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Read Ebook: Pieter Maritz der Buernsohn von Transvaal by Niemann August

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Ebook has 2417 lines and 202522 words, and 49 pages

F?r eine Zeitlang wohl mag Satan siegen, Sein finstres Reich h?lt er f?r sicher dann, Gerechter M?nner Bitten unterliegen, Des Himmels frohe Botschaft langt nicht an. Doch harr' im Glauben aus, bald wird erspriessen Das Samenkorn, das zu ersticken schien, Von Zions H?hen wird ein Regen fliessen und fruchtbar durch das Land der D?rre ziehn. Dann lacht die Flur und wird mit Gr?n sich schm?cken Jehovahs Preis das bange Herz begl?cken.

Zweites Kapitel

Die Gesandten des Zuluk?nigs

Als sich nach der Beendigung des n?chtlichen Gottesdienstes unter den Familien der hier versammelten Buern die Nachricht verbreitete, dass Pieter Maritz allein zur?ckgekehrt war und seinen Vater verloren hatte, da erhob sich allgemeines Klagen. Es war ein schlimmer Tag gewesen. Ausser Andries Buurman, der in der H?hle von Makapanspoort sein Leben ausgehaucht hatte, war noch ein anderer tapferer Mann im Kampfe tot geblieben, und drei Buern lagen an ihren Wunden danieder. Klaas Buurman, der Bruder des Andries und Oheim des Knaben Pieter Maritz, liess sich von seinem Neffen erz?hlen, was geschehen war, und f?hrte ihn dann zu einem der grossen Wagen, wo die Familie des Verstorbenen wohnte. Hier lagen des Knaben j?ngere Geschwister, eine stattliche Schar von f?nf Knaben und drei M?dchen, in sanftem Schlummer unter der schirmenden, hochgew?lbten Decke, neben dem Wagen aber war eine Frau von starkem Wuchse eifrig besch?ftigt, f?r die Zugochsen zu sorgen. Zwei Schwarze in wollenen Hemden mit nackten Armen und Beinen gingen ihr dabei gehorsam zur Hand, sch?tteten den Tieren Heu vor, gaben ihnen Wasser und wuschen ihnen die vom Joche wund gedr?ckten starken Nacken. So erf?llte die wackere Gattin ausser den Pflichten der Mutter auch die des Hausherrn.

Als sie ihren ?ltesten Sohn mit den Waffen und dem Pferde des Vaters in Begleitung des Klaas langsam und mit bek?mmerter Miene herankommen sah, ging sie ihnen festen Schrittes entgegen, strich das lange goldblonde Haar vom Gesichte zur?ck und blickte ihren Sohn fragend an. Sie h?rte die traurige Botschaft, und die Thr?nen rannen ihr langsam und schwer ?ber die Wangen herab. W?hrenddessen dr?ngten sich die schwarzen Dienstboten heran, indem sie die Ochsen und den Wagen verliessen, wechselten Blicke untereinander und murmelten: >>Der Baas ist tot, der Baas ist tot.<<

>>Elisabeth, dein Mann ist tot,<< sagte Klaas Buurman, indem er der bek?mmerten Frau seine breite Hand auf die Schulter legte, >>aber vergiss nicht, dass ich sein Bruder bin. Ich will auch dein Bruder sein.<<

Die Frau dr?ckte ihm die Hand, und dann umarmte sie ihren Knaben und weinte an seinem Halse. Endlich richtete sie sich auf, wischte die Thr?nen ab und sagte: >>Pieter Maritz, das Pferd ist m?de.<<

Der Knabe f?hrte das Tier zur Seite und versorgte es, die Frau schickte die Schwarzen an die Arbeit zur?ck und legte selbst mit Hand an, Klaas aber wandte sich zu seinem eigenen Wagen.

