Read Ebook: Körperpflege durch Gymnastik Licht und Luft by Jaerschky Paul
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Ebook has 470 lines and 35970 words, and 10 pages
Zur Erzeugung von Kraft und Ausdauer ist es daher notwendig, das Blut freizuhalten von Harns?ure und den ihr physiologisch gleichwertigen Xanthink?rpern. Denn ihre Anwesenheit bedingt, wie wir gesehen haben, eine Behinderung des Blut-Kreislaufs und eine Anh?ufung von Stoffwechselprodukten in den Geweben.
Demnach sind als bisherige Ursachen mangelnder Leistungsf?higkeit nachgewiesen:
Ein gesundheitlicher Training wird daher die genannten Ersch?pfungsstoffe m?glichst schnell entfernen m?ssen. In welcher Weise er dies am besten erreicht, werden wir sp?ter sehen.
In der Jugend sind bekanntlich die Gelenkb?nder weich, dehnbar und elastisch, eine Eigenschaft, die sie mit zunehmendem Alter mehr und mehr verlieren. Durch fortgesetzte Uebungen behalten sie jedoch in mehr oder weniger hohem Grade ihre ~jugendlichen Eigenschaften~, ja ihre Elastizit?t w?chst, so dass sie eine grosse Widerstandskraft gegen Zug erhalten. Die Produktionen der sogenannten ~Schlangenmenschen~ beweisen, eine wie hohe Geschmeidigkeit und Dehnbarkeit die Bandmassen bei einem fr?hzeitig begonnenen Training bekommen k?nnen. Ein unbewegtes Gelenk dagegen wird steif, die Gelenkkapsel schrumpft.
Aber auch die ~Architektur des Knochens~ selbst wird nicht unwesentlich beeinflusst.
~Julius Wolf~ hat durch seine Untersuchungen nachgewiesen, dass die Knochen ein ~Anpassungsverm?gen~ gegen?ber den Zug- und Druckkr?ften der Muskeln besitzen, welches dem Gesetz unterworfen ist, ~mit m?glichst wenig Knochenmaterial eine m?glichst grosse Festigkeit gegen?ber den einwirkenden Kr?ften zu erreichen~.
Daher werden die Knochen muskelstarker Menschen nicht nur dicker und fester, sondern werden besser entwickelt an den Befestigungsorten der Muskeln. Man vergleiche nur die glatten Knochen der Kinder und Frauen mit den starken Rauhigkeiten und Knochenleisten kr?ftiger M?nner.
Sehr deutlich ist der Einfluss vern?nftiger Leibes?bung auf das ~Rumpfskelett~.
Ich erinnere an den sogenannten ~flachen R?cken~, , wie wir ihn bei kleinen Kindern finden, die zu fr?h sitzen, bevor noch die Wirbels?ule die n?tige Festigkeit erreicht hat, oder an die flachen R?cken der Schneider, als Berufssch?dlichkeit, oder an diejenigen flachen R?cken, welche nach ~Hoffa~ dadurch entstehen, dass die Muskelenergie zu minimal ist, so dass das Becken in aufrechter Stellung nicht aufgerichtet werden kann. Wie augenscheinlich ist hierbei die Wirkung eines vern?nftigen Trainings in Form der Hang-, Gleichgewichts-, Geh- und Lauf?bungen.
Wie zauberhaft wirken ferner beim sogenannten ~hohlrunden R?cken~ , bei welchem der etwas vorgew?lbte Bauch und die starke Lendeneinsattlung sofort ins Auge springen, die tiefen Rumpfbeugen nach vorn!
Betrachten wir ferner ~den runden R?cken~ ~der Jugend~, wie er sich ausbildet, nicht nur infolge von Muskelschw?che der R?ckenmuskulatur, sondern noch vielmehr durch Willensschw?che, wie er weiter ausgebildet wird durch vieles Sitzen ?ber den kleingedruckten Schulb?chern, namentlich bei Kurzsichtigen.
