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Read Ebook: Gedichte by Becker Julius Maria

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Ebook has 157 lines and 11676 words, and 4 pages

Julius Maria Becker

Gedichte

Kurt Wolff Verlag ? Leipzig

B?cherei >>Der j?ngste Tag<<. Band 72

Gedruckt bei Poeschel & Trepte, Leipzig

Johanni

Als sich dein Haar den Berg entlang ergoss, Wogte das Weizenfeld in seinem gereiften Gold. Kornblumen dunkelten, wo noch eben dein Blick geweilt. Im silbernen Bl?tenstaub d?mmert dein Odem hinab.

Der Beter vorm Bildstock erfleht noch den Saaten Bestand: Es tr?nke sie Tau und der Sturm erachte des Halms. Dann schliesst er auch dich in sein gilbes Gebet. Saum deines Kleides wehet den Tannen vorbei.

Jetzt bette ich M?dsein in deine eratmete Saat, Erde ist k?hl und dein Leib ist dem Sinne der Erde so nah. In K?ssen beschw?rst du den silbernen Abend heran. Blass ?ber Wimpern tanzt schon die Sichel des Monds.

Ich -- Du

Ich halte im Umkreis deiner Verfl?chtung mich auf. Ich weile auch ferne der grenzenden K?rperlichkeit. Ich wandle im blasseren Licht deines Heiligenscheins.

Du stehst im Abend und verd?mmerst ganz still hinaus. Du streifst noch die Sterne und zitterst im Boden fort. Der Schleier sind viele, sind Wolken und wehen dich hin.

Ich nehme das Beste von dir fern atmend in mich. Ich tr?nke mein Erdreich mit deinem durchgoldeten Tau. Ich helle den Traum mit deinem vergessenen Licht.

Du bist wie zu Hause und weisst auch nicht, wie du mich n?hrst. Du senkst deinen Schatten, umwandelst dein Wurzelgerank. Du bl?hst und vergehst, doch die Ferne stammelt von dir.

Ich pflanze dein Echo auf einen verewigten Stern. Ich rette die Strahlung des Bluts in eine bed?rftige Nacht. Ich trage den Hauch, der noch blieb, auf meinem Fittich hinauf.

Dein Wesen ist ?ber alle Welt zerstreut --

Dein Wesen ist ?ber alle Welt zerstreut, An alle Himmel verloren. Im Kelch von tausend Blumen sammle Ich dich ein.

Ich werfe meine Netze weit im Meer Der Nachthimmel aus, Feierliche Sternbilder, worin dein Blick sich verewigt, Sammle ich in meinen Netzen.

Ich eile zu gehen: Zur?ckholen will ich deinen Blick Aus allen vier Winden der Rose. Jedem deiner Gedanken reise ich nach.

Ich beh?te mit aufgestellten Windharfen, Die mein Lied dir brausen, Geliebte, dein waches, hellwaches Ohr.

Ich will, dass deines Wesens Volle Pracht in einem heissen Kuss mich ?bersch?tte:

O ja, Geliebte, bleibe in meiner Hand! Schwinde nicht fort aus meinen Verd?mmernden Horizonten!

Entferne dich nicht aus dem Goldrahmen Meines geruhigen Tags! L?stere nicht meinen Besitz an dir! Habe keine fremden G?tter neben mir!

Als ich im ersten Viertel des Monds --

Als ich im ersten Viertel des Monds Ausgestreckt in den Rosen des H?gels lag, Kamst du -- ein w?rmender Schatten -- heran, Gossest auf meine Stirne die Schale des Schlafs.

Ich eilte in r?tlichen Bl?tterst?rzen -- im Herbst Und war deiner atmenden N?he schon minder gewiss. Zeitlosen rahmten die Landschaft der Traurigkeit. Bei einer Harfe fand ich Zuflucht des Nachts.

Winters, wenn ich den Eiskristall In das Licht der erstorbenen Sonne hob, Fremde, erschienest du nicht. Regenbogen umkreisten den ewigen Kern. Zierliche Sterne des Schnees Schm?ckten das Grab meiner Seele.

Aber im Lenz, bald schwimmt die immergr?ne Insel heran. Leidenschaftliche Sonne w?hlt sich aus flimmerndem Gras. Auftaucht, von rosiger Muschel gehoben, Die Herbstliche, Nackte im Schaumgekr?usel des Sees.

F?llh?rner sch?tten Farben und Blumen ?ber dich hin. O wer darf dir jetzt Aus zauberischen L?ften den purpurnen, Rosenbestickten Mantel der Sch?nheit reichen?