Pieter Maritz hatte sich einen Haufen von B?schen neben dem Lager zurecht gelegt, das er f?r Jager aus Stroh und Bl?ttern bereitet hatte, und streckte sich neben dem Pferde aus. Er sah noch eine kurze Weile die Sterne ?ber seinem Kopfe schimmern, dann aber schlief er ein und wachte nicht eher auf, als bis der Himmel wieder hell geworden war. Er h?rte ein Gewirr von Stimmen und drohende Worte, und als er sich aufrichtete, sah er, dass in einiger Entfernung schwarze Diener des Buernlagers zwei andere Schwarze gleichsam als Gefangene mit sich f?hrten. Er konnte diese beiden Gefangenen leicht schon an ihrem ?ussern als Fremde erkennen. Denn die Diener der Buern gingen zwar mit nackten Beinen, aber trugen blaue, rote oder schmutzig weisse Wollenhemden, die beiden M?nner in ihrer Mitte aber waren v?llig nackt, bis auf einen schmalen Lendengurt. Pieter Maritz sprang von seinem Lager auf und n?herte sich neugierig der Gruppe. Er sah nun noch deutlicher, dass die beiden Gefangenen von einem fremden Stamme sein mussten. Sie waren dunkelfarbig, von hohem, schlankem Wuchs und stolzem Aussehen. Ihr Haar war sehr k?nstlich in krause L?ckchen zusammengedreht und mit steifem Fett fest gehalten, ihr K?rper war weniger dick mit ?l und Butter eingerieben, als er es sonst bei den Kaffern gesehen hatte, und ihr Benehmen war von einer gewissen W?rde, so dass der Knabe dachte, es m?ssten vornehme Leute unter ihrem Volke sein. Er begleitete den l?rmenden Haufen bis zum Mittelpunkte des Lagers, welches jetzt mit dem Anbruch des Tages zu erwachen anfing, und sah, dass sich mehrere ?ltere Buern versammelt hatten und, auf ihre B?chsen gest?tzt, das Herankommen der Schwarzen erwarteten.

Mit vielem Geschrei und offenbar im Gef?hle der eigenen grossen Wichtigkeit berichteten die schwarzen Diener, dass sie diese beiden Fremden in der N?he des Wagens des Missionars entdeckt h?tten und dass es sicherlich Spione seien. Hierauf richtete der ?lteste unter den anwesenden Buern einige Fragen an die Fremden, aber diese antworteten nicht, verstanden augenscheinlich die holl?ndische Sprache nicht und zeigten nur mit den H?nden nach dem Wagen des Missionars, wobei sie durch Geb?rden zu zeigen suchten, dass sie zu ihm geh?rten.

Aber die Buern sahen dem mit finsterm Gesichte zu, und der ?lteste unter ihnen, ein Mann mit langem, graugemischtem Barte, sprach nach einer Pause in ruhigem Tone: >>Diese beiden fremden Spitzbuben sind sicherlich nicht in guter Absicht hierher gekommen, und da sie nicht sagen k?nnen, wer sie sind, so ist es wohl das Einfachste, wenn wir sie tot schiessen.<<

Er blickte nach diesen Worten seine Genossen fragend an, und sie nickten ihm zu, um ihm auszudr?cken, dass er mit seiner Ansicht auf ihren v?lligen Beifall rechnen k?nne.

Hiermit schien der Urteilsspruch besiegelt zu sein, und zwei von den Buern warfen ihre B?chsen ?ber den R?cken und gaben den Dienern einen Wink, die Gefangenen hinaus aufs freie Feld zu f?hren. Die Diener aber nahmen diesen Wink mit Freude auf, stiessen ein Triumphgeheul aus und begannen die Verurteilten hinwegzuzerren.

Pieter Maritz konnte dieser Scene nicht ohne das Gef?hl des Mitleids f?r die Fremden zusehen. Er beobachtete die stolze Haltung, welche die sch?nen, schlanken und geschmeidigen Gestalten auszeichnete, und empfand in seinem Herzen die Neigung, ihnen beizustehen. Doch wagte er nicht, dem ehrw?rdigen ?ltesten der Gemeinde gegen?ber den Mund aufzuthun, und er sah nur traurig zu, wie diese Leute, welche sich nicht verst?ndlich machen konnten, von den F?usten ihrer gemeineren Landsleute gepackt wurden. Aber nun schien der ?ltere von den beiden Verurteilten, indem er begriff, dass es sich um Leben und Tod handelte, einen neuen Entschluss gefasst zu haben. Er stiess die M?nner, die ihn hielten, mit einer kraftvollen Bewegung seiner nervigen Arme zur?ck und richtete dann an den Graubart in englischer Sprache einige Worte, aus denen zu verstehen war, dass er und sein Gef?hrte unter dem Schutze des Missionars st?nden und Gesandte des Zuluk?nigs seien. Er redete das Englische sehr unvollkommen und mit einer schnalzenden Aussprache, doch war der Sinn seiner Worte klar, und das Wort Zulu traf alle, die es h?rten, wie ein Schlag.

