Read Ebook: Cölestine oder der eheliche Verdacht; Erster Theil (von 2) by Chownitz Julian
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Ebook has 1316 lines and 61089 words, and 27 pages
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Anmerkungen zur Transkription
Der vorliegende Text wurde anhand der 1842 erschienenen Ausgabe so weit wie m?glich originalgetreu wiedergegeben. Zeichensetzung und offensichtliche typographische Fehler wurden stillschweigend korrigiert.
Ungew?hnliche sowie inkonsistente Schreibweisen wurden beibehalten, insbesondere wenn diese in der damaligen Zeit ?blich waren oder im Text mehrfach auftreten. Fremdsprachliche Begriffe und Zitate sowie eingedeutschte Fremdw?rter wurden nicht korrigiert; einzelne unleserliche Buchstaben wurden aber sinngem?ss erg?nzt.
Das Inhaltsverzeichnis wurde vom Bearbeiter erstellt.
F?r die von der im Originaltext verwendeten Frakturschrift abweichenden Schriftschnitte wurden die folgenden Sonderzeichen verwendet:
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C?lestine,
oder
der eheliche Verdacht.
Von
Julian Chownitz,
Verfasser von: Moderne Liebe, Marie Capelle, Leontin, Eugen Neuland, Geld und Herz, Heinrich von Sternfels u. s. w.
Erster Theil.
Mit 3 Illustrationen.
Leipzig, Verlag von Franz Peter.
Gedruckt bei +Friedrich Andr?+.
Meinen Freunden
Carl Herlosssohn
und
Eduard Maria Oettinger
gewidmet.
C?lestine, oder der eheliche Verdacht.
Inhaltsverzeichnis.
Erstes Kapitel. Eine Morgenszene auf dem Wasserglacis. 3
Zweites Kapitel. C?lestine von Randow und Alexander von A--x. 31
Drittes Kapitel. Die Trauung. 44
Viertes Kapitel. Der Hochzeitsball. 55
F?nftes Kapitel. Einige Lebensszenen. 85
Sechstes Kapitel. Die ersten Tage eines jungen Ehepaars. 113
Achtes Kapitel. Der Chevalier von Marsan. 155
Neuntes Kapitel. Die Thorheiten der Welt und die Leidenschaften des Herzens. 171
Zehntes Kapitel. Ernste und heitere Zwischenszenen. 195
Elftes Kapitel. Die beiden Gatten und der Verdacht. 231
Zw?lftes Kapitel. Die Beweise der Untreue. 261
Dreizehntes Kapitel. Neue Proben -- neue Beweise. 285
Vierzehntes Kapitel. Die Morgenszene nach dem vorigen Tage. 322
F?nfzehntes Kapitel. Abend und Nacht. 334
Erstes Kapitel.
Eine Morgenszene auf dem Wasserglacis.
Die Morgensonne leuchtete mit goldener Klarheit ?ber der sch?nen und grossen Stadt Wien.
Es ist das Wasserglacis wohin wir uns zum Eingange dieser Erz?hlung versetzt sehen. Sie kennen doch das Wasserglacis, meine liebensw?rdigen Leserinnen, oder mindestens haben Sie davon bereits geh?rt; Sie wissen also so viel als n?thig ist, n?mlich: dass dieses Wasserglacis am Morgen und Vormittags einen der lieblichsten, der herrlichsten Pl?tze Wiens bildet -- des Nachmittags und zur Abendzeit hingegen unter die abscheulichen und vermeidenswerthen Punkte der grossen deutschen Metropole geh?rt -- dies, meine holden Leserinnen, werden Sie wohl schon geh?rt haben. -- O schreckliche Wasserglacis-Nachmittage -- da sich dort parfumirte Ladendiener, geniale Vagabonden, gutm?thige Limonadetrinker und buntbetakelte alte Kokotten versammeln, in deren Reihen sich einige honette Menschen verirren, wie Fettaugen in eine Gasthaussuppe! -- Wie oft hat man das Wasserglacis mit dem Volksgarten in eine Linie zu stellen versucht und diesen letzteren den Bruder von jenem genannt! Ach, das war ein schm?hliches Unrecht, welches man dem ehrenwerthen Volksgarten anthat. In diesem hat zu jeder Zeit das bessere -- um nicht geradezu zu sagen: das edlere -- Element ?berwogen, was man vom Wasserglacis und dessen Abendunterhaltungen nicht sagen kann -- ausser, wir wiederholen es, am Morgen und dann noch allenfalls an gewissen Tagen, wenn n?mlich von dem Entrepreneur eine Barriere rund um den Platz herum gezogen wird, welches das einzige Mittel ist, bessere Gesellschaft anzuziehen.