Auch hier sehen wir wiederum die wirksame Bek?mpfung durch ~Gleichgewichts?bungen~, durch Uebungen auf der Schwebekante, Balanzieren von Gegenst?nden auf dem Kopfe, durch Straffgang, durch den langsamen Schritt in milit?rischer Haltung, durch Rumpfdrehen, Rumpfstrecken, durch Hang- und Schwimm?bungen. Nicht wenig tr?gt zur Erreichung einer normalen Haltung die moralische Uebung der Leibes?bungen bei, denn mit steigendem Kraftgef?hl w?chst auch die Freude an straffem Wesen und das Sch?nheitsgef?hl, das nur eine gerade Haltung als schicklich und sch?n anerkennt .
Nicht wesentlich anders liegen die Verh?ltnisse beim ~runden Arbeitsr?cken~, oder beim runden R?cken schnell fahrender Radler oder beim runden Greisenr?cken.
Und was ich von dem flachen und runden R?cken gesagt habe, gilt ebenfalls f?r die ~seitlichen~ Verkr?mmungen, auf deren mannigfache Ursachen ich nicht weiter eingehen will . Auch hier bew?hren sich die Leibes?bungen, jedoch muss dabei bemerkt werden, dass beim sportlichen Training leider allzusehr die gesundheitliche Forderung einer guten Haltung, wie wir sie beim milit?rischen Training finden, vernachl?ssigt wird.
Nicht minder sichtbar ist der gesundheitliche Einfluss der Leibes?bung bei den verschiedenen krankhaften Brustkorbver?nderungen. Die ~schmale~ Brust, der ~fassf?rmige~ Brustkorb, der gleichsam in der tiefen Einatmungsstellung erstarrt ist, der ~lahme Brustkorb~ Schwinds?chtiger, der in tiefster Ausatmungsstellung verharrt, weil die Muskulatur zu schwach zur Rippenhebung ist, die rhachitische H?hnerbrust, die Trichter-, oder Schuster-, oder T?pferbrust und die Schn?rbrust sind s?mtlich Abweichungen, die durch Leibes?bungen zu bessern sind.
Rhachitische Verkr?mmungen der Knochen sind die durch englische Krankheit entstandenen.
Vielfache Untersuchungen, die an Soldaten vorgenommen wurden, beweisen ?bereinstimmend, dass durch die ~milit?rische Ausbildung~ der Brustumfang von 2-5 ^cm^ zunahm. Der Brustspielraum hatte also bedeutend zugenommen, ebenso seine Beweglichkeit, ein Beweis des gesundheitlichen milit?rischen, gegen?ber dem einseitigen und dadurch nicht gesundheitlichen Training von Berufsathleten, bei welchen man mehrfach einen durch die Pressung bei schwerer Gewichtsathletik hervorgerufene Beeintr?chtigung des Brustspielraums fand, z. B. bei dem ber?hmten ~Karl Abs~ von 2,50 ^cm^, beim Athleten ~Sutz~ nur 1,75 ^cm^.
Daraus folgt die gesundheitliche Ueberlegenheit des milit?rischen und turnerischen Training durch Dauer- und Schnelligkeits?bungen, wie Marschieren, Laufen, Schwimmen gegen?ber den forcierten Kraft?bungen der Berufsathleten.
Der Training zeigt seine gesundheitliche Wirkung aber nicht nur auf die direkt t?tigen, sondern auch auf die ?brigen Organe.
Von immenser Bedeutung ist die Beeinflussung des Blut- und Lymphgef?sssystems durch das Training.
Das ~Herz~ zieht sich bekanntlich in einer Minute 72mal zusammen und leistet damit eine Arbeit von 52 1/2 ^kgm^. Beim ~ruhigen Gehen~ steigt die Pulszahl auf 80, die Arbeitsleistung wird damit erh?ht auf 58,3 ^kgm^.