>>Zulu!<< riefen die Schwarzen voll Verwunderung und mit einer Art von Schrecken. >>Zulu!<< sagte der ?lteste der Buern mit d?sterer Miene. >>Es sind Zulus, und sie sprechen die Sprache unserer Feinde,<< setzte er dann mit heftigem Tone hinzu, >>wir wollen sie niederschiessen, ehe sie ferneres Unheil anrichten k?nnen. Haltet sie fest, Leute, dass sie euch nicht entkommen, und f?hrt sie vor das Lager hinaus.<<

Die Diener griffen von neuem zu, Pieter Maritz aber, von einem un?berwindlichen Mitleid getrieben, lief, so schnell er konnte, davon, um den deutschen Missionar zu benachrichtigen; denn er dachte, dass dieser vielleicht ein rettendes Wort f?r die armen Leute einlegen k?nnte. Er war in wenig Augenblicken bei dem Wagen angelangt, schwang sich hinauf, schlug das Verdeck vorn auseinander und sah den Greis in tiefem Schlafe liegen. Er trat an ihn heran und legte die Hand auf seinen Arm. Sofort schlug der Missionar die Augen auf, richtete sich empor und wandte seinen milden Blick auf des Knaben erregtes Gesicht. In kurzen Worten teilte ihm dieser den Vorfall mit, und der Missionar, der die Nacht angekleidet verbracht hatte, stieg alsbald vom Wagen herab und begab sich unter des Knaben F?hrung dorthin, wo die Gefangenen und ihre Richter waren. Man hatte die beiden Zulus bereits aus dem Ringe der Wagenburg hinausgef?hrt, und die Buern, ihre B?chsen im Arme, folgten den vorangehenden Schwarzen. Jetzt machten alle Halt, die Diener traten von den Gefangenen zur?ck, und diese kreuzten die Arme ?ber der Brust und sahen unbewegten Blickes auf die harten, strengen Gesichter der weissen M?nner, welche ihre Gewehre schussbereit machten. Sie waren nicht gefesselt, aber sie machten keinen Versuch, zu entfliehen, da sie wohl dachten, dass sie der verfolgenden Kugel doch nicht entgehen k?nnten, oder auch wohl den trotzigen Sinn und die Todesverachtung ihres Stammes den Weissen gegen?ber bew?hren wollten.

In diesem Augenblick war der Missionar bis auf kurze Entfernung herangekommen, und nun streckte er seine Arme gegen die Buern aus und rief laut: >>Haltet ein, haltet ein, vergiesst nicht das Blut dieser unschuldigen Leute! Im Namen Gottes haltet ein!<<

Der Anblick des ehrw?rdigen Mannes, dessen unbedecktes weisses Haupt im Glanz der Morgensonne zu leuchten schien, machte tiefen Eindruck auf alle Versammelten, und der Ton seiner Stimme ersch?tterte ihre Herzen. Die Buern setzten die Kolben ihrer B?chsen auf den Boden nieder, und die Gefangenen sahen mit hellen, freudigen Augen auf ihren Besch?tzer. Baas van der Goot aber, der ?lteste, sagte mit unzufriedener Stimme zu dem nun herantretenden Missionar: >>Warum wollt Ihr uns hindern, diese Taugenichtse aus der Welt zu schaffen? Die Schepsels<< -- bei diesen Worten zeigte er auf die schwarzen Diener -- >>haben sie bei unseren Wagen herumschleichend gefunden, und sicherlich f?hren sie nichts Gutes im Schilde.<<

>>Ich beschw?re Euch, Baas, lasst diese Leute in Frieden,<< entgegnete der Missionar. >>Sie sind Abgesandte Tschetschwajos, des m?chtigen Zuluk?nigs, und sie haben friedliche Absichten. Sie sind ausgesandt, um sich nach dem Christentum zu erkundigen, und ich erkenne die Liebe Jesu Christi darin, dass er das Herz des wilden Tschetschwajo gelenkt hat.<<

