Read Ebook: Die Technik der Lastenförderung einst und jetzt Eine Studie über die Entwicklung der Hebemaschinen und ihren Einfluß auf Wirtschaftsleben und Kulturgeschichte by Kammerer Otto
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Ebook has 889 lines and 66515 words, and 18 pages
F. Schiffs-Hebewerke 203
a) Trogaufz?ge. 205
b) Trogbahnen. 216
c) Schiffsbahnen. 224
?berblick ?ber die Geschichte der Hebemaschinen
?berblick ?ber die Geschichte der Hebemaschinen.
Die Arbeit des Lasttr?gers ist von jeher als eine besonders harte und dr?ckende empfunden worden. Dies spricht sich aus in bildlichen Ausdrucksformen: >>Jemandem eine Last aufb?rden<< -- >>Schwer daran tragen<< und anderen. Das Dr?ckende liegt nicht etwa in der grossen Muskelanstrengung, denn die Arbeit des Schmiedes strengt gewiss nicht minder an und ist gleichwohl seit alten Zeiten als eine vornehme empfunden worden. Die dr?ckende Empfindung wird vielmehr dadurch hervorgerufen, dass einmal der Lastentransport eine nur k?rperliche Arbeit ohne jeden Aufwand von Denkarbeit ist, und dass er zudem eine unproduktive Arbeit ist. Denn durch den Transport wird keinerlei Veredlung des Stoffes herbeigef?hrt sondern nur eine Raumver?nderung.
Versuche, dem Menschen die Arbeit der Lastenf?rderung abzunehmen oder sie wenigstens in eine minder harte Form zu bringen, sind uralt: sie reichen in die Vorzeit zur?ck. Solange keine Naturkraft -- Wasserkraft und W?rme -- zur Verf?gung stand, konnte nichts anderes geschehen als eine Umwandlung der harten Arbeit des unmittelbaren Schleppens und Tragens in die minderanstrengende Arbeit des Drehens eines Speichenrades, einer Kurbel oder eines Gangspills.
Auf diese Bestrebung, die Arbeit des Lastenhebens in eine den menschlichen Muskeln besser angepasste Form zu bringen, beschr?nken sich alle Ausf?hrungen bis zum 15. Jahrhundert. Tierkraft und Wasserkraft waren zwar schon den R?mern bekannt, wie uns Markus Vitruvius Pollio um 16 v. Chr. berichtet, aber Pferdeg?pel und Wasserrad wurden damals nur zum Betrieb von Mahlm?hlen verwendet und selbst diese liess man lieber durch Sklaven betreiben, die in dem g?nstigen Klima Italiens billiger zu beschaffen und zu unterhalten waren als Pferde und h?lzerne Maschinen.
Erst gegen das Jahr 400 wurden in Rom die 300 Rossm?hlen, welche bis zu dieser Zeit dort bestanden, durch Wasserm?hlen verdr?ngt. Ausonius erw?hnt um 379 Wasserm?hlen in der Moselgegend: es scheint hiernach, dass die Ausnutzung der Wasserkraft in Deutschland mindestens ebenso fr?h eingef?hrt wurde als in Italien.
Die Windkraft war ihrer unsteten Natur nach wenig geeignet f?r den Betrieb von Hebemaschinen; es finden sich daher Anwendungen dieser Art nur als Anh?ngsel von Windm?hlen und zwar erst im 15. Jahrhundert; Windm?hlen als solche finden sich zum erstenmal von Mabillon in Frankreich 1105 erw?hnt.
Ein Wandel trat erst um das Jahr 1500 ein. Um diese Zeit war der Bergbau in Deutschland so weit entwickelt, dass er aus dem Tagebau der antiken Zeit zu einem Tiefbau mit Schacht und Stollen sich umgebildet hatte. Es lag daher das Bed?rfnis vor, das gewonnene Erz aus Teufen bis zu 200 m zu heben. Die Verwendung von Menschenkraft hierf?r w?rde in dem Klima Deutschlands zu kostspielig gewesen sein. Es war darum notwendig geworden, Naturkr?fte in den Dienst des F?rderbetriebes zu stellen. Anschauliche Zeichnungen von G?pel-F?rdermaschinen und von Wasserrad-F?rdermaschinen sind uns in dem Werk >>Bermannus<< von Agricola ?berliefert.
