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Read Ebook: The Water-Finders by Vandeleur Judith

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Ebook has 545 lines and 32706 words, and 11 pages

Sinds M?nner?

Diener

Einige. Allein auch Frauen. Nicht bettelhaft, altmodisch nur von Tracht, Wie Kupferstiche angezogen sind. Mit einer solchen grauenvollen Art Still dazusitzen und mit toten Augen Auf einen wie in leere Luft zu schauen, Das sind nicht Menschen. Euer Gnaden sein Nicht ungehalten, nur um keinen Preis Der Welt m?cht ich in ihre N?he gehen. So Gott will, sind sie morgen fr?h verschwunden; Ich will -- mit gn?diger Erlaubnis -- jetzt Die T?r vom Haus verriegeln und das Schloss Einsprengen mit geweihtem Wasser. Denn Ich habe solche Menschen nie gesehn, Und solche Augen haben Menschen nicht.

Claudio

Tu, was du willst, und gute Nacht.

Er geht eine Weile nachdenklich auf und nieder. Hinter der Szene erklingt das sehns?chtige und ergreifende Spiel einer Geige, zuerst ferner, allm?hlich n?her, endlich warm und voll, als wenn es aus dem Nebenzimmer dr?nge.

Musik? Und seltsam zu der Seele redende! Hat mich des Menschen Unsinn auch verst?rt? Mich d?nkt, als h?tt ich solche T?ne Von Menschengeigen nie geh?rt ...

Er bleibt horchend gegen die rechte Seite gewandt.

In tiefen, scheinbar lang ersehnten Schauern Dringts allgewaltig auf mich ein; Es scheint unendliches Bedauern, Unendlich Hoffen scheints zu sein, Als str?mte von den alten, stillen Mauern Mein Leben flutend und verkl?rt herein. Wie der Geliebten, wie der Mutter Kommen, Wie jedes Langverlornen Wiederkehr, Regt es Gedanken auf, die warmen, frommen, Und wirft mich in ein jugendliches Meer: Ein Knabe stand ich so im Fr?hlingsgl?nzen Und meinte aufzuschweben in das All, Unendlich Sehnen ?ber alle Grenzen Durchwehte mich in ahnungsvollem Schwall! Und Wanderzeiten kamen, rauschumfangen, Da leuchtete manchmal die ganze Welt, Und Rosen gl?hten, und die Glocken klangen, Von fremdem Lichte jubelnd und erhellt: Wie waren da lebendig alle Dinge Dem liebenden Erfassen nah ger?ckt, Wie f?hlt ich mich beseelt und tief entz?ckt, Ein lebend Glied im grossen Lebensringe! Da ahnte ich, durch mein Herz auch geleitet, Den Liebesstrom, der alle Herzen n?hrt, Und ein Gen?gen hielt mein Ich geweitet, Das heute kaum mir noch den Traum verkl?rt. T?n fort, Musik, noch eine Weile so Und r?hr mein Innres also innig auf: Leicht w?hn ich dann mein Leben warm und froh, R?cklebend so verzaubert seinen Lauf: Denn alle s?ssen Flammen, Loh an Loh Das Starre schmelzend, schlagen jetzt herauf! Des allzu alten, allzu wirren Wissens Auf diesen Nacken vielgeh?ufte Last Vergeht, von diesem Laut des Urgewissens, Den kindisch-tiefen T?nen angefasst. Weither mit grossem Glockenl?uten Ank?ndigt sich ein kaum geahntes Leben, In Formen, die unendlich viel bedeuten, Gewaltig-schlicht im Nehmen und im Geben.

Die Musik verstummt fast pl?tzlich.

Da, da verstummt, was mich so tief ger?hrt, Worin ich G?ttlich-Menschliches gesp?rt! Der diese Wunderwelt unwissend hergesandt, Er hebt wohl jetzt nach Kupfergeld die Kappe, Ein abendlicher Bettelmusikant.

Am Fenster rechts:

Hier unten steht er nicht. Wie sonderbar! Wo denn? Ich will durchs andre Fenster schaun ...

