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Read Ebook: Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Siebenter Band: enthaltend Kapitel 13 und 14. by Macaulay Thomas Babington Macaulay Baron

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Ebook has 422 lines and 75466 words, and 9 pages

Am folgenden Tage wurde beschlossen, dass das K?nigreich in Vertheidigungsstand gesetzt werden solle. Die Einleitung zu diesem Beschlusse enthielt eine strenge R?ge der Perfidie des Verr?thers, der wenige Stunden nachdem er durch eine eigenh?ndig unterschriebene Erkl?rung sich verpflichtet, seinen Posten in der Convention nicht zu verlassen, das Beispiel der Desertion und das Signal zum B?rgerkriege gegeben hatte. Alle Protestanten vom sechszehnten bis zum sechzigsten Lebensjahre erhielten die Weisung sich bereit zu halten, um beim ersten Aufrufe unter die Waffen zu treten, und damit sich Niemand mit Unkenntniss entschuldigen konnte, wurde die ?ffentliche Verlesung des Edicts auf allen Marktpl?tzen des ganzen K?nigreichs angeordnet.

Die St?nde beschlossen hierauf, ein Danksagungsschreiben an Wilhelm zu richten. Diesem Briefe waren die Unterschriften vieler Edelleute und Gentlemen beigef?gt, die zur Partei des verbannten K?nigs geh?rten. Die Bisch?fe aber weigerten sich einstimmig, ihre Namen darunter zu setzen.

Ein Ausschuss zur Entwerfung eines Regierungsplanes ernannt.

Es war bei den schottischen Parlamenten seit langer Zeit Brauch, die Entwerfung von Gesetzen und Verordnungen einer Auswahl von Mitgliedern zu ?bertragen, welche die Artikellords genannt wurden. In Gem?ssheit dieses Brauchs wurde jetzt ein Ausschuss von Vierundzwanzig beauftragt, einen Entwurf zur Feststellung der Regierung auszuarbeiten. Von diesen Vierundzwanzig waren Acht Peers, Acht Vertreter von Grafschaften und Acht Abgeordnete von St?dten. Die Majorit?t des Ausschusses waren Whigs und es befand sich kein einziger Pr?lat darin.

Der durch eine Reihenfolge von Unf?llen gebrochene Muth der Jakobiten wurde durch die Ankunft des Herzogs von Queensberry aus London auf einen Augenblick wieder gehoben. Er war ein Mann von hohem Range und grossem Einflusse und sein Character war gut im Vergleich zu dem Character Derer, die ihn umgaben. Als der Papismus die Oberhand hatte, war er der Sache der protestantischen Kirche treu geblieben, und seitdem der Whiggismus das Uebergewicht erlangt, war er ein treuer Anh?nger der erblichen Monarchie geblieben. Einige waren der Meinung, dass er dem Hause Stuart wichtige Dienste h?tte leisten k?nnen, wenn er fr?her auf seinem Platze gewesen w?re. Selbst jetzt brachten die Belebungsmittel, die er bei seiner erstarrten und schwachen Partei anwendete, einige matte Symptome wiederkehrenden Muthes hervor. Man fand Mittel, um sich mit Gordon in Verbindung zu setzen und er wurde dringend aufgefordert, auf die Stadt zu feuern. Die Jakobiten hofften, dass, sobald die Kanonenkugeln einige Schornsteine zertr?mmert, die St?nde nach Glasgow ?bersiedeln w?rden. So wurde Zeit gewonnen und die Royalisten konnten vielleicht ihren alten Plan, zu einer Separatconvention zusammenzutreten, noch ausf?hren. Gordon weigerte sich jedoch entschieden, auf keine bessere Gew?hr als die Aufforderung einer kleinen Kabale, eine so schwere Verantwortlichkeit auf sich zu nehmen.

Inzwischen hatten die St?nde eine Schutzmacht, auf die sie sich fester verlassen konnten als auf die undisciplinirten und ungest?men Covenanters aus dem Westen. Ein Geschwader englischer Kriegsschiffe aus der Themse war in der M?ndung des Forth angekommen. Dieses Geschwader hatte die drei schottischen Regimenter an Bord, welche Wilhelm aus Holland her?ber begleitet. Er hatte sie mit weiser Einsicht ausgew?hlt, die Versammlung zu besch?tzen, welche die Regierung ihres Vaterlandes feststellen sollte, und damit dem im Punkte der Nationalehre ungemein empfindlichen Volke kein Grund zur Eifersucht gegeben werden m?ge, hatte er alle holl?ndischen Soldaten aus den Gliedern entfernt und dadurch die Zahl der Mannschaften auf ungef?hr elfhundert reducirt. Dieses kleine Truppencorps wurde commandirt von Andreas Mackay, einen Hochl?nder von vornehmer Abkunft, der lange auf dem Continent gedient hatte und der sich durch einen unersch?tterlichen Muth und durch eine Fr?mmigkeit auszeichnete, wie man sie bei Soldaten des Zufalls selten findet. Die Convention fasste einen Beschluss, durch den sie Mackay zum Oberbefehlshaber ihrer Streitkr?fte ernannte. Als ?ber diesen Beschluss die Vorfrage gestellt wurde, bat der Erzbischof von Glasgow, der wahrscheinlich nicht Lust hatte, sich an einer solchen widerrechtlichen Anmassung von Befugnissen zu betheiligen, welche dem K?nige allein zustanden, dass man die Pr?laten von der Abstimmung entbinden m?chte. Geistliche, sagte er, h?tten mit milit?rischen Massregeln nichts zu schaffen. >>Die V?ter der Kirche,<< entgegnete ein Mitglied in sehr nachdr?cklichem Tone, >>sind seit kurzem mit einen neuem Lichte begl?ckt worden. Ich habe selbst milit?rische Befehle gesehen, welche von dem Hochw?rdigen unterzeichnet waren, der jetzt pl?tzlich so scrupul?s geworden ist. Allerdings waltete ein Unterschied ob: jene Befehle hatten den Zweck die Protestanten dem S?belregimente preis zu geben, w?hrend der vorliegende Beschluss uns gegen die Papisten sch?tzen soll.<<

