Read Ebook: The works of Richard Hurd volume 5 (of 8) by Hurd Richard
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Ebook has 30 lines and 2189 words, and 1 pages
MELCHIOR VISCHER
SEKUNDE DURCH HIRN
PAUL STEEGEMANN VERLAG HANNOVER LEIPZIG / WIEN / Z?RICH
>>. . . Kunst ist, wenn schon nicht ein Vorurteil, so doch immer eine Privatansicht, stolzierte mir dieser bedenkliche Gedanke bedeutend durch das wirre Strassennetz meines wassers?chtigen Hirns, ehe ich in und durch Sumpf sank und mich ?bel vergurgelte . . .<<
PRO UND EPILOG
Ein unheimlich schnell rotierender Roman, steht unter dem Titel. So mag es, obwohl nichts besonders unterstreichend, bei Tag unter gewissen Blickpunkten erscheinen.
Gut denn: Roman. Doch unter den bet?ubenden Strahlen einer Mitternachtssonne gelesen, scheint es erst zeitlich, dann ?ber-, zuletzt unzeithaft, schnittig, Stahl: Epos.
Und endlich unter dem embryonalen, ja komischen Gelicht des ausged?rrten, beinah gekreuzigten Monds kriecht es vielleicht h?chst l?cherlich als abgekicherter Schwank hervor.
Gescheit und bl?de, erlogen und wahr, schief wie ein lauter lungenblutender Traum, erhaben toll und toll erhaben, ganz n?rrisch: Fastnachtsspiel. Bei der schreienden Fackel der Selbstverbrennung jedoch, beweihraucht, martervoll ein Tedeum, geschrillt in den katholisch ehrf?rchtigen Ausklang eines Gassenhauers: Aschermittwoch.
Aber Aschermittwoch mit Sonnenblumen.
Ich opfere dieses astronomische Punktierbuch, auch Bibel, geschrieben in Prag zu einer Zeit, die molluskenhaft, ich mathematisch wirklich nicht bestimmen kann, es sei denn mittels ultravioletter Geometrie, jenen, von denen Karl Einstein in Bebuquin sagt: >>Zu wenig Leute haben den Mut vollkommenen Bl?dsinn zu sagen. H?ufig wiederholter Bl?dsinn wird integrierendes Moment unseres Denkens<<, darum sage ich einmal wieder einen andren, durchaus neuartigen Bl?dsinn.
In f?nfzig Jahren oder in f?nfzig Minuten ist dieser mein guter Bl?dsinn bestimmt apodiktische Weisheit.
DER ROMAN
J?rg Schuh stand breit am Bauger?st, lachte zugleich mit dem kreischen Ton des Stichels, kaute sein Brot und wusste, dass er Stukkat?r. Scharf war Wind in dieser Vogelperspektive. Mit einem Aug am Gesims ornamentierend, mit andrem aufs Pflaster vierzig Stock tief hinabblinzelnd auf sonnbeklexten Asfalt, der grell herauf schrie. Trotzdem strasserasendes Gemensch sehr winzig unten wimmelte, sah er dennoch den grossen Busen der Magd Hanne aus dem Wolkenkratzer gegen?ber Nr. 69.
(kroloscho su krolo su su suuuuu huih -- -- -- iiihh! die Ewigkeit! in die Ewigkeit! Fahr mr Euer Gnadn? gr?sste spiegliger Zylinder gelbblauen Mannes einladend, billig, der Kilometer drei Halsbr?che und neun Tode. Ich bin Ekstatiker aufm Kubus, im letzten Leben war ich Mathematikprofessor und da auf der grossen Milchstrassn bin ich jetzt Droschkenkutscher. Also fahr mr Euer Gnadn? -- Nein ich danke, ich nehme prinzipiell nur Taxameter! -- Aber ich hab Gummireifen an den Radln, oh Marke >>Gigant<<. -- Gehns in ein Bordell! -- Bitt??hh!
