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Read Ebook: Moses Tod: Legende by Kayser Rudolf

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Ebook has 94 lines and 7399 words, and 2 pages

Roter schwerer Abend an der Grenze Afrikas und Asiens. Dumpf fegte ein westlicher Wind Steine und Ger?usche in das Lager, knatterte ?ber die Zeltbahnen und lagerte sich dann, kosend und ges?nftigt, Mose zu F?ssen.

Da geschah aus dem Gebirge Pisga dumpfes, schweres Dr?hnen. Staubwolken stoben empor, Sterne verdunkelnd und die Atmosph?re zusammenpressend. Unter Blitz und Donner senkte eine helle Lichts?ule sich zwischen die Berge. Ein grosser, gl?nzender Arm griff, eine m?chtige Schaufel, in den Boden, hob eine Scholle nach der andern empor und t?rmte in unendlichen Pyramiden sie zu neuen Gebirgen auf.

So schaufelte Jahve dem Mose das Grab.

Alle sahen empor, von blassem Grausen erf?llt. Als ob jeden Tod, Krankheit oder Fluch treffen sollten, so zitterten sie und wurden klein und still vor der Furchtbarkeit Gottes. In ihren Blicken leuchtete Schrecken und Nichtbegreifenk?nnen.

Als die ersten Schollen stiegen und sanken, ging ein Zittern ?ber den Leib Moses. Ein grelles Heulen der ihm am n?chsten Liegenden antwortete drauf und setzte als dumpfes, gesch?tteltes Weinen bis zu den ?ussersten R?ndern des Lagers sich fort. Dann kamen wieder Sicherheit und Glaube in Mose, richteten den K?rper empor, machten sein Gesicht l?cheln und froh, einen hellen Schein weisser Locken um es gespannt.

Pl?tzlich st?rzte eine Schar von Jungen auf ihn zu, umfasste sein Knie, k?sste sein Gewand und lagerte sich um ihn als leuchtender Glanz. Suchend und verharrend, waren sie Kreis zu dieser gewaltigen Mitte. Ein Schweigen, wartend auf Zeichen oder Wort, das die Unertr?glichkeit des Augenblicks aufheben w?rde, umspannte das Lager. Vom Gebirge dr?hnte immer noch Gottes Hand.

Da sprang Jobab, der zu Moses F?ssen lagerte, empor, richtete sich an ihm auf, zitternd und schmal, griff seine Hand und sprach: >>Bleib bei uns, F?hrer. Stirb nicht. Kehren wir in die W?ste zur?ck, damit du leben kannst.<<

Mose sch?ttelte ein Sturm. Wie fiebernd warf er seinen K?rper herum, streckte die zitternden Arme, nunmehr ein Greis, den Kindern zu, die weissen Locken ihnen windig entgegen. Dann fasste er Jobabs H?nde, sah ihm suchend ins Auge, legte ihm schliesslich die Rechte aufs braune Haar.

Ganz leise waren seine Worte, so dass nur Jobab sie h?ren konnte, so sehr das Volk sich auch um beide dr?ngte.

>>Knabe, wozu hat Gott dich ausersehn, dass du um das Geheimnis meines Todes weisst? Woher kennst du und nur du den Sinn unsrer Wandrung? -- Dies Volk betritt Kanaan, wie es Mizrajim verliess: eitel nach ?usserem Gut; gierig nach Besitz und Genuss; fremd Jahve und seinem Wort.

Israel sollte herrlich vor allen sein. Geist und Dienen waren Sinn von Entbehrungen und Sterben, von langem Wandern durch Sinais Sand. Kanaan sollte Ziel sein, nicht als Paradies, Gl?ck, Weide, Reichtum, sondern als Einkehr und Heimat.

Gott hat mein Gebet nicht erh?rt. Sie wurden nicht frei und g?tig. Gottes Hoffnung ist zerst?rt, und ich ward ausgeh?hlt und schal. Drum f?hrte mich Gott auf den Berg Nebo, zeigte mir die L?nder Gilead, Ephraim, Manasse und Juda und sprach: Dies ist das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob geschworen habe, und gesagt: Ich will es deinem Samen geben. Du hast es mit deinen Augen gesehen; aber du sollst nicht hin?bergehen.

So lass mir meinen Tod, da mein Leben verloren ist. Bleibe Gott treu und deinem Volk. Sinai kehret zur?ck.<<

Jobab sank klein zusammen. Tr?nen traten ihm in die Augen. Schmerzen gingen auf ihn zu, sinnlos, unfassbar, alles Schwere des Lebens in einen Augenblick voranstellend. Sein K?rper ward ihm so m?d, dass er sich niederlegen musste, nackt auf nackten Boden. Erinnerungen, Hoffnungen, Weinen und Weh trieben durch seine Seele. Als Brausen aus weiter Ferne umschlangen ihn Stimmen der M?nner und Frauen, die ihn bek?mmert betrachteten. Wie ein Erwachender tr?be seufzend, reckte er seine Glieder, hob den Blick, stiess seine Finger in den Sand, den Staub leise zerreibend. Dann sprang er best?rzt empor, wandte sein Gesicht wieder dem F?hrer zu.

>>Ich will nicht nach Kanaan. Ich hasse das Land. Ich will in der W?ste sterben ...<<

B?se Blicke drangen auf ihn ein. Wut und Entsetzen sprachen heftige Worte ?ber den Gottesl?strer. Doch es gelang keinem, die geballte Faust fallen zu lassen oder Jahves Fluch herabzurufen.

Denn Jobab war aufgesprungen. Schmal stand er vor allen auf einem Stein. In seinem Auge gl?hte der Osten und machte sein Gesicht klar und tief. Dann sprach er mit heller Stimme:

>>Br?der und Schwestern, blickt auf die W?ste. Seht ihre Br?une. Mimosen und Disteln gedeihen auf ihr. Mit flinken Sohlen jagen Antilopen ?ber sie hin, den Staub aufzuckend wie Blitze. Sands?ulen eilen den St?rmen voran.

In dieser W?ste wurden wir Volk. Wunder geschahen, wie kein andres Volk sie je erfahren. S?ss wurden die bittren Wasser von Mara. In Sin regnete es Wachteln und Manna, und in Raphidim tranken wir durstig aus Felsen. Vom Sinai erscholl das Gesetz, liess uns wachsen ?ber Tier und jede Art Mensch; wir sahen die Tafeln Jahves und Moses gl?nzendes Angesicht. Dort in der W?ste, in Not und Stille bauten wir Jahves Haus: aus Akazienholz, Widderfellen und Purpur, wie das Gesetz es befahl.

Das alles soll hinter uns liegen wie ein zu Ende gesungener Psalm? Nie mehr werden uns Wunder geschehen? Nie mehr werden wir Volk sein, Gott hingegeben und irdischer Eitelkeit abgewandt? Ich glaube, wir verlassen das Paradies, da wir es betreten.

Freunde, wir sind wie die W?ste, still und einsam, Unendlichkeit um uns und in uns. Wollt ihr die Stille durch L?rm beleben? Sollen Marktbuden vor Gottes Lade stehen und Feilschen die Gebete der Priester ?berschrein? Wollen wir prassen an irdischem Gut, aber den Geist abschw?ren? H?rt mich!

Wir werden Gott verlieren.

Wir waren Dienst und werden Herrschaft, gen?gsam mit Reichtum und Genuss, eine schmatzende, l?rmende Menge.

Wir wanderten und sollen nun sesshaft sein?

Wir wollten Jahve suchen und finden gef?llte Scheuern, Weiden und beschauliche Abende an den Ufern des Jordans.

Wir hatten die Not und triefen nunmehr von Gl?ck.

Volk, lass uns zur?ckkehren zur W?ste. Geben wir uns hin der Weite und Demut. Nehmen wir Abschied vom Gl?ck, das wir noch nicht genossen.

Pest ist Kanaan, Unrat und Schmutz. Seine ?cker und Wiesen sind Kloaken und Fieberherde. Seine sanften Jordanufer wogen geil wie Dirnenbr?ste, und allenthalben starrt Dreck und niedrige Lust.

Das ist das Paradies!<<

Die Menge hatte mit Schaudern gehorcht.

St?rzten die Berge nicht ?ber dem L?strer zusammen? Verschlang der Boden ihn nicht wie Korah und seine Rotte?

Doch nichts geschah. Auch Mose sagte nichts, sondern blickte lange den J?ngling an. Aus seinen Blicken sprachen weder Strafe noch Hass. Das Volk aber murrte und verlangte den Tod des Gottesleugners.

>>Ausgeburt der W?ste, von Schakalen gezeugt, du bist kein Sohn Israels.<<

>>Steinigt ihn.<<

>>Steinigt ihn.<<

So rief es und dr?ngte immer mehr auf Jobab zu, der neben Mose stand. Da erhob Mose die Hand. Schon zuckten in tausend F?usten die Steine empor, den Knaben so zu zerschmettern. Aber ein Blick voller Schmerz und Zorn traf sie. Dann sagte Mose langsam und klar: >>T?tet ihn nicht. Denn dies Kind ist heilig und von Gottes Geist erf?llt.<<

Grauen brannte auf allen Gesichtern. Massloses Staunen versch?ttete jeden Laut und jede Bewegung. Verwirrung bedrohte aller Denken und Glauben.

Es brach aus der Mitte des Volks ein gellendes Lachen hervor, das erst schwieg, als Moses Blick den alten Sp?tter und Ver?chter traf.

Jobab hatte sich an Mose geschmiegt und begann jetzt mit ihm das Lager zu verlassen. Sie stiegen zu den Bergen empor; ihr Umriss ging langsam im zackigen Gestein verloren. Auf einer Terrasse blieben sie stehen und blickten zur?ck auf das betende Volk. Da erhob Mose noch einmal die H?nde und sprach mit einer Stimme, die grollend wie Donner ?ber die W?ste zog, die alten Segensworte ?ber Israel aus.

Jobab gab er den Befehl, ihn nunmehr zu verlassen; denn die Stelle sei nah, wo Gott ihm sein Grab gegraben. Dann trat er in eine Felsenspalte, den menschlichen Augen f?r immer verloren.

Jobab, gesch?ttelt von unendlichem Weh, trat z?gernd den R?ckweg an. Von einem Vorsprung aus sah er das israelitische Lager, aus dem laute Stimmen und Fl?che ihm entgegenschollen. Auf der andern Seite, weiss von Sternen begl?nzt, ruhte die W?ste.

Da schwang Jobab die Arme empor, schrie einen jauchzenden Ruf und lief, das Ger?ll mit den F?ssen vor sich treibend, atemlos, von Heimkehrfreude erf?llt, zur W?ste hinab.

Am n?chsten Morgen brachen die Israeliten die Zelte ab, stiegen zu den Bergen hinauf und jenseits wieder herab und nahmen Besitz vom kanaanitischen Lande.

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