Die Ankunft der Truppen Mackay's und der Entschluss Gordon's, unth?tig zu bleiben, brach den Muth der Jakobiten. Es blieb ihnen in der That nur noch eine Aussicht. Durch Anschluss an diejenigen Whigs, welche zu einer Union mit England geneigt waren, konnten sie die Festsetzung der Regierung vielleicht noch um l?ngere Zeit verz?gern. Es wurde zu dem Ende wirklich eine Unterhandlung eingeleitet, aber bald wieder abgebrochen. Denn es zeigte sich bald, dass die f?r Jakob eingenommene Partei in Wirklichkeit der Union abgeneigt und dass die f?r die Union eingenommene Partei in Wirklichkeit Jakob feindlich gesinnt war. Da somit diese beiden Parteien kein gemeinsames Ziel verfolgten, so konnte aus einer Coalition zwischen ihnen nichts weiter hervorgehen, als dass eine von beiden das Werkzeug der andren geworden w?re. Die Unionsfrage kam daher gar nicht zur Sprache. Einige Jakobiten zogen sich auf ihre Landsitze zur?ck, andere blieben zwar in Edinburg, zeigten sich aber nicht mehr im Parlamentsgeb?ude, viele schlugen sich auf die ?berwiegende Seite, und als endlich die von den Vierundzwanzig entworfenen Beschl?sse der Convention vorgelegt wurden, zeigte es sich, dass die Partei, die sich am ersten Sessionstage um Athol geschaart hatte, auf Null zusammengeschmolzen war.

Vom Ausschuss vorgeschlagene Beschl?sse.

Der Mann, der bei Entwerfung des Beschlusses und bei der Vertheidigung desselben die Hauptrolle spielte, war Sir Johann Dalrymple, der vor kurzem das hohe Amt des Lord Advokaten bekleidet und der an mehreren von den Uebelthaten Theil genommen hatte, ?ber die er jetzt mit grosser logischer und rhetorischer Sch?rfe den Stab brach. Er wurde kr?ftig unterst?tzt durch Sir Jakob Montgomery, Mitglied f?r Ayrshire, einem Manne von bedeutendem Talent, aber lockeren Grunds?tzen, ungest?mem Wesen, uners?ttlicher Habgier und unvers?hnlicher Bosheit. Der Erzbischof von Glasgow und Sir Georg Mackenzie sprachen auf der andren Seite, aber sie bewirkten durch ihre Beredtsamkeit nichts weiter als dass sie ihre Partei des Vortheils beraubten, geltend machen zu k?nnen, dass die St?nde unter einem Zwange st?nden und dass die Redefreiheit den Vertheidigern der erblichen Monarchie versagt worden sei.

Als die Vorfrage gestellt wurde, entfernten sich Athol, Queensberry und einige ihrer Freunde. Nur f?nf Mitglieder stimmten gegen den Beschluss, welcher erkl?rte, dass Jakob sein Recht auf die Treue seiner Unterthanen verwirkt habe. Als der Antrag gestellt wurde, dass mit der Krone von Schottland ebenso verfahren werden sollte, wie mit der Krone von England, erschienen Athol und Queensberry wieder im Sitzungssaale. Sie sagten, sie seien im Zweifel gewesen, ob sie f?glicherweise den Thron f?r erledigt erkl?ren k?nnten. Da er aber f?r erledigt erkl?rt worden sei, zweifelten sie nicht, dass Wilhelm und Marie Diejenigen waren, die ihn einnehmen m?ssten.

Wilhelm und Marie proklamirt.

Die Convention begab sich hierauf in Procession in die High Street. Mehrere vornehme Edelleute bestiegen in Begleitung des Lord Provost und der Herolde den achteckigen Thurm, von welchem das Stadtkreuz mit dem schottischen Einhorn auf der Spitze emporragte. Hamilton verlas den Beschluss der Convention und ein Wappenherold proklamirte unter Trompetenschall die neuen Souveraine. An demselben Tage erliessen die St?nde eine Verordnung des Inhalts, dass die Parochialgeistlichen, bei Strafe der Amtsentsetzung, von ihren Kanzeln herab die Proklamation, welche so eben am Stadtkreuze verlesen worden, bekannt machen und f?r K?nig Wilhelm und K?nigin Marien beten sollten.

Die Rechtsforderung.

Noch war das Interregnum nicht vor?ber. Obwohl die neuen Souveraine proklamirt waren, waren sie doch noch nicht durch ein formelles Anerbieten und durch eine formelle Annahme in den Besitz der k?niglichen Autorit?t gesetzt worden. Es wurde in Edinburg, wie in Westminster, f?r n?thig gehalten, dass die Urkunde ?ber die Feststellung der Regierung die Volksrechte, welche die Stuarts ungesetzlicherweise missachtet hatten, klar definiren und feierlich bekr?ftigen solle. Die Vierundzwanzig entwarfen daher eine Rechtsforderung ^^, welche die Convention annahm. Dieser Rechtsforderung, welche nichts weiter als eine Erkl?rung des bestehenden Gesetzes bezweckte, war eine Erg?nzungsschrift beigef?gt, die eine Liste von Missst?nden enthielt, denen nur durch neue Gesetze abgeholfen werden konnte.

Abschaffung des Episkopats.