Die Anwendung dieser Naturkr?fte f?r Hebemaschinen anderer Art, etwa f?r den Umschlag vom Schiff auf das Landfahrzeug war kaum m?glich, denn die Wasserkraft war ?berhaupt nur in bergigem Gel?nde verf?gbar und ebenso wie der Tierg?pel zu schwerf?llig und sperrig f?r den beschr?nkten Raum am Kai. Wir finden daher vom Jahre 1500 bis gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts keinen wesentlichen Fortschritt. Die Zeichnungen von F?rdermaschinen und von Kaikranen aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts sehen fast genau so aus wie diejenigen aus dem 15. Jahrhundert; nur die Abmessungen sind mit den zunehmenden Teufen und Lasten etwas gewachsen.
Eine v?llig neue Periode begann erst mit der Beherrschung der Dampfkraft und mit ihrer Anwendung auf den Lastentransport. Die Dampfmaschine selbst stammt zwar schon aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, die Einf?hrung der Dampfkraft in den Landverkehr f?llt aber erst in das Jahr 1829, ihre Anwendung f?r F?rdermaschinen ungef?hr in dieselbe Zeit und ihre Verwendung f?r Krane erst in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Die unmittelbare Anwendung der Dampfkraft f?r Hebemaschinen blieb auch in der Folge auf Sondergebiete wie F?rdermaschinen, Schiffswinden und Kaikrane beschr?nkt; denn Hebemaschinen mit eigenem Dampfkessel waren schwerf?llig und kostspielig, w?hrend der Anschluss an zentrale Kesselanlagen durch lange Dampfleitungen hohe Instandhaltungskosten mit sich brachte. Das Bed?rfnis nach einer zweckm?ssigen Energieverteilung machte sich lebhaft geltend. In der zweiten H?lfte des 19. Jahrhunderts tauchten zahlreiche Bestrebungen dieser Art auf: Seil?bertragung, Druckwasser und Druckluft wurden in vielen Ausf?hrungen zur Energieverteilung benutzt. Von diesen ?bertragungssystemen errang indessen kein einziges eine allgemeine Verbreitung, weil alle zu geringe Beweglichkeit besassen und zu wenig f?r Fern?bertragung geeignet waren. Es wurden daher bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch zahlreiche Hebemaschinen mit Handbetrieb ausgef?hrt.
Erst mit dem Jahre 1890 trat ein Umschwung ein. Die elektrische Kraft?bertragung, die um das Jahr 1880 bekannt geworden war, wurde gegen 1890 f?r den Hebemaschinenbetrieb nutzbar gemacht.
Trotzdem anf?nglich zahlreiche Schwierigkeiten zu ?berwinden waren, bis die Einzelheiten der Elektromotoren und ihres Zubeh?rs dem Hebemaschinenbetrieb v?llig angepasst waren, verbreitete sich dieses System mit so grosser Schnelligkeit, dass um 1900 der elektrische Antrieb infolge seiner Beweglichkeit, Einfachheit und Billigkeit bereits alle anderen Systeme fast v?llig verdr?ngt hatte.
Die Beherrschung der Naturkraft ist daher das Leitmotiv f?r die Gestaltung der Hebemaschinen; von diesem entscheidenden Gesichtspunkt aus gesehen ergibt sich die Einteilung der Entwicklungsgeschichte wie folgt:
~Antike und Mittelalter~: Von der Vorzeit bis zur Einf?hrung der Tierkraft und Wasserkraft in den Hebemaschinenbetrieb um das Jahr 1500.
~16., 17. und 18. Jahrhundert~: Von der Zeit um 1500 bis zur Einf?hrung der Dampfkraft in den Hebemaschinenbetrieb um das Jahr 1820.
~19. Jahrhundert~: Vom Jahr 1820 bis zur Einf?hrung der elektrischen Kraft?bertragung in den Hebemaschinenbetrieb um das Jahr 1890.
