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Read Ebook: Aristipp in Hamburg und Altona: Ein Sitten-Gemälde neuester Zeit by Hammerstein Eugen Von

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Ebook has 834 lines and 53648 words, and 17 pages

,,Was noch mehr zu bewundern ist" antwortete ich, ,,ist, dass sie ebenso tugendhaft, als sch?n ist. Sie hat zwei Schwestern von denen man dasselbe sagen kann. Das sch?ne Geschlecht in Altona ist ?berhaupt solide."

Als wir noch einige Minuten stehen blieben, fragte Hippias: ,,Wie heisst die Strasse, welche hier von der K?nigsstrasse abgeht?"

,,Die kleine Catharinenstrasse. Eine f?r mich merkw?rdige Strasse. Alle jene H?user, die du an der rechten Seite erblickest, geh?ren einem Herrn Bettac, der eine englische Grammatik herausgegeben hat. Ferner wohnt in dieser Strasse ein ebenso edler, als genialer, gescheuter als unterrichteter, eben so gl?cklich gewesener, als jetzt ungl?cklicher Mann; der Tausenden geholfen und dem Niemand mehr hilft; f?r den ich die ganze Welt um H?lfe anflehen m?gte, weil er mir selbst in meinem Ungl?cke geholfen!"

,,Und warum hilft man ihm denn nicht?"

,,Weil er nicht zu den +anerkannten Solidit?ten+ geh?rt."

,,Die Catharinenstrasse ist mir auch noch dadurch angenehm, dass in dem vierten Hause von hier ein Lehrer der englischen und franz?sischen Sprache wohnte, dessen Frau sehr liebensw?rdig war. Ich hatte in diesem Hause Zutritt und habe da manchen genussreichen Abend in der Gesellschaft der feurigen Wally; der niedlichen Sophie und der koquetten Marie verbracht. Ausserdem lernte ich in diesem Hause den Herrn von Hammerstein kennen, der damals durch die Herausgabe seiner Memoiren viel Aufsehen erregte und nachher Alles durch seine Liebesh?ndel und tollen Streiche wieder verdarb. Ich habe dir manches Interessante ?ber ihn und jene Damen mitzutheilen, was zu seiner Zeit geschehen soll."

,,Du kennst also diesen Menschen genauer? Was denkst du ?ber ihn?"

,,Es ist nicht leicht, lieber Hippias, ?ber einen Menschen ein +entschiedenes+ Urtheil zu f?llen. Um Jemanden, dessen Leben, Thaten und Treiben richtig beurtheilen zu k?nnen, muss man die Vergangenheit, den gegenw?rtigen Zustand desselben, seine Hoffnungen f?r die Zukunft genau kennen. Erziehung, Geburt, Temperament des Menschen sind ausserdem wohl zu beachten. Ich denke von diesem Manne, wie von allen ungew?hnlichen M?nnern, das Beste und das Schlimmste. Der Herr von Hammerstein hat zwei grosse Fehler: Die Liebe zum Wein und zu dem sch?nen Geschlechte. Was ihm aber noch mehr schadet, das ist, dass er keine M?rdergrube aus seinem Herzen macht, und nicht zu den anerkannten Solidit?ten geh?rt."

Wir gingen weiter.

,,Bemerkst du wohl jenes Haus, Hippias," sprach ich, ,,dessen Fa?ade g?nzlich mit Weinlaub umzogen ist?"

,,Ja wohl."

,,Gut. In diesem wohnt ein braver Mann. Ein Mann, der f?hig ist sein Leben tausendmal zur Rettung seines Mitmenschen in die Schanze zu schlagen; dessen Manieren und Sprache aber nicht die des ~bon ton~ sind. Ich mache dich auf diesen Mann aufmerksam, weil es mir immer wohlthut in unserm entarteten Zeitalter einem Kraftmenschen, einem Urmenschen zu begegnen, der, wie ein Granitblock unter den ihn umgebenen Sandh?geln, unersch?tterlich feststeht."

,,Du bist ein vortrefflicher Cicerone, Aristipp. Du kennst beinahe die Bewohner eines jeden Hauses. Was mich aber am meisten freuet, ist, dass du die guten Seiten der Menschen hervorhebst. Eine seltene Tugend in unsern Zeiten."

