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Read Ebook: Die weltgeschichtliche Bedeutung des deutschen Geistes by Eucken Rudolf J Ckh Ernst Editor

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Ebook has 57 lines and 8295 words, and 2 pages

Mit dieser Wahrhaftigkeit aber h?ngt im deutschen Leben Urspr?nglichkeit und Freiheit des Schaffens eng zusammen. Bei Urspr?nglichkeit und Freiheit steht das in Frage, dass wir nichts auf blosse Autorit?t hinnehmen, uns nichts von aussen aufdr?ngen lassen, sondern dass wir unsere eigene ?berzeugung und Erfahrung einsetzen und, wenn es sein muss, den Kampf mit aller Umgebung nicht scheuen. Das Lebenswerk der deutschen schaffenden Geister war meist ein solcher Kampf, ihr Sieg war ein Durchsetzen der eigenen Art und der inneren Notwendigkeit gegen alles, was draussen lag.

So sind Gr?sse, Wahrhaftigkeit und Urspr?nglichkeit Hauptz?ge des deutschen Lebens, sie zusammen haben einen ganz eigent?mlichen Idealismus deutscher Art ausgebildet. Seine Eigent?mlichkeit erhellt namentlich durch eine Vergleichung mit dem indischen und dem griechischen Idealismus. Der Idealismus der Inder hat den Zug zur Innerlichkeit, die Abl?sung von der sichtbaren Welt grossartig ausgebildet, aber er kommt nicht zu einem neuen Schaffen von innen heraus; so erzeugt er weiche und edle Stimmungen, aber ihm fehlt die Kraft zur weltaufbauenden T?tigkeit. In ein einziges Grundgef?hl, einen einzigen Grundgedanken ersch?pft sich hier das ganze Leben, es wird wehrlos gegen?ber der harten Welt. Es h?ngt damit eng zusammen, dass dies grosse Kulturvolk von einem fremden, es gar nicht verstehenden Volke abh?ngig werden konnte.

Die Griechen stehen uns hier n?her, auch ihre grossen Denker verschm?hen die blosse N?tzlichkeit, sie wollen ein Leben um des Lebens willen, sie wollen ihm bei sich selbst einen Inhalt geben und einen Wert verleihen, sie preisen die Erhebung zur T?tigkeit. Aber es bleibt ein grosser Unterschied. Der griechische Idealist behandelt die Welt als gegeben, er sieht in ihr ein herrliches Kunstwerk, das schauend sich anzueignen und freudig zu geniessen die Aufgabe des Menschen bildet; die Richtung darauf scheint ihn ?ber alle Kleinheit des Alltags weit hinauszuheben. In einer solchen fertigen Welt findet aber der Mensch nichts Wesentliches zu ver?ndern, so gibt es hier keine Geschichte, keine Hoffnung einer Umbildung und Erneuerung. Wir Deutsche dagegen verstehen die Welt als im Werden begriffen und voll harter K?mpfe, zugleich halten wir uns f?r berufen, an dem grossen Werke der Weiterbildung mitzuwirken und alle Kraft daf?r einzusetzen. Wir wollen eingreifen, bessern, f?rdern, wir geben damit der Geschichte eine grosse Bedeutung. Ist demnach der Idealismus der Griechen vorwiegend k?nstlerischer Art, so vertreten wir Deutsche einen ethischen Idealismus. Jenen ist das H?chste die Anschauung, uns ist das H?chste die Tat, die Tat der Pers?nlichkeit, die weltschaffende und weltgestaltende Tat.

Nun ist das ja ein Hauptgedanke der Neuzeit, dass wir nicht einer fertigen Welt angeh?ren, dass die Welt um uns und in uns voller Probleme ist, und dass wir zu ihrer L?sung nach besten Kr?ften helfen sollen. So entspricht der deutsche Idealismus den Erfahrungen der Weltgeschichte und den Forderungen der Neuzeit, sein kr?ftiger und mannhafter Charakter, seine zugleich ernste und freudige Art ist der Menschheit unentbehrlich. Er ist mit seiner engen Verkn?pfung von Arbeit und Seele der modernen Welt um so unentbehrlicher, als ihre Entwicklung voller Gefahren f?r den Gehalt und Selbstwert des Lebens ist. Im modernen Leben hat der Gedanke besondere Macht und Eindringlichkeit gewonnen, dass die Hauptsache die volle Entwicklung der Kraft, die Steigerung der Lebensenergie ins Unbegrenzte sei. In dieser Richtung ist Gewaltiges geleistet worden, sind die Individuen wie auch die V?lker mehr in Fluss gebracht, wird ihnen alle Tr?gheit ausgetrieben, alles Schlummernde voll erweckt. Aber so gross und fruchtbar dies alles ist, es darf nicht das Ganze, das Einzige sein. Die Gefahr liegt nahe -- die Weltstadt l?sst sie besonders stark empfinden --, dass sich das Leben in ein ruhe- und rastloses Streben verwandelt, dass wir nur von Augenblick zu Augenblick weiter jagen und ?ber dem Denken an die Zukunft alle wahrhaftige Gegenwart verlieren; in aller F?lle des Lebens l?sst uns der unaufh?rliche Wechsel der Eindr?cke und Aufgaben gar nicht zu einem wahrhaftigen, in sich selbst befriedigten Leben kommen. Das ist eine grosse Gefahr, wir m?ssen ihr entgegenarbeiten, wir k?nnen das aber durch eine kr?ftige Belebung der deutschen Art. Denn sie begn?gt sich nicht mit der blossen Kraftentwicklung, sie besteht auf einer Bildung des Wesens, auf einem beharrenden und ?berlegenen Sein in aller F?lle des Wirkens, sie vermag damit dem Leben eine Tiefe und einen Selbstwert zu geben. Der moderne Mensch hat bei allem Gerede von ,,Aktualit?t" viel zu wenig Gegenwart, zu sehr l?st sich ihm das Leben in lauter einzelne Augenblicke auf. Goethe dagegen meinte, jeder Augenblick soll uns heilig sein, denn er sei ein Vertreter der Ewigkeit.