Der Baas sch?ttelte den Kopf, nahm die kurze Thonpfeife aus dem Munde, strich den grauen Bart und sagte mit grimmigem L?cheln: >>Tschetschwajo wird sich wenig um das Christentum bek?mmern, alter Freund, es ist ihm um Raub und Mord zu thun, und diese Leute sind seine Spione. Auch hat er Missionare in seinem eigenen Lande, bei denen er genug ?ber das Christentum erfahren kann, wenn er sich wirklich um dergleichen k?mmerte. Aber es ist das alles ganz gleichg?ltig. Entweder sind diese beiden M?nner Spione, und dann m?ssen sie tot geschossen werden, oder sie sind es nicht, und dann gebietet die Vorsicht, sie tot zu schiessen, ehe sie es werden k?nnen. Denn es ist besser, diese Pfefferk?pfe sterben, als dass Menschenblut vergossen wird.<<

>>O, ich bitte Euch, h?rt auf das Wort eines Mannes, der ein halbes Jahrhundert lang in diesem Lande dem Evangelium diente,<< sagte der Missionar. >>Sind denn die Schwarzen keine Menschen? Ihr seid nun in b?ser Stimmung, weil Ihr mit den Schwarzen erst gestern habt k?mpfen m?ssen. Aber auch ich k?nnte in b?ser Stimmung sein, denn sie haben mir das Haus niedergebrannt, darin ich zehn Jahre lang ein Lehrer der Liebe war, und sie haben mir meine G?rten und Pflanzungen verw?stet. Doch w?re ich nicht wert, ein Diener Christi zu sein, wenn Groll gegen die Unwissenden und Ungl?ubigen in mein Herz eindringen k?nnte. So sollt auch Ihr gedenken, dass Ihr Christi Diener seid, denn Ihr seid Christen unter den Heiden und ein lebendiges Vorbild. Dazu sind diese M?nner von einem andern Stamme und haben Euer Blut nicht vergossen.<<

>>Wie k?nnt Ihr das sagen?<< entgegnete der Baas. >>Sie sind vom Volke der Zulus, die best?ndig unsere Grenzen bel?stigen und mit denen unsere Br?der im Osten best?ndig Krieg f?hren. Eben dieses Zuluvolk war es, das uns vor zwei Jahren auf Anstiften der Engl?nder angriff und den Engl?ndern zu einem Siege verhalf, den sie allein sicherlich nicht errungen h?tten. Diese beiden sind nichts als Spione, die ausgesandt sind, um zu erforschen, wo der beste Angriffspunkt f?r Tschetschwajos wilde Horden ist. Dazu reden sie englisch, und das ist der deutlichste Beweis, dass sie unsere Feinde sind. Lasst uns denn nicht mehr viel Worte verschwenden, sondern ein Ende machen mit diesen Halunken. Zwei schwarze Teufel weniger macht zwei Feinde weniger, wie die Zeitl?ufte nun einmal sind.<<

Die Buern machten von neuem ihre Gewehre fertig, denn das Ansehen und die Meinung ihres ?ltesten ?berwog den Eindruck der Worte des Missionars. Dieser aber stellte sich den M?ndungen entgegen und erhob von neuem seine Stimme.

>>Diese Leute reden englisch, weil sie mit englischen Handelsleuten hierher gereist sind, und sie haben diese Sprache erst auf der Reise gelernt. Sie haben Hunderte von Meilen durchwandert, um die Stationen der Mission zu besuchen. Sie werden nach ihrer R?ckkehr den gesegneten Samen des g?ttlichen Wortes im Lande der Finsternis verbreiten. Ihr begeht ein schweres Verbrechen, wenn Ihr der Lehre des Evangeliums hindernd in den Weg tretet und das Blut von M?nnern vergiesst, die der Herr zu Tr?gern seines Wortes bestimmt hat.<<

>>Sind sie Christen geworden?<< fragte Baas van der Goot.

