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Read Ebook: Gedichte by Becker Julius Maria

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Ebook has 157 lines and 11676 words, and 4 pages

Nun muss ich n?chtelang Vergeblich am Scheideweg der Milchstrasse auf dich warten, Im Abendd?mmern zwischen den Jahren S?umte ich dr?ben als der Mann im Mond.

Fr?her konnte ich dich in den verzweigten T?lern Der Erde noch suchen gehn. Im bl?ulichen Frostlicht des Monds Schliefen die H?tten, im Schatten zerstreut.

Doch irgendwo, drinnen, dein kristallener Atem Zeichnete Orchideen auf silberne Scheiben. Eisblumen -- die sch?nsten auf gl?sernen Beeten der Nacht -- Zeigten den Weg zum w?rmenden Licht deines Kusses.

Nun weiss ich dich nirgends zu finden. Ich suche die Tr?ume der J?nglinge auf. Ich weiss es, in N?chten des klirrenden Siebengestirns Tr?umen sie immer nur dich, Tr?umen dich mit all deinem L?cheln, farbig im stillen Gedenken an mich. Nur in den Tr?umen Verliebter finde ich nochmals zu dir zur?ck.

Der Kranke

Abends wissen wir, wenn jach das erste Viertel Kalten Monds im Oberlichte reift, Wenn um silberisch Gewand den Sterneng?rtel Naher Abend zart mit H?nden streift, Dass der Adler nun sein Nest Giererwacht, die Nacht auf Schwingen, Nacht zu bringen, Fl?gelgross verl?sst.

Leises Rollen wie bei d?stern Nachtgewittern K?ndet, dass der fremde Vogel naht. Diesen Kranken dann bef?llt ein heftig Zittern Und er r?stet sich zur schwersten Tat, Atmet hart; und fast erstickt Ruft er Hilfe, wehrt mit H?nden, Abzuwenden Unheil, blind geschickt.

Durch geschlossene Fenster, schmal durch Schloss und Riegel, Sichtbar nur dem heissen Fiebertraum, Schl?gt's wie Schwefelflammen, bricht's wie Aschenfl?gel, Spreitet sich wie F?cher, Krone, Baum, St?rzt dem Kranken auf die Brust, Krallt sich fest mit krummen Klauen, Hell in blauen Augen thront die Lust Mit dem Schnabel dieses Kranken Fleisch zu spalten. Eine Sichel bohrt sich tief hinein, W?hlt hinab; das Herz in zuckenden Gewalten Blutet Funken, spr?ht wie Feuerstein. Sieben Stunden w?hrt die Not Und den Kranken h?rt man st?hnen, Gott verh?hnen Und er liegt wie tot.

Heisse Tr?nen seh ich ihn aufs Kissen weinen, Das ihn wie ein Felsgekl?ft umf?ngt, Und wir andern um sein Lager, Kinder, scheinen Steinernes Gebirg, das ihn bedr?ngt Und so wie Gebirge schweigt, Da wir ganz in Schmerz erstarrten, Z?hlen, warten, Bis der Morgen steigt.

Unsre Blicke bohren sich ins Fensterdunkel, Unsre Blicke suchen morgenw?rts. >>Endigt, Venus, endigt nicht dein Lichtgefunkel? Findet Ruhe endlich nicht dies Herz?<< Und ins Licht noch ganz versteckt, M?ndet Glanz der blassern Sterne. Wolkenferne K?hn der Tag sich reckt.

Ragt empor als Held mit goldenem Schild und Bogen, Ist im Sonnenkahn herbeigeschifft. Durch den D?mmer klirrend kommt ein Pfeil geflogen, Der durchs Fenster k?hn den Vogel trifft. Lauter Jammer ist verweht, Selbst der Kranke atmet Wonne Bringt dir, Sonne, Froh sein Dankgebet.

Nacht

Sei zufrieden! Schon ringt sich der Abendstern aus totem Sonnenrot. Schmale Sichel des Monds schwimmt am gotischen Fenster vorbei. Das farbige Traumbuch des Tags entbl?ttert im Wind. Atem des schlafenden Kinds eilt den Sternbildern voraus.

