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Read Ebook: Der Tod des Tizian. Idylle. Zwei Dichtungen by Hofmannsthal Hugo Von

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Ebook has 152 lines and 9353 words, and 4 pages

n in diesem Duft, dem ahnungsvollen, Da wohnt die H?sslichkeit und die Gemeinheit, Und bei den Tieren wohnen dort die Tollen; Und was die Ferne weise dir verh?llt, Ist ekelhaft und tr?b und schal erf?llt Von Wesen, die die Sch?nheit nicht erkennen Und ihre Welt mit unsren Worten nennen ... Denn unsre Wonne oder unsre Pein Hat mit der ihren nur das Wort gemein ... Und liegen wir in tiefem Schlaf befangen, So gleicht der unsre ihrem Schlafe nicht: Da schlafen Purpurbl?ten, goldne Schlangen, Da schl?ft ein Berg, in dem Titanen h?mmern -- Sie aber schlafen, wie die Austern d?mmern.

ANTONIO

halb aufgerichtet

Darum umgeben Gitter, hohe, schlanke, Den Garten, den der Meister liess erbauen, Darum durch ?ppig blumendes Geranke Soll man das Aussen ahnen mehr als schauen.

PARIS

ebenso

Das ist die Lehre der verschlungnen G?nge.

BATISTA

ebenso

Das ist die grosse Kunst des Hintergrundes Und das Geheimnis zweifelhafter Lichter.

TIZIANELLO

mit geschlossenen Augen

Das macht so sch?n die halbverwehten Kl?nge, So sch?n die dunklen Worte toter Dichter Und alle Dinge, denen wir entsagen.

PARIS

Das ist der Zauber auf versunknen Tagen Und ist der Quell des grenzenlosen Sch?nen, Denn wir ersticken, wo wir uns gew?hnen.

Alle verstummen. Pause. Tizianello weint leise vor sich hin.

GIANINO

schmeichelnd

Du darfst dich nicht so trostlos drein versenken, Nicht unaufh?rlich an das eine denken.

TIZIANELLO

traurig l?chelnd

Als ob der Schmerz denn etwas andres w?r Als dieses ewige Dran-denken-m?ssen, Bis es am Ende farblos wird und leer ... So lass mich nur in den Gedanken w?hlen, Denn von den Leiden und von den Gen?ssen Hab l?ngst ich abgestreift das bunte Kleid, Das um sie webt die Unbefangenheit, Und einfach hab ich schon verlernt zu f?hlen.

Pause.

GIANINO

Wo nur Giocondo bleibt?

TIZIANELLO

Lang vor dem Morgen -- Ihr schlieft noch -- schlich er leise durch die Pforte, Auf blasser Stirn den Kuss der Liebessorgen Und auf den Lippen eifers?chtge Worte ...

Pagen tragen zwei Bilder ?ber die B?hne ; die Sch?ler erheben sich und stehen, solange die Bilder vor?bergetragen werden, mit gesenktem Kopf, das Barett in der Hand. Nach einer Pause :

DESIDERIO

Wer lebt nach ihm, ein K?nstler und Lebendger, Im Geiste herrlich und der Dinge B?ndger Und in der Einfalt weise wie das Kind?

ANTONIO

Wer ist, der seiner Weihe freudig traut?

BATISTA

Wer ist, dem nicht vor seinem Wissen graut?

PARIS

Wer will uns sagen, ob wir K?nstler sind?

GIANINO

Er hat den regungslosen Wald belebt: Und wo die braunen Weiher murmelnd liegen Und Efeuranken sich an Buchen schmiegen, Da hat er G?tter in das Nichts gewebt: Den Satyr, der die Syrinx t?nend hebt, Bis alle Dinge in Verlangen schwellen Und Hirten sich den Hirtinnen gesellen ...

BATISTA

Er hat den Wolken, die vor?berschweben, Den wesenlosen, einen Sinn gegeben: Der blassen, weissen schleierhaftes Dehnen Gedeutet in ein blasses, s?sses Sehnen; Der m?chtgen goldumrandet schwarzes Wallen Und runde, graue, die sich lachend ballen, Und rosig silberne, die abends ziehn: Sie haben Seele, haben Sinn durch ihn. Er hat aus Klippen, nackten, fahlen, bleichen, Aus gr?ner Wogen brandend weissem Sch?umen, Aus schwarzer Haine regungslosem Tr?umen Und aus der Trauer blitzgetroffner Eichen Ein Menschliches gemacht, das wir verstehen, Und uns gelehrt, den Geist der Nacht zu sehen.

PARIS

ANTONIO

Was f?r die schlanke Sch?nheit Reigentanz, Was Fackelschein f?r bunten Maskenkranz, Was f?r die Seele, die im Schlafe liegt, Musik, die wogend sie in Rhythmen wiegt, Und was der Spiegel f?r die junge Frau Und f?r die Bl?ten Sonne, licht und lau: Ein Auge, ein harmonisch Element, In dem die Sch?nheit erst sich selbst erkennt -- Das fand Natur in seines Wesens Strahl. >>Erweck uns, mach aus uns ein Bacchanal!<< Rief alles Lebende, das ihn ersehnte Und seinem Blick sich stumm entgegendehnte.

W?hrend Antonio spricht, sind die drei M?dchen leise aus der T?r getreten und zuh?rend stehengeblieben; nur Tizianello, der zerstreut und teilnahmlos abseits rechts steht, scheint sie zu bemerken. Lavinia tr?gt das blonde Haar im Goldnetz und das reiche Kost?m einer venezianischen Patrizierin. Cassandra und Lisa, etwa neunzehn- und siebzehnj?hrig, tragen beide ein einfaches, kaum stilisiertes Peplum aus weissem, anschmiegendem, flutendem Byssus; nackte Arme mit goldenen Schlangenreifen; Sandalen, G?rtel aus Goldstoff. Cassandra ist aschblond, grazi?s. Lisa hat eine gelbe Rosenknospe im schwarzen Haar. Irgend etwas an ihr erinnert ans Knabenhafte, wie irgend etwas an Gianino ans M?dchenhafte erinnert. Hinter ihnen tritt ein Page aus der T?r, der einen getriebenen silbernen Weinkrug und Becher tr?gt.

ANTONIO

Dass uns die fernen B?ume lieblich sind, Die tr?umerischen, dort im Abendwind ...

PARIS

Und dass wir Sch?nheit sehen in der Flucht Der weissen Segel in der blauen Bucht ...

TIZIANELLO

zu den M?dchen, die er mit einer leichten Verbeugung begr?sst hat; alle andern drehen sich um

Und dass wir eures Haares Duft und Schein Und eurer Formen mattes Elfenbein Und goldne G?rtel, die euch weich umwinden, So wie Musik und wie ein Gl?ck empfinden -- Das macht: Er lehrte uns die Dinge sehen ...

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