Einen hochwichtigen Artikel, den wir naturgem?ss an der Spitze einer solchen Liste zu sehen erwarten sollten, nahm die Convention mit grosser praktischer Einsicht, aber notorischen Thatsachen und unwiderleglichen Argumenten zum Trotz, in die Rechtsforderung selbst auf. Niemand konnte leugnen, dass die Pr?latur durch eine Parlamentsacte eingef?hrt war. Die Gewalt, welche die Bisch?fe aus?bten, konnte sch?dlich, schriftwidrig, antichristlich sein, aber ungesetzlich war sie gewiss nicht, und sie f?r ungesetzlich erkl?ren, hiess dem gesunden Verstande ins Gesicht schlagen. Die Whigf?hrer w?nschten jedoch viel sehnlicher, das Episkopat loszuwerden, denn sich als ausgezeichnete Publicisten und Logiker zu erweisen. Wenn sie die Abschaffung des Episkopats zu einem Artikel des Vertrags machten, kraft dessen Wilhelm die Krone tragen sollte, so erreichten sie ihren Zweck, wenn auch ohne Zweifel auf eine Weise, welche der Kritik starke Bl?ssen gab. Begn?gten sie sich dagegen zu beschliessen, dass das Episkopat eine sch?dliche Institution sei, welche fr?her oder sp?ter abzuschaffen die Legislatur wohl thun werde, so konnten sie finden, dass ihr Beschluss zwar in formeller Hinsicht keine Einwendung zuliess, doch unfruchtbar an Consequenzen war. Sie wussten, dass Wilhelm keineswegs mit ihrer Abneigung gegen die Bisch?fe sympathisirte und dass, selbst wenn er f?r das calvinistische Vorbild weit mehr eingenommen gewesen w?re, als er es war, sein Verh?ltniss zu der anglikanischen Kirche es f?r ihn schwierig und gef?hrlich gemacht haben w?rde, sich zum Feinde eines Grundbestandtheils der Verfassung dieser Kirche zu erkl?ren. Wenn er K?nig von Schottland wurde, ohne in diesem Punkte durch eine Zusicherung gebunden zu sein, so konnte man wohl f?rchten, dass er z?gern w?rde, eine Acte zu erlassen, welche von einem grossen Theile seiner Unterthanen im S?den der Insel mit Abscheu betrachtet werden w?rde. Es war daher sehr zu w?nschen, dass die Frage erledigt wurde, so lange der Thron noch unbesetzt war. In dieser Ansicht stimmten viele Politiker ?berein, die zwar keinen Widerwillen gegen Chorhemden und Bischofsm?tzen hegten, die aber w?nschten, dass Wilhelm eine ruhige und gedeihliche Regierung haben m?chte. Das schottische Volk -- so r?sonnirten diese Leute -- hasste das Episkopat. Das englische Volk liebte es. Wilhelm eine Stimme in dieser Angelegenheit lassen, hiesse ihn in die Nothwendigkeit versetzen, die st?rksten Gef?hle einer der Nationen, die er regierte, zu verwunden. Es liege daher offenbar in seinem eignen Interesse, dass die Frage, die er selbst in keiner Weise erledigen k?nnte, ohne sich schwere Vorw?rfe zuzuziehen, anstatt seiner durch Andere erledigt w?rde, die einer solchen Gefahr nicht ausgesetzt w?ren. Er sei noch nicht Beherrscher von Schottland. W?hrend der Dauer des Interregnums geh?re die h?chste Gewalt den St?nden und f?r das was die St?nde thun m?chten, k?nnten die Pr?latisten seines s?dlichen K?nigreichs ihn nicht verantwortlich machen. Der ?ltere Dalrymple schrieb aus London eindringlich in diesem Sinne, und es kann kaum einem Zweifel unterliegen, dass er die Gesinnungen seines Gebieters ausdr?ckte. Wilhelm w?rde sich aufrichtig gefreut haben, wenn die Schotten mit einem modificirten Episkopat h?tten ausges?hnt werden k?nnen. Da dies aber nicht sein k?nne, so sei es offenbar w?nschenswerth, dass sie, so lange noch kein K?nig ?ber ihnen stehe, selbst das unwiderrufliche Verdammungsurtheil ?ber die Institution ausspr?chen, die sie verabscheuten.

Die Convention nahm daher wie es scheint, nach kurzer Debatte in die Rechtsforderung eine Klausel auf, welche erkl?rte, dass die Pr?latur eine unertr?gliche Last f?r das K?nigreich, dass sie der grossen Masse des Volks seit langer Zeit verhasst sei und dass sie abgeschafft werden m?sse.

Die Folter.

Nichts in den Vorg?ngen zu Edinburg setzt einen Engl?nder mehr in Erstaunen, als das Verfahren der St?nde in Bezug auf die Tortur. In England war die Folter stets gesetzwidrig gewesen. Selbst in den servilsten Zeiten hatten die Richter sie einstimmig daf?r erkl?rt. Die Herrscher, welche gelegentlich ihre Zuflucht zu derselben genommen, hatten sie so weit m?glich im Geheimen angewendet, hatten nie behauptet, dass sie im Einklange mit dem Staatsgesetz oder mit dem gemeinen Recht gehandelt und hatten sich damit entschuldigt, dass sie sagten, die ausserordentliche Gefahr, der der Staat ausgesetzt sei, habe sie gezwungen, die Verantwortlichkeit f?r ausserordentliche Vertheidigungsmittel auf sich zu nehmen. Kein englisches Parlament hatte es daher je f?r n?thig gehalten, eine Acte oder einen Beschluss in Bezug auf diesen Gegenstand zu erlassen. Die Tortur war weder in der Bitte um Recht noch in irgend einem von dem Langen Parlament entworfenen Gesetze erw?hnt. Kein Mitglied der Convention von 1689 dachte daran vorzuschlagen, dass die Urkunde, welche den Prinzen und die Prinzessin von Oranien auf den Thron berief, eine Erkl?rung gegen die Anwendung von Folterb?nken und Daumenschrauben zu dem Zwecke, Gefangene zur Selbstanklage zu zwingen, enthalten solle. Eine solche Erkl?rung w?rde mit Recht eher als eine Schw?chung denn als Kr?ftigung einer Regel betrachtet worden sein, welche schon zu den Zeiten der Plantagenets von den ber?hmteren Weisen von Westminsterhall mit Stolz f?r einen unterscheidenden Zug der englischen Rechtswissenschaft erkl?rt worden war. In der schottischen Rechtsforderung wurde die Anwendung der Tortur, ohne Beweis, oder in gew?hnlichen F?llen, f?r gesetzwidrig erkl?rt. Daraus ergiebt sich folgerichtig, dass die Tortur in F?llen wo starker Beweis vorhanden war oder wo ein ausserordentliches Verbrechen vorlag, f?r gesetzm?ssig erkl?rt war; auch f?hrten die St?nde die Tortur nicht unter den Missbr?uchen auf, welche gesetzliche Abh?lfe erheischten. In der That, sie konnten die Tortur nicht verdammen, ohne sich selbst zu verdammen. Der Zufall wollte, dass, w?hrend sie sich mit der Feststellung der Regierung besch?ftigten, der beredte und gelehrte Lord-Pr?sident Lockhardt, als er eines Sonntags aus der Kirche kam, auf offener Strasse ermordet wurde. Der M?rder ward ergriffen und erwies sich als ein Elender, der, nachdem er seine Gattin barbarisch behandelt und aus dem Hause geworfen, durch ein Decret des Court of Session gezwungen worden war, f?r ihren Unterhalt zu sorgen. Ein w?thender Hass gegen die Richter, die sie in Schutz genommen, hatte sich seiner bem?chtigt und ihn zu einem entsetzlichen Verbrechen und einem entsetzlichen Schicksale getrieben. Es war nat?rlich, dass eine von so erschwerenden Umst?nden begleitete Mordthat den Unwillen der Mitglieder der Convention erregte. Gleichwohl h?tten sie den kritischen Ernst des Augenblicks und die Wichtigkeit ihrer Mission bedenken sollen. Leider aber befahlen sie in der Hitze der Leidenschaft dem Magistrate von Edinburg, den Gefangenen die spanischen Stiefeln anzulegen, und ernannten einen Ausschuss zur Beaufsichtigung der Operation. H?tte dieser unselige Vorfall nicht stattgefunden, so ist es wahrscheinlich, dass das schottische Gesetz bez?glich der Tortur ohne weiteres dem englischen Gesetze assimilirt worden w?re.