Siehe, ich harre der g?ttlichen Huld dieser Nacht, Denn sie l?st mir von Gliedern der trotzigen Ketten Geklirr Und ich wandre im schneeigen Licht vormittern?chtigen Schlafs L?mmerumtanzt zu den ?ussersten K?sten der Seele.

?berm veilchenfarbigen Segel am F?hrenrand Dehnt sich im Sternengewoge das Meer der Unendlichkeit. Meine Harfe am sch?umenden Kiel erbraust in die Nacht. Eure H?nde, Geliebten, die einst ihr wart, Mischen sich still in atmender Saiten Geflecht.

Nachtviolengeranke, so flicht sich der Sang um das Boot Und mich besitzt die Gemeinschaft der Erdeentschwerten. Aber schon dringen vom anderen Ufer Ger?usche, erwacht, Helios schirrt die blendenden Rosse zur morgigen Sonnenfahrt. Und ich erwache zum Wissen der ?rmlichsten Traurigkeit. Langsam wachse ich wieder ins Kettengef?ge des leiblichen Tags.

Ich komme aus meinen Tr?umen --

Ich komme aus meinen Tr?umen euch zugereist. Ich habe meine H?nde voll Glanz, In meinen Augen ist Licht des fernsten Gestirns. Ich will euch die Farben des Regenbogens bringen, Denn ihr seid ja so aschengrau, So erdgebrannten Gesichts. Ihr s?uselt an Krankenbetten als Echo der giftigen Seufzer, Sterbet zehnmal des Tags und werdet Mit blechernen Trauerm?rschen zehnmal des Tags zu Grabe gebracht. Auswendig kennt ihr die Inschrift auf spiegelndem Marmor in Gold, Den ewigen Grabstein schleppt ihr auf R?cken das Leben entlang.

Ihr sitzet am Schachbrett und haltet gedrechselten L?ufer, Schwimmt auf dem Rauch des Caf?s In euer brodelndes Nichts hinab, Gespenster, h?rt mich, Gebannte ins schattenzerworfene Nachttal der Erde: Ich komme aus meinen Tr?umen euch zugereist, Ich z?nde nun farbige Feuer, Lasse die Girandolen kreisen, Er?ffne das Lichtfest der Sterne, Wehe mit farbigen Ph?nixfl?geln heran.

Farbige Fl?gel mit Federn der trunkenen Asia Dehnen sich zwischen den S?ulen im morgenr?tlichen Tempel. O ich jage euch Sonnen ?ber die Erde hin, Ihr sehet an bl?henden Himmeln weit Lilienh?nde im Spiel der klingenden Saiten; Ihr sollt euch nach Blumen b?cken, h?rt ihr! Kinder emporheben in den goldenen Stromfall des Lichts. Sehnen soll euch erfassen Nach dem g?ttlichen Tod im entflammtesten Kuss!

So haben mich die Jahrtausende gesehn --

So haben mich die Jahrtausende gesehn: Hochgeb?umt ?ber brodelndem Menschen-Weh. Ich war ein Springquell, mein Blutstrahl fiel In die t?nende Muschel der Erde hinab.

Deingedenken doch war das Rot am Abendhimmel der Schlacht, War im zehnfachen Tod die tastende Ewigkeit. Komm und brich den Glanz deiner Sch?nheit L?chelnd im Stromfall, wenn ich mich erdw?rts ergiesse!

Denn so wird die Welt den fliehenden Augenblick sch?n Und ihr Abglanz spiegelt im Antlitz der Engel sich fort. St?rze sie ab! Gel?uterter Widerschein sind wir, der entflieht.

Fluch

Auf euere Nerosch?del treffe dieser Fluch! Euch war der Brudermord die beste Konjunktur, Euch war der B?rsenzettel die pr?zise Uhr, Das Manometer, wo ihr grinsend -- o verrucht -- In Ledersesseln mit umpolsterten Ges?ssen Den letzten Stand der Blut-Flut l?chelnd abgelesen.

Ach, meine neue Welt, ich weiss ja keine Qual, So tief an tiefer Zeit, so weit an weitem Raum Und meinen grossen Fluch, o Fluch! erreicht sie kaum. Denn schn?rte ich euch auch an jeden Marterpfahl Und br?ch mein heilig Zorngef?ss an euch in Scherben, In tausend Blitzen k?nnt ihr doch nur einmal sterben!