~J?ngste Zeit~: Vom Jahre 1890 bis jetzt.
Naturgem?ss hat -- abgesehen von dem Wechsel der Naturkraft -- noch eine Reihe von Einfl?ssen umgestaltend auf die Entwickelung der Hebemaschinen eingewirkt, so der Wechsel im Material, in der Herstellung, das zunehmende Bed?rfnis nach Vergr?sserung des Arbeitsfeldes und der Geschwindigkeit, nach Ersparnis von Hilfsarbeitern u. a. m. Aber alle diese Einfl?sse waren nicht von so entscheidender Bedeutung f?r die Gestaltung wie die Art des Antriebes.
Die Hebemaschinen aus der Zeit der Antike und aus dem Mittelalter erscheinen durchweg nicht als dauernde Einrichtungen sondern als provisorische Vorkehrungen, um sich gelegentlich bei der ausnahmsweise vorkommenden Bewegung schwerer Lasten zu helfen. Es ist noch keine typische Ausgestaltung zu erkennen, wie sie nach dem 15. Jahrhundert eintritt.
Es ist daher eine Gliederung nach Anwendungsgebieten f?r Antike und Mittelalter kaum m?glich; f?r diese erste Entwicklungszeit kann wohl nur eine rein chronologische Ordnung gew?hlt werden.
Vom 15. Jahrhundert an treten deutlich ausgepr?gte typische Gestaltungen von Hebemaschinen auf. F?r die folgenden Zeiten w?rde eine rein chronologische Darstellung wegen der unvermeidlichen Wiederholungen un?bersichtlich und erm?dend wirken. Eine Ordnung nach fachwissenschaftlichem Gesichtpunkt -- etwa nach Zahl und Art der Lastbewegungen -- w?rde f?r den Nichtfachmann ungeniessbar sein. Es soll daher f?r die Zeiten nach dem 15. Jahrhundert eine Gliederung nach Anwendungsgebieten eingehalten werden, weil diese der typischen Ausgestaltung am ehesten gerecht wird.
Die Hebemaschinen der Antike und des Mittelalters
Mit den ersten Hausteinbauten trat sofort das Bed?rfnis nach sicherem Heben und Bewegen der Steinbl?cke auf. Die Monolithen der Egypter, die bis zu 1000 t Gewicht hatten, waren naturgem?ss nur mit besonderen Hilfsmitteln zu transportieren und aufzustellen. Wenn wir auch keine genaue Kenntnis der Ausf?hrung dieser Bauten haben, so liegen in den bildlichen Darstellungen Urkunden vor, die uns eine unzweifelhafte Vorstellung von angewendeten Methoden geben. Letztere laufen darauf hinaus, eine grosse Anzahl von Menschen zu gemeinsamer Zusammenwirkung zu vereinigen.
Fig. 1 zeigt die Fortschaffung des Standbildes des Dhutotep durch die Krieger und die Stadtleute des Hasengaues. Das Standbild ist auf einen h?lzernen Schlitten gestellt, der auf einer ebenfalls h?lzernen Bahn gleitet. Vier Reihen von Arbeitern ziehen mittels Tauen den Schlitten vorw?rts. Ein Mann giesst Wasser auf die Bahn, drei weitere bringen Wasser hinzu. Ein Mann steht auf den Knien der Statue und gibt von diesem erh?hten Standpunkt durch H?ndeklatschen das Signal zum taktm?ssigen Anziehen. Mit welchen Menschenmassen bei diesen Transporten gearbeitet wurde, geht aus einer Mitteilung hervor, wonach zur Fortschaffung eines Steinblockes von 4,2 m L?nge, 2,1 m Breite und 1 m H?he 3000 Leute verwendet wurden.
