Read Ebook: Abaellino der große Bandit by Zschokke Heinrich
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Ebook has 748 lines and 29929 words, and 15 pages
Abaellino. H?rt, ich bin ein armer Schelm, gebt mir doch von eurer Beute ein Allmosen.
Ein Kerl. Allmosen? ha, ha, ha! mein Seel, das ist lustig! Allmosen von uns! doch, es gef?llt mir, warum nicht?
Abaellino. Oder strekt mir funfzig Zechinen vor, ich will mich zu euch in den Dienst geben und die Schuld abarbeiten.
Ein andrer. Wer bist du denn?
Abaellino. Zur Stunde der ?rmste Schlucker in der Republik. Kr?fte hab ich, und l?gen drei Panzer vor einem Herz, ich durchbohr' es; und Augen, dass ich in egyptische Finsternis nicht fehlstossen w?rde.
Ein dritter. Warum warfst du mich vorhin nieder?
Ab?llino. Geld zu verdienen; aber der Kerl gab mir f?r sein Leben keinen rothen Heller.
Ein andrer. Das gef?llt mir! meinsts redlich?
Ab?llino. Die Verzweiflung l?gt nicht.
Der dritte. Kerl, wenn du aber ein Schurke w?rst!
Abaellino. So w?ren wir nicht weit von einander -- und eure Dolche sind ja immer geschliffen.
Die drei gef?hrlichen Burschen sprachen leise mit einander und stekten ihre Gewehre ein.
>>Na, komm zu uns, hier auf der Strasse l?sst sichs nicht gut von gewissen Sachen reden.<< Sprach einer.
>>>>Aber weh euch, wenn einer feindseelig wider mich handelt! Du Kerl, vergieb mir, dass ich dir vorhin die Rippen etwas zerdr?kte -- es soll nicht wieder geschehn! Ich will euer Gesell werden!<<<< sagte Abaellino.
>>Auf Ehre, riefen alle; wir thun dir nichts Leides; der ist unser Feind, der dir ?bel thut, ein Kerl wie du, gef?llt uns! komm!<<
Drittes Kapitel. Die Banditenwohnung.
Die drey Herrn vermehrten sich bald durch zwei Neuankommende, die ihren unbekannten Gast von allen Seiten betrachteten.
>>Nun lass dich doch beschauen!<< riefen die F?hrer und Bekannten des Abaellino, und stellten sich beym Schimmer einer brennenden Lampe um ihn her.
>>Kerl, sezte ein andrer hinzu: dich hat die Natur schon zum Banditen gest?mpelt; welchem Zuchthause bist du entronnen, welcher Galeere hast du Valet gesagt?<<
Die f?nf Herrn giengen beiseite und besprachen sich mit einander; den Stof ihrer Unterhaltung k?nnen wir leicht errathen. Abaellino warf sich schweigend auf einen Sessel.
Nach einigen Minuten kamen sie wieder zu ihm. Der st?rkste und wildeste von ihnen trat hervor, und redete Abaellino'n an.
Abaellino l?chelte, oder vielmehr grinste, und brummte: mich hungert!
>>Bist du ein ehrlicher Kerl?<<
>>>>Das soll die Folge entscheiden.<<<<
>>>>Das weis ich. Aber gebt mir nur Essen, dann will ich plaudern, so viel ihr wollt. Ich habe seit vier und zwanzig Stunden fasten m?ssen.<<<<
>>Wenn er nur leidlicher, nur wie andre Menschenkinder auss?he!<< brummte sie: >>aber seiner Mutter ist gewiss in ihrer Schwangerschaft der Teufel erschienen, und da kam denn die abscheuliche Larve zur Welt!<<
>>>>Ich weis nicht.<<<<
>>Molla, sezz' alles beiseite! -- Abaellino, mit wem nimmst du's unter uns auf? wen glaubst du so niederschmeisen zu k?nnen, wie den Poeten da, den Petrini?<<
>>>>Euch alle, wie ihr da seid, und ein halbes Duzzend solcher Lumpenbunde dazu!<<<< rief Abaellino, warf den Degen auf den Tisch, sprang auf und schielte die Bande an.
Die Kerls lachten.
>>Na, macht das Probest?k!<< rief Ab?llino! was zaudert ihr.
