr gerechtfertigt.

Des K?nigs Antwort auf die Eingabe lautete zwar beruhigend, aber bei t?glich, ja st?ndlich steigender Aufregung keineswegs zufriedenstellend.

?ber die +erste+ Versammlung in den Zelten erhielt ich einen umst?ndlichen, anonymen Bericht; wenige Tage sp?ter kam der Verfasser zu mir, klagend dass die zweite Versammlung sich ungeb?hrlich in falscher Richtung bewegt, und grossentheils aus anderen Personen bestanden habe. Ich machte ihn darauf aufmerksam: wie schwer es sei solcher Bewegungen Meister zu bleiben, wie verantwortlich sie hervorzurufen.

Die Minister verloren die kostbarste Zeit, und behandelten das Eiligste in den Formen der alten Gesch?ftsf?hrung, w?hrend aus ganz Deutschland, ja aus Wien Nachrichten von raschern Fortschritten einliefen. Preussen, Berlin m?sse sich an die Spitze stellen und die Vorw?rfe von Schl?frigkeit und Nichtigkeit widerlegen; -- dies war die Ansicht Unz?hliger. Planm?ssig leiteten aber geschickt vertheilte, laute Demagogen das Ganze und bezweckten leider, dass die Aufregung sich zur Widersetzlichkeit steigere. Andererseits begingen die Kriegsf?hrer Missgriffe, und die unbedeutenden Unruhen des Montags, nahmen den b?sesten Charakter an, als die ungeb?hrlich gereizten und verh?hnten Soldaten, Dienstags an der Br?derstrasse, ohne Ansehen der Person Gewalt ?bten. Man erliess zur Beruhigung eine Bekanntmachung, dass Militair- und Civilpersonen die Sache untersuchen und Schuldige bestrafen sollten. Magistrat und Stadtverordnete schrieben das N?thige vor zur Bildung unbewaffneter Schutzcommissionen. Als ich in meinem Bezirke zur Vollziehung dieses Beschlusses aufforderte, schrien Mehre: ich wolle B?rger verf?hren sich verst?mmeln und erschiessen zu lassen. -- Ich rief: wer Muth hat folge mir; so schlossen sich endlich Viele meiner F?hrung an.

Donnerstag und Freitag ward die Ruhe in der Stadt erhalten, womit aber viele Begeisterte und viele B?swillige gleich unzufrieden waren. Es verbreitete sich die sichere Kunde: man wolle Sonnabend um 2 Uhr dem K?nige eine Bittschrift ?berreichen; viele Tausende wollten mitziehen zum Schlosse. Mit Bestimmtheit liess sich voraussehen, dass dies nicht ohne Unordnung, ja Gefahr geschehen d?rfte. Deshalb eilte ich Sonnabend fr?h zum -- stellte ihm die ?ble Lage der Dinge vor, und dass es schlechterdings nothwendig sei, dass bis Mittag 12 Uhr beruhigende, unabweisliche und unausbleibliche Bewilligungen bekannt gemacht w?rden. -- fand dies zweckm?ssig und versprach sogleich zum K?nige zu fahren und ihm das N?thige vorzustellen.

Mit einigen Stadtr?then und Stadtverordneten ging ich zum Polizeipr?sidenten, zum Kommandanten , deren wohlwollende Sorge und Theilnahme, ohne entscheidende Versprechungen nichts helfen konnte. Deshalb ward von den zusammeneilenden Stadtverordneten beschlossen, unverz?glich und gemeinsam mit dem Magistrate, eine Deputation an den K?nig abzusenden. Ich ward mit zu derselben gew?hlt, und wir fanden im Vorzimmer die mit Orden ?berdeckten St?tzen des Staates, gegen welche wir sehr gering und unanst?ndig aussahen. Vorgelassen, ward dem K?nige die volle, ungeschminkte Wahrheit, mit solcher Kraft und R?hrung gesagt, dass Viele sich der Thr?nen nicht enthalten konnten.

Man bat um Pressfreiheit. -- Ist schon bewilligt. -- Um Berufung des Landtags. -- Desgleichen. -- Um Ver?nderung der Grunds?tze ?ber Wahlen und Abstimmungen. -- Antwort, g?nstig, jedoch so bedingt, dass kein bestimmtes Ergebniss hervorging. -- Gleichstellung aller Religionsbekenntnisse, ohne staatliche Bevorzugung. -- Antwort: ich bin der gr?sste Freund der Religionsduldung; die Leute d?rfen sich ja nur aussprechen. -- Zwischen E. M. und dem Volke stehen R?the, welche das Vertrauen des Volkes nicht besitzen. -- Antwort: diese M?nner meinen es redlich mit dem Volke und der Krone.

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