Beim ~schnellen Gehen~ ist die Pulszahl 100, was einer Arbeitsleistung von ca. 73 ^kgm^ entspricht. Bei gr?ssten Muskelanstrengungen steigt die Pulszahl auf 200 bis 240, beim angestrengten ~Radfahren~ auf 150-200-250; ?hnlich liegen die Verh?ltnisse beim ~Rudern~.
Mit Aufh?ren der Muskelt?tigkeit kehrt die Herzt?tigkeit noch nicht zur Norm zur?ck; das Herz wird also l?nger angestrengt, und dieses Verhalten des Herzens ist um so deutlicher, je l?nger die Muskelt?tigkeit dauert. Die Beschleunigung der Herzt?tigkeit ist noch 5-15 Minuten nach getaner Arbeit deutlich, ja sie wurde von ~Mosso~ noch 2 Stunden nach einem Bergaufstieg nachgewiesen. Dabei bleibt bei einem gesunden Menschen die Herzarbeit eine regelm?ssige. Nur das kranke Herz beginnt seine T?tigkeit auszusetzen. L?sst man das erregte Herz zur Ruhe kommen und nach der Erholung weitere Uebungen anstellen, so wird die gleiche Pulsbeschleunigung wie beim ersten Arbeitspensum erreicht, jedoch dauert die Nacherregung bedeutend l?nger. Doch nicht nur die Zahl der Pulsschl?ge, sondern auch der ~Blutdruck~ wird beeinflusst, und zwar steigert jede Muskelt?tigkeit den Blutdruck, diese Steigerung wird unterbrochen von geringen Blutdrucksenkungen, dauert im wesentlichen nur w?hrend der Arbeitszeit, h?ngt im wesentlichen von dem ~Tempo~ der Arbeit, von der ~Gr?sse der Arbeit~ im Verh?ltnis zur Leistungsf?higkeit der arbeitenden Muskelmotoren, und von derem ~Trainiertsein~ ab. Das Herz wird durch Muskel?bungen in den Stand gesetzt, sich energischer und kraftvoller zusammenzuziehen. Die Blutdruckschwankungen nach der Arbeit sind stets wesentlich geringer als w?hrend der Arbeit. Die Herzarbeit ist also in sehr hohem Masse von Muskelt?tigkeit abh?ngig.
Aehnlich wie Muskelarbeit wirkt auch ~Trinken~. Durch Trinken wird n?mlich die Blutmenge gr?sser, damit steigt der Blutdruck, der zwar bald durch ein vermehrte Harnlassen und Schwitzen ausgeglichen wird, aber doch vor?bergehend die Herzarbeit vermehrt. Der Einfluss des Trinkens ist jedoch weniger gross, als der der Muskelarbeit, weil das Blutgef?sssystem sich der st?rkeren F?llung durch Erweiterung und Verengerung anpasst. Am meisten wird Pulsfrequenz und Blutdruck durch beide Momente gleichzeitig gesteigert. Daraus ergibt sich die praktische Regel, ~dass Trinken w?hrend der Leibes?bung unterbleiben muss~. Der Einfluss eines vern?nftigen Training auf das Herz geht aus der Tatsache hervor, dass unter Beobachtung gewisser Regeln bei einem bestimmten Mass ~t?glicher Uebung~ in der Ruhezeit die Pulszahl unter die Norm f?llt, also im ~Ganzen ruhiger, aber dabei energischer arbeiten lernt~. Wichtig wird die Blutverteilung im K?rper f?r die Auswahl der ~Zeit des Training~.