>>Nein,<< sagte der Missionar, >>sie sind noch keine Christen, aber ich hoffe, dass sie es noch werden, wenn sie n?her mit dem Evangelium bekannt geworden sind.<<

Von neuem erschien das grimmige L?cheln auf dem Gesichte des alten Buern. >>Mein Freund,<< sagte er, >>ich will nicht so weit gehen, zu behaupten, dass Ihr uns betr?gt, obwohl es klug w?re, in jetziger Zeit sich vor jedermann zu h?ten, der nicht von holl?ndischem Blute ist. Ihr seid zwar kein Engl?nder, doch Ihr seid ein Deutscher. Aber ich behaupte, dass diese schlauen Halunken Euch betr?gen. Sie sind ausgeschickt, um die Menge der B?chsen zu z?hlen, die wir ins Feld f?hren k?nnen.<<

>>Ihr sagt, ich w?re ein Deutscher,<< rief der Missionar eifrig, >>aber das darf Euch kein Grund des Argwohns sein. Niemals mischen wir Missionare uns in die Politik, wir halten uns fern von H?ndeln und vom Streit und sind alle Br?der, m?gen wir Holl?nder, Engl?nder oder Deutsche sein. Daf?r zum Beweise seht hier die heilige Schrift! Dies selbe Buch hat Euerm grossen Landsmann van der Kemp geh?rt, aus seinen H?nden ging es in die meines Lehrers, des Engl?nders Moffat, ?ber, und nun lehre ich aus ihm die heilige Predigt.<<

Der Missionar hatte bei diesen Worten ein vergilbtes und durch langen Gebrauch zerschabtes Buch aus der Tasche gezogen und zeigte es den Buern. Er war wohlbekannt mit dem Ansehen, welches gedruckte Schriften bei den in den unwirtlicheren Landstrichen Transvaals umherziehenden Buern noch immer genossen, und rechnete dazu auf den Namen des ber?hmten Missionars van der Kemp als auf eine Beglaubigung seiner Pers?nlichkeit. Er hatte sich in seiner klugen Berechnung nicht geirrt. Die Buern dr?ngten sich neugierig zusammen und betrachteten ehrfurchtsvoll das alte Buch, ein Neues Testament in holl?ndischer Sprache. Baas van der Goot griff in seine Tasche und zog ein grosses ledernes Futteral hervor, aus welchem er eine ungeheure Brille mit schwarzer Horneinfassung nahm. Diese Brille setzte er auf die Nase und hielt das Buch auf Armsl?nge von sich ab. Seine Augen waren, wenn sie ?ber den Lauf der B?chse wegsahen, so scharf wie die eines Falken, aber er hielt es der W?rde der Sache f?r angemessen, beim Lesen eine Brille zu gebrauchen.

>>Doktor Johann Theodosius van der Kemp, 1799,<< las er mit lauter Stimme und dann den mit vergilbter Tinte von des Doktors Hand geschriebenen Spruch: >>Eure Lindigkeit lasset kund sein allen Leuten. Der Herr ist nahe.<<

Der Spruch des Apostels und der Name des grossen holl?ndischen Missionars lenkten den Sinn des Baas auf einen andern Weg. Er klappte das Buch wieder zu, ?berreichte es ehrerbietig dem Eigent?mer, r?usperte sich und steckte seine Brille wieder in die Tasche.

>>Was gedenkt Ihr zu thun, wenn ich diese Zulus ziehen lasse?<< fragte er den Missionar. >>Wohin werdet Ihr Euch wenden?<<

Der Missionar rief die beiden Schwarzen zu sich heran, um sie durch seine pers?nliche N?he besser sch?tzen zu k?nnen, und erwiderte: >>Ihr wisst, dass ich nur im Drange der Not gestern abend zu Euch stiess, denn mein Beruf ist nicht, mit Kriegsleuten zu ziehen. Ich werde meine Reise nach S?dosten fortsetzen, um eine Station zu gr?nden an irgend einer Stelle, die Gott mir in seiner Gnade als eine g?nstige bezeichnen wird. Diese beiden Fremden werde ich mit mir nehmen als G?ste, so lange sie bei mir bleiben wollen, oder aber sie in ihre Heimat zur?ckkehren lassen, wenn sie das vorziehen.<< Die Zulus sahen w?hrenddessen den Missionar voll Dankbarkeit an, und ihre Augen funkelten von tiefem, unterdr?cktem Gef?hl.