>>Halloh!<< rief Abaellino: >>ich habe Lust zu rasen, macht euch gefasst!<< und in einen Klumpen st?rzte er zusammen, warf den Riesen Matteo ?ber sich hin, wie eine Puppe, schleuderte den Baluzzo rechts, den Petrini links, kehrte dem Thomas das oberst zu unterst, und strekte den Struzza unter die B?nke.
Drei Minuten lagen die Ueberwundnen ohne sich zu regen am Erdboden umher, und Abaellino jauchzte und die best?rzte Molla zitterte bei dem schreklichen Schauspiel.
Niemand war nach einem neuen Probest?k l?stern; sp?t wars in der Nacht, oder vielmehr, es graute der Morgen schon ?ber das Meer empor und jeder begab sich in sein Schlafgemach.
Viertes Kapitel. Banditenphilosophie.
>>Ihr m?sst euch doch schon ein grosses Verm?gen zusammengestohlen haben!<<
>>>>Schurke, entgegnete Matteo beleidigt: wer stiehlt unter uns. H?ltst du uns f?r Strassenr?uber, Beutelschneider, oder f?r Verwandte dieses Lumpengesindels?<<<<
>>Vielmehr f?r noch etwas ?rgers; denn offenherzig gesprochen, Matteo, jene pl?ndern doch nur die Schr?nke und Geldb?rsen, die sich immer wieder f?llen lassen, aber wir nehmen dem Menschen ein Kleinod, das er nur einmahl hat und einmal nur verlieren kann. Sind wir nicht noch tausendmahl ?rgere R?uber?<<
>>Beim heiligen Klas, Abaellino, ich glaube, du willst moralisiren?<<
>>>>Ha, ha, ha, ha!<<<<
>>>>Nun was schwazzest du da?<<<<
>>H?re, Matteo, noch eine Frage: wie finden wir uns dereinst mit dem Weltrichter ab?<<
>>>>Ha, ha, ha!<<<<
>>Glaube nicht, dass es dem Abaellino am Muth fehlt; sieh, ich will auf deinen Befehl das halbe Venedig erw?rgen, aber -- --<<
>>>>Sagst du, wir treiben ein ehrloses Gewerbe? was ist Ehre? ein Wort, ein leerer Schall und ein leeres Hirngespinnst. Der Knikker sagt: Ehre ist es reich zu sein, und die Goldst?kke zu Tausenden z?hlen zu k?nnen. Ehre, sagt der Woll?stling, ist es von jedem M?dchen angebetet zu werden und jedes sch?ne Weib zu besiegen. Nein, sagt der Feldherr, St?dte zu erobern, Armeen zu schlagen, D?rfer zu verheeren, das bringt Ehre. Der Gelehrte sezt seinen Ruhm in die Menge der Folianten die er geschrieben, oder gelesen hat; der Kesselflikker in die Kunst Scherben wieder genau zusammen zu kitten; die Nonne in der grossen Zahl ihrer Andachts?bungen; die Weltdame in die Menge ihrer Verg?tterer; die Republik in die Gr?sse ihrer Provinzen und so, Freundchen, sezt jeder seine Ehren in etwas anders. Warum ist es ehrlos, wenn wir uns in unsrer Kunst Glanz und Vollkommenheit erringen.<<<<
>>Schade, an dir verliert der Lehrstuhl einen braven Philosophen.<<
F?nftes Kapitel. Die Einsamkeit.
Diese Gesch?ftlosigkeit ekelte ihm, er wollte handeln und konnte nicht.
Melancholisch schlich er umher, und seufzte. Er besuchte die ?ffentlichen Pl?zze Venedigs, die Wirthsh?user, Garten- und Lustpl?zze, aber nirgends fand er, was er suchte -- Ruhe.
An einem Abend hatte er sich in einem Garten versp?tet, der auf einer niedlichen Insel Venedigs gelegen war. Er schlich von Laube zu Laube, sezte sich am Ufer des Meeres nieder und sah dem Spiel der Wellen im Schein des Mondes zu.
>>So ein sch?ner Abend wars vor zwei Jahren, da ich Emmoinen den ersten Kuss raubte, und Emmoine mir Liebe schwor!<< seufzte er, und schwieg und wehm?thige Empfindungen stiegen in ihm auf.
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