Nach Feststellung der Rechtsforderung schritt die Convention zur Revision des Kr?nungseides. Als dies gethan war, wurden drei Mitglieder ernannt, welche die Regierungsurkunde nach London bringen sollten. Argyle, obwohl streng genommen dem Sinne des Gesetzes nach kein Peer, wurde zum Vertreter der Peers gew?hlt; Sir Jakob Montgomery repr?sentirte die Deputirten der Grafschaften, und Sir Johann Dalrymple die der St?dte.

Hierauf vertagten sich die St?nde auf einige Wochen, nachdem sie noch einen Beschluss gefasst hatten, welcher Hamilton erm?chtigte diejenigen Massregeln zu ergreifen, die zur Aufrechthaltung der ?ffentlichen Ruhe bis zum Schlusse des Interregnums nothwendig erscheinen k?nnten.

Wilhelm und Marie nehmen die Krone Schottland's an.

Die Ceremonie der Inauguration unterschied sich von gew?hnlichen Feierlichkeiten dieser Art durch einige h?chst interessante Umst?nde. Am 11. Mai kamen die drei Commissare in das Berathungszimmer zu Whitehall und begaben sich von dort, begleitet von fast allen zur Zeit in London anwesenden vornehmen Schotten, nach dem Bankethause. Hier sassen Wilhelm und Marie unter einem Baldachin. Ein gl?nzender Kreis von englischen Edelleuten und Staatsm?nnern umgab den Thron; den Staatsdegen aber trug ein schottischer Lord und der Amtseid wurde nach schottischem Brauch abgenommen, Argyle sagte die Formel langsam vor und das k?nigliche Paar sprach sie nach bis zu dem letzten Satze. Hier hielt Wilhelm inne. Dieser Satz enthielt das Versprechen, dass er alle Ketzer und alle Feinde der wahren Gottesverehrung ausrotten wolle, und es war notorisch, dass in den Augen vieler Schotten nicht nur alle Katholiken, sondern auch alle protestantischen Episkopalen, alle Independenten, Baptisten und Qu?ker, alle Lutheraner, ja selbst alle britischen Presbyterianer, die sich durch den feierlichen Bund und Covenant nicht gebunden glaubten, Feinde der wahren Gottesverehrung waren. Der K?nig hatte die Commissare darauf aufmerksam gemacht, dass er diesen Theil des Eides nicht ohne eine bestimmte und ?ffentliche Erkl?rung leisten k?nne, und sie waren von der Convention autorisirt worden, eine Erkl?rung zu geben, die ihn befriedigen w?rde. >>Ich mag mich,<< sagte er jetzt, >>in keiner Weise verpflichten, ein Verfolger zu sein.<< -- >>Weder die Worte dieses Eides,<< entgegnete hierauf einer der Commissare, >>noch die Gesetze Schottland's legen Eurer Majest?t eine solche Verpflichtung auf.<< -- >>In diesem Sinne schw?re ich denn,<< versetzte Wilhelm, >>und ich ersuche Sie alle, Mylords und Gentlemen, zu bezeugen, dass ich dies thue.<< Selbst seine Verleumder haben allgemein zugegeben, dass er bei dieser hochwichtigen Gelegenheit mit Freim?thigkeit, W?rde und Weisheit handelte.

Unzufriedenheit der Covenanters.

Als K?nig von Schottland sah er sich bald bei jedem Schritte von allen den Schwierigkeiten, mit denen er als K?nig von England zu k?mpfen gehabt, und auch noch von anderen Schwierigkeiten umringt, die in England gl?cklicherweise unbekannt waren. Im Norden der Insel war keine Klasse unzufriedener mit der Revolution als die Klasse, die der Revolution am meisten verdankte. Die Art und Weise, wie die Convention die Frage der Kirchenverfassung entschieden, hatte den Bisch?fen selbst nicht mehr missfallen als den heftigen Convenanters, welche trotz Schwert und Carabiner, trotz Folter und Galgen ihren Sch?pfer lange nach ihrer Art in H?hlen und auf Bergspitzen verehrt hatten. Habe man jemals, riefen diese Zeloten aus, ein solches Schwanken zwischen zwei Meinungen, eine solche Ann?herung zwischen dem Herrn und Baal gesehen? Die St?nde h?tten sagen sollen, das Episkopat sei in den Augen Gottes ein Greuel und sie seien aus Gehorsam gegen sein Wort und aus Furcht vor seiner gerechten Strafe entschlossen, gegen diese grosse nationale S?nde und Schmach so aufzutreten wie die heiligen Regenten, welche die Haine und Alt?re Chamos' und Astarte's zerst?rten. Leider werde Schottland nicht durch fromme Josias, sondern durch sorglose Gallios regiert. Die antichristliche Hierarchie m?sse abgeschafft werden, nicht weil sie eine Beleidigung des Himmels sei, sondern weil sie auf Erden als eine dr?ckende Last gef?hlt werde, nicht weil sie dem grossen Oberhaupte der Kirche, sondern weil sie dem Volke verhasst sei. Sei denn die ?ffentliche Meinung der Pr?fstein f?r Recht und Unrecht in der Religion? M?sse nicht die Ordnung, welche Christus in seinem eigenen Hause eingef?hrt, in allen L?ndern und durch alle Zeiten heilig gehalten werden? Und sei f?r die Festhaltung dieser Ordnung in Schottland kein andrer Grund vorhanden als der, welcher mit gleichem Gewicht f?r die Aufrechthaltung der Pr?latur in England, des Papstthums in Spanien und des Muhamedanismus in der T?rkei geltend gemacht werden k?nne? Warum erw?hne man nichts von den Convenants, welche die Nation so allgemein unterschrieben und so allgemein verletzt habe? Warum erkl?re man nicht deutlich und bestimmt, dass die in diesen Urkunden niedergelegten Versprechungen noch immer f?r das K?nigreich bindend seien und bis ans Ende aller Zeiten bindend bleiben w?rden? Sollten diese Wahrheiten aus R?cksicht gegen die Gef?hle und Interessen eines F?rsten unterdr?ckt werden, der Alles f?r Alle sei, ein Bundesgenosse des g?tzendienerischen Spaniers und des lutherischen D?nen, ein Presbyterianer im Haag und ein Pr?latist in Whitehall? Er habe allerdings, wie einst Jehu, in soweit gut gethan, dass er die Geissel des g?tzendienerischen Hauses Ahab's geworden sei. Aber auch er sei, wie Jehu, nicht darauf bedacht gewesen, von ganzem Herzen den Pfad des g?ttlichen Gesetzes zu wandeln, sondern habe Gottlosigkeiten geduldet und ver?bt, die sich nur der Gr?sse nach von denen unterschieden, zu deren Feinde er sich erkl?rt habe. Es w?rde gottesf?rchtigen Senatoren besser geziemt haben, ihm Vorstellungen zu machen ?ber die S?nde, die er begehe, indem er sich dem anglikanischen Ritus anschliesse und die anglikanische Kirchenverfassung aufrechterhalte, anstatt ihm durch Anwendung von Phrasen zu schmeicheln, welche verriethen, dass sie eben so sehr vom Erastianismus angesteckt seien wie er. Viele von Denen, welche diese Sprache f?hrten, weigerten sich irgend einen Schritt zu thun, der als eine Anerkennung der neuen Souveraine ausgelegt werden konnte, und sie h?tten lieber ganze Glieder von Musketieren auf sich feuern oder sich ?ber dem Niveau der Ebbe an Pf?hle anbinden lassen, als dass sie Gott gebeten h?tten, Wilhelm und Marien zu segnen.

