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Read Ebook: Der kleine Dämon by Sologub Fyodor Walter Reinhold Von Translator

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Ebook has 3697 lines and 103009 words, and 74 pages

Translator: Reinhold von Walter

Fjodor Ssologub Der kleine D?mon

Der kleine D?mon

Roman von Fjodor Ssologub

Autorisierte Uebertragung aus dem Russischen von Reinhold von Walter.

Dritte Auflage.

M?nchen und Leipzig bei Georg M?ller 1909

Der Festgottesdienst am Nachmittage war aus und die Kirchenbesucher gingen auseinander. Innerhalb der steinernen, weissget?nchten Umfriedung standen noch einige Leute unter den alten Linden und Ahornb?umen und plauderten. Sie hatten Sonntagskleider an und blickten froh aus den Augen. Es hatte den Anschein, als w?re das Leben in dieser Stadt ein friedliches und freundliches, -- ja sogar ein fr?hliches. Aber das schien alles nur so.

Bei seinen Freunden stand der Gymnasiallehrer Peredonoff. Seine kleinen, verquollenen Augen schielten verdriesslich durch die goldene Brille, und er sagte:

>>Sie selbst, die F?rstin Woltschanskaja, hat es der Warja versprochen; das stimmt jedenfalls. Heiraten Sie ihn nur, hat sie gesagt, dann werde ich ihm eine Inspektorstelle verschaffen.<<

>>Wie kannst du denn Warwara Dmitriewna heiraten?<< fragte Falastoff; er hatte ein rotes Gesicht, >>sie ist doch verwandt mit dir! Gibt es so ein neues Gesetz, dass Verwandte heiraten d?rfen?<<

Alle lachten. Das frische, f?r gew?hnlich gleichm?ssig schl?frige Gesicht Peredonoffs wurde b?se.

>>Kusine im dritten Grade,<< fuhr er auf und stierte w?tend an seinen Freunden vorbei.

>>Hat es die F?rstin dir pers?nlich versprochen?<< fragte Rutiloff. Er war gross, blass und stutzerhaft gekleidet.

>>Mir nicht, aber Warja,<< antwortete Peredonoff.

>>Begreife doch, ich ging zusammen mit Warja hin, sie war aber nicht zu Hause, nur um f?nf Minuten kamen wir zu sp?t,<< erz?hlte Peredonoff, >>aufs Land war sie gefahren und kommt erst nach drei Wochen zur?ck; ich konnte ganz unm?glich so lange warten, musste hierher zur?ck wegen der Pr?fungen.<<

>>Verd?chtig ist es doch,<< sagte Rutiloff und lachte; dabei sah man seine angefaulten Z?hne.

Peredonoff wurde nachdenklich. Die ?brigen verabschiedeten sich, nur Rutiloff blieb bei ihm stehn.

>>Das ist selbstverst?ndlich,<< sagte Peredonoff, >>jede k?nnte ich heiraten, wenn ich nur wollte. Warwara ist nicht die einzige.<<

>>Nat?rlich, Ardalljon Borisowitsch, jede w?rde Sie nehmen,<< best?tigte Rutiloff.

Sie traten aus der Umfriedung heraus und gingen langsam ?ber den staubigen, ungepflasterten Platz.

Peredonoff sagte:

>>Was nur die F?rstin sagen wird; sie wird sich ?rgern, wenn ich Warwara den Laufpass gebe.<<

>>Ach was, die F?rstin,<< sagte Rutiloff, >>was hast du mit der zu schaffen! Vor allem soll sie dir die Stelle besorgen, nachher kannst du dich immer noch herausl?gen. Wie stellst du dir das eigentlich vor, so einfach ins Blaue herein, ohne jede Sicherheit!<<

>>Das ist richtig,<< gab Peredonoff nachdenklich zu.

>>So,<< brummte Peredonoff.

>>Freilich. Was ist an deiner Warwara? Hier, riech mal.<<

Rutiloff b?ckte sich, pfl?ckte ein behaartes Bilsenkraut, zerquetschte die Bl?tter und die schmutzigweissen Bl?ten in seiner Hand, zerrieb alles und hielt diesen Brei Peredonoff vor die Nase. Der schnitt eine Grimasse, so unangenehm schwer war der Geruch. Rutiloff sagte:

Das alles sagte Rutiloff, seiner Art nach, schnell und fr?hlich, l?chelnd; -- er machte einen schwinds?chtigen Eindruck: so hochaufgeschossen, schmalbr?stig, zerbrechlich, wie er war und unter seinem neumodischen Hute starrte fast traurig d?nnes, kurzgeschorenes Blondhaar hervor.