Auf erh?htem Wagen ziehst du einher, An schlanke Deichsel sind goldgez?umte Rosse gespannt, Schwebende Frauen f?hren die lockeren Z?gel. Weidenb?sche, die der Lufthauch deines Zuges ber?hrt, T?nen mit allen Zweigen, Schalmeien gleich. Orgeln brausen inmitten des Schilfs. ?berall zieht Morgenr?te herauf.

O und dein Wagen rast ?ber mich hin. Um lodernde Achse rollt spr?hend das Sonnenrad. Ich bin von den Bildern blitzender Sprossen umschattet. Silberner Wegstaub h?llt meinen Jammer ein.

Es werde Licht

Ich hatte diese Welt schon ganz in meinen Geist genommen Und sah nach innen, wo im Sph?rendrehn Die d?stern Bilder wechselten. -- Es war ein stetes Kommen Von Nachtgestalten -- stetiges Vergehn.

Von Gram gebleicht, von Last gekr?mmt und mit zerquerter Stirne So hing ich ?ber diesem tiefsten See. Aus Spiegelquellen wuchs mein Wolkenhaupt wie Glanz der Firne. Die Wirbel kreisten um ein Tausend-Weh.

Da kam der Tag. Mich rief ein Lied. Da war's, als hell im Fr?hen Sich diese Welt in deine Augen schwang. Da brach aus jedem Ding sein Kern des Lichts im F?cherbl?hen, Aus allen Wipfeln brauste der Gesang.

So werd ich diese Nacht der Welt durch deinen Himmel tragen Und Tr?ume sind der M?ven Silberflug. Des bangen Tags Geschehen ist ein lautlos Ruderschlagen. Doch G?te kniet in L?mmern, sich genug.

Lied

Sie sind im Licht der Tagessonne Der Leiber zwei, der Seelen zwei, Sie streben sonder Wort und Wonne In weiten Kreisen sich vorbei.

Er zieht mit jedem roten Morgen Die wachen Pfade streng hinauf; Im K?cher ist der Pfeil geborgen, Es ruht die Hand an Schwertes Knauf.

Des Weibes Tag ist stiller Wandel Der Sonne um umlaubtes Haus, Ein ferner, s?sser Duft von Sandel, An seinem Weg ein Bl?tenstrauss.

Doch mit der Sonne Lichtvergluten F?llt beider Kreis aus ihrer Kraft Und dunkel muss zusammenfluten, Was tags sein Einzelsein erschafft.

Baum, Strauch und Turm zerfliesst ins Schweigen, Der Strom verebbt im weiten Tal; Der Himmelszeichen goldner Reigen Geht ein in diesen Sternensaal.

Nichts will nun beide mehr umragen, Ein Grauen zwingt den Mann zum Weib. Von eines Odems Mass getragen, Durchbl?ht die Nacht ein Sein, ein Leib.

Liebesode

Dein Blick ist unsterblich in mir. Er hat ja erst wie ein Sonnenstrahl Mein dumpf-unseiendes Leben erweckt. Er hat ja erst die Sehnsucht erweckt. Dein Blick ist unsterblich in mir.

Wir sanken, Glieder an Glieder gepresst Und Mund an Mund Als Leib, lustvergessen ein Leib, ins Gras; Und tief der Himmel mit tausend Sternen Sank und deckte uns zu. O Himmel der Lust! O Grab der Lust! Aber dein Blick ist unsterblich in mir.

Und, die du geb?rst, die Kinder kreisen Als Sonnen auf eigen-beschriebener Bahn: Ein neues System. Ich hab es erregt. Nein, dein Blick hat es erregt. Und dein Blick ist unsterblich in mir.

Unsterblicher als die Geschlechter nach mir. In meiner Seele, wenn alles, was Staub war, Staub wieder ist, lebt noch dein Blick, Ihr sph?risches Sein durchleuchtend mit mildem Strahl, Unsterblich ist dein Blick in mir.

So wird meine Seele die Sehnsucht hegen, Wie tief ich gestorben, nach Leben im Fleische, Um voller zu fassen das schwebende Leben Im Blicke von dir zu mir, Unsterblich ist dein Blick in mir.

Im Abendd?mmern zwischen den Jahren --

Nun muss ich n?chtelang Vergeblich am Scheideweg der Milchstrasse auf dich warten, Im Abendd?mmern zwischen den Jahren S?umte ich dr?ben als der Mann im Mond.

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