Ministerielle Einrichtungen in Schottland.

Indessen hatte der K?nig von dem hartn?ckigen Festhalten dieser Leute an ihren abgeschmackten Grunds?tzen weniger zu f?rchten als von dem Ehrgeiz und der Habsucht einer andren Sorte von Menschen, welche gar keine Grunds?tze hatten. Es war nothwendig, dass er unverz?glich Minister ernannte, welche die Regierung Schottland's leiteten, und er mochte dazu ernennen wen er wollte, so musste er nothwendig eine Menge von Expectanten in ihren Erwartungen t?uschen und sie dadurch erbittern. Schottland war eines der ?rmsten L?nder Europa's; dennoch aber besass kein Land in Europa eine gr?ssere Anzahl gewandter und selbsts?chtiger Politiker. Die Krone hatte nicht genug Stellen zu vergeben, um nur ein Zwanzigstel der Stellenj?ger zu befriedigen, von denen jeder glaubte, dass er hervorragende Dienste geleistet habe und dass man sich seiner vorzugsweise erinnern m?sse. Wilhelm that sein M?glichstes, um diese zahllosen und uners?ttlichen Aspiranten zu befriedigen, indem er viele Aemter Commissionen ?bertrug. Einige wichtige Posten konnte er jedoch nicht theilen.

Hamilton.

Hamilton wurde zum Lord Obercommissar ernannt, in der Hoffnung, dass ein enormer Gehalt, eine Wohnung in Holyrood Palace und eine fast k?nigliche Pracht und W?rde ihn zufriedenstellen w?rden.

Crawford.

Der Earl von Crawford ward zum Pr?sidenten des Parlaments ernannt, und man glaubte, dass diese Ernennung die strengen Presbyterianer befriedigen werde, denn Crawford war was sie einen Bekenner nannten. Seine Briefe und Reden sind, um sich seines eignen Ausdrucks zu bedienen, ungemein lieblich. Unter den hervorragenden Politikern der damaligen Zeit hatte er allein, oder doch fast allein, den Styl beibehalten, der unter der vorhergehenden Generation im Schwunge gewesen war. Er hatte f?r jede Gelegenheit eine Stelle aus dem Alten Testament bereit. Er f?llte seine Depeschen mit Anspielungen auf Ismael und Hagar, Hanna und Eli, Elisa, Nehemia und Zerubabel und schm?ckte seine Reden mit Citaten aus Esra und Haggai. Ein Umstand, der den Mann und die Schule, in der er gebildet war, auffallend characterisirt, ist der, dass in der ganzen Masse seiner auf uns gekommenen Schriften nicht ein einziges Wort vorkommt, welches darauf hindeutete, dass er je in seinem Leben vom Neuen Testament etwas geh?rt h?tte. Selbst noch in unsrer Zeit sind Leute von eigenth?mlicher Geschmacksrichtung durch seine salbungsvolle Sprache so entz?ckt worden, dass sie ihn allen Ernstes f?r einen Heiligen erkl?rt haben. In den Augen Derer, welche die Menschen mehr nach ihren Thaten als nach ihren Worten zu beurtheilen pflegen, wird Crawford als ein egoistischer und grausamer Politiker erscheinen, der sich durch sein Gewinsel keineswegs dupiren liess und dessen Eifer gegen die bisch?fliche Kirchenverfassung nicht wenig durch das Verlangen nach bisch?flichen G?tern angespornt wurde. Zur Entschuldigung seiner Habgier muss man sagen, dass er der ?rmste Adelige eines armen Adels war und dass er vor der Revolution zuweilen nicht wusste, wo er eine Mahlzeit und einen Anzug hernehmen sollte.

Die Dalrymple. -- Lockhart.

Der bef?higtste der schottischen Politiker und Wettk?mpfer, Sir Johann Dalrymple, wurde zum Lord Advokaten ernannt. Sein Vater, Sir Jakob, der gr?sste schottische Jurist, wurde an die Spitze des Court of Session gestellt. Sir Wilhelm Lockhart, ein Mann, dessen Briefe beweisen, dass er ein bedeutendes Talent besass, wurde Generalprokurator.

Montgomery.

Sir Jakob Montgomery hatte sich mit der Hoffnung geschmeichelt, erster Minister zu werden. Er hatte sich in der Convention sehr ausgezeichnet und war einer der Commissare gewesen, welche den neuen Souverainen die Krone ?berreicht und den Eid abgenommen hatten. An parlamentarischer Geschicklichkeit und Beredtsamkeit stand unter seinen Landsleuten Keiner ?ber ihm, ausser dem neuen Lord Advokaten. Das Staatssekretariat war, wenn auch nicht in Ansehen, so doch dem wirklichen Einflusse nach das h?chste Amt bei der schottischen Regierung, und dieses Amt war der Lohn, auf welchen Montgomery gerechten Anspruch zu haben glaubte. Aber die Episkopalen und die gem?ssigten Presbyterianer f?rchteten ihn als einen Mann von extremen Ansichten und rachs?chtigem Character. Er war ein Oberhaupt der Covenanters gewesen, war einmal wegen Conventikelhaltens, ein andermal wegen Beherbergung von Rebellen zur Untersuchung gezogen worden, war mit Geldbussen und Gef?ngniss bestraft und fast dazu getrieben worden, jenseit des atlantischen Meeres in der jungen Colonie New Jersey eine Zuflucht vor seinen Feinden zu suchen. Man f?rchtete daher, dass, wenn er jetzt die ganze Gewalt der Krone in seine H?nde bek?me, er furchtbare Wiedervergeltung f?r die erduldeten Leiden ?ben w?rde.