Guten Abend J?rg, lachte es an sein eines Ohr, als er apollen?hnlich, kraftschenklig durch raketenhaft erleuchteten Spiegelraum mit seitlichen Fl?ster- und Zeugungsecken schritt, nun das gertenschlanke M?dchen eng an den Neger gedr?ckt sah. Komm J?rg, schau zu, wie Du gemacht wirst, roch es betrunken, wie nun Schwarz und Weiss in kleines diwangeschm?cktes Gemach torkelten, und das Weib sich seufzend an den muskelharten Lenden des Mohrenathleten rieb, so ein Mysterium abkeuchte. Auch die Porzellanteller, die Zinnkr?ge waren sehr sch?n.
Siehst Du, J?rg, das ist es. Schwarz traf ins Weiss. Darum ist auch Dein andres Ohr schwarz. Das weisse ist dumm wie der Acker Europa, h?rt nichts. Das schwarze hingegen h?rt alles: Vergangnes und Zuk?nftiges, bis sich der Kreis schliesst. Es h?rt so genau, dass es weiss. Und vernimms: es gibt keine Gerade, was grad deucht, ist St?ck vom Kreis. Darum ewiges Symbol die Schlange, deren Kopf den Schwanz beisst, so sich frisst. Aber lass die Filosofie, J?rg, die ist nur ein K?sezuber. Im besten Fall. Denn sonst fehlt auch der K?se.
Als sie aktersch?pft halb schl?frig lag, h?pfte der Nigger hinaus, tanzte im elektrischen Lichtgewog vor bezechten Ministern, griechischen und tschechischen Dirnen wilden Tanz, dass alle im Halbkreis ineinanderverbogen den Urwald br?llen h?rten. Staunen goss ?ber Fallobus herab: der Neger, der hier nackt trampelte, dass ihm Schweiss b?chefloss. Das war Parf?m f?r die schnuppernden Nasen der geilen Huren. Und sie griffen sich selbst. Denn die Minister hatten ihre Klemmer verloren. Fallobus wuchtete Beine durch Luft, trat klitschend aufs Parkett, liess Muskel, Geschlecht zucken, war und verhiess: St?rke, Zeugung, Koloss, Kraft zur h?chsten Potenz. Und wieder br?llte Urwald.
Drinnen lag die Begattete und schlief fast gl?cklich.
Urwaldtanz und Urwaldsang umwob die ersten werdenden Zellen J?rgs. Auch bl?kte der Kriegsminister wie ein Schaf. Ein Schampanjerglas klirrte und l?ste seine Scherben in Wohlgefallen ?ber einen fraulichen Unterleib aus, der entbl?sst herrlich gurrte. Damit nur nichts passiert, schrie der Kriegsminister. Dann lassen sie halt ihre Kanone los.
Auf einen Flaschenrund leuchteten imagin?re Haare zwischen Fleisch herab Warum gr?ssen denn nur die Pferde so devot? Und man h?rte einen Bach rieseln.
Der Nigger grinste bleckend Z?hne.
Nun schaute J?rg zu, wie er in Finsternis Zelle an Zelle setzte: So ward. ?berbald im siebenten Monat zerbrach sie das gl?serne Gef?ss und die B?urin stiess Frau mit Keim hinaus. Nun kam durch die Nacht der rotschlitzige Sklavenaufseher und striemte mutterndes Weib, bis sich ihr Blut mit dem Salz ihrer Tr?nen vermischte. So ward endlich der Maure ger?hrt und barg ?ber die Blasse den Mantel. Immerhin freute der Heide sich bald ?ber die dreizehn F?chse, die sich g?lden in seiner Hand drehten, als der Portugiese doldige Frau wegschleppte.
Dann sass er dabei und hauchte der Mutter w?rmend auf die Scham, als er auf einer andalusischen Barke im Hafen Lissabons zur Welt sich schrie. Drei Matrosen, w?tend, weil aus heissem Kartenspiel gerissen, stiessen herbei, sahen kreischendes Weib, das sich in Blut suhlte. Man griff J?rg, dann die Mutter, die schon Augen geschlossen, steif gekrampft so erkaltete. Schnell warf einer die Tote ?ber die Reeling. Der grosse Steuermann setzte J?rg die Bulle an, ersoff ihm erstes Geschrei im Branntwein.