Drum seiet ihr -- ich will's! -- der Ewigkeit erw?hlt! Dass immer neu die Rache in Erf?llung geht, Sei euch der Tod die Stunde, wo ihr aufersteht Zu einem Leben, das gleich tausend Leben z?hlt. Aus jedem Euter sollt ihr euch das Sterben melken. Mit jedem Grashalm, jedem Blatt sollt ihr verwelken!

Ich schmeisse euern Balg in jeden Erdvulkan, Ich warte, bis sein Ekel ihn zu Rande speit, Ich st?rz ihn neuerdings in Glut und Flammenleid, Lass ihn hinab, zieh ihn empor wie Last am Kran Und will mich h?hnisch in ekstatischem Erg?tzen An seinen Tantalqualen tausend Jahre letzen.

Ihr trankt der Br?der Blut aus tausendfachem Kelch, Verspeistet auch sein Herz und wurdet fett. Nun reiss ich's euch aus klirrendem Skelett Und werf es weit im Schnee der Arkten vor den Elch, Damit er's schlinge; dass im Gallenschleim es ende. Vielleicht auch findet es den Weg der Exkremente.

Ich denke mir die Quellenstollen tief genug; Zehn Menschenalter sein sie finsterstes Verliess, Worin euch meine Faust von Schacht zu Sch?chten stiess, Erschaffend euch in jeder Ferne einen Trug Von Luft, Eratmung, hellem Glanz der Tageslichter: Doch meine Schlangen g?rten eure Br?ste dichter.

Auf jedes Rad, wenn sich's im Staub der Rosse b?umt, Sei euer morscher Leib mit Strippen festgespannt, Aus jeder Rille, Hufesspur, dem Tritt im Sand Aufquelle euch ein Born von Blut, das sch?umt, Und f?lle eure M?uler, peste auch in Nasen: So will ich mit euch durch die neuen Welten rasen!

Apokalyptisches Gebet

Nimm doch zur?ck, o Gott, in deine Stadt Von Jaspismauern, H?usern roten Golds, In heiliges Gezelt aus schmiegsam Zedernholz, So uns dein Grimm, o Gott, gesendet hat: Der Kr?fte, M?chte, Engel Siebenzahl, Die auf uns geussen Schalen wilder Qual.

Sieh, unsre Scheitel flammten auf und aschten grau! Was je in Schmerz geboren aus dem Weib, Wir decken ja mit blutbestr?mtem Leib Das Kraterland der Erde; Blut ist Tau, Der alle Kelche f?llt, aus Keltern tr?uft. Geschlecht der S?nde ward zum Tod geh?uft.

Wo ragt das Schloss, das du erbauen wirst Aus Schl?fenquadern: Haus der Menschheitsnot? Auf kahlen Strassen treibt der K?rrner Tod Den Maultierkarren, der von Sch?deln birst. O d?sterer Karren Karawanenzug! Der Kr?hen Volk zieht mit, die Nacht im Flug.

In H?lleng?ngen, wo Entsetzen Odemgift Aus dickverkn?ulten Br?dermassen zeugt, Im Rumpf des Schiffes, das dein Wehen beugt, In Tempeln ist es, wo dein Schwertstreich trifft. Wir finden auf der Erde, die wir gross geglaubt, Nicht ein Versteck f?r dieses Dornenhaupt.

Kein Baum, wo im Ge?st nicht wehend trieb Ein Absalon im letzten Stolz, kein Stein, Darunter nicht im Dunkeln das Gebein Der Mensch-Skorpione dorrte. Warum schrieb Dein Finger eine Sichel nur ans Firmament? Zulang die Ernte! -- Ende ohne End.

Wie w?rgten Adler, L?we ja und Stier In uns, o Gott, und knieen vor dem Lamm, Der weissen Wolke, die aus Nacht herf?r Die Sonne deckte am gekreuzten Stamm! In zwanzig Zungen, Menschheit schreit zum Herrn: Auf reiner Schale reiche uns den Morgenstern!

Altartiefe sollst du mir enth?llen --

Herzschlag ist nirgends, doch Pochen der Maschine, doch Stundenschlag. Odem ist nirgends, doch Qualm der Fabrik, doch Giftgas. Sklavenr?cken auf Schweissspuren m?rrisch geschleppter Last Tragen den Fluch in W?sten, ferne den Tempeln, hinaus.