Melville.

Wilhelm zog deshalb Melville vor, der zwar kein Mann von ausgezeichneten Talenten, aber von den Presbyterianern als ein entschiedener Freund und doch von den Episkopalen nicht als ein unvers?hnlicher Feind betrachtet wurde. Melville nahm seinen Wohnsitz am englischen Hofe und wurde das ordentliche Communicationsorgan zwischen Kensington und den Autorit?ten von Edinburg.

Carstairs.

Wilhelm hatte jedoch einen schottischen Rathgeber, der mehr Einfluss verdiente und besass als irgend einer der ostensiblen Minister. Dies war Carstairs, einer der bedeutendsten M?nner der damaligen Zeit. Er verband eine umfassende wissenschaftliche Bildung, eine grosse Bef?higung f?r Staatsgesch?fte, und den festen Glauben und gl?henden Eifer eines M?rtyrers mit der Klugheit und Geschmeidigkeit eines vollendeten Staatsmannes. In Bezug auf Muth und Treue glich er Burnet, aber er besass das was Burnet fehlte: Urtheilsgabe, Selbstbeherrschung und eine seltene Verschwiegenheit. Es gab keinen Posten, den er nicht h?tte erreichen k?nnen, wenn er ein Laie oder ein Priester der englischen Kirche gewesen w?re. Aber ein presbyterianischer Geistlicher durfte nicht hoffen, weder im Norden noch im S?den der Insel zu einer hohen W?rde zu gelangen. Carstairs musste sich mit der factischen Macht begn?gen und den Anschein derselben Anderen ?berlassen. Er wurde zum Kaplan Ihrer Majest?ten f?r Schottland ernannt; wo sich aber der K?nig aufhalten mochte, ob in England, oder in Irland, oder in den Niederlanden, da war auch dieser zuverl?ssigste und kl?gste aller H?flinge. Des K?nigs G?te gew?hrte ihm ein bescheidenes Auskommen, und mehr verlangte er nicht. Aber es war wohl bekannt, dass er ein eben so n?tzlicher Freund und ein eben so furchtbarer Feind sein konnte als irgend ein Mitglied des Cabinets, und man hatte ihm in den Bureaux und in den Vorzimmern des Palastes den sehr bezeichnenden Beinamen des Cardinals gegeben.

Bildung des Clubs; Annandale, Ross.

Montgomery wurde das Amt des Lord Justice Clerk angeboten. Aber dieser obgleich hohe und ehrenvolle Posten schien ihm seiner Verdienste und seiner Talente unw?rdig und er kehrte von London nach Schottland zur?ck, das Herz von Hass gegen seinen undankbaren Gebieter und gegen seine gl?cklichen Nebenbuhler erf?llt. In Edinburg unterwarf sich ein H?uflein Whigs, welche durch die neuen Einrichtungen eben so schmerzlich in ihren Erwartungen get?uscht worden waren wie er selbst, bereitwillig der Leitung eines so k?hnen und geschickten F?hrers. Unter seiner Direction bildeten diese M?nner, unter denen der Earl von Annandale und Lord Ross die bedeutendsten waren, einen Verein, der Club genannt, w?hlten einen Schriftf?hrer und kamen t?glich in einer Taverne zusammen, um Oppositionspl?ne zu berathen. Um diesen Kern schaarte sich bald eine grosse Anzahl ehrs?chtiger und erbitterter Politiker. Mit diesen unredlichen Unzufriedenen, die keinen andren Zweck hatten, als der Regierung zu schaden und Stellen zu erhaschen, verbanden sich andere Missvergn?gte, welche im Laufe eines langen Widerstandes gegen Tyrannei so verderbt und reizbar geworden waren, dass sie selbst unter der mildesten und constitutionellsten Regierung nicht zufrieden leben konnten.

Hume.

Ein solcher Mann war Sir Patrick Hume. Er war aus dem Exil ebenso streits?chtig, ebenso unlenksam, ebenso neidisch auf jede h?here Autorit?t und als ein ebenso leidenschaftlicher Redner zur?ckgekehrt, wie er vier Jahre fr?her gewesen, und er w?nschte eben so sehr Wilhelm zu einem bloss nominellen Souverain zu machen, als er fr?her gew?nscht hatte, Argyle zu einem bloss nominellen Anf?hrer zu machen.

Fletcher von Saltoun.

Ein in moralischer und geistiger Hinsicht hoch ?ber Hume stehender Mann, Fletcher von Saltoun, geh?rte ebenfalls zu dieser Partei. Obwohl nicht Mitglied der Convention, war er doch ein sehr th?tiges Mitglied des Clubs. Er hasste die Monarchie und auch die Demokratie; sein Lieblingsplan war, Schottland zu einer oligarchischen Republik zu machen. Der K?nig, wenn nun einmal ein K?nig sein m?sse, sollte eine blosse Puppe sein. Die niederste Klasse des Volks sollte leibeigen und die ganze legislative wie executive Gewalt in den H?nden des Parlaments sein. Mit anderen Worten: das Land sollte durch einen Erbadel, den ?rmsten, stolzesten und streits?chtigsten in Europa, unumschr?nkt regiert werden. Unter einer solchen Regierung konnte weder von Freiheit noch von Ruhe die Rede sein. Handel, Industrie und Wissenschaft w?rden eingegangen und Schottland ein kleines Polen geworden sein mit einer Puppe als Souverain, einem st?rmischen Reichstage und einem geknechteten Volke. Mit ungl?cklichen Amtscandidaten und mit ehrlichen aber verkehrten Republikanern waren Politiker vermischt, deren Haltung nur durch die Furcht bestimmt wurde. Viele Schmarotzer, die sich bewusst waren, in der schlimmen Zeit Strafw?rdiges gethan zu haben, wollten sich gern mit dem m?chtigen und rachs?chtigen Club auss?hnen und waren froh, dass sie ihrer Servilit?t gegen Jakob durch ihre Opposition gegen Wilhelm wieder gut machen durften. Die grosse Masse der Jakobiten hielt sich inzwischen entfernt, sah mit Wohlbehagen die Feinde des Hauses Stuart uneinig unter einander und gab sich der Hoffnung hin, dass die Verwirrung mit der Wiedereinsetzung des verbannten K?nigs enden werde.

