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Read Ebook: Abaellino der große Bandit by Zschokke Heinrich

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Ebook has 748 lines and 29929 words, and 15 pages

Abaellino der grosse Bandit.

von J h d z.

F. P. Kybnitz.

Frankfurt und Leipzig, 1794

Vorrede.

Troz dem, dass man in unserm Decennio nur romantische Szenen der Vorwelt, Rittergeschichten, Sagen der Vorzeit, Begebenheiten aus den Tagen des Faustrechts lesen will, schreib ich doch, wenn ich denn einmal etwas zum Lesen schreiben will, nichts davon. Ich habe den Grundsaz, der Schriftsteller m?sse sich nie nach den Launen der Leser, sondern der Leser nach den Launen des Dichters bequemen. All unsre Romanschreiber, die dem Publikum mit Ritterm?rchen aufwarten, haben eine grosse Aehnlichkeit mit den Musikanten, die nach der Laune der T?nzer bald eine Menuet leiern, bald einen Walzer geigen m?ssen.

Das Drama umfasst, wenn es regelm?ssig ist, nur einen kurzen Zeitraum. In einem Tage oder drei Stunden verwandeln sich die Menschen nicht so leicht -- hier kann sich ihr Karakter von der ersten bis zur lezten Szene gleich bleiben; hier veranlassen die Karaktere gewisse Ereignisse, Handlungen, und grosse Begebenheiten.

Aber im Roman veranlassen und bilden gewisse Ereignisse und Begebenheiten den Karakter des Menschen, wiewohl auch dieser Einfluss auf jene hat; das menschliche Gem?th wenn es durch eine Reihe von Begebenheiten gef?hrt wird, nimmt von der Farbe einer jeden etwas an sich, diese vermischet sich endlich und daher oft der bunte Karakter mancher Menschen. Dr?ngt sich der Sterbliche durch viele schwarze Situazionen, kein Wunder, wenn seine Gem?thsstimmung zulezt dunkel und ernst wird; wird er gef?hrt durch rosenfarbne Verh?ltnisse, wer wundert sich dann noch ?ber seinen frohen Humor?

Aber nicht genug, dass ich Menschenkaraktere unter allerlei Gesichtspunkten und Verh?ltnissen betrachte: so hab ich auch das einzig m?gliche Prinzip jeder psychologischen Aesthetik, den Zwek der edlen Kunst stets vor mir, wodurch die K?nste allein zur m?glich erhabensten Stufe der Vollkommenheit emporgef?hrt werden k?nnen:

Leute, die mich pers?nlich kennen, d?rften mir auch hier wieder den Vorwurf machen: warum schreiben Sie nichts solideres, nichts n?zlicheres?

Antwort: sobald ich f?hle, etwas Neues, Gutes, N?zliches in andern Disziplinen der menschlichen Erkenntniss anzeigen zu k?nnen, werde ich nicht dazu tr?ge sein. Aber das Spr?chwort: ^quid valeant humeri, quid ferre recusent^ bedenk' ich auch hier.

Der Dichter ist ?berdies, wenn er den Zwek seiner Bestimmung erreicht, der menschlichen Gesellschaft so n?tzlich, als der Staatsmann im Ministerio und der Gelehrte auf dem Katheder. Ein elender Dichter im Gegentheil ist eine eben so grosse Null in der Sch?pfung, als das Genie eines Holzhakkers im Ministerio und ein geistloser Kohlkopf auf dem Katheder.

Amen!

Innhalt.

Erstes Buch. Erstes Kapitel. Venedig. S. 1. Zweites Kapitel. Die Banditen. 8. Drittes Kapitel. Die Banditenwohnung. 12. Viertes Kapitel. Banditenphilosophie. 17. F?nftes Kapitel. Die Einsamkeit. 23. Sechstes Kapitel. Rosamunde, die sch?ne Nichte des Dogen. 27. Siebentes Kapitel. Fortsezzung. 33. Achtes Kapitel. Entdekkungen. 36. Neuntes Kapitel. Mollas H?uschen. 45.

Zweites Buch. Erstes Kapitel. Der Geburtstag. 56. Zweites Kapitel. Flodoard. 68. Drittes Kapitel. Neuer L?rm. 76. Viertes Kapitel. Das Veilchen. 81. F?nftes Kapitel. Abaellino. 92. Sechstes Kapitel. Die Entdekkung. 97.

Drittes Buch. Erstes Kapitel. Flodoard und Rosamunde. 104. Zweites Kapitel. Ein f?rchterliches Versprechen. 111. Drittes Kapitel. Die n?chtliche Verschw?rung. 121. Viertes Kapitel. Der wichtige Tag. 127. F?nftes Kapitel. H?llenangst. 134. Sechstes Kapitel. Geistererscheinungen. 140. Siebentes Kapitel. Nachschrift. 156.

Abaellino, der grosse Bandit.

Erstes Buch.

Erstes Kapitel. Venedig.