Wie er nach der T?re rechts geht, wird der Vorhang leise zur?ckgeschlagen, und in der T?r steht der Tod, den Fiedelbogen in der Hand, die Geige am G?rtel h?ngend. Er sieht Claudio, der entsetzt zur?ckf?hrt, ruhig an.

Wie packt mich sinnlos namenloses Grauen! Wenn deiner Fiedel Klang so lieblich war, Was bringt es solchen Krampf, dich anzuschauen? Und schn?rt die Kehle so und str?ubt das Haar? Geh weg! Du bist der Tod. Was willst du hier? Ich f?rchte mich. Geh weg! Ich kann nicht schrein,

Sinkend:

Der Halt, die Luft des Lebens schwindet mir! Geh weg! Wer rief dich? Geh! Wer liess dich ein?

Der Tod

Steh auf! Wirf dies ererbte Graun von dir! Ich bin nicht schauerlich, bin kein Gerippe! Aus des Dionysos, der Venus Sippe, Ein grosser Gott der Seele steht vor dir. Wenn in der lauen Sommerabendfeier Durch goldne Luft ein Blatt herabgeschwebt, Hat dich mein Wehen angeschauert, Das traumhaft um die reifen Dinge webt; Wenn ?berschwellen der Gef?hle Mit warmer Flut die Seele zitternd f?llte, Wenn sich im pl?tzlichen Durchzucken Das Ungeheure als verwandt enth?llte, Und du, hingebend dich im grossen Reigen, Die Welt empfingest als dein eigen: In jeder wahrhaft grossen Stunde, Die schauern deine Erdenform gemacht, Hab ich dich anger?hrt im Seelengrunde Mit heiliger, geheimnisvoller Macht.

Claudio

Genug! Ich gr?sse dich, wenngleich beklommen.

Kleine Pause.

Doch wozu bist du eigentlich gekommen?

Der Tod

Claudio

Der Tod

Bist doch, wie alle, deinen Weg gezogen!

Claudio

Wie abgerissne Wiesenblumen Ein dunkles Wasser mit sich reisst, So glitten mir die jungen Tage, Und ich hab nie gewusst, dass das schon Leben heisst. Dann ... stand ich an den Lebensgittern, Der Wunder bang, von Sehnsucht s?ss bedr?ngt, Dass sie in majest?tischen Gewittern Auffliegen sollten, wundervoll gesprengt. Es kam nicht so ... und einmal stand ich drinnen, Der Weihe bar, und konnte mich auf mich Und alle tiefsten W?nsche nicht besinnen, Von einem Bann befangen, der nicht wich. Von D?mmerung verwirrt und wie versch?ttet, Verdriesslich und im Innersten zerr?ttet, Mit halbem Herzen, unterbundnen Sinnen In jedem Ganzen r?tselhaft gehemmt, F?hlt ich mich niemals recht durchglutet innen, Von grossen Wellen nie so recht geschwemmt, Bin nie auf meinem Weg dem Gott begegnet, Mit dem man ringt, bis dass er einen segnet.

Der Tod

Claudio

Ich aber bin nicht reif, drum lass mich hier. Ich will nicht l?nger t?richt jammern, Ich will mich an die Erdenscholle klammern, Die tiefste Lebenssehnsucht schreit in mir. Die h?chste Angst zerreisst den alten Bann; Jetzt f?hl ich -- lass mich -- dass ich leben kann! Ich f?hls an diesem grenzenlosen Dr?ngen: Ich kann mein Herz an Erdendinge h?ngen. O, du sollst sehn, nicht mehr wie stumme Tiere, Nicht Puppen werden mir die andern sein! Zum Herzen reden soll mir all das Ihre, Ich dr?nge mich in jede Lust und Pein. Ich will die Treue lernen, die der Halt Von allem Leben ist ... ich f?g mich so, Dass Gut und B?se ?ber mich Gewalt Soll haben und mich machen wild und froh. Dann werden sich die Schemen mir beleben! Ich werde Menschen auf dem Wege finden, Nicht l?nger stumm im Nehmen und im Geben, Gebunden werden -- ja! -- und kr?ftig binden.