Die zwei Andern lachten endlos ?ber die Scheckigkeit der Ohren des Neugebornen: das eine weiss, das andre schwarz.
Dann tobte Strasse um ihn. Spielzeug war Kot. Labung Pr?gel. Steuermanns Haus schnapste Budike. Pflegvater selbst war auf See. Seine ihm unangetraute Frau Hafenhure. Auch Zwischenh?ndlerin f?r feine Leute mit seltenen Gen?ssen. Alles ist bei Coma zu haben, war Parole und Schild. Doch am meisten pflog Coma am eignen K?rper edles Handwerk. Litt gern orkane Passion. Sie, gar massiv schnellte sich besonders an massive M?nner. Oft sah J?rg zwischen zerschlagnen Fenstern wundersame Vorg?nge, die W?rme ?berprickelten. Einmal frug wissenwollender Knabe qualles Weib: warum liegen immer die fremden M?nner in Deiner Stube? und f?hlte schon den Schlag, der sein Gesicht benetzte. Da frug er nicht mehr. Spielte weiter mit Kot und den andren stinkenden Kindern der Gosse, sah einmal, und sah einmal betroffen auf, als elegantes Gig von vornehmer sehr schlanker Dame gez?gelt, knapp vor mittags?der Budike hielt, energisch den Rappen bremste, vom Sitz mit leichter Lassobewegung sprang, dabei ein kleines Weiss unter flutendem Rock sehen liess, doch nur f?r den Schwung eines Moments, schon stand, beschattet durch livreeierten Diener vor dreckbeschmiertem J?rg, dem mauloffnem Jungen mit Gerte gering ?ber Backe fuhr und t?nte: Ich brauche einen jungen Athleten. Die Coma handelt doch damit. F?hr mich zu ihr! -- J?rg fasste durchaus nicht, schrie aber kreischend: die K?nigin! die K?nigin! rannte damit weg. Ziehmutter Coma indes trat vor die T?r, gl?nzte in Verneigerei, offerierte drinnen ihre Ware: starke Burschen, die sie teils selbst schon erprobt. Drei Goldst?cke erlechzte Coma f?r angepriesnen Mann, auf den die Wahl der Dame fiel. F?r ein halbes gab sie noch ihren J?rg darauf. Dann scholl Stimme durch das Ger?mpel, scharf: J?rg! -- Halb scheu, halb dummfrech angeschlichen ward J?rg geheissen, der Dame zu folgen. Der starke Mann kommt abends um acht, betonte Coma. Mit der K?nigin soll ich gehen? st?rmte J?rg. Schaf! es ist Rahel, die Tochter des erzreichen B?rsianers. Sie bezahlt mir gut f?r M?nner, die etwas treffen, setzte sie noch klein f?r sich hinzu.