>>Ach geh doch, dreimal j?nger ...<< sagte Peredonoff teilnahmlos. Er nahm seine goldene Brille ab und wischte an den Gl?sern.

>>Ja, hier verlieben sich alle in mich,<< prahlte Peredonoff.

>>Nun sieh mal, ergreife den Augenblick,<< ?berredete Rutiloff.

>>Mir kommt es vor allem auf eines an: sie darf nicht mager sein,<< sagte Peredonoff mit einem leisen Ton von Schwermut, >>ich m?chte eine dickere.<<

>>Da kannst du ruhig sein,<< sagte Rutiloff eifrig. >>Sie sind schon jetzt ziemlich rundlich. Haben sie noch nicht den n?tigen Umfang, so ist das gewiss nur zeitweilig. Wenn sie heiraten, gehen sie alle in die Breite. Zum Beispiel die ?lteste: Larissa, du weisst ja, sie ist dick wie ein gem?steter Karpfen.<<

>>Ich w?rde ja heiraten,<< sagte Peredonoff, >>ich bin nur bange vor dem grossen Skandal, den Warja inszenieren k?nnte.<<

>>Du f?rchtest einen Skandal? Dann mach es so,<< und Rutiloff l?chelte listig, >>heirate gleich, heute noch, oder morgen: dann kommst du nach Hause mit deiner jungen Frau, -- es ist so einfach. Nein -- wirklich, -- willst du, ich werde alles N?tige besorgen, zu morgen Abend, meinetwegen? Welche willst du haben?<<

Peredonoff lachte auf einmal aus vollem Halse, abgerissen und laut.

>>Na, passt es dir, -- bist du einverstanden -- ja?<< fragte Rutiloff.

Ebenso pl?tzlich h?rte Peredonoff zu lachen auf und sagte finster, leise, fast fl?sternd:

>>Die Kanaille wird mich angeben.<<

>>Sie wird dich nicht angeben, da ist ja nichts zum Angeben,<< beteuerte Rutiloff.

>>Oder vergiften,<< fl?sterte voller Angst Peredonoff.

>>Ich sag dir doch, verlass dich auf mich,<< beredete Rutiloff, >>ich werde dir alles tadellos einrichten.<<

>>Ohne Mitgift werde ich doch nicht heiraten,<< schrie Peredonoff b?se.

Rutiloff war nicht erstaunt ?ber den neuen Gedankensprung seines finstren Parten.

Immer gleich eifrig antwortete er:

>>Merkw?rdiger Mensch; glaubst du denn, dass sie ohne Mitgift sind! Also -- ist es abgemacht -- ja? H?r -- ich werde laufen und alles einrichten. Nur eins, merke wohl: keinem ein Sterbensw?rtchen von der Sache! -- h?rst du -- keinem einzigen!<<

Er sch?ttelte Peredonoff die Hand und eilte davon. Peredonoff blickte ihm schweigend nach. Er dachte an die Rutiloffschen M?dchen: so lustig waren sie, so komisch. Ein unkeuscher Gedanke wurde zu einem gemeinen L?cheln auf seinen Lippen, -- aber nur f?r einen Augenblick, dann verschwand es wieder. Eine dunkle Unruhe erfasste ihn.

Was nur die F?rstin sagen wird, dachte er. Die da haben die Groschen, aber keine Protektion, -- heirate ich Warwara, so erhalte ich den Inspektorposten, sp?ter wird man mich zum Direktor ernennen. --

Er blickte dem eifrig davoneilenden Rutiloff nach und dachte schadenfroh: Mag er nur laufen! Und dieser Gedanke gab ihm ein welkes und schattenhaftes Vergn?gen. Es wurde ihm langweilig, allein zu sein, er dr?ckte den Hut in die Stirn, runzelte die blonden Augenbrauen und ging schnell nach Hause durch ?de, ungepflasterte Strassen, auf denen weissblumiges, kriechendes Mastkraut, Kresse und in Schmutz getretenes Gras wucherten.

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