Zur Zeit des Fr?hjahrs werden jeden Tag h?bsche Konzerte auf dem Wasserglacis abgehalten. Hieher str?men dann von der vornehmen und mittleren Welt alle Diejenigen, welche eine Morgenpromenade machen, das Fr?hst?ck im Freien nehmen, irgend eine Negotiation bei einem Glase Champagner verrichten oder aber -- jetzt hat dieser Ort sogar seine ehrw?rdige Seite -- Mineralwasser trinken wollen, denn mit letzterem Artikel ist man hier in allen Sorten versehen.
-- Es war an einem eben solchen Vormittage, als zwei Herren, deren einer ?lter, der andere noch ein J?ngling war, in raschen Schritten und eifrigem Gespr?che sich dem Etablissement n?herten und ungef?hr in der Mitte desselben an einem kleinen Tische Platz nahmen. Zuf?llig oder absichtlich hatten sie sich in den am st?rksten bev?lkerten Theil des Ortes begeben, was jedoch -- sollte es mit Vorsatz geschehen sein -- nur durch den ?ltern Herrn bewirkt worden war, denn sein junger Begleiter schien seit einigen Augenblicken in tiefes Nachsinnen zu versinken.
Um die Gestalt der Beiden zu schildern, werden wenige Striche gen?gen. Der Aeltere, ein Mann von 50 bis 60 Jahren, liess auf den ersten Anblick merken, dass es ihm vor Allem darum zu thun sei, so jung als m?glich zu scheinen. Es war dies mit einem Worte einer jener greisen Stutzer und Liebesritter, von welchen die Residenzen wimmeln -- namentlich seit dort die Schneider, die Friseure, die Zahn?rzte und noch manche andere K?nstler so grosse Fortschritte in ihren resp. F?chern gemacht haben. Unser alter Adonis war mittlerer Statur und ausnehmend wohlbeleibt, was weder seinen engen Kleidern noch dem Gurte, welchen er merkbarer Weise unter seinen Kleidern um die Taille oder vielmehr um den Bauch trug -- noch auch dem Mieder in seiner Weste gelang, zu verbergen. Sein Gesicht gl?nzte von Gesundheit, Verliebtheit und jener Schlauheit -- die sich selbst betr?gt; auf dem Kopfe trug er eine kostbare schwarze Per?cke, die von seinem rothen Gesichte abstach wie ein Rabe neben einem Papagei -- -- welchen Kontrast unser Mann jedoch dadurch zu vermitteln suchte, dass er seinen weissen Schnurbart , und sogar seine Augenbraunen schwarz f?rbte. Es l?sst sich denken, dass er stets nach der herrschenden Mode gekleidet war, auch Stock und Lorgnette trug, letztere um jede Dame zu begucken, ersteren um seinem ein wenig watschelnden Gange mehr Eleganz zu geben.
Was den jungen Mann betrifft, so wird es hinreichen, einstweilen zu bemerken, dass er ein sch?ner, schlanker, etwas bleicher J?ngling war, an welchem man weder eine Tugend noch einen Fehler mehr bemerken konnte, als an andern sch?nen, schlanken und bleichen J?nglingen. Nur melancholisch schien der Arme! Ach, er schien sehr melancholisch.
Einige Zeit hindurch herrschte zwischen beiden tiefe Stille. Der alte Seladon hatte mit seiner Lorgnette vollauf zu thun; er besah sich alle Frauen ringsherum, eine nach der andern -- manche zwei, drei Mal, und dabei schnalzte er zeitweise leise mit der Zunge, l?chelte verschmitzt und strich sich vorsichtig den gef?rbten Schnurbart. Endlich blieb sein kleines Aeuglein mit sichtbarem Vergn?gen auf einer von den anwesenden Damen haften und jetzt liess er ein leises Husten vernehmen.
Dies brachte den Anderen aus dessen Tr?umereien. Er wandte sich nach dem Alten und sprach: ,,Also wirklich verh?lt es sich so, wie Sie mir vorhin erz?hlten? Wirklich? -- -- Nein, nein, ich kann es noch nicht glauben. +C?lestine von Randow+ h?tte die Absicht, jenem Menschen ihre Hand zu geben, wie? --"
,,Nicht blos: Sie h?tte, bester Freund! Sie +hat+, sie +hat+ die Absicht, mein Lieber! Sie +hat+, sag' ich -- und setze noch hinzu: ihm h?chstwahrscheinlich die Hand schon +gegeben+." Hier schwieg der Alte und fuhr auf seinem Sitze ungeduldig hin und her, weil sich zwischen ihn und seinen Gegenstand Jemand gestellt hatte, so dass er zu jenem durch seine Lorgnette nicht hin?ber sehen konnte.
,,Aber" fuhr der J?ngling fort: ,,das ist ja ganz unm?glich! Sie sprechen da eine Absurdit?t aus, lieber Althing. -- Es ist unm?glich, sag' ich! ich kann es nicht glauben."
,,Von wem reden Sie, Althing?" erhob der J?ngling jetzt Kopf und Stimme: ,,Reden Sie von C?lestine von Randow?"
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