Nun war Zeit umrahmt von Mayonn?s, kandierten Fr?chten gebackenen H?hnern. K?rper entlaust schwoll in guter W?sche. Spiegel warf Bild eines vornehmen Knaben. J?rg hielt Rahels Haus f?r Traumland k?nftigen Paradieses. Wenn nicht gerade schon jetzt Paradies, so doch immerhin Paradiesbett. Wonne wars ihm, t?glich gegen Abend zusammen mit Rahel zu baden. Sie spielte mit ihm, doch wusste er noch nicht, was es bedeute. Nur leicht d?mmerte ihm erste Geografie: Halbkugel, Gebirg, Bucht, Schlucht, Waldung, See und wieder Bucht mit ?quatorialer W?rme. Bei Nacht lag er Wache vor T?r ihres Gemachs, wenn ein Mann ?ber die Schwelle in Schw?le getreten. Rahel liebte Abwechslung. Aber viele rochen nach Fusel. Alle aber waren H?nen. Erste Zeit blieb J?rg in Entwicklung zur?ck, deshalb wollte ihn Rahel zum Eunuchen bestimmen. Dann aber schoss er hoch. Bekam Muskelans?tze. Brannte schon immer mit ihr zu baden. Schon des Morgens genoss er davon im Geiste. Es ?berkroch ihn etwas wie Wohlgef?hl. Rahel leitete langsam ?ber. Und da entsann er sich dunkel, in der Budike ?hnliches belauscht zu haben. Und er lernte gut: war Stier an Wucht, doch geschmeidig, ausdauernd. Da trat Rahel badentstiegen nackt zu Nacktheit sprechend, nochmals den J?ngling J?rg kritisch ?berpr?fend arabeskenhaften Ausspruch: es w?re mir leid, soviel Talent und Kraft zu beschneiden. Nein, Du passt nicht zum Eunuchen, Du bist K?nstler Deines leibbeseligenden, ach, ganz wunderbaren Instruments, das Du wie einen Meissel gebrauchst, sicher, straff, bestimmt. Wenn Du schon kein Bildhauer wirst, so gewiss ein Frauentr?ster. Du bist Goliath, mein Goliath!
Da trat J?rg ungemein fest auf, dass der L?ster erschrocken von Decke niederbrach. Man h?rte aber keinen Zerl?rm, denn er, J?rg, schrie wie Urwald.
Auf einer Lustfahrt schwand Lissabon, portugiesische K?ste im Hintergrund, b?ende Winde trieben ?ber Deck, dann waren Elemente heimt?ckisch ruhig, bis es blies und n?chtens die edle Privatbarkasse in Gottergebenheit kenterte, Rahel mit Anhang vergluckste im Gewog, J?rg allein schlug mit Kraft das Wasser, wild, nun beharrlich lange, einen Tag hindurch, den zweiten und spuckte sich abends an Land mit Hafenl?rm: Genua.
Fremd umklang ihn Sprache, sein portugiesisch Geschrei blieb unverstanden. Doch Athletengestalt gefiel: ein Mann kurzstirnig, berusst, dang ihn als Baggerer. Mit Genossen im Schlamm von Hafenrinnen stehend, schleimte er genuesische Laute nach, bald. Rammte die Pfl?cke, platzte so im Gestemm schier vor Kraft, Entz?cken und Wasserzusammenlauf auf zuschauende Schiffsdirnen, auch Kapit?nsfrauen abw?lzend. Bekanntes profezeihtes Gl?ck l?ngst seliger Rahel st?lpte sich um seine Lenden. Die Herzogin Giova sah J?rg von weitem, brach in Sehnsucht aus, ging pralle Mannesmuskelkraft, Geschlecht sich stets erotisch vermengt vor Augen verlangend heim, schickte noch nachts ergebne Sbirren zum Hafenarm, wo sie vormittags den Starken geschaut, liess J?rg aufgreifen. Noch vor der Gleiche lag er gefesselt zu ihren F?ssen im sinnlichen, seltner Ger?che durchdufteten Gemach und beugte Haupt in Erwartung des Todes. Sie fasste jedoch ge?bt, vor Gier kaum l?cheln k?nnend, riss ihm die Kittel vom Leib. Ward verr?ckt vom Geruch seines Schweisses, verschnob sich schier, lechzte, trank, biss. In kleinem Zimmer hielt sie ihn tags?ber versteckt. Einmal schmeckten ihm ihr Leib, ihre L?ste nicht mehr, sprang auf, schlug klirrend durchs Fenster, fiel weh aufs Kreuz, schon auf, ?ber Parkmauer im Schwung, landeinw?rts lief. Fr?chte von B?umen gerissen, ihm Nahrung. Durch Staub, der weisslich durch alle Winde goss, an Klostereien vorbei, Sbirren ausweichend, die scharlachrot bem?tzt auf Heeresstrassen nach ihm suchten, endlich bei Sonnensunk er laute breitdurchstrasste Stadt betrat. Einer H
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