>>Es ist gut,<< sagte der ?lteste, >>zieht in Frieden.<<

>>Auch mit Euch sei der Friede Gottes,<< sagte der Missionar, indem er segnend seine H?nde erhob. Dann wandte er sich und schritt in Begleitung der beiden von ihm geretteten schwarzen M?nner dem Lager und seinem Wagen zu.

>>Pieter Maritz!<< rief Baas van der Goot.

Der Knabe n?herte sich dem ?ltesten, und dieser ging einige Schritte mit ihm auf die Seite, so dass er, ohne von den andern geh?rt zu werden, mit ihm reden konnte.

>>Pieter Maritz, du wirst jetzt ein grosser Junge,<< sagte der alte Buer, ihn mit seinem strengen Auge messend. >>Du wirst, wie ich denke, auch ein verst?ndiger Junge sein. Dein Vater, Gott habe ihn selig, war einer unserer besten M?nner, und deine Mutter ist eine fromme und tapfere Frau. Du wirst nicht aus der Art geschlagen sein, wie ich hoffe.<<

Der Knabe err?tete bei diesen Worten des Alten und blickte ihm erwartungsvoll fest ins Auge.

>>Diese Zulus gefallen mir nicht,<< fuhr der Baas fort. >>Ich w?rde gern jemand mitschicken, der den Wagen des Herrn Missionars und die fremden Teufel begleitete. Denn ich m?chte wohl sicher sein, dass sie auf guten Wegen bleiben und sich nicht etwa nach unsern St?dten im S?den oder auch nach Osten, nach Lydenburg, hinschleichen und dort spionieren. Aber wir k?nnen keinen Mann entbehren. Deshalb habe ich daran gedacht, du solltest mitgehen. Ich werde mit deiner Mutter dar?ber reden. Du sollst den Herrn Missionar und seine Freunde begleiten und achtgeben. Merkst du, dass die Sache nicht richtig ist und dass die Zulus sich nach Lydenburg hin wenden oder gar in der Richtung auf Pretoria oder dass sie bei andern Gemeinden herumlauern, so schiesst du sie nieder. Verstehst du mich?<<

>>Jawohl, Baas,<< antwortete Pieter Maritz, dem das Herz von Stolz schwoll.

>>Du wirst gut aufpassen, und du wirst zu Pferde sein,<< fuhr der ?lteste fort. >>Das ist ein wichtiger und schwieriger Auftrag f?r deine jungen Jahre, also nimm dich zusammen. Wie und wann du zu uns wieder zur?ckkehrst, das ist deine Sorge. Kn?pfe deine Augen und Ohren also h?bsch auf, mein Junge. Warst ja soeben auch schnell bei der Hand, als du den Herrn Missionar herbeiholtest.<<

Als Baas van der Goot so gesprochen hatte, ging er mit dem Knaben in den Lagerkreis zur?ck. Hier herrschte jetzt reges Leben, die M?nner sahen nach ihren Waffen und Pferden, Frauen und M?dchen besch?ftigten sich mit ihren Haushaltungen, sassen bei den Wagen, wuschen, n?hten, melkten die K?he und bereiteten das Fr?hst?ck f?r die Familien vor, die schwarzen Diener hockten um die Feuer und assen Maisbrei aus dampfenden T?pfen. ?ber das alles goss eine hellstrahlende Sonne ihren blendenden Schein aus. Besondere Th?tigkeit aber herrschte bei dem Wagen des Missionars. Seine drei schwarzen Diener, Jan, Kobus und Christian, banden die Seile los, mit denen die Hinterbeine der Ochsen zusammengebunden waren und trieben unter lautem Rufen die langh?rnigen Tiere in eine Reihe zusammen. Sie hatten zolldicke Ochsenziemer von Rhinozeroshaut, die schrecklichen Sjambocks, in ihren schwarzen F?usten, und laut schallend fielen die Hiebe, lange Streifen ziehend, auf das Fell der Ochsen. Paarweise ordneten sie die Tiere und schrieen dabei ein jedes mit seinem Namen an; denn alle vierundzwanzig Zugochsen, die zu diesem Wagen geh?rten, hatten ihren eigenen Namen, den sie gut kannten. Dann schirrten sie sie paarweise an, indem sie sie an das lange, vorn an der Deichsel befestigte Zugseil heranstellten, welches aus vielen Riemen zusammengeflochten und mit den n?tigen Jochh?lzern versehen war, die den Tieren auf den Nacken gelegt wurden. Jedes Paar hatte sein bestimmtes Jochholz, einen schweren starken Ast, und wurde an demselben befestigt, indem ein viereckiges Gestell den Hals umfasste und zugleich das Jochholz mit Stricken an den H?rnern festgebunden wurde.