,,Von mir wollen wir einandermal sprechen. Betrachte hier die Hutfabrik des Herrn Dubbers, dessen Filze ebenso dauernd, als er selbst betriebsam und wohlth?tig ist. Es ist sonderbar, dass in einer Stadt, wie Altona, die die gr?ssten Privilegien hat, so wenig Fabriken anzutreffen sind! Die Regierung l?sst es nicht an Aufmunterungen fehlen -- aber wohl fehlt der Unternehmungs-Geist den Bewohnern. Und nun, mein lieber Hippias, nahen wir einem Orte oder einem Hause, wo ich nicht vor?bergehen kann. Ich bringe dich jetzt in einen +Keller+. F?rchte dich nicht vor diesem Souterrain. Man ist dort gut aufgehoben. Sieh nur hin! Vor dem Keller siehst du schon den h?bschen, blondgelockten K?per stehen. Bemerke nur wie die Blicke der vor?bereilenden M?dchen auf dem schmucken Burschen verweilen. Wahrlich! nicht Alle holen dort den Wein um des Weines wegen. -- Doch wir sind da!"

Noch einige Schritte und wir befanden uns in dem Keller des Herrn Ahl. Ein reinliches Zimmer empfing uns. Vier Tische standen in demselben. An drei W?nden des Zimmers liefen mit Leder beschlagene B?nke einher. An der vierten Wand stand ein Ofen. Kein K?rnchen Staub war auf Tischen und B?nken zu bemerken; auf den Tischen keine Spur gestandener Gl?ser zu sehen. Alles war einfach, reinlich und nett. Auf dem ersten Tische, rechts, wenn man in das Zimmer tritt, lagen eine Menge Zeitungen, Journale geordnet in einer Reihe; der Titel eines jeden derselben war auf dem obern Blatte zu lesen. An diesen Tisch setzten wir uns.

,,Und nun zwei Gl?ser feiner R?the! Eduard!"

,,Zwei Durchschnitte oder einen Pohlschen?" fragte der K?per.

,,Zwei Durchschnitte."

Einige Minuten sp?ter und das Geforderte stand vor uns. In den sch?nen, blanken Gl?sern strahlte uns der k?stliche ~Bordeaux~ purpurroth entgegen.

,,Komm, Hippias! koste diesen vortrefflichen Wein. In ganz Hamburg und Altona giebt es keinen bessern! Welch ein Bouquet! Ist es doch grade, als ob Einem ein seidenes Tuch durch die Kehle gezogen w?rde! -- Nun, Eduard, wie geht es?"

,,Immer beim Alten, Herr Aristipp. Aber Ihnen? Man hat sie ja in einer Ewigkeit nicht gesehen! Wir glaubten Sie w?ren krank."

,,Nein, Eduard, ich war auf dem Lande."

,,Sie ruhten sich wohl etwas von den Strapatzen der Stadt aus. Es haben sich mehre Leute nach Ihnen recht angelegentlich hier erkundigt."

,,So? Also die Leute besch?ftigen sich noch mit mir? Das ist mir lieb. Was w?rde auch aus Altona werden, wenn es nichts zu schnacken h?tte!"

,,Sie sollen in Wandsbeck gewesen sein, beim Wettrennen und dort viel Geld verloren haben, wurde neulich Abend hier erz?hlt!"

,,Vortrefflich! Ich habe nie einen Fuss nach Wandsbeck gesetzt, und kenne von dem ganzen Dinge nur den Wandsbecker Boten. Es ist mir ?brigens sehr einerlei, was die Menschen von mir reden. Die Stimme des Publikums, die ?ffentliche Stimme, geht in unsern Tagen nicht mehr vom +Volke+ aus. Im allgemeinen ist es nur eine +gewisse Kaste+, die die ?ffentliche Meinung beherrscht. Neid, Verl?umdung, Klatscherei, Bigotterie gehen immer Hand in Hand, und wer kein Betbruder, Mystiker oder Harmsianer ist, der kommt schlecht weg. Sie w?rden wohl thun, Eduard, uns noch zwei Durchschnitte zu geben."

Der K?per ging; brachte die Gl?ser; stellte sie vor uns hin und zog sich alsdann bescheiden zur?ck.

Hippias hatte unterdessen eine Zeitung genommen und durchbl?tterte sie.