Neuerdings hat Choisy an vorgefundenen Resten und Spuren Untersuchungen ?ber die Entstehung der egyptischen Bauten angestellt und in dem Buch >>L'art de b?tir chez les Egyptiens<< dargelegt. Aus diesen Forschungen geht zun?chst hervor, dass schwere Lasten durch eine grosse Zahl gleichzeitig angreifender Hebel mit Gewichtsbelastung gehoben wurden , wobei nach jeder Hebung die Unterst?tzungspunkte der Hebel durch Aufsch?tten von Erde h?her gelegt wurden, w?hrend die Last selbst auf einer Erdsch?ttung aufruhte. Einzelne Quadern wurden durch wiegenartige W?lzungshebel abwechselnd gehoben und durch Unterlagen zeitweise unterst?tzt. Die Aufstellung von Monolithen ging in der Weise vor sich, dass sie in wagrechter Lage zun?chst durch Hebel stufenweise gehoben und auf vor?bergehend aufgestellte Mauern gelagert wurden. Dann liess man das untere Ende des Monolithen auf einem Mauersektor heruntergleiten, wobei die st?tzende Erdsch?ttung allm?hlich entfernt wurde. Schliesslich wurden Sands?cke unter den Fuss gelegt, die st?tzenden H?lzer durchges?gt und nun die Sands?cke allm?hlich entleert, so dass sich der Steinblock ohne Stoss auf sein Fundament aufsetzte.
Die technischen Hilfsmittel waren also: Gewichtshebel einfachster Art und in grosser Zahl angebracht, Schlittenkufen und Erdsch?ttungen. Zur Handhabung dieser Mittel waren naturgem?ss gewaltige Mengen von Menschen erforderlich, die gef?gig einem einzigen Willen gehorchten.
Aus der griechischen Zeit liegen bereits Nachrichten vor, nach welchen die einfachsten Hebemaschinen -- Flaschenzug, Trommelwelle, Stirnr?der und Wippkran -- damals bereits in Gebrauch waren. Das Werk >>Bar?lkon<< ?ber Hebemaschinen von Heron dem ?lteren, der etwa 120 v. Chr. lebte, ist freilich verloren gegangen . Einen Auszug aus diesem Werk bildet indessen das >>Pappi Alexandrini collectionis liber 8<<, das um das Jahr 300 n. Chr. geschrieben wurde. In diesem Buche sind Flaschenzug, Trommelwelle mit Spillenrad, Stirnr?der und ein einmastiger Wippkran einfachster Art deutlich beschrieben. Die Beschreibung des Wippkrans lautet nach der ?bersetzung von Theodor Beck wie folgt: >>Aber um Lasten in die H?he zu heben konstruiert man entweder einbeinige oder zwei- oder drei- oder vierbeinige Maschinen. Was die einbeinige Maschine betrifft, so nimmt man ein festes Holz, dessen L?nge gr?sser ist als die H?he, bis zu welcher man die Last aufziehen will. Wenn es auch an und f?r sich fest ist, so umschn?rt man es doch mit einem in Windungen darum geschlungenen Seile. Die Zwischenr?ume dieser Windungen sollen nicht gr?sser sein als vier Handbreiten. So wird nicht nur das Holz fester, sondern die Windungen k?nnen auch den Arbeitern wie Leitersprossen dienen, wenn sie in die H?he steigen wollen. Wenn das Holz nicht stark genug zu haben ist, setzt man es aus mehreren H?lzern zusammen. Diese S?ule wird dann in einer Bohle aufgerichtet, und an ihrer Spitze werden drei oder vier Seile befestigt, herabgef?hrt und an irgendeinen festen Gegenstande angebunden, so dass die Holzs?ule, wenn nach irgendeiner Seite hin gezogen wird, nicht wankt, sondern von den gespannten Seilen festgehalten wird. An der Spitze angebundene Flaschenz?ge werden nach der Last hingezogen und ziehen, entweder mit der Hand oder durch G?pel in Bewegung gesetzt, die Last an, bis sie zur gew?nschten H?he gehoben ist. Wenn ein Stein auf eine Mauer, oder wo man sonst hin will, gelegt werden soll, so l?sst man, nachdem Vorstehendes geschehen, eines von den an der Spitze befestigten Seilen, und zwar dasjenige, welches sich auf der der Last gegen?berliegenden Seite befindet, nach und neigt die S?ule. Auch legt man Walzen unter solche Stellen der Last, wo das Bindeseil nicht herumgeschlungen ist, und l?sst dann die angespannten Flaschenzugseile nach, bis die Last auf den Walzen sitzt. Nachdem dann das Bindeseil gel?st ist, bewegt man die Last mit Hebeln, bis sie an die Stelle gebracht ist, wo man sie haben will. Dann bringt man die Bohle, worauf die S?ule steht, indem man sie mit Seilen an den H?nden fortzieht, an eine andere Stelle des Geb?udes, l?sst die Seile wieder herab, bindet sie wieder an, und gebraucht die Maschine wieder auf dieselbe Weise, wie wir es beschrieben haben.<< -- Fig. 5 ist eine Zeichnung von Leonardo da Vinci , die dieser Beschreibung des Pappus entspricht.