Da er die unger?hrte Miene des Todes wahrnimmt, mit steigender Angst:

Denn schau, glaub mir, das war nicht so bisher: Du meinst, ich h?tte doch geliebt, gehasst ... Nein, nie hab ich den Kern davon erfasst, Es war ein Tausch von Schein und Worten leer! Da schau, ich kann dir zeigen: Briefe, sieh,

Er reisst eine Lade auf und entnimmt ihr Pakete geordneter alter Briefe:

Er wirft ihm die Pakete vor die F?sse, dass die einzelnen Briefe herausfliegen.

Da hast du dieses ganze Liebesleben, Daraus nur ich und ich nur widert?nte, Wie ich der Stimmung Auf- und Niederbeben Mitbebend, jeden heilgen Halt verh?hnte! Da! da! und alles andre ist wie das: Ohn Sinn, ohn Gl?ck, ohn Schmerz, ohn Lieb, ohn Hass!

Der Tod

Du Tor! Du schlimmer Tor, ich will dich lehren, Das Leben, eh dus endest, einmal ehren. Stell dich dorthin und schweig und sieh hieher Und lern, dass alle andern diesen Schollen Mit lieberf?lltem Erdensinn entquollen, Und nur du selber schellenlaut und leer.

Der Tod tut ein paar Geigenstriche, gleichsam rufend. Er steht an der Schlafzimmert?re, im Vordergrund rechts, Claudio an der Wand links, im Halbdunkel. Aus der T?r rechts tritt die Mutter. Sie ist nicht sehr alt. Sie tr?gt ein langes, schwarzes Samtkleid, eine schwarze Samthaube mit einer weissen R?sche, die das Gesicht umrahmt. In den feinen blassen Fingern ein weisses Spitzentaschentuch. Sie tritt leise aus der T?r und geht lautlos im Zimmer umher.

Die Mutter

Wie viele s?sse Schmerzen saug ich ein Mit dieser Luft. Wie von Lavendelkraut Ein feiner toter Atem weht die H?lfte Von meinem Erdendasein hier umher: Ein Mutterleben, nun, ein Dritteil Schmerzen, Eins Plage, Sorge eins. Was weiss ein Mann Davon?

An der Truhe:

Die Kante da noch immer scharf? Da schlug er sich einmal die Schl?fe blutig; Freilich, er war auch klein und heftig, wild Im Laufen, nicht zu halten. Da, das Fenster! Da stand ich oft und horchte in die Nacht Hinaus auf seinen Schritt mit solcher Gier, Wenn mich die Angst im Bett nicht l?nger litt, Wenn er nicht kam, und schlug doch zwei, und schlug Dann drei und fing schon blass zu d?mmern an ... Wie oft ... Doch hat er nie etwas gewusst -- Ich war ja auch bei Tag h?bsch viel allein. Die Hand, die giesst die Blumen, klopft den Staub Vom Kissen, reibt die Messingklinken blank, So l?uft der Tag; allein der Kopf hat nichts Zu tun: da geht im Kreis ein dumpfes Rad Mit Ahnungen und traumbeklommenem Geheimnisvollem Schmerzgef?hle, das Wohl mit der Mutterschaft unfasslichem Geheimen Heiligtum zusammenh?ngt Und allem tiefsten Weben dieser Welt Verwandt ist. Aber mir ist nicht geg?nnt, Der s?ss beklemmend, schmerzlich n?hrenden, Der Luft vergangnen Lebens mehr zu atmen. Ich muss ja gehen, gehen ...

Sie geht durch die Mittelt?re ab.

Claudio

Mutter!

Der Tod

Schweig! Du bringst sie nicht zur?ck.

Claudio

Ah! Mutter, komm! Lass mich dir einmal mit den Lippen hier, Den zuckenden, die immer schmalgepresst, Hochm?tig schwiegen, lass mich doch vor dir So auf den Knien ... Ruf sie! Halt sie fest! Sie wollte nicht! Hast du denn nicht gesehn?! Was zwingst du sie, Entsetzlicher, zu gehn?

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