,,Du findest hier alle m?gliche Journale und Zeitschriften sprach ich nach einigen Augenblicken. Man k?nnte diesen Keller ein Lese-Cabinet nennen. Hier hast du die ,,Hamburger Neue Zeitung." Ein vortreffliches Blatt, das t?glich ?lter wird, und doch immer neu bleibt. Wenn ich nicht irre, so werden die franz?sischen und englischen Artikel von dem Doctor Fr. Wille redigirt. Ein gescheuter, kraftvoller, freisinniger Mann, eben so treffend, als richtig in seinem Urtheile. Ferner hast du hier den ,,Altonaer Mercur," der seinen ~morning-dress~ abgelegt hat, weil er nicht mehr haltbar war, und nun im ~evening-dress~ erscheint, nachdem er sich unter das m?chtige Gestirn des freidenkenden Wienbarg begeben, und durch diese literarische Notbalit?t mehr popul?r und gelesen wird. Weiter findest du hier die ,,Hamburger Nachrichten." Brav und kurz geschrieben; ihrem gemeinn?tzigen Zwecke entsprechend. Das ,,Itzehoer Wochenblatt" setzt dich von den innern holsteinschen Streitigkeiten und theologischen Fehden ~au fait~. An seiner Vignette erkennst du gleich den popul?ren ,,Freisch?tz." Die Braunschweigsche National-Zeitung mit ihrem Motto: ~Nunquam retrorsum~, beweist dir, dass das Motto allein nichts hilft, wenn der Inhalt nicht mit demselben harmonieren darf. Schade, dass dem kr?ftigen Hermes so sehr die m?chtigen Schwingen seines Geistes beschnitten werden! Jetzt findest du noch hier den aufmerksamen ,,Hamburger Beobachter;" ,,den Freihafen," ber?hmt durch Beitr?ge von K?nig und Varnhagen von Ense, und ausserdem eine Menge von Modebl?ttern und Zeitungen f?r gebildete St?nde. Nur zwei Zeitschriften vermisse ich hier ungerne: den Hamburger Unpartheiischen Correspondenten, und die kritischen und literarischen Bl?tter der B?rsenhalle, in welchen Franz v. Florencourts treffliche Feder einem jeden deutschen Recensenten lehrt, wie man recensiren +sollte+."

,,Meiner Meinung nach, Aristipp, ist Wolfgang Menzel der erste deutsche Kritiker; wenn er auch zuweilen etwas zu pers?nlich wird. Es ist leider bei den jungen Literaten h?ufig der Fall, dass sie nicht das Werk, sondern die Person des Schriftstellers kritisiren; in diesen Fehler verf?llt auch zuweilen dein Florencourt, wenn gleich ich sonst ganz deiner Meinung ?ber ihn bin. Ich finde nichts Unpassenderes als dem ganzen lesenden Publiko die Schw?chen, oder die Fehler eines Schriftstellers herzuz?hlen und ihn dadurch in den Augen desselben herunter zu setzen. Ich habe mich desshalb heute sehr ?ber dich gefreut, Aristipp, weil du, bis jetzt nur Gutes von allen Leuten, die du mir nanntest, geredet hast. Um so mehr hat es mich erfreut, weil ich weiss, dass du meistens von allen Menschen heruntergerissen und getadelt wirst. Wie bist du zu dieser Selbst?berwindung, zu dieser weisen M?ssigung gekommen?"

,,Gerade, weil ich vielfach angegriffen und getadelt worden bin. Ich fand, dass der meiste Tadel, welcher mich traf, nur auf H?rensagen beruhte; ungerecht war. Ich sah ferner ein, dass es nichts Leichteres g?be, als Fehler an seinen Mitmenschen zu entdecken; sie tausendfach zu vergr?ssern und zu entstellen; ich fand ferner, dass nichts kleinlicher sei, als sich zu r?chen, und, dass es dem edlen Manne bei weitem eher zieme die +guten Seiten+ seiner Mitbr?der zu erforschen und an das Tageslicht zu f?rdern, als sich durch beissende Bemerkungen in den Ruf eines klugen Mannes zu setzen. Aus diesem Grunde spreche ich ?ber Niemanden schlecht. Werde ich aber aufgefordert in einer Sache von Wichtigkeit mein Urtheil ?ber Jemanden zu f?llen, so thue ich es kurz; der reinen Wahrheit gem?ss."

,,Du sprichst wie ein Buch, Aristipp. Bei einem so guten Glase Wein, wie dieses, h?rt sich gern ein gutes Wort. Du hast Recht. Wenn die Menschen ebensoviel th?ten um sich das Leben angenehm zu machen, als sie thun um es sich zur H?lle zu schaffen und sich gegenseitig zu zerfleischen und zu erniedrigen, so w?rden sie zehntausendmal gl?cklicher sein. Woher aber kommt es, dass dieser Keller so wenig besucht ist? Wir sitzen hier schon eine geraume Zeit und bisjetzt kam noch Niemand."