Aus der r?mischen Zeit liegt gegen?ber der griechischen nichts wesentlich Neues auf dem Gebiet der Hebemaschinen vor, denn nach dem eigenen Zeugnis des Marcus Vitruvius Pollio hat dieser in seiner Darstellung nur zusammengetragen, was er in griechischen Werken bereits vorfand. Die Figurentafeln des Vitruv sind verloren gegangen, nachstehend eingef?gte Figuren sind den Rekonstruktionen von Theodor Beck entnommen. Fig. 6 stellt einen Wippkran vor, wie er heute noch als allereinfachstes Hilfsmittel zum Heben von Lasten an Baustellen benutzt wird. Mit der schon erw?hnten Beschreibung eines einmastigen Wippkrans von Pappus stimmt folgende Darstellung des Vitruv ?berein: >>Es gibt ausserdem noch eine andere ziemlich sinnreiche Art von Hebemaschinen, welche den Vorteil der Arbeitsbeschleunigung bietet, die aber nur von kundigen Leuten gehandhabt werden kann. Man stellt n?mlich nur einen Baum auf und spannt ihn auf vier Seiten mit Haltseilen fest, unter den Haltseilen befestigt man zwei Backen , kn?pft die Flasche mit Seilen ?ber denselben fest und legt der Flasche ein etwa zwei Fuss langes, sechs Zoll breites und vier Zoll dickes Querholz unter. Die Flaschen werden so eingerichtet, dass die Rollen zu je drei nebeneinander laufen. Nun werden drei Zugseile an der oberen Flasche festgekn?pft, dann zur unteren Flasche herabgef?hrt und von innen um die drei oberen Rollen derselben geschlungen, dann werden sie wieder zur oberen Flasche hinaufgef?hrt und von aussen nach innen ?ber die unteren Rollen derselben geschlungen. Wenn dann die Seile wieder auf den Boden herab gelangt sind, schl?gt man sie von innen nach aussen ?ber die drei Rollen, die an zweiter Stelle stehen, f?hrt sie wieder nach oben, zu den zweiten Rollen daselbst, schlingt sie ?ber diese, f?hrt sie abermals nach unten und von unten noch einmal nach oben, und nachdem sie ?ber die obersten Rollen geschlagen sind, leitet man sie bis an den Fuss des Hebebocks . Am unteren Ende der Maschine aber ist ein drittes Rollengeh?use angebracht, welches die Griechen Epagon , wir R?mer aber Artemon , nennen. Dieses Rollengeh?use wird am Fusse des Standbaumes festgekn?pft und enth?lt drei Rollen, um welche die Seile geschlungen werden und dann ihre Enden den Leuten zum Ziehen darbieten. So k?nnen ohne G?pel drei Reihen von Leuten ziehen und die Last wird schnell in die H?he gebracht.