~Chauveau~ und ~Kaufmann~ wiesen nach, dass der Stoffverbrauch im maximal arbeitenden Muskel 20mal und die durchstr?mende Blutmenge 7-10mal gr?sser ist als in der Ruhe. Dieser Vorgang ist nur dadurch m?glich, dass die kleinsten Zweige der Schlagadern sich erweitern. Und zwar geschieht die Erweiterung unter dem Einfluss der Gef?ssnerven, denen die Antriebe zur Erweiterung gleichzeitig und beigeordnet mit den Bewegungsantrieben f?r die Muskeln vom Zentrum aus zugehen und zweitens durch Reflexwirkung, indem durch die Muskelt?tigkeit eine ?rtliche Dyspnoe und damit eine Aufspeicherung von Stoffwechselprodukten erzeugt wird. Die ?rtliche ~Erweiterung der Blutgef?sse~ in den t?tigen Muskeln wird aber durch eine ~Verengerung in anderen Gef?ssgebieten abgeglichen~, da ja die Blutmenge im wesentlichen die gleiche bleibt. In erster Linie nehmen an der Verengerung die grossen Bauchgef?sse teil, welche f?r gew?hnlich grosse Blutmengen beherbergen. ,,Die Bauchgef?sse stellen eine seenartige Erweiterung des Strombettes dar, dessen Blutvorrat durch Kontraktion jederzeit disponibel wird," sagt ~Zuntz~. Aus diesem Blutsee sch?pfen die Blutgef?sse der Muskeln durch Vermittlung des rechten Herzens, wenn sie durch h?chste Arbeit sich und damit die ganze Muskelbahn erweitern. Eine Verblutung in die Muskelgef?sse, wie man sie gelegentlich annahm, kann deshalb, solang dieser Blutsee vorhanden ist, nicht statthaben. W?hrend der Verdauung ist dieses Gef?ssreservoir ~stark~ angef?llt, Muskel und Gehirn dagegen ~relativ~ blutleer; daher bestehen in der Verdauungszeit Muskelm?digkeit und Unlust zu geistiger T?tigkeit. Wird trotzdem in der Verdauungszeit st?rkere Muskelarbeit geleistet, so wird naturgem?ss die Verdauung verz?gert, ~deshalb sind Muskel?bungen w?hrend der Verdauung unzutr?glich~.
Wie das Herz wird auch das ?brige ~Gef?sssystem~ durch Muskelarbeit beeinflusst.
Die ~Arterien~w?nde sind normaler Weise elastisch und k?nnen dadurch ~Blutverteilung~ und ~Blutdruck~ regulieren. B?ssen sie aus irgend einem Grunde ihre Elastizit?t mehr oder weniger ein, wie dies bei alten Leuten oder bei Arteriosklerotikern der Fall ist, so verlieren sie auch ihre Regulationsf?higkeit, sie k?nnen sich demnach auch nur ungen?gend dem durch Leibes?bungen gesteigerten Drucke anpassen. Deshalb sind f?r Leute mit starrem Arterienrohr die Leibes?bungen gef?hrlich, denselben sind Leibes?bungen zu verbieten oder wenigstens erst sorgf?ltig vorzubereiten.
Die Blutbewegung und der Blutdruck in den ~Harngef?ssen~ h?ngen von der Herzkraft, von der Weite und Regulationsf?higkeit der Schlag- und ~Blutadern~ ab. Ist der ven?se Abfluss behindert, so tritt eine Stauung in den Organen ein.