,,Die Ursache deiner Befremdung will ich dir erkl?ren. Sie liegt in der Pers?nlichkeit und in der Stellung des Besitzers unter seinen Mitb?rgern. Herr Ahl ist ein ?usserst rechtschaffener Mann, sehr klug aber eigen. Er besitzt Kenntnisse; ist Meister seiner Muttersprache und spricht das Franz?sische in seltener Vollendung. Er h?rt sich daher gern in dieser Zunge reden. Ausserdem hat er die gute Eigenschaft, dass er gerne mit gebildeten M?nnern umgeht, um sich selbst noch mehr auszubilden. Eine Eigenschaft, die man nicht oft bei M?nnern findet, die eine halbe Million im Verm?gen haben. Ein anderer guter Zug dieses feinen Weinh?ndlers ist, dass er ungl?ckliche Genies unterst?tzt, wenn sie es verdienen. Bei den Gesinnungen des Herrn Ahl ist es ihm nun durchaus nicht einerlei +wer+ seinen Keller frequentirt. Da er selbst durch sein Verm?gen und seine moralischen Eigenschaften eine h?chst achtbare Stellung unter seinen Mitb?rgern einnimmt, so ist es nat?rlich, dass sein Keller nur von solchen M?nnern besucht wird, die ihm conveniren, und, dass unter den Stammg?sten seines Kellers, die sich gew?hnlich nur des Abends einfinden, Verstand und +Kopf+ nie fehlen d?rfen. Ich selbst bin w?hrend einer geraumen Zeit fast t?glich hier gewesen; habe manche angenehme Stunde mit Herrn Ahl zugebracht; demselben meine literarischen Producte mitgetheilt, und viele treffende Bemerkungen von ihm entgegen genommen. Nie habe ich in diesem Keller einen Streit geh?rt; nie einen Betrunkenen gesehen! Man kann daher, mit Recht, denselben einem jeden Fremden empfehlen, denn man findet hier: guten Wein, eine gute Gesellschaft und einen h?chst ehrenwerthen Wirth."

,,Es ist gewiss, dass der moralische Werth eines Mannes einen grossen Einfluss auf seine Umgebung hat. Der gemeine, rohe, unsittliche Mann wird sich immer durch die Gegenwart eines Ehrenmannes bel?stigt finden, weil ein innerer Zwang ihm verbietet seine Gemeinpl?tze, seine Zweideutigkeiten vor einem solchen Manne laut werden zu lassen. Es ist daher sehr nat?rlich, dass ein gemeiner Mensch es nicht wagen wird einen Keller zu besuchen, wo ein Mann, wie du den Herrn Ahl mir schilderst, den Ton angiebt."

,,Wenn ich diesen Augenblick dar?ber nachdenke, lieber Hippias, wie wir hier in diesem Keller zusammen sitzen, und ?ber jeden Gegenstand eine ernste Betrachtung uns gegenseitig mittheilen; so kann ich nicht umhin zu gestehen, dass es wohl wenige Menschen giebt, die unter unsern Keller-Gespr?chen eine so tiefe Bedeutung versteckt glauben w?rden. Ich bin fest davon ?berzeugt, dass unser heutiger Cursus uns noch manche lehrreiche und unterhaltende Gegenst?nde vor?ber f?hren wird, und da ich ein sehr gutes Ged?chtniss habe, so werde ich mir Alles geh?rig notiren, und dann weiter ausarbeiten. Die gr?sste Schwierigkeit w?rde wohl f?r uns sein einen Verleger zu finden, da so unendlich viel in Deutschland geschrieben wird. Ausserdem stehe ich mit sehr wenigen Literaten in Verbindung, die ich auffordern k?nnte die Verleger f?r mich zu bearbeiten oder mein Werk ,,im Voraus" lobhudelnd anzupreisen."

,,So m?ssen wir wohl unser Gl?ck selbst versuchen und dem richtigen Urtheile der Verleger vertrauen."

,,Das ist auch meine Ansicht. Ich finde, dass nichts nat?rlicher ist, als, dass junge angehende Schriftsteller eine grosse Achtung vor ?lteren, ber?hmten, literarischen Autorit?ten haben m?ssen, aber sie m?ssen auch Zutrauen zu sich selbst haben. Glaube mir Hippias, wenn ich Etwas geschrieben habe; so sagt mein eigenes Gef?hl es mir, ob es gut oder schlecht sei, und ich bedarf des Urtheils eines andern Literaten nicht. Bei den Buchh?ndlern helfen auch die Empfehlungen literarischer Notabilit?ten wenig. Ich m?gte auch von keinem Verleger verlegt werden, der durchaus kein eigenes Urtheil ?ber mein Werk h?tte. In fr?hern Zeiten war das etwas Anderes. Jetzt ist aber der Buchh?ndler selbst eine literarische Person und bedarf nicht eines fremden Urtheils. Wir haben hier gleich eine Buchhandlung in der N?he, wo wir unser Gl?ck probiren k?nnen."