Diese Art von Maschinen wird Polyspastos genannt, weil sie, in vielen Rollen gehend, sowohl leichte als rasche Handhabung zul?sst. Der Umstand aber, dass nur ein Baum dabei aufgestellt ist, gew?hrt den Vorteil, dass man vorher, ehe man eine Last versetzt, die Maschine nach Belieben nach der rechten oder linken Seite hin neigen kann.<<
Neben dem Wippkran war den R?mern auch der Drehkran bereits bekannt, und zwar nicht in der einfachen Ausf?hrung als S?ulenkran, sondern in dem weit schwierigeren Aufbau des modernen Drehscheibenkrans. Vitruv schreibt hier?ber: >>Alle Maschinenarten, welche oben beschrieben worden sind, finden bei Verladung und Ausladung von Schiffen Anwendung, bald aufrechtstehend, bald wagrecht auf >>Krandrehscheiben<< angeordnet.<<
Theodor Beck f?gt zur Erl?uterung ein Bild aus dem 16. Jahrhundert bei: Fig. 7 .
Es folgt nun eine grosse L?cke in der ?berlieferung, die bis zum Jahre 1400 sich erstreckt. Die nunmehr folgenden Berichte lassen erkennen, dass der Fortschritt in dieser Zeit nur ein ganz geringer war. Diese Erscheinung ist durchaus begreiflich. Denn die hohe Kultur der griechischen und r?mischen Zeit kam nur einem winzigen Bruchteil der Bev?lkerung zugute; die ungeheure Mehrzahl hatte alle k?rperliche Arbeit gegen geringes Entgelt zu liefern. Man mag vielleicht behaupten, dass die materielle Lage der Sklaven nicht schlechter als diejenige von Tagl?hnern unsrer Zeit gewesen sei, jedenfalls nicht schlechter als die Lage der untersten Volksschichten in Italien, insbesondere in Neapel. Immerhin waren sie jeder Willk?r ihrer Besitzer v?llig preisgegeben, denn diese hatten Recht ?ber Arbeitskraft und K?rper, ?ber Leben und Tod. Dass die Lage dieser Volksschichten keine beneidenswerte war, geht jedenfalls aus der Tatsache hervor, dass mehrj?hrige Sklavenaufst?nde sich wiederholten, die zum Teil nur mit Aufwendung aller Machtmittel niedergeschlagen und nur durch brutale Abschreckungsmittel f?r einige Zeit unterdr?ckt werden konnten. Die von Rom nach Neapel f?hrende Strasse wurde nach Niederk?mpfung eines Aufstandes mit 7000 an das Kreuz geschlagenen Sklaven besetzt. Vollends unm?glich w?re eine solche auf v?lliger Unterdr?ckung der breiten Masse beruhende Kultur in einem Lande gewesen, das nicht das fruchtbare und milde Klima Italiens besessen h?tte, das mit einem Mindestmass von Arbeit und Einkommen das Leben zu fristen gestattet.
Die Verbreitung des Christentums und der Einbruch der Germanen bereiteten dieser k?nstlerisch so hochwertigen und vom Standpunkt der Humanit?t aus barbarischen Kultur das unausbleibliche Ende. Die k?rperliche Arbeit konnte nun nicht mehr auf die Sklaven abgew?lzt werden, sondern musste gemeinsam von allen geleistet werden. Die Folge war, dass die Musse f?r k?nstlerische und wissenschaftliche T?tigkeit fehlte, und dass daher ein mehr als tausendj?hriger Stillstand und R?ckschritt auf diesen Gebieten eintrat.
Erst gegen das 15. Jahrhundert zu werden uns wieder Nachrichten ?ber Maschinen zur Bewegung schwerer Lasten ?bermittelt. Der erste Bericht dieser Art stammt aus der Zeit der Hussitenkriege um das Jahr 1430. Theodor Beck ?bermittelt uns aus dieser Schrift folgende Skizzen:
Fig. 8 zeigt einen Drehkran, der nicht wie die r?mischen Krane als Drehscheibenkran, sondern als S?ulenkran gestaltet ist, wobei indessen die Lagerung der S?ule nicht dargestellt ist.
In Fig. 9 ist die Lagerung der Krans?ule deutlich erkennbar. Das Triebwerk ist hier nicht wie in Fig. 8 an der drehbaren S?ule sondern an dem feststehenden Gestell gelagert.