In den Hochlanden bricht Krieg aus.

W?hrend Montgomery sich anstrengte, aus verschiedenen Elementen eine Partei zu bilden, welche beim Wiederzusammentritt der Convention m?chtig genug sein konnte, um dem Throne Vorschriften zu machen, hatte ein noch furchtbarerer Feind als Montgomery die Fahne des B?rgerkriegs in einer Gegend aufgesteckt, von der die Politiker von Westminster und selbst die meisten Politiker von Edinburg nicht mehr wussten als von Abyssinien oder Japan.

Zustand der Hochlande.

Ein moderner Engl?nder, der in einem Tage aus seinem Club in St. James Street auf sein Jagdschloss in den Grampians gelangen kann und der in seinem Jagdschlosse alle Bequemlichkeiten und Luxusgegenst?nde seines Clubs findet, wird kaum glauben k?nnen, dass zur Zeit seiner Urgrossv?ter St. James Street mit den Grampians eben so wenig in Verbindung stand wie mit den Anden. Und doch war dem so. Im S?den unsrer Insel wusste man fast gar nichts von dem celtischen Theile Schottland's, und was man etwa wusste, erweckte kein andres Gef?hl als Verachtung und Widerwillen. Die Klippen und Schluchten, die W?lder und Gew?sser waren zwar die n?mlichen, welche gegenw?rtig jeden Herbst von entz?ckten Beschauern und Landschaftszeichnern wimmeln. Der Trosachs schl?ngelte sich wie heute zwischen gigantischen, mit Ginster und wilden Rosen bewachsenen Felsw?nden hin, der Foyers kam mit demselben H?pfen und demselben Rauschen, mit dem er noch heute dem Nesssee zueilt, durch den Birkenwald herab, und der schneegekr?nte Scheitel des Ben Cruachan erhob sich, der Junisonne spottend, wie heute, ?ber die mit Weiden bedeckten Inselchen des Awesees. Aber keine dieser Landschaften vermochte bis in die neuere Zeit einen einzigen Dichter oder Maler aus wohlhabenderen und ruhigeren Gegenden herbeizulocken. Gesetz und Polizei, Handel und Industrie haben in der That viel mehr, als Leute von romantischen Ansichten bereitwillig zugeben werden, dazu beigetragen, den Sinn f?r die wilderen Natursch?nheiten in uns zu wecken. Ein Reisender muss frei von jeder Besorgniss sein, ermordet zu werden, oder vor Hunger umzukommen, ehe er sich an den k?hnen Umrissen und an der Farbenpracht der Berge erfreuen kann. Er wird so leicht nicht ?ber den Anblick eines steilen Abgrundes entz?ckt sein, wenn er in Gefahr schwebt, zweitausend Fuss tief in denselben hinabzust?rzen; ebenso wenig ?ber den Anblick kochender Fluthen eines Waldstroms, der pl?tzlich sein Gep?ck mit fort schwemmt und ihn zwingt, sein Heil in der Flucht zu suchen; oder ?ber den Anblick der schauerlichen Majest?t eines Gebirgspasses, wo er einen Leichnam findet, den R?uber eben ausgepl?ndert und verst?mmelt haben; oder ?ber das Gekr?chz der Adler, deren n?chste Mahlzeit vielleicht eines seiner eigenen Augen sein kann. Um's Jahr 1730 schrieb Capitain Burt, der erste Engl?nder, der die Gegenden besuchte, welche jetzt Vergn?gungsreisende aus allen Theilen der gebildeten Welt herbeiziehen, ein Buch ?ber seine Wanderungen. Er war unverkennbar ein Mann von umsichtigem, beobachtendem und gebildetem Geiste und w?rde, wenn er in unsrer Zeit gelebt h?tte, ohne Zweifel mit einem Gemisch von Ehrfurcht und Wonne die Berge von Invernessshire betrachtet haben. Da er aber mit den zu seiner Zeit allgemein vorherrschenden Ansichten schrieb, so erkl?rte er diese Gebirge f?r monstr?se Ausw?chse. Er sagte, sie seien dermassen missgestaltet, dass die nacktesten Ebenen im Vergleich mit ihnen lieblich erscheinen m?ssten. Sch?nes Wetter, meinte er, mache den traurigen Anblick nur noch trauriger, denn je heller der Tag, um so unangenehmer ber?hrten diese formlosen Massen von d?strem Braun und schmutzigem Roth das Auge. Welch' ein Contrast, rief er aus, zwischen diesen grauenhaften Gegenden und den Sch?nheiten von Richmond Hill! Manche Leute werden glauben, Burt sei ein Mann von allt?glichem und prosaischem Geiste gewesen; aber sie werden es wohl schwerlich wagen, eine ?hnliche Ansicht ?ber Oliver Goldsmith auszusprechen. Goldsmith war einer der wenigen Sachsen, welche vor mehr als einem Jahrhunderte den Muth hatten, die schottischen Hochlande zu bereisen. Die abschreckende Wildheit der Gegenden machte einen widerlichen Eindruck auf ihn, und er erkl?rte, dass er die reizende Umgebung von Leyden, die weite Fl?che gr?ner Wiesen und die Landh?user mit ihren Statuen und Grotten, ihren sauberen Blumenbeeten und geradlinigen Alleen bei weitem vorziehe. Es ist indessen schwer zu glauben, dass der Verfasser des ^Traveller^ und des ^Deserted Village^ den Tausenden von Handlungsdienern und Putzmacherinnen, welche jetzt beim Anblick des Katrinesees und des Lomondsees in Entz?cken gerathen, an nat?rlichem Geschmack und Sinn f?r Natursch?nheiten nachgestanden haben sollte. Seine Empfindungen sind leicht zu erkl?ren. Erst nachdem Strassen durch die Felsen gehauen, nachdem Br?cken ?ber die Giessb?che geschlagen, nachdem Gasth?user an die Stelle der R?uberh?hlen getreten, nachdem man in den wildesten P?ssen von Badenoch oder Lochaber eben so wenig Gefahr lief ermordet zu werden wie in Cornhill, konnten die blauen Gew?sser der Seen und die ?ber den Wasserf?llen h?ngenden Regenbogen den Fremden bezaubern und ihn selbst an den auf den Bergspitzen lauernden Wolken und St?rmen ein feierliches Vergn?gen finden lassen.