Wir wissen nun aber, dass jede ~Einatmung~ das Venenblut ansaugt, also auf den Blutumlauf ~beg?nstigend~ wirkt. ~Muskelt?tigkeit~ vertieft erfahrungsgem?ss die Atmung, ist also schon aus diesem Grunde ein F?rderungsmittel beschleunigten Blutumlaufs, andrerseits dehnt und erschlafft der arbeitende Muskel die oberfl?chlichen Venengef?sse. Dehnt man aber einen elastischen Schlauch, so kann derselbe mehr Luft oder Fl?ssigkeit aufnehmen als zuvor. Er ist dann wie eine Pumpe, bei welcher man den Kolben herausgezogen hat, und der nun die Fl?ssigkeit aussaugt. So saugen die Venen die Blutfl?ssigkeit an und pressen sie dann wieder aus. Diese doppelte Vorw?rtsbewegung der Bluts?ule durch Ansaugen und Auspressen geschieht in der Richtung zum Herzen, denn ein R?ckfluss des Blutes wird durch die Taschenventile der Venen verhindert. Bei oberfl?chlicher Atmung und fehlender ven?ser Regulationst?tigkeit durch Muskelarbeit sahen wir daher St?rungen im Organismus wie Stauungen im Pfortadersystem, Krampfadern, Haemorrhoiden etc. entstehen. Es ist bei der Entstehung genannter Leiden noch die ~Eigenschwere des Blutes~ zu w?rdigen, welche durch Herz und Muskelt?tigkeit ?berwunden werden muss, um das Blut zum Herzen hinauf zu heben. Ausser den genannten Hilfskr?ften der Zirkulation, dem Tiefatmen und der Muskelbewegung kommt noch diejenige Muskelt?tigkeit in Frage, welche die grossen ~Muskelbinden~ spannt und entspannt. Letztere wirken nach ~Braune~ als ~Druck- und Saugapparat~ auf die in der Tiefe liegenden Venen. So die grosse Halsfaszie und das Poupart'sche Schenkelband. Wird z. B. letzteres durch starke Aussendrehung und Ueberstreckung des Beines nach hinten stark gespannt, darauf durch Innendrehung und Beugung entspannt, so werden die daruntergelegenen grossen Blutadern gepresst, darauf stark erweitert, weil ja die Faszie mit der Gef?sswand verklebt ist.
~Bewegungen~, welche erfahrungsgem?ss speziell ~den Blutumlauf bef?rdern~, sind: 1. die Tiefatmungen, 2. die Rumpf?bungen, 3. die sogenannten Zirkulations?bungen der Schweden, d. h. derjenigen Uebungen, welche den zu ?benden K?rperteil durch Drehung um die eigene Axe auswinden, wie man ein nasses Tuch durch Drehung trocken windet. .
Vergleicht man die ~Arbeitskraft des Herzmuskels~ mit der Kraft anderer Muskeln, so findet man nach ~Schmidt~, dass das Herz in einer Stunde etwa ebensoviel leistet, wie die Beinmuskulatur, wenn sie w?hrend einer Stunde den K?rper auf eine H?he von 500 Metern tr?gt. Eine gleiche Leistungsgr?sse haben auch andere Muskeln des K?rpers. Ein kr?ftiger Bergsteiger kann nun diese Leistung im g?nstigsten Falle w?hrend 8 Stunden fortsetzen, dann versagen die Kr?fte, das Herz aber arbeitet ruhig, w?hrend der 24 Stunden des Tages weiter. ~Das Herz leistet also das 3fache im Verh?ltnisse zur Muskelsubstanz, was die Muskeln bei h?chster Arbeit leisten k?nnen, sogar im gewohnten Zustande der Ruhe. Bei ausgiebiger Muskelbewegung leistet das Herz jedoch das 6-8fache der Ruhearbeit~."
,,~Das Herz kann also im Verh?ltnis zu seinem Gewicht~ das ~4-5fache an Arbeit leisten als die ?brige K?rpermuskulatur~."
Worin ist nun diese hohe Arbeitsf?higkeit des Herzens begr?ndet?
Ein dauernd t?tiger Muskel wie der Herzmuskel wird selbstverst?ndlich auch wesentlich mehr ~Nahrung~ als ein nur zeitweilig arbeitender verbrauchen. Das haben auch die Berechnungen von ~Zuntz~ ergeben, welcher fand, dass bei Muskelarbeit durchschnittlich 15% des gesamten Stoffumsatzes nur f?r Unterhaltung der Herz- und Atemt?tigkeit verwendet wird. Aber nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ muss die Nahrung f?r den Herzmuskel die beste sein, um eine dauernde T?tigkeit leisten zu k?nnen.