Fig. 10 zeigt zum erstenmal eine Hebemaschine, die durch Naturkraft betrieben wird. Die Einzelkonstruktion ist nicht sichtbar, es ist aber zu vermuten, dass die Trommelwelle parallel zur Windradwelle so gelagert ist, dass durch Reibungsr?der die ?bertragung von der letzteren auf die Trommelwelle stattfindet, sobald die Reibr?der aneinander gepresst werden. Wir haben also anscheinend die Urform der sog. Friktionswinden vor uns, die geradezu typisch f?r M?hlenaufz?ge geworden sind.
Aus derselben Zeit -- um das Jahr 1440 -- stammt eine zweite Handschrift, die von dem K?nstler und Ingenieur Marianus Jakobus aus Siena verfasst ist. Theodor Beck berichtet ?ber seine Pers?nlichkeit: >>Marianus Jacobus, genannt Taccola, genoss im 15. Jahrhundert grossen Ruf. Er war Erfinder und wurde von seinen Zeitgenossen der Archimedes von Siena genannt.<<
In dieser Handschrift sind die ersten fahrbaren Winden und Krane dargestellt. So zeigt Fig. 11 eine fahrbare Bauwinde, die durch ein Gangspill betrieben wird und von zwei Lastseilen das eine aufwindet und gleichzeitig das andere senkt.
Fig. 12 stellt einen Kaikran dar, der gleichzeitig Wipp- und Drehbewegung ausf?hren kann.
Fig. 13 ist die erste Darstellung einer Seilbahn mit festem Tragseil und mit einem besonderen Zugseil.
W?hrend uns die genannten beiden Berichte aus dem Ende des Mittelalters nur einzelne Skizzen ausgef?hrter Maschinen ?berliefern, ist uns in den Handschriften des Leonardo da Vinci und besonders in seinem Codice atlantico zum erstenmal eine zusammenh?ngende Darstellung von Maschinen verschiedenster Art ?berliefert, die ein deutliches Bild von seiner Ingenieurt?tigkeit entrollt.
K?nstlerische und technische T?tigkeit scheinen zwar dem Laien, der die Technik meist nur im grob-materiellen Sinn auffasst, einander v?llig fremd gegen?berzustehen; in Wirklichkeit beruhen sie beide auf der Raum- und Formvorstellung, auf Phantasie; sie sind beide nichts anderes als eine Kompositions- und Erfindungst?tigkeit. Wenn es eines Beweises hierf?r bed?rfte, so k?nnte die Pers?nlichkeit Leonardos hierf?r dienen, der ein gleich hervorragender Ingenieur wie K?nstler war und hierin seinen Vorg?nger Marianus Jacobus aus Siena weit ?bertraf. Wenn die Neuzeit keine Pers?nlichkeit aufzuweisen vermag, die k?nstlerische und technische Leistungen in sich vereinigt zeigte, so mag es wohl darum sein, weil im 19. Jahrhundert der Zusammenhang zwischen Kunst und Leben ein sehr loser geworden ist. Eine vorz?gliche Darstellung von Leonardos Leben im Zusammenhang mit seiner Zeit findet sich in dem Werk von Theodor Beck.
Leonardo war Wasserbau-Ingenieur im Dienst des Ludovico Sforza in Mailand in den Jahren 1482 bis 1499 und Kriegsingenieur des C?sare Borgia 1502 bis 1507. Seine Lehrb?cher ?ber Mechanik und Maschinenelemente sind leider verloren gegangen; die hinterlassenen Handschriften sind gewissermassen als der Rohstoff zu den ersteren anzunehmen. Sie enthalten eine F?lle von konstruktiven Gedanken und wissenschaftlichen ?berlegungen und umfassen das gesamte Gebiet damaliger Technik, von den Werkzeugen bis zu vollst?ndigen Wasserkraftanlagen, von der Herstellung der Gesch?tzrohre bis zu dem Projekt einer Dampfkanone.
Zur Bewegung schwerer Lasten gibt Leonardo folgende Maschinen an:
Fig. 14 ein Gangspill mit einem Gestell, das bei gr?sster Einfachheit den wirkenden Kr?ften vollkommen angepasst ist.
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