Read Ebook: Die Familie Selicke: Drama in drei Aufzügen by Holz Arno Schlaf Johannes
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Ebook has 634 lines and 15833 words, and 13 pages
TONI: Ach, Alles voll! Alles voll! Da war gar nicht anzukommen!
FRAU SELICKE : Aber Du trinkst ja gar nicht! Trink doch erst!
TONI: Ja! : Sch?n warm!
FRAU SELICKE: Bist Du der Mohr'n vorhin begegnet?
TONI: Ja, auf der Treppe! Sie hielt mich an!
FRAU SELICKE: Sie wollte mal wieder horchen? Nicht wahr?
TONI: Ja! ... Sie fing nat?rlich von Linchen an! Und, was wir diesmal f?r'n schlechtes Weihnachten durchzumachen h?tten und so, na Du weisst ja!
FRAU SELICKE: Nein, solche Menschen! Um was die sich nich alles k?mmern!
TONI: Na, von mir bekommt sie nichts raus!
FRAU SELICKE: Die m?gen sch?n ?ber uns schwatzen! .... Solche Menschen! Die sollten sich doch lieber an ihre eigene Nase fassen! Die! Die trinkt Bier wie'n Kerl! Den richtigen Bierhusten hat sie schon! Hast Du noch nicht gemerkt?
TONI: Na, ja! Lass doch man, Mutterchen! Lass sie alle machen, was sie wollen! Sie geben uns ja doch nichts dazu! R?ck doch mal'n bischen den Tisch! Ich m?chte mir da die M?ntel zurecht legen! Der Vater kann doch jetzt unm?glich mehr auf dem Komptoir sein?
FRAU SELICKE : I, ich dachte gar! ... Wer weiss, wo der jetzt wieder steckt!
TONI : Na, er wird auf dem Weihnachtsmarkt sein und ein bischen etwas einkaufen, f?r Linchen!
FRAU SELICKE: I, jawohl doch! Und .... du lieber Gott, was soll nicht alles von den paar Groschen bezahlt werden! Wer weiss ?brigens, ob er diesmal so viel zu Weihnachten kriegt wie sonst! .... Er thut wenigstens so! .... Das heisst, auf den kann man sich ja nie verlassen! Der sagt einem ja nie die Wahrheit! .... Andre M?nner theilen ihren Frauen alles mit und berathen sich, wie's am besten geht, aber unsereiner wird ja f?r garnichts ?stimirt! Der weiss ja alles besser! ... Nein, so ein trauriges Familienleben, wie bei uns .... Pass mal auf: Der hat heute wieder ein paar Pfennige Geld in der Tasche und k?mmt nu vor morgen fr?h nich nach Hause!
TONI: Na, ich dachte gar! ... das w?re doch! ... Heute!
FRAU SELICKE: Na, du wirst ja sehn! Vergang'ne Nacht hat mir wieder mal von Pflaumen getr?umt, und dann kann ich jedesmal Gift darauf nehmen, dass es Skandal giebt!
TONI: Ach Gott! darauf kann man doch aber nichts geben!
FRAU SELICKE: Na, pass auf! Meine Ahnungen tr?gen mich nie!
TONI: Aber wie kann man blos so abergl?ubisch sein, Mutterchen!
FRAU SELICKE: Abergl?ubisch? Nein, gar nicht! Ich bin garnicht abergl?ubisch! Aber es ist doch komisch, dass es bis jetzt jedesmal eingetroffen ist!
TONI: Ach, Mutterchen!
FRAU SELICKE: Nein, nein! Du sollst sehen! Ich kann mich heilig darauf verlassen! Pass mal auf! Pass mal auf!
TONI: Ach siehst Du, Mutterchen! Wenn Du Dich vorher schon immer so ?ngstlich machst, dann ist es ja gar kein Wunder! ... Mach's wie ich! Lass ihn kommen! Widersprich ihm mit keinem Wort! ... Lass ihn r?sonniren, soviel wie er will! Einmal muss er dann doch aufh?ren und durch sein R?sonniren wird es ja doch nicht besser.
FRAU SELICKE: Ach Gott ja! Eigentlich ist's auch wahr! Man m?sste garnich drauf h?ren! Wenn ich nur nich so nerv?s w?re! Wenn ich ihn dann aber so sehe, in seinem Zustande, und er kommt dann auch noch mit seinen Ungerechtigkeiten, dann kann ich mich nich halten! ... Es ist mir rein unm?glich! .... Dann l?uft mir jedesmal die Galle ?ber!
TONI: Siehst Du! Aber grade dadurch wird es immer erst schlimm! Lass ihn schimpfen, die Augen rollen, F?uste machen: Du musst es gar nicht beachten! Schliesslich thut er ja doch nichts! ... Siehst Du, Du musst mich nicht falsch verstehn! aber ich glaube, Du hast ihn von Anfang an nicht recht zu behandeln gewusst, Mutterchen!
FRAU SELICKE: Ja! 's is auch wahr! ... Er h?tte nur so eine recht resolute haben sollen!
TONI: Ach, nein! So meinte ich's nicht! ... Ach!
TONI : Aber dann w?rde er sicher anders sein, wenn Du Dich ein bischen zw?ngst, Mutterchen! ... Er ist ja im Grunde eigentlich gar nicht so schlimm, wie er thut!
TONI: Ach ja, ja!
FRAU SELICKE: Willst Du heute noch n?hen?
TONI: Ja, ein bischen!
FRAU SELICKE: Ach! das ist nun Heiligabend! Das sind Festtage! .... So ein trauriges Weihnachten haben wir wirklich noch nie gehabt!
TONI: Na! Eine kleine Freude macht er Linchen und den Jungens doch! Und wir Andern? Liebe Zeit! ...
FRAU SELICKE : Ach, bin ich -- m?de! ... N?chtelang hat man kein Auge zugethan und mein Fuss thut auch wieder so weh ....
TONI: Ja! Leg Dich ein bischen hin, Mutterchen! Du strengst Dich ?berhaupt viel zu sehr an! Das solltest Du gar nicht!
FRAU SELICKE: Ja ja! Du hast eigentlich auch recht! Ich will mich 'n bischen schlafen legen! Ach, mein M?uschen! Heute Nacht hat man ja doch wieder keine Ruhe! Das weiss ich schon! Ach ja! ... Ja, und nun geht Herr Wendt auch schon zu den Feiertagen, und eh' man dann wieder 'n Miether kriegt! .... Ach Gott ja! ... Na! ...
TONI : Herein?
WENDT : St?re ich?
TONI: O nein! ... W?nschen Sie etwas?
WENDT : Ich? ... Nein! Sie arbeiten heute noch?
TONI: Ja! 's hilft nichts! Ich muss in den Feiertagen damit fertig werden!
WENDT: In den Feiertagen? ... Mit ... mit all den M?nteln da?
TONI : Ja! Ein t?chtiges St?ck Arbeit ist es! .. H?ren Sie? Die sch?nen Weihnachtsglocken!
WENDT : Ja! Die Weihnachtsglocken! Die Weihnachtsglocken!
TONI: H?ren Sie das Glockengel?ute nicht gern?
WENDT: Die Berliner Glocken sind schrecklich! So eilig! So ... so ... eh!
TONI: Wie?
WENDT: Ach! So -- nerv?s, mein ich!
TONI: Nerv?s? Ach!
WENDT: Nein! Ich h?re die Glocken hier nicht gern!
TONI: Sie wollen doch aber nun Pastor werden?
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