Und zwar braucht der Herzmuskel mehr noch als jeder Muskel reichliche ~Sauerstoffnahrung~, denn er muss den arbeitenden Muskeln mehr Sauerstoff zuf?hren und muss gr?ssere Arbeit liefern, um die Endprodukte der erh?hten Verbrennungsprozesse zur Ausscheidung bringen zu helfen. Die Eliminationst?tigkeit unterst?tzen die Lungen wesentlich, denn sie besorgen die Kohlens?ureentladung und Entw?sserung des Blutes in hervorragendem Masse. Nun fand ~Zuntz~ bei einem Versuche am Pferde, dass der Sauerstoffverbrauch bei m?ssiger Muskelt?tigkeit 6mal so gross war, wie bei Muskelruhe. Andrerseits gilt als feststehend, dass in der Ruhe nur etwa die H?lfte des Sauerstoffs verbraucht wird. Daraus folgt, dass ~m?ssige Arbeit allein durch bessere Ausnutzung des Blutsauerstoffes~ geleistet werden kann, ohne dass der Herzmuskel mehr zu arbeiten braucht. Erst nachdem durch vermehrte Muskelt?tigkeit die zweite H?lfte des Sauerstoffvorrats verbraucht ist, wird eine gr?ssere Herzarbeit n?tig und zwar ,,nahezu proportional dem Sauerstoffverbrauch", der nach ~Zuntz~ um das 15-18fache steigen kann.
Diese Mehrarbeit leistet der Herzmuskel durch ~Vermehrung der Zahl der Zusammenziehungen~ und durch ~Vergr?sserung des Schlagvolumens~.
Da nun aber die ~roten Blutk?rperchen~ die ~Sauerstoff-Flotte~ vorstellen, d. h. der Sauerstoff an die roten Blutk?rperchen gebunden ist, so wird das Herz um so weniger zu leisten haben, also geschont, wenn die Sauerstoff-Flotte recht gross ist. Das an roten Blutk?rperchen arme, also auch sauerstoffarme Blut Bleichs?chtiger, wird daher vorzeitig bei starken Muskelanstrengungen Herzerm?dung hervorrufen. Ferner ist klar, dass bei einem d?nnen wasserreichen Blut wenig rote Blutk?rperchen, also auch verh?ltnism?ssig wenig Sauerstoff, zum Herzen gelangt.
Ein ~gesundheitliches Training muss maximale Leistungen unter Schonung der Herzkraft anstreben~.
Es muss also Blut und Gewebe spezifisch schwer zu machen suchen; dies wird erreicht durch Genuss einer nicht zu eiweisshaltigen, aber n?hrsalzreichen, dabei wasserarmen und reizlosen Nahrung unter gleichzeitiger Trockenlegung der Gewebe durch Schwitzen, Abdampfen und Harnlassen, ohne dabei zu ?bertreiben, denn eine Wasserverarmung des Blutes kann durch maximale Arbeit, bei zu grosser Hitze zum Hitzschlag f?hren. ~Will man den Herzmuskel durch Leibes?bung zu H?chstleistungen erziehen, so muss man die Uebungsarbeit jedesmal so bemessen, dass der Herzmuskel das allm?hlich und systematisch aber stetig gr?sser werdende Arbeitspensum ohne Erm?dung leisten kann~. Denn bei starker Beschleunigung der Herzt?tigkeit kontrahieren sich die Herzkammern bereits, bevor ihre F?llung erreicht ist, daher kann auch nicht alles Blut in die Arterien eingetrieben werden, was sich an dem kleinen, schwachen und beschleunigten Puls deutlich zeigt. Es kommt zur ~R?ckstauungskongestion im Lungenkreislauf~, zur Lungenschwellung und Lungenstarrheit, und zur Behinderung des Atems. Der Blut?berf?llung im Lungenkreislauf aber entspricht eine ~Blutarmut im K?rperkreislauf~. Dadurch entsteht eine ungen?gende Speisung aller Organe mit sauerstoffreichem, arteriellem Blut insbesondere des Herzens, welches am meisten zu leisten hat. Dasselbe versagt zuerst, Herz- und Pulsschlag werden unregelm?ssig, das Herz hat eine ~akute Funktionsst?rung~ erlitten, welche sich meist nach Aufh?ren der Anstrengung schnell zur?ckbildet. Jedoch kann sich aus der akuten Insufficienz eine ~Herzerweiterung~ entwickeln, indem die Herzmuskeln dem gesteigerten Blutdruck nicht gen?gend Widerstand leisten k?nnen, sie werden gedehnt. Derartige vor?bergehende Erm?dungszust?nde des Herzens betreffen mit Vorliebe die linke Herzkammer und finden sich bei jeder ~Schnelligkeits?bung~, wie Schnellauf, schnellem Radfahren, Schnellrudern, Schnellschwimmen etc. Sie k?nnen sich durch Herzstillstand bis zum Tod steigern. Ich erinnere an das ,,klassische Beispiel des Siegesl?ufers von ~Marathon~, der die Siegesnachricht ?berbringt und dann tot auf dem Markte in Athen zusammenbricht."
