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Read Ebook: Das erste Schuljahr: Eine Erzählung für Kinder von 7-12 Jahren by Sapper Agnes

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Ebook has 1087 lines and 41688 words, and 22 pages

Anmerkungen zur Transkription

Offensichtliche Fehler wurden stillschweigend korrigiert.

Das erste Schuljahr.

Eine Erz?hlung f?r Kinder von 7--12 Jahren.

Von

Agnes Sapper.

Zweite Auflage.

Stuttgart.

Verlag von D. Gundert.

Inhalt.

Seite

Erstes Kapitel.

Was im Wochenblatt steht.

>>Ei der tausend, da steht ja etwas im Wochenblatt, was mein Gretchen angeht!<< sprach Herr Reinwald zu seiner kleinen Tochter, die neben ihm am Tisch sass und mit farbigen W?rfeln spielte, w?hrend der Vater die Zeitung las.

>>O Vater, du machst nur Spass,<< antwortete Gretchen und sah ungl?ubig, aber doch neugierig zum Vater auf.

>>Nun h?r einmal selbst, wenn du's nicht glaubst,<< erwiderte der Vater, und langsam und deutlich las er vor:

>>Am 1. M?rz vormittags 11 Uhr sind diejenigen Kinder, die bis dahin das siebente Lebensjahr zur?ckgelegt haben, zur Schule anzumelden. Dies wird allen Eltern und Vorm?ndern, insbesondere auch den Eltern von Gretchen Reinwald, zur Kenntnis gebracht.<<

Mit gr?sster Aufmerksamkeit hatte Gretchen zugeh?rt und als ihr eigener Name kam, war sie dunkelrot geworden. Als aber der Vater die Zeitung weglegte, hatte er ein so eigent?mliches L?cheln um den Mund, dass Gretchen dachte, am Ende sei doch alles nur Spass -- man wusste n?mlich nie recht, wie man in solchen Dingen mit dem Vater daran war. Da musste die Mutter zur Hilfe kommen.

Gretchen sprang hinaus in die K?che, wo die Mutter eben mit der Lene Beratung hielt, denn morgen war Fastnacht und da sollten K?chlein gebacken werden.

>>Ja, der Vater sagt's, o sieh doch auch in die Zeitung!<< und Gretchen zog die Mutter ganz ungest?m ins Zimmer. Fragend sah die Mutter den Vater an, dieser reichte ihr l?chelnd das Blatt und wies auf eine Stelle.

>>Ja, ja, das geht freilich dich an,<< sagte die Mutter, nachdem sie gelesen hatte, >>am 1. M?rz m?ssen wir dich zur Schule anmelden!<<

>>Sieh, darum ist's gut, wenn du bald selbst lesen lernst, dann kann ich dich gar nimmer anf?hren.<<

>>Wann ist der 1. M?rz?<< wollte nun Gretchen wissen.

>>Wenn noch zwei Wochen vor?ber sind.<<

Ganz nachdenklich r?umte Gretchen die W?rfel weg, mit denen sie gespielt hatte. Sie hatten auf einmal kein Interesse mehr f?r sie. Es kamen ihr ganz neue Gedanken. Wie w?rde es wohl in der Schule sein? Wenn nur die n?chsten zwei Wochen schon vorbei w?ren. Sie erschienen aber unserm Gretchen ganz ungew?hnlich lang, doch endlich kam der Tag, an dem der Vater verk?ndigte: >>Heute ist die Anmeldung!<<

Es war ein ganz kleines St?dtchen, in dem Herr Reinwald als Beamter mit seiner Familie lebte; aber es war doch eine grosse Anzahl Schulkinder, die an jenem 1. M?rz den gleichen Gang mit Gretchen machten. Es gab eben nur eine einzige Schule und in dieser waren Knaben und M?dchen beisammen.

Das Schulhaus war ganz nahe bei Herrn Reinwalds Hause, und es kam Gretchen ganz sonderbar vor, dass sie Hut und Mantel anziehen sollte f?r die wenigen Schritte, die sie auf der Strasse zu gehen hatte. Sprang sie doch sonst durchs ganze St?dtchen, ohne etwas anzuziehen; aber die Mutter sagte: >>Das ist ein wichtiger Gang, zu dem muss man sich auch ordentlich herrichten.<< Und so liess es Gretchen geduldig geschehen, dass Lene noch einmal mit der B?rste ?ber den Mantel fuhr, der doch schon vorher ganz rein war, und die Stiefel fester schn?rte, die doch nicht offen standen. Mit dem ersten Schlag 11 Uhr ging Gretchen mit der Mutter zum Haus hinaus und blieb ganz sittsam an ihrer Hand, obwohl die sch?nste Schleife neben der Strasse herlief und fast unwiderstehlich zum Schleifen einlud. Mit dem elften Schlag standen sie schon vor dem Schulhaus.