Dein Urgrund, o Mensch, ist Saatacker voll Unkraut und Moorsumpf, Ist Kammer voll Lava, Ist Bergwerk gestauter Nacht, Ist T?mpel des Drachen, ist Ein?de der Schlange -- Und Herdes Dumpfheit entsendet im Rauch Heillose Wechselgestalt des Seins.

Sein, das in Kerkern liegt, treibt alpdr?ckenden Traum aus Licht. V?lkerwanderungen, Unterg?nge, Sturz der Babelt?rme, Fluten Geschlagener Heere auf Strassen, die B?che des Blutes entlang: Dumpfer Widerstreit deiner Triebe gebiert die Phantome der Schlacht. Maschinengespenster mit hurtigem Arm: es schuf sie die Angst. Gier stiebt auf in den M?ckenschw?rmen der Pest. Aus rotem Blut hat dein Traum die Fahnen des Aufruhrs gehisst.

Tempelwinkel der Seele aber, Altartiefe sollst du mir enth?llen, Verlorenen Weihrauchduft und zerbrochenen Heiligenschein, Vergessene Heimlichkeit, Kniebeugen der Sehnsucht, die Liebe, Dein G?ttliches, deine stille Morgensch?nheit, deine Psalmmelodie, Das Schneeskleid deiner Lammesg?te, den Blumenhauch, dein Herz!

Erde -- o Erde

Erde, o Erde, Wer hiess uns wandeln auf Blut?ckern, auf Leichengefild, Wer hat uns zum D?nger bestellt F?r Saatfrucht des Morgen, die eigenem Samen entspriesst?

Zackiger Fl?gelschlag des Drachen Und sein Doppelstrahl aus goldenen N?stern, Purpurbeschlagener Rachen des L?wen und Tigersprung, Schillernd herkriechende Schlangenn?he und Ebers Zahn, Br?llende Zorngiere geh?rnter Ure, Auswurf verschmitzten Lamas Und plattf?ssig gew?lzte Wucht der B?re, Und Stachel und Biss und Hieb und Hinterhalt, Wurf, Stich, ?berfall, Angriff -- Erde, o Erde: So drohet die Geste, mit der du dich gegen uns Schollens?hne erhobst, So sengt, brennt, giftet das Kleid deiner Feindschaft, So z?ndet der Glanz deines Harnischs, in Bilder der Angst zertr?umt.

Heillosestes Bild, du bist es uns -- Mensch! -- -- Da sch?lt uns Sonne aus Mitleidsh?llen des Schlafs Und zieht uns im Strahlglanz aufs Festland der ?ppigsten Schlacht. Von Wunden l?st sie das leichthin getrocknete Siegel Und zahllos -- im Bogen gekreuzt -- Ergiesst sich heiliger Springquell des Bluts.

Erde, o Erde, Wo retten wir hin ?rmliches Unsgeh?ren des Schlafs? O n?hme Wipfel der Esche uns auf, Dass Sterne fielen in heiter beruhigten Traum O bettete See uns k?hl, wo hoch die Glocken Aus T?rmen l?uten im gr?nen und goldenen Strom, O schliefen wir fort an Br?sten der seligsten Frau, Von Kindheitsliedern unendlich gewiegt! --

Doch sollen wir tr?umens noch wissen, Wie grimmig wir tags uns m?hten Zu D?nger -- zu Speise des Kots. Aus Tiefen grellt auf Funke gez?ckten Schwerts. Schlachtl?rm tost in der heulenden Schnecke des Ohrs In Augen bricht nieder St?tzen von Leibern quer weg ?ber Lanzen Und R?cklingsb?umen von Pferden mit schmerzhaft geblecktem Gebiss.

Erde, o Erde! Blut ist dein Trank, Fleisch ist hehre Speise deinem Mund. Dein Glanz, das Weltall durchd?mmernd, Ist Glanz der Schwerter, geschwungen von Menschenhand. Dein Brausen auf blauer Sonnenbahn Ist Donner der niebeendeten Schlacht. Im S?ulendrehn dein goldener Himmelsrauch Ist Opfergruss des getr?nkten Altars.

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