Dies ist gewiss kein anziehendes Bild. Und doch w?rde ein einsichtsvoller und vorurtheilsfreier Beobachter in dem Character und den Sitten dieses rohen Volks etwas gefunden haben, was wohl Bewunderung und gute Hoffnungen erwecken konnte. Sie besassen einen Muth, der sich seitdem durch Heldenthaten in allen vier Welttheilen erprobt hat. Ihre treue Anh?nglichkeit an ihren Stamm und an ihren Patriarchen war zwar vom politischen Gesichtspunkte ein grosses Uebel, hatte aber doch etwas von dem Character einer Tugend. Das Gef?hl war irregeleitet und regellos, aber es war dennoch heroisch. Es muss eine gewisse Seelengr?sse in einem Menschen wohnen, der die Gesellschaft, welcher er angeh?rt und den F?hrer, dem er folgt, mit einer Zuneigung liebt, welche st?rker ist als die Liebe zum Leben. Es ist wahr, der Hochl?nder machte sich kein Gewissen daraus, das Blut eines Feindes zu vergiessen, aber nicht minder wahr ist es, dass er hohe Begriffe von der Pflicht der Treue gegen Bundesgenossen und der Gastfreundschaft gegen G?ste hatte. Seine r?uberischen Gewohnheiten waren allerdings f?r das Gemeinwesen von grossem Nachtheil; aber Diejenigen irrten sehr, die da glaubten, dass er irgend eine Aehnlichkeit mit den Schurken hatte, welche in reichen und wohlgeordneten Staaten vom Diebstahle leben. Wenn er die Heerden von Niederlandsfarmern vor sich her den Pass hinauf trieb, der in seine heimathliche Schlucht f?hrte, hielt er sich eben so wenig f?r einen Dieb, wie ein Raleigh oder Drake sich f?r einen Dieb hielt, wenn er die Ladungen der spanischen Galeonen theilte. Er war ein Krieger, der die rechtm?ssige Beute des Kriegs in Besitz nahm, eines Kriegs, der w?hrend der f?nfunddreissig Generationen, welche vor?bergegangen waren, seitdem die teutonischen Eroberer die Kinder des Bodens in die Gebirge getrieben hatten, niemals unterbrochen worden war. Dass er zum Schutze des friedlichen Gewerbfleisses mit der ganzen Strenge des Gesetzes bestraft wurde, wenn man ihn bei einem Raube nach solchen Grunds?tzen ergriff, war vollkommen gerecht. Ungerecht aber war es, ihn in moralischer Beziehung in eine Kategorie mit den Taschendieben, welche im Drurylanetheater ihr Unwesen trieben, oder mit den Strassenr?ubern zu werfen, welche auf Blackheath die Reisewagen anfielen. Sein massloser Geburtsstolz und seine Verachtung der Arbeit und des Handels waren zwar grosse Schw?chen und hatten weit mehr als die Rauhheit des Klima's und die Unfruchtbarkeit des Bodens dazu beigetragen sein Vaterland arm und uncultivirt zu erhalten. Doch auch daf?r gab es einen Ersatz. Um gerecht zu sein, muss man anerkennen, dass die patrizischen Tugenden unter der Bev?lkerung der Hochlande nicht minder weit verbreitet waren als die patrizischen Fehler. Wie es keinen andren Theil der Insel gab, wo die Leute trotz d?rftiger Kleidung, Wohnung und Nahrung den m?ssigen Schlaraffengewohnheiten einer Aristokratie in einem so hohen Grade fr?hnten, so gab es auch keinen Theil der Insel, wo diese Leute in einem so hohen Grade die besseren Eigenschaften einer Aristokratie, Anmuth und W?rde des Benehmens, Selbstachtung und jenes edle Zartgef?hl besassen, welches die Entehrung mehr f?rchtet als den Tod. Ein Gentleman dieser Art, dessen Kleider von jahrelangem Schmutze besudelt waren und in dessen H?tte es ?rger roch als in einem englischen Schweinestall, machte h?ufig die Honneurs dieser H?tte mit einem vornehmen Anstande, welcher des gl?nzenden Hofzirkels von Versailles w?rdig gewesen w?re. Obwohl er eben so wenig B?chergelehrsamkeit besass, wie der einf?ltigste Ackerknecht England's, so w?rde es doch ein grober Irrthum gewesen sein, h?tte man ihn auf eine Stufe der Intelligenz mit diesen Ackerknechten stellen wollen. Mit einer Wissenschaft kann der Mensch allerdings nur durch Lesen genau bekannt werden. Aber die K?nste der Poesie und der Beredtsamkeit k?nnen in einem Zeitalter wo B?cher g?nzlich oder doch fast g?nzlich unbekannt sind, der absoluten Vollkommenheit nahe gebracht werden und einen grossen Einfluss auf den Volksgeist aus?ben. Der erste grosse Lebens- und Sittenmaler hat mit einer Lebendigkeit, welche keinen Zweifel zuliess, dass er die Natur treu copirte, den Eindruck geschildert, den Beredtsamkeit und Gesang auf Zuh?rer machten, die nicht einmal das Alphabet kannten. Es ist wahrscheinlich, dass bei den Berathungen der Hochl?nder M?nner, welche dem Amte eines Dorfgerichtsschreibers nicht gewachsen gewesen waren, Fragen ?ber Krieg und Frieden, ?ber Tribut und Huldigung mit einem eines Halifax und Caermarthen w?rdigen Scharfsinn er?rterten, und dass bei den Banketen der Hochl?nder Minstrels, die nicht lesen konnten, zuweilen Rhapsodien vortrugen, in denen ein verst?ndiger Kritiker Stellen gefunden haben w?rde, die ihn an die lieblichen Verse Otway's oder an die kr?ftigen Strophen Dryden's erinnert h?tten.

Es gab daher schon damals Beweise genug f?r die Rechtfertigung des Glaubens, dass der Celte durch keine nat?rliche Inferiorit?t dem Sachsen weit nachstand. Man h?tte mit Gewissheit voraussagen k?nnen, dass, wenn eine energische Polizei es dem Hochl?nder unm?glich gemacht h?tte, ihm zugef?gtes Unrecht durch Gewalt zu r?chen und sich seine Bed?rfnisse durch Raub zu verschaffen, wenn seine Anlagen durch den bildenden Einfluss der protestantischen Religion und der englischen Sprache entwickelt w?rden, wenn er die Zuneigung und Achtung, mit denen er sein kleines Gemeinwesen und seinen kleinen F?rsten betrachten gelernt hatte, auf sein Vaterland und dessen rechtm?ssige Obrigkeit ?bertragen k?nnte, das K?nigreich einen grossen Zuwachs an Kraft f?r alle Zwecke des Friedens wie des Kriegs erlangen w?rde.

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