Read Ebook: Vor Sonnenaufgang: Soziales Drama by Hauptmann Gerhart
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Ebook has 680 lines and 17844 words, and 14 pages
ter Sohn desselben Vaters war auch Schlepper und ist auch verungl?ckt.
Loth. Beide todt?
Helene. Beide todt .... Einmal riss etwas an der Fahrkunst, das andere Mal waren es schlagende Wetter. -- Der alte Beibst hat aber noch einen dritten Sohn, der f?hrt auch seit Ostern ein.
Loth. Was Sie sagen! -- hat er nichts dawider?
Helene. Gar nichts, nein! Er ist nur jetzt noch weit m?rrischer als fr?her. Haben Sie ihn nicht schon gesehen?
Loth. Wieso ich?
Helene. Er sass ja heut fr?h nebenan, unter der Durchfahrt.
Loth. Ach! -- wie? .. Er arbeitet hier im Hofe?
Helene. Schon seit Jahren.
Loth. Er hinkt?
Helene. Ziemlich stark sogar.
Loth. Soosoo. -- Was ist ihm denn da passirt, mit dem Bein?
Helene. Das ist 'ne heikle Geschichte. Sie kennen doch den Herrn Kahl? ... da muss ich Ihnen aber ganz nahe kommen. Sein Vater, m?ssen Sie wissen, war genau so ein Jagdnarr wie er. Er schoss hinter den Handwerksburschen her, die auf den Hof kamen, wenn auch nur in die Luft, um ihnen Schrecken einzujagen. Er war auch sehr j?hzornig, wissen Sie; wenn er getrunken hatte, erst recht. Nu hat wohl der Beibst mal gemuckscht -- er muckscht gern, wissen Sie, -- und da hat der Bauer die Flinte zu packen gekriegt und ihm eine Ladung gegeben. Beibst, wissen Sie, war n?mlich fr?her beim Nachbar Kahl f?r Kutscher.
Loth. Frevel ?ber Frevel, wohin man h?rt.
Helene . Ich hab auch schon manchmal so bei mir gedacht .... sie haben mir alle mitunter schon so furchtbar leid gethan --: der alte Beibst und ..... Wenn die Bauern so roh und dumm sind wie der -- wie der Streckmann, der -- l?sst seine Knechte hungern und f?ttert die Hunde mit Conditorzeug. Hier bin ich wie dumm, seit ich aus der Pension zur?ck bin ... Ich hab auch mein P?ckchen! -- aber ich rede ja wohl Unsinn, -- es interessirt Sie ja gar nicht -- Sie lachen mich im Stillen bloss aus.
Loth. Aber Fr?ulein, wie k?nnen Sie nur .... weshalb sollte ich Sie denn ....
Helene. Nun, etwa nicht? Sie denken doch: die ist auch nicht besser wie die Anderen hier.
Loth. Ich denke von Niemand schlecht, Fr?ulein!
Helene. Das machen Sie mir nicht weis .... nein, nein!
Loth. Aber Fr?ulein! wann hatte ich Ihnen Veranlassung ...
Frau Krause . Doas Loaster vu Froovulk! Marie! Ma--rie!! unter men'n Dache? Weg muss doas Froovulk!
Frau Krause . Du Hurenfroovulk Du! -- -- uuf der Stelle 'naus! Sich Deine sieba Sacha z'samma und dann 'naus!
Die Magd . Doas biin iich Ihn'n schuldig! Doas war iich Ihn'n eitr?nka!!
Helene . Was hat sie denn gemacht?
Frau Krause . Gieht's Diich oan, Goans?
Helene . Ja, mich geht's an.
Frau Spiller . Mein gn?diges Fr?ulein, so etwas ist nicht f?r das Ohr eines jungen M?dchens wie ...
Frau Krause. Worum ok ne goar, Spillern! die iis au ne vu Marzepane. Mit'n Grussknecht zusoamma gelah'n hot se ei en Bette. Do wisst de's.
Frau Krause. Weibsst?ck!
Helene. Gut! dann will ich dem Vater erz?hlen, dass Du mit Kahl Wilhelm die N?chte ebenso verbringst.
Frau Krause . Du hust' an' Denkzettel!
Frau Krause . Wer koan doas soa'n?
Helene. Ich! Denn ich hab ihn heut Morgen aus Deinem Schlafzimmer .....
Frau Krause, taumelnd, nahe einer Ohnmacht. Frau Spiller mit Riechfl?schchen zu ihr.
Frau Spiller. Gn?dige Frau, gn?dige Frau!
Frau Krause. Sp...illern, die Moa'd sss... sool dooblei'n.
Der Vorhang f?llt schnell.
Dritter Akt.
Zeit: wenige Minuten nach dem Vorfall zwischen Helene und ihrer Stiefmutter im Hofe. Der Schauplatz ist der des ersten Vorgangs.
Hoffmann. Herr Doktor, sind Sie mit dem Aussehen meiner Frau zufrieden?
Dr. Schimmelpfennig. Sie sieht ja ganz gut aus, warum nicht.
Hoffmann. Denken Sie, dass alles gut vor?ber gehen wird?
Dr. Schimmelpfennig. Ich hoffe.
Hoffmann . Herr Doktor, ich habe mir vorgenommen -- schon seit Wochen -- Sie, sobald ich hierher k?me, in einer ganz bestimmten Sache um Ihren Rath zu bitten.
Dr. Schimmelpfennig, . So! ... das lassen Sie wohl bald machen; -- -- ?ber Kopfschmerz klagt Ihre Frau, -- -- ehe ich es vergesse: suchen Sie doch Ihrer Frau begreiflich zu machen, dass sie f?r das kommende Lebewesen einigermassen verantwortlich ist. Ich habe ihr bereits selbst einiges gesagt -- ?ber die Folgen des Schn?rens.
Hoffmann. Ganz gewiss, Herr Doktor ... ich will ganz gewiss mein M?glichstes thun, ihr ...
Dr. Schimmelpfennig . Empfehle mich. Ach so! ... Sie wollten ja meinen Rath h?ren.
Dr. Schimmelpfennig . Von seiner Mutter trennen: Grundbedingung einer gedeihlichen Entwickelung.
Hoffmann. Also doch?! -- Meinen Sie, v?llig trennen? ... Soll es auch nicht in demselben Hause mit ihr ...?
Dr. Schimmelpfennig. Nein, wenn es Ihnen ernst ist um die Erhaltung Ihres Kindes, dann nicht. Ihr Verm?gen gestattet Ihnen ja in dieser Beziehung die freieste Bewegung.
Hoffmann. Gott sei Dank, ja! Ich habe auch schon in der N?he von Hirschberg eine Villa mit sehr grossem Park angekauft. Nur wollte ich auch meine Frau ...
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