>>Sieh, Mutter, da kommt unsere W?scherin mit ihrer Marie, die wird heute auch angemeldet, und den Franz von unserm Holzhacker habe ich schon vorhin hineingehen sehen. Das ist mir so recht, dass ich so viele gute Bekannte treffe.<<

In dem grossen Schulzimmer, in das sie nun eintraten, stand am Katheder ein ?lterer Mann. Gretchen wusste schon: das war Herr Baumann, der Schullehrer. Neben ihm sass an einem Tischchen ein junger Mann und schrieb. Herr Baumann gr?sste Gretchens Mutter. Er kannte sie wohl.

>>So, so, Ihre Kleine kommt auch schon an die Reihe,<< sagte er und streckte Gretchen freundlich seine grosse Hand hin, in der ihre kleine Hand ganz verschwand.

>>Wie heisst du denn?<< fragte er.

>>Gretchen,<< antwortete sie.

Nun wandte er sich an den jungen Mann.

>>Schreiben Sie: Margarete Reinwald.<<

>>Weisst du auch, wann du geboren bist?<<

>>An meinem Geburtstag,<< antwortete Gretchen.

>>Den weiss ich eben nicht, das ist der Fehler!<< sagte der alte Herr freundlich. Die Mutter aber, die bemerkte, dass schon mehrere V?ter und M?tter mit ihren Kindern warteten, beeilte sich nun, das N?tige anzugeben. Als sie fertig waren, sagte der junge Mann zu Gretchen: >>Am 10. April morgens um 9 Uhr hast du zum erstenmal zu mir zu kommen.<<

Daran merkte Gretchen, dass dies der Lehrer f?r die Kleinen war. Herr Stein war sein Name. Als sie eben weggingen, trat ein kleiner Bursche vor in einem recht verflickten J?ckchen. Er kam ganz allein, w?hrend doch alle andern Kinder von Vater oder Mutter begleitet waren.

>>Sieh doch, Mutter, der kommt ganz allein,<< fl?sterte Gretchen. Die Mutter bemerkte den Kleinen nun auch. Er war ?rmlich gekleidet, sah aber kr?ftig und rotbackig aus und blickte mit grossen blauen Augen treuherzig um sich.

>>Wer bist du?<< fragte ihn der Lehrer.

>>Des Sch?fers Hans,<< war die Antwort.

>>Warum ist niemand mit dir gekommen?<<

Hans antwortete nicht, aber er zog ein zerknittertes Bl?ttchen aus seinem Wams und reichte es dem Lehrer. Dieser studierte eine Weile daran und sagte dann:

>>Ich will's gelten lassen. Dass du mir aber am 10. April in die Schule kommst! Sonst geht's schlecht.<<

>>Ich komm' schon,<< antwortete der Kleine zuversichtlich, und trabte ganz wohlgemut wieder zur T?re hinaus.

Als Gretchen mit der Mutter die Treppe hinunterging, begegnete sie der Frau Apotheker. Die f?hrte eben ihre kleine Emilie herauf.

>>Sieh, sieh,<< sagte die Frau Apotheker erfreut, >>da kommt ja Gretchen schon herunter und sieht ganz vergn?gt aus. Meine Emilie hat so Angst,<< sagte sie zu Frau Reinwald, >>sie ist ein gar sch?chternes Dinglein; ich will nur sehen, wie es ihr in der Schule geht.<<

>>Es wird sich bald machen,<< tr?stete Frau Reinwald, und Gretchen fl?sterte der Kleinen zu:

>>Darfst keine Angst haben, man darf gleich wieder fort.<< Die Kleine ging aber doch mit Herzklopfen hinauf, w?hrend Gretchen gar fr?hlich die Treppe heruntersprang, der Mutter Hand losliess und sich wieder sorglos auf ihrer Schleife tummelte -- bis jetzt war ja alles so gut gegangen!

Zweites Kapitel.

Der erste Schultag.

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