W?hrend dieser Zur?stungen stand der Missionar im Gespr?ch mit den beiden Zulus in der N?he des Wagens. Sie unterredeten sich in der Bantusprache, welche sowohl die Schwarzen als der Missionar verstanden. Dieser kannte, seit langen Jahren in seinem schweren Berufe th?tig und vielgewandert, viele Sprachen der schwarzen V?lker. Bei dieser Unterredung aber fielen einige Bemerkungen, welche zeigten, dass der Argwohn des Baas van der Goot hinsichtlich der beiden Fremden nicht so ganz unbegr?ndet war.

>>Die Buern lieben es nicht, den Ton der englischen Sprache zu h?ren,<< sagte der ?ltere von ihnen. >>Die Engl?nder aber sind die Feinde der Zulus. Warum wollen nun die Buern die Zulus t?ten? Haben sie nicht dieselben Feinde wie wir?<<

Der Missionar ward durch diese Worte unangenehm betroffen und sah dem Schwarzen pr?fend ins Gesicht. Diese Leute hatten, seitdem er mit ihnen zusammen war, noch niemals ?ber solche Dinge gesprochen, sondern nur nach den Lehren der christlichen Religion gefragt. Es schien ihm so, als habe die Aufregung der letzten Stunde und die drohende Todesgefahr ihren Mund gegen ihren Willen aufgeschlossen.

>>Die Buern sind Christen gleich den Engl?ndern,<< entgegnete er, >>und beide V?lker sind nicht die Feinde der Zulus, sondern m?chten sie gl?cklich machen, indem sie ihnen die Wahrheit ?ber den grossen Gott lehren, der alle Dinge erschaffen hat.<<

?ber das Antlitz des Zulu glitt ein L?cheln, und er verneigte sich h?flich. >>Mein Vater redet gewiss die Wahrheit,<< sagte er, >>aber er hat lange Zeit in einsamer Gegend gewohnt und weiss vielleicht nicht, was an den Grenzen vorgeht. So wissen auch diese Buern es vielleicht nicht, denn sonst w?rden sie ihre Schiessgewehre nicht gegen die Gesandten Tschetschwajos erhoben haben.<<

>>Ich bek?mmere mich nicht um Krieg und Handel,<< sagte der Missionar ausweichend. >>Ich bin ein Lehrer der frohen Botschaft, welche allen Menschen Frieden verk?ndigt.<<

Der j?ngere der Zulus mischte sich jetzt in das Gespr?ch, um ihm eine andere Wendung zu geben. >>Tschetschwajo ist sehr stark,<< sagte er. >>Er ist der m?chtige Elefant, der K?nig der K?nige, der K?nig des Himmels. Er wird unserm Vater sehr dankbar sein, wenn er vernimmt, was er f?r uns gethan hat. Wird unser Vater uns erlauben, ihn ferner zu begleiten? Humbati und Molihabantschi k?nnen nicht sicher sein in diesen Landstrichen. Haben sie heute ihr Leben gerettet, so werden sie es morgen verlieren, denn die Buern streifen ?berall umher und werden sie sicherlich t?ten.<<

>>Es w?re mir lieber, ihr ginget euern eigenen Weg,<< erwiderte der Missionar. >>Seht zu, dass ihr so bald als m?glich nach Hause kommt. Ihr seht, wie gef?hrlich es f?r euch ist, mit den Buern zusammenzutreffen, und ich bin nicht gewiss, euch immer besch?tzen zu k?nnen.<<

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