Jede Schnelligkeitsbewegung kann nun aber so eingerichtet werden, dass Herz- und Lungent?tigkeit m?ssig ansteigen ohne jene Ersch?pfungssymptome zu zeigen und dauernd auf dieser m?ssigen H?he erhalten werden, d. h. ~man macht die Schnelligkeits?bung zur Dauer?bung~. Ihre Grenze liegt in der Allgemeinerm?dung, sie umfasst also die Muskel- und Nervenerm?dung der Kraft?bungen und die Herz- und Lungenerm?dung der Schnelligkeits?bungen. Die Erm?dungsstoffe sind im Blute ?berm?ssig angeh?uft.
~Gebraucht man jedoch die Schnelligkeits- und Dauer?bungen vern?nftig, d. h. steigert man sie nicht bis zur Atemlosigkeit und bis zum Herzklopfen, so k?nnen sie die Leistungsf?higkeit des Herzens stetig steigern und das normale Wachstum des kindlichen Herzens in einziger Art f?rdern~. Unterbleibt die rechtzeitige Uebung des Herzens in der Jugend, so ist ein mangelhaft entwickeltes, ein blutarmes, blasses und unterern?hrtes Herz die Folge, welches wahrscheinlich eine der Ursachen sp?terer Schwindsucht ist.
Ich erinnere auch an den Wert von Dauer- und Schnelligkeits?bungen in dem ~Entfettungstraining~ beim fettumwachsenen Herzen und bei allgemeiner Fettleibigkeit.
Anders wirken die kurzdauernden ~Kraft?bungen~ auf das Herz. Hier ist es die sogenannte ~Pressung~ oder ~Anstrengung~, welche gef?hrlich werden kann. Wollen wir mit der Extremit?tenmuskulatur eine Kraftleistung vollbringen, so m?ssen wir den Rumpf zum St?tzpunkt der Extremit?ten nehmen, d. h. ihn starr machen. Dies tun wir, wenn wir bei tiefer Inspiration die Brustmuskeln zusammenziehen; dadurch pressen wir den Inhalt des Brustkorbes und der Bauchh?hle fest zusammen, entleeren das Blut der Herzkammern schnell, w?hrend wir gleichzeitig den Abfluss des ven?sen Blutes in die Vorh?fe verhindern. Die ?berm?ssige F?llung des Venensystems und die Blutleere des ~mehr~ arbeitenden Herzens h?ren erst auf, wenn die in den Lungen zusammen gepresste Luft entweicht, der Rumpf seine Starrheit verliert, die Kraftleistung zu Ende ist, und macht einem pl?tzlichen vehementen Einschiessen des ven?sen Blutes in das geschw?chte rechte Herz Platz. Eine vor?bergehende Erweiterung des rechten Herzens ist die Folge und kann zu einer mehrt?gigen Reizbarkeit f?hren, die wahrscheinlich durch eine Beleidigung des nerv?sen Apparates bedingt ist. Abgesehen von dieser Reizbarkeit, die auch eine dauernde bleiben kann, treten als Sch?digung der Kraft?bungen h?here Grade von Erweiterung des rechten Herzens, Klappenfehler, ja rascher Tod ein. In welcher Weise wir unsere Bewegungen in R?cksicht auf Zentralnervensystem, auf die nerv?sen Zentren des Herzens und des Gef?sssystems einzurichten haben, werden wir weiter unten sehen. .