So im Zeitlichen ein Ewiges ergreifen ist aber nur m?glich, wenn das Leben eine Tiefe hat und aus dem Getriebe der Kr?fte sich eine Seelenbildung heraushebt; das aber kann bei uns Deutschen geschehen. Wir brauchen bei h?chster Kraftentfaltung nicht darin aufzugehen, wir k?nnen immer dahinter ein Ganzes der Pers?nlichkeit behaupten und entfalten, wir k?nnen ein Ganzes des menschlichen Seins in alle Gebiete des geistigen Schaffens legen, in Philosophie und Kunst, in Religion und Moral. Was wir aber dabei erreichen, das gewinnen wir nicht bloss f?r uns, wir gewinnen es f?r die Menschheit. Die moderne Menschheit ist in grosser Gefahr, in ein sinnloses Hasten hineinzugeraten und darin aufzugehen. Dem k?nnen wir Deutsche kraft unserer geistigen Art energisch entgegenwirken, wir k?nnen der Mannigfaltigkeit eine Einheit, der Bewegung eine Ruhe entgegenhalten, wir k?nnen damit den geistigen Bestand des menschlichen Lebens wahren und f?rdern. Mit dem allen gewinnt das deutsche Leben und Tun eine weltgeschichtliche Bedeutung. Mit gutem Grunde hat Fichte uns das Volk des Gem?ts genannt. Er wollte damit nicht den Gliedern anderer V?lker das Gem?t absprechen, das w?re eng und unrecht gewesen. Aber dahin ging seine Behauptung, dass die Innerlichkeit bei uns Deutschen zu einer gemeinsamen, unser Schaffen beherrschenden und unsere Geschichte durchwaltenden Macht geworden ist, mehr als bei irgendwelchem anderen Volke. In diesem Sinne d?rfen wir sagen, dass wir die Seele der Menschheit bilden, und dass die Vernichtung der deutschen Art die Weltgeschichte ihres tiefsten Sinnes berauben w?rde. So sicher wir daher ?berzeugt sind, dass die Weltgeschichte einen Sinn hat, so sicher d?rfen wir auch ?berzeugt sein, dass die deutsche Art unentbehrlich ist, und dass sie sich gegen alle feindlichen Angriffe siegreich behaupten wird. Ein festes Vertrauen darauf sch?pfen wir auch aus der Erw?gung, dass der Besitz einer urspr?nglichen und weltumfassenden Innerlichkeit eine unersch?pfliche St?rke verleiht. Wo eine solche Innerlichkeit fehlt, da bleibt die Kraft beschr?nkt, da wird sie abh?ngig von ?usseren Bedingungen, so fehlt dem Leben das Grosse und Heldenhafte. D?rfen wir Deutsche uns aber mit den tiefsten Gr?nden im Zusammenhang f?hlen, so k?nnen wir daraus unermessliche Kr?fte sch?pfen, so k?nnen wir allem Ansturm der Welt um uns von innen her eine Welt entgegensetzen und jener gegen?ber zum Siege f?hren.

M?gen daher zahllose Feinde sich gegen uns verb?nden, m?gen sie Neid und Hass, Verschlagenheit und Wildheit aufeinander h?ufen, wir haben die ?berlegenheit innersten Wesens, und diese ?berlegenheit wird uns vollauf die Kraft gew?hren, allem Ansturm gewachsen zu bleiben. Stehen wir nur fest auf uns selbst, ergreifen wir den tiefsten Grund und die innerste Kraft unseres Wesens, dann wird unser Genius mit uns sein und uns zum Siege f?hren, dann k?nnen die Pforten der H?lle uns nicht bew?ltigen.

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