Nachdem unsere Gl?ser geleert waren, begaben wir uns auf die Wanderschaft. Einige Schritte von dem Keller des Herrn Ahl entfernt, sahen wir in die M?rkenstrasse hinein, aus welcher uns das Aush?ngeschild der K?niglich privilegirten Buchhandlung von Georg Blatt entgegenstrahlte. -- Wir begaben uns in diese Buchhandlung. Ein junger, wohlgewachsener, blondhaariger, sehr elegant gekleideter Mann, die Feder hinter dem Ohre, empfing uns unter vielen B?cklingen und erwiederte auf unsere Frage: ,,ist Herr Blatt zu Hause?" mit lispelnder Stimme: ,,zu dienen, der bin ich selber. Was w?re Ihnen gef?llig?"

Wir sahen uns jetzt gegenseitig verlegen an; err?theten, wie alle junge Schriftsteller, wenn sie vor dem Manne stehen, der ihnen die Unsterblichkeit zu sichern im Stande ist, und ihre, meistens leere B?rsen wieder anf?llen kann.

Endlich fasste ich Muth und sagte: ,,Wir sind gekommen, Herr Blatt, um Sie zu fragen, ob Sie nicht Lust h?tten ein kleines Werk ?ber Altona und Hamburg in Verlag zu nehmen?"

Die heitere Miene, mit welcher Herr Blatt uns empfangen, wich einer ernstern. Einige Falten zogen sich auf seiner Stirne zusammen. Er trat einige Schritte zur?ck und bewegte unwillk?hrlich seinen rechten Arm indem er seinen Oberk?rper von einer Seite zur andern balancirte. Darauf sprach er: ,,Muss recht sehr bedauern, meine Herren, -- ich bin nur ein junger Anf?nger -- habe mit meinen ersten Verlagsartikeln vielen Schaden gelitten -- darf mich nicht vom Gelde entbl?ssen. -- Ich w?rde den Herren rathen nach Hoffmann und Campe zu gehen. Die w?rden wohl die Einzigen seien, welche auf etwas Belletristisches sich einlassen k?nnten."

,,Aber, Herr Blatt, das Werk w?rde gewiss in Altona und Hamburg vielen Abgang finden, denn es ist sehr frei, beissend geschrieben und wimmelt von Pers?nlichkeiten." Versetzte Hippias.

,,Um so weniger darf ich mich darauf einlassen. -- Ich bin ein Altonaer B?rger und darf es nicht mit meinen Mitb?rgern, noch mit dem Polizeimeister verderben. Ja w?re es ein statisches Werk, ein Buch ?ber Agricultur, Schaaf- und Viehzucht, dann allerdings, meine Herren. Aber so -- eine Satyre vielleicht? -- muss recht sehr bedauern."

Herr Blatt l?chelte. Hippias und ich l?chelten auch. Wir l?chelten alle drei und l?chelten uns zur Th?re hinaus.

Auf der Strasse sahen wir uns noch einmal unwillig nach dem Schilde der privilegirten Buchhandlung von Georg Blatt um, dann gingen wir weiter.

,,Er hat seinen Vortheil nicht verstanden" sprach ich. ,,Mein Name thut Alles."

,,Tr?ste dich mit Georges Sand, die drei Jahre umherlief ohne ihr Manuscript anbringen zu k?nnen."

,,Das ist was Anderes. Hier in Deutschland kommt es nur auf den Namen und den Rang eines Schriftstellers an. Ich bin ?berzeugt, dass der vorsichtige Blatt die Memoiren des Freiherrn v. Hammerstein nicht verlegt haben w?rde, wenn er nicht auf den Einfluss des Namens speculirt h?tte."

,,Du magst Recht haben. Ein alter, ehrw?rdiger, historischer Name ist immer ein gutes Panier; zu diesem kommen die Alliancen und Connaissancen eines Mannes von grosser Familie."

,,Das ist es gerade, was mich ?rgert, wenn gleich ich dieselben Anspr?che machen k?nnte! Doch was hilft es sich den Kopf ?ber Dinge zu zerbrechen, die wir nicht ?ndern k?nnen. Ein andermal mehr Gl?ck! -- Sieh her, Hippias, da ist ein Putzladen! Ich mag nichts lieber als diese eleganten H?tchen und H?ubchen besehen, unter jedem denke ich mir ein niedliches Gesicht. Im zweiten Stocke dieses Hauses wohnt ein sehr geschickter Lithograph. Wenn du einst ber?hmt geworden, kannst du dich von ihm lithographiren lassen. Er ist ein braver Baier und trifft vortrefflich. Seine Frau --"

,,Nun, und seine Frau?"

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