Der fehlerhaft Uebende presst nun h?ufig schon bei Uebungen, die einen maximalen Kraftaufwand noch gar nicht erfordern. ~Da sich die Pressung durch den Willen unterdr?cken l?sst, so ist es Pflicht des Gymnastiklehrers auf die Atemf?hrung bei Kraft- -- besonders auch bei Ger?t?bungen zu achten~.
Leichtere Kraft?bungen k?nnen erst bei l?ngerer Dauer Sch?digung hervorrufen, schwere Kraft?bungen jedoch, bei denen der Anstrengungsvorgang notwendig ist, f?hren, wenn sie h?ufig betrieben werden, zur dauernden Beeintr?chtigung des Herzens, der Herzmuskel entartet und wird schwach.
~Schaltet man daher die Pressung bei Kraft?bungen aus, unterl?sst man bei Dauer?bungen pl?tzliche Steigerungen zu Kraftleistungen und macht die Dauer?bung nicht zu abnormen Schnelligkeits- und umgekehrt die Schnelligkeits?bung nicht zur maximalen Dauer?bung, so kann man systematisch und vern?nftig vorgehend den Herzmuskel vorz?glich trainieren, d. h. den Eintritt seiner Erm?dung weit hinausschieben und eine physiologische Zunahme der Muskelsubstanz erreichen~.
Nach ~Leitenstorfer~ ist ,,eine m?ssige Herzhypertrophie , solange sie der Gesamtmuskulatur entspricht, kein krankhafter Zustand, kein Herzfehler, sondern ein auf naturgem?ssem Wege errungener Gewinn."
Nicht minder gross sind die Wirkungen der Leibes?bungen auf die ~Atmung~.
Dieselbe geht bekanntlich in den Lungen vor sich und zwar in der Weise, dass durch den Muskelzug der Rippenheber und Zwischenrippenmuskeln die Rippen gehoben werden, dadurch der Brustraum von vorn nach hinten und von rechts nach links hin erweitert wird; durch die T?tigkeit des Zwerchfells wird die H?he des Brustraums vergr?ssert. Die Lungen, welche den Brustw?nden dicht anliegen, m?ssen dem erweiternden Zuge der Brustw?nde folgen, dadurch wird Luft hineingesogen, und die Lungen werden erweitert. Erschlaffen die Einatmungsmuskeln, so wirken die Elastizit?t und Schwere des Brustkorbes auf die Elastizit?t der Lungen, dr?cken die Lungen damit zusammen und bringen die in denselben befindliche Luft zum Entweichen.
~Diese Atmungsmechanik k?nnen wir durch unseren Willen verflachen oder vertiefen, verlangsamen oder beschleunigen~, jedoch nur innerhalb gewisser Grenzen. Gew?hnlich vollzieht sich der Atmungsprozess unwillk?rlich wie die Herzarbeit und reguliert sich ~automatisch~ nach dem Atmungsbed?rfnis des K?rpers.
~Ferner erweist sich die Lunge als ein wichtiges Ausscheidungsorgan~, denn sie gibt an die Atmosph?re Kohlens?ure und Wasserdampf ab. Verm?ge ihrer F?higkeit, das Verbrennungsgas der Kohlens?ure abzugeben, ~wird die Lunge eines der wichtigsten Organe zur Entgiftung des K?rpers~, denn die Kohlens?ure ist ja einer der Erm?dungs- und Schlackenstoffe, der den K?rper in kurzer Zeit vergiftet.
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