Es war Abend. Ungeheure Wolkenstreifen, halb vom Schimmer des Mondes erleuchtet, bogen sich rippenf?rmig am Horizont hinab und durch ihnen schwamm der Vollmond in stiller Majest?t hin, und sah sich verherrlicht von jeder Welle des adriatischen Meers. Still wars umher, leise tanzten die Wogen am Winde, leise hauchte der Nachtwind ?ber die todten Pall?ste Venedigs hin.

>>Verdammt! da sizze ich nun in Venedig, und weis nicht, wie weiter! Was soll daraus werden? Alles schl?ft, nur ich nicht. Der Doge w?lzt sich auf seinem Dunenlager, der Bettler auf seinem Strohbett -- und ich lieg hier auf der kalten, nakten Erde. Der elendeste Gondelier, der ?rmste Bootsknecht kennt am Tage seine Arbeiten und Nachts seine Ruhestatt, und ich -- und ich -- o es ist ein schrekliches Schiksal, das mit mir sein Spiel treibt! --<<

Er fing an seine Taschen zu untersuchen, mit den Fingern jede Falte des Kleides zu biegen, und zu visitiren.

>>Auch keinen Heller! -- und mich hungert doch!<<

Er wischte sich eine Thr?ne von den Wimpern.

Der Ungl?kliche, dies schien er, wenigstens seinen Reden nach zu sein, st?mmte den Ellbogen auf die Erde, wollte mit den Z?hnen knirschen -- und pfiff. -- >>Ich m?sste nicht Ich sein, dachte er bei sich: wenn ich kleinm?thig w?rde unter dem Fluch des Schiksals.<<

In dem Augenblik h?rte er in der Nachbarschaft ein Ger?usch. Er sah in einem vom Monde halbhellen Nebeng?schen einen Kerl auf und niederschleichen.

Mit diesen Worten sprang er auf und ging in die Winkelstrasse. In eben den Moment trat von der andern Seite ein Mensch in diese Gasse. Der schleichende Kerl trat mit einemmale in den Schatten zur?k, als verstekte er sich vor dem Ankommenden.

>>Was soll das bedeuten?<< dachte unser Bettler: >>ist der Schleicher dort etwa ein unbefugter Handlanger des Todes? haben ihn auch Vettern und Basen bestochen, um das Geld desto ruhiger in Besiz zu nehmen, was dem armen Schelm izt noch angeh?rt, der dort so unbefangen herschlendert? warte!<<

>>>>Ein Spas, der Euch, mein Herr, das Leben rettete.<<<<

>>Mir? Wie so?<<

>>>>Die fl?chtige Massette schlich hinter Euch her wie ein lauernder Kater und hatte den Dolch schon gehoben. -- Ich dachte Ihr g?bet mir daf?r ein St?ck Geld, denn bey meiner armen Seele, mich hungert und d?rstet und friert.<<<<

>>Euch Spitzbuben, und eure Kniffe kennt man; Ihr habt euch zu dem Spas beredet, um mir die B?rse abzupl?ndern und einen grossen Dank f?r mein gerettetes Leben dazu. Geht mir, geht, und grellt die Leichtgl?ubigkeit des Dogen selber, nur an Buonarotti wagt euch nicht!<<

Der arme, hungernde Bettler stand best?rzt da und sah den pfiffigen Herrn an.

>>Nein, so wahr ich lebe, Herr, ich l?ge Euch nichts vor -- es ist mein Ernst, ich sterbe die Nacht vor Hunger.<<

>>>>Geht, sag ich Euch, oder -- --<<<< der Unbarmherzige zog bey diesen Worten ein geheimes Schiesgewehr hervor und drohte.

>>Donner und Wetter, bezahlt man in Venedig die guten Thaten so?<<

>>>>Die Sbirren sind in der N?he, wie Ihr wisst, also -- --<<<<

>>Zum Teufel, seht Ihr mich denn f?r einen Banditen an?<<

>>>>Ich sage Euch, mache keinen L?rmen!<<<<

Zweites Kapitel. Die Banditen.

Der Ungl?kliche durchkreuzte izt Venedig, er haderte mit dem Schiksal, lachte und fluchte, stand zuweilen still, als ?bers?nn' er einen grossen Plan, eilte zuweilen fort, als fl?g er ihn zu vollf?hren.

An einem Ekstein der pr?chtigen Signoria gelehnt, ?berdachte er die ganze Summe seines Elendes. Es schien sein irres Auge Trost zu suchen, aber er fand ihn nicht.

Die Kerls blieben stehn. Sie besprachen sich unter einander und schienen unentschlossen zu sein.

>>Er ists!<< h?rte er einen von ihnen deutlich genug sprechen -- und in dem Augenblik kamen sie langsam gegen ihn angewandert.

Abaellino blieb stehn, und zog den Degen. Die drey Verkappten standen einige Schritte von ihm entfernt.

>>Was soll das? he, warum ziehst du Gauch den Degen?<< fragte einer von ihnen.

>>>>Wir m?ssen uns nicht zu nahe kommen, denn Ihr guten Leute lebt vom Leben anderer, ich kenn' euch;<<<< antwortete Abaellino.

Abaellino. Nun ja.

Ein Kerl. Was willst du?

Abaellino. H?rt, ich bin ein armer Schelm, gebt mir doch